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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.07.1919
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19190704015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1919070401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1919070401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-07
- Tag 1919-07-04
-
Monat
1919-07
-
Jahr
1919
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1» inöel' de tn cht-em oiescn insack das i für "folge heißt onncn Wenn tcscn- chlen. m ist. ußrn- steiler !at> el enden en in li Ne L> Levt<-r !, 2 S. - X L n g e: adr: o l> c r n d«e cvnttic Nr. l l (al Z rfang -eiter o ck - r an- ik er- i der Kurt , der fuhr- l zur cheii- otoer Said: ollen rrauä r ab- Ge- unen, d sie straf- «in ein a k« :chtS- « in ngen rfeld mrde ccäva Dite- «ier- uus: äer äsr Oer uem i^n rlizv ^1 i^t VI^- mu!» uorii ä i - eiu «o'e 8^ . äi» V2<ck iedc- dien ierti- i, 6s »57.- ki^- VUi- i-ick ^Iiy Zem rzo <ier dem «no inrk l»S- l n a «Ire aen. er- inl- teu- rsr- m!t- e!o- «'er- mm. ? I. 15» I,M »-7 O7 »7 N/8 >8/0 N7 ArSeilsminister Leser über den Eisen« bahnerstreik Betriebsräte bei ^en Staatsbahnen. Berlin, 3. Juli. (Drahtbericht.) Einem Vertreter des W. T. B. gegenüber äußerte fick der Minister der öffentlichen Arbeiten Dr. Oes er über die schwebenden Fragen n. a. folgeadermahen: Die StaatSeisenbahn ist Besitztum des ganzen BoltzeS. Demgemäß find Ar beiter, Angestellte und Beamte der Slaatseisenbaha Beauftragte des Volkes, nicht einer kapitalistischen Unternehmung. Ihre Tätig keit hak dem Dolkswohl selbst zu gelten. Bon diesem Gesichtspunkte aus ist das Hineintragen fortdauernder Beunruhigung in das Personal zu beurteilen. Di« Verwaltung hat sich davon durchdringen lasten, bah der Betrieb und Verkehr nicht nur ruhende Anlagen and rollendes Material, sondern schaffende, empfindende Menschen verlangt. Ich wünsche auch im Derwaltungsinkeresse geordnete Bertretungen. Die Vertretung muh ein« «lnheitlich«, aus demokratisch««! Wahl hervor- gehende sein. Ich bin dementsprechend bereit, Betriebsräte im Rahmen der reichSgesehlichen -Regelung auch für die StaatS- eiseabahnen einzusühren. Ich muh aber die unbedingt« An erkennung der Dienstpflichten jedes einzelnen ver langen. Rechte ohne Pflichten gibt «S im sozialen Staate nicht. Ich mache alle Vorgesetzte» dafür verantwortlicy, ihre Untergebenen mit Gerechtigkeit zu behandel», und dulde weder unverdiente Zurück setzung noch Bevorzugung. Selbstverständlich muffen die Vorgesetzten meines Schuhes gleichfalls sicher sein; denn eine Riesenverwaltung ist ohne Ordnung und Unterordnung nicht gedeihlich zu führen. Das große VolkSunkernehmen der preußische» StaalSeisenbahn muh vorbildlich sein durch volkstümlichen Geist, der die gesamte Verwaltung zu durchdringen hat. Alle Verständigen sind sich darüber klar, daß wieder Werte er zeugt und nicht Werte zerstört werden müssen. Berlin, 3. Juli. (Drahtbericht.) Das ReichSarbeitSministerium teilt mit: Das ReichSarbeitSministerium hat eS adgelehnt, in den ArbelkS- streitigkeiten im Berliner Verkehrsgewerbe vermittelnd einzugreifen. Es sieht in dem Streik einen unverantwortlichen Vertrags bruch. * * * Berlin, 3. Juki. (Drahtbericht.) Die