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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint «le « Abonnement U-LL-- öcyik des Amtsgerichts CHeMock sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Zeile lO Pf und dessen Umgebung. P stanstalten Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. — »8. Aa»r«an«. 88. Dienstag, den 28. Juli 18S1 Grundsteuern betreffend. Am 1. August d. I. ist der 2. Termin Grundsteuern sür 1891 fällig. ES wird zur rechtzeitigen Bezahlung der Beträge hiermit anfgefordert mit dem Bemerken, daß nach Ablauf von 14 Tagen mit dem Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsverfahren vorgegangen werven wird. Eibenstock, am 27. Juli 1891. Dkl Stlldtlllth. o»-. Körner. Bg Die Abschließung Amerikas. Die Monroe-Doktrin, »ach der Amerika den Ameri kanern gehört und die europäischen Großmächte sich nicht in amerikanische Angelegenheiten zu mischen hätten, wird mit eiserner Zähigkeit von den Dankees in die Praxis übersetzt und die völlige Abschließung Amerikas ist nur noch eine Frage der Zeit. Es läßt sich nicht verkennen, daß die berüchtigte — aber für Amerika ganz vortheilhafte — Mac Kinley-Bill ein gewaltiger Hebel sür diese abschließen den Bestrebungen bildet. Die Amerikaner haben großes Kapital und fühlen sich industriell stark genug, um der „alten Well" entrathen zu können. Sie schließen deren Produkte von der Einfuhr nahezu aus und ermuthigen dadurch die heimische Industrie. Aber nicht nur die Der. Staaten sind durch jene Bill ein schwieriges Absatzgebiet für die europäischen Maaren geworden, sondern neuerdings hat die Regierung in Washington auch mit Brasilien und Spanien (für dessen westindische Besitzungen) Handelsverträge ge schlossen, durch welche der größte Staat Südamerikas und das spanische Wcstindien thatsächlich zu Domänen der nordamerikanischen Gewerbsthäligkeit gemacht werden. AuS den Berichten verschiedener Gewerbe-Inspek toren und Handelskammern zeigt sich, daß die deutsche Ausfuhr nach Amerika in schneller Abnahme ist. Be sonders die Jahresberichte der kgl. sächsischen Fabrik inspektoren weisen dies nach. Seit dem 1. April d. ist auch die europäische Einwanderung nach Nord amerika beträchtlich erschwert worden und gleichfalls als eine gegen Europa gerichtete Maßregel muß der Kongrcßbeschluß betrachtet werden, welcher die Er richtung eigener Tampferlinien nach Europa mit hohen Summen unterstützt. Den europäischen Linien wird dadurch eine fast vernichtende Konkurrenz bereitet. Es sotten 31 große, mit allen modernen SickerheitS- und BequemlichkeitSvorrichtungen versehene Dampfer gebaut werden, welche womöglich die Schnelligkeit der schnellsten heutigen Personenschiffe Europa« noch über treffen, jedenfalls aber die gesammte amerikanische Post befördern und den Personen- und Frachtverkehr zwischen der neuen und alten Welt möglichst an sich ziehen sollen. Für die deutsche Industrie kann dies wieder einen harten Schlag bedeuten. Die „Nordd. Allg. Ztg." hat vor einiger Zeit bei einer Besprechung der jetzigen europäischen Handelsvertrags-Verhandlungen u. A. erklärt, Europa müsse sich mit dem Gedanken vertraut machen, nach und nach die Absatzgebiete in Amerika zu verlieren, und die Zeitschrift „Export" meinte kürzlich melancholisch: „Lange dauert es sicher nicht, bis die Reisenden europäischer Firmen in Rio, Ca racas und Havanna die stereotype Antwort erhalten werden: „Bedauere sehr; das beziehen wir au» New- Dork." Im Verkehr zwischen Europa und Amerika bereiten sich augenscheinlich Dinge vor, die bei den bevorstehenden Handelsvertrags-Verhandlungen in den europäischen Parlamenten eine eingehende Würdigung verdienen. E» handelt sich um die Frage, ob Europa auf wirthschaftlichem Gebiete so ohne Weiteres die Segel