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Amts- und Anzeigeblatt lüe bea AbonnsW-ni »LLmr öesirk des Amtsgerichts EibenItock EZWär tag und Sonnabend. Sa- ' V ten, sowie bet allen Reich«, sertion-prei«: die kleinsp. . . P-stanstalten. und dessen Amgevung. 14. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ,s. Iaßr««««. ' Donnerstag, den 2. Februar 1888. Bekanntmachung, die Anmeldung der Ostern 1888 schulpflichtig werdenden Kinder betreffend. Ostern 1888 werden alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dahin das sechste Lebensjahr erfüllt haben. Außer diesen können auch solche Kinder der Schule zugeführt werden, welche bi- 30. Juni 1888 das sechste Lebensjahr vollenden. Von diesen Kindern, sowohl von den gesetzlich schulpflichtigen, wie den letzt erwähnten, wenn sie schon zu Ostern 1888 in die Schule eintreten sollen, sind die Kuabeu: Montag, den 2V. Februar dieses Jahre», Nach mittag» von 2—4 Udr und die Mädchen: Dienstag, den 21. Februar diese« Jahre», Nach mittag« von 2—4 Uhr in der Wohnung des Herr« Schuldirektors llr. Förster — Postplatz Haus- Nummer 48 — anzumelden. Bei dieser Anmeldung ist zunächst die Erklärung abzugeben, ob das betreffende Kind in der I. oder II. Bürgerschule Ausnahme finden soll, ferner ist für alle Kinder der Impfschein und für Kmder, die aus WesttUd- heitsrückstchten vom Schulbesuche noch zuriickbchalten werden sollen, ein Kl. Löscher, Vorsitzender. iirrtlickies Zeugnis? über die Nothwendigkeit dessen, für die nicht in hiesiger Stadt geborenen Kinder aber außerdem eine standesamtliche Geburtsurkunde und ein Tauszeuguitz beizubringen Eibenstock, den 30. Januar 1888. Bekaniltmachiulg. Die RathSexpeditionS-, Stadt- und Sparkassen-Lokalitäten bleiben wegen vor zunehmender Reinigung derselben nächsten Sonnabend, den 4. Aeöruar 1888 geschlosst« und e» können an diesem Tage nur die dringlichsten Sachen Erledig- ung ist an diesem Tage in der Zeit Volt Vormittags 10 bis 12 Uhr geöffnet. Eibenstock, den 1. Februar 1888. Der Stadtrath. Löscher» Bürgermeister. Kl. Ein Mahnwort an den Handwerkerstand. Man ist seit Jahren schon bestrebt, dem Hand werkerstande nach jedweoer Richtung hin Unterstützung zu Thcil werden zu lassen, und das mit Recht. Der Großbetrieb streckt seine gewaltigen Arme nach Allem au», was ihm irgend lohnend erscheint, und die durch Massenfabrikation erzielte Billigkeit spielt ihm nach und nach den großen Consum naturgemäß in die Hände. Ein Uebertrefsen de« Großbetriebe» in der Billigkeit ist also ausgeschlossen, nur in der zuver lässigen Güte und außergewöhnlichen Haltbarkeit sind die vom Kleinbetriebe gebotenen Vortheile zu suchen, der Käufer erwartet zu gleichem, oder nur sehr mäßig höherem Preise Besseres, als was die Fabriksarbeit bietet. Um diese schwierige Aufgabe erfüllen zu können, muß jeder Vortheil in Betracht gezogen werden, so klein er auch erscheinen mag, und einem dieser Vor theile gelten vorliegende Zeilen. Ich meine ras Sparen bez. die Verschwendung der Zinsen. Jeder vorsichtig geleitete Großbetrieb wird Zinsen zu sparen suchen, wo e« nur irgend geht, vor Allem aber in der Gewährung deS CreditS. Bestimmte Eonditionen werden allen Geschäften ordnungsmäßig zu Grunde gelegt, die segensreiche Zahlungsbedingung: „30 Tage Caste" gewinnt in Deutschland von Jahr zu Jahr mehr Boden und ist das Vereinbarte über schritten worden, so kann Niemand ernstlich übel nehmen, wenn eine Erinnerung erfolgt. Wie ganz ander», wie kläglich sieht e» in dieser Beziehung beim Handwerkerstande aus! Fast sämmt- lichc Branchen desselben, sodann auch, wenngleich nicht zu