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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.08.1919
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19190813016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1919081301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1919081301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-08
- Tag 1919-08-13
-
Monat
1919-08
-
Jahr
1919
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Nr. 382 Mittwoch, den 13. August 1919 Erzberger über die Finanzlage des Reiches Außenminister Müller über die Heimkehr der Kriegsgefangenen Deutschs Nationrrlvrrsamur-ung (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatter-.) Weimar. 12. August. Am R.gierungstische: Müller, Erzberger, Bell. Aus de. Tagesordnung stehen zunächst Anfragen. Abg. Mumm (Deutschnatl.) fragt unter Bezugnahme auf eine Re he von Linzelsäilen, in denen selbst unter Ausnutzllung der Porto freiheit speziell durch die Zentralstelle für r.,eimattienst sozial demokratische Literatur verbreitet worden sei, wieviel Steuergelder bisher für di.fe Zwecke verwandt worden feien und ob die Regierung die schuldigen Beamten zur Rechenschaft ziehen und ersatz pflichtig machen will. Veh. Reg.-Rat Weber erwidert, dah über dte in der Anfrage be haupteten Borgänge Feststellungen angeordnet seien. Abg. v. Gräfe (Deutschnatl.) fragt unter Bezugnahme auf Prcsse- nachvlchien, nach denen in englischen und amerikanischen Gesangen lagern den deutschen Kriegsgefangenen nützet ilt worden sei, dah ihre beschleunigte Heimkehr nach Deutschland seitens der deutschen Regierung nicht gewünscht, ja sogar durch die Weigerung der deutschen Regierung, die Vorbereitungen zum Abtransport in die Wege zu leiten, verhindert wird: Ist die Reicys- regieruna bereit, darüber Auskunft zu g den, welche Vorbereitungen tatsächlich zu einer raschen Rückkehr getroffen, namentlich welche diplo matischen Schritte unternommen worden sind, um der weiteren Zurück haltung der Kriegsgefangenen ein Ende zu machen? Reichsrninisler des Aeuhern Müller: In einem Teil der Presse ist in den letzten Tagen wiederholt die Be hauptung aufgestellt worden, die Regierung habe nicht alles gelan, waS zn tun möglich war, um die schleunige Heimbeförderuna der deutschen Kriegsgefangenen zu ermöglichen. Diese und ähn liche Behauptungen haben sich zu Angriffen gegen die Re gierung verdichtet, die zur Rechtfertigung sich auf Aeuhe- cungen aus englischen Kriegsgefangenlagern berufen. Nach einrm in der .Deutschen Zeitung' veröffentlichten Brief eines in einem englischen Gefangenlager befindlichen deutschen VlzefeldwebelS wird die Behauptung aufgestellt, daß folgender Befehl zur Bekannt machung an die deutschen Kriegsgefangenen vorgelesen wurde: . «Die britische Regierung wünscht allen Kriegsgefangenen dekannkzuMben, daß trotz wiederholter Aufforderung an die deutsche Regierung noch keine Delegierten eingetroffen seien, um über Maßnahmen für die Rückbeförderung der Kriegsgefangenen zu beraten. Bevor dlese Dele gation nicht eintrifst, um Vorkehrungen für den Transport zu treffen, könne nichts getan werden.' — Noch anderen