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Amts- und Anzeigeblatt siir den AM§ öezirk des Amtsgerichts Eibenstock sertionspreiS: die kleinsp. '0und dessen Umgebung. Abonnement Artclj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Nnterhaltbl.) iu der Expedition, bei unser» Bo te», sowie bei allen ReichS- Postanstalten. M 48. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »8. Aatzrgan«. Donnerstag, den 23. April 18»1. M Herr König Albert! E) Hs gievt ein hohes, ei« mächtiges Morl, Jas umfaßt das innerste Leven, Jas ist des Staates sicherster Kort, Zum Keil und zum Segen gegevm; Jas bindet den Mater an Kinder fest, Jak keins, ob Gefahr auch dräne, Mom andern in Lieb und Mertrauen säßt: Hs ist des Volkes Freue! Hs hat ste der Sachse i« Ireud' und Leid Gehakte» mit kräftigem Wuthe, Sie war sei« festliches Hhrenkkeid, Hrka«ft mit des Kerzens Akute. And was er vor grauen Jahren schwur, Jas schwöret er heute auf's Neue: Jem Hine« Stamme ja immer nur Mewahrt er die alte Freue! And wieder erhebt lich heute die Kand And das Ker; ;» des Königs Fhrone: Hinein treuen Mater huldigt das Land, Jem Fräger von Sachsens Krone! Sein Auge neigt lich dm Kindern hi«, Iaß gan; er lich ihnen nur weihe. Sie aber bringen den biederen Sin«, Iie alte, die feste Frme! Ä Fag, umstrahlet von Krühlingsglan;, Jer wieder die Freue beflügelt, Laß' prägen in «ns're Kerzen lich ganz, Mas hente die Lippe beliegelt: Daß für den König, das Matcrland Kein Sachse dm Fod selbst scheue! Hs schlingen ein starkes, beglückendes Aand: Seine Liebe «nd unsere Freue! Oesscntlichc Sitzung der städtische» Kollegien Kreitag, den 24. Aprit 1891, Abends '/-8 Mkr im Rathhaussaale. Eibenstock, dm 2l. April 1891. Der Stadtrath. Der Stadtverordnetenvorsteher. vr. Körner. Richard Hertel. Tagesordnung r Wahl eines städtischen Abgeordneten zur Bezirk-Versammlung der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg. 5. össcntlichc Sitzung der Stadtverordneten Kreilag, den 24. April 1891, Abends 8 Mr im Rathhaussaale. Eibenstock, am 21. April 1891. Der Stadtverordneten - Vorsteher. Richard Hertel. 1) Vorlegung bez. Richtigsprechung der Armenkassenrechnnng für 1890, 2) Kenntnißnahme von dem Rathsbeschluß, die Anleihe betreffend, 3) Bewilligung der von dem Baumeister Herrn Ott geforderten Beträge für Anfertigung von Zeichnungen, 4) Nachverwillizung der Kosten für eine bauliche Reparatur in der Küche des RathSkellerS, 5) Bewilligung von Kosten für Beschotterung eine« TheileS der Bahnhofstraße 6) dcSgl. von Kosten für Fußwegherstellung in der Nordstraße, 7) Kenntnißnahme und Beschlußfassung auf das Schreiben des Eisenbahncomitö 8) Event, eingehende Sachen. Die Schulvorstände des Bezirkes werden darauf aufmerksam gemacht, daß Gesuche um Gewährung von Beihilfen aus Staatsmittel» zur Bestreitung des Aufwandes für die Fortbildungsschulen auf das Jahr 1891 längstens bis zum 15. Wai 1891 anher cinznreichen, den dieSfallsigen Gesuchen aber außer den in K 16 Abs. 5 der Ausführungsverordnung zum Volksschulgesetze vom 25. August 1874 vorgc- schricbenen Unterlagen eine tabellarische Anzeige über daS Stiftungsjahr, die Zahl der Schüler, Lehrer und Elasten, die Lehrerhonorare und die sonstigen Ausgaben, sowie die Einnahmen, ferner ein Schulplan und Angaben über etwaige Verbindung mit einer gewerblichen Fortbildungsschule beizusügen sind. An Gemeinden, tvelche über das Minimum von wöchentlich zwei Unterrichts stunden nicht hinausgehen, werden Staaksbeihilfen nicht gewährt. Schwarzenberg, am 16. April 