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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar DienStaq, Donners tag und Sonnabend. In- sertionSprei«: die kleinsp. Zeile lO Pf. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Zlmgeöung. Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Humorist. Blätter) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. 34. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 3L. A-tzrgau«. Dienstag, den 20. März 4888. Der Fleischer Hr. Grnst Pauk Werner in Schönheiderhammer beabsichtigt, auf der Parzelle Nr. 840 des Flurbuchs für Schönhcioe eine > . «eNISeNter«! Etwaige Einwendungen hiergegen sind, so weit sie nicht auf besonderen PrivatrechtS-Ttteln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Schwarzenberg, am 1b. März 1888. Die Königliche Amtshanptmannschast. Frhr. von Wirsing. E. Nachdem in neuerer Zeit wiederholt wahrgenommen und durch statistische Erhebungen festgestellt worden, daß eine nicht geringe Zahl von Schadenfeuern durch Kinder verursacht worden ist und sich annehmen läßt, daß in vielen dieser Fälle ein unvorsichtiges Gebühren mit Zündhölzchen stattgefunden hat, welchem hätte vorgebeugt werden können, wenn bei Ausbewabrung der Zündhölzchen größere Sorgfalt beobachtet und darauf mehr Bedacht genommen worden wäre, dieselben den Kindern weniger leicht zugänglich zu machen, so nimmt man Veranlassung, auf die mit einer unvorsichtigen Aufbewahrung und Beaufsichtigung der Zünd hölzchen verbundene Gefahr und auf die daraus erwachsende Verantwortlichkeit sowie darauf hinzuweisen, daß eine Außerachtlassung der dieSsallsigen, insbesondere den HauShaltungS-Vorständen obliegenden Verpflichtungen nicht nur polizeilicher Ahndung unterliegt, sondern unter Umständen auch zu krimineller Bestrafung führen kann. Die OrtSbehörden haben bei den jährlich regelmäßig zweimal vorzunehmenden Revisionen der Feuerstätten ihr Augenmerk auf die Aufbewahrung der Zündhölzchen in den einzelnen Haushaltungen zu richten und auf Beseitigung etwa Vorge fundener Mißstände hinzuwirken. Schwarzenberg, am 13. Mär; 1888. Königliche Amtshanptmannschast. Frhr. von Wirsing. Bekanntmachung. Die Landrenten für den 1. Termin 1888 sind bi« spätesten« zum 30. dieses Monats bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung in hiesiger Stadt- steuer-Einnahme zu entrichten. Eibenstock, am 19. März 1888. Der Stadtrath. Löscher. Bg. Bekanntmachung. Am 31. dieses Monats ist der 1. Termin der diesjährigen Stadt anlage« zu bezahle«. Wir fordern zu dessen Berichtigung hierdurch mit dem Bemerken auf, daß 4 Wochen nach diesem Termine gegen die Säumigen sofort da« Zwang«vollstreck- ungSverfahren cingcleitet werden wird. Hierbei wird daraus aufmerksam gemacht, daß eine Reclamation den An- lazenpflichtigen nicht befreit, den vollen, für ihn ausgeworfenen Anlagenbetrag an den geordneten Terminen zu entrichien, daß vielmehr bei etwaiger Berück sichtigung der Reclamation da« zu viel Bezahlte zurückerstattet wird und daß auch diejenigen Anlagenpflichtigen, in deren Hände Anlagezettel au« irgend einem Grunde nicht gelangen sollten, ihren Zablungsverbindlichkeilen nachzukommen und sich bei der Anlagen-Einnahme z» melden haben. Eibenstock, am 19. März 1888. Dcr Stadtrath. Löscher. G. Bckauntinachu li g. ES ist mehrfach die Wahrnehmung zu machen gewesen, daß in letzterer Zeit die vorzekommenen Wohnungsveränderungen nicht zur Anzeige gebracht worden sind. Da nun in den nächsten Tagen eine allgemeine Revision de« gesammten Meldewesens statlfinden wird, so nimmt dcr unterzeichnete Sladtrath hiermit Veranlassung, sämmtliche Einwohner auf das Regulativ, die polizeiliche An- «ad Abmeldung der Einwohner und Fremden in der Stadt Eibenstock betr., vom 8. November 1883, mit dem Bemerken aufmerksam zu machen, daß nach diesem Regulativ jede Veränderung in den AufenlhaltSver- hältnissen eine« Einwohner« — Anzug, Fortzug, Umzug — zu Vermeidung einer Geldstrafe bi« zu 10 Mark bez. entsprechender Haftstrafe binnen drei Tagen an Rathsstelle anzuzeigen ist. Sofern vorgekommene Veränderungen in den Aufcnthaltkverhältnissen noch nicht zur Anzeige gekommen sein