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Morgen.Ausgabe s- « Jahrgang B«,ug»pr«is:» L" '7..«''°»..'^^ An,«'g«npr.i-:»-'^-.7,.7'L»77;k'^ »^rteliahrtt» M. L7S; für Adh»l«r m»»,«llch M. 1^-; duich «,,«»« X -»1».»4ln>«I,«av.««d»rd.n Im am«II»«n Teil dl« V.,l,,«il« 60Pf. ««^«Ng«. ANI-I.« In« Han« g-dr-cht m°nalll<d M. 1^0. ol«r«^. ..»«X X^»L i1 ». a,«». 7S P,^ klein« «n,.I,<n dl. P.tttj.U« » Pf. ». ,»«». r5Ps^ ISHlttch M. LLVi durch dl« Poft Inn.rdald D.ullchland« monat- Aumlll.nun,«!,«»LSPs^ch«IchL,I1an,«I,«nmlIPlutzvorlchrlsl.nImPr.Il« Uch M. 1.S0, »l«rt«HIHrNch M. 4.50 <all«lchll«bllch Poftd«ft,0g«ld). x. "ditzt. B.llag.n: T.lumtaullag« M.7^- d. Taul.nd aullchl. Poft,«ddhr. Schristtrttong und »«schdsttst.ll«: Zoha.uljgusi« «r.9 V^-k V1 S«n»,pr«ch.ftlnlchl»d «r. Uwr. t««M und 14194 Nr. S33 Montag, den 13. Dezember ISIS Die Drohnote an Griechenland Der deutsche Tagesbericht Das Wolsfsche Bureau meldet amtlich: Gröhes Hauptquartier, 12. Dezember. Westlicher Kriegsschauplatz Oestlich von Neuve Chapelle (südwestlich von Lille) scheiterte vor unserem Hindernis der Versuch einer kleineren englischen Abteilung, überraschend in unsere Stellung einzu dringen. In den Vogesen kam es zu vereinzelten Patrouillen gefechten ohne Bedeutung. Oestlicher Kriegsschauplatz Schwächere russische Kräfte, die in der Gegend -es War- sung-Sees (südlich von Iakobstadt) und südlich von Pinsk gegen unsere Stellungen vorfühlten, wurden zurückgewiefen. BalkanLriegsschauplatz Den in den albanischen Grenzgebieten verfolgenden österreichisch-ungarischen Kolonnen fielen in den beiden lehten Tagen über 6500 Gefangene und Versprengte in die Hände. Zwischen Rozaj, das gestern genommen wurde, und Ipek hat der Feind 40 Geschähe zurücklasten müssen. Nach entscheidenden Niederlagen, die die Armee -es Generals Todorow in einer Reihe kühner und kräftiger Schläge während der lehten Tage den Franzosen und Engländ e rn beibrachte, befinden sich diese in kläglichem Zustande auf dem Rückzug nach der griechischen Grenze und über dieselbe. Die Verluste der Feinde an Menschen, Waffen und Material aller Art sind nach dem Bericht unseres Verbün deten auherordentlich schwer. Oberste Heeresleitung. Telephonische Verbindung Berlin-Sofia Kurt Aram meldet dem .Berl. Lok.-Anz." aus Sofia, 11. Dezember: Gestern nachmittag 6 Uhr wurde der hiesige Kriegs minister im Kriegsministerium ans Telephon gebeten. Es meldete sich Station Negotin, dann Orschova, dann Budapest und dann das Berliner Kriegsmini- stcriu m. Der überrascht Aushorchende vernahm nun die Glück wünsche des preußischen Kriegsministers über die bulgarischen Er folge an den dortigen Kriegsminister. Dieser erwiderte in herz lichster Weise. Die Kunde davon durcheilte heute morgen die Stadt und ries die größte Sensation hervor, sowohl bei Militärs, wie bei Zivilisten, mit denen ich sprach. Alles steht unter dem tiefen Eindruck der Tatsache, daß nun beide Kriegsministerien telephonische Gespräche führen könnten, als lügen sie nahe bei einander. Man mißt dem Ereignis mit Recht hier große Be deutung bei. Der Einzug der Bulgaren in Ochrida Telegraphischer Bericht rvtb. Sofia, 12. Dezember. Nachtrag zum amtlichen Kriegsbericht vom 9. Dezember: In Ochrida wurden unsere Truppen mit unbeschreiblichem Jubel ausgenommen. Die ganze Bevölkerung der Stadt war unter der Führung der Priester unseren Truppen entgegengezogen, die sie mit Blumen und grünen Kränzen überschüttete. Die Einwohner vergossen Frcudentränen beim Anblick unserer Soldaten. Antrittsaudienz des deutschen Botschafters beim Sultan Telegraphischer Bericht "'td. Konstantinopel, 12. Dezember. Der deutsche Botschafter Gras Molff-Mekternich hatte heute nachmittag eine Antrittsaudicnz beim Sultan zur Überreichung seines Beglaubigungsschreibens. In langem Zug in sechs Galawagen mit Vorreitern fuhr der Botschafter, den