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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.02.1919
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19190222014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1919022201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1919022201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-02
- Tag 1919-02-22
-
Monat
1919-02
-
Jahr
1919
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ISIS sen » Maurer Monate» n«n und bezeichnet Leonhard- » nächste« , größte» 4 nicht. feiknapp- tte-, vo» Ifail.« find, mtt licht aut- «währte» aSdewtrt- Gehalten, -eit ge- dtern de- der Er- ngSmlttei ». a. all Zweit* folgeaL«» D«st l» 2: HaIl»- Maimi» 1 -r Sbrah«) K Saa- «0 Ml« « hat I» m «vL I« »!« W»». svr Hänz« T»g, Bc r - Kletker- )ts zum ;, eines e über ide sind die Er- sich dis de vor- ien, die d ihrer Jauern ich güt- t Hilfe um xiß >entco'c rd ver- rLnleo- dat Lr- z'lrosren nxencis ?S äer mxr ba- irr von -Ken, r V«r- n sein. Lrrrvr 'I. »u« !le» «cd en l>e- ) Vlill. ,'orilA8 i'Ienle 00) . Lew >k 6er !S sskr reiillu- I e n s- deiisn is uns eneu s st rt kilgeo. 'spisr- cs in obleo- licd- psplsr einem atilod» >6 äsv a von Mass i? äer t. äsO > r>relo- ment- ?!<iriek rieäsr ««,- notvln kk».- (i. V. lern, in, r/e Vertrauensvotum für die Regiermug Die Münchener Vorgänge in der Nationalversammlung Draht-ertcht unseres ks-Sonderberichterstatters. Weimar, den 21. Februar. Dunkle Wochen hängen am politischen Himmel. Die Sitzung der Nationalversammlung steht offensichtlich unter dem Eindruck der tieftraurigen Vorgängeln München. In den Couloir- und hinter den Kulissen (wörtlich), wo jetzt mit Vorliebe die poli tischen Besprechungen abgehalken werden, im gothischen Zimmer der Reichsreglerung, überall sind die Namen Eisner, Auer, Rotz- haupter in aller Munde. Di« Ereignisse sind bisher nur durch einen Anschlag einer Zeitung in ihren Einzelheiten bekannt gewor den. Auf der bayrischen Gesandtschaft wußte man heute vormit tag noch nichts. Auch die Regierung hat noch keinen amtlichen Bericht. Weimar liegt eben in Abgeschiedenheit. Der Minister präsident gibt dem Schmerz und Bedauern der Reichsregte- rung über die Borfälle in der bayrischen Hauptstadt Ausdruck, wobei man erfährt, daß in München der Bürgerkrieg im Gange ist. Das gesamte Haus hört die Kundschaft stehend an. Man muß das ausdrücklich festflellen, denn eine gewisse auslän dische Hehpresse wird sicher nicht verfehlen, aus der Ermordung Eisners Kapital zu schlagen und sie mit Eisners Aeußerungen auf der Berner Konferenz in Zusammenhang zu bringen. Dann erfährt man einiges über den Arbeitsplan des Hauses, und darauf wird das Diätengeseh einstimmig ang^.:ommen. Nach dieser geschäftlichen Angelegenheit wendet man sich der großen Ausspracye zu. FrauZteh hatte sie gestern mit einem Loblied auf Spartakus beendet. Scheidemann erwidert ihr in einer groß angelegten Rede. Er geht nicht auf die von ihr vorgebrachten Einzelheiten ein, sondern beleuchtet die Stellung der Unab hängigen im ganzen. Herr Scheldemann ist ein staatsmänni scher Redner, auch seine Gegner werden das heut« anerken nen. Er beweist den Unabhängigen die Unhalkbarkeit ihrer Stellung, so lange sie mit Spartakus liebäugeln und sich ihm doch nicht ganz verschreiben. Zum Beweise, wie wenig Herrn Haases stoße Oppositionsrede bei den