Nachrichten soll die eng lische Behörde in Malta den Gefangenen erklärt haben, die Schuld an der Hinauszögerung ihrer Rückkehr liege ausschließlich bet der deutschen Regierung, die in pflichtwidriger Weise keine Schiffe zur Abholung schicke. Die deutsche Regierung kann eS vorerst nicht glauben, daß sich derartige offenkundige Entstellungen der Tat sachen in offiziellen Befehlen oder Bekanntmachungen der englischen Lagerbehörden befinden. Sie hat daher unverzüglich Schritte unternommen, um den Sachverhalt klarzustellen und Abhilfe zu schaffen. Im übrigen stellt die Regierung folgendes fest: Beim Abschluß des ersten Waffenstillstandes und fortlaufend wäh rend der darauffolgenden Verhandlungen bis zum Beginn der Frie- dcnsverhandlungrn in Versailles ist unablässig versucht worden, die Heimkehr unserer Kriegsgefangenen zu veranlassen. Liren Erfolg haben aber diese Bemühungen nicht gehabt. — Der Minister gibt dann eine ausführliche Darlegung unserer Rechts grundlage für die Forderung auf Rückgabe unserer Kriegsgefan genen, sowie das vergebliche Bemühen d«S Grafen Brqck- dorss-Ranhau, dann fährt er fort: Am 28. Juni bat sodann der Gesandte von Hantel um Auskunft darüber, , wann dte in Ar tikel 213 vorgesehene Hauptkommission zusammentveten könne. Als keine Antwort erfolgte, richtete der Vorsitzende der deutschen Friedens delegation an Herrn Elemenceau am 21. Juli die folgenden Worte: «In der Note Ew. Exzellenz vom IS. Mai ISIS ist mitgekeilk wor den, daß die Vertreter der alliierten und assoziierten Mächte mit größter Bereitwilligkeit eine Kommission zum Zwecke der Aelm- fchaffung der deutschen Kriegsgefangenen einsetzen werden, sobald der Friede unterzeichnet sei. Die deutsche Regierung hat den Frieden unterzeichnet und bereits ratifiziert. Sie ist indessen noch ohne Antwort auf ihre Note vom 28. vorigen Monats geblieben, worin die Einsetzung der in Rede stehenden Kommission beantragt worden ist. Die deutsche Regierung darf nm baldige Mitteilung über die Zusammensetzung und den Zeitpunkt des Zusam mentritts der Kommission zur Heimbesörderung der Kriegsgefan genen bitten. Als Vorsitzender der Kommisfloli auf deutscher Seite wird Major Draudt bezeichnet, der sich bereits in Versailles be findet.' Die deutsche Abordnung zu der in Artikel 215 vorgesehenen Hauptkommission weilt bereits seit Beginn der Friedensverhandlungen in Versailles. Es ist also nicht wahr, daß die deutsche Regierung ihre Vertreter für diese Kommission noch nicht entsandt Hal: wahr ist im Gegenteil, daß die alliierten und assoziierten Mächte ihre Vertreter noch nicht ernannt haben. Solange diese Hauptkommission ihre Haupttäligkeit noch nicht ausgenommen hat, ist der Abtransport der Kriegsgefangenen nicht möglich. Die Schuld daran kann unmöglich die deutsche Regierung treffen. Jetzt wird von Kreisen, die die Leiden unserer Kriegsgefangenen politisch anszuschlachten bestrebt sind, und die eS sich zur Aufgabe gestellt haben, aus der Zurückhaltung der Kriegsgefangenen AgltationSstoff gegen die Regierung formen, immer wieder behauptet, die Regierung last« es an dem nötigen Nachdruck fehlen» obwohl diesen Kreisen