streichen will. Die Münchener „Allg. Ztg." meinte neulich, wenn unser Export nach Amerika zurückgehe, müßten wir in Afrika, Australien und an der astatischen Ostküste neue Absatzgebiete suchen. Sollte aber die Absatz fähigkeit unserer Industrie-Erzeugnisse überhaupt sich verringern, so würde nur ein unvermeidlicher Zustand früher eintreten, als er erwartet wurde. „Denn da rüber, daß die Ausdehnung industrieller Produktion im Ganzen und Großen den Verbrauch zu übersteigen beginnt, besteht kein Zweifel. Man halte Umschau bei den Großfabrikanten, und dieselben werden be stätigen, daß von Jahr zu Jahr der Absatz mühsamer wirk, daß der Rein-Ertrag abnimmt, während die Konkurrenz in jeder Branche sich steigert." Das Münchener Blatt sieht den Zeitpunkt schon kommen, wo bie freigcsetzten Industrie-Arbeiter schaaren- wcise sich der Landwirthschaft zuwenden werven. Jedenfalls bereiten sich Dinge vor, die auf die Zeit auch den Gang der europäischen Arbeiterbewegung stark beeinflussen dürften. Hagesgelchichtc. — Deutschland. Man schreibt aus Berlin, 25. Juli. Wenn vor Kurzem der Hoffnung Ausdruck gegeben werden konnte, daß die schlimmste Zeit außer gewöhnlich hoher Getreidepreise bald über wunden sein werde, so Hal die anhaltende Ungunst der Witterung bei uns wie in den Nachbarländern dieser Annahme leider den Boden entzogen. Wir dürfen uns nicht verhehlen, daß nicht nur die Ernte aussichten erheblich schlechter geworden sind, sonder» daß auch eine beträchtliche Verspätung der Ernte sicher ist. In einzelnen Gegenden ist theils durch Hochwasser, theils durch Hagelschlag den Feldfrüchten schwerer Schaden zugefllgt. Aber auch wo dies nicht der Fall, hat durch die Witterung das Getreide schon ebenso gelitten, wie die Hackfrüchte. Manches kann wohl noch gebessert werden, wenn endlich die Regen periode ihren Abschluß erreicht haben sollte. Wenn in dieser Hinsicht »och für Hoffnungen wie Befürcht ungen Raum ist, so ist eö andererseits ganz sicher, daß die Roggenerme sich erheb! ich verspätet unv so mit den Zeitraum bis zur Versorgung res Marktes mit neuer Frucht bei der Knappheit der Vorräthe empfindlicherweise verlängert. Naturgemäß haben denn auch die Preise wieder angezogen; verschärsl wird die steigende Preisbewegung durch die auch jetzt wieder thätige Haussespekulation, welche mit Erfolg nament lich darauf bedacht ist, von dem Berliner Markte die ausländischen Zufuhren fern zu halten. Es ist erklärlich, daß unter solchen Umständen die schon fast erloschene Agitation zur Aufhebung der Getreidezölle wiederauflebt. Bezeichnend ist, daß, wie anfänglich planmäßig mit falschen Nachrichten über die Absichten der Regierung gearbeitet wurde, auch jetzt wieder zu nächst, und zwar an der Börse, das Gerücht auf tauchte, daß »unmehr dennoch eine Herabsetzung der Zölle in Aussicht stehe. Natürlich entbehrte das Ge rücht jeglicher thatsächlichen Unterlage. Den» wenn vor acht Wochen die Frage diskutabel erschien, ob mittelst einer theilweiscn Suspension des Getreide zolles für die Zeit bis zur Versorgung des Marktes mit neuer Brodfrucht ein heilsamer Druck aus die Getreidepreise geübt werden könnte, so wäre jetzt von einer Suspension des Zolle« bis etwa zum 1. Sep tember eine bemerkenöwerthe Wirkung auf die Brod- preise sicher nicht mehr zu erwarten. Eine Suspen sion deS Zolles über diesen Zeitpunkt hinaus aber verbietet sich, auch abgesehen von den von der Re gierung bekanntlich sehr stark in den Vordergrund gestellten Rücksichten auf die schwebenden Handels vertragsverhandlungen, schon aus dem Grunde, weil Angesichts der jetzigen Ernteaussichten die Beseitig ung deS Schutzzölle« einein vernichtenden Schlage gegen die deutsche Landwirthschaft gleichkäme. Die Frage der Suspension der Getreidezölle ist daher zur Zeit nicht diskutabel, und eS handelt sich bei jenen Börsengerüchten lediglich um ein reines Phan tasiemanöver im Interesse der Spekulation. — Die Nachricht, der Herzog von Koburg habe bei dem Kaiser durch mißfällige Aeußerungen über die Verabschiedung Bismarcks Mißstimmung hervorgerufen, beruht nach der „K. B.