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Amts- und Anzeigeblatt für den Semk des Amtsgerichts Eibenstock HMßx tag und Sonnabend. In- 5 l Expedrtron, der unfern Bo- sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Zeile 10 Pf und dessen Umgebung. P°st°nstalten LOS Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. S!i. Jahrgang. Donnerstag, den 30. August 1888. Bekanntmachung. Es ist hier, wie dies auch in andern Parochien bemerkt und abgestellt worden ist, Sitte geworden, auf den Gräbern bunte Glaskugeln auszustcllen. Da die selben aber, ganz abgesehen davon, daß sie sehr leicht zerbrechlich sind, in keiner Weise als ein dem Orte, wo unsere Lieben begraben liegen, angemessener Schmuck zu betrachten sind, so hat der Kirchenvorstanb beschlossen, das Ausstellen solcher Glaskugeln künftighin nicht mehr zu gestatten. Derselbe hat in gleicher Weise bestimmt, diesen Beschluß auch auf die be reits ausgestellten beregtcn Gegenstände anszudehnen und giebt sich der Hoffnung hin, daß dieselben bis Ende September d. I. von den Betreffende» thnnlichst mögen entfernt werden. Eibenstock, den 27. August 1888. Der Kirchenvorstand. Bekanntmachung. Der vielseitig angeregte, auch in der Tagespresse des Oeftern besprochene Wnnsch, daß die evangelischen Kirchen der Sitte der katholischen Kirche gemäß auch während der Wochentage offen gehalten werden möchten, um damit allen denen, die entweder die Kirche besichtigen wollen, oder sich gedrängt fühle», ihre Andacht in derselben zu verrichten, Gelegenheit dazu zu bieten, hat den Kirchen vorstand zu dem Beschlüsse veranlaßt, auch das hiesige Gotteshaus bis auf Weiteres von Vormittags 9 Uhr bis Nachmittags 4 Uhr an dem der Südseite zu gelegenen Haupteingange versuchsweise zu öffnen. Der Kirchenvor stand setzt dabei voraus, daß die Besucher es sich werden angelegen sein lassen, darauf zu sehen, daß jede Beschädigung des Gotteshauses möglichst vermieden werde. Eibenstock, den 28. August 1888. Der Kirchenvorstand. Bekanntmachung. Zum diesjährigen Sedanfeste wird in hiesiger Stadt folgende Feier statt finden : Sonnabend, den 1. September 1«»8, Vormittags um 9 Uhr Schnlaktns im Saale des Schützenhauses, Abends von 6 Uhr ab Zapfenstreich, > ausgeführt vom Sonntag, d. 2. Septbr., früh 6 Uhr Weckruf,« Stadnnusikckor. Vormittags von 11 Uhr ab Festgeläute. Die städtischen Gebäude werden beflaggt sein und es wird die Bürgerschaft ersucht, auch ihrerseits die Häuser mit Fahnen und auf sonst geeignete Weise zu schmücken. Eibenstock, den 25. August 1888. Der S1 ndtra'th. Löscher» Bürgermeister. Kl. Bekanntmachung. Es ist mehrfach die Wahrnehmung zu machen gewesen, daß in letzterer Zeit die vorgekommencn Wohnungsveränderungen nicht zur Anzeige gebracht worden sind. Da nun in allernächster Zeit eine allgemeine Revision des gesammten Melde wesens stattfinden wird, so nimmt der unterzeichnete Stadtrath hiermit Veran lassung, sämmtliche Einwohner auf das Regulativ, die polizeiliche An- und Abmeldung der Einwohner und Fremden in der Stadt Eibenstock betr., vom 8. November 1883, mir dem Bemerke» aufmerksam zu macken, daß nach diesem Regulativ jede Veränderung in den Aufenthaltsvcr- hältnissen eines Einwohners — Anzug, Fortzug, Umzug — zu Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 10 Mark bez. entsprechender Haftstrafe binnen drei Tagen an Rathsstelle anzuzeigen ist. Sofern