ganz genau bekannt sein muß, daß die Regierung keinerlei Mittel in der Hand hat, nm die gegnerischen Regierungen zu zwingen, die Herausgabe der Kriegs gefangenen zu beschleunigen. Mit den Angehörigen der Kriegs gefangenen, mit brm ganzen deutschen Volke, weiß sich die deutsche Re gierung «ins in der schärfsten Verurteilung der Zurück haltung der Kriegsgefangenen. Aber die Regierung verfügt nicht über die Macht und nicht über die Mittel, um di« Leidens zett der Krirgsgesangenen abkürzen zu können. Noch wenlger würde dazu «ine private Vereinigung in der Lage sein, der überhaupt jede Möglichkeit fehlt, mit den Gefangenen in Verbindung zu kommen. In einer Sitzung, die am 1. August mit Vertretern der alliierten und asioziierten Mächte in Paris stgttfand, hat der deutlch« Verirrter Frei- Herr von LerSner neuerllch darum gebeten, endlich aut die KrtegS- gefangenenfrag« rlnzogehen. Minister Louch «ur hat versprochen. sassung aller Steuerquellen, Gerechtigkeit auf der «inen Sette, Gewisssn- haftigkeit auf der anderen. Nur unter diesen Voraussetzungen ist Hoff nung und Möglichkeit, daß Deutschland erhalten bleibt und vor dem schwersten Unglück, dem Staatsbankerott, der hier ein Volksbankerott ist, bewahrt wird. Der Redner gibt dann einen Uederblick über die Finanz lage, wie sie sich in Deutschland von 1913 dis 19l8 entwickelt hat. Die ungeheuren Zahlen rufen mehrfach Bewegung und Hört, hört! - Ruse auf allen Seiten des Hauses hervor. DaS Kennzeichen der deutschen Wirtschaft und Finanzlage, so faßt Erzberger die Darlegungen zusammen, ist de ungeheure Flüssigkeit des deutschen VolksvermögenS. Zwei Forderungen müssen noch erfüllt werden, die finanziell und volkswirtschaftlich von größter Bedeutung sind. Wir müssen sofort mit aller Beschleunigung an die Schaffung einer deutschen Handelsflotte Herangehen, in engster Zusammenarbeit mit den Personen und Gesell schaften, die hier bisher bahnbrechend waren. H er vorzu-gehen in freier Selbstverwaltung unter genügender Kontrolle deS Staates ist dringendes Gebot für die deutsche Volkswirtschaft. Wir müssen sodann, ebenfalls mit größter Beschleunigung, unseren Ausl a nddeurschen mik RelchSvorschüssen zu Hilfe komm-en. Schon die nächst« Woche w'rd eine betreffende Vorlage an die Nationalversammlung bringen. (Beifall.) Endlich muß unser Beamkenstand erleichtert werden. Ein verschuldeter Beamlenstand ist der Anfang des LhaoS fürj ein Land, ein unverschuldeter aber eine sehr gute Kapitalanlage. 25 Milliarden neue Steuern müssen aufgebracht werden« Seit dem Weltkrieg ist eine Art Milliardenpsychose über die Massent gekommen. Das Höchstmaß, das ein KriegSjahr an Anleihen auf gebracht hak, war 25 Milliarden. Dieses Höchstmaß muh jetzt das Volk Jahr für Jahr an Steuern aufbringen, um zu gesunden. Von einem Skaatsbankerott würden gerade die untersten Schichten deS Volkes am ollerhärlesten betroffen werden: bei einem vollendeten Skaatsbankerott würden gut zwei Drittel des gesamten Privatvermögens vernichtet werden und das gesamte Wirtschaftsleben zum Stillstand kommen, und dat arbeitend« Deutschland würde hungern. Wie grauenvoll die Zu- ständ« in Deukschland