1891. Königliche Bezirks schulinspection. Frhr. v. Wirsing. Müller. Lschr Hagesgeschlchte. — Deutschland. Wie sehr der Deutsche Kaiser sich für alle militärischen Einzelheiten interessirt, be weist der soeben an daS preußische KriegSministerium ergangene Befehl, die im Sommer zu Bremen statt findende Ausstellung der Deutschen Landwirth- schaftSgesellschaft mit einer reichhaltigen Auswahl dervorragender Nemonte-Pserde zu beschicken. ES soll damit den deutschen Pfcrdezüchtern gezeigt werden, welche Pferdearten für militärische Zwecke besonder« verlangt werden. Diese vorbildliche Vor führung militärischer Musterpserde zur Belehrung der deutschen Pferdezüchter soll fortan regelmäßig auf allen größeren Ausstellungen der genannten Gesell schaft stattfinden. — In dem Augenblicke, wo angesichts der Wahl in dem 19. hannoverischen Wahlkreise die Augen nicht nur Deutschland«, sondern auch des Auslandes nach FriedrichSruh gerichtet sind, gewinnt eine An sprache, welche Fürst Bismarck am 14. April an eine aus 22 Herren bestehende konservative De putation aus Kiel, welche fast vier Stunden im Schlosse verweilte, richtete, ein ganz besondere» In teresse. Man darf wohl diese Ansprache al« eine Art Programm betrachten, in dem der ehemalige Reichskanzler die Linien der Politik zeichnet, die er im Falle seiner Wahl and seine« Erscheinen« im Reichstage vertreten würde. Die Ansprache wird vom .Kieler Tageblatt" mit der Bemerkung ver öffentlicht, daß die von dem Vorsitzenden de« Verein», Or. Wetzel, dem Blatte zugestelltc Rede natürlich nicht eine wörtliche Wiedergabe sein könne und wolle. — Nach dem .Kieler Tageblatt" sagte der Fürst etwa folgende«: „Ich danke Ihnen, meine Herren, daß Sie so zahlreich erschienen find, mich zu begrüßen, und ich danke Ihnen Herz, lich sür Ihre Glückwünsche zu meinem Geburtstage. Es freut mich besonders, daß es ein konservativer Verein ist, der mir eine solche Ehre erzeigt, den» auch ich habe stets auf konser vativem Boden gestanden. Man fragt ost: Was heißt konservativ? Wirklich über setzt heißt es erhaltend, aber dies Erhaltende besteht nicht etwa darin, daß man immer vertritt, was die jedesmalige Regierung will. Denn diese ist etwas Wandelbares, die Grundlagen des Konservatismus aber sind beständig. Es ist also nicht nöthig oder auch nur nützlich, daß die konservative Partei unter allen Umständen ministeriell sei, konservativ und ministeriell fällt nicht immer zusammen: ich habe als Minister die Konservativen ja oft genug zu Gegnern gehabt und ihnen das nicht zum Vorwurse angerechnct, soweit ihre Angriffe sich nicht auf das persönliche Gebiet erstreckten, wie zu den Zeilen der „Reichsglocke." ES giebt ein altes, gutes politisches Sprüchwort: tzuinta nou morer«, das heißt, was ruhig liegt, nicht stören, und das ist echt konservativ; eine Gesetzgebung nicht mitmachen, die beunruhigt, wo daS Bedürsniß einer Aenderung nicht vor liegt. Luch in ministeriellen Kreisen giebt eS Leute, die ein seitig das Bedürsniß haben, die Menschheit mit ihren Ela boraten glücklich zu machen. Eine Regierung, welche unnöthige Neuerungen vertritt, wirkt antikonservativ, indem sie gesetzliche Zustände, die sich als brauchbar bewährt haben, ändert ohne Anregung durch die Beiheiligten. Man wirst mir vor, ich sei al« Ministerpräsident und Kanzler auch nicht konservativ gewesen, denn ich hätte viele alte Formen zerschlagen und viel Neue« aufgerichtet. Nun, hierbei ist der Werth de« Alten, welche« vernichtet, und deS Neuen, welche» errichtet werden