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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint e Abonnement S'LLLL» Seurk des Amtsaenchts N'lbenstolk -S.2SL tag und Sonnabend. In- " Expedition, bei unfern B°- sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Zeie io Pf und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. — —— »r. Jahrgang. M 108 Donnerstag, den 13. September 1888. Steckbrief. Gegen den aus Kaltofen bei Hainichen gebürtigen Kaufmann Franz Ru- dolph Barthel, zuletzt in Berlin aufhältlich, welcher sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Betrugs verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts-Gesängniß zu Eibenstock abzuliefern. Eibenstock, den 8. September 1888. Königliches Amtsgericht. I. B.: Ass. Häncl, H.-R. Bekanntmachung. Sonntag, den 16. September 1888, früh '/-7 Mr findet Spritzenprobe statt, zu welcher sich die Zugsführcr, Spritzenmeister, Rohrführer und deren Stellvertreter sowie sämmtliche Bedienungsmannschaften der Spritze 5 (Hauptzollamtsspritze) pünktlich im Magazingarten ein zufinden haben. Die Bedienungsmannschaften haben mit dem am linken Oberarm zu tragenden Spritzenzeichen zu erscheinen und es werden Diejenigen, welche das Spritzenzeichen nicht am linken Oberarm tragen, mit 1 Mark Geldstrafe bestraft. Unentschuldigtes oder nicht genügend entschuldigtes Aus bleiben wird mit Geldstrafe bis zu Zehn Mark unnachfichtlich geahndet. Eibenstock, den 11. September 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die professionellen Deut sch c n h e tz c r in Rußland haben neuerdings, da ihnen die korrekte Haltung der Reichsrcgicrung in ihren Beziehungen zu Rußland absolut keine Handhabe für ihre Tendenzen bot, mit besonderem Eifer die Stellung Deutschlands in dem Konflikt des serbischen Herrscherpaares mit hämischer Polemik verfolgt und dadurch versucht, die gläubig an ihren Offen barungen hängenden breiten Volksmassen gegen den deutschen Nachbar möglichst einzunchmeu und heftig zu erregen. Jetzt hält es nun die „Nordd. Allgem. Ztg." für geralhen, dieser neuen Methode der Hetz- avostel energisch zu begegnen. DaS Kanzlerblatt spricht dies in einem Artikel an leitender Stelle aus und motivirt gleichzeitig die Haltung der Reichsre- gicrung gegenüber der schönen serbischen Königin. Romantik und Galanterie taugen nicht zu praktischer Politik und nüchterner Auffassung der realen Beding nisse — das ungefähr ist der wesentliche Inhalt der Ausführung der „Norddeutschen". Wir geben die Auslassung ihrem Wortlaut nach wieder. Es heißt dort: „Die russische Presse in ihren verschiedenen Schattirungen, wie die „Moskowskija Wedomosti", die „Nowosti", der „Dniewnik Warschawski" und die „Nowoje Wremja" haben bis in die neueste Zeit die deutsche Politik wegen ihrer ungalanten und gehässigen Haltung gegen die Königin Natalie von Serbien angegriffen. Es ist Zeit, dieser künstlichen Erregung unfreund licher Stimmung gegen Dcutsckland entgegenzutreten. Zunächst ist es klar, daß eine kräftige Politik nicht dlos von Sentimen talitäten unabhängig sein muß; selbst der christliche Grundsatz, welcher gebietet, seine Feinde zu lieben, und wenn man auf der einen Wange einen Backenstreich erhalten hat, auch die aidere hinzureichen, ist bei der Leitung politischer Angelegen hüten nicht durchführbar. Die Königin von Serbien hat, so lavae sie in Belgrad gewesen ist, sich stets in öffentlichster Webe als Feindin Deutschlands gezeigt und ausgesprochen. Sie Hw. aus ihrer feindseligen Gesinnung gegen das Deutsche Neich in einer, mit ihrer Stellung und den internationalen Rücksicht» ganz unverträglichen Weise kein Hehl gemacht. So hat die deutsche Presse denn auch aus den jüngsten Vor fällen in Wiesbaden Anlaß genommen, eine Thatsache in Er innerung zu rufen, wonach sich im Jahr.' 1886 die Königin Natalie gegen den französischen Marquis de Flers mit den Ausdrücken