sollten, werden die Meldepflichtigen hiermit aufgcfordert, da« Versäumte alsbald nachzuholen, widrigenfalls die bei der all gemeinen Revision vorgefundenen Unregelmäßigkeiten mit den zu Gebote stehen den Strafen geahndet werden müßten. E i b e n st o ck, den 19. März 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Das Leichenbcgängniß Kaiser Wilhelms. Seit Berlin durch die weltgeschichtlichen Ereignisse dcr letzten beiden Jahrzehnte zum Range einer Weltstadt empor gestiegen ist, hat es in seinen Mauern verschiedene Male Feier lichkeiten abhaltcn sehen, an denen im Geiste wenigstens, ganz Deutschland theilnahm und deren äußeres Gepränge kaum noch Überboten werden konnte. Die Feier aber, deren Schauplatz die Reichshauptstadt am 16. d. war, gestaltete sich zu einer so gigantischen, allgewaltig packenden, daß man sie miterlebt haben muß, um davon ein zutreffendes Bild zu gewinnen. Der Fremdenzufluß war ein geradezu kolossaler; außer den fürstlichen Persönlichkeiten, die gekommen waren und deren Zahl die Hundert weit übersteigt, — außer den zahlreichen höheren Beamten und Militärs, die ihrem verstorbenen Kaiser die letzte Ehre geben wollten — außer den Vertretern aus wärtiger Regierungen, zahlreichen Deputationen von nah und fern waren aus ganz Europa Besucher gekommen, um dieser einzigen Feier beizuwohnen. Der Dom faßt Wohl 1800 Personen, trotzdem war der Reichstag beispielsweise bei der Feier in dieser Kirche nur durch seinen aus I I Personen bestehenden Vorstand vertreten, weil man unmöglich für mehrere Platz schaffen konnte, ohne den Raum für diejenigen fürstlichen und hochgestellten Persönlich keiten zu beeinträchtigen, welche dem Verewigten persönlich nahegestanden hatten oder welche als Vertreter auswärtiger Fürsten offiziell an der Feier theilnahmen. Der nahezu eine gerade Linie bildende Weg vom Dome aus nach Charlottenburg, wohin die irdische Hülle des Kaisers übergesührt wurde, war in seiner ganzen, fast eine Meile betra genden Ausdehnung aus das Würdigste dekorirt und zwar bis zur Siegesallee im Thiergarten in künstlerisch einheitlicher, überaus pomphafter Weise. Einem Bericht des „Berl. Cour." über den Stand der Ausschmückungsarbeiten während der Nacht zum Freitag ent nehmen wir das Folgende: Beginnen wir unsere nächtliche Wanderung an der Schloßbrücke. Vom Dome her leuchtet es grell herüber. Auch dort wird noch bei Fackelschein ruhelos gearbeitet. Die Säulen des Domes sind vergoldet und gold ige Palmenzweige glänzen an des Tempels Stirne. In dunklen Umrissen raucht vor dem Museum das Denkmal Friedrich Wilhelm III. aus; es hat in dieser Stunde etwas Gespensterartiges. Ueber die Brücke aber fluthet es noch fort während im schwärzlichen Gewimmel dem Dome zu. Die fromme Wallfahrt zur Bahre Kaiser Wilhelm«, sie dauert auch bi« tief in diese letzte Nacht vor der Bestattung hinein. Die beiden Balustraden der Schloßbrücke sind schwarz und weiß drapirt. Düster wogen die umflorten Maste der Schiffe zu beiden Seiten in die Nacht hinaus; der Wind bewegt zuweilen die langen, dünnen Florschleier in sanften Wellen. Diesseits der Brücke sind zwischen Zeughaus und Kommandantur zwei schwarze Altäre mit grünen Gewinden, mächtige» silbernen Quasten und Florschärpen errichtet. Weiter am Zeughaus« entlang ragen hüben und drüben dunkle Postamente, achtund zwanzig an der Zahl, empor, welche Fenerbecken tragen. Zwei altarähnliche Bauten schließen diesen Theil der Trauerstraße ab. Nun betreten wir eine lange Allee von umflorten Trauer masten, an denen ein silberfarbenes >V schimmert. Dieser düstere Hain führt am Opernhause vorüber bis zum Denkmal Friedrichs des Großen hin. Rechter Hand fesseln jedoeb noch vorher zwei größere Trauer-Arrangements die Aufmerksam keit. Zu beiden Seiten dcr Wache am Kastanien - Wäldchen ist man gerade damit beschäftigt, für die schimmernden Marmor-Gestalten dcr ruhmreichen Generale Preußens einen ernsten Hintergrund zu schaffen. Man errichtet hölzerne Rundwände, die durch Säulen unterbrochen sind, eine schwarze Verkleidung erhalten und große eherne Feuerschalen tragen werden. An dem Universitätsgebäude hat man eine Art Tem pelbau aufgesührt, von