sollte, gegen einander abzu wägen. Mir stand bei Antritt meine« Ministerium« und schon vorher, in Frankfurt, die Ueberzeugung fest, daß wir nur durch Wiedererweckung der deutschen Rationalität und durch di« Einheit der deutschen Stämme die Fähigkeit, unter den europäischen Völkern frei zu athmeu und zu leben, würden erringen können. Die« zu erreichen, stellte ich vorerst über alle« andere, sobald ich die Möglichkeit sah, unsere Einheit über di« preußischen Grenzen hinaus ausdehnen zu können. Wir hatten und haben ja auch atS Preußen ein beson deres Nationalgesllhl', ursprünglich eine Abzweigung vom großen deutschen. Im Grunde hat es nicht mehr Berechtig ung, al« der spezifische Patriotismus deutscher Staaten. ES verstand sich sür mich von selbst, daß ich dieses preußische Bewußtsein, in dem ich ausgewachsen war, sehr lebhaft em pfand; sobald ich aber überzeugt war, daß das preußische Nationalgesübl der Amboß sei zum Zusammenschmieden der anderen, habe ich ausgehört, einseitig preußische Ziele zu ver folgen. Damals waren also die Ausgaben eines leitenden Mi nisters andere, als heute, nachdem wir eine der ersten — so will ich höflicherweise anstatt der ersten sagen — Nationen ii<° Europa zu sein von Gott berusen sind. So war es meine Aufgabe, vor allem unser Nationalgesühl zur Entwicklung zu bringen. Meine Bethciligung au den, Beginn und Verlaine de« Bürgerkriege« in Deutschland, ich meine im Jahre I8tN>, und die Zertrümmerung alter Formen waren im Grunde mehr konservativ, als das Verharren bei den Zuständen der Zerrissenheit gewesen wäre. Denn diese hätten schließlich zur Auslösung oder gar Fremdherrschaft geführt; für mich aber handelte eS sich darum, de» Nest des deutschen Nationalgcsühls, der unter der Asche fortglinimtc, anzusachen, also etwas ganz Altes zu bewahren. Dieses alte Bcsitzthum wurde denn auch bewahrt und verstärkt, in der Hauptsache aus kriegerischem Wege ; zuin Bedauern ging es auf friedlichem nicht, ist aber nun Wohl desto fester gegründet. Den Vorwurf der Abtrünnigkeit, welchen mir viele der heutige» Konservativen machen, die ihrerseits keine erkennbaren Zwecke verfolgen, halte ich also sür ungerecht. Die Einigung Deutschlands war eine konservative That, und ich stehe nzit reinem Gewissen vor jedem Examen, daS mir darüber aufer legt werden könnte. Ich glaube auch nicht, daß eS nöthig ist, einer Fraktion anzugehöre», um konservativ zu sein; so habe ieb mir in den letzten Jahren meiner Amtsführung um das Kartell zwischen den Konservativen und Nationalliberalen Mühe gegeben und hoffe, dieses Gebilde wird nicht gan, auSeinandcr- gehen, man wird auf konservativer Seite einen Unterschied machen zwischen den Leuten, mit denen zusammen ein staat liche« Leben sich nicht sühren läßt, und den anderen, die zu solcher Gemeinschaft ehrlich bereit sind. Ich bedauere es, wenn da« Kartell zerfällt, und ich denke, auch die Konservativen in Kiel geben die Hoffnung nicht aus. mit ihren Gesinnungsge- nossen — nicht allein Fraktionsgenossen — zusammen die leitend« Mehrheit zu bilden. Meine Wünsche sind nicht gegen die jetzige Regierung ge richtet, ich möchte nur, daß sie den erwähnten lateinischen Spruch t^uieta nou Mover« beachtete, als einen der obersten staatlichen Grundsätze. Ich sage das nicht aus Opposilionolust, sondern weil ich an dem gedeihlichen Fortgänge der Zustande Interest« nehme, zu deren Bildung ich mitgewirkt habe. Man hat von mir verlangt, ich solle mich um Politik nicht mehr kümmern. Niemals ist mir eine größere Dummheit vorge-