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scherten Kindersegens. Manch junger Wandcrbursch macht das Jahr seiner Selbständigmachung im Beruf von seinem Nus abhängig, und daß man klingend an seinen Geldbeutel schlägt, wenn >m Frühling der erste Kuckuck ruft, ist all- und altbekannt. Der Kuckuck hat es mit seinem provhezeihenden Zukunfts ruf leicht. Er schreit sein Kuckuck bald in längeren, bald in kürzeren Reihen durch den Wald und überläßt es den Menschenkindern, sich einen Vers daraus zu machen. Gehört hat den Kuckuck schon ein jeder. Gesehen seltener. Er ist einer der scheuesten Frühlingsvögel. Scheinbar hat er in der Neuzeit sein scheues Wesen etwas abgelegt. Hin und wieder sieht man ihn sogar in Obstgärten oder auf Telegraphenleitungen der Landstraße sitzen. Doch: „Kaum gegrüßt, gemieden!" Flüchtig streicht er gleich einem flatternden Wolkenfetzen ab. Und einem Wolkenfetzen sieht er in der Tat in seinem aschgrauen Federkleide und seiner gestreiften Brust ähnlich. Wer ihn genauer betrachten, sein goldgelbes Auge, seinen schwarzen Schnabel und seine gelben Ständer betrachten will, der muß sich indianerqleich im Schatten und Schutz der Büsche ohne das geringste Geräusch an ihn heranschleichen. Mehr als scheu ist er zur Zeit seiner Frühlingsliebe, zur Paarungszeit. Dann läßt das Kuckucksmännchen seinen Hellen Ruf in frühster Morgen- oder später Abendstunde ertönen. Das Weibchen antwortet mit lockenden leisen Kosetönen ..... oder ... mit einem Hellen Lache». Wer im Kriege auf nächtlicher Feldwache im nordischen Kurland gewesen, der wird mir zustimmen, daß das nächtliche Kuckucksgelächter der in den hohen Wacholder, büschen heimischen Kuckucke oft mehr als störend war. In unseren Breiten schläft der Kuckuck des Nachts, aufgebäumt aus irgend einem Waldbaum. Weiter nach Norden zu wird er unter dem Einfluß der Hellen Sommernächte und der nacht- erhellenden Nordlichter zum Nachtschwärmer. Es geht ihm wie den Menschen unter dem Einfluß der nachterhellenden Bogenlampen dec Großstadt. Die Motten suchen das Licht. Daß der Kuckuck seine Eier in fremde Nester legt, ist bekannt. Kein Wort darum darüber. Das soll auch hei anderen Lebe- wesen der Erde vorkommen. Ob das nun manche Menschen- Kinder vom Kuckuck, oder mancher Kuckuck von den Menschen abgesehen hat, das wird die Wissenschaft wohl schwerlich fest- stellen. Doch, eins hat sie festgestellt: nämlich die alles umfassende Liebe, die selbst im kleinsten Vogelherzchen unter dem Einfluß der licht- und wärmespendenden Frühlings- und Sommersonne großwächst und die selbst einen Nimmersatten Iungkuckuck unter seinen ebenfalls hungrigen Stiefgeschwistern nicht verderben läßt. Mutterliebe sorgt für das bedürftigste Kind am meisten. So ähnlich lautet eine Sentenz aus Lessings Werken. Eins aber dürfen wir dem Kuckuck nicht vergessen: Er ist ein Künder des nahenden Sommers. Hallt sein Rus durch den stillen Wald, dann flüchtet der sich zäh festhaltende Winter selbst aus den tiefsten Schaltcngründen auf Nimmer- Wiedersehen. Daß ihn der Forstmann als Raupenvertilqer schätzt, nimmt nicht wunder. Er gehört mit zur Wald- und Feldpolizei. Dazu läßt ihn seine große Beweglichkeit in Kürze sein Revier durchstreifen. Dann ist seine Beute, was aus dem Kerbtiergeschlecht „kreucht und fleucht". Der Bauer hat eine alte Rechnung mit ihm auszugleichen. Er schiebt ihm die Diebstähle an kleinen Hühnchen unter. Zu Unrecht. Sein Doppelgänger, der Sperber, hat zwar ein ähnliches Federkleid, doch sonst ein ganz anderes Aussehen, als der raupenhungrige Kuckuck. Alle Federlinien des letzteren sind weich, gespreizt, mehr in die