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1888 IS Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSprei«: die Ileinsp. Zeile 10 Pf. Amts- und Anzeigeblatt für den ei e «b-nnement 6eM des Amtsgerichts Elbenliotk ELLLL ' «en, sowie bei allen Reichs- und dessen Ilmgevung. « 'M.» Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstsck. zs. Za-rg-n«. Sonnabend, den 28. Jannar Wohnungsverbefferung. In allen Jndustrieorten ist die Wohnungsfrage zu einem recht bedeutenden Bestandtheil der sozialen Frage überhaupt geworden. Man hat nicht nöthig, in allen Fällen gleich an ungerechtfertigte Spekulation zu glauben, welche es sei, die die MiethSzinse in die Höhe schnellen läßt. Auch die Wohnung ist eine Waare, deren Preis durch die starke Nachfrage steigt. Spekulirende Häuserbaugesellschaften arbeiten auch nicht um Gotteswillen; da» Becürfnitz ist vorhanden, da« Bedürsniß wird nothdürstig befriedigt und . . . die Gesellschaften verdienen dabei. Immerhin ist e» eine in allen Kulturländern gleichmäßig beobachtete Erscheinung, daß in den In dustrie-Zentren der WohnungSzin» ein Viertel bi« ein Drittel des Arbeitslohnes erfordert. Da der Ar beiter aber naturgemäß bei den fortlaufenden größeren Ausgaben zuerst und nach Möglichkeit zu sparen sucht, so thut er dies in erster Linie auch bei der Wohnung, leider gar zu oft auf Kosten seiner Behaglichkeit, seines Wohlbefinden« und seiner Gesundheit. Die gemiethelen Wohnräume werden auf» äußerste auS- genutzt, alle nur irgendwie entbehrlichen Gelasse noch abvcrmiethct und so drängen sich denn auf enge Räume sehr viele Personen zusammen, welche an Lust und Licht und Reinlichkeit Noth leiden. In Deutschland ist diese Frage zu einer besonders dringenden geworden. Der deutsche Arbeiter legt auf sein Heim noch ein erheblichere« Gewicht, wie bei spielsweise der russische, italienische und französische. Deshalb haben sich viele einsichtige Freunde de« ar beitenden Volke« eingehend mit der Wohnungsfrage beschäftigt und besonder« wieder ist e» der Abgeord. Miquel, welcher der Frage der Arbeitcrwohnungen unausgesetzt sein lebhafte« Interesse zuwendet. Maß voll und beredt ist dieser Mann dafür eingetreten, daß Staat und Kommune hier helfend eingreifen müßten, daß der Nothstand besteht und durch private Initiative nicht beseitigt werden kann. Dem staatlichen und kommunalen Eingreifen in dieser Angelegenheit sind schwere Bedenken entgegen gesetzt worden; man fürchtet den „StaatSsozialiSmuS", da« Uebergewicht der Staatsgewalt. Indessen man mag sich dabei an ein« erinnern. Als vor einem Jahrzehnt der Reichskanzler den Entwurf des Sozi alistengesetze« im Reichstage vertrat, wie« er darauf hin, daß e« nicht genüge, die Sozialdemokratie durch Zwangsmittel zu unterdrücken, sondern daß au« dem Gesetze auch die Verpflichtung erwachse, durch positive Maßregeln und WohlsahrtSeinrichtungen die Quellen der Unzufriedenheit unter einem nur zu großen Theil der Arbeiter zu verstopfen. Die Parteien haben sich über da» Wie der verlangten positiven Verbesserungen nie einigen können. Man braucht nur an die Ver handlungen über die Arbeiterschutz-Gesetze und über die Sonntagsruhe zu denken. Da trat denn der Staat mit seiner Soztalreform hervor: Krankenversicherung, Unfallversicherung, AlterS- und Invalidität-Versorgung. Der Bemängelungen daran gab und giebt e« sehr viele, sogar berechtigte — aber welche menschliche Einrichtung wäre vollkom men? Und dann sind alle diese Einrichtungen Etwa« an Stelle de« Nicht«. Auch bei der Wohnungsfrage, die auf dem platten Lande und in kleineren Städten in ihren Erscheinungen nicht so fühlbar ist, wird sich ein Eingreifen „von oben her" auf die Dauer nicht vermeiden lassen, weil eben die private Thätigkeit unzulänglich ist. Dabei bleibt allerdings zu befürchten, daß berechtigte Interessen de» kleinen Besitze« ge schädigt werden. Aber gegenüber der großen Nothlage wird die« kaum zu umgehen sein. Tagesgerichte. — Deutschland. Die Reichstagskommission für da« Wehrpslichtgesetz trat am 26. d. in die zweite Berathung der Vorlage