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Amts- Md Anzeigeblatt für den Erscheint . . „ . -Ne . 1 < ^.1 a Abonnement LLL-- tZnirk des Amtsgerichts Libcnttock WZZZ sertionSprcis: die kleinsp. ten, sowie bei allen RerchS- Zeile 10 Pf und dessen Amgeöung. P°,.°nstalten 8«. Verantwortlicher Redactcur: E. Hannebohn in Eibenstock. AL. -a-rgang. Dienstag, den 24. Juli 1888. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die Schilderungen über die Aufnahme Kaiser Wilhelms auf russi schem Boden konstatiren übereinstimmend den überaus herzlichen Charakter derselben, nicht nur Seitens der kaiserlich russischen Familie, sondern auch der aus nah und fern zusammengcströmten Volksmassen. Kai ser Wilhelm bildete im Verein mit Kaiser Alexander den Ziel- und Mittelpunkt ununterbrochener Ova tionen, und alles läßt erkennen, daß sein Erscheinen am russischen Hoflager einen tiefen und nachhaltigen Eindruck auf das Herz des russischen Volkes hervor gebracht hat. Die zahlreichen glänzenden Festveran staltungen zu Ehren Kaiser Wilhelms machten einen geradezu großartigen Eindruck. Der Verkehr zwischen Herrn v. Giers und dem Grafen Herbert Bismarck war ein sehr lebhafter. Die Aussicht, daß der Kaiser besuch in Petersburg den allgemeinen Friedensinter essen in der wirksamsten Weise dient, ist fast zur Ge wißheit geworden. — Kaiser Wilhelm hat einen pracht vollen Kranz auf dem Grabe des ermordeten Kaisers Alexander ll niedergelegt. — Große Begeisterung erregte es, als Kaiser Wilhelm bei der Truppenschau den grüßenden Zuruf der Soldaten in r u s fisch er Sprache erwiderte. Kaiser Wilhelm gedenkt erst am Dienstag Morgen aus Peterhof abzureisen, um sich von dort nach Stockholm zu begeben. — Berlin. Die „Nordd. Allg." wendet sich heute gegen das Hauptorgan der orleanistischen Partei in Paris, den „Soleil", welcher die „Reise des deutschen Kaisers nach Petersburg als letzte deutsche Anstrengung, Rußland zu versöhnen, bezeichnet und gesagt hatte, mit der Reise habe man in Berlin offen eingestanden, daß Rußland allein über Krieg und Frieden in Europa zu gebieten habe. Ruß land werde wahrscheinlich die Absetzung des Cobur gers fordern, und Deutschland werde dazu zweifels ohne seine Zustimmung geben, unter Bedingungen jedoch, die dem Kaiser von Rußland nicht gefallen und ihn in dem Entschlüsse nur befestigen würden, Deutschland keinerlei Zugeständnisse zu machen. Die „Norddeutsche" erwidert, der „Soleil", als Organ der monarchischen Zukunft in Frankreich, sollte wissen, daß die Entfernung des Prinzen von Coburg schon langst eine Forderung nicht bloS Rußlands, sondern auch Deutschlands war. Bon einer Zustimmung Deutschlands sei hier gar nicht die Rede, denn die deutsche Politik habe von Anfang an im Sinne des Berliner Vertrags gegen das Coburger Abenteuer protestirt und an dieses Verfahren niemals eine Be dingung Rußland gegenüber geknüpft. Der Berliner Vertrag sei, wenn für irgend Jemand, für Deutsch land, welches demselben präsidirt habe, ein bindendes Abkommen, und die Coburg'sche Occupation stehe mit den Grundsätzen desselben im Widerspruch. — Welch' bedeutenden Einfluß der Entschluß Kai ser Wilhelms, auf seiner Rückkehr von Petersburg die Höfe der skandinavischen Königreiche zu besuchen, auf die Beziehungen jener Ander, die sonst dem stammverwandten Deutscbthum, wenn nicht gerade feindselig, so doch stark mißtrauisch gegenüber standen, zu Deutschland erfreulicher Weise haben wird, lassen uns Berichte erkennen, die aus Stockholm und Kopenhagen vorliegen. Es ist zu konstatiren, daß in Schweden-Norwegen wie Dänemark ein völliger Um schwung in der Meinung der Bevölkerung Deutsch land gegenüber im Angesicht der Ankunft unseres Kaisers, eingetreten ist. So schreibt man aus Stock- holm: „Der Empfang Kaiser Wilhelms dürste hier überaus feierlich und herzlich werden, nicht nur der offizielle von feiten des verwandten schwe disch - norwegischen Königshauses, sondern auch sei tens der Bevölkerung. Die Zuneigung und Freund schaft unseres König« zum deutschen Kaiserhause und Deutschen