werden würden, ist gar nicht auszumalen. Darum wird die Reform kommen, weil sie kommen muß. Dazu gehört auch eine vollkommene Umgestaltung der Steuerveran lagung im Sinne höchster Gerechtigkeit. Ueberall in des Welt hat eine gewaltige Umwertung aller Werte stattgefunden. Ueberall verlangt die Arbeit nach höheren und gerechteren Löhnen. Die Welt- pretSreoolution vollzieht sich unter starken Zuckungen. ES sind die Geburt-wehen einer neuen Zeit für daS Vvlkerleben. Ein wahrer Völkerbund ist auch der Wunsch des arbeitenden Deutschlands. (Lebh. Zustimmung.) Natürlich haben wir infolge der ungeyeuren Aussperrung der deutschen Volkswirt schaft mit vielen unbekannten Größen zu rechnen. Finanzpolitisch ist der Krieg noch immer nicht abgeschlossen, noch immer zahlen wir für die großen Kriegsaufwendungen, und dazu treten die Riesenkosten für di« Demobilisierung und für die Entschädigungen in der Heimat. Auch dieses Problem muß bewältigt werden. Ich werd« nicht ruhen und rasten, um am 1. Oktober eine« geordneten Etat vorzulegen. Ich habe mit den Ressorts schwer darum zu Kämpfen, be sonders mit dem Kriegsministerium. Regierung und Parlament müssen etzt mit Hochdruck arbeiten. um Ordnung in das LhaoS der Liquidation des zusammengebrochenen KriegsunternehmenS zu dringen. Die Liqui- dation muß möglichst bald obgewickelt werden. Wir haben auch ans dem Friodensvertrag sehr schwere Pflichten übernommen, denen wir mit ehrlichem Willen nacyzukommen haben. Die Lösung LeS Problems ist geknüpft an das Wort Arbeit im Dienste des Gemeinwohls'. Dein alten Wort: .Zum Kriegführen gehört Geld, Geld und nochmals Geld' stelle ich das Dort gegenüber: ,Zum Frieden gehört Arbeit, Ardeitun-nochmaltArdeit.' (Lebhafter Beifall.) . «Arbeit macht das Leben süß, Macht es nicht zur Last: Der nur hat Bekümmernis, Der die Arbeit haßt.' (Heiterkeit und ironisch« Zurufe bei den Unabhängigen.) Privilegien gibt es im neuen Deutschland nicht. Wenn nicht gearbeitet wird, wenn nicht mehr als vor dem Kriege gearbeitet wird, ist jedes Bemühen um di« Rettung d«S Vaterlandes aussichtslos. Zunächst gilt es, die schweben-« Schuld zu beseitigen oder herabzumindern. Wenn sie früher vielleicht 1 Milliarde betrug, bedeutete das schon schwere Sorgen für die Inlandsverwaltung. Heut« sind eä 7S Milliarden! Jede Vermehrung der schwebenden Schuld muß ausgeschlossen sein: also Schaffung neuer Einnahmen! Jeder Tag, den dl« Erbschaftssteuer später in Kraft tritt, bodeutet 2 Millionen Tmshall. Neben den neuen Einnahmen ober gilt es überall Sparsamkeit walten zu lasten. Es wird natürlich nicht gelingen, am 1. Oktober einen balancierenden Etat ohne Anleihen vorznlegen Zur Herabdrückuna deS Erfordernisses erwarten wir erhebliche Einnahmen aus der KriegSavgab« und der Zowachsabgabe für 1919, auch aus dem Reichsnotopfer, wenn es angenommen wird. Aber alles in allem werden wir die schwebend« Schuld damit auf höchstens 46 Milliarden ermäßigen. Drei Anleihe wege würden uns zur Verfügung stehen: Freie Anleihe, oder Prämien anleihe oder Zwangsanleihe. Der letztere Weg würde von geradezu verhängnisvoller Wirkung auf unser Wirtschaftsleben