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Amts- uud Anzeigeblatt für den MZ-- Wrk des Amtsgerichts Eibenstock sertionSprei«: die kl'einsp. . , _ ten, sowie bei allen Reichs- Zeile 10 Pf und dessen Amgevung. P-stanstalten Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. zs. Aastrgan«. — M VS. Donnerstag, den 28. Jini 1888. Bekanntmachung. Die nächste Aufnahme von Zöglingen in die Königliche Unteroffizier-Schule zu Marienberg soll am 1. October diese« Jahre« stattfinden. Die Anmeldungen hierzu haben im Laufe de« Monat« Juli durch persön liche Vorstellung de« Aspiranten bei dem BezirkS-Commando seine« Aufenthalts ort« oder bei dem Commando der Unteroffizier-Schule zu erfolgen, bei welchen Behörden auch da« Nähere bezüglich der Aufnahme-Bedingungen rc. zu erfahren ist. Bemerkt wird noch, daß die betreffenden Aspiranten mindesten« 14 Jahre alt und confirmirt sein müssen, bezw. da« 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben dürfen und daß die gesammte Erziehung der Zöglinge in der Unteroffizier-Schule unentgeltlich geschieht. Dresden, den 20. Juni 1888. Kriegs-Ministerium. vo» Kadri«. Beyer. KonkurAverfahrcn. lieber da« Vermögen de« Kaufmann« U lllivlm in Eibenstock wird heute am 26. Juni 1888, Vormittags ^11 Uhr da« Konkurs verfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Landrock in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. KonkurSforderungcn sind bis zum 25. August 1888 bei dem Gerichte anzumelden. ES wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles, über die in Z 120 der KonkurSordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 13. Juki 1888, Vormittags 10 Uhr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 21. September 1888, Vormittags 10 MHr — vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nicht« an den Gc- meinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie au» der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bi« zum 13. Juli 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eibenstock, am 26. Juni 1888. (gez.) Peschke. Bekannt gemacht durch: Gruh le, Gerichtsschreiber. Gras-Vcrsteigcrung. Die diesjährige GraSnutzung auf den Kunstwiesen de« Schiinhkider StaatS- forstrevier« lit. m u o am Silberbach soll am Mittwoch, den 4. Juli 1888 gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Zusammenkunft: Bormittags s Uhr bei der Bahnstation Wilzschhau». i Königl. Obersorslmeisterei, Verwaltung der Kunstwiesen und Forstrentamt Eibenstock, am 27. Juni 1888. Beyreuther. Gläsel. Wolfframm. Hagesgeschichle. — Deutschland. Nach der feierlichen Eröff nung de« Reichstage« im Weißen Saale des Kgl. Schlosses zu Berlin trat der Reichstag um ^4 Uhr zu einer Sitzung zusammen. Der frühere Präsident von Wedell-PieSdorff eröffnete dieselbe mit folgender Ansprache: .Meine Herren, auf Grund de« § 1 unserer Geschäftsordnung übernehme ich den Vorsitz der heutigen Sitzung und eröffne dieselbe hiermit. Bevor wir aber in unsere Geschäfte eintreten, dürfte e« wohl unser Aller Bedürfnis entsprechen, wenn ich den Gefühlen, die un» in diesem Augenblick bewegen, mit einigen Worten Ausdruck zu geben suche. Wir stehen innerhalb weniger Monate in tiefer Trauer zum zweiten Male am Grabe unsere» Kaisers. Auf Kaiser Friedrich war die Hoffnung de« deutschen Volke« gestellt; jetzt liegt er in der Gruft nach einer Regierung von wenigen Monaten. Selten wohl hat ein edler Fürst ein so traurige« Geschick gehabt, selten wohl sind die Hoffnungen eine« treuen Volke« so bitter zerstört worden. Seit langen Jahren haben wir mit Stolz und mit