besonderer Freude über die schamlosen Beleidig ung» ausgesprochen hat, welche in dem berüchtigten Pamphlet ..Sottet« äe Berlin" gegen die Allerhöchsten und Höchsten Berstnen enthalten waren. Es darf ferner daran erinnert werden, daß dieses offene feindselige Verhalten der Königin deutscherseits in Belgrad amtlich zur Sprache gekommen ist, ohne daß die gethanen Schritte von Erfolg begleitet waren. Ungelehrt hat der König von Serbien, soweit sein Einfluß ro.chte, die befreundeten Beziehungen zwischen Deutschland und Serbien vollkommen berücksichtigt und gewürdigt und es tief beklagt, daß er nicht in der Lage war, dem feindseligen Aus- ireten der Königin gegen das befreundete Reich Zügel anzu legen. Unter diesen Umständen ist cS erklärlich, daß das Deutsche Reich und dessen politische Faktoren keinen Anlaß haben, der Königin von Serbien Freundlichkeiten oder gar Unterstützungen zu gewähren, denn in der Politik ist es ein altbewährter Grundsatz, mit gleicher Entschlossenheit der Freund seiner Freunde und der Feind seiner Feinde zu sein. Daß unter den letzteren sich königliche Frauen mit königlichem Titel befinden, ändert hieran nichts ; das pflichtgemäße Gebot der Politik macht es nothwendig, in dieser Hinsicht keinen Unter schied in Geschlecht und Rang eintreten zu lassen. Auch die Kaiserin Eugenie ist seiner Zeit eine der schönsten und liebens würdigsten Frauen gewesen. Es würde aber an Landesver- rath gestreift haben, wenn man diesen Vorzügen eine Ein wirkung aus die Politik Preußens und des deutsches Reichs hätte gestatten wollen." — Das „Armee-Verordnungsblatt" veröffentlicht folgende allerhöchste Kabinetsordre, betreffend die Herausgabe des Exerzierreglements für die Infanterie: „In dankbarem Gedenken an Meines in Gott ruhenden Herrn Vaters Majestät übergebe Ich hiermit der Armee das aus Seiner Anregung hervor gegangene neue Exerzierreglement für die Infanterie. Dasselbe soll neben voller Aufrechterhaltung der alt hergebrachten Zucht und Ordnung der Ausbildung für die Bedürfnisse des Gefechts weiteren Raum schaffen. Der durch Vereinfachung mancher Formen erreichte Vortheil darf nicht dadurch verloren gehen, daß von irgend Jemand zur Erzielung gesteigerter äußerlicher Gleichmäßigkeit oder in anderer Absicht mündliche oder schriftliche Zusätze zu dem Reglement gemacht werden. Es soll vielmehr der für Ausbildung und Anwendung absichtlich gelassene Spielraum nirg ends eine grundsätzliche Beschränkung erfahren. Jeden Verstoß gegen diesen Meinen Willen werde Ich un nachsichtlich durch Verabschiedung ahnden. Im kleb rigen ist jede Zuwiderhandlung gegen die Festsetzung des 1. und 3. Theiles mit Ernst zu rügen, mißver ständliche Auffassung des 2. Theiles dagegen in be lehrender Form zu berichtigen." Berlin, l. Septem ber 1888. Wilhelm. — Uebercinstimmend deuten alle Nachrichten aus unserem Grenzland dahin, daß kaum jemals die Er bitterung unserer westlichen Nachbarn gegen alles Deutsche einen so hohen Grad erreicht und so sehr alle Schichten und Kreise des französischen Volkes erfaßt hat, als dies gegenwärtig der Fall ist. Täglich so zu sagen konstatiren reichsländische Blätter oder erzählen Lothringer, welche jenseits der Grenze zu thun haben, Vorkommnisse, die im Verkehr zwischen civilisirten Völkern als geradezu unwürdige bezeichnet werden müssen. Dem Deutschen gegenüber scheint der Franzose das Gefühl für internationalen Anstanv mehr und mehr zu verlieren. Und nicht nur im Privat- und Geschäftsleben wird die gewöhnlichste und einfachste Wohlanständigkeit außer Acht gelassen, auch über das Verhalten der französischen Behörden in rein dienstlichen Angelegenheiten mehren sich die Kla gen. So macht erst neuerdings wieder ein Fall offen barer Jusnzverweigcrung in reichsländischen Kreisen in unliebsamer Weise von sich reden. ES handelt sich um die Verfolgung eines in Elsaß-Lothringen in Konkurs erklärten