Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint . . . . ... . Abonnement öeyrk des Amlsgmchts Eibenstock --.AM sertionSpreiS: die kleinsp. , , ten, sowie bei allen Reich«. Zeile 10 Pf und dessen Amgevung. P°st°nstalten Beramwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. A«sr«««g. M N3. Sonnabend, den 9. August 18SO BckaiiutMLchllNg. Die Rathsexpeditions-, Stadt- und Sparkassen - Lokalitäten bleiben wegen vorzunehmender Reinigung derselben nächsten Sonnabend, den 9. August 1890 geschlossen und es können an diesem Tage nur die dringlichsten Sachen Erledigung finden. Das Standesamt ist an diesem Tage nur von Vormittags 11 bis 1L Uhr geöffnet. Eibenstock, den 2. August 1890. Der Stadtrath. I. V.: Com.-Rath Hirschberg. Wsch. Bekanntmachung. Alle Bauten, welche der baupolizeilichen Genehmigung unterliegen, dürfen erst in Benutzung genommen werden, nachdem die in 8 6 des Baugesetzes vom 6. Juli 1863 angeordnete Schlußrcvision stattgcsunden hat und auf Grund der selben die Erlaubniß zur Ingebrauchnahme ertheilt worden ist. Unter Hinweis auf vorstehende bisher unbeachtet gebliebene gesetzliche Vor schrift, ist zugleich im Interesse der Bauherrn, der Abmiether, sowie im Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege überhaupt, beschlossen worden, daß die Erlaub niß zur Ingebrauchnahme aller in neuen Gebäuven oder Geschossen befindlichen Wohn-, ArbeitS-, Schlaf- oder Versammlungsräume von heute ab erst dann ertheilt werden soll, wenn die angestellte Revision die Vollständige Aus trocknung der betreffenden Räume ergeben haben wird. Zuwiverhandlung gegen vorstehende Bestimmung werden außer der sofortigen Räumung der betr. Wohnungen rc. mit Geldstrafe bis zu 60 Mark bez. ent sprechender Haft bestraft werden. Eibenstock, den 6. August 1890. Der Stadtrath. I. V.: C-m.-Rath Hirschberg. Wsch Hagesgeschichte. — Deutschland. Wie wir hören, wird sich der Staatsminister von Bötticher am Freitag Abend in Begleitung anderer höheren Beamten nach der Insel Helgoland begeben, um dieses neue deutsche Bcsitz- thum von den englischen Behörden am Sonnabend in feierlicher Form zu übernehmen. Auch der Ober präsident von Hannover, Herr v. Bennigsen, wird dort zu derselben Zeit anwesend sein. Ob auch der Kaiser der Uebergabe beiwohnen oder erst einen Tag später in Helgoland eintreffen wird, darüber sind endgültige Bestimmungen noch nicht getroffen, jedoch verlautet, daß Se. Majestät am Sonntag Vormittag 10 Uhr erwartet und bis 4 Uhr Nachmittags da selbst Aufenthalt nehmen wird. — Helgoland, 7. August. Eine heute affi- chirte Bekanntmachung des Gouverneurs publizirt das Ceremoniell der am Sonnabend erfolgen den Uebergabe. Der deutsche Repräsentant wird mit 17 Salutschüssen der Kriegsschiffe und von dem Gouverneur in Begleitung der Beamten und Ein wohner empfangen. Bei der formellen Uebergabe verliest der Gouverneur den Artikel des Abkommens, betreffend die Uebergabe. Hiernach wird die deutsche Flagge neben der englischen gehißt und von den brit ischen und deutschen Kriegsschiffen mit 21 Schüssen salutirt. Beide Flaggen werden bei Sonnenunter gang gleichzeitig eingeholt. Am folgenden Morgen wird die deutsche Flagge allein gehißt. Der britische Gouverneur verabschiedet sich nach dem Salutiren der Flagge und begiebt sich an Bord des Schiffes „En- chantreß". Derselbe wird von dem deutschen Gouver neur bi« zum Landungsplatz begleitet und mit 17 Schüssen begrüßt werden. — Meiningen, 5. August. Sowohl in Grim menthal wie auf dem Bahnhofe in Ritschenhausen hatte sich gestern gegen Abend