Streiklage hak fick in Berlin wenig geändert. Auf drr Stadt- und Ringbahn ruht der Verkehr noch; nach den Vororten ist er im beschränkten Umfange ausgenommen worden. Dagegen ist die Wannseebahn seit heute morgen wieder voll in Betrieb, und auch der Fernverkehr ist normal, ferner hat sich der Güterverkehr noch Berlin gebessert. Die Vorräte reichen biS zum Eintreffen der angekündigten Lebensmittel aus. — Bel der Straßenbahn und der OmnibuSgesellschast hält der Streik an. Verhandlungen sind bisher nicht im Gange. DermitilungsversuchimBerlinerBerLehrsstreiL Berlin, S. Juli. (Drah'tberlchk »»ferer Berliuer Schrlftleituug.) Der Groh-Berll«er VollzugSrak, dessen erster Versuch zur Vermittelung im Verkehrsstreik infolge der Erklärung des ReichSarbeitSministeriumS scheiterte, hat heute einen neuen Schritt unternommen, um den VerkehrSftreik bei de» Berliner VerkehrSinstituten belzulegen. Morgen nachmittag 2 Uhr findet im Bureau des DollzugSrateS in den Zellen «ine Verhandln»« patt, za der Vertreter sämtlicher Behörden, der Oberbürgermetstr von Berlin, dl« Leitungen der VerkehrSunternehmuagen und die Vertreter der streiken den Angestellten ringelnden werden sollen. Die Verhandlaagen find von keiner der an dem Streik zunächst interessierte» Parteien, weder von Arbeitgeber» «och von Arbeitnehmer» angeregt, sondern Pele» ein« »»Parteiische Maßnahme d«S VotlznaSrateS dar, die «r den Zweck verfolgen soll, daS aagenbNckllch« DerkehrSelend zu beseitige«. ES ist zu hoffen, daß eS bei dieser Besprech»»« z» einer Einling kommen wirb, »nd daß der Verkehr la Kürz« »ieder «fgeaommea werde» Kan». Fortsetzung des Eisenbahrrerftreiks in Frankfurt Fra»tf«rt a. M., 3. Zull. (Eigener Drahtbericht.) Heute nachmittag fand eine Versammlung der streikenden Eisenbahner statt, in der beschlossen wurde, den Streik fortzusehen. Der Vor stand d«S Deutschen EisenbahnbeamtenbundeS, Ortsgruppe Frankfurt, erklärt, daß er unter keinen Umständen den Streik billigt, einmal, weil Morgen-Ausgab« der Stabt Leipzig Nr ««8 ISIS Freitag, den 4. 3utt 118. Jahrgang «nHe»aenorers. L«»« rop.»..«»« »n wo Pt. v. 180 Mu Aa^tß«» »»« « Pf. ««IwLrt« 15 108»: Vaplern»h«s<blaz: U«b«k 700 UmsairW Smr LIU «-«. ««KdUllanjtUKn mit Pla»»orl<i'rtsk", I» prrtf« «h-tzu Platz »ad DetravarlchrlN »da« VirdlatllchtrU, Batla-a« GäsaaUarslaa« M. 7.— da« Laulaa» aualchl. z«k»t»«ch»ischl»r>«F.t«e»r. 1««I 0»d l«»u«.-pastl»«-»»-»!» 7L» Schr<lll»»tm>, »»» »alchsN»»«»«- 2«tza,»I4eall« R«. ch Verlag: Dr. Reinhold L Co. Leipzig. M. g.75: >«r M. 5.00 »,kch „l»r* «»«»«rtt^a gUtala» M« Laa« ««»rocht »»natl. M. Z.5ü »I«rl«l lltzkl. M. I0.U0: »,rch di« D»g laaartzaltz v«atlchI«N» Valamt-Aal-atz» moaail. M. S.0V, »I«ki«>ldhMch Ml. Poo, Moraea-Aat-ad« M. Mb«i>d-Bu«-ad< M. 1.00, Saanla,«- B,««ada M. ».Ä «oaattl» taallchllatzllch V»ftd«st»II,<d»dk^ Martzaa-Aataad« >5 Pi. Utzand-A»«-ad» li PH Soaatag« M»«goda M Ps. Hauptschriftleiter: Dr. Erich Everth, Leipzig. Der Dank des Reiches an Hindenburg Bauer «nd Roske an Hindenburg Weimar, 3. Juli. (Drahtberichk.) Generalfeldmarschall von Hindenburg, der bereits vor einiger Zeit um Genehmigung seines Rücktritts bei Abschluß des Friedens gebeten hat, ver läßt heute Kolberg. Gleichzeitig ist auch die Oberste Heeresleitung aufgelöst worden. Aus