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Amis- und Anzeigeblatt für den MA- «cM des Amtsgerichts Eibenstock --M- und dcssm Zlmgeöung. SS. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ZL. A«hrg««g. Sonnabend, den 5. Mni 1888. Bekanntmachung. Die RathSexpeditionS-, Stadt- und Sparkassen-Lokalitäten bleiben wegen vor zunehmender Reinigung derselben nächsten Sonnabend, den 5. Mai 1888 geschlosst« und e- können an diesem Tage nur die dringlichsten Sachen Er ledigung finden. Dar Standesamt ist an diesem Tage von vormittags 10 bi» 12 Uhr geöffaet. sibenstock, den 2. Mai 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. In Entsprechung ihrer Gesuche sind die Reservisten Paul Ernst Ungethüm in Eibenstock und Friedrich Hermann Gnüchtel in Lauter « der Ersatz-Reservist Emil Juliu« Beyreutherin Johanngeorgenstadt, sowie die Lanvwehrleute Carl MagnuS Hüttner in Eibenstock, Ernst Theodor Unger in Eibenstock, Ernst Juliu» Fröhlich in Sosa, Carl Emil Weber in Mittweida, Paul Georg Landmann in Lauter und Loui» Hermann Wagner in Crandorf sür den Fall der Mobilmachung bi» zum nächsten ClassificationStermine hinter die letzte Jahresklasse der Landwehr zweiten Aufgebot» zurückgestellt worden. Schwarzenberg, am 1. Mai 1888. Der Civilvorsitzende der Ersatz-Commission in den Aushebungsbezirken^ Schwarzenberg und Schneeberg. Die Berstürkuug des österreichisch-ungarische« Heeres ««d deren politischer Hintergrund. Nachdem bereit» in den beiden letzten Jahren in Oesterreich-Ungarn wesentliche Anstrengungen feiten» der Heeresleitung gemacht worden find, um die Armee aus eine der Großmachtstellung de» Donaurciche» ent sprechende Höhe zu bringen, soll nun auch durch eine neue Wehrvorlage die Schwäche in der FriedenSprä- senz de» österreichisch-ungarischen Heere» beseitigt wer den. Im Hinblick aus die Finanzlage Oesterreich- Ungarn» soll diese» Ziel aber nicht durch die Ein stellung einer größeren Anzahl Rekruten, sondern durch eine stärkere Heranziehung der Reservisten und Ersatz reservisten zum aktiven Heeresdienste erreicht werden. Natürlich soll dadurch nicht nur der Friedensstand de» Heere» verstärkt, sondern auch dessen Schlagfertig keit gehoben werden. Um diese» Ziel zu erreichen, verlangt die neue Vorlage Vollmacht für den Kaiser dahin lautend, daß die Mannschaften de» ganzen ersten Reservejahrgange«, sowie die Ersatzreservisten der jüngsten Jahrgänge jeder Zeit, auch im Frieden, einberufen werden können. Der militärische Effekt dieser Vorlage besteht darin, daß da» österreichische Heer schon im Frieden um 100,000 Mann verstärkt werden kann und dadurch die respektable Höhe von circa 350,000 Mann er reichen dürfte. Die zu solchem Dienste einberufenen Reservisten sollen von späteren Uebungen befreit bleiben, e» stände ihnen also für die Mehrleistung im vierten Diensljahre eine spätere Erleichterung in Aussicht. Den Ersatzreservisten Oestrreich-Ungarn», welche bisher in Friedenszeiten gar nicht zu militärischen Uebungen herangezogen wurden, wird aber durch das neue Ge setz auch in Friedenszeiten eine aktive Dienstpflicht von wahrscheinlich einigen Monaten auferlegt. Für die Bestreitung der Ausgaben dieser Truppenbestands erhöhung soll da» österreichisch-ungarische Militär budget allerdings keine feststehende Erhöhung erfahren, da die Mehrausgabe schwankend und in manchem Jahre vielleicht gar nicht nöthig sein wird. Für diese» Jahr dürfte die österreichisch-ungarische Heeres leitung aber wohl 50 bi» 60 Millionen