vorgekommene Veränderungen in den Aufenthaltsverhältnisseii noch nicht zur Anzeige gekommen sein sollten, werden die Meldepflichtigen hiermit auf gefordert, das Versäumte alsbald nachzuholen, widrigenfalls die bei der allgemeinen Revision vorgefundenen Unregelmäßigkeiten mit den zu Gebote stehenden Strafen geahndet werde» müßten. — Eibenstock, den 28. August 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Französische und italienische Flotten Manöver. Die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts im Mittel ländischen Meere ist eine Lebensbedingung für Italien und zugleich eine sehr wichtige Angelegenheit für Oesterreich, welches diejenige europäische Großmacht ist, welche den geringsten Küstenbesitz hat. In Frankreich besteht seit den Zeiten Karls X. die Devise: „Das Mittelmeer ein französischer See". Die unter Louis Philipp befestigte Eroberung von Algerien und die noch unter Gambetta begonnene „Aktion gegen die räuberischen KrumirS", woran sich die Errichtung der französischen Schutzhcrrschaft über Tunis knüpfte, haben diese Devise der Verwirklichung näher gebracht. Auck das Protektorat Frankreichs über die Christen in Mesopotamien und am Libanon, sowie der mit französischem Gelde hergestellte Suez-- kanal, den noch die stolze Kaiserin Eugcnie feierlich einwcihte, waren Etappen auf dein Wege zur Vor herrschaft Frankreichs im Mittclmeerc. Inzwischen hat jedoch Frankreich auf dem Wege zum Ziele mehreremale den Anschluß versäumt. Eng land, das den Schlüssel des Mittelmceres, Gibraltar, und dazu eine feste Schildwacht in der Mitte, Malta, besitzt, hat den Suezkanal nicht auf dem Wege der Gewalt und nicht auf dem der Diplomatie, sondern auf dem viel einfacheren des Aktienankaufs an sich gebracht nnd sich zudem in jenem Lande militärisch festgcnistet, durch welches der Suezkanal gegraben ist, in Egypten. Außerdem hat es von der Pforte die in der Nähe des nördlichen Kanaleinganges liegende Insel Cypern „in Verwaltung" erhalten. Damit aber nicht genug: So lange Italien nur ein geo graphischer Begriff war, spielte es politisch keine hervorragende Rolle; seitdem cS aber ein Einzclstaat geworden, ist es schnell in die Reihe der Großstaatcn emporgerückt und hat sich eine sehr respektable Flotte zugelegt, welche ihm den erfolgreichen Mitbewerb um die Herrschaft im Mittelmeere gestattet. Für Frankreich ist dieser Mitbewerb höchst fatal; ist cS doch sowieso auf Italien schlecht zu sprechen, weil diese« sich den mitteleuropäischen Friedensmächten angeschlossen und von der Bevormundung Frankreichs gänzlich losgesagt hat. Um nun den Italienern ihren ganzen Unwillen fühlen zu lassen, hatte die französische Regierung eine umfangreiche Mobilisirung ihre« Mit- tclmeergcschwaders angcordnct und dieses Geschwader noch durch acht große Panzerschiffe verstärkt. Als indirekte Antwort darauf hatte auch Italien seine Flotte zusammengezogen, wobei nur der Umstand einigermaßen beruhigend wirkte, daß beide große Ge schwader etwa 600 Seemeilen von einander entfernt manövrirten. Wären die Beziehungen zwischen Frankreich und Italien nicht gespannte, so würde man diesen gleich zeitigen Manöver» keine Bedeutung bcimessen. In der neueren Zeit aber hat sich die Praxis herausgc- bildet, daß solche Machtcntfaltung immer dann statt findet, wenn die nachbarlichen Verhältnisse stark ge trübt sind. In dieser Beziehung braucht nur