diesem Stande gehörig, die Aerzte und Apotheken, lasten am liebsten ein volle» Jahr, ost noch länger darüber hingehen, ehe sie an die unangenehme Arbeit de« Rechnungsschreiben« gehen; — und womit be gründet man diese Zinsenverschwendung, diese geradezu üble Gewohnheit? — Mit der ganz falschen Voraus setzung, c« könne übel genommen werden, wenn die Rechnung zeitiger eingereicht wird, man genirt sich förmlich, die Rechnung zu bringen, für seine Leistung den Gegensatz zu fordern. Wäre e« nicht an der Zeit, einmal energisch darin Aenderung zu schaffen, und jeder gelieferten Arbeit stet« sofort Rechnung beizugeben, oder doch mindesten« pünktlich an jedem MonatSschlusse abzurechnen? Ohne Zweifel würde sieben Achtel der Bevölkerung damit einverstanden sein; da« letzte Achtel hat bisher viel leicht gern diesen Zustand auSgenützt, und muß sich wohl oder übel fügen, wenn längere- Borgen als einen Monat ausgeschlossen ist. Soviel steht fest, daß e« für eine große Anzahl Leute stet» ein Aergerniß ist, wenn nach so langer Zeit Rechnungen cingehen über Kleinigkeiten, an die längst niemand mehr dachte. — E« ist nicht« Seltene«, daß man vier bi« fünf Mal, auch noch öfter die Rech nung verlangt und schließlich grob werden muß, ehe man sie bekommt. E« wird selbstverständlich nie au«- bleiben, daß daS Begleichen der eingereichten Rechnung einen Aufschub erleidet, der ruhig gestattet werden muß, weil vielleicht freundschaftliche oder geschäftliche Beziehungen die« erfordern. Da» ändert aber nichts an der Hauptsache, dem anzustrebenden Grundsätze, regelmäßig sofort, oder pünktlich am MonatSschlusse sämmtlichen Geschäftsfreunden mit Rechnung zu dienen. Ob der Mann nun voraussichtlich doch sein Viertel jahr wartet, ehe er bezahlt, oder seine alte Rechnung noch nicht bezahlt hat, ist ganz gleich, und jemehr sich Rechnungen bei ihm ansammeln, umsomehr muß eS ihm Bedürfniß werden, sich nach und nach an Ordnung zu gewöhnen. Also, sei diese üble Gewohnheit auch noch so ein gewurzelt, so muß doch durch gemeinsame« Vorgehen, und durch unbedingtes Festhalten an dem, wa« im Großbetriebe allgemein üblich ist, durchgreifende Besser ung geschaffen werden können. Der Handwerker würde nicht nur Zinsen sparen, sondern auch zu einer besseren fortwährenden Uebersicht über seine Verhält nisse gelangen, und Mancher dürfte alsdann vor dem Gifte der Wucherer bewahrt bleiben, da« jetzt häufig daS Glück ganzer Familien zerstört. Hagesgeschichle. — Deutschland. Ueber den Gesundheits zustand desKronpyinzen meldet'man aus S a n Remo, 30. Januar: Gestern Abend 6 Uhr traf Mackenzie ein, welcher nach seiner Gewohnheit an der französischen Grenze die Eisenbahn verlassen und einen Zweispänner genommen hatte. Er wurde alsbald von der kronprinzlichen Familie empfangen und brachte einen Theil de» Abend« in der Billa Zirio zu. Noch gestern fand eine ärztliche Konsultation und eine zweite heute Vormittag 10 Uhr statt, welche fünf Viertelstunden dauerte. Einstimmig wurde entschieden, daß eine Operation unnöihig sei. Nach einer Aeußer- ung Mackenzie'« wird an die Rückreise de« Kronprinzen vor Eintritt warmer Witterung, also muthmaßlich vor Mai, nicht gedacht. Der Kronprinz gebt dann direkt nach Potsdam, bleibt dort vier bi» sech« Wochen und begiebt sich dann wahrscheinlich nach Grie« in Tyrol. Die Aerzte fanden alle Erscheinungen ge genwärtig günstig. — Straßburg. Einer längeren Miltheilung der „A.Z." über die .Sprachenfrage" im Elsaß entnehmen wir Folgende«: Jedem politischen Beob achter tritt in Straßburg al« eine sehr auffällige Er scheinung die Thalsache entgegen, daß man auf