sein, er muß als» unter allen Umständen vermieden werden. Ob und wann wir den Weg der freien Anleihe beschreiten können oder zur Prämien- anleihe übergehen müssen, wir- sich hoffentlich noch vor unserem Auseinandergehen endgültig entscheiden. Jedenfalls: Was Menschen geist ersinnen kann, muh geschehen, um die schwebende Schuld herab- zumindern. Di« 46 Milliarden schwebende Schuld machen mir mehr Sorgen als di« 90 Milliarden Kriegsanleihe. Dis 90 Milliarden Kriegs anleihe kann mir niemand kündigen, die brauche ich nur zu verzinsen. Wohl aber besteht anderseits die Gefahr, daß. je schneller unser Wirt schaftsleben in Gang kommt, dl« Depositengelder aus den Banken und Sparkasten abprömen, und dann bliebe nur noch «in Ausweg übrig: Tag- und Nachtschichten in der RelchSdruckerei zur Herstellung von Banknoten. Dann aber würde d«r Zeit punkt bald da sein, wo die Mark vielleicht nur 10 Pfennige wert sein würde. Di« Notenpresie in Gang zu letzen. Ist kein Weg zur Vermin derung der schwedenden Schuld. (Sehr richtig!) Dann müssen Maß regeln ergriffen «erden gegen -f« Kavitalflucht. Ls sind in der Tat Tatsachen an die Oeffentllchkeit getommen, bi« le« tzr dt» HltMuM' Befürcht»»,en a»f diesem Gebt«,« recht geh«. ES hat sich geradch» «ttz« «rga-lf»,-»« Sr«v«rfl-cht mil ¬ dem Präsidentin Elemeneau sofort Vortrag hierüber zu hallen. Die ReichSregierung wird nach wie vor aufs äußerste bestrebt sein, -en Hundertkausendcn unglücklichen Familien ihre Väter, Männer- und Söhne so schnell wie möglich wiederzugcbrn. Sie hofft auf die Einsicht unserer Kriegsgefangenen Landsleute, daß sie sich nicht von den Irre führungen der Hetzpresse verführ n lassen, solche Ungeheurr- uchkeiten zu glauben, als liege der Reichsregierung nichts an ihrer Heimkehr, ja als wünsche sie dieselbe nicht. Es gibt keinen Partri- siandpunkt in dieser Frage des BluteS. Diese Erkenntnis wünscht die deutsche Regierung aber auch jenen, die sich nicht geichümt Haden, parteipolitische Agitation mit den Leiden u n- -em Schicksal unserer Kriegsgefangenen zu treiben. (Lebh. Beifall und Zustimmung bei der Mehrheit.) Mit dem Schmerz verzwciselker Angehöriger will sie n.cht rechten, so ungerecht manchmal -lese Ausbrüche sind, aber politische Ausschlachtungen eines national ge- me nsam zu tragenden Unglücks weist sie m t Entrüstung von sich und weiß sich Larin eins mit allen den Klassen des Volkes, denen daS Schicksal unserer Kriegsgefangenen warm und uneigennützig am Herzen l egt. (Stürmischer Beifall bei der Mehrheit.) Abg. von Gräfe (Dtsch.-Natl.) zur Ergänzung der Anfrage: Der Herr Re'chsminstter Müller hat in Beantwortung einer lediglich zu -em Zweck gestellten Frage, den er selbst in seiner Schlußbemcrkung erwähnt hat, nämlich zur Beruhigung unserer Gefangenen und weiter Volkskreis«, die durch die aus dem Ausland gekommenen Nachrichten tief erschüttert sind, es für nölig gehalten, in se ner Antwort . . . Präsident Fehrenbach unterbrechend: Herr Abgeordneter? GS gibt bei -en kleinen Anfragen nur noch das Wort zur Ergänzung der Anfrage. Abg. v. Gräfe: Das ist keine Frage, d'e in -er Weise .... Präsident Fehrenbach: Sie haben nur das