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Volkszeitung Mvnlag, den 28. August 1939 Vrieswechsel Hitler-Daladier Oie macedomschen Zustände Deutschland gibt den Wortlaut bekannt Die Antwort des Führers an Daladier Das Olsagebtet ein Kriegslager de» Ge- De an» Echliftletlimg: Dr«sd«n<A., P»lt»«fkab« 17, Fernruf 70711 ». 71017 Lefchlst,stell», Druck und Verlag: Germania Buchdrucker«! und Verlag Th. und <S. Winkel, Palierstrab« 17, Fernruf 71017, Vosifcheck: Re. 1070, Bank: Nadibank Dreeden Nr. «707 Ostrau neu eingesetzt und sofort an der Eisenbahnstrecke Oder berg-Karwln in Stellung gebracht. Die polnischen Grenz streifen sind seit Sonntag morgen ilberall verdreifacht worden. Neben Polizei und Grenzern versehen mit ihnen zu sammen auch bewaffnete Zivilisten den Dienst. Neu-Oderberg ist infolge der übermäßig großen Belegung durch polnische Truppen von der Zivilbevölkerung völlig geräumt worden. Auch in den Grenzabschnitten Radwanitz, Peterswaid und Mir» biß sind in der letzten Nacht neue Truppenverstärkungen einge- troffen. 2m Fall« von höher«« Gewalt, verbot, «inirelend«, ««trieb*, störunzen hat de« Begeh«« ad«« w«ibungU«Id«nb« Kia» Anspruch«, fall» di« Zeitung in deichrönUem Umlang«, rxr» lpätet oder nicht «rlcheint. Srtllltungiart lll DI » » d » », Berlin, 88. August. In einer Erklärung, die der französisch« Ministerpräsident Daladier am Sonntagabend vor der Presse in Paris abgab, hat er Bezug genommen auf einen Briefwechsel, den er mit dem Führer hatte. In seiner Erklärung vor der Presse hat Daladier Bemerkungen über den Inhalt der Briefe gemacht und Schlutzfolgerungen daraus gezogen, ohne der Presse die Briefe selbst zur Kenntnis zu geben. Zur vollständigen Unterrichtung der Oefsentllchkeit gibt das DNB daher den Wortlaut des Briefwechsels wieder. Berlin, den 87. August 1939. Sehr geehrter Herr Ministerpräsident! Ich verstehe die Bedenken, die Sie aussprechen. Ruch ich habe niemals die hohe Verpflichtung übersehen, die denen aus erlegt ist, die über das Schicksal der Völker gestellt sind. Ala alter Frontsoldat kenne ich wie Sie die Schrecken des Krieges. Aus dieser Gesinnung und Erkenntnis heraus habe ich mich auch ehrlich bemüht, alle Konslikstofse zwischen unseren beiden Völkern zu beseitigen. Ich habe dem französischen Volk einst ganz offen versichert, daß die Rückkehr des Saargebietes die Voraussetzung dazu sein würde. Ich habenach dieserRUckkehr sofort feierlich meinen Verzicht bekräftigt auf irgendwelche weiteren Ansprüche, die Frankreich berühren können. Das deutsche Volk hat diese meine Haltung gebilligt. Wie Sie sich selbst bei Ihrem letzten Hiersein überzeugen konnten, empfand und empfindet es gegen den einstigen tapfere,, Gegner Im Bewußtsein seiner eigenen Haltung keinerlei Groll oder gar Haß. Im Gegenteil. Die Befriedung unserer Wcstgrenze führte zu einer steigenden Sympathie, jedenfalls von selten des deutschen Volkes. Einer Sympathie, die sich bei vielen Anlässen geradezu demonstratio zeigte. Der Bau der großen West befestig ungen, der zahlreiche Milliarden verschlang und verschlingt, stellt sür Deutschland zugleich ein Doku in ent der Akzeptierung und Festlegung der endgültigen Reichsgrenze dar. Das deutsche Volk hat damit auf zwei Provinzen Verricht geleistet, die einst zum alten Deutschen Reich gehörten, später durch viel Blut wieder erobert wurden und endlich mit noch ckkA«1cy 9 mal «öchnUN-, w»naMO«r v»plg,p««l» durch I«L-«, «Inschl. 00 Pf-, b,w. -0 Pf-. lrögerloh» 170; durch di« Post 1.7V «lnIchNchllch Postüb«mxstlmz»g«bühr, zuzüglich 70 Pf-. Post<B«st«llg«ld. Llnzel-R«. Ist Pf-., Sonnabend» und F«sttaz»-N«. 70 Pf-. Sbb«st«llungen mlllf«u fplt«st«u» »In« wvch» vor Ablauf d»r V«zugvz«lt fchrlftlich b«lm v««la- »In-kganz«« f«In. Uns««, fKL-rr dürfe* kl»« Abbestellung«, »al-«g«nnehmea. v«ilogs»«l D««sd«». Anzelgenprey«: »I« lipalög« 77 mm br«II» Z«Il» 0 Pf-.» fiy FamMenaimlgen d PI- Fü« Pla-wünlch« Unn«, »K l«I»» D«wLH« NPw. Ser Vries des französischen Minister- Präsidenten Paris, 29. August 1939. Sehr verehrter Herr Reichskanzler! Der französische Botschafter in Berlin hat mir Ihre per sönliche Mitteilung zur Kenntnis gebracht. In der Stunde, wo Sie von der schwersten Verantwor tung sprechen, die zwei Regierungschefs unter Umständen über nehmen können, d. h. das Blut von zwei großen Völkern, die sich nur nach Frieden und Arbeit sehnen, zu vergießen, bin ick) Ihnen persönlich und unseren beiden Völkern schuldig, zu sa gen, daß das Schicksal des Friedens noch in Ihren Händen liegt. Sic können weder an meinen Gefühlen Deutschland geaen- über noch an den friedlichen Gefühlen Frankreichs für Ihre Nation einen Zweifel hegen. Kein Franzose hat mehr als ich selbst getan, um zwischen unseren beiden Völkern nicht nur den Frieden, sondern eine aufrichtige Mitarbeit in Ihrem eigenen Interesse sowie Im Interesse Europas und der Welt zu bekräftigen. Es sei denn, Sic trauen dem französischen Volke einen weniger hohen Begriff der Ehre zu. als Ich selber dem deutschen Volke anerkenne, so können Sie nickt bezweifeln, daß Frankreich seine Verpflichtungen anderen Mächten gegenüber treu erfüllt, Mächten, wie zum Beispiel Polen, die, davon bin ich überzeugt, mit Deutschland in Frieden leben wollen. Diese beiden Uebcrzeugungen sind vollkommen vereinbar. Bis heute gibt cs nichts, das eine friedliche Lösung der internationalen Krise in Ehren und Würden für alle Völker verhindern könnte, wenn auf allen Seiten der gleiche Friedens wille besteht. Mit dem guten Willen Frankreichs bekunde Ich denjenigen aller seiner Verbündeten. Ich übernehme selbst die Garantie für diese Bereitschaft, die Polen immer gezeigt hat. für die gegenseitige Anwendung eines Verfahrens des freien Aus gleichs, wie man es sich vorstellen kann zwischen den Regic- polnisches Zerstörunaswerk lm Olsagebtet Sprengstoffanschläg« auf deutsche Gebäude und Denkmäler. Teschen, 28. August. Wie aus Teschen gemeldet wird, hat der polnlsck)e Anf- ständischenverband auch im Olsagebiet sein Zerstörungswerk begonnen. Nach den Sprcngstosfanschlägen auf drei deutsche Gebäude In Kattowitz verübten vermutlich die gleichen pol nischen Terroristen ähnliche Attentate im Olsagebiet. In der Sonnabendnacht wurden nicht weniger als fünf solcher Bom benanschläge auf deutsch« Gebäude und Denkmäler verübt. Es wurden das Schillerdcnkmal und das Gefallenendenkmal zer stört und schwere Verwüstungen an bekannten dcutsckren schäftshäusern, darunter am Druckereigcbäude Prohaska, gerichtet. Gerüchtweise verlautet, daß auch In anderen Orten Olsagebietes derartige Sprengstoffattentate gegen deutsche bäude verübt worden sind. viel mehr Blut verteidigt wurden. Dieser Verzicht stellt, wie Sie mir, Exzellenz, zugeben müssen, keine taktische, nach außen gezeigte Haltung dar, sondern einen Entschluß, der in allen unseren Maßnahmen seine konsequente Erhärtung erfährt. Sie werden mir. Herr Ministerpräsident, nicht einen Fall nennen können, in dem auch nur durch eine Zeile oder eine Rede gegen diese endgültige Fixierung der deutschen Reichs grenze nach dem Westen hin verstoßen worden wäre. Ich glaubte, durch diesen Verzicht und durch diese Haltung jeden denkbaren Konfliktstoff zwischen unseren beiden Völkern aus geschaltet zu haben, der zu einer Wiederholung der Tragik von 1914—18 würde sichren können. Diese freiwillige Begrenzung der deutschen Lebensansprüche im Wcsten kann aber nicht aus- gesaßt werden als eine a n!) aus allen anderen Gebieten gel tende Akzeptierung des Versailler Diktates. Ich habe nun wirklich Jahr sür Jahr versuch', die Revision wenigstens der unmöglichsten und untragbarste,, Bestimmungen dieses Dik tates auf dem Verhandlungswege zu erreichen. Es war dies unmöglich. Daß die Revision kommen mußte, war zahl- reick)«n einsichtsvollen Männern aus allen Völkern bewußt und klar. Lias-immer man nun gegen meine Methode an- slihrcn kann, was immer man an ihr aussetzen zu müssen glaubt, so darf doch nicht übersehen oder bestrit'kn werden, daß es mir möglich wurde, ohne ueues Blutvergießen in vielen Fällen nicht nur für Deutschland befriedigende Lösungen zu finden, sondern daß ich durch die Art des Bersahrens die Staasmänncr anderer Völker von der sür sie ost unmöglichen Verpflichtung enthob, diese Revision vor ihre,, eigenen Völ kern verantworten zu müssen: denn immerhin eines werden Eure Exzellenz mir zugeben müssen: Die Revision mußte kommen. Das Versailler Diktat war untragbar. Kein Fran zose von Ehre, auch Sie nicht. Herr Daladier, hätte in einer ähnlichen Lage anders gehandelt als ich. Ich habe nun In diesem Sinne auch versucht, die allcrnnvernünstigste Maß nahme des Versailler Diktates aus der Welt zu sck?asfen. Ich habe der polnischen Regierung ein Angebot ge- macht. Uber das das deutsche Volk erschrocken ist. Kein anderer als Ich konnte cs überhaupt wagen, mit einem solchen Angebot vor die Oeffentlichkcit zu treten. Es konnte daher auch nur einmalig sein. Ich bin nun zutiefst überzeugt, daß, wenn be sonders von England aus damals statt in der Presse gegen Deutschland eine wilde Kampagne loszulassen. Gerüchte von einer deutschen Mobilmachung zu lancieren. Polen Irgendwie zugeredet worden wäre, vernünftig zu sein, Europa heute und auf 25 Jahre den Zustand des tiefen Friedens genieße,, könnte. So aber wurde erst durch die Lüge von der deutschen Aggression die polnische öffentliche Meinung aufgeregt, der polnischen Regierung die eigenen notwendigen klaren Entschlüsse erschwert und vor allem durch die dann folgende Abgabe des Garantle versprechens der Blick für die Grenze realer Möglichkeiten getrübt. Die polnische Regierung lehnte die Vorschläge ab. Die polnische öffentliche Meinung begann in der sicheren lieber- zeugung, daß ja nun England und Frankreich für Polen Kämpfen würden, Forderungen zu erheben, die man vielleicht als lächerliche Verrücktheit bezeichnen könnte, wenn sie nicht so unendlich gefährlich wären. Damals setzte ein unerträglicher Terror, eine physische und wirtschaftliche Drangsalierung der immerhin über 1'/» Million zählenden Deutschen in den vom Reich abgetrennten Gebieten ein. Ich will hier nicht über die vorgekommenen Scheußlichkeiten sprechen. Allein auch Dan» zig wurde mit fortgesetzten Uebergrisfen polnischer Behörden steigend zum Bewußtsein gebracht, daß es scheinbar rettungs los der Willkür einer dem nationalen Charakter der Stadt und der Bevölkerung fremden Gewalt ausgeliefert ist. Darf ich mir nun die Frage erlauben, Herr Daladier, wie würden Sie al, Franzos« handeln, m««u durch irgendeinen Oer Führer erklärt: „Oanzig und -er Korridor müssen an Oeutschland zurück an unserer Ostgrenze müssen beseitigt werden" deutsck)«n Ehre Irgendwie Abbruch zu tun. Ich als der Chef der französischen Regierung, der ich eine gute Harmonie zwi schen dem französischen und dem deutschen Volke wünsche, und der ich andererseits durch Freundschaftsbande und durch das gegebene Wort mit Polen verbunden bin, bin bereit, alle An strengungen zu machen, die ein aufrichtiger Mensch unternehmen kann, um diesen Versuch zu einem guten Ende zu führen. Sie waren wie ich selbst Frontkämpfer im letzten Kriege. Sie wissen wie ich. welchen Absck>eu und Verurteilung die Ver wüstungen des Krieges im Gewissen der Völker hinterlassen haben, ganz gleich, wie der Krieg endet. Die Vorstellung, die ich mir von Ihrer hervorragenden Rolle machen kann als Führer des deutschen Volkes auf dem Wege des Friedens, der Vollendung seiner Aufgabe in dem gemeinsamen Werk der Zi vilisation entgegen, führt mich dazu, eine Antwort aus diesen Vorschlag zu erbitten. Wenn das französische und das deutsche Blut von neuem fließen wie vor 25 Jahren, in einem nock längeren und mör derischerem Krieg, dann wird jedes der beiden Völker Kämpfen im Vertrauen auf seinen eigenen Sieg. Siegen werden am sichersten die Zerstörung und die Barbarei. Gezeichnet: Daladier. rungen zweier souveräner Nationen. Mit dem besten Gewis sen kann ich Ihnen die Versicherung geben, daß es unter den zwischen Deutschland und Polen mit Bezug auf die Danziger Frage entstandenen Differenzen keine gibt, die nicht einem solchen Verfahren unterbreitet werden könnte zwecks einer friedlichen und gerechten Lösung. Auf meine Ehre kann ich auch bekunden, daß es In der klaren und aufrichtigen Solidaritäl Frankreichs mit Polen und seinen Verbündeten nichts gibt, das die friedliche Gesin nung meines Vaterlandes irgendwie beeinträchtigen könnte. Diese Solidarität hat uns niemals daran gehindert und hindert uns auch heute nicht, Polen In dieser friedlichen Gesinnung zu erhalten. In einer so scknveren Stunde glaube ich aufrichtig, daß kein edel gesinnter Mensch es verstehen könnte, daß ein Krieg der Zerstörung unternommen würde, ohne daß ein letzter Versuch einer friedlichen Lösung zwischen Deutschland und Polen stattsindet. Ihr Friedenswille könnte sich in aller Bestimmtheit dafür einsetzcn, ohne der Sinfallvorberettunaen an der prolektoratSgrenze Mährlsch-Ostrau, 28. August. Dle nördlichen Vorberge der Beskiden, soweit sie sich in polnischer Hand befinden, wurden in den letzten Tagen wei terhin stark befestigt. Ueberall stößt man auf Laufgräben, Geschützstellungen und Maschinengewehrstände. Die Wälder sind überall mit Stacheldraht besetzt, und ihr Betreten ist der Zivllbevölkerung strengstens verboten. Dle Stellungen beginnen bei Noschowitz im Bezirk Fried eck, ziehen sich dann durch die Täler und über die Höhen hin weg von der Praschiwa über die Ropiczka bis hinter Teschen hin. Auf dem rechten Ufer der Olsa, also östlich von Mährlsch- Ostrau, in jenem Teil Ostschlesiens, der schon seit 1929 bet Polen tst. sind die Befestigungsanlagen besonders stark aus gebaut worden. Hierzu wird die gesamte einheimische Bevöl kerung zu Zwangsarbeiten herangezogen, wobei es keine Rolle spielt, ob es sich noch um die restlichen Deutschen handelt, ob dabei Tschechen gegriffen werden oder diejenigen, die damals für Polen optierten. Im Grenzbezirk gegenüber dem Protek torat sind bei den Truppen Ukrainer festgestellt worden, und zwar namentlich aus der Lemberger und Koweler Gegend, die den Polen als besonders unzuverlässig gelten. Es sind auch von diesem Truppenteil sehr zahlreiche Ueberläufer zu ver zeichnen, und Immer wieder kann man Schießereien auf Flüch tende in Rlchtpng Grenze feststellen. Derartige Verfolgungen könnten erneut in d— Gegend der Praschiwa und bei Woj- kowih festgestellt werden Di« polnischen Truppen sind an der Grenz« weiter verstärkt worden. So wurde «in Bataillon bei Reichswaldau unmittelbar an der Grenz« gegenüber Mährisch- - — Nummer 291—38. Jahr« LüchMe