der Straße Französisch nur von Frauen sprechen hört, und zwar von Frauen der wohlhabenden Gesellschafts klasse. Die Frauen au« dem kleineren Bürgerstande, sowie diejenigen der breiteren Volksschichten bedienen sich fast ausschließlich der deutschen Sprache, und e« ist mit Sicherheit anzunehmen, daß unter den letzteren die Kenntniß de» Französischen ebenso verschwunden ist oder doch theilweise nur noch auf schwachen Füßen steht, wie bei den männlichen Arbeitern und Klein bürgern. Durchweg de« Deutschen mächtig und viel fach im eigenen Hause sich de« Deutschen ausschließlich bedienend, reden „Madame" Lehmann, Huber, Meher, Weiß und Schwarz doch nur französisch, sobald sie öffentlich auftreten, und sich gegenseitig begegnen oder besuchen. Mit diesen Damen parliren dann auch — entweder „weil'« so feiner ist", oder weil es die po litische Oppositionsparole so verlangt — „Monsieur" Schmidt und Müller französisch. Viel macht hierbei die Gewohnheit aus, ebenso viel sicher auch der polit ische Vorsatz. Thatsächlich ist aber da« weibliche Ele ment in den wohlhabenderen Familien der deutschen Sprache auch sehr viel weniger mächtig al« das männ liche, und daran sind zum großen Theile die Schul- und Erziehungsverhältnisse schuld. Der Elsässer, wel cher im eigenen Lande gut fortkommen will, ist auf die Erlernung auch der deutschen Schriftsprache an gewiesen, selbst dann, wenn er sich nicht Staat«- und Kommunaldienstprüfungen unterziehen oder die Reife zum Einjährig-Freiwilligendienst erwerben will. Die größere Gediegenheit und größere Reichhaltigkeit deut scher Zeitungen, sowie geschäftliche und politische In teressen zwingen immer mehr und mehr zum Halten deutscher Zeitungen, deren im Reichslande eine statt liche Zahl erscheint. DaS praktische Leben hat also die deutsche Sprache nicht bloS im Wort, sondern auch in der Schrift selbst in den politisch Deutschland noch abgeneigten Kreisen der elsässischen Männerwelt sehr verbreitet. Den Frauen der wohlhabenderen Kreise jedoch, insoweit sie nicht auch mitten im Ge schäftsleben stehen, geht die gründliche Kenntniß der deutschen Sprache ab. Durch den späteren Beruf nicht zum Nachweise der Beherrschung derselben ge zwungen, besucht ein nicht unerheblicher Theil der schulpflichtigen Mädchen ganz ausschließlich die Pen- sionate in Frankreich, die große Mehrzahl aber die jenigen Pensionate und Mädchenschulen de« Reichs lande«, welche bisher französische Unterrichtssprache haben. In ersteren lernen sie da» Deutsche gar nicht, in letzteren nur sehr oberflächlich. Deutsche Bücher bekommen sie nicht in die Hand, ihre geistige Nahr ung nach der Schulzeit wird der sranzösische Roman. Deutsche Zeitschriften und deutsche Zeitungen bleiben ihnen unbekannt. Ich kenne Altstraßburger Damen, deren Männer ganz gewandt sich der deutschen Schrift sprache bedienen und die selbst ganz flott Deutsch, d. b. straßburgisch Deutsch, reden, welche jedoch nicht im Stande sind, ein paar Zeilen zu Deutsch auf da» Papier zu bringen. Diese» Moment trägt gewiß einigermaßen dazu bei, daß in den Altstraßburger Ge schäften die vielfach von weiblichem Personal besorgte Buchführung in französischer statt in deutscher Sprache gehandhabt wird. — E» gicbt Straßburger Familien, in denen der Mann, in Altdeutschland gebürtig, vor 18A1 hierher sich mit einer deutschen Straßburgerin verheirathet hat und dank der französischen Erziehung der Frau und deren Sympathien für da« Französische — ein vollständig undeulsche« Familicnwesen um sich sieht! Töchter und Söhne in ihrer Erziehung vor zugsweise von der Mutter beeinflußt, verleugnen den