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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.07.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150729024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915072902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915072902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-29
-
Monat
1915-07
-
Jahr
1915
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sr- lem ISIS tS- ISIS «ÄprlL odaktt iL- ISIS «l»U« Abend-Ausgabe. S-z-gspr-I,-: monatlich 1.1S M., »Ier«»yahrU» V.7» M. »ei Ser «e>chäst,st,Uo, «ns»n, rtliolia ««»N«»,od»st»ll»a ad,»holt: monatlich IM., viertellüheU» r M. durch uns«» an,wSrtl,»n Ziltalrn in» hau» ,»bracht: monatlich M.» »irrtrliührlich «.S» M. durch »>» Post: tnnrrhalb vrntsch- »»»» und »»r »rutsch»« stoloni»» monalltck I.rs M.. »t»rt»ljührtich i^S» M., ««»schUetzti» postb»st»lla»l». pr»i» »re Einzelnummer IS Pf. Zn Lripzig, »»n Nachbarort»« un» S»n Orten mit eigen»« Zillal»« wir» bi» stb»noau»gab« noch am fid»u» ür» Erscheinen» i.:» Hou» geliefert. Arntsblatt desRcrtes und despoliseinrntes der Stadt Leipzig N»»oktio« un» SeschaktasteUe: ?»hanni»gass« Nr.«. o Zrrnspl »ch-Noschiug Nr. t4b»ch >«»»» unü 1»»»». 104. Jahrgang stnzelg-npr-Ise: »on au»wstrt» ro Pf., Nrklamen l.rsm., Klein» f»nz«i,»a üi»p»tit,«il« nur 20pf.,d.wi»»»rl>»l.Nad.,stn,»i,»n o»n0«l>ör»«a tm amtlIch»a<r»tlLl»p»tit- zetl« »»Pf. ch»fchiift»a«ü«t,»n mit plahoorschrtft im Preis» »rhSht. Nadatt na» Tarif. Veilagrn: «»samtaufl.7 M.»a» Taufen» au,schl.post,»dütz». stnzeigen.ftnnahme: ^odanntsgass«», d«l sämtlichen Ztlialen »»« Leipzi,« Tageblatt»» uns allen Nnnonc«n»Expr»itionrn »»» Zn» unü stuslaa»«». vo» Leipzig«»Tageblatt erscheint Werktag» rmal,Sonn»u.Z«>«rtag»lmat» 0«rliner Ne»akiion:ZnücnZelt«nl7,rernsprech»stnschluS: Hansa Nr. 4»7. Nr. 381. vonnersrsg, üen 29. 3utt. 1915. ——— ——- —————— > — . knibüllungen au; belgischen Archiven Arischer Wabnsinn ch Man kann es nicht gut anders denn als ^Wahnsinn bezeichnen, was gerade in diesen Ta gen gewisse Pariser Kreise dem sranzösischen Volke, zu bieten wagen. In Polen treffen den russischen Kolos; die vernichtenden Schläge der verbündeten Heere, und jeder Tag bringt ihn dem Zusammenbruch näher. Mit Bangen sehen die Verantwortlichen in Paris und London der Stunde entgegen, da auch im Westen der Sturm > der deutschen Heere wieder losbricht, den der » Deutsche Kronprinz nun schon zweimal angc- kündigt har. Boller Pessimismus betrachtet die «Londoner Presse die Lage im Osten und Westen, und die „Morning Post" hält der englischen Regierung und dem englischen Volke, das nicht tue, was es könne, um seinen hart bedrängten Verbündeten zu helfen, ein Sündenregister nach dem andern vor. Und zur selben Zeit, da auch die noch einigermaßen ernsthaft gebliebene Pa riser Presse den Fall Warschaus und eine schwere Niederlage der Russen an der Weichsel als un vermeidlich ansieht, gefallen sich gewisse Kreise Frankreichs darin, von weit ausgreifenden fran zösischen Eroberungen zu phantasieren und mit solchen Phantasien das französische Volk über seine trostlose Lage hinwegzutäuschen. Es ist kein bloßer Zufall, daß der deutsche Verräter Wetterls in der Pariser Zeitschrift „J'ai vu" einen Aufsatz veröffentlicht, der den Rhein als Frankreichs Grenze fordert, und daß zur gleichen Zeit in der „Revue Hebdomadaire" der politische Schriftsteller Christian Schefer, offenbar auch ein elsässischer Renegat, dieselbe Forderung erhebt. Man kann als sicher anneh men, daß diese