dessen Spitze ein goldener Stern — der Glücksstern Kaiser Wilhelms, weit in die Nacht hinaus leuchtet. Ein goldig schimmerndes Frontispice zeigt die Könige des Morgenlandes, welche durch den Stern zu der Hütte des Heilands geleitet werde». In der Nische dieses Tempels steht wie ein Engel der Trauer, eine goldige, weibliche Gestalt, mit ernstem, gesenktem Haupt und einer zu Boden geneigten Palme. An dem Giebel des Tempels wird die Inschrift angebracht: „Denn ich, spricht der Herr, bleibe bei dir bis an das Ende deiner Tage." Das Denkmalgitter Friedrichs des Großen ist von schwar zem Flor umhüllt. Lorbeer-Büsche ragen an den Eckpfosten empor. Weiter rechts, am Gebäude der Akademie, ist man gerade dabei, das große, bronzefarbene Relief Eberleins, „Die Huldigung der Künste vor dem Kaiser" emporzuhissen. Zwei mächtige Obelisken, die auf ihren Spitzen große Vasen mit Feuerbecken tragen, erheben sich hinter dem Denkmal Friedrichs des Großen wie zwei gewaltige, düstere Herolde an der Schwelle einer gewaltigen, bis über das Brandenburger Thor hinaus reichenden Trauerhalle. Die ganze Mittelpromenade vom Kaiser- palaiS bis hin zum Pariser Platz wird von etwa vier Meter hohen, durch silberglänzende Feuerschalen gekrönte, eckige Trauer konsole umsäumt, die untereinander durch Tannengrün- und Flor-Guirlanden verbunden sind. Wie ein düsteres Band um schlingt diese Trauer - Guirlande die ganzen Linden. Vier Obelisken flankiren den Kreuzpunkt an der Charlotten-Straße... An dem Postament werden gerade große, schwarzweiße Nach bildungen des eiserne» Kreuzes und fromme Denksprüche angebracht. Einen wunderbaren Mittelpunkt von majestätisch ernster Pracht findet die gesammtc Trauerdekoration der Linden in der Baldachin-Kuppel, die hoch den Kreuzpunkt der Linden und der Friedrichstraße überragt. Ueber der gewaltigen, völlig umflorten Kaiserkrone fallen die schweren, schwarzen hermelinumjäumtcn Falten dieses düsteren Zeltes zur Erde nieder. Vier Engelsköpfe sind an dcr Baldachin kuppel angebracht. Ueber dem Eingang und dem Ausgang leuchtet ein goldenes Schild. Unterhalb der Krone wird eine elektrische Ampel ihr mildes, schneeiges Licht spenden. Dieses ganze Arrangement ist von einer ergreifenden, wunderbaren Wirkung, ein Baldachin des Todes, "welcher sich über einem kaiserlichen Leichcnzug wölben wird. An der Wilhelmstraße erheben sich wiederum vier gewaltige Obelisken mit Adler schildern und großen Flammenbecken. Zwei Reihen von Trauer konsole» umschließen diesen letzten Theil des Lindenwegcs bis zu den Ausgangsobelisken, neben welchen hohe, von Adlern gekrönte Trauerstangen emporragen. Einen gewaltigen Ab schluß der Trauerstraße innerhalb Berlins bietet das Branden burger Thor, dessen mächtige Säulcnschaftc, ebenso wie der Sims völlig schwarz umhüllt sind. Weiße Streifen mit dem eisernen Kreuz umspannen die hohen Säulen. Hoch oben zügelt die Siegesgöttin den wilden Lauf ihrer Pferde — als wenn sie heute, am Tage der großen Trauer eines ganzen Volkes rasten und sich ebenfalls ganz dem Schmerze hingcben möchte. Auf der anderen Seite des Thores nach dem Thier garten zu hängt ei» Ricsenlorbeerkranz mit Silber und Flor umflochten nieder, welcher die Inschrift trägt: „Der Herr segne deinen Ausgang" — ein sinniges Arrangement, das von tief- crgreifendcr Wirkung sein wird. Während der letzten Tage hatte Berlin sehr unter der Ungunst der Witterung zu leiden gehabt. Ein ungeheurer Schneefall hatte die Kommunikation ungemein erschwert, theil- weise sogar unmöglich gemacht. Am Morgen des Freitag aber stieg die Sonne goldigroth im Osten empor und wenn sie auch der schneidenden Kälte nicht Herr werden konnte, so verscheuchte sie doch die schneedrohenden Wolken. „Die Hohcn- zollernsonne!" so ging es bei ihrem Anblick von Mund zu Mund der Hunderttausend«! „Von dem Dome schwer und bang tönt die Glocke Grab gesang." Auch von allen andern Kirchen der Stadt wurden, wie seit vergangenem Freitag schon, die Glocken geläutet. Von II Uhr an schon sammelte sich die auserlesene Trauer gemeinde im Dome. Oberhosprediger vr. Kögel, umgeben von den Hofpredigern Berlins und Potsdams, den beiden Berliner