Volltext Seite (XML)
Amts- und Auzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSprei«: die kletnsp. Zeile 10 Pf. für den 6e;irk -es Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr.Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reich-- Postanstalten. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. Sonnabend, den 28. April 1888. Bekanntmachung. Auf Antrag der Erben weiland des Böttchermeisters IL»rI VIi«<»«I«w hier, soll das zu dessen Nachlaß gehörige, auf Fol. 239 des Grunv- und Hypotheken - Buche- für Eibenstock eingetragene HauSgrunvstllck Nr. 249 de« BrandcatasterS, welche« bei der Lande«-Immobiliar-Brandkasse mit 2460 Mark versichert ist, nebst dazu gehörigem Garten Dienstag, den 1. Mai 1888, Wormittags 1V Uyr öffentlich an unterzeichneter Gerichtsstelle versteigert werden. Die Versteigerungs-Bedingungen liegen an Gerichtsstelle zur Einsicht au«. E i b e n st o ck, den 19. April 1888. Das Königliche Amtsgericht. Peschle. Hlzm. Bekanntmachung. E« wird hiermit nochmals an die Berichtigung de« am 31. vorigen Monat fällig gewesenen 1. Hermines der diesjährigen Sladtantagen mit dem Bemerken erinnert, daß die Zwangsvollstreckung gegen die Säumigen nach Ablauf der vierwöchentlichen Frist sofort eingeleitet wird. Eibenstock, am 26. April 1888. Der Stadtrath. Löscher. G. Zur allgemeinen Lage. Wie der Frühling endlich seine Herrschaft in Wald und Feld zu befestigen beginnt, so macht sich auch auf dem Gebiete der allgemeinen Politik immer mehr der Eindruck geltend, daß die Erhaltung des Völker frieden« der allen Mächten am schwersten wiegende Faktor sei. ES herrscht gegenwärtig auf diplomatischem Gebiete eine wohlthuende Ruhe, von der nur zu wünschen ist, daß sie keine trügerische sei. Im Hin blick auf die schwere Erkrankung Kaiser Friedrichs ist dieser Zustand doppelt erfreulich; e« bleiben von dem hohen Kranken wenigstens diejenigen seelischen Er regungen fern, welche die Möglichkeit, zu dem Schwerte greifen zu müssen, stets hervorruft. Daß die« in erster Linie der ungeschwächten Fort dauer de« FriedenS-DreibundeS zu danken ist, kann nicht geleugnet werden. Aber auch sonst treten Erschein ungen an den Tag, welche dem Frieden günstig sind. Die Reise der Königin Viktoria und die Zusammen kunft der Herrscherin Englands mit dem Könige von Italien, dem Kaiser von Oesterreich und dem deutschen Kaiser, haben zwar keine direkte politische Bedeutung; eS genügt aber schon, daß durch die politische Lage jene drei Zusammenkünfte möglich geworden sind. Die englische Politik ist eine kaufmännisch vorsichtige; sie verbindet sich dem Dreibunde gegenüber zu nichts, shmpathisirt aber mit dessen friedlichen Absichten. England selbst ist nicht bedroht und wo seine Inter essen allenfalls bedroht erscheinen — nämlich im Mittelländischen Meere — da hat eS durch Verab redungen mit anderen Mächten, in diesem Falle mit Oesterreich und Italien, seine Stellung befestigt. Frankreich ist ohne jedes Bündniß; kein Staat denkt daran, Frankreich anzugreifen, keiner wird sich in die inneren Verhältnisse diese« Lande« einmischen. Stellt e« die Monarchie wieder her — gut; errichtet e« die radikale Republick — auch gut; kann sich die gegenwärtige Verfassung behaupten — vielleicht noch besser. Ein Einfluß wird von außen her auf die Ge staltung dieser Dinge nicht versucht. Rußland ist weniger isolirt, al« Frankreich. E» braucht nur ernstlich zu wollen und e« hat einen auf richtigen Freund, nämlich Deutschland. Damit ist keineswegs gesagt, daß sich die Deutschen für russische Zustände erwärmen könnten. Da» ist aber auch gar nicht nöthig: Die deutsche Politik fordert gar nicht« weiter, al« gegenseitige Verständigung über