Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint -U e * e e e «bonnement -Z---- Seyrk des Amtsgerichts Lidensiock xZHL- srrtionSprei«: die kletnsp. . . ten, sowie bei allen Reich«- ZeilelOPf UNd dtssM ZlMgSöUNg. P°st°nst°len Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »r. I«yr«,«g. — SQ.Donnerstag, den 16. Februar L888. Bekanntmachung. Der durch da« Rautenkran,er Staat«forstrcvier führende Moraenrötht - Karlsfelder Commknicattousweg wird wegen der zur Zeit nicht zu beseitigenden Schnecmassen bi« auf Weitere« hierdurch für den Verkehr gesperrt und letzterer auf die Wilzschthalftratze und den diese mit Rautenkranz und Morgenröthe verbindenden Communication«weg verwiesen. Königliche Iorstrevierverwaklung Maulenkranz, am 13. Februar 1888. E« wird hierdurch in Erinnerung gebracht, daß der am IS. Februar 1888 fällig gewesene 1. Termin der diesjährigen Kommunanlagen binnen acht T.,„In Gemcinderach z« Schmchcidc. Das Bündniß mit Italien. Während vor ca. 14 Tagen der Wortlaut de« deutsch-österreichischen Bündnißvertrage« offiziell be kannt gegeben wurde und Fürst Bismarck sich darüber in seiner letzten Reichstagsrede sehr eingehend au«ließ, war die Frage, welche Abmachungen mit Italien be stehen, bisher noch nicht geklärt. Die große Turiner Rede Cri«pi«, die letzterer sehr bald nach seiner Rück kehr au« FriedrichSruh hielt, haben indessen nicht den mindesten Zweifel darüber gelassen, daß auch diese« Bündniß nur für den Fall eine« Angriff« auf die Grenzen der Verbündeten gilt. Fürst Bismarck hat sich über unser Bündnißver- hältniß zu Italien lange nicht so bestimmt ausge sprochen, wie betreffs de« deutsch-österreichischen Ver trage«. Da« lag jedoch zweifellos im Plane der ganzen Rede. Der Friede erschien von Rußland her in erster Reihe bedroht und deshalb zeigte der Reichs kanzler die VertheidigungSwaffen, welche uns nach jener Richtung hin zur Verfügung stehen. Würde der KriegSsturm von Frankreich her gedroht haben, so würde gewiß auch das Bündniß mit Italien in da gehörige Licht gerückt worden sein. Die Wiener „N. fr. Pr." hat dieser Tage den Inhalt der Bündnißverträge Italien« mit den beiden mitteleuropäischen Mächten veröffentlicht. Diese Be kanntgabe hat aber erst dadurch einen gewissen Werth erhalten, daß sie von deutscher offiziöser Seite al« „beinahe richtig" anerkannt worden ist. Zunächst sei hier die Inhaltsangabe des Wiener Blatte« wiederholt. Der Vertrag zwischen Oesterreich und Italien verpflichte Oesterreich zu wohlwollender Neutralität im Falle eine« italienisch-französischen Kriege«; Italien sei zu dem gleichen Verhalten im Falle eine« öster reichisch-russischen Kriege« verpflichtet; endlich über nehme Oesterreich die Verpflichtung, die italienischen Interessen im Mittelmeer nach Kräften zu fördern und auf der Balkanhalbinsel nicht« zu unternehmen, ohne sich vorher mit Italien in« Vernehmen zu setzen. Nach dem Vertrage zwischen I t a l i e n und D e u t s ch - land verpflichten sich beide Theile, daß keiner von beiden den Frieden willkürlich brechen werde; fall« einer oder der andere von Frankreich angegriffen wird, so verpflichten sich dieselben, einander mit der ge kämmten Kriegsmacht beizustehen. Eine dem Vertrage hinzugesügte Klausel bestimmt, daß fall« Frankreich und Rußland gegen Oesterreich und Deutschland oder auch nur gegen Deutschland allein einen gemeinsamen Angriffskrieg unternehmen, die gesammte Krieg«macht der drei verbündeten Staaten in Aktion tritt. Diese Verträge sollen angeblich eine Ergänzung finden in besonderen Vereinbarungen zwischen Italien, Oesterreich und England, um die