eine große Zuschauer menge von hier und Umgegend eingesunden, um den nach Kissingen durchreisenden Fürsten Bismarck zu sehen und zu begrüßen. Mit brausenden Hochs wurde der Fürst beim Einfahren des Berlin-Stutt garter Schnellzuges empfangen und dann mit folgen den Worten begrüßt: »Se. Durchlaucht der Fürst Bismarck, der Begründer der deutschen Einheit, dem unsere Herzen unentwegt in alter Liebe, in fester Treue und in unerlöschlicher Dankbarkeit entgegen schlagen, lebe hoch!" Freudig und begeistert stimmten die Anwesenden in das brausende Hoch ein. Sicht lich erfreut sprach der Fürst „seinen verbindlichsten Dank für die freundliche Begrüßung aus." Während der Zug geordnet wurde, stieg Fürst Bismarck au« und wandte sich in Begleitung des Grafen Herbert Bismarck den auf dem Perron harrenden Personen in freundlicher Weise zu, indem er erklärte, daß er nun zum 14. Male nach Kissingen käme; früher sei er öfter über Meiningen gekommen, nun führe der kürzere Weg durch da« Herz de« schönen Thüringer Waldes. Sodann erkundigte sich der Fürst über den Ausfall der Ernte. Auf die Bemerkung, daß man sich allseitig freue, ihn so wohl aussehend zu finden, erwiderte der Fürst: „Nun ich habe jetzt keine Sor gen mehr; nicht die Arbeit war das Anstrengende und Aufreibende für mich, sondern die Sorge, ob ich bei der ungeheuren Verantwortlichkeit, die mir oblag und bei den vielen zu überwindenden Schwierigkeiten stets das Richtige, dem Wohle des Ganzen dienende, treffen würde." Nach verschiedenen anderen Bemerk ungen minder bedeutsamen Inhalts verabschiedete sich der Fürst von den Versammelten mit freundlichem Händedruck gegen den zunächstchenden Herrn. Bei der Abfahrt erschollen wiederum donnernde Hochrufe: „Unfern allgeliebten Bismarck!" — Infolge der wachsenden Ausbreitung der Cho lera-Epidemie in Spanien und Portugal hat das Deutsche Reichsgesundheitsamt verschärfte Vorsichtsmaßregeln vorgeschlagen, die voraussichtlich in kürzester Zeit in Kraft treten werden. Es dürfte sich im Wesentlichen um dieselben Vorschriften han deln, die in früheren Jahren gegenüber Rußland, Italien, der Türkei und anderen europäischen Ländern, in denen zeitweise die Cholera herrschte, mit Erfolg zur Anwendung gebracht worden sind. « — Oesterreich. Der Personenzug Wien- Eger ist in der Nacht vom 5. zum 6. d. MtS. bei Pilsen entgleist. Die Maschine und elf Waggons stürzten de» 17 Meter hohen Damm herab und wurden stark beschädigt. Von den Reisenden wurden 2 getödtet und 30 verwundet; ferner wurde der Heizer getödtet und der Lokomotivführer schwer verwundet. Die Ursache des Unglücks ist die Unterwasckung einer gewölbten Stelle des Bahnkörpers in Folge eines Wolkenbruches. — England. Während die Londoner Blätter sich in Lobeserhebungen über den Deutschen Kaiser während seines Besuches auf englischem Boden er gehen, kam es am 6. d. in Portsmouth zu einer vielbeklagten antideutschen Demonstration in der dortigen Alhambra-Musikhalle. In einer der vorderen Reihen saßen etwa 10 von der „Irene" beurlaubte deutsche Matrosen. Ein Koupletsänger improvisirto ein sehr anzügliches Kouplet über die deutschen Prinzen, die nach England kommen und über die Deutschen überhaupt, die nie in's Land ge lassen werden sollten. Die Galerieen applaudirken lebhaft, worauf sich die deutschen Matrosen erhoben und den Saal verließen. Später folgten diesem Beispiele auch die anwesenden englischen Marine- Offiziere. — Italien. Die Fleischergcsellen der S ch lacht- häuser in Rom haben die Arbeit eingestellt, weil sie das Vieh nicht nach der Methode Bruneau tödten wollen. Die Behörden haben die streikenden Gesellen durch fachkundige Soldaten ersetzt. 