Elsaß - Lothringers, welcher mit werthwollem Mobiliar über die Grenze flüchtete. Wie erzählt wird, habe das französische Gericht, dessen Hilfe angegangen wurde, seine Hilfe nicht etwa mo tivirt abgelehnt, sondern seine Mitwirkung einfach mit dem Hinweise auf die bestehende, von Deutsch land selbst gezogene Grenzlinie rundweg mündlich ab geschlagen. — DieUeberschwcmmungcn nehmen in diesem Jahre gar kein Ende. Besonders hart ist Schlesien davon betroffen worden. Zur Zeit steht, wie aus Hirschberg gemeldet wird, das ganze Bobcrgebict hoch unter Wasser und zeigt einen meilcnlangcn See. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag erreichten die Fluchen den Höhepunkt mit 4,r» Meter, von 5 Uhr früh ab war die ganze nördliche nud westliche Vorstadt HirschbcrgS überschwemmt. Seit Sonntag Mitternacht wird langsames Fallen des Bobers ge meldet, auch der Zacken ist zurückgetretcn. Die Ur sache der letzten Ueberschwemmung ist 6-lstündiger Regen im Gebirge. Sächsische Nachrichten. — Dresden. Se. Majestät der König, der wie bereits gemeldet, am 14. nnd 15. September den Hebungen des Gardecorps und 3. Armeecorps bei Müncheberg beiwohnt, kehrt von dort dircct nach Pillnitz zurück. Am 17. September begiebt sich Se. Majestät früh 6 Uhr von Niedersedlitz nach 'Neuen hof, um die Besichtigung der 2. sächs. Division Nr. 24 vorzunehmen. Am 'Nachmittag desselben Tages reist Se. Majestät vom Bayrischen Bahnhofe in Leipzig nach Plauen i. V., um am 18. und 19. Septbr. die 3. sächs. Division 'Nr. 32 zu besichtigen. — Dresden. Am vergangenen Sonnabend ist hier ein 14jähriger Knabe dadurch auf dem linken Ohre taub gewo-rden, daß ein Schulgenosse un erwartet vor demselben ein Kinderpistol mit einem Zündplättchen abgeschossen. Wie sich herauöstellte, war das Trommelfell des linken Ohres zerrissen. — Dresden. Ein seltener Zufall ereignete sich Dienstag früh bei dem ersten von Leisnig hier eintreffcnden Personenzuge. In einem vollbesetzten Wagen 4 Classc fühlte auf der Fahrt zwischen Meißen und 'Neusörnewitz eine Frau ihre Einbindung nahen. Um sie mit nach Coswig zu nehmen, wo ihr am schnellsten die »öthige Hilfe zu Theil werden konnte, placirte man sie aus dem Wagen 4. Claffe in einen leerlaufcnden Wagen 3. Claffe und ließ ihr also mitleidsvoll alle thunlichste Rücksicht angedeihen. In Coswig hatte die Frau jedoch bereits einem Welt bürger das Leben geschenkt und es blieb nichts An deres übrig, als den Wagen ans dieser Station stehen zu lassen. Während die Abhängung des Wagens erfolgte, war aber in der seltsamen Wocheustube — noch ein zweites Kindlein angekommen. — Dresden. Die turnerischen Hebungen der Zöglinge der höheren Schulanstalteu nnd die Turn spiele der Knaben und Mädchen der städtischen Volks schulen haben beim Sedanfcstc die allgemeine Auf merksamkeit erregt und viel Beifall gesunden. Sie haben aber auch eine Frage wiederum auf die Tages ordnung gebracht, die vor einigen Jahren lebhaft ventilirt wurde, nämlich die Vermehrung des Turnunterrichts in unseren städtischen Bürger und Bezirksschulen. In allen diesen Schulen haben die Kinder der ersten vier Klassen je wöchentlich 2 Stunden Turnunterricht; das ist offenbar zu wenig, das ist in der Thal ein geringes Zugeständniß gegen über der in neuerer Zeit immcrmehr betonten Noth- wendigkeit, der körperlichen Entwickelung der Heran wachsenden Jugend eine größere Aufmerksamkeit und Fürsorge zu widmen, als es bisher der Fall war. Bedeutende Autoritäten haben in den letzten Jahren ihre Stimme in die Wagschale gelegt, vor Kurzem erst Prof. llr. 'Nußbaum. Vor Allem bedarf die Schuljugend der großen Städte ein vermehrte« ge regelte« Turnen, am allermeisten in den Winter monaten, vom I. Oct. bi« 1. Mai. Zwar hat bei uns der Gemeinnützige Verein durch die Einführung der Jugcndspiele in dankcnSwcrther Weise einen Aus gleich geschaffen, doch wird diese Einrichtung immer-