österreichischen und italienischen Küsten vor feindlichen Landungen zu schützen. Die Lage Italien« ist gegenwärtig eine andere, al« die seiner Verbündeten, weil diese direkt bedroht sind, wa« bei Italien nicht der Fall ist. Die Fran zosen sind zwar schlecht auf die Italiener zu sprechen, aber sie haben keinen Anlaß, dieselben anzugreifcn, weil sie keine Ansprüche an Italien machen. Vielmehr ist e« Italien, welche« Ansprüche an Frankreich erhebt und zugleich der Uebcrmacht desselben im Mittelmcer einen Riegel vorschieben möchte. Daß bei einem für Frankreich unglücklichen Kriege gegen Italien diese« Nizza und Savoyen zurücknehmcn würde, daß c« die Insel Korsika, da« Geburtsland de« ersten Napoleon, und jedenfalls auch Tunis, bei dessen Besitzergreifung Frankreich den Italienern zuvorgekommen war, für sich beanspruchen würde, ist wohl außer Zweifel. Italien hat Frankreich nicht zu fürchten. Von der Landseite her deckt eS sich selbst ganz gut, würde aber in der Vertheidigung noch von Deutschland und Oesterreich sehr wirksam unterstützt. Auf der See aber ist e«, selbst ohne englische Hilfe, den Franzosen vollkommen ebenbürtig. Italien besitzt vielleicht die beste Flotte von der Welt, nicht gerade besonder zahlreich, aber vorzüglich ausgerüstet. Die italienischen Küsten andererseits, so langgestreckt sie auch sind, bieten dem Feinde wenige günstige Landungspunkte, diese wenigen aber sind auf da« trefflichste befestigt. Gerade im Hinblick darauf, daß Frankreich an Italien keine Ansprüche stellt, wohl ober umgekehrt, hat Italien reichlichen Anlaß, an dem Bündnisse mit den mitteleuropäischen Mächten auSzuharren. Wa« c« diesen vorkommenden Fall» zu leiste» hat, ist nicht« Besondere«. Schickt e« eine Armee von 200,000 Mann an die französische Grenze, so bindet e« drei bi« vier französische Armeekorps und da« ist eine wesentliche Hilfe für Deutschland, wenn diese« einmal von den lieben Nachbarn jenscit der Vogesen angegriffen werden sollte. Hagesgeschichte. — Deutschland. Eine Woche, reich an be deutsamen freudigen und tief schmerzlichen Ereignissen liegt hinter un«. Im Reichstage ist da» Wrhrgesctz und da« Anleihcgesctz ohne Debatte fertig gestellt worden. Selten wurden von einem Parlament Vorlagen von einer solchen Tragweite so rasch und einmüthig bewilligt. Unter dem Drucke der Situation hat nicht einmal die sozialdemokratische Partei e« für angezcigt gefunden, mit ihrem Widerspruch die schnelle Entschließung der anderen Parteien aufzuhallen. Solch ein Schauspiel hat da« deutsche Volk seit dem Sommer 1870 nicht gesehen. Mit einem Schlage ist die deutsche HeereSmacht fast um eine Million tüchtiger Streiter vermehrt worden. Eine Waffenmacht steht zur Ver theidigung de» Vaterlandes bereit, wie sie die Welt zuvor noch nie gesehen, eine Macht, die in früheren Jahrhunderten Entsetzen und Schrecken nach allen Seiten hin verbreitet haben würde, weil sie überall die Sorge vor einem Angriffskriege wach gerufen hätte. Heute freut sich da« unparteiische Ausland mit un« unserer Waffenstärke; zwei Jahrzehnte neigen ihrem Ende entgegen, seitdem Deutschland wieder aus gerichtet wurde, und seitdem die neue Kaisermacht ihren Einfluß im Sinne de« Frieden« und der Einig ung zu bethätigcn nicht abgelasscn hat. — „De« Leben« ungemischte Freude wird keinem Sterblichen zu Theil." In dem Augenblicke, wo die Wogen stolzen Selbstbewußtsein«, reiner Freude am Baterlande in unserem Volke am höchsten gestiegen waren, hat die schwarze Sorge, die für einige Tage vergessen war, lauter und vernehmlicher wieder an alle deutschen Herzen gepocht. Seit Jahresfrist