an die „Truppenverschiebungen" an den Grenzen Deutsch lands, Oesterreichs nnd Rußlands erinnert zu werden. ES liegt auf der Hand, daß aus solchen Maßregeln leicht Mißverständnisse entspringen können. Nannte man doch auch in Deutschland und Oesterreich die russischen Truppcnschübe mit andern Namen, nämlich „russische Rüstungen". Und in ähnlicker Lage be finden sich heute Frankreich und Italien einander gegenüber. Sie haben wegen Massauah's Noten ge wechselt, die nicht gerade Muster diplomatischer Höflich keit sind; sie haben diese Noten veröffentlicht nnd jeder thnt, was irgend in seinen Kräften steht, um dein lieben Nachbar Knüttel zwischen die Beine zu werfen. Die Flotten werden nach beendetem Manöver wieder auscinandergehcn; der größte Theil der italien ischen ist bereits wieder südwärts abgcsegelt. Man hat sich gegenseitig die Zähne gezeigt und damit wird'S gut sein. Es kann sein, daß die äußerlich zwecklose Demonstration nothwendig war, weil cs die politische Mode erheischt. In frühere» Zeiten wäre die Welt davon beunruhigt worden; heute denkt man ruhiger darüber, denn heute ist ein Krieg in Europa zwischen nur zwei Nationen nicht denkbar; der Krieg würde ein allgemeiner werde» und es ist keine Nation thöricht genug, um einen solchen heranszubeschwören. Uagesgeschichle. — Deutschland. Nach den nunmehr getroffe nen vorläufigen Bestimmungen wird Kaiser Wil helm seine nächste größere Reise am 26. September anireten. Der Kaiser wird zunächst dem König von Württemberg in Stuttgart, ferner seinem Oheim, dem Großherzog von Baden, in Karlsruhe, sodann dem Prinz-Regenten von Bayern in München seinen Besuch machen. Bon dort aus geht die Reise über die Alpen nach RoM nnd Neapel; der Aufenthalt in Italien wird 10 bis 12 Tage währe». Die Rück reise geht über Venedig nach Wien. Es heißt auch, daß Kaiser Wilhelm als Gast des Kaisers Franz Jo seph an den Jagden in Steiermark theilnehmen werde. Zum Geburtstage der Kaiserin Augusta Viktoria (22. Oktober) wird der Kaiser wieder in Berlin sein. — Die Verleihung des thüringischen Ulanenregi- mcntS Nr. 6 an den König von Dänemark kann als Beweis dafür gelten, vaß der König geneigt ist, in ein wohlwollendes Verhältniß zu Deutschland zu treten, dessen Machtstellung in Europa auch der gegnerischen Strömung in Dänemark gegenüber wuchtig in die Erscheinung trat, dessen konservative nnd darum friedcncrhaltende Prinzipien nach und nach aber alle dem Frieden geneigten Mächte seiner Politik zuführt. — In diesem Jahre des Unheils 1888 ist man in verschiedenen Kreisen in Zweifel gewesen, ob der Sedantag zu feiern sei oder nickt; die letztere Ansicht findet ihre Vertreter in den Kreisen, welche 1888 als ein außerordentliches Trauerjahr von jeder Festfeier freigchalten wissen wollen. In der That ließe sich streiten, wie cs mit der Scdanfeier in diesem Jahre am besten zu halten sei. Die „Parole", das Organ des deutschen Kricgerbundcs, hat viele An fragen aus Kriegcrkreisen erhalten, ob und wie Sedan 1888 zu feiern sei und hebt nun hervor, daß Kaiser Wilhelm II. den Sedamag zu ehren gedenke, denn die übliche Parade am 2. September sei nur nicht abbestellt, sondern werde mit großem Glanze abge halten werden. Der Kaiser zeige eben, so sehr sein zärtliches Herz den Verlust des Vaters und Groß vater« empfinde, daß er die Pflickten des Hcrrschcr- amtS und die Anforderungen der Zeit zu vereinen