diesem Anlaß hat der Ministerpräsident an den Generalfeldmarfchall o. Hindenburg im Namen der Reichsregierung folgendes Tele gramm gesandt: Im Nomen der ReichSregierung läge ich Ibn««, Herr Generalfeld marschall, noch einmal unseren unabänderlichen Dank für alle Dienste zum Besten des Vaterlandes. In Tagen der Not wurden Sie gerufen, in Tagen noch schlimmerer Röte schließen Sie Ihre Aufgaben ab. Wir, die wir im Zwange der Pflicht auf unseren Posten bleiben müssen, werden immer eia großes Vorbild in der Art sehen, wie Sie di« Pslickl gegenüber dem Valerlande höher stellten als persönliche Gefühle * und Anschauungen. sgez.) Bauer. Berlin, 3. Juli. (Drahtbcricht.) Reichswehrminister Noske hat an den Generalseldmarschall von Hindenburg folgendes Telegramm gesandt: Generalseldmarschall von Hindenburg, Kolberg. An dem Tage, an dcip Sie den Oberbefehl niederlegen, ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen, Herr Feldmarschall, im Namen der neuen deutschen Wehrmacht den herzlichsten und unauslöschlichen Dank des Vaterlandes für Ihre treu geleisteten Dienste auszu sprechen. Wie Sie als rnhmgekrönter Feldherr unsere Heere in Feindesland geführt haben, wird unvergeßlich in der Geschichte fortleben. Besonders aber muh Deutschland Ihnen dankbar sein für die Mühe und Sorgfalt, mit der Sie in der letzten schweren Zeit die militärischen Geschicke unseres Vaterlandes gelenkt haben. Sie haben damit den Grundstein gelegt, auf dem unser Volk tn hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft sein neue- Haus bauen wird, in dem dann unsere Kinder und Enkel wieder mit Stolz und Freude als Deutsche leben können. In dieser sicheren Zu- kunflshoffnung möge Ihnen, Herr Feldmarschall, noch ein langer von dankbarer Verehrung des deutschen Volkes getragener Lebensabend beschieden sein. Reichswehrminister Nosk e. Zweibund zwischen Sozialdemokraten und Zentrum? Weimar, 3. Juli. (Drahtbericht unseres Sonder- berichtersta tters.) Das Programm der neuen Reichsregierung ist nunmehr bis auf Einzelheiten fertig gestellt. Es wurde tn der heutigen Sitzung des Kabinetts eingehend besprochen. Es scheint, daß sich tatsächlich die Sozial demokraten und das Zentrum in allen Grund fragen der inneren Politik verständigt und daß sie eine aktionsfähige Plattform gefunden haben. Die Sühne für die Ermordung Klübers Halle, 3. Juli. (Eigener Drahtberich l.) Nach zehn- Mörder !m Prozeß des Oberstleutnant v. Klüber gefällt. Der Haupt- schul-ln« Bauer wurde wegen Mordes zum Tode verurteilt, Fiedler weg,.» ToifchlagS zu st Jahren ZuchlbouS, Kyritz zu Itt Iabren ZnchchauS, Richter zu 12 Jahren Zuchthaus, Gierold za 13 Jahren 0 Monaten Zuchthaus, einschließlich der Strafe für Plündern, Iangmann wegen einfachen Landfriedensbruchs zu 2 Jahren Gefäng nis, Rädel wegen schweren LandsriedenSbruchS zu 6 Jahren S Monaten tägiger Verhandlung wurde heute nachmittag das Urteil gegen die Zuchthaus, THaler wegen schweren LandfriedenSbruchcS zu 3 Jahren Gefängnis, Suhle wegen einfachen LandfriedenSbrucheS zu 6 Monaten Gefängnis, Kelz wegen gefährlicher Körperverletzung zu 6 Monaten Ge fängnis. MuScaluS ward« freigefprocheu. dieser die Versorgung des Volkes mit LebonSmitkeln gefährdet, dann aber auch, well der Streik nur partiell sei. Die Beamtenschaft werde mit allen erlaubten Mitteln versuchen, den Verkehr so weit o?