Bewunderung auf die ritter liche Gestalt unseres Kronprinzen geblickt, eingedenk der Thaten, die er einst für Deutschland vollbracht hatte und voll Dankbarkeit für da« warme Herz, da« in seiner Brust für Deutschland schlug. Aber größer denn je war unsere Bewunderung für ihn in der kurzen Zeit, während welcher wir ihn unfern Kaiser nennen durften; wo wir sahen, wie er da« schwere Leid, welches Gotte« Hand ihm auserlegt hatte, mit einem Heldenmuth ertrug, der die Tapferkeit, die er einst auf dem Schlachtfeld« gezeigt hatte, weit in den Schatten stellt. Meine Herren! In dem deutschen Volke brennt da« Verlangen, Kaiser Friedrich über da« Grab hinaus seine Dankbarkeit zu bezeigen für da«, wa« er zum Heile Deutschland« gethan und ge wollt hat. (Beifall). Da« deutsche Volk wird diese Schuld der Dankbarkeit dadurch abtragen, daß e« in unerschütterlicher Treue zu Kaiser Friedrich« erhabe nem Sohne und Erben steht (lebhafter Beifall), zu unsere« jetzt regierenden Kaiser« Majestät. Die Worte, welche Allerhöchstderselbe heute an un« gerichtet hat, werden'überall in Deutschland freudigen Wiederhall finden (Beifall); die Herzen de« deutschen Volke« schlagen ihm vertrauensvoll entgegen (Beifall). Möge Gott ihm seinen Schutz und seinen Segen verleihen (Beifall). Lassen Sie un« unseren Gefühlen dadurch Auldruck geben, daß wir den Ruf, den wir heute in feierlicher Stunde erschallen ließen, nochmal« wieder holen: Se. Majestät der Deutsche Kaiser und König von Preußen lebe hoch!" — Da« Hau« stimmte drei mal begeistert in diesen Ruf ein. Sodann wurde durch Namensaufruf konstatirt, daß 312 Abgeordnete anwesend waren. Auf Vorschlag de« Abg. I)r. Windt- horst wurden durch Akklamation die früheren Präsi denten bezw. Vizepräsidenten, die Abg. von Wedell- PieSdorff, l)r. Buhl und von Unruhe - Bomst, sowie die früheren Schriftführer wiedergewählt. Damit war der Reichstag konstituirt. Auf Antrag de« Präsiden ten von Wevell-PieSdorff beschloß da« Hau«, die heute im Weißen Saale vernommene Thronrede durch eine Adresse zu beantworten und beauftragte den Prä sidenten, den Entwurf zu einer solchen dem Reichstage zu unterbreiten. Ferner wurde das Präsidium be auftragt, der Kaiserin und den Kaiserin - Wittwen Viktoria und Augusta die tiefgefühlte Theilnahme de« Reichstage« an dem Verlust, der sie betroffen, auSzu- drücken. — Die in der Sitzung am Dienstag dem Reichs tage durch den Präsidenten vorgelegte Adresse an Se. Maj. den Kaiser hat folgenden Wortlaut: Allerdurchlauchtigster Großmächtigster Kaiser und König, Allergnädigster Kaiser, König und Herr! In bitterem Schmerze trauert mit Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät der deutsche Reichstag um den Leimgang Seiner Majestät des Kaisers Friedrich. Das deutsche Volk lebte der Zuversicht, daß in Seiner Hand das Werk, welches Seine Majestät der unvergeßliche Kaiser Wilhelm begründet hat, sicher bewahrt, daß unter Seiner weisen Leitung Deutschlands Wohl in friedlicher Arbeit, zu herrlicher Entwickelung geführt werben würde. Gott hat cs anders beschlossen. Nach einer Regierung von wenigen Mo naten mußten wir unseren geliebten Kaiserlichen Herr» ins Grab sinken sehen. Die schönen Hoffnungen, welche auf Ihn gestellt waren, sind dahin, aber Sein Andenken wird in den Herzen des deutschen Volkes fortlcbcn, das leuchtende Vorbild, welches Er durch hingebende Pflichttreue in schwerer Zeit, durch Heldenmuth im Handeln und im Dulden gegeben hat, wird nimmermehr vergessen werden, wird noch auf kommende Geschlechter eine mächtige Wirkung üben. Mit hoher Freude und innigem Dank