ist der Erbe de« deutschen Reich«, der Stolz und die Hoffnung seine« Lande« schwer erkrankt. Seit langen Monaten weilt er fern der Heimath, im fremden Lande Heilung und Genesung suchend, die da« schönste Glück de« deutschen Volke« sein würde. Zwischen Hoffen und Bangen haben wir lange Zeit geschwankt. Und nun ist der kritische Moment, den Alle noch fern glaubten und wünschten, doch schon herbeigekommen. Eine Operation ist nöthig geworden, deren Bedeut ung kaum mehr zweifelhaft ist. Menschenkunst hat ihr Höchste« gethan, um der schlimmsten Wirkung einer schweren Erkrankung entgegenzutreten. Daß e« ihr auch gelingen möge, die Krankheitserscheinung selbst zu beheben, da« erflehen jetzt Millionen von der Vorsehung, die bisher die Geschicke unsere« Vater landes und Herrscherhauses so gnädig geleitet hat. — Nachrichten au« San Remo zufolge ist da« Befinden de« Kronprinzen andauernd günstig. Da« Aussehen der Wunde ist das beste. Fieber und Husten traten nicht ein. Der hohe Patient vermochte bereits etwas festere Nahrung zu sich zu nehmen und im Zimmer etwas auf- und abzugehen. — Die Verlängerung des Sozialisten gesetze« auf zwei Jahre ist vom Reichstage mit 164 gegen 80 Stimmen angenommen worden. Mit den Kartcllparteien stimmte auch ein Theil de« Cen trum» für den Antrag der Kommission. Minister von Putlkamer hielt im Prinzip an den Vorschlägen der verbündeten Regierungen fest, gab aber die Er klärung ab, daß die letzteren, wo sie nur zu wählen hätten zwischen der Zustimmung zu dem Beschlüsse der Majorität und der Aussicht, ihre denkbar wirk samsten eigenen Anträge abgelehnt zu sehen, im In teresse der Fortführung einer aus den Schutz und die Sicherheit von Staat und Gesellschaft gerichteten Ar beit der Behörden auch mit dem Wenige» vorlieb nehmen würden, welche« man ihnen gewähre. — Die „Nordd. Allg. Ztg." druckt an hervor ragender Stelle einen Berliner Brief der offiziösen Wiener „Pol. Corr." ab, welcher die politische Lage al« fortdauernd sehr ernst bezeichnet. ES heißt darin: Die Stimmung in hiesigen politischen Kreisen ist und bleibt eine sehr ernste. Die Augen sind auf Rußland gerichtet, nicht so sehr, um zu sehen, wie die dortige Presse die Rede des Fürsten aufnehmen wird — das ist „Druckerschwärze", die an der Sache selbst nur wenig ändern kann — son dern um ein Symptom dafür zu erspähen, ob russischer- seit» irgend etwa- geschehen werde, wa» von dem Willen der russischen Regierung Zeugniß ablegen könnte, daß sie sich ihrerseits nunmehr bemüht zeigt, in der vom Fürsten Bi«marck angedeuteten Weise Hand zu legen an da« Werk der Konsolidirung de» europäischen Frieden«. Auf Frankreich richtet sich die Aufmerksamkeit erst in zweiter Linie, da man hier, ob mit Recht oder Unrecht, lasse ich dahingestellt sein, der Ansicht zuneigt, daß man daselbst dem von Ruß land gegebenen Beispiele folgen würde, und daß jeden falls von französischer Seite allein eine Störung de» Frieden« ernstlich nicht zu befürchten sei. — Dieser Gesichtspunkt, daß man der ganzen Welt habe zeigen wollen, die Wiederherstellung der Ruhe in Europa liege in erster Hand bei Rußland, dürfte va» wahre Motiv der Veröffentlichung de« deutsch-österreichischen Vertrage« und de« Kommentar« zu dieser Veröffent lichung, der Rede de« Fürsten Bismarck, gewesen sein. Jedenfalls wollte man auf diese Weise der Welt und der Nachwelt die Möglichkeit geben, mit unzweifel hafter Sicherheit Denjenigen zu bezeichnen, auf dem allein, fall« die friedlichen Bemühungen Deutschland« und Oesterreich-Ungarn« dennoch zu Schanden werden sollten, da« ganze Gewicht der furchtbaren Verant-