ä möglich aufrechtzuerhalten. Di: Beamtenschaft sei gew llt, dem Zwang, der äoSgeübk wird, sich nicht zu fügen, und ersucht die Bevölkerung, sie in diesem Bestreben zu unterstützen. Roch keine Genugtuung ,ür Spa Eine neue Noke des Generals von Hammersteln. Berlin, 3. Juli. (Drahtbericht.) General voa Hammer stel« hat der belgischen Mission in Spa am 2. Juli folgende Not« zu gehen lassen: Di« belgische Regierung hat für dl« schweren Ausschreitungen der Spaer Bevölkerung gegen Mitglieder meiner Kommission am LÜ. Juni mir biS heute Genugtuung nicht gegeben. Der gcg:a die aufaehehten Massen machtlose Führer der von außerhalb hervelbeor derten zu schwachen Gendarmerieableilung war noch am 30. Juni in meinem Holel, um sein Bedauern auszusprechen. Er kann für die un erhörte Haltung der Einwohnerschaft nicht verantwortlich gemacht wer den. Auch die schwache englische Militärpolizei war gegen das Volk machtlos, das durck einen oirrch die OrlSbehZrden nicht verhinderten Umzug einer Musikbande noch erregter geworden war. Die Lokal behörden trifft in erster Linie die Schuld, den groben Verletzungen des internationalen Gastrechts und der meiner Kommission zuflehenden Immunität nicht rechtzeitig vorgebeugt zu haben. Ich bitte Herrn General D « kobbe, persönlich sich dafür einsehen zu wollen, daß mir die Genugtuung, die ich erwarten muß, in kürzester Frist zuteil wird. Ich darf den Herrn General bei der Gelegenheit daran erinnern, daß bei einem gleichen Vorkommnis gelegentlich der Abreise deutscher FriedenSdelcgatiovSmitglicdcr a»S Versailles gegen Mitte Juni der Ministerpräsident der fianzüsiicken Republik sich binnen kurzem ent schuldigt und die zuständigen höheren AufsichkSbeamtea abgeseht hat. Die Ratifizierung verzögert Weimar, 3. Juli. (Drahtbericht unseres Sonder berichterstatters.) Die Drucklegung der N'atifizie- rungsurkunde begegnet Schwierigkeiten. Es wird kaum möglich sein, sie so rechtzeitig fertigzustellen, daß die Mitglieder der Nationalversammlung dle Ratifizierungsurkunde noch vor dem Sonnabend erhalten können, so daß der Akt der Ratifizie rung durch das Parlament wahrscheinlich erst Anfang nächsterWoche vor sich gehen kann. Dicüe Verschiebung, die lediglich technische Gründe hat, wtrd in den Kreisen der Reichs regierung lebhaft bedauert. Düffeldorf künftiger Sitz der Waffenstillstands- Kommission Berlin, 3. Juli. (Drahtbericht unserer Berliner S ch r i f tl e i l u n g.) Wie die «P. P. N.' an .mWndiger Stelle erfahren, ließ Marschall Foch der deutschen Waffenstillstozrds- kommission in Spa am 2. Juli Mitteilen, der Internationa- len Waffenstlllstandskommisfton werde als zu künftiger Standort Köln zugewiefen. Aks Sih für die d e u ts ch e Waffenstillstandskommission schlägt er Düsseldorf vor. Berlin, 3. Juli. (Drahtbericht.) Zu der im gegenseitigen Einver ständnis erfolgten Verlegung der inkeralllierlrn WaffensttllstandS- nommifston nach Köln und der deutschen nach Düsseldorf wird mitgeteilt: Die Hauptarbeit der Abwicklung wird in Berlin vor sich geben, wohin sick auch die Mehrzahl des Personals von Spa bereits oegeben Kat. In Düsseldorf wird die Geschäftsführung nur mit bedeu tend verminderten