-Ztg." auf Er findung. Thatsächlich habe der Herzog während der bei Erfurt stattfindenden Herbst-Uebungen dem Kaiser seine Schlösser zur Verfügung gestellt, welche auch von den Gästen und dem Gefolge des Kaisers werden benutzt werden. Wenn der Kaiser sich mit einer Wohnung im Regierungsgebäude begnügt, so liegt der Grund in militärischen Rücksichten, keineswegs in vorhandene Spannung zwischen ihm und seinem herzoglichen Großoheim. — Zinnowitz a. d. Ostsee, 24 Juli. Heute Nachmittag waren die Badegäste und Einwohner von Zinnowitz Zeugen eines Schiffs Unglücks, von welchem der Dampfer „Cuxhaven" betroffen wurde. Das Schiff, welches ehemals zu Fahrten nach Helgo land benutzt wurde, und jetzt zu VergnügungSfabrten zwischen den Ostseebädern dient, wurde plötzlich leck und versank in die Tiefe. Der Vorfall konnte deut lich von hier aus beobachtet werden. Die Passagiere wurden durch Boote gerettet, mit Ausnahme des SchiffSkochS, der Frau des Restaurateurs und seiner Tochter, welche den Tod in den Wellen fanden. Der Vorfall hat hier große Aufregung hervorgerufen. — Rußland. Die Berichte über den Empfang der französischen Flotte in Kronstadt melden von einem kaum zu überbietenden Enthusiasmus. Das Geschwader wird bis zum 3. August auf der Kronstadter Rhede bleiben. Für die Offiziere und Mannschaften schließt sich während dieser Zeit Fest an Fest. Der „Köln. Ztg." wird gemeldet, der russische Kaiser hätte befohlen, es dürften bei amtlichen, wie allen anderen zu Ehren der französischen Gäste ver anstalteten Festlichkeiten nur vier Trinksprüche aus gebracht werden, auf den Czarcn, auf Carnot (nicht die Republik), auf die französische und die russische Flotte; dieser kaiserliche Befehl wurde durch den Großadmiral Alexei der russischen Flotte, durch den französischen Botschafter den Franzosen mitgetheilt, außerdem wurde dem Großadmiral Alexei gegenüber betont, bei den Reden seien Persönlichkeiten und Staaten, welche nicht unmittelbar betheiligt seien, ganz unerwähnt zu lassen. Die russischen Franzosen freunde sind sehr unzufrieden über derartige Be schränkungen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 27. Juli. Die hiesige Freihand- schühen-Gejcllschaft, welche das Techinschießen pflegt, begeht seit gestern, sowie heute und morgen ihr dies jähriges Vogelschießen; das zweite seit Bestehen der Gesellschaft. Auch diesmal findet da« Fest, obwohl die Gesellschaft an Mitgliedcrzahl stärker sein könnte, von Seiten der Einwohnerschaft lebhafte Betheiligung, denn der Verkehr auf dem Schützenplatze, der mit Trink- und Schaubuden, Reitschule und Schaukeln rc. besetzt ist, war am gestrigen Nachmittag ein sehr lebhafter, zumal es ausnahmsweise an diesem Tage nicht regnete. Wir wünschen, daß cS auch für die näch sten Wochen so sein möchte, nicht nur allein im Interesse der noch bevorstehenden Sommervergnügcn der ver schiedenen Gesellschaften wegen, sondern im ganz besonderen Interesse einer gedeihlichen Entwickelung der Ernte. — Dresden. Seit Beginn voriger Woche langen mit der Bodenbacher Eisenbahn aller zwei bi« drei Tage Geschütze schweren Kalibers, deren graugestrichene Lafetten dieselben als zur Belagerungs artillerie gehörig kennzeichnen, auf dem böhmischen Bahnhofe Hierselbst an, von wo au« sie per Bahn über die Marienbrücke nach den AuSladeglciscn der Militär- etablissementS transportirt werden. Dem Vernehmen nach entstammen dieselben den Beständen der Festung