der Zeremonienmeister Fuad-Bei abgeholt hatte, mit den Mit gliedern der Botschaft, den militärischen und Marineotlach^s sowie dem Generalkonsul nach dem Schloß Dolma Bagtsche, wo ihn der Sultan empfing. In seiner Ansprache sagte der Botschafter nach Uebermillelung des kaiserlichen Auftrags: Ich werde mit großem Eifer für die Erhaltung und Unterstützung der deutsch-türkischen Beziehungen wirken. Diese Beziehungen, be gründet auf das Gefühl der Zusammengehörigkeit beider Nationen und aus volles Vertrauen der Regierungen, gewährleiste beider seitig eine glückliche Zukunft. In dem Augenblick, wo die unvergleichliche Tapferkeit der türkischen und verbündeten Truppen nachhaltigen Erfolg errungen hat. wo der Weg von Ost nach West durch die Lage gesichert ist, ist die Hoffnung berechtigt, daß der Tag nicht fern ist, wo die Armeen den endgültigen Sieg davontragen und der neue Vierbund die Früchte heldenmütiger Anstrengung und schwerer Opfer pflücken darf. In seiner Antwort führte der Sultan aus: Die zwischen unseren beiden Reichen bestehenden ausgezeichneten Beziehungen und die Waffenbrüderschaft, die die gewaltigen Ereig nisse und die wechselseitigen Interessen in das hellste Licht gerückt haben, werden unsere Völker neben der Befestigung ihrer bereits so herzlichen beiderseitigen Sympathien sicherlich den Vorgenuh ihrer Macht gestatten, die sie so trefflich auf dem Schlachtfeld ver wendet haben. Ich habe die größte Ueberzeugung, daß dank ihrer großen Anstrengungen unsere braven verbündeten Heere, die so eben die so glückliche Verbindung zwischen West und Ost vollendet haben, binnen kurzem das Ziel erreichen werden, unsere Feinde vollständig zu besiegen und die Früchte eines kraftvollen Friedens zu pflücken. Entweder — oder! Eine neue Drohnote an Griechenland Eigene Drahtberichte (r.) Lugano, 12. Dezember. Aus Athen wird gemeldet: Die neue Drohnote der Entente an Griechenland ist am Sonnabend über reicht. Sie ist kurzbefristet. (2.) 's Gravenbaqe, 12. Dezember. ..Morning Post" meldet aus Saloniki: König Konstantin empfing den bevollmächtigten französischen Stabsoffizier des Ge nerals Sarrail sowie den aus Saloniki nach Athen zurück gekehrten englischen Militärattache. Wie verlautet, steht am Montag die Ileberreichung einer neuen Kollektiv note der Entente bevor, die unverzüglich bestimmte Antwort auf die letzte Ententenote und die in Salo niki getroffenen grundsätzlichen militärischen Abmachungen zu sanktionieren verlangt. Die Hospitäler Salonikis sind voll mit Verwundeten aus Mazedonien. (r.) Wien, 12. Dezember. (Eigener Drahtbericht.) Das .Neue Wiener Journal' meldet aus Sofia: .Prepores' mel det, daß die bulgarischen Truppen nur dann griechi sches Gebiet betreten werden, wenn sich Griechenland ganz auf die Seite der Ententemächte stellen werde. Die deutsche Flagge auf der Ostsee Telegraphischer Berich! rvtb. Berlin, 12. Dezember. Nachdem bereits im Poldhu-Bericht vom 2. Dezember die unein geschränkte Betätigung der deutschen Marine in der Ostsee englischer- setts zugestanden ist, schreibt seht der Marinekorrespondent der .Times' am 6. Dezember über .Seeherrschaft und Seerecht' folgendes: .Es muh zugestanden werden, dah unsere eigenen Bemühungen in der Ostsee und im Marmara-Meer eine vorüber- gehende und eine teilweise Wirkung gezeitigt haben. Der Gewinn liegt weniger aus materiellem als auf moralischem Gebiet.' Noch deutlicher, als hier aus englischem Munde geschehen, kann die Unmög lichkeit einer Beherrschung der Ostsee durch die englischen Streitkräfte nicht gut zugestandcn und bestätigt werden. Aber nicht genug damit. Nach einer Meldung aus London wird mitgeteilt, es bestehe Grund zur Annahme, dah binnen kurzer Zeit die englische Ilnterseebootskätigkeit in der Ostsee und im Bottnischen Meerbusen durch Eis erschwert werde. Diese zweifellos zensurierte