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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr.llnterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. öezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Amgevung. M SS L888 Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 35. Jahrgang. Sonnabend, den 12. Mai Beklinntmachnna. Sonntag, de« 13. Mai 1888, früh 7 Uhr findet Spritzenprobe statt, zu welcher sich die ZugSführer, Spritzenmeister, Rohrführer und deren Stellver treter, sowie sämmtliche Bedienungsmannschaften der städtischen Spritzen 1 «nd 2 Pünktlich im Magazingarten einzufinden haben. Die Bedienungsmannschaften haben mit dem am linken Oberarm zu tragenden Spritzenzeichen zu erscheinen. Unentschuldigte» oder nicht genügend entschuldigtes Ausbleiben wird mit Geldstrafe von Einer Mark oder einen Tag Haft bestraft. Eibenstock, den 11. Mai 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Bekanntmachung. ES wird hiermit bekannt gemacht, daß die Beerdignngsfrierlichkciten bei den Begräbnissen II. Classe (Abdankungen) auf dem Friedhöfe an Wochentagen um 12 Uhr und an Sonn- und Festtagen um '/z2 Uhr beginnen sollen und daß, um ein pünktlicheres Eintreffen der Leichenconducte auf dem Friedhöfe zu erzielen, das vorhergehende Lauten in der Zeit von 2/ 12 bis 12 bet von '/ 2 bis '/y2 Uhr stattzufinden habe. ' Schönheide, am 6. Mai 1888. Der Kirchenoorstand. Hagesgeschichte. — Berlin. Das Befinden Kaiser Fried richs hat in den letzten Tagen keine Veränderung erfahren und ist den Verhältnissen angemessen gut. Se. Majestät nimmt reichliche Nahrung zu sich, ist fieberfrei und guter Stimmung. Bei dem Wechsel der Canüle zeigte sich als erfreuliches Resultat der jüngst veränderten Form derselben, daß die äußere Umgebung des Wundkanals, welche stark entzündlich gewuchert war, abgeschwollen, benarbt und fast gänzlich frei von entzündeter Reaktion ist. So dürften die Aerzte den augenblicklichen Zustand des hohen Patien ten als günstig genug betrachten, um die Erlaubniß zum Verlassen des Bettes und zu ruhiger Lage auf dem Sopha zu ertheilen. — Die Reise der Kaiserin nach dem westpreußischen UeberschwemmungSgcbict er folgt nicht eher, als bis im Befinden des Kaisers eine Dauer versprechende Besserung cingeteten ist. — Die Vermählung des Prinzen Heinrich von Preußen mit der Prinzessin Irene von Hessen findet, wie von sicherer Seite mitgetheilt wird, am 24. Mai in CharloUenburg statt. Die Prinzessin-Braut verläßt Darmstadt am 23. d. MtS., Morgens, wird in Frankfurt a. M. von den Spitzen der Behörden empfangen und vom Oberpräsidcnten durch Hessen begleitet. Ihre Ankunft in Charlottcn- burg erfolgt Abend« gegen 9 Uhr. Die kirchliche Trauung wird am 24. Mai, Mittag« 12 Uhr, nach vorher durch den Minister des königlichen Hauses vollzogenem Zivilakte, in der Schloßkapelle zu Char- lottenburg in Gegenwart der königlichen Familie, der großhcrzoglichcn Familie von Hessen, der Oberst-Hof-, der Ober-Hof- und der Hof-Chargen durch den Ober- Hofprediger I)r. Kögel vollzogen. — Für die Beurtheilung der politischen Ge sa mm t läge fällt eine polemische Kundgebung der „Nordd. Allg. Ztg." bedeutsam in« Gewicht. AuS dem Schlußsätze des betreffenden Artikel« geht mit aller Deutlichkeit hervor, daß seit dem 6. Februar die auswärtige Konstellation keine wesentliche Aender- ung erfahren hat, daß vielmehr die Ansichten, welche der Reichskanzler Fürst Bismarck in seiner zu so großer Berühmtheit gelangten Parlamentsrede jenes TageS auSsprach, auch heute noch ihre volle Giltigkeit besitzen. Auf eine Rekapitulation des damaligen Ge dankenganges unseres leitenden Staatsmannes dürfen wir um so mehr verzichten, als die Worte, welche Fürst Bismarck in der denkwürdigen deutschen Reichs tagssitzung vom 6. Februar d. I. sprach, sich tief in die Herzen der Zeitgenossen eingegraben haben. Nach der Erklärung de« „KanzlerblattcS" ist innerhalb die se« Vierteljahre« die Entwickelung der Dinge stationär geblieben. Der schon damals vorhanden gewesene Konfliktsstoff hat vielleicht keine Vermehrung, jeden falls aber auch keine Herabminderung erfahren. Die bisherige erfolgreiche Vertheidigung de« Völkerfriedens ist ein Verdienst der deutschen Politik, bei dessen ge bührender Schätzung die ungemein erschwerenden Um stände, unter denen e» errungen wurde, resp. behauptet wird, nicht außer Ansatz bleiben sollten. Organe, die man in direktem Kontakt mit der Stimmung der leitenden Kreise erachtet, behaupten, daß nur mittelst Anspannung der letzten Kräfte den Friedensmächten die Erfüllung ihrer Mission überhaupt noch möglich wird. Ist dem so, dann kann der Ausblick in die Zukunft gerade keine übermäßigen Hoffnungen erwecken. Denn jede«, auch das größte Krästereservoir kommt, falls eS nicht eben unerschöpflich ist, über kurz oder lang am Ende seiner Leistungsfähigkeit an, wenn nicht vorher die Gründe, au« denen eS in Anspruch genommen wird, in Wegfall gelangen. Die Gründe, welche die Friedensmächte das Schwert in der Scheide lockern heißen, hak Fürst Bismarck am 6. Februar deutlich genug gekennzeichnet. Sie nennen sich: Pan- slaviSmuS und Chauvinismus, und beide haben seitdem an Stichhaltigkeit nicht nur nichts eingebüßt, sondern noch gewonnen. Mit der wachsenden Intensität der deutschfeindlichen Bestrebungen im Westen und Osten wächst aber folgerichtig auch die Spannung der poli tischen Athmosphäre überhaupt. Der „Stillstand", welcher das politische Leben Europas charakterisirt, ist daher mehr ein oberflächlicher, der nicht hindert, daß in der Tiefe die zersetzenden Kräfte ihr bedroh liches Werk ununterbrochen sortführen. Hiernach wird man verstehen, was e« zu bedeuten hat, wenn die „Nordd. Allg. Ztg." die dem Reichskanzler von einem Frankfurter Blatte in den Mund gelegten verschiede nen Aeußerungcn über die politische Lage als voll ständig au« der Luft gegriffen bezeichnet. Denn jene Äußerungen trugen einen ausgeprägten Optimismus zur Schau, für welchen sich in der thalsächlich gege benen internationalen Konjunktur heute so wenig Stützpunkte finden, als vor drei Monaten. — Zwei Pariser Zeitungen, „Le Clocher" und der „Courier fran^ais", wurden neuerdings in den Reichs landen verboten. Mit diesen ist nunmehr im Ganzen 45 französischen Zeitungen der Vertrieb in Elsaß-Lothringen untersagt. — Rußland. Die obersten Militär chefs der russischen Armee waren, so telegraphirt man der „Magd. Ztg.", kürzlich ist Petersburg zur ! Erörterung der militärischen Lage Rußlands versam melt. Sie erklärten einstimmig, Rußland sei derzeit außer Stande, irgend eine europäische Macht anzu greifen. Selbst Rußlands VertheidigungSkraft sei mangels genügender Eisenbahnen zu schwach. Des halb wurde beschlossen, sofort drei neue strategische Eisenbahnen nach der österreichischen Grenze mit einem Kostenaufwande von 13 Millionen Rubel zu bauen. L-eak «nd sSchfische Nachrichten. — Eibenstock, 11. Mai. Die für gestern ange setzte Turnfahrt sämmtlicher Vereine des Regier ungsbezirk» Zwickau, für welche als Sammelpunkt die freundliche Gebirgsstadt Schwarzenberg auSersehen war, ist in allen Theilen programmmäßig verlaufen. Ungefähr 3000 Turner aus allen Richtungen der Windrose gaben sich dort ein frohbewegteS Stelldichein und brachten ein ungewohnt reges Leden in den Ort. An den Freiübungen, welche trotz thcilweiscr Schwie rigkeit exakt zur Ausführung gelangten, betheiligten sich 420 Mann. In 84 Rotten ü 5 Mann er folgte der Aufmarsch auf den Festplatz, welche beim zweiten Vorbeimarsch sich in Zehnerreihen und beim dritten in Zwanzigerreihcn aufschlossen. Unter Musikbegleitung und Zcichenangabe durch ein weißes Tuch erfolgten dann die Massenübungen. Beim PreiSturnen in Hoch- und Weitsprung, Sieinwerfen und Ringen wurde Hervorragende» geleistet. Ebenso wurden turnerische Spiele mit Eifer betrieben. Alle Besorgmsse, daß eS bei dem großen Menschenandrange, da auch die Umgebung ein starkes Contingent Zu schauer stelfie, an der nöthigen Verpflegung fehlen könnte, waren unbegründet, denn für die leibliche Stärkung war in der umfangreichsten Weise gesorgt worden. Ebenso schnell wie die Massen der Turner am Vormittag anschwollen, ebenso schnell lichteten sich Abend« von 6 Uhr an ihre Reihen wieder, da jeder Theilnchmer, selbst von der äußersten Grenze des Be zirks, bis Mitternacht wieder in der Heimath ein treffen wollte. Ein Extrazug von Chemnitz brachte die dortigen Turner nebst denen der Umgebung bi» Zwönitz, von wo aus Fußmarsch nach Schwarzenberg erfolgte. Die Turner von Zwickau, Glauchau, Reichen bach, Plauen rc. benutzten den Extrazug von Zwickau bis Aue, diejenigen de« Erzgebirges und des Obcr- vogtlandes fuhren mit der Aeorfer Bahn bis Aue. Von hier aus erfolgte der Fußmarsch in langen Colonnen nach Schwarzenberg. Annaberg-Buchholz und sämmt liche andern Turner der östlichen Richtung kamen alle zu Fuß angerückt. Ebenso haben sämmtliche Theilnehmer der Turnfahrt auch den Rückweg ange treten. ES war das erste Mal, daß im gesammtcn Königreich Sachsen (XIV. TurnkreiS) zu gleicher Zeit Turnfahrten staltfanden und zwar hielten sämmtliche Turner der vier Kreishauptmannschaften Dresden, - Leipzig, Zwickau, Bautzen eine solche innerhalb ihre« Bezirke« für sich. Der Versuch, auf einfache billige ' Weise die Turner in größerer Zahl zu frischer, fröh licher Arbeit auf kurze Zeit zusammenzuführen, scheint gelungen zu sein und werden Wiederholungen hoffent lich nicht ausbleiben, nur dürfte es sich empfehlen, in Rücksicht auf die in unfern Bergen in jetziger Zeil noch immer rauhe Witterung, derartige Veranstalt ungen in eine etwas mildere Jahreszeit zu verlegen. Gut Heil! — Dresden. Ihre König!. Majestäten werden am Sonnabend von hier nach Sibhllenort abreisen und daselbst bis 30. Mai verbleiben. Am Frohnleichnamsfcst werden dieselben bei der feierlichen Prozession in hiesiger katholischer Hofkirche wieder zu gegen sein und Tag» darauf nach Rchefeld abreisen, woselbst ein achttägiger Aufenthalt genommen werden soll. Darauf wird die Rückkehr nach dem Hoflager in Pillnitz erfolgen. — DreS den, 10. Mai. Seit gestern prangt der große Saal de« Gewerbehauses, in welchem von heute Abend ab die Versammlungen der deutschen Schmiede stattfinden sollen, in einfachem, aber sinnigem Fcstschmuck. Ring» um die Galerie sind die Namen und Wappen aller jener größeren deutschen Städte angebracht, in welchen seit 12 Jahren die deutschen Schmiedetage abgehalten worden sind, und zwar fin den wir der Reihe nach folgende Städtcnamen und Jahreszahlen: Magdeburg 1876 und 86, Berlin 1877, Leipzig 1878, Kassel 1879, Görlitz 1880, Hannover 1881, Mainz 1882, Bromberg 1883, Hamburg 1884, PotSeam 1885, Breslau 1887 und schließlich Dres den 1888. Im Orchester-Raum aber fällt ein prächtig mit dem Reichsadler, Blumengewinden tragenden Amoretten und dem sächsischen, sowie dem Dresdner Wappen bemalter Teppich in die Augen, während recht« und links markige deutsche Sprüche weithin sichtbar sind. Vor dem Eingang zum Gewerbehause hat das Lokal-Comitee einen 8 Meter hohen und 5 Meter breiten architektonischen Aufbau errichten lassen, in dessen Mitte sich die überlebensgroße, trefflich ge malte Figur eines altdeutschen Schmiedes befindet. Die sonstige Staffage diese« Aufbaues, der durch 15 Mtr. hohe Fahnenmasten mit dem Reichsadler flankirt