beiden Ueberläufer nicht nur I persönliche Ansichten vortragen und sich damit bei ihren neuen Landsleuten in empfehlende I Erinnerung bringen wollen, sondern daß sie Werkzeuge in der Hand gewisser Pariser Krerse sind, die auf diese Weise ihre Absichten oer Öffentlichkeit zu übermitteln suchen. Nur ha ben sie den Zeitpunkt dafür herzlich schlecht gewählt, denn dadurch, daß sie jetzt, wo Jofsres Offensive von neuem zusammenbrach, und wo I im Osten das russische Leer vor einer Kata strophe steht, mit ihren Eroberungsgelüsten sich hervorwagcn, drücken sie ihnen selber den Stem- I pel des Wahnsinns auf. Gewiß glaubt das fran zösische Volk noch an einen Sieg über die ver haßten Deutschen, aber in dem Umfange doch wohl kaum, daß Herr Joffre seine siegreichen I Fahnen durch Belgien bis nach Köln am Rheine tragen werde, um dann alles, was links des Rheines liegt, mit gierigen Händen für Frank- I reich zu fassen. Anscheinend ging die Wetterlfche Forderung den Drahtziehern doch etwas zu weit. Aber I nicht etwa Belgiens wegen, das einzuverleiben Frankreich nrcht die geringsten Bedenken haben würde, sondern aus Rücksicht aus den lieben Bundesgenossen jenseits des Kanals, der einen I solchen Machtzuwachs Frankreichs nicht zuiassen l würde, stimmte deshalb Schefer in der „Revue I Hebdomadaire" diese Forderungen etwas her unter. Freilich, anch ihm ist es ganz sclbstver- I stündlich, daß die Franzosen Elsaß unc> Loth- I ringen zurücknehmen und den Rhein als Frank- I reichs Grenze festsetzen werden. Nur scheint es I ihm aus denl eben angeführten Grunde gerate- I ner, nicht alles Frankreich direkt einzuvcrleiben, I sondern sowohl rechts des Rheins aus strategi- I schen Gründen, als auch links des Rheines aus I politischen je einen neutralen Staat, die aber I beide mehr oder weniger (d. h. ganz), unter I französischer Kontrolle stehen müßten, zu er- I richten. Mit folgenden Sätzen, die den Wähn- I sinn dieser Schreibereien dartun, schließt der I waschechte Franzose Schefer seine Darlegungen: I „Derartige Gesichtspunkte dürfen heute schon I m Erwägung gezogen werden. Doch bevor wir I dem linken Ufer des Rheins eine Satzung geben, I müssen wir vor allem den cndgülti- Igen Sieg abwarten. Doch das eine ist I sicher, das linke Ufer des Rheins wird ourch uns I von den Boches erlöst werden." Wir glauben ja nun, daß die Entwicklung I etwa anders verlaufen wird, als die beiden I deutschen Renegaten sic dem französischen Volke I vorgaukeln möchten. Immerhin bleiben aber I diese Auslassungen trotz des Wahnsinns, der sic I kennzeichnet, Schulbeispiele dafür, mit welchen I Eroberungsgclüsten unsere Feinde sich tragen, I und wie sic ungeniert davon reden, daß das I Kriegs ^iel die Zerstückelung Deutschlands I und die Schaffung von Garantien gegen einen I späteren deutschen Ucberfall sein müsse. Wenn I in Deutschland jemand Garantien gegen spä- I rere Ueberfälle durch unsere jetzigen Feinde for- > derr, geraten gewisse Herrschaften aus dem Häus- » chen, weil dadurch ihr Traum von der Ver brüderung der Menschheit gestört wird. Sie vergessen nur eins: daß hinter Wettert« und Schefer in Frankreich nicht nur die Poincar« und Telcassv, sondern auch die Sozialisten vom Schlage der Herv« und Vanderveloe, Milleraud und ^embat stehen. Tic französischen Sozia listen pfeifen eben, wie der sozialdemokratische Abgeordnete Frohme dieser Tage in einer Polemik gegen Haafe und die Quertreiber aus führte, auf den Geist der Internationale, gegen den sie sich aufs schwerste versündigt haben. Wann