Wort Mr Ergänzung der Anfrage, zu Irgendeiner kritischen Bemerkung haben Sie das Wort nicht: 8 810 sieht dleS ausdrücklich vor. Abg. v. Gräfe: Dann richte ich die Frage an -en ReichSmin'ster Müller, wen er damit gemeint hak, wenn er von Leuten gesprochen hat, die diese Frage parkeipoltisch auSnühen wollten. (Gelächter und Zurufe: Sie! bei den Soz.) Retchsminister Müller: Ich me'ne damit so schamlose Blätter wie die .Deutsche Zeitung', die in ihrer Ausgabe. vom k. August mit der fetten steberschrtfl: .Eine schwere Anklage gegen die Re'-chsrcgierung' und mit der Unterschrift: .Ihre Reg'ervnq will sie ja gar nicht!' solche Behauptungen bringt, und diejenigen Kreise, die sich mit diesen scham losen Verleumdungen Identifizieren. (Lebh. Beifall links, große Un ruhe rechts.) Es folgt zweit« Beratung des Entwurfes eines ZsindwarenfieuergefeheS. 'Zu 8 1 (Monopol) liegt ein Antrag Kempke (D. Vpt.) auf Stre'chuna der Worte .das spätestens dis zum 31. März 1921 in Kraft treten muß vor: ferner «in Antrag Arnstadt (Disch.-Natl.) und Genosten auf Fassung deS ersten Absatzes: .Zum Gebrauch im Inland« bestimmte Zünowaren unterliegen einer in die Re'ckskalle fl'eßenden Derorauchs- adgabe.' Zn 8 3 beantragen Kempke und Genossen die Wiederher stellung -er Regierungsvorlage (Kontingentierung), ebenso Nuschke (Dem.) und Genosten. Arnstadt und Genosten beantragen, eine an-er« Fassung -er Regierungsvorlage. Abg. Thöne (Soz.): W r wollen das Monoool. Der Hinweis auf die Eisenbahnen zur Begrün-un" einer Ablehnung von Monopolen ist nickt stichhaltig. Für -ie schlechte finanzielle Lage der Eisenbahnen sin- nicht nur d'e Arbeikerlöhne sondern auch ander« Gründe maßgebend. Für Zündwaren empfiehlt sich -ie Einführung des Monopols, weil die Ver nichtung von Existenzen -abvi nicht in Frage kommt. Die Arbe'ter können weiter arbeiten, die Unternehmer und Beamten in -ie Monopol- verwalbrng e'nkreten. Abg. Dr. Becker-Hellen (D. Vpt.): Di« Kontingentierung empfiehlt sich mit Rücklicht auf die kleinen Betrieb«. Abg. Rukckke (Dem.) wünscht ebenfalls Beibehaltung der Kontin gentierung. We Vorlage bringt nicht -aS Monopol, sondern die An drohung eines Monopols. (Zustimmung.) Abg. BehrenS (Dtsch.-Natl.) begründet -en Antrag Arnstadt und Ge nosten. Abg. Andre (Ztr.): Die Hinausschiebung des Monopols ist mit Rück sicht aus die Vorarbeiten notwendig. Die Kontingentierung hätte nur innere Berechtigung, wenn wir ein langfristiges Gesetz sckaften würden. Abg. Laokant (U. Soz.) tritt für -i« sofort'ge Monopolisierung ein. Das Gesetz wird unter Ablehnung der erwähnten AbänderungS- anträge mit geringfügigen Aenderungen in der AuSschuhfassung angenommen. DaS Spielkarkengesetz wird in zweiter Beratung ohne De batte erledigt. LS folgt die erste Beratung der großen Finanzgeseße. - Präsident Fehrenbach: Ich nehme an, daß das Gesetz zur vorüber gehenden Verstärkung der ordentlichen Betriebsmittel in 2. und 3. Lesung angenommen, das Gesetz über das Reichsnolopser dem 10., die Ab gabenordnung dem 11. und die Umsatzsteuer dem 12. Ausschuß über wiesen wird. Nur der erste Teil der Reichsabgabenordnung, der die Organisation der