ein. Eingegangen ist eine Reihe von Anträgen von Seiten der beiden Refe renten v. Maltzahn-Gültz und von Huene. Zunächst thrilt der Krieg-minister von Bronsart mit, daß die Gesammtsumme der durch da« neue Gesetz erfor derlichen Ausgaben 280 Mill. Mark betrage, und zwar für Waffen und Munition, Feldgeräth, Ausrüstung und Kleidung, Verpflegungskosten, Sani- tätSwcsen und Bureau-AuSgaben. Abg. Mndthorst wünscht, daß da« betreffende Gesetz vorgelegt werde, damit man ersehe, ob denn damit die Forderungen erschöpft seien, oder ob jährlich wiederkehrende For derungen zu erwarten seien. Er glaube nicht, daß 280 Millionen genügen werden, 300 Millionen wer den gewiß nöthig sein. Er befürchte weitere Forder ungen zur Ergänzung de» Offizierkorps. Bolle Klar heit müsse darüber gegeben werden, daß keine Nach forderung mehr käme, damit da« Land endlich zur Ruhe kommt. Der Krieg-Minister erwidert, daß die 280 Millionen einmalige Ausgaben seien, welche in der Hauptsache dauernde Ausgaben nicht nach sich ziehen werden, außer der Verzinsung der Schuld. Außerdem bleiben dauernd die Ausgaben für Verstärk ung de« BureaudiensteS. Auch würden solche sich vielleicht noch al« nöthig erweisen für die Erhaltung der nothwendigcn neuen Gebäude, welche in den 280 Millionen bewilligt werden sollen. Außerdem würden dauernde Ausgaben nicht nöthig sein. Tie neue Armee würde im Frieden nur auf dem Papier stehen, im Kriege aber zu Fleisch und Blut werden. Im Frieden würde sie daher nur wenig kosten. Die Er klärung, daß die« die letzte militärische Forderung sein werde, könne er nicht abgeben, da er mit einer ähn lichen im vorigen Frühjahr abgegebenen Erklärung zu seinem Leidwesen kein Glück gehabt habe. — Abg. Windlhorst dankt für die Erklärung und ersieht au« derselben, daß neue Forderungen für da« OsfizierkorpS nicht zu erwarten sind. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" feiert den 25. Ian., den Tag, an welchem vor 30 Jahren der Bund der Ehe zwischen dem Deutschen Kronprinzen und seiner hohen Gemahlin ge schlossen worden ist, mit folgenden, warm gefühlten Worten: „Der heutige Tag lenkt wiederum die Blicke und da« Empfinden der Nation nach den Gestaden de« Mittelmeeres und nach jenem Hause, in welchem da« Andenken an den vor 30 Jahren geschlossenen Ehebund wohl heute lebendiger denn je aufleben wird. — Weit über den kleinen Familienkreis hinaus, der in diesen Stunden in dem Heime, welches ihm da« be freundete ferne Land geboten, versammelt ist, sind die Herzen erwärmt, die Hände dankbar erhoben bei dem Gedanken, daß da« kronprinzliche Paar sich der Er innerung an drei Jahrzehnte reichen häuslichen und ehelichen Glücke» erfreuen und Zeuge sein darf der reichen Ernte an Liebe, Dankbarkeit und Verehrung, die au« den von ihm gestreuten Saaten ausgegangen ist. Wo, wie bei un«, da« Leben de« Fürstenhauses so innig mit der Nation verwachsen ist, da wird Alle«, wa« dem Fürsten beschieden ist, zum Mitbesitz de» Volkes, ja zum eigenen Familienerlebniß. Und vor unserem geistigen Blick taucht da» Bild de« hohen Paare« auf al« ein leuchtende« Symbol der Tugenden de« Hauses und de« Familienleben«. AuSgcstattet mit der Gabe, sich die Herzen von Hoch und Niedrig, Fern und Nah zu gewinnen, ein Schutz und Hort freier schaffender GeisteSthätigkeit, ein gütiger Helfer in Noth und Gefahr, so tritt da» hohe Jubelpaar, umgeben von einem blühenden Kranz von Kindern und Kindeskindern, nunmehr in da« vierte Jahrzehnt seiner Ehe. Wer vermöchte an so denkwürdigem Abschnitt sich nicht die beziehungsreichen Begeben heiten in die Erinnerung zurückzurufen, welche die erlauchten Gatten in einer für die Geschichte un serer nationalen Entwickelung und für den engeren Krei« de« preußischen Volke« und Königshauses so unvergeßlichen Epoche mit einander durchlebt! Möge da« Bewußtsein, die Liebe und Verehrung der Zeit genoffen in so hohem Maße zu besitzen, dem hohen fürstlichen Paare heute von Neuem ein Trost in ern ster, schwerer Zeit sein, möge dasselbe dem Erben der Deutschen Kaiserkrone von Neuem ein Unterpfand dafür gewähren, daß er sich in den Herzen seine« Volke« ein Denkmal gesetzt, welche« alle Denkmäler von Stein und Erz überdauern wird." — Frankreich. Mit Ausnahme der chauvinist ischen und ultraradikalen Organe beurtheilen die Pa riser Blätter den jüngsten Zwischenfall an der deutsch-französischen Grenze ziemlich ruhig. Jedenfalls ist ziemlich sestgestellt, daß ptzre Barberot eine wenig interessante Persönlichkeit ist und sich nicht dazu eignet, den Mittelpunkt einer diplomatischen Aktion im größeren Stile zu bilden. Selbst der „Figaro", in welchem St.