Nachricht, verbunden mit den beiden vorhergehenden Meldungen, läßt, wenn auch nicht auf gänzliche Ein stellung der englischen Unterseebootstätigkeit in der Ostsee, so doch darauf schließen, dah man sich in England auf noch weitere Mißerfolge in dieser Beziehung gefaßt macht. Zu diesen englischen Mißerfolgen steht die anhaltend erfolgreiche Tätigkeit der deutschen Unterseeboote mit bisher 508 lediglich durch U-Boote versenkten Fahrzeugen von insgesamt 917 819 Tonnen in er freulichem Gegensatz. Der österreichische Tagesbericht wtb. Wien, 12. Dezember. Amtlich wird qemeldet: Russischer Kriegsschauplatz Stellenweise Geschützfeuer: keine besonderen Ereignisse. Italienischer Kriegsschauplatz Im Abschnitt der Hochfläche von Doberdo griff eine italienische Infankeriebrigade unsere Stellungen südwestlich von San Martino an. Sie wurde zurückgeschlagen und erlitt große Verluste. Sonst herrscht an der ganzen Südwestfront, von vereinzelten Geschützkümpfen abgesehen, Ruhe. Auch in den Iudikarien hat die Tätigkeit des Feindes nachgelassen. Südöstlicher Kriegsschauplatz Unsere Offensive qegen Nordoff-Monteneqro führte qestern zur Besetzung von Korita und Rozai und zu Nachhut gefechten 12 Kilometer westlich von Ipek. Mir brachten in diesen erfolgreichen Kämpfen 6100 Gefangene ein und er beuteten im Gelände zwilchen Ipek und Rozai 40 Geschütze. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes, von Hoefer, Feldmarschalleutnant. Verrechnet Ginundsiebzigste Kriegswoche * Einen Tag vor des Grafen Tisza Rede im ungarischen Ab- geordnetenhau e und drei Tage, bevor Herr von Bethmann Holl weg im Deut chen Reichstage die sozialdemokratische Friedens interpellation beantwortete, saß die Londoner «Mornina Post' noch hoch zu Roß. Es war zu erwarten, daß sie die Tatsache an sich, dah die deutsche Regierung im Reichstage eine Aussprache über Friedensverhandlungen gestattet hat, schon als ein vielsagen des Zeichen der deutschen Schwäche ausdeutete und mit den alten Phrasen operierte: .Deutschland hat den Punkt, bis zu dem es hoffen konnte, durch die Waffen einen vollen Erfolg zu erringen, erreicht, wenn nicht längst überschritten. Seine Kräfte nehmen ab, die der Verbündeten ständig zu.' Ob diese Krästezunahme durch das völlig mißglückte Werdesystem Lord Derbys erreicht wird, dessen Mißerfolg man vor den Verbündeten ängstlich ver schleiert, oder ob die 100 000 siebzehnjährigen Franzosen oder die russische Reichswehr sie darstellt, darüber schweigt sich das Lon- doneer Blatt aus, es genügt ihm, mit Schlagworten zu blenden. Gegenüber diesem Spiel mit Worten steht das durch die Tatsachen gestützte Zeugnis des deutschen Reichskanzlers, daß Deutsch land noch Mannschaftsersah genug habe und gar nicht daran zu denken brauche, Knaben einzuderusen und die Wehrpflicht über das 45. Jahr hinaus zu verlängern. Das brutal eigennützige Albion möchte ja gar zu gerne sich immer noch weiter schonen und lieber die Franzosen sich völlig verbluten lassen. Aber in Frankreich erheben sich doch langsam Stimmen — das zeigt eine Zuschrift aus Paris an den Londoner .New Statesman' —, die die furchtbare Gefahr erkennen, die dem Lande droht. .Frank reich", so heißt es in dieser Zuschrift, die den Engländern .anches zu denken aufgibt, «hat jetzt alle seine Männer zwischen 18 und 48 Jahren unter den Fahnen; es bleibt nur die Klasse 1917, dis im Frühjahr bereit sein wird und von der man annimmt, daß sie weitere 100 000 Mann oder vielmehr Knaben ergibt. Frc Kreith hat bis jetzt etwa 2 700 000 Verluste gehabt, wovon wayrschein- lich etwa 2 000 000 Reinverlust: Tote, dauernd Kampfunfähige oder Gefangene. Es ist deshalb von einiger Bedeutung, daß wir es so einrichten, daß der Krieg ohne Ausrottung der französischen männlichen Bevölkerung gewonnen wird; und dies ist ein Ge sichtspunkt, der in Frankreich einigermaßen weit verbreitet