'Nach mittags versuchten die Streikenden in ein Schlacht haus zu dringen, wurden jedoch zurückgetrieben, wobei 27 Gesellen arretirt wurden. Falls die Fleischer meister sich weigern sollten, das von den Soldaten geschlachtete Vieh zu verkaufen, wird die Gemeinde eigene Fleischläden errichten. — Belgien. Da« amtliche Postblatt Belgiens bestätigt, daß die Einführung des Zonentarifs für das belgische Staatsbahnnetz entschieden ist. E« wer den fünf Zonen gebildet, für deren jede ein sehr er mäßigter Fahrpreis zur Einführung kommt. Obwohl schon heute die Fahrpreise der belgischen Staatsbahnen die billigsten auf dem Festlande sind, wird der neue Eisenbahntarif dennoch, mit dem gegenwärtigen ver glichen, sehr erhebliche Preisermäßigungen aufwciscn. Locale nnv sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 8. August. Der Monat August hat sich bisher zwar nicht durch sonderlich schönes Wetter, wohl aber durch zahlreiche Gewitter ein geführt, die meistens sehr lange anhaltend, auch von bedeutenden 'Niederschlägen begleitet waren. Obwohl in hiesiger Gegend die Feldfrüchte sonderlichen Scha den bisher nicht gelitten haben werden, so ist doch anhaltend warme Witterung für das Reifen des Ge treides von Notbwendigkeit und wird von Jedermann sehnlichst erwünscht. — Dresden. Am Donnerstag Vormittag ver ließen die Königl. Majestäten, welche die letzten Tage in größter Stille und Zurückgezogenheit in Jagdschloß Rchefeld verlebt hatten, diesen Lieblings- ort der Königin und kehrten mittelst Extrazugcs nach Niedersedlitz zurück, von wo sic sich nach Schloß Pill nitz begaben. Am Montag, den 11. ds. tritt Ihre Majestät die Königin die schon erwähnte Reise nach dem Nordseebad Blankenbcrghe bei Ostende an. Die hohe Frau gedenkt dort mehrere Wochen zuzubringen und zwar ohne Seebäder zu nehmen, vielmehr nur eine Luftkur zu brauchen. — Dresden, 7. August. Heute früh 5 Uhr ist im Hofe des hiesigen Justizgcbäudes das Urtheil an dem wegen Ermordung seiner Ehefrau vom könig lichen Schwurgericht zu Dresden zum Tode ver- urtheiltcn Handarbeiter Paul Herm. Hannas aus Meißen vollstreckt worden. Die Hinrichtung erfolgte mittelst Fallbeiles durch den Landesscharfrichter. Der ruchlose Mörder hatte bekanntlich im Herbst vorigen Jahres seine Ehefrau unter dem Vorgeben, Streu zu machen und Holz zu lesen, in den Wald bei Sie beneichen gelockt, dort rücklings überfallen und mit einer bereit gehaltenen Schlinge an einem Baum er hängt, den Leichnam anfänglich unter dürrem Laube verscharrt und sodann einige Tage später unterhalb der Rehbockschänke bei Meißen in die Elbe geworfen, nachdem von ihm inzwischen bei der Behörde seine Ehehälfte als „vermißt" gemeldet worden war. — Leipzig. Unter den Zuschauern des letzten Feuerwerkes im Krystallpalaste befand sich auch das AmazoncnkorpS au« der Albcrthalle, welches gegenwärtig daselbst auftritt. ES war hochinteressant, die Wirkung desselben auf diese Wilden, welche nie ein Feuerwerk gesehen, zu beobachten. Zuerst schienen ihnen die knatternden Feuerräder Furcht einzuflößen, je mehr sich aber ihr Blick an die blitzenden und dröhnenden pyrotechnischen Effecte gewöhnte, desto mehr stieg ihre Aufregung, so daß sie zum Schluß in ein wilde« Kriegsgeheul ausbrachen und unwill kürlich in die ihnen bei Vorführung ihrer KriegStänze eigenen Bewegungen verfielen. Alle schwangen die Säbel, ohne welche die Amazonen sowohl wie die Krieger nie erscheinen, drohend über ihren Häuptern,