streitige Fragen und Aufrechterhaltung der bestehenden Ver träge. WaS die ideal angelegte .Frieden«- und Frei- heitSliga" durch Resolutionen und gute Rathschläge an die Mächtigen dieser Erde anstrebt, da« will auch die .deutsche Politik", welche Bezeichnung sich immer mehr als.Friedensbestrebungen" herausbildet. Auch Rußland ist seiner Finanzschwierigkeilcn wegen de« Frieden« sehr bedürftig, will aber trotzdem auf sein stet» gehabtes Ziel — die Besitznahme von Konstan tinopel — nicht verzichten, will auf dem Wege zu diesem Ziel nie einen Schritt zurückthun. Daher da« zähe Festhalten Rußland« an seinen Forderungen bezüglich Bulgarien«. Man hat seit dem Schritte der Pforte, wodurch die Regierung de« Prinzen Ferdinand für ungesetzlich erklärt wird, nicht weiter von Verhandlungen oder diplomatischen Aktionen nach dieser Richtung hin gehört. Die Regierung Bulgarien- hat da« betreffende Schreiben de« Groß- wesier« einfach zu den Akten gelegt und in Bulgarien und Ostrumelien selbst hat jene Ungesetzlichkeitserklär ung weiter keine Folgen gehabt. Man würde jedoch fehlgreifen, wenn man annehmen wollte, Rußland sehe endlich die Nutzlosigkeit seine« Bestreben« ein und werde Bulgarien sich selbst überlassen. Rußland vermag da nur augenblicklich nicht« zu thun und rückt auf eine andere Stelle de« politischen Schachbrettes, nämlich in Polen. E« will seine Truppen dort bi« auf 300,000 Mann bringen und die österreichischen Offiziösen haben erklärt, darin nicht« schlimme« finden zu können, nur müsse Oesterreich gleichfalls seine Grenzbesetzung verstärken. Da Oesterreich selber diese Vorgänge in ruhiger Weise beurtheilt, so Hal auch Deutschland keine Ur sache, sich erregt zu zeigen und so bilden auch die russischen Truppenverschiebungen keinen Anlaß, die allgemein friedlichen Aussichten für gefährdet zu er achten. Hagesgeschichle. — Deutschland. Da« Befinden Sr. Maj. de« Kaisers zeigt eine deutlich erkennbare Neigung zu langsam fortschreitender Besserung. Da« Fieber fällt in den letzten Tagen stetig ab und zeigte am Donnerstag nur 38 Grad. Die Aerzte hoffen auf einen weiteren Abfall in Anbetracht der objektiven Erscheinungen in den letzten Tagen und besonder« der Rückkehr de« Appetit«. Die bisherige, ziemlich reichliche Nahrungsaufnahme gescheh nämlich auf dring endes Anrathen der Aerzte und hatte gute Dienste gethan. Die jetzt eingetrctene eigene Neigung zur Speisenaufnahme ist ein erfreuliches Zeichen. Trotz dem meint die „Nordd. Allg. Ztg.", muß die Situation mit Vorsicht beurtheilt werden. Die GemüthSbeweg- ung infolge deS hohen Besuche« hat bisher einen üblen Einfluß nicht gezeigt. — Schon mehrere Male seit de« Kaisers Auf enthalt in Charlottenburg und auch in der jüngsten Zeit ist der AuSwurf de« Patienten mikroskopisch un tersucht worden. Die Resultate dieser Untersuchung decken sich genau mit den von Professor Waldeher seiner Zeil in San Remo gewonnenen. Ueber die Natur des Grundleiden« kann also keinerlei Zweifel mehr bestehen, und an dem Ernst der Ge- sammtsituation wird auch durch die jetzt eingetretene Pause der Besserung und Erleichterung nicht« geändert. — Bei dem letzten Empfang de« Reichskanzlers Fürsten Bismarck im Krankenzimmer des Kaisers, soll eS sich, wie au» guter Quelle verlautet, um eine Reihe bestimmter letzter Willensäußerungen de« Mo narchen gehandelt haben, die in die Hände de« Für sten Bismarck gelegt wurden. Auf zehn Minuten mußten alle Anwesenden da« Zimmer verlassen. Nur der Kaiser und Bi«marck blieben allein, nachdem letz terer den Kranken auf seinem Lager hatte aufrichten helfen. Bald darauf trat Fürst Bi«marck mit tiefer Ergriffenheit in den Zügen au« dem Krankenzimmer und hielt in der Hand eine Anzahl vom Kaiser be schriebener Zettel, die er sorgfältig einsteckte, während sonst solche Zettel nach der Lektüre sofort in Gegen wart de« Kaiser« vernichtet werden müssen. Al« später die Umgebung wieder eintrat, flüsterte der Kaiser gelegentlich: ,,E« ist gut, jetzt ist Alle« geord net." Später schrieb er noch einige kurze Handbillet«. — Die Königin Viktoria von England, die Prinzessin Beatrice und der Prinz Battenberg sind Donnerstag Abend 7 Uhr 25 Min. von Berlin ab gereist. Die Kaiserin, da« kronprinzliche Paar, sowie die übrigen Mitglieder de- königlichen Hause«, beglei teten sie bi« zum Bahnhof, wo ein ebenso herzlicher al» ergreifender Abschied stattsand. — Der Kronprinz geleitete die Königin zum Salonwagen. Die versam melte Menge begrüßte sie mit sympathischen Zurufen. — Kaiser Friedrich hat am Sonntag die Er nennung de« Staatssekretär« im auswärtigen Amt, de« Grafen Herbert Bismarck, zum preuß ischen Staatsminister vollzogen. Die Vor gänger de« Grafen Herbert Bismarck in dessen Reichs amt, die Reich«kanzleramt«-Präsidenien 1)r. Delbrück und Hoffmann, dic Staatssekretäre von Bülow und Graf Hatzfeld, waren sämmtlich gleichzeitig preußische Staatsminister, zumeist ohne Portefeuille. Auch Graf Herbert Bismarck scheint Minister ohne Portefeuille, vorläufig wenigstens, bleiben zu sollen. Ein vakante» Ressort ist nicht vorhanden, eine Vakanz, die für den Grafen Herbert Bismarck geeignet wäre, tritt wohl auch in nächster Zeit nicht ein. Daß gleichzeitig nahe Verwandte im preußischen Ministerium sitzen, ist etwa« ncueS; jedenfalls sind Vater und Sohn in Preußen bisher noch nicht gleichzeitig Minister gewesen. Die Ernennung des Grafen Herbert Bismarck zum preuß ischen Staatsminister beweist unter allen Umständen, daß von einer Kanzlerkrisis in keiner Weise mehr die Rede sein kann. — Die von dem preußischen Minister de« Innern entworfene Darstellung von dem Hergang bei den Ueber schwemmungen rollt die düsteren Bilder der Noch und deS Elend«, da« die Hochwasser über blühende Gegenden unseres Vaterlandes gebracht, noch einmal vor unseren Augen auf. Es wäre wünschen«- werth, wenn sich daran eine offizielle Darstellung über dieHülfeleistungen, welche unsere bravenTruppen bei der WasserSnolh gebracht, anschließen würde. In den überschwemmten Ortschaften selbst ist man de« Lobe» und Danke« voll über die aufopfernde, edel- müthige Haltung, die Offiziere und Mannschaften in schönem Wetteifer beim Rettungswerke an den Tag gelegt. ES klingt wie eine Uebertreibung, ist aber die reine Wahrheit, daß in den Elb-Niederungen Hunderte von Bedrohten ihre Rettung vom Tode lediglich der Unerschrockenheit und dem Muthe unse rer Pioniere zu verdanken haben, die die eigene Ge sundheit und das eigene Leben nicht achtend — einer der Braven, der Pionier Grzonka hat seine Kühnheit bekanntlich mit dem Leben bezahlen müssen — durch Schneestürme, EiS und Wassermassen sich hindurch arbeiteten, wo immer Gefährdete ihrer Hülfe be dürftig waren. Hier sind kühne Thaten vollbracht worden, von Offizieren wie von Soldaten, die sich den Auszeichnungen im Felde getrost zur Seite stellen lassen, ja die in gewisser Beziehung vielleicht noch höher zu stellen sind. Im Kriege winken Orden und ehrenvolle Aus zeichnungen dem Tapferen. Wer bei Gefahren, wie sie jetzt durch elementare Ereignisse unser Vaterland bedroht, al- braver Soldat seine «Pflicht und Schuldigkeit" thut, der hat kaum etwa« Andere» zu erwarten al« den Dank derer, denen er Hilfe gebracht, und da« eigene Bewußtsein, ein gute« Werk verrichtet zu haben. Schon der Groß herzog von Hessen erkannte indessen an, daß diese friedlichen Heldenthaten nicht minder Auszeichnung