wird endlich bei uns die Prinzipien reiterei und der Fanatismus dem gefunoen Menschenverstand und dem Verständnis dafür weichen, daß ivir für u nser Vaterland kämpfen und für das, was unsere gesicherte Zukunft erheischt? Der -rutsche Vormarsch in Kurlan- (2.) Kopenhagen, 29. Juli. (Eigene Drahtnach richt.) Nach Petersburger Meldungen veröffentlicht „Nowoje Wremja" einen Bericht aus Libau, der das russische Publikum aufklärt, daß der deutsche Bor marsch in Kurland nicht — wie bisher angenom men — demonstrativen Charakter trage, s o n- dern sehr ernst zu beurteilen sei. Die Auslassungen der „Wremja" lassen interessante Rückschlüsse auf das zu, was man bisher in Rußland dem Volke über die Vorgänge in Kurlaird mitzuteilen für gut befunden hat. Der „Serrier Sun-* über -ie Kriegslage «Wb. Bern, 29. Juli. Stegemann weist im „Bund" darauf hin, daß die russische Heeresleitung zwar die Fortschritte der Verbündeten verlangsamt, die strategische Eesamtlage aber eher verschlimmert habe. Er betont die riesige Ausdehnung der Umklammerung und sagt: Wenn die Armee Below stark genug ist, eine riesen» hafte strategische Umgehung vorzu nehmen, ohne selbst umfaßt zu werden, werden wir sehen, ob die russische Heeresleitung sich versteift, im Netz zu bleiben, oder ob sie die Buglinie als Front wählen wird, die indessen auch bereits bedroht ist. Atembeklemmend muß das Schauspiel für die französische und englische Heeres, leitung sein, die das Geschick der russi schen Armee nicht zu wenden vermögen. Vie Erfolglvflgkeit -er italienischen fingrifte (r.) Zürich, 29. Juli. (Eigene Drahtnachricht.) Der „Züricher Anzeiger" schreibt von der italieni schen Front: „Aus dem ganzen italienischen Kriegsschauplätze ist die Erfolglosigkeit der italienischen Angriffe gegen die öster reichische Jsonzostellung nunmehr offenbar ge worden. Die italienischen Angriffe bewegen sich, was selbst französische Berichterstatter mit süßsaurer Miene zugcben, immer noch aus dem gleichen Bo den, wo sie vor acht Wochen begannen. Daran ändern auch die beststilifierten Berichte Cador nas ebensowenig, wie die unglaublichen Tiraden der italienischen Zeitungen. Größere Rollen wer den in Italien noch die Borgänge auf oer Straße spielen, als die aus dem Schlachtfelde." Not -er Kriegstettnehmerfamilien in vene-ig (r.) Luzern, 29. Juli. (Eigene Drahtnachricht.) Das in Venedig erscheinende Blatt „Adriatica" ver» öffentlicht eine lange Liste italienischer Millionäre und Industrieller, die nicht eine einzige Lira für die Kriegs anleihen gezeichnet haben. Demselben Blatte zufolge befinden sich allein in Venedig 8VVV Familien von Kriegsteilnehmern in größter Rot, weil die staatlichen Unterstützungen erst vom dritten Kriegswonat ab ausgezahlt werden. Neue Militäraufgebote in Italien (r.) Lugano, 29. Juli. (Eigene Drahtnachricht.) Das römische Militärblatt veröffentlicht ein weiteres Manifest, durch das di« Zurückgestellten und zeitweise Untauglichen der Klassen 1884 bis 1888 zur sofortigen Dienstleistung aufgebo ren werden. Der gediente Landsturm der Klassen 1883 bis 1885 hat am 31. Juli einzurückcn. Italienische Lügenmel-ungen «tb. Wien, 28. Juli. (Wiener Korr.