ist.' Aus diesen Ausführungen vermag die .Morning Post' zu er sehen, dah sich England doch verrechnen dürfte, wenn es glaubt, bis zum letzten Franzosen Kämpfen zu können. Wenn aber das Londoner Blatt am 6. Dezember noch glaubte, annehmen zu dürfen, Deutschland suche jetzt, da es am günstigsten stehe, den Frieden, so werden die Reden des deutschen Reichskanzlers und die Vor gänge im Deutschen Reichstage es wohl inzwischen eines anderen belehrt haben. Auch die Neutralen, deren Bemühungen um den Frieden es mit einer Kühlen Handbcroegung abtat, indem es sie ersuchte, sich an die Wirklichkeiten der Lage zu gewöhnen, werden durch die großen Worte nicht mehr getäuscht. Sie sehen die Lage, vielleicht mehr als es den Engländern lieb ist, tatsächlich wie sie ist und wie sie Herr von Bethmann Hollweg nüchtern und ohne Ueberhebung geschildert hat, wenn sie nicht ganz und gar mit Blindheit geschlagen sind. Um so lächerlicher müssen die Tiraden der «Morning Post" wirken, die sie den Neutralen vorsetzt: „Es ist schlimm für Deutschland", so meint das Cityblatt hochmütig, „wenn es nicht begreift, daß für die Verbündeten das unerbittliche Ziel dieses Krieges ist, Deutschland zu zwingen, ihre Bedingungen an- zunchmen, und daß diese so gefaßt sein werden, daß Deutsch land auf zwei oder drei Generationen ohn mächtig gemacht wird. Zu den Bedingungen der Ver bündeten kann Deutschland Frieden haben, wann es will, zu seinen eigenen Bedingungen nie. Es liegt ganz bei Deutschland, zu wählen, ob es Kämpfen will bis es nicht mehr kann, oder ob es sich auf Gnade oder Ungnade ergeben will!" Wir glauben ohne weiteres, daß dieses Ziel den Uryebern des Weltkrieges vor geschwebt hat, aber wenn sie heute noch alles Ernstes glauben, es erreichen zu können, so täuschen sie sich, und ihre Völker werden einst die Folgen ihrer falschen Rechnung und ihrer falschen Hoff nungen zu tragen haben. Darüber dürften und müßten sich nach der Rcichstagssitzung am 9. Dezember die Verantwortlichen in London und Paris, in Petersburg und Rom völlig im klaren sein, daß alle Hoffnungen aus eine Niederringung und Aushungerung Deutschlands eitel sind. Das deutsche Volk und seine Regierung sind sich einig in dem festen Willen, die Waffen nicht niederzulegcn, bevor der volle deutsche Sieg uns unsere Zukunft sichert, oder bevor unsere Feinde um Frieden bitten. Mit maßvoller Kraft — dieses Wort ward in einer ernsten Stunde hier schon einmal gebraucht — hat des Reiches Kanzler die deutschen Ziele gezeichnet, und die sozial demokratischen Redner haben keinen Zweifel darüber gelassen, dah auch die deutsche Sozialdemokratie bis zum endgültigen Siege durchzuhalten entschlossen ist, wenn unsere Feinde von ihren falschen Hoffnungen nicht lassen können und wollen. „Die Politik des Herrn von Bethmann Hollwcg ', so faßt die Wiener «Neue Freie Presse' ihr Urteil über die denkwürdige Reichstagssitzung zu sammen, . ist die, stets den Frieden zu wollen, aber niemals auch nur den Schein auf sich zu nehmen, daß die beiden Kaiserreiche ihn nötiger haben als die Feinde." Und das Wiener Blatt be merkt sehr treffend, daß das größte Hindernis für den Frieden die Politik der Unwahrheit bei den Feinden ist. «Vielleicht glauben noch Millionen in den betörten Völkern an die Vernichtung des Deutschen Reiches und der Donau-Monarchie und Millionen an die Erschöpfung und an daS Aushängern. Nach einer Niederlage auf dem Balkan, die die feindlichen Heere vielleicht zwingen wird, Saloniki zu verlassen, nach so starken Fehlschlägen und nach allem, was mit Rußland und am Isonzo geschehen ist, wird noch immer über Elsaß und Lothringen herumocredek und sogar über das linke Rheinufcr. Die Worte des deutschen Reichskanzlers können nicht ganz unterdrückt und verdreht werden. Der Nebel ist noch dicht, aber die Strahlen müssen durchdringen. Mag es zunächst nur