haben wir aus Eurer Majestät Munde vernommen, daß Allerhöchstdieselben entschlossen sind, die Wege zu wandeln, aus welchen Seine in Gott ruhende Majestät, der Kaiser Wilhelm, da« Vertrauen Seiner Bundesgenossen, die Liebe des deutschen Volkes und die wohlwollende Anerkennung den Auslandes gewonnen hat. Eure Majestät wollen die Reichsverfassung unverbrüchlich wahren, die Gesetzgebung zum Wohle Deutschlands, insbesondere zum Schutze der Schwachen und Bedrängten ausbauen. Recht und Gesetz schirmen und aufrecht erhalten. Der Reickstag ist bereit. Eure Majestät in der Ausführ ung dieses Willens mit aller Kraft zu unterstützen, er hofft, daß der Allmächtige zu seiner Arbeit das Gelingen geben werde. Eure Majestät sind entschlossen, gestützt aus bewährte Bündnisse und Beziehungen, den Frieden ausrecht zu erhalten, so lange der Krieg nicht eine uns auigedrungene Nothwendig- keit ist. Uni den Frieden zu sichern und, wenn er dennoch gestört werden sollte, ihn mit Ehren zu erkämpfen, wollen Eure Majestät die Schlagfertigkeit unseres Heeres erhalten und Pflegen. Der deutsche Reichstag zollt dieser erhabenen Kundgebung Eurer Majestät seinen vollen Beifall. Wir werden kein Lpfer scheuen, welches zur Sicherung unseres Vaterlandes nöthig ist, wie wir einmüthig bewilligt haben, was unser hochseliger Kaiser Wilhelm von uns forderte, um den Frieden Deutschlands zu bewahren. Wir hegen aber das Vertrauen, daß der Friede des mit seinem Kaiser und den verbündeten Regierungen fest geeinten deutschen Volkes von Niemand gestört iverden lvird. Möge es Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät beschieden sein, unserem Vaterlande eine lange Zeit ungetrübten Glückes zu bringen. Möge Gott Eurer Majestät und dem Kaiserlichen Hause Seinen gnädigen Schutz verleihen, möge Er unser deutsches Vaterland segnen und behüten. In tiefster Ehrfurcht verharrt, Eurer Kaiserlichen u. Königlichen Majestät Allerunterthäniglter Der deutsche Reichstag. Berlin, den SS. Juni 1888. In der nunmehr vom Präsidenten eröffneten Dis kussion nahm Niemand da« Wort, und gelangte vor stehende Adresse einstimmig zur Annahme. Hierauf erfolgte lt. kaiserlicher Botschaft der Schluß der gegen wärtigen Sitzungen de« Reichstages. — Ueber die Feierlichkeit der Reichstags- Eröffnung am vergangenen Montag sei noch folgen de« erwähnt: Zu Ehren des Reichs und zu Ehren der BundeSsürsten wurde der ganze Pomp entfaltet, über welchen die preußische Krone gebietet. Um zwölf Uhr zog der Kaiser mit großem Gefolge durch den Weißen Saal, um sich nach der Schloßkapelle zu be geben. Nach Beendigung de» Gottesdienste» passirte der Zug abermals den Saal. Darauf versammelten sich die ReichStag-abgeordneten. Die Uniformen, von denen die denkbar mannigfachsten vertreten waren, überwogen. Dann nahm der BundeSrath unter Führ ung de» Fürsten Bismarck Aufstellung. Als die Versammlung sich geordnet hatte, zeigte die» der Reichskanzler dem Kaiser an, worauf der Kaiser unter großem Vortritt in den Saal trat. Der Kaiser sowie die übrigen Ritter des Schwarzen Adler-Orden» trugen langwallende purpursammetne Ordensmäntel über die Uniform, wa« dem Zuge einen majestätischen Anblick verlieh. Neben dem Kaiser schritten der König von Sachsen und der Prinzregent von Bayern. Darauf folgten die übrigen deutschen Fürsten und Mitglieder der deutschen Fürstenhäuser. ReichStagSpräsident v. Wedell brachte ein dreifache« Hoch auf den Kaiser und die Bundesfürsten au«. Bevor der Kaiser den Thron bestieg, trat in tiefe Trauer gehüllt die Kaiserin mit dem kleinen Kronprinzen Wilhelm ein, der die