-Büro.) Eine Züricher, vermutlich von einem dortigen italienischen Journalisten stammende „Temps"-Meldung, wonach in Wien fünf polnische Damenhingerich tet worden seien, ist gänzlich aus der Luft gegriffen. Sie steht auf gleicher Höhe, wie römische Meldungen des gleichen Blattes, wonach von der Front in Süd tirol 150 000 Mann wegen ernster Unruhen nach Wien abberufen worden seien, und wie die Meldung von Hinrichtungen streikender Arbeiter in Lebnitz. Nückwärtsbewegungen -er Italiener in Tripolitanien Das „Berl. Tagebl." bringt eine Meldung aus Bellinzona, wonach dem „Corriere d'Jtalia" aus Tunis telegraphiert worden ist, daß die Ita liener auch die wichtige Oase Eadames in Tripolitanien geräumt haben und auf tunesisches Gebiet Lbergetreten find. Zur Organisation -es französischen Sanitätswesens «rb. Paris, 29. Juli. Unterstaatssekretär Godart erklärte einem Mitarbeiter des „Matin" zur Or ganisierung des Sanitätswesens, man habe angesichts der gegenwärtigen Form des Krieges ein System besonderer Tragbahren für Schützengräben erfinden müssen, die demnächst in Dienst genommen würden. Ein schneller Trans port der Verwundeten nach Orten, wo sie un gestört verpflegt werden könnten, sei unbedingt notwendig. Das schnelle Auflesen der Verwundeten und eine Vermehrung der Automobile werden künf tig gestatten, die Schwerverletzten sofort an Sammel stellen zu schaffen, wo sich vollständige Anlagen sür chirurgische Eingriffe bejänden. Lian werde bemüht sein, die Verwundetentransporte in Sani tätszügen zu verbessern. Eodart erklärte, er be absichtige, große Spitäler zu schaffen und dafür die Schulen räumen zu lassen, damit beim Schul beginn im Oktober der Unterricht wieder ausgenom men werden könne. Auch die großen Hotels, beson ders in Badeorten, sollten soweit möglich, ihrem ursprünglichen Zwecke zugeführt werden Vas Kontrollrecht -es französischen Parlaments rvtb. Paris, 28. Juli. sAgence Havas.) Die Ver sammlung der Delegierten der Kammergruppen zur Prüfung der Frage der parlamentarischen Kontrolle hat eine Tagesordnung angenommen, die das Recht und diePflichtdes Parlaments bekräftigt, eine Kontrolle über die hauptsächlichen Elemente der Landesverteidigung auszuüben. Zlugzeug-flbsiurz vt.b. Zssy les Moulineaux, 29. Juli. („Agence Havas".) Gestern abend geriet ein Flugzeug beim Abstieg in Brand und stürzte aus 300 Meter Höhe ab. Die beiden Insassen verbrann ten. Stimmungsmache für -re englische Kriegsanleihe Die „Münchner Reuest. Nachr." bringen einen Artikel der „Financial News" vom 10. Juli, in dem es heißt: Durch Vermittlung der Ver einigten Staaten habe Deutschland seinen Gegnern Friedcnsanerbietungen gemacht, weil es wirtschaft lich völlig ausgcblutet sei. Die Hamburg-Amerika- Linie und die Reichsbank seien bankerott. Hamburg habe mit der „Potsdamer Gesellschaft" endgültig gebrochen und send: keine Soldaten mehr an die Front. Noch ernster aber sei die Lage in Bayern, wo die verzweifeltsten Bemühungen der besten deut schen Diplomaten notwendig seien, um Bayern von der völligen Lossagung von Deutschland noch zurück zuhalten. Am Schluß heißt es, Deutschland habe bis jetzt „60 Milliarden Mark" Kriegsentschädigung an seine Gegner zu zahlen. — Der Artikel diente natür lich nur der Stimmungsmache für die « ng - lische Kriegsanleihe und der Agitation für die militärische Anwerbung. Englan-s Sesihrrl-igungen gegen neutrale Staaten mtb. Christiania, 29. Juli. Zu der amerika nischen Protestnote an England schreibt „Astcnposten", die englischen Beschuldigun gen, daß tue neutralen Länder aus Furcht vor Deutschland die Wiederausfuhr amerikanischer Waren nicht verhinderten, seien, was Norwegen an lange, völlig ungerechtfertigt. Die Tat sache, dcß Norwegen jetzt mehr aus Amerika cinführc als früher, erkläre sich einfach daraus, daß die Ein fuhr ans Rußland und Deutschland gesperrt sei. Die Statistik lehre, daß Norwegