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Amts- und Anzeiaevlatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die lleinsp. Zeile 10 Pf. für den Lyirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Zlmgeöung. Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. M 4«. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. SL. Z-tzrgang. Donnerstag, den 19. April L888. Steckbrief. Gegen den aus Kaltofen bei Hainichen gebürtigen HandlungS-CommiS Franz Rudolph Barthel, zuletzt in Zelle aufhältlich, welcher sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Betrug« und Unterschlagung verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das GerichtS-Gefängniß zu Eibenstock abzuliefern. Eibenstock, den 17. April 1888. Königliches Amtsgericht. Ptschke. Gruhle, G.-Sch. Bekanntmachung. Zur Feier de« Geburtstages Sr. Majestät des Königs haben die städtischen Collegicn im Einvernehmen mit den hiesigen Königlichen und Kaiser lichen Behörden beschlossen, Wonlag, den 23. April 1888, Mittags 1 Mr im Rathhauesaale ei« Festesse» zu veranstalten. E» wird hierdurch zur Betheiligung an diesem Festessen mit dem Bemerken ergebenst eingeladen, daß der Preis eine« Gedeckes 3 Mark beträgt und daß Anmeldungen hierzu bi« zum 21. dieses Mouats an RathSexpeditionSstelle oder bei dem Rathshotelpachter, Herren Balthasar, zu bewirken sind. Eibenstock, den 13. April 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Bekanntmachung. Aus Anlaß der Feier de« Geburtstages Sr. Maj. des Königs wird auch in diesem Jahre folgende Feier statlfinden: Sonntag, den 22. April 1888, Abend 7 Uhr Zapfenstreich. Montag, den 23. April 1888, früh tt Uhr Weckens durch die Stratze« der Stadt selten des hiesigen Stadtmusikeorps. Bormittags st Uhr Festaktus in hiesiger Bürgerschule. Die städtischen und öffentlichen Gebäude werden an diesem Tage beflaggt sein und wird die Einwohnerschaft der Stadt ersucht, auch ihrerseits die Häuser mit Flaggen und auf sonstige Weise zu schmücken. Eibenstock, den 13. April 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Vom Kaiser Friedrich. Die lies betrübenden Nachrichten, welche die letzten Tage über den Zustand Kaiser Friedrichs gebracht haben, lassen die Hoffnungen des deutschen Volkes, daß ihm das Leben seines geliebten und verehrten Kaisers erhalten bleiben werde, auf da« geringste Maß zusammenschrumpfen. ES nutzt kein Verschleiern und kein Vertuschen mehr — es gilt, sich auf den letzten herbsten Schlag gefaßt zu machen. Vor fast einem Jahre trat jenes entsetzliche Leiden ein, welches sich den ritterlichen Sohn des mächtigen deutschen Kaisers zum Opfer auSerkor. Die Art und Weise der Behandlung war der Gegenstand des Streites medizinischer Gelehrten, ein Streit, in den sich auch nur zu bald und sehr zum Schaden der Sachlichkeit nationale Empfindlichkeit mischte. Daß ein englischer Arzt, Or. Mackenzie, die Oberleitung der Behandlung hatte, wurde in deutschen Gelehrten kreisen al« eine Zurücksetzung empfunden. Wer aber aus der Laienwelt vermag zu entscheiden, ob der AuSgang der Leidens ein anderer, ein glücklicher ge wesen wäre, wenn die Behandlung durch deutsche Aerzte stattgefunden hätte! Wozu sollte auch jetzt ein Streit darüber führen? Wir haben cs mit der furcht baren Thatsache zu thun, daß der Sieger in vielen Schlachten, der Inhaber des deutschen Kaiserthrones, der Liebling seines Volke», elend dahinsiccht; daß seine starke Körperkonstitution und seine enorme Willens kraft endlich unterliegen und kaum Hoffnung mehr aus Erhaltung des so theuren Lebens bleibt. Erschütternd schwer lastet des Himmels Hand auf Deutschland. Erst vor wenigen Wochen wurde der Begründer seiner Einheit, Kaiser Wilhelm, au« dieser Zeitlichkeit abgerufen. Voll Hoffnung und Vertrauen blickte da« Volk auf den Thronerben, der, krank zwar, aber im Vollgefühle seiner ihm überkommenen Pflichten, über die Alpen daher kam, den sonnigen Süden mit dem rauhen Norden vertauschte, um die Würde seine« Amte« zu üben; daß Kaiser Friedrich die weite Reise ohne erkennbare Nachtheile für seinen Zustand zurück legen konnte, da« durste al« ein günstige« Anzeichen gelten. Und wirklich lauteten die privaten wie ärzt lichen Berichte hoffnung-froh. E« erschien die Prokla mation und der Erlaß an den Reichskanzler — herr liche Schriftstücke, die jeder Patriot ohne Rücksicht auf seine sonstige Parteistcllung freudig unterzeichnen konnte. Sie eröffneten einen freundlichen Ausblick in die Zukunft, von der man auch sicher hoffte, daß sie dem kranken Monarchen völlige Genesung bringen und ihm die volle Entfaltung seiner von edelsten Beweggründen geleiteten Thalkraft gestatten würde. Die umfassende Amnestie, welche der Kaiser erließ, leitete die politische Wirksamkeit würdig ein und die sogenannte .Kanzlerkrise' hat vielleicht die hohen Kreise weit weniger berührt, al» sie in der Presse Lärm verursachte. Immerhin zeigte sie dem Volke die Möglichkeit de« gänzlichen Rücktritts Bismarck« und einen Zustand, der nur den Feinden Deutsch lands genehm sein konnte: Kaiser Wilhelm todt, Kaiser Friedrich schwer erkrankt und Bismarck von den StaatSgeschästen entfernt. Nun, die Kanzlerkrisi« ist vorübergegangen — für die gegenwärtige Sachlage ein wirklicher Trost, denn wieder ist da« deutsche Volk von schwerer Be sorgnis erfüllt, die bange Frage nach dem Befinden Kaiser Friedrich» drängt alle anderen Gedanken und Gespräche in den Hintergrund. Die tückische Krank heit, bisher auf den Kehlkopf beschränkt, hat nun auch die Luftwege ergriffen und beginnt daselbst ihr Zer- störungSwerk. Tief erschüttert blickt Deutschland nach dem Krankenlager seines Kaisers in Charlottenburg. Wenn die Unsummen der Liebe und Verehrung, die dem Kaiser Friedrich gezollt werden, helfen könnten, er wäre im Nu ein kerngesunder Mann. Aber da» Volk kann ja nur für ihn beten und — hoffen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 17. April. Die eingctretene Verschlimmerung in dem Be finden des Kaisers hat gestern eine außer ordentlich starke Bewegung im Charlottenburger Schloß hervorgerufen. Die behandelnden, wie die herbcige- rufencn Aerzte, unter ihnen Geh. Rath Professor Senator, sind über die Ursache der plötzlich ausgetret enen akuten Krankheitserscheinung noch nicht im Klaren: ob nämlich dieselbe auf eine eitrige Masse zurückzu führen ist, welche, anstatt durch die Canüle abzugehcn, in die Lungen ihren Weg genommen hat, oder ob ein Abszeß in den Lungen dabei im Spiele ist. Auf an derer Seite besteht die Meinung, daß die Lungen über haupt nicht asfizirt seien. Die Kaiserin wich fast nicht von der Seite ihre» erlauchten Gemahl», der gestern Nachmittag einige Stunden außer Bett war, und sich kurze Zeit am Fenster dem Publikum grüßend zeigte. — Der .Reichs-Anzeiger" veröffentlicht in seiner heutigen Nummer da« an anderer Stelle befindliche Bulletin, welche« da« Ergebniß des heutigen Konsi liums war, dem auch Geh. Rath Professor Lehden beiwohnte. Die allgemeine Ansicht der Aerzte präzi- sirt sich dahin, daß der Zustand de« Kaiser« bedenklich, man müsse sagen sehr bedenklich sei, daß aber eine imminente Lebensgefahr für die nächste Zeit nicht vor handen sei. Die Aerzte bauen ihre Hoffnung weiter aus den