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Amts- und Anzeigeblatt für den «erscheint „ . „ ^.e e Abonncmcnt e-ZLS- «yirk des Lmtsgmchls «ümiM Z:sW sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- z-u- o« und dessen Umgebung. . ««»1.,-- Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ,8. A«»«««, — — TV. Dienstag, den 18. August 1881. Bekanntmachung. Am 15. August d. IS. ist der 3. Termin -er diesjährigen städtischen Anlagen fällig gewesen. Zu dessen Entrichtung ist eine 3wöck>ige Frist nachgelassen, was mit dem Bemerken bekannt gegeben wird, daß nach Ab lauf dieser Frist ohne vorhergegangene persSnliche Erinnerung das Zwangsverfahren eingeleitet werden wird. Eibenstock, am 17. August 1891. Der Stadtrath. »r. Körner. Bg. Bekanntmachung. ES ist mehrfach die Wahrnehmung zu machen gewesen, daß in letzterer Zeit die vorgekommenen Wohnungsveränderungen nicht zur Anzeige gebracht worden sind. Da nun in allernächster Zeit eine allgemeine Revision des gesammten Melde wesens stattfinden wird, so nimmt der unterzeichnete Stadtrath hiermit Veran lassung, sämmtliche Einwohner auf das Regulativ, die polizeiliche An- nnd Abmeldung der Einwohner und Fremden in der Stadt Eibenstock betr., vom 8. November 1883, mit dem Bemerken aufmerksam zu machen, daß nach diesem Regulativ jede Veränderung in den Aufenthaltsver hältnissen eines Einwohners — Anzug, Fortzug, Umzug — zu Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 10 Mark bez. entsprechender Haftstrafe binnen drei Tagen an Rathsstelle anzuzeigcn ist. Sofern vorgekommene Veränderungen in den AnfenthaltSrerhältnissen noch nicht zur Anzeige gekommen sein sollten, werden.die Meldcpflichtigen hiermit auf gefordert, das Versäumte alsbald nachzuholen, widrigenfalls die bei der allgemeinen Revision vorgefundenen Unregelmäßigkeiten mit den zu Gebote stehenden Strafen geahndet werden müssen. Eibenstock, den 12. August 1891. Der Stadtrath. KSrncr. . Wsch. Diejenigen Grundstücksbesitzer der Flur Schönheide, deren Parzellen durch die Vermessungsarbeiten der Organe des Königlichen Sectiousbüreaus Schönheide betroffen und nachweislich beschädigt worden sind, werden hierdurch aufgefordert, ihre Schädenansprüche unverzüglich und spätestens bis zum 22. dieses Monats bei Unterzeichnetem anzumelden. Schön Heide, am 15. August 1891. Der Gcmeindcliorstand. Das russische Roggen Ausfuhrverbot ist zweifellos sehr dazu angethan, die herrschende Kalamität in der Volksernährung Deutschlands um ein Beträchtliches zu erhöhen, denn seit Jahrzehnten ist man auf Rußland als auf die Kornkammer Europas angewiesen; daran haben selbst die Getreidezöllc für Deutschland wenig geändert und der weitaus größte Theil der deutschen Getreideeinfuhr kam aus Rußland. Nun hat dieses Riesenreich selber unter theilweisem MißwachS zu leiden und wirthschaftliche Gründe, sagt man, nöthigen eS, erst an seine eigene nothlcidende Lanvwirthschaft zu denken und diese mit Saatroggen zu versorgen. Rußland mußte, um dies bewerkstelligen zu können, seine Grenzen absperren. Der deutschen RcichSregierung erwachsen au« dieser Maßregel erhebliche Schwierigkeiten handels politischer und politischer Natur. Sie hat im Reichs tage erklärt, in eine Suspension der Getreivezölle nicht cinwilligen zu können, weil sie sonst ein Tausch objekt bei dem abznschließenden Handelsverträge mit Oesterreich-Ungarn entwerthet haben würde. Sie ging bei dieser ablehnenden Haltung von der Voraussetzung au«, daß Deutschland selber eine Mittelernte haben werde und Rußland für seinen erhofften Ueberschuß wieder auf den deutschen Markt al« hauptsächlichste« Absatzgebiet angewiesen sein würde. Wie weit sich