Sparkakiden Anklang und Aner kennung gefunden hak, verliest er ein längeres Stück aus dem Leitartikel der .Roten Fahne , der Haases Rede mit einer ver nichtenden Kritik einen jämmerlichen weichen Brei nennt und völlig von ihm abrückt. Aber Herr Haase hält die Uhr in der Hand und scheint nicht hören zu wollen, die Warnungen deS Ministerpräsidenten vor einer Förderung der spartakidischen Agi tation und deren Folgen gleiten an ihm vorbei. Sein Name ist Haase . . . Kaum je hat der Ministerpräsident so ernst gespro chen wie heute: «der Boden, auf dem wir stehen, schwankt, viel leicht bricht er in kürzester Frist zusammen.' Diese Worte im Mittelpunkt seiner Rede waren kennzeichnend für den Ton der heutigen Sitzung. Der Minister findet lebhafte Worte der An erkennung für die Leistungen der A.- und S.-Räke, aber dann schildert er vernichtend mit der alten Leidenschaft und dem zorni gen Temperament, das seinen Worten Glut und Kraft verleiht, die furchtbaren Verheerungen, die die spartakldische Bewegung in Deutschland anrichtet. Er geht auf die Ereignisse im Ruhr- gebiet näher ein, denn dort wird das Reich am empfindlichsten getroffen. Die Gefahr, die die Unruhen im Rheinlands bedeutet, sei onabsehrbar und droht uns alle zu verschlingen. Um so törich ter sei die Politik der Unabhängigen, die selber auf dem parla mentarischen Boden stehen und doch die drohende .zweite Revo lution' fordern. Trotz allem glaubt die Regierung zuver sichtlich, daß es ihr gelingen wird all« Unruhen zu unterdrücken und Scheidemann gibt unter lebhaftem Beifall des Hauses dem mit fester Stimme Ausdruck. Eine Unterredung mit Scheideman« Im Hause selbst teilt man diese Stimmung. Ich hatte später Gelegenheit, im Gespräch mit dem Ministerpräsidenten und einigen Ministern mich dessen noch einmal zu versichern. Die Regierung ist fern davon, die Gefahr zu unterschätzen, aber sie fleht in den Unruhen an stch nicht das Schlimmste. Für weitaus schlimmer hält st« di« Folgen, die sich aus ihnen ergeben. Besonders verderbenbringend könnte die Fortdauer der spartakidischen Un ruhen im Ruhrgebiet wirken, weil durch sie unersetzliche Industrie werke zerstört und dl« Versorgung unseres Landes mit Kohlen fast unterbinden würde. Herr Scheidemann erklärte mir, daß er auf alles gefaßt und auch durch die Ereignisse in München nicht überrascht worden fei. Man wüßte ja seit Tagen, sagte er, daß es in München gärte, und man müsse sich in die Situation ver setzen: .Der Berliner Kurt Eisner hält mit HUfe von Hamburger und Kieler Matrosen eine Gewaltherrschaft aufrecht, die durch die LandtagSwahlen offensichtlich als solche dokumentiert ist. Da hat nun ein Altbayer ihn aus d«m Weae räumen wollen, und waS darauf folgt«, war die Reaktion von links. Wir sind eben aus den Re- vomtion-zetten noch nicht heraus.' So möchte Scheid«mann in den Münchener Ereignissen schließlich nur ein« sehr traurig« Episode sehen, über di« er übrigens noch kein« wetteren Einzelheiten auf amtlichem Wege erfahren hat. Man hört mittlerweile, daß die sämtlichen Münchener Zeitungen von Spartaktden besetzt sind, daß aber Noßhaopter noch am Leden fein soll. Im übrigen hat sich ein« bolschewistisch« Räkeregterung gebildet, die auf drei Tage den Generalstreik erklärt, aber Scheidemann glaubt an den Steg der Ordnung. Auch Rosk« lst ernst, aber zuversichtlich. Das Kabinett tritt mittlerweile zu einer Beratung über dte Zulassung der elsaß-lothringischen Vertreter zusammen. Die Sitzung selbst hat h«tte wenig Interesse. Man wird müde, wenn man drei Nednergarnituren hören mutz. Der Saal wie di« Reglerungsbänke weisen trotz des starken Besuch«- des Hauses große Lücken auf. Rar dl« Erklärung despr«ußtichrn Iupizministrrs Wolfgang H«in« Sbrr drn Fall Llednnecht-Loxembora und di« ander«« Verhaftungen ^egegnen allgemein«« Interest«. Er begnügt sich mtt einigen sach lichen Feststellungen. Auf der Rednerkanzel erscheinen nach einander der Sozialdemokrat Meerfeld, Zenlrumsmann Skegerwald und die Demokratin Gertrud Bäumer. Hierauf wird die Aus sprache geschlossen und ein Antrag angenommen, der den Anschluß der Deutsch-Oesterreicher begrüßt. Auch die Unabhängigen stimmen für ihn. Schließlich wird noch das Vertrauensvotum gegen die Stimmen der Deutsch- Nationalen und der Unabhängigen angenommen. „Rache für Eisner" Groß« Erregung in München Münch«», 21. Februar. (Eig. Drahtberich t.) Im Laufe des Nachmittags sind alle Münchener Zeitungen, ebenfo das amtliche «Süddeutsche Korr.-Bureau', von Regierungstruppen be seht. Zunächst lst der Betrieb in den Zeitungen eingestellt. Minister Auer ist bereits operiert. Sein Zustand ist lebensgefährlich. Minister Roßhaupter befindet sich in Schutzhaft. Natur gemäß herrscht in München alleathawen große Aufregung und Bestürzung. Gegen 1 Uhr läuteten alle Glocken zur Traucrkundgebong für Elsner. Im Laufe des Nach mittags »ersammelten sich wiederholt Menschenrassen auf der Thereflenwiese. Die Erregung in der Stadt wächst von Stund« za Stund«. Keines der Abendblätter darf heut« erscheinen. Di« Geschäfte sind geschlossen. Der Tramdahnverkehr ist eingestellt. Berlin, 21. Februar. (Drahtbericht.) Die Abendausgabe des .Lokalanzeigers' meldet aus München: Die Bewegung in der Stadt ist über Mittag stetig gewachsen. Autos mit roten Fahnen und Plakaten: «Rache für Eisner!' rasen durch die Straßen. Die Kaufläden sind geschloffen und in den Fabriken ist dte Arbeit eingestellt. Don der Lokomotivfabrik Massey zog ein Trupp anarchistischer Arbeiter durch die Prinzregenten-Stray«, zum Gene ralstreik auffordernd. Um 2 Uhr ertönte Sturmgeläat. Auf der Th«rest»awies« ist ein« riesige Aufammtnng bewaffne- ter Demoustra»1«a sichtbar. An verschiedenen Stelle« -er Stadt kam es zu Schießereien. Velayerunaszrr and über München München, 21. Februar. (Drahldericht.) Soeben wurde Iber München der Belagerungszustand verhängt. Die Straße» sind von 7 Uhr abeuds an für den Zivilverkehr gesperrt. Ans Anlaß der Ereignisse Hal sich ans den drei sozialistischen Parteien, einschließlich der kommunistische« Partei und dem VollzugSrat der Arbeiter-, Bauern- nnd Soldatenrät« «in Aktionsausschuß gebildet. A« Laus« des heu tige« Tages wird noch «in Minlsterral stattsinden, der sich «üi der Bildung eines neue« Ministeriums befassen wird. An einem öffentlichen Anschlag geben der Landcssoldalenrat, das Ministerin« für militärische Angelegenheiten, der Stadtkommandant und der Polizei- Präsident bekannt, daß das Dolksgerlcht eine Untersuchung der An gelegenheit bereits in Angriff genommen habe und die strengst« Bestrafung der Schuldigen durchgesührt werde. Der Mörder Eisners Weimar, 21. Februar. (Drahtberlcht unsrres t».- Sonderberichterstatters.) Graf Arco, der Mörder Kisners, war Offizier bei den schwere« Reitern, kr galt dort als wenig begabt. An Kreise» der bayerischen Vertreter wird dl« Ansicht ver trete«, daß U« Verantwortung für di« Tat ihn fraglos allein trifft. Münche«, 21. Februar. sDrahkbericht.) Gestern nachmittag gab Kisner im Minlsterral dte Erklärung ab, am heutigen Freitag 10 Uhr werde er im Auftrage des Gcsamtminister ums eine Erklärung im Landtag« »bueben, daß bas Vcsam'ministerium von seinen Aemtern zvrückkeke und sich dem Landtag zur Verfügung stelle. Ferner sei das Sesamtministerium bereit, die Geschäfte weitcrzusahren, bis ein neues YMnlstertum gebildet fei. Das Attentat im bayerischen Landtay München, 21. Februar. (Drahtbericht.) Eine ausführliche Mel dung über den Anschlag lm Landtag ieilt über den Verlauf der Sitzung unmittelbar vor Abgabe der mörderischen Schüsse folgendes mtt: Gegen 11 Ishr wurde dte Sitzung »m Landtag wieder ausgenommen. Die Ad- geordneten hatten sich w eder vollzählig lm Saale eing^funden, auch ble Zahöhrertrlbünen waren beseht. Der Minister des Anner« Auer erhob sich zu einem Nachruf für Eisner und führte, während die Ab- geordneten sich gLn den Sitzen erhoben, aus: Der provisorisch« Minister- Präsident Eisner hab« soeben durch Mörderhand den Tod gesunden. Der Mörder sei auf der Stelle gerichtet worden. Die Tot sei von ruchloser Hand i« feiger Weise verübt worden, als Eisner aus dem Wege zum Landtag« war, um dort inmitten der gewählten Volksver treter sei» Amt als provisorischer Ministerpräsident puSzuüden. Die Tat müsi« bei jedem anständigen Menschen tiefe« Ao scheu Hervor rufen. (Zustimmung.) Auer fuhr fort: Der politisch« Konslikt tu Bayer» stand vor seiner friedlichen Lösung. Er, Auer, sei im Begriff gewesen, dem versammelten Landtag einen im Ministerrat in Anwesenheit oller Minister gefaßte» Beschluß mitzutviien, daß daS gesamte provisorische Ministerium seine Aemter in die Hände der gewählten V o l k S v e r s a m m - 1»ng legen werde, damit die Grundlage geschaffen werde, auf der nach demokratischen Grundsätze« der wirtschaftliche, kulturelle und poll- tisch« Aufbau sich vollzieken und damit di« bestehenden Nöte des Londes gemildert werden können. Um so bedauerlicher ist di« begangene Blut- tat. (Sehr richtig!) Wir betrauern in dem Ermordeten den Führer der Revolution in Bayern und zugleich den von reinstem Adealismus nnd von treuer Sorge für das Proletariat erfüllten Menschen. Auf diese« Weg« kann und darf nicht fortgefahren werden (Zustimmung), wenn nicht di« völlig« Anarchie etntr«t«n soll. Ai gefichts d «ser wahn- finnigen Nlordlat, gegen deren Urheber «tt aller rücksichtslose« Sireng« vorgegange« wird (Sehr richtig!), gilt es nunmehr, Besonnenheit zu wahren und oll« Kräfte zusammenznfaffen, um die ungeheuren Aufgaben her nächste» Zett z» löttn. wi« es di« Interessen deS geliebten bayerischen Volkes erfordern. (Bravo!) A»f dem House lag ein« gedrückt« Stimmung. Tiefe Bewegung ging durch alle Bänke. Dr. Süß- bei« (Soz) beantragte, die Sitzung zu oertagen und die Einberufung der nächsten Sitzung dem Alterspräsidenten zu überlasten (Allseitige Aositwmung.) Als darauf der Akg. Gtehrl (Bayer. Volkspartei) eine Erklär»«- seiner Partei ahgeben wollte nnd einig« Schritte vorwärts zvW Referentenputt «achte, fiel der erste Renvlnerfchnß, dem «Wer, Schüße vo« Stngang hee «rd vo» den Znschan«rte»ü»en folgst—. Kurt Ersner o. öl. Es war am 8. November — nach der Feuergarbe, die oben an der Küste aufioderte, war urplötzlich eine zweite im Süden gefolgt —, da erschien in München die Proklamation der Volks republik Bayern, und dieser Aufruf war von Kurt Eisner unter zeichnet. Damit begann die Laufbahn des ehedem politisierenden Literaten als Staatsmann. Man muß es ihm zum Verdienst an rechnen: dieser Aufruf war einer der sympathischsten in ganz Deutschland, wie sich auch die Münchner Revolution in besonder ruhigen Bahnen vollzog. Eisner forderte damals — und das ge schah im scharfen Gegensatz zu den Umsturzcrscheinungen in Nord deutschland — diegesamte Bevölkerung zur Mitarbeit an dem neuen demokratischen und sozialistischen Staate auf. War der Auftakt gut, so halte sich docy der politische Komponist im weiteren Verlaufe seiner Reglerungssinfonie bald ansgegeben. Er er laubte sich Schwankungen, Extravaganzen, Widersprüche und ver« lor damit zusehends an Kredit. Das begann mit seinem fundamentalen Irrtum, durch Ver öffentlichung von Akkenmalerial über die .Schuld' Deutschland- Herrn Llemenceau und damit die Entente für das neue proleta rische Deutschland zu gewinnen. Wohl erlebte er schon damals Enttäuschungen, denn einerseits schlachtete natürlich die Pariser Boulevardpreffe seine Enthüllungen weidlich aus, andererseits ver bot aber die französische Regierung gerade ihm den Zutritt in die Pfalz zur Werbetätigkeit für die Wahlen. Indes nach der Art gewisser Idealisten hakte er sich derart auf dle Methode der Liebesdienst« für die Entente versteift, daß er auch auf der Berner Soziolistenkonferenz, beinahe am ausgesprochensten von allen dort anwesenden Sozialisten, die gegnerischen nicht ausgenommen, Deutschland dle alleinige Schuld am Kriege ausbürdete, und daß er es nicht einmal über sich gewann, einfach für das Martyrium unserer Kriegsgefangenen einzutreten, sondern sich nur zu einer allgemeinen, di« Kriegsgefangenen aller Länder betreffenden EntfchUeßung verstand. Eisners Verstiegenheit ging so weit, daß er um di« Wende des November und Dezember mit dem Ge danken eines Sonderoorgehen- der Republik Bayern und eine- Sonderfrieden- spielte. Das hat seinem Rufe nicht nur in Bayern, sondern auch im Reiche erheblich geschadet. Und wenn er sich auch gegen jede Loslösung vom Reiche aussprach, so konnte doch angesichts seiner Außenpolitik die von ihm betonte Notwen digkeit, daß sich alle Regierungen Deutschlands auf ein feste- Programm der äußeren und inneren Politik einigen sollten, wenig Eindruck machen. Sein Ruf an die Entente: laßt eS endlich genug sein de- Haffes! hätte eben nicht mit der politischen Selbstzer störung verknüpft werden dürfen. Ebensowenig konnte seine innere Politik Anhänger gewin nen. Anfänglich, da er noch auf breiter demokratischer Grund lage stand, rückte er entschieden von jeglichem Terrorismus ab and wollte sogar bei einem Berliner Besuche Liebknecht von parkakistischen Unternehmungen abhalken. Die ergebnislose Interredung beendete damals Eisner mtt dem Ruf: .Ihr chlagt Deutschland ln Stücke, wenn Eure Pläne gelingen.' kinen gemäßigten Standpunkt nahm er ebenso in der wirtscyaft- ichen Frage der Sozialisierung ein. Aber mit den Berliner Un ruhen begann der bayerische Ministerpräsident unsicher und ner vös zu werden. Sein schroffes Abrücken von Berlin, das zeitweilig an eine bloße Opportunitätspolilik für München grenzte, verleitete ihn zu verschiedenen extravaganten Schritten Da war sein Vor stoß gegen Dr. Solf' und der einzig dastehende Abbruch der BeziehungenzudemBerlinerAuswärtlgenAmt, da war sein lehrhaftes, zurechtwelfendes Auftreten gegen Berlin und gegen den Feldmarschall Hindenburg, der ihm zu viele Kund gebungen erließ, da war seine Abkanzelung der Presse in jüngster Zeit. Auch diese Schritt« verrieten, genau wie seine äußerpolill- sehen Richtlinien, einen doch etwas zu weitgehenden Dilettantismus. Wenn er auch immer wieder einmal warm die Reichseinheit sowie die Gleichstellung aller Einzelstaaten befürwortete, so war er doch, und gerade in letzter Beziehung, besonders stark partikularistisch gefärbt, und es lst kennzeichnend, daß er schon am 4. Januar von Weimar al- dem Ort der Nationalversammlung sprach und wohl hinter den Kulissen viel dazu beigetragen hat, daß die Tagung nicht in Berlin stottfand. Um di« Iohre-wend« Kat Elsner- pvtttische Wandlung schärfer hervor: er wurde feinem demokratischen Grundsätze untreu und nahm mehr und mehr Stellung gegen die Natlonalver- s a mm lung, wodurch ihm In Bayern vlel Gegnerschaft der Par teien und der Press« erwuchs. Eisner stützte sich in wachsendem Maße auf das Rätesystem, das er in der Verfassung verankert sehen wollte. Sicher Hot ihn die durch das Ergebnis der Wahlen be stimmte Entwicklung dahin geführt. Man wird den Umschwung ln ihm besser begreifen, wenn man an seine am 2. Januar gemachte Prophezeiung denkt, daß die Unabhängige Sozialdemokratie die ungeheure Mehrheit in Deutschland hinter sich Hobe. Das ist nun ganz ander- gekommen! Eisner selbst hat in München eine schwcrr Niederlage erlitten, aber er konnte sich nicht entschließen, die Kon sequenzen daran- za ziehen. Am 13. Februar noch sprach er au-, er denn« nicht daran, zurückzutreten und werde ein Referendum fordern. Und mit demselben unbeugsamen Sinn war er auch gegen «in« Koalitionsregierung, sei e< im Reich« oder ln Bayern. Er Kat dafür ein, dah entweder die bürgerliche Mehrheit die Verantwortung kagen sollte, oder, wenn sie das nicht waae. die Sozialisten allein dte Regierung zu übernehmen hätten. All d?e- vernrfacht« steigende Erregung in Bayern und den Kamps der Volk-kammervarteien mit den Räten. An seinem Un^llickstaq« wollte Li-ner seine Regierungsgewolt in die Hände des Landtage- zurückleqen, wie e< nach dem Zusammentritt der Konstituante not wendig ist. OK die- ein endgültiger Entschluß war, der eine Ver» Kcktteistung in sich schloß, oder ob ein neuer Kampf um die Macht in Boyern begonnen hätte — die Ermordung Ei-ner- hat diese Froge «tedtgt. Morgen-Ausgabe lehrUch Nr VS vr,«gaprei,: L W» S.Z-LS^'IS IX p«x «Xe« »»xwch «. LI» I» «. L7S. ,l»rt«lf«drllch «. Mo,,<»-»»«,«»« M. I.7L, «- 1^ , M. LZV —«MO ^anvtsckriftietter: Dr. Sricb Sverth, Leipzig. der Stadl Leipzig Sonnabend, den 22. Februar IIS. Jahrgang An»«l,en,r«i»: LV Axel«,» «. «»XrX» I» »»"- le« »I« PI, aut». W Vf- »Ic eil« «Vt. «XXN1 3.Pf. p«,l«rxljrschl--: U«b«r 2W IX« —I A«Il«»: iöl». O«l»SIt«««,ri««„ mU X preg, «rXiil. X» v«t«i»—rlchrg« «h«, <v«edU »IlchkeU. B«»««««: V«(«»l«,s<««« M. 7^- dX lauf««» br. »«fchlull Nr. 14««. 14« «»» l4S!»4. — <PoNIch.1.«o«Io 72^ VchrlfN«!!«», «,d Seschefllß«!«: XhaxitqaP« 4»r. Verlag: Dr. Reinhold Eo., Leipflg. IViS 17««
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