Breite sich verlierend. Der Sperber ist gedrungener, straffer, mehr ins Senkrechte eingestellt. Er ist ein Liebling der Kinder. Mit ihm zieht der spielreiche Frühling und Sommer ins Land. „Kuckuck, Kuckuck, rufts aus dem Wald. Lasset uns singen, tanzen und springen: Frühling, Frühling, wird es nun bald!" Plüschke, Lauban. Werbt für die Gberlaufltzer Heimatzeitung l SNüsdelerns Waßdtraurn Dort, wo die Blumen am Waldteich stehn. Wo tausend kleine Männlein gehn. Wo das Mäuslsin piepst und dec Kuckuck ruft. Saß einst ein Mägdlein in Wem Duft, — Dis Eltern hatten es ausgsschickt, — Nun war es müde singenickt. Dis Eichkatz am Wegs guckte verstohlen» Kamen dis Finken, kamen dis Dohlen — Kam herbei der Griesgram Ahü, Setzte ein Falter sich auf den Schuh — Nnd wie es so schlief am Wegssrand, Hat der Teich eins Elfe entfandt. Die Fröschlein umhüpftsn das liebe Kind, Es säuselte sanft der Meister Wind, Nnd die Gnomlein, die Trippslkleinen, Kamen hervor unter blinken Steinen. Schlug eins Glocks zwölf vom Gybin, Sah man weißliche Geister zishn, Fledermäuse und andres Gesindel, Hsxsnbeins an goldener Spindel — Feuecchen tänzelten hie und da — Grausige Töne und großer Haha — Die Hölls war los — es wollte dec Dachen Das Mägdlein zur schrecklichen Schwester machen. Das sah ein Engel, vom Himmel hernieder Stiegen tausend göttliche Lieder, Blumen kamen mit Füßchen gezogen - Niles war nun der Kleinen gewogen, Sandten dis Sonne, die Finsternis wich, Furchtbarer Sauber schnell erblich — Herrlich in flimmernder Morgsnpracht Lag nun Gybin, vom Traums erwacht — Droben am Hellen Waldesrand Mägdlein den Weg zu den Eltern fand. D. Goldschmidt. Maienzauber im Isergebirge „Die schönste Zeit im Fahr' Ist Mai'n! — Da singen alle Bögelein. — Himmel und Erde ist voll Gesanges, das da lautet wohl!" So singt ein mittelallerlicher Sänger vom schönen Maienmond, von der herrlichen Maienzeit. Er ist allüberall voll wundersamer Schönheit. Am schönsten wohl da, wo von hoher Bergwarte noch der Winter, tief aus dem Tal grunde des flachen Landes der Sommer mit seiner Blüten herrlichkeit grüßt. Maiglöckchen (Oonvuluria mujulig) grüßen in blendender, schneeweißer Blütenpracht in dem Tal. Jede Wiese, jeder Wegrain und jeder Anger blüht, besetzt von Tausenden aoldgelber Maiblumen. Am Wegrande streckt die blaue Maiblume der Isergebirgsvorberge, die der Bolksmund auch „Kuckuck" getauft hat, ihre blauen Blütenpyramiben in die linde Mailuft. Es ist der kriechende Günsel reptsn8). Neben blaublütigem Ehrenpreis (Veronika) und gelbem Scharbockskraut, zierliche» Goldsternen und gelben Sumpfdotterblumen (Oaltka paluZtries) bildet er den Bunt schmuck der Maiwiesen. Ihr Weiß wird vom Steinbrech, ihr Rosarot vom Sbaumkraut und ihr Grün vom aufsprießenden Maigrase ins Maifeld hineingezeichnet. Mit den Farben des Wiesengrundes wetteifert der Maihimmel, an dem weiße Wolkenbahnen auf gut Wetter deuten, an dem am herein brechenden Abend die untergehende Sonne rosige Tinten ein zeichnet und die blauschimmernde Nacht ihre blauvtoletten Schatten deckt. Wer sich die Mühe macht, im Buschschatten nach Maikräutern zu suchen, der wird nicht mit leeren Händen heimkehren: Waldmeister und Waldveilchen, lederblätterige, würzigduftende Haselwurz (Asarum europaoum), Lungenkraut (ftulmonaria ofticinslig) und wie die heilkräftigen Mai kräuter alle heißen, strecken ihm ihre Blattarme und Blüten- sahnen in all ihrer Maiherrlichkeit entgegen. Bunt wie die Maiblüten flattern die Maischmetterlinge über die Blütenpracht dahin: bunttupfige Tagpfauenaugen, Weißlinge zu Paaren, kritzliche L-Falter, gelbzackige Schwalbenschwänze und Segel-