Steuerbehörden »lsw. behandelt, wird noch in diesen Tagrn erledigt werden müssen. Der 11. Ausschuß hat daher sofort seine Beratungen zu beginnen, zweckmäßig schon mor gen früh, um die Möglichkeit zu schaffen, wenigstens diesen Teil noch in dieser Woche zu erledigen. Die vier Gesetze werden ^wei Tage in Anspruch nehmen, wenn der Redner der ersten Rednerfolge 45 Mi- nulen, der der zweiten 30 Minuten braucht. Am Freitag und Samstag könnten dann das Kohlenaeseh und die Kohleninterpella tion und außerdem kleinere Vorlagen erledigt werden. In der nächsten Woche wäre dann Zeit übrig für die Zollaesche und die zweite und dritte Lesung der kleineren Gesetze. Von der nächsten Woche an, nach Beendigung der Ausschvßarbeiten, wird dann vormittags und nach mittags getagt werden können, vorausaeseht. daß ich genügend unter stützt werde. Dann könnten bis zum 20. sämtliche Vorlagen, die jetzt noch erledigt werden sollten, zu Ende kommen. Trotz der kolossalen Arbeit, di« daS Haus mit Fleiß und Ausdauer leistet, und die nur im höchsten Maß« anerkannt uxrüen kann, muh doch bis zu -iesem Tage ein beschlußfähiges Haus ermöglicht werden. Wir würden keinen an genehmen Eindruck hinterlassen, wenn der Abschied von Weimar vor leeren Bänken vor sich ginge. Die Generaldebatte der zweiten Lesung soll eben nicht bei der dritten Lesung wiederholt werden. Reichsfinansminister Erzberger: Das Hous und das deutsche Volk haben ein Recht, mehrer« Fragen beantwortet zu hören: Was ist und was muß und wie wird es werden? Was ist? Das größte Finanzelend, das die Welt je zu sehen bekam WaS werden mutz? Baldige Ordnung unseres gesamten Finanzwesens in Reich, Ländern und Gemeinden und Gleickoewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben im großen und kleinen. Wie soll es werden? Wir müssen Abschied a«hu»«n v«n manchem alten Lieb- gewonnenen, ein durchdacht«« Steuersystem «ufftellen, «ttzheilllch« Er- Morgen-Ausgabe Bezugspreis: >»« dtddslsr »-»all. M. 3.00 »srch s»i«r« «s«»»rll,«ir,llli»lri> ,«tzrachl moaali. M. 3.20, vlrrtsldtzrl.M. 10-V0: durch di« Vs« W»,rd«ld Deuiichisud iviIami-Buigad« M. 2.«', »I«H«>!c.rIlch M.9L0. M»r,«u Butaod« M.r.c» «t»ud-4lu»g,»« M 1.00, Bulgad« M. V.Sd «onstli» „oilchUstzllch P»ftd»>«rl,etzdtz«>. M»i«»»uur«er»: M»r,«»-Ä»t«»dr ltz p . Bd«ud-Butgad« l0 Vt> L»l>ntag«-A»»gade w Ps. Naupkschrlftleiter: Dr. Erich Lverkh, Leipzig. -UrrLvblLtt des Rates und des poUreianries -er Stadt Leipzig US. Sahrgaug AuiOieKONNkBlM« 2* wr-e«lp,ia Um,stz »I« «M «riAklAwNsIPW»»» As^srslllsj«!!« »» Pf. v. ,s«w. as PL; Au,«!«,» sBstz»»», I»„«l.r«il »I« A,upur«iil».-il. lvOPf. «u«M >30 Pf.; dlsln,-Lszrl,«« »t« «r-npartllle^eil« «0 Pf^ »,:»Lrtt«S Pf^- reueruugezufchl«,: 40«<,; Psfkrnsljslchl,^- Urtzrr g,I!«s 3«^. L»«r Liv A«il«u: L0«>». SeichLfllan,«!,«» mU PiatzssrlchrlU«» >» Pr»Ü» erhitzt. Platz uutz Daleuuorichriit »hu« Perdlndlichdr«« r«I>,,«n: ««>,«!»»,la,r «. 7.— dal Tauleud aulschl. p-ft^dü-t. S«rus,r«ch-B,K»I-i>Ar.tr««. 1«SN »,» — P,Mch«<t,tz»,l,7L» vchrtttieilu», aud »,fch«sl,li«lr: 3»tzauul«,isi« Ar. 4 Verlag: Dr. Reinhold L Lo., Leipzig.
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