-Cöre sonst derartige Ange legenheiten mit ebenso großer Sachunkenntniß wie „patriotischer" Entschiedenheit zu behandeln pflegt, kann nicht umhin, zu betonen daß ähnliche Fälle an der Grenze keineswegs selten sind, so daß e» sich em pfehlen würde, von dem jüngsten Zwischenfalle nicht mehr zu sprechen, al« früheren gleichartigen Vorgängen. So wird darauf hingewiesen, daß im September v. I. unweit Pagny ein deutscher Wilddieb getödtet wor den, und daß vor zwei Monaten zwischen einem französischen Zollbeamten und einem deutschen Jäger ein Zusammenstoß erfolgt sei, welcher den Tod de» Einen herdeigeführt habe. — Der französische Minister des Innern hatte bereit« in dem vorgestern abge haltenen Ministerrathe noch vor Ankunft eine« amt lichen Berichts die Ansicht ausgesprochen, daß der neue Zwischenfall an der deutsch-französischen Grenze zu diplomatischem Vorgehen keinen Grund biete. Er war zu dieser Erklärung auf Grund der nichtamt lichen Nachrichten gelangt, die bis dahin vorlagen und aus denen unter Anderem hervorging, daß der Fran zose Barberot zwei Tage hatte vergehen lassen, ehe er die Sache zur Anzeige brachte. Der seitdem ein gegangene Bericht de« Präfekten soll, wie au« Paris gemeldet wird, die Ansicht de« Ministers Sarrien durchaus bestätigt haben und feststellen, daß von einer Verletzung der Grenze keine Rede sein könne. Locale ««d sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Einer Meldung ans Klingen thal zufolge, stand am Donnerstag Mittag da« dortige „Hotel zum Hirsch" in Flammen. Ob dasselbe voll ständig, oder nur zum Theil niedergebrannt ist, war bis Freitag Nachmittag hier noch nicht bekannt. — Leipzig. Ein harte«, aber wohl selbstver schuldete« Mißgeschick hat am Dienstag einen hiesigen jungen Kaufmann betroffen. Derselbe feierte sein HochzeitSsest und trug unvorsichtiger Weise die namhafte Summe von 10,000 Mk., da« Einbringen seiner jungen Frau, anstatt e« zu Hause wohl zu ver wahren, in der Beinkleidtasche bei sich. Nach Be endigung der Festlichkeit vermißte er da« in Reichs bankscheinen bestehende Geld. Er mußte c« irgendwo verloren haben und hat bi« jetzt Nicht« davon wieder aufgefunden. — Plauen. In einer von dem geschäft-führ enden Ausschuß de« deutschen Central-Comitv- für die im April d. I. in Barcelona zu eröffnende Weltausstellung der Handel«- und Gewerbckam- mer Plauen zugegangenen Mittheilung wird auf die Wichtigkeit Spaniens al« Absatzgebiet für deutsche Fabrikate hingewiescn, zugleich aber auch auf die üblen Folgen aufmerksam gemacht, welche eine ungenügende Vertretung unserer Exportindustrie in Barcelona für un« haben müßte. Indem die Handels- und Ge werbekammer die Industriellen ihre« Bezirk« hiervon in Kenntniß setzt, theilt dieselbe mit, daß Anmeld ungen an den Delegirten de» AuSstellungS-Borstande» für Deutschland, Herrn Generalconsul Eugen Landau, Berlin VV., Wilhelmstraße 70d bi« spätestens den 15. Februar zu richten sind. Programme und An meldeformulare können auch vom Bureau der Han del«- und Gewerbekammer bezogen werden. — Adorf. Um der von dem Eisenbahnkomitü Adorf-Roßbach-Hof an die hohe Ständever sammlung abgegebenen Petition noch mehr Nachdruck zu geben, war gleichzeitig beschlossen worden, außer dem noch eine Deputation nach Dresden zu senden, die auch in voriger Woche den ihr gewordenen Auf trag ausführte. Nach Alledem, wa» über den Erfolg bi« jetzt bekannt wurde, soll diese Deputation die günstigste Ausnahme daselbst für ihr Projekt gefunden haben, nur sei e» nicht möglich, den Bau für den