Kräften aufrechterhalten werden. Die Neuordnung wird nur so lange dauern, biS der Friede ratifiziert ist. Dann erfolgt di« endgültige Auflösung der beiderseitigen Waffenstillstands kommissionen. Lloyd Seorqe Botschafter ia Wafhington? Notlerdo«, 3. Juli. (Drahtberickk.) In politischen Kreisen Londons glaubt man. daß di-- Abtickl besteht, Lloyd George den Botsckafterposten in Washington zu Übeitragen. Mißwirtschaft Von Emil Nitzschke-Leutzsch, Mitglied der Deutschen Nationalversammlung und der Sächsischen Volkskammer. Die Grundlage etneS jeden Staatswesens ist seine Wirtschaft. Von ihrem Stande hängt die Entwicklung auf allen anderen Ge bieten bis zu einem hohen Grade ab. Ein wirtschaftlich herunter gekommenes Volk hat keine genügenden Mittel für die Lösung noch so wicktiger Aufgaben zur Verfügung, es wird ihm aber auch an der wünschenswerten Ergänzung der notwendigen geistigen Triebkräfte mangeln. Der wirtschaftlichen Verarmung folgt der Verfall auf der ganzen Linie. Von der wirtschaftlichen Bedeutung eines Volkes hängt jedoch auch dessen Stellung ln der Welt überhaupt ab. Daher auck daS Bestreben namentlich Frankreichs, uns wirtschaftlich in Fesseln zu legen. Es weiß sehr wohl, daß es uns solange wir arm bleiben, als Gegner nicht zu fürchten hat. Wir wollen aber; wieder an die Sonne. Im Interesse unseres werktätigen Volkes, auch der Teile, die sich der Arbeit entwöhnt haben, müssen wir in der Welt wieder zur Geltung kommen. Das kann nur geschehen, wen» wir unsere Wirtschaft in Ordnung und Gang bringen uni» so, wie das nach allem, was hinter uns liegt, nur verständlich ist —' nach und nach wieder zu einem, wenn auch nur bescheidenen» Wohlstand kommen. Das wird nur gelingen, wenn wir als ganzes Volk den Standpunkt einnehmen, den jeder ehrliche und vernünftige Mensch, der Unglück gehabt, aber nicht unter geben, sondern sich wieder empor arbeiten will, durchzuführen be strebt ist, nämlich mehr arbeiten und weniger ausgeben. Bis jetzt jedoch wird bei uns nach entgegengesetzten Grundsätzen verfahren. Noch nie ist so viel Geld zu unproduktiven Zwecken ausgegeben und noch nie ist so wenig gearbeitet worden, wie seit dem Ausbruch der Revolution. Für viele ist die Arbeit dle Ausnahme, währen- sie doch die Regel bilden soll. Schuld dieran tragen, wenn auch un absichtlich, die Maßnahmen der Machthaber, die das alte System abgelöst haben. Parteigrundsätzen zuliebe wurden inbezu" auf Aroeits- und Lohnbedingungvn Ideen verwirklicht, über deren Durchführung sich in normalen Zeiten »ochl hätte reden lassen, dis uns aber jetzt, wenn nicht Einhalk geboten wird, unrettbar in den Abgrund führen. Das offenbare Bestreben, sich durch ein Ein gehen auf alte Forderungen eine Anhängerschaft zu sichern, hat dis Begehrlichkeit ins maßlose gesteigert. Das Verantwortlichkeits« gefühl dem Ganzen gegenüber ist so gut wie verschwunden. Wie bei einem Schiffbruch sucht jeder Stand, getragen von dem rück sichtslosesten Eigennutz des einzelnen und unter Anwendung der orutalsten Gewalt, sich an das seiner Meinung nach rettende User zu bringen. So kann es nicht wettergehsn. Ausschließlich das Wohl -cr Gesamtheit hat jetzt in den Vordergrund zu treten. Dieses er- fordert aber den sofortigen, wenn auch nur schrittweisen Ausbau