Gulden zu dem genannten Zwecke verlangen, und e» dürfte des halb keinem Zweifel unterliegen, daß die geplante Verstärkung de» Heere» in den nächsten Monaten auch ausgeführt werden wird. Al» Gründe sür diese Maßregeln werden in der neuen österreichisch-ungarischen Militärvorlage die > Schattenseiten angeführt, welche die geringe Stärke der Armee in Frieden-zeiten im Gefolge habe und die durch Epidemien, ungenügende Ausbildung jüngerer Truppen, Besetzung aufständischer Provinzen u. s. w. erheblich gesteigert und für die Schlagfertigkeit der Armee sehr nachtheilig werden können. Man wird zugeben müssen, daß die »Gründe' sachlich-militärischer Natur sind und jedenfalls ganz ander» klingen, al« die Verschiebung der russischen Divisionen an die österreichische Grenze wegen »Futtermangel«'. Nichts destoweniger darf man nicht verkennen, daß diese Ver stärkung de» österreichisch-ungarischen Heere» die Ant wort auf die Anhäufung russicher Truppen in Polen und Podolien ist. Ohne daß c« gerade nöthig wird, eine Anzahl weiterer Regimenter nach Galizien vor zuschieben, erreicht man in Oesterreich-Ungarn durch die neue Wehrvorlage in allen größeren Waffenplätzen, zu denen zumal auch die Grcnzfestungen in Galizien zählen, eine kräftige Vermehrung der Streitkräfte. Man darf überhaupt nicht verkennen, daß eS sich gegenwärtig zwischen Oestereich und Rußland um ein militärisches Schachspiel handelt. Rußland that mit seinen Truppenverschiebungen den ersten Schachzug, und Oesterreich-Ungarn war genöthigt, einen Gegen- > zug zu thun, der zwar nicht verletzen, aber doch der russischen Regierung über die Politik Oesterreich- I Ungarns keinen Zweifel lassen soll. Tagesgeschichte. — Berlin, 3. Mai. Das Befinden Sr. Maj. des Kaisers zeigt heute wieder eine erfreu liche Besserung. Obwohl der Schlaf in der ersten Hälfte der Nacht nicht besonder» günstig war, war er nach Mitternacht sogar ein sehr guter und der hohe Patient fühlte sich am Morgen gekräftigt, so daß er da« Bett verlassen und den größten Theil de» Tage» in einem Lehnstuhl zubringen konnte. Wenn die Besserung eine anhaltende ist, so ist e» voraussichtlich möglich, daß der Kaiser ausstchen und ihm das Ver weilen in frischer Luft ermöglicht werden kann. — Der bereits erwähnte Mangel an Geschmack bei dem Kaiser hangt mit der naturwidrigen Art de» Athmen» zusammen. Wenn die AthmungSlust nicht durch die gewöhnlichen Wege streicht, so leiden auch die Funk tionen der übrigen Organe, die an diesen Wegen lie gen. Der Kanülenwechsel, welcher ab und zu vorge nommen wird, hat, wie übereinstimmend versichert wird, nicht» Beunruhigende», ja nicht einmal etwa» Außergewöhnliche». Dieser Wechsel erfolgt eben regel mäßig, und ist, wenn nicht besondere Komplikationen vorliegen, weder gefährlich noch übermäßig beschwerlich für den hohen Patienten. — Daß die Kaiserin Vik toria den längstgehegten Wunsch, auch da» Ueber- schwemmungSzebiet der unteren Elbe zu besuchen, heute zur Ausführung gebracht hat, darf al» ein ver- hältnißmäßig günstige« Anzeichen aufgefaßt werden; die hohe Frau, welche ihren kranken Gemahl in auf opferndster Weise pflegt, würde denselben nicht für einen Tag allein lassen, wenn sein Befinden momen tan Befürchtungen einflößte. — Die auswärtige Lage. Die Auffass ung, daß da« Verhältniß zwischen Deutschland und Rußland gegenwärtig sich wieder weniger freundlich gestaltet habe, al» man während der letzten Monate anzunchmcn geneigt war, wird jetzt nicht bloß in deutschen mit RegierungSkreisen in Kon takt stehenden Organen vorgetragen, auch da» offi ziöse »Wiener Fremdenblatl" äußert sich, wie tele graphisch gemeldet wird, heute in recht pessimistischem Sinne zu jenem Thema. Auch die englische Presse sieht sür den Frieren wenig günstige Aspekten. Der Berliner Korrespondent de» »Standard' übermittelt seinem Blatte da» folgende Bild der Lage, wie c» vor ihm angeblich »von berufener Seite" entworfen wurde. „Während der letzten Wochen ist eine ober flächliche Ruhe eingetreten und e« scheint, al« ob Bul garien in ven Hintergrund getreten wäre und der Mittelpunkt der Gefahr jetzt sich nach einer anderen Stelle verzogen hat. Der diplomatische Stillstand ist namentlich eine Folge der schweren Erkrankung de» deutschen Kaiser». Rußland weiß nämlich nicht, wie e» zu Deutschland steht, und wartet daher ab. Der Besuch der Königin Viktoria in Berlin hatte natürlich keine direkte politische Bedeutung. Zugleich darf aber die Herstellung intimer freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Herrschern und Staatsmännern Deutsch land» und England» nicht übersehen werden, und glaubt man, daß die Unterredung de« Fürsten Bismarck mit der Königin Viktoria die Letztere überzeugt hat, daß der verantwortliche Leiter der deutschen Politik die freundschaftlichsten Gefühle für England hegt. E« war um so wichtiger für den Fürsten Bismarck, der Königin seinen Standpunkt absolut klar darzulegen, al» die Panslavisten ihre Angriffe auf Deutschland erneuert hatten und Rußland in seinen militärischen Vorbereitungen nicht nachläßt. Bezüglich de» letzteren Punkte» kann ich erwähnen, daß Rußland seine Trup- penmacht an seiner westlichen Grenze auf 800,000 Mann zu erhöhen gedenke, nicht 300,000 Mann, wie eS wahrscheinlich in Folge eine» Druckfehlers kürzlich in einem Wiener Blatte hieß. Ein Konflikt ist des halb unvermeidlich und Deutschland ist daher gezwungen, mit der größten Vorsicht und Umsicht zu handeln, da mit die ganze Welt weiß, daß Deutschland nicht der Angreifer ist. Diese Haltung de» Reiche» ist um so nothwendiger, je drohender sich die Lage in Frankreich gestaltet, wo die Krisi» nach der in Berlin herrsch enden Ansicht in wenigen Monaten akut werden muß. Unter solchen Umständen muß Deutschland stark auf der Hut sein, daß cs nicht überrascht wird, und muß die Dinge in der vortheilhastesten Art zu arrangiren suchen.' — Von Wilhelmshaven aus ist am 30. v. M. da» Panzerschiff »Kaiser' nach Bar celona in See gegangen, um dort während der internationalen Ausstellung die deutsche Flagge zu zeigen. Der „Kaiser", der am 12. d. M. in Bar celona eintreffen und Anfang Juni in die heimischen Gewässer zurückkehren dürfte, ist ein stattliche» Schiff, die zweitgrößte Panzerfregatte unserer Marine. Er führt 15 schwere Geschütze an Bord und 638 Mann Besatzung. Unter den auf der Rhede versammelten fremden Kriegsschiffen wird er unsere Seemacht wür dig vertreten. — Italien. Ueber die am 1. d. erfolgte Dynamit-Explosion in Rom, bei der auch der Kronprinz von Italien verletzt wurde, wird vom folgenden Tage nachstehende» Einzelne berichtet: Gestern Nachmittag wurden im Fort Tiburtino in Gegenwart des Kronprinzen Versuche mit einer be sonderen Art von Dynamit unternommen, welche» schwer explvdirbar und zum Transport aus weite Entfernungen geeignet ist. Die Versuche wurden von dem Oberst Benedict!«, welcher den Kronprinzen im Fortifikationiwesen unterrichtet, geleitet, der Divisions kommandant Graf d'Oncieu, der Chef de» General-