die erste Annahme bestätigt, läßt sich zur Zeit noch nicht genau übersehen; die zweite aber ist durch da« russische Ausfuhrverbot hinfällig geworden. „Es ist sicher," so schreibt die zur Reichsregierung stehende „Post", „daß die Voraussetzungen, unter denen anfangs Juni die volle Aufrechterhaltung der Getreide zölle beschlossen wurde, namentlich infolge der schlechten WitterungSverhältnisse zum Theil nicht in Erfüllung gegangen sind, und daß eS jetzt mindestens zweifelhaft erscheint, ob nicht die Suspension bezw. eine erheb liche Ermäßigung der Getreivezölle bis zum 1. Septbr. sich mehr empfohlen hätte. Vom agrarischen Stand punkt war dagegen ... nicht« zu erinnern, es würde aber für die Zeit bis zur Versorgung des Marktes mit inländischer Brodsrucht der Knappheit der Vor- räthe und dem überdies noch zu Spekulationszwecken künstlich verstärkten übermäßigen Anziehen der Preise einigermaßen entgegengewirkt haben." Die „Freis. Ztg.", da« Organ Eugen Richters, überschreibt ihren diesbezüglichen Artikel: „Reichs kanzler, gieb nach! — „Wäre der Reichstag beisam men, so würde die freisinnige Partei in der Lage sein, eine Adresse an den Kaiser in Vorschlag zu bringen mit der Bitte um Aufhebung der Kornzölle. Von dem Erlaß von Adressen ist im Reichstage seit Jahren in materiellen Fragen kein Gebrauch gemacht worden. Hier aber würde aller Anlaß vorliegcn, von dem Reichskanzler an die Krone zu appelliren, damit, wenn Herr von Caprivi die Verantwortung für eine Auf hebung der Kornzölle auch jetzt nicht übernehmen will, der Kaiser der Frage nähertritt, einen andern Reichs kanzler zu ernennen. Waren doch schon Ende Mai Mitglieder des gegenwärtigen Staatsministeriums ge neigt, auf eine Suspension der Kornzölle einzugehen." Sehr ruhig beurtheilt die „Nordd. Allgem. Ztg." die Sachlage. Sie schreibt: „Im gegenwärtige» Mo ment sind die Ber. Staaten von Amerika bereit, Rußland voll zu ersetzen. In Reserve steht die große Anzahl der übrigen Exportländer, wie Indien, Ru mänien, Oesterreich-Ungarn, Bulgarien, die Türkei, Kanada, Chile, Australien, Argentinien. Eine außer gewöhnliche Nachfrage besteht, abgesehen etwa von Frankreich, wo indessen die ungünstigen ErnteauSsicbte» anfänglich überschätzt worden sind, in keinem der europäischen Lander. Deutschland, welches für seinen Verbrauch von etwa 7—8^ Millionen Tonnen Brot korn jährlich etwa zweidrittel bis anderthalb Millionen Tonnen vom Auslande bezieht, kann daher der Ent wickelung der Verhältnisse ruhig entgegensetzen. Die russische Maßregel trifft Deutschland sogar gegen wärtig in einem günstigen Zeitpunkte, da die neue Ernte theilweise bereits eingeheimst ist oder doch un mittelbar vor der Thür steht." Wie wir bereit« in unserer letzten Nummer mit- getbeilt haben, beurtheilt die außer-deutsche Presse daS russische Ausfuhrverbot von einem weniger wirthschaft- lichen Standpunkte. Man erachtet dasselbe als einen politischen Schachzng, der nur gegen Deutschland und Oesterreich gerichtet sei, da die Roggenvorräthe in Rußland nicht so geringe seien, um da« Ausfuhrver bot zu rechtfertigen. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die bevorstehenden Kaiser - tage in Thüringen werden sich äußerst glanzvoll auch dadurch gestalten, daß an den Festen, den Kai serparaden, idwie den großen Manöver« der beiden Armee-CorpS die regierenden deutschen Fürsten und die Prinzen ihrer Häuser, theil« als Führer und Schiedsrichter, theil« al« Zuschauer in großer Zahl theilnehmen werden. So wird das Kaiserpaar bei seinem Aufenthalte in Hessen und Thüringen neben dem Könige von Sachsen den Prinzmarschall Georg von Sachsen und voraussichtlich den Prinz-Regenten