unseres Wirtschaftslebens, eine Aufgabe, die dem Reichswirt schaftsamt gestellt ist, das sich ihr aber in keiner Weise gewachsen zeigt. Man kommt aus dem Zustand der Erwägungen nicht her aus. Hier spuken die Pläne der Theoretiker und stellen sich jedem vernünftigen Vorgehen in den Weg. Herr Rathenau, der sich nun einmal in den Kopf gesetzt hat, der Reformator unseres Wirt schaftslebens zu werden, hat verstanden, seins Pläne in das Reichs wirtschaftsamt hineinzuschmuggeln. Dabei hat der Neichswirt- schaftsminister anscheinend noch nicht begriffen, daß der jetzt unter seinem Namen segelnde Gedanke einer Planwirtschaft in seiner Durchführung eigentlich nichts anderes bedeutet, als die dauernde Einrichtung einer Konzernwirtschaft ln großkapitalistischer Form mit allen den Nachteilen für die Allgemeinheit, die aus dieser Wirtschaftsform entstehen müssen. Und während man im Aeichswirtschaftsamt am grünen Tisch Paragraphen an Paragraphen reiht, vollzieht sich im Westen des Reiches ein Warenverkehr hauptsächlich aus Frankreich, der ge eignet ist, uns mit schwerer Sorge zu erfüllen. Namentlich sin- es Webwaren, die zunächst auf Schleichwegen, jetzt aber ganz offen im Werte von vielen Hunderten von Millionen nach Deutsch land eingeführt werden. Man wird einwenüen, daß wir dies« Waren brauchen. Das soll gewiß zugegeben werden, aber das Richtige wäre doch, dann zunächst die großen, im Besitz der Reichs- Textilakliengesellschaft befindlichen Riesenvorräle frei zu geben. Diese Waren, die bis zum sechs- bis zwölffachen Wert des Ae- schlagnahmepreifes, jedenfalls um die Unkosten zu decken, bis jetzt nur in kleinen Mengen abgegeben worden sind, werden ängstlich zurückgehalten, niemand außer der oben genannten Gesellschaft weiß aus welchem Grande. Als einmal darauf bingewicsen wurde, daß die Waren durch Mäusefrah eine Wertminderung erfahren, wurden dle Lagerräume für — das Publikum geschlossen. Jetzt, da täglich Aiesensummen vollständig unkrontollierbar in das Aus land gehen, entschließt man sich, mit Hilfs des Handels die Reichs waren adzusehen. Diesem fehlt es nun jedoch, nachdem eine Ueber- schwemmung mit fremden Waren stattgefunden hat, an der Absatz möglichkeit, da die flüssigen Gelder in fremder Ware angelegt sind. Außerdem gehört di« geschäftliche Verbindung mit der Reichs- Textilaktiengefellschaft nicht zu den Annehmlichkeiten. Nach er folgter Vorausbezahlung dauert es Monate, bevor die Ware in kleinen Posten und ohne jede Verbindlichkeit für deren Be- schaffenheik, geliefert wtrd. Aber eine weitere Folge dieses behördlich unbeanstandeten Warenschmuggels läßt erkennen, daß bas Reichswirlschaftsamf das Gebot der Stunde nicht kennt. Mir brauchen außer Nah rungsmitteln in erster Linie Rohstoffe, um unserer Industrie Be schäftigung zuzuführen. Vor dem Kriege haben wir fertige Waren ausgeführk, und jetzt führen wir solche ein. Was soll bei solchem Mißverhältnis aus unserer Industrie, namentlich der Textil industrie, werden, die zum größten Teil schon während des Krieges durch zwangsweise Stillegung schwer gelitten hak? Im Elsaß arbeitet die Textilindustrie Tag und Nacht, um Waren herzu stellen, die dann unter militärischer Bedeckung nach Frankfurt
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