Reiche hat sich auch auf das schwe dische Volk übertragen und noch nie zuvor dürften die diesseitigen Sympathien für Deutschland eine bessere Förderung erfahren haben, als unter dem jetzigen Chef unseres StaatSministcrium« und Freunde unseres Königs, Freiherrn von Bildt. Unter solchen Umständen wird die schwedisch-deutsche Freundschaft durch den Kaiscrbesuch eine um so stärkere Kräftigung erfahren." In Dänemark, das seit 1864 natürliche Ur sachen hat, uns zu grollen, hat die deutsche Be theiligung au der Kopenhagener Ausstellung diesen Umschwung wesentlich vorbereitet. Nicht wenig hat auch die unbeschreiblich tiefe Wirkung, welche die deutsche Dichtung durch die Interpretation deutscher Scbauspicler im Dagmar-Theater zu Kopenhagen aus alle Schichten der Bevölkerung ausgeübt hat, dazu beigetragen. In Veranlassung dieses .Gast spieles pflanzte Holger Drachmann, der volksthüm- lichste und bedeutendste dänische Dichter, in der amt lichen „Berlingske Tidende" sein ästhetisches Banner unter enthusiastischen Worten bei der deutschen Kunst auf. . . . Der friedliche Einzug Kaiser Wilhelms in Kopenhagen wird das Bersöhnungswcrk vollende». Wir haben alle Ursache dieser Thatsache uns zu freuen, denn cs ist nicht so lange her, unserm Gc- dächtniß entschwunden zu sein, daß das deutsche Volk das Recht hatte sich das „bestgehaßte" zu nennen. Allmählig ist cs anders geworden. Das Vertrauen zu Deutschlands Friedenswillen ist mehr und mehr erstarkt, und wenn Zweifel darüber bestanden, so suchten sie ihren Halt in dem Hinweis auf den militärischen Geist des jungen deutschen Kaisers. Daß Kaiser Wilhelm es erreicht, in kurzer Zeit all diese Zweifel in das Gegentheil zu kehren, ist ein Erfolg seines frcimüthigen Handelns, wie er schneller nicht gehofft werden konnte. — Unglücksfall auf dem Kaisergeschwader. Die Berliner Sonntagszügler nach Swinemünde waren am verflossenen Sonntage Zeugen eines ernsten see männischen Schauspiels. Als die Molen Swinemündcs von Besuchern am reichsten belebt waren, kam der Aviso „Blitz" vom Kaiser-Geschwader mit Flagge auf Halbmast in Sicht. Die 'Neugier, was das Trauer zeichen zu bedeuten habe, war auf's Höchste gespannt; der „Blitz" legte an, und gleich darauf verließ ein Trauer-Kondukt, von einem Seeoffizier geführt, das Schiff. Unter der Äriegsflagge schlummerte ein junges Leben, ein Freiwilliger vom Panzerschiff Friedrich der Große, das zu dem Kaisergeleit gehörte. Gleich am ersten Tage der Kaiserfahrt war der junge Mann aus den Wanten auf Deck gestürzt und todt liegen geblieben, er hatte das Genick gebrochen. Die Leiche wurde vom „Blitz" aus an das Swinemünder Laza- rcth abgeliefert, dann stach der Aviso wieder in See. Dienstag bestattete den Tobten ein Kommando vom Schulschiff Luise zur letzten Ruhe. — Hagenau. Auf dem Sch lacht selbe von Wörth wird, wie seinerzeit berichtet, ein großes Denkmal für alle dort gefallenen Bay ern errichtet. Es lag in der Absicht, dasselbe am Jahrestage der Schlacht — 6. August — in diesem Jahre cinzuweihcn, und sollte diese Feier eine groß artige werden, da Deputationen aller derjenigen Trup- pcnthcilc daran theilnehmen sollten, die dort gekämpft; außerdem hatte» sich eine große Anzahl süddeutscher und anderer Kriegervereine dazu angemcldet, und auch der Prinzregent von Bayern hatte sein Er scheinen zugcsagt Die Fundamente sind bereits längere Zeit fertig, doch wird der Guß des Ober baues nicht, mehr fertig bis zu diesem Tage, und eS ist nun die Enthüllungsfeier um ein Jahr verschoben worden. — Bulgarien. Die Sachen des Prinzen Ferdinand scheinen nicht mehr ganz gut zu stehen. Minister Stambulow, von dem in Bulgarien so gut wie alles abhängt, scheint sich mit den Russenfreunben Karawelow und Zankow vertragen zu wellen. Der Prinz ist bereits am Sonntag wieder in Sofia ein getroffen. Ob er seine Stellung durch die von seiner Mutter geplante Errichtung einer Brauerei von bay rischem Bier in Sofia befestigen wird, läßt sich erst sagen, nachdem die Bulgaren das neue Bräu gekostet haben werden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Das „Chemnitzer Tageblatt" vom 23. Juli enthält folgende Notiz: „Eibenstock, 19. Juli. Im hiesigen Krankenhause starb dieser Tage ein altes Mütterchen wegen „unzulänglicher Ernährung". Man hatte sie halbverhungert in ihrer Wohnung aufgefunden und in das Krankenhaus ge bracht. Jetzt hat man in ihrem durch und durch verschmutzten Hause 56,000 M. gefunden und zwar 21,000 Ak. baares Geld, für 14,000 M. Staatspapiere und 21,000 M. in Sparkassenbüchern." — Soweit die Nachricht des oben genannten Blattes. Hierzu haben wir zu erwähnen, daß in hiesiger Stadt Nie mandem etwas Aehnliches bekannt ist und im städt ischen Krankenhause weder eine Aufnahme noch ein Todesfall eines alten reichen Mütterchen stattgefun den hat. Es liegt hier jedenfalls eine Mystifikation oder eine Ortsnamenverwechslung feiten des „CH. Tgbl." vor. — Dresden. Man glaubt, daß unsere König!. Majestäten sich nochmals nach Stockholm zurllckbcgc- ben werden, um daselbst die Ankunft Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm abzuwartcn. — Dresden. Den auf ihrem Uebungsplatze bei Pieschen manöverirenden Pionieren ist am Freitag Morgen nach 9 Uhr ein schwerer Unfall zugestoßen. Eine Anzahl Mannschaften war damit beschäftigt, Schießbaumwolle in Glasröhren zu brin gen, als plötzlich eine derselben mit dounerähnlichem Knall explodirte und hierbei ein Vicefeldwcbcl, 2 Un teroffiziere, 2 Gefreite und 2 Einjahrig-Freiwillige zum Theil schwer verletzt wurden. Namentlich sollen bei dem einen Unteroffizier schwere Verletzungen durch Eindringen von Glassplitter in die Schulter entstan den sein. Außer den Verwundungen durch Glas splitter haben die Mehrzahl der Verunglückten Brand wunden davongetragen. Die Ursache der Explosion ist noch nicht ermittelt, doch dürfte dieselbe nicht durch Unvorsichtigkeit entstanden sein, vielmehr ist die Annahme nicht unberechtigt, daß die gegenwärtigen Witterungs verhältnisse von Einfluß gewesen sind. Die Ver wundeten wurden'in zwei Droschken nach dem Gar- nisonlazarcth übergeführt; Lebensgefahr scheint für keinen derselben vorzuliegen. — Dresden. Wie neuerlich zuverlässig verlautet, werden die diesjährigen Herb st Übung en unseres sächsischen Armeecorps, welche bekanntlich bei Chemnitz stattfinden sollten und in den Vorarbeiten hierzu seit längerer Zeit fertiggcstcllt waren, weder in der gedachten Gegend noch in dem geplanten Um fange abgehalten werden. Mit dieser plötzlichen Ab änderung längst getroffener Maßnahmen kennzeichnet sich ein hoher, fürsorglicher Sinn unserer Militär verwaltung. Es sind, wie eS heißt, von ärztlicher Seite wegen der in Chemnitz und seiner Umgebung vorübergegangencn Typhus-Epidemie gegen eine solche Anhäufung von Truppen, wie sie ein allgemeines Manöver in großem Verbände mit sich bringt, Be denken erhoben worden, welche gerechte Würdigung an den maßgebenden Stellen gefunden haben. Es wird demnach die Zusammenziehung der drei Divi sionen, welche mit zweitägigen Hebungen im Armee corps, unter Heranziehung auch der Untcroffizierschule von Marienberg, sowie großer Parade, zu welcher das Gelände von RöhrSdorf und Umgebung in Aus sicht genommen war, schließen sollte, in Wegfall kom men und sollen die Divisionen des Corps einzeln in sich ihre kriegsmäßigen Hebungen abhalten. Die eine Division wird im Bogtlandc, wo Plauen zum Hauptmanövcrpunkt bestimmt worden, eine Division in der Lausitz, speziell in der Zittauer Gegend, und die dritte der sächsischen Divisionen in der Ebene zwischen Leipzig und Wurzen manöveriren. Die Umgebung von Chemnitz wird also nun völlig von Truppenbelegungen verschont bleiben; alle diesbezüg lichen Vorbereitungen sind somit hinfällig geworden. Die TyphuS-Epidemic in Chemnitz ist übrigens schon längere Zeit als erloschen zu betrachten; nur ganz vereinzelte Krankheitsfälle kommen in der weiteren Umgebung der Stadt vor und ist die Maßnahme der Verlegung der Herbstübungen nur infolge außerordent licher Vorsicht getroffen. — Plauen. Die nunmehr beendete zweite Wanderversammlung des „Bogtländisch-crzge-