günstigen Kräftezustand Sr. Maj. de« Kaiser». — Al« Grund für die V e r s ch l i m m e r u n g de« Zu stände« bei Sr. Maj. dem Kaiser wird Folgende« angeführt: Derselbe hatte trotz de« nicht besonder« günstigen Welter« dennoch auf An- rathen seiner Aerzte eine Spazierfahrt unternommen, die dem Zustande de« hohen Herrn jedoch nachtheilig gewesen sein muß, und zum größten Leidwesen hat sich au« dem leichten Unwohlsein nunmehr eine, wie e« schein«, nicht unbedenkliche Bronchitis entwickelt. Da« im .Reich«-Anzeiger" diesbezüglich veröffentlichte Bulletin sagt, daß der Kaiser nach einer am Sonntag eingetretenen Bronchitis mit starkem Fieber und be schleunigtem Alhem keine gute Nacht gehabt hat. Daß diese Miktheilung jede« Herz, da« die so günstig laut enden Nachrichten der letzten Zeit mit Freuden auf nahm, mit tiefem Bedauern erfüllt, braucht wohl kaum hinzugesügt zu werden. — Die Mittheilung der Wiener .N. Fr. Presse", daß die Kanzlerkrisi« beigelegt sei und gleich wohl die Verbindung der Prinzessin Victoria mit dem Prinzen von Battenberg beschlossene Sache sei, wird jetzt auch von der „Times" in ge wissem Umfange bestätigt. Der Berliner Korrespon dent des Londoner Blatte« meldet untcrm 13. d.: „Wenn etwa« Wahre« an einem Gerüchte ist, da« mir heute Abend au« einer Quelle zugeht, welche sich bis lang al« zuverlässig erwiesen hat, ist beträchtliche Aus sicht vorhanden, daß der Reichskanzler demnächst die Prinzessin Viktoria zu einem wichtigeren Ereignisse al« einem bloßen Geburtstag zu beglückwünschen haben wird. Der Aspekt der Kanzlerkrisis hat sich, seitdem dieselbe vor länger al« einer Woche begann, von Tag zu Tag wesentlich verändert und heute Abend ist Aus sicht vorhanden, daß sie ihren Abschluß finden wird mit einem „Ende gut, Alle« gut," welches Deutsch land in den Stand setzen wird, die Dienste des Kanz lers zu behalten und der Kaiserin doch gestatten wird ihr Ziel zu erreichen. Ich glaube zum Mindesten, raß Anstrengungen zur Erreichung diese» Endzwecke« unter den Auspizien hochgestellter Vermittler und Für sprecher im Gange sind, und e« ist nutzlos, zu sagen, daß die Basis dieser Anstrengungen ein Bestreben ist, Fürst Bismarck — vielleicht selbst vermittelst Ver sicherungen aus Rußland — zu überzeugen, daß seine Befürchtungen mit Bezug auf die politischen Folgen der geplanten Heirath entweder übertrieben oder un begründet sind. Das ist, wie mir gesagt wird, die neue Wendung, welche dieser außerordentliche Zwischen fall genommen hat, und c« soll, wie es heißt, ziemlich gute Aussicht vorhanden sein, daß dieselbe zu einer für beide Theile befriedigenden Regelung führen werde." — Dem Vernehmen nach ist der kommandirende General de» 4. Armeekorps, Feldmarschall Graf v. Blumenthal zum General-Inspekteur der 4. Armee inspektion ernannt worden. Graf Blumenthal wird in dieser Stellung Nachfolger de« jetzt regierenden Kaiser«, der als Kronprinz diese Inspektion, zu der da« 3., 11., 13. und die beiden bayrischen Korp» gehören, inne halte. — Diese Ernennung dürfte in Bayern allgemeine Befriedigung Hervorrufen; war e« doch der Graf Blumenthal, der al« Chef de« > Generalstabe« der kronprinzlichcn III. Armee den ersten ' glorreichen Siegen der Bayern bei Weißenburg und Wörth beiwohnte und unter dessen Augen unsere braven Waffengefährten an den Entscheibung«kämpfen vor Sedan und Pari« so hervorragenden Antheil nahmen. E« konnte keine geeignetere Persönlichkeit für den hohen Posten de« General-Inspekteur« der 4. Armee-Inspektion gewählt werden. — In der Begründung der im preußischen Land tag eingebrachten Noth st and«-Vorlage wird ge«