Luitpold von Bayern (Chef de« Magdeburgischen Ar tillerie-Regiments Nr. 4), die Großherzoge Ludwig von Hessen, Karl Alexander von Sachsen und Peter von Oldenburg, die Herzöge Ernst von Sachsen-Al tenburg, Friedrich von Anhalt und Ernst von Sachsen- Koburg-Gotha, sowie die Fürsten von Waldeck, Gün ther von Schwarzburg-Rudolstadt und von Reuß jüngere Linie um sich sehen. Diesen regierenden Herren, welche dem obersten Kriegsherrn ihre Regi menter in der Parade vorführen werden, wird sich dann noch eine große Anzahl von Erbprinzen und Prinzen Fürstlicher Häuser anschließen. Auch einige außerdeutsche Monarchen und Prinzen haben die Ein ladung zu den deutschen Kaisermanövern angenommen; der König und der Kronprinz von Rumänien, der Großherzog von Lnxonburg und der Herzog von Con- naught werden den Festtage» beiwohnen. — Berlin. Die Eisenbahntarife für Ge treide und Mühlen-Fabrikate werden auf den preußischen Staatsbahnen herabgesetzt. Der „Reichs anzeiger" berichtet darüber: Im vorigen Jahre wurde die Staatsregierung von beiden Häusern des Land tages zu einer Untersuchung über die wirthschaftliche« und finanziellen Folgen aufgefordert, welche eine er hebliche Herabsetzung der Eisenbahntarife für Getreidc- u»v Mühlen-Fabrikate auf weitere Entfernungen in fallender Scala haben würde. Diese Untersuchung ist in den betheiligten RessortS der Ministerien des Handels, der Lanbwirthschaft, der Finanzen und der öffentlichen Arbeiten unter gleichzeitiger Beleuchtung der gesammten Entwickelung der wirthschaftliche» Ver hältnisse der einzelnen Gebiete der Monarchie vorge nommen worden. Wenngleich die Untersuchung zur Zeit als völlig abgeschlossen noch nicht betrachtet werden kann, so haben doch die inzwischen einge tretenen Verhältnisse insbesondere die in Folge der andauernden nassen Witterung sich ungünstiger ge staltenden Ernteaussichten und das seitens der russischen Regierung erlassene Ausfuhrverbot für Roggen die Staatsregierung veranlaßt, mit der Einführung von Ermäßigungen für die Beförderung von Gctreide- und Mühlen-Fabrikate in der Form von Stapel tarife auf den Staatsbahnen alsbald — und zwar zunächst versuchsweise — vorzugehen, um eine unter den derzeitigen Verhältnissen etwa zu befürchtende Schwierigkeit in der Ernährung der Bevölkerung abzuschwächen. Der abgeschlossene Tarif wird die gegenwärtigen Normal-Frachtsätze bis zur Entfernung von 200 Kllometern unberührt lassen und von da ab mit der Entfernung fortschreitende erhebliche Frachtvortheile gewähren. Der Taris umfaßt nicht allein Weizen, Roggen, Gerste und Hafer, sondern bezieht sich auch auf Hülsenfrüchte und auf Mais — als nothwendige Ersatzmittel für die Ernährung von Menschen und Vieh und für Brennereizwecke — sowie auf Mehl aus Getreide und Hülsenfrüchten, auf Graupen, Gries und andere Mühlenfabrikate. Die nähere amtliche Bekanntmachung wird demnächst folgen. — DaS preußische Staatsministerium hielt am Sonnabend eine Sitzung ab. Wie berichtet wird, entschied sich das Ministerium dafür, vorläufig die Aushebung der Getreidezölle nicht zu befürworten, vielmehr die weitere Entwickelung abzuwarten. — England. Der Herzog von Westminster hat daS folgende Schreiben an ein Mitglied des russisch-jüdischen ComiteeS gerichtet: „Die Dinge in Rußland werden immer schlimmer und die Un menschlichkeit der Behörden ist entsetzlich und fast unglaublich. Der Zar macht sich schuldig, in die Kategorie derjenigen Herrscher eingereiht zu werden, welche, wie Philipp II. von Spanien, mit unverant wortlicher Macht bekleidet, sie dazu gebraucht haben, nicht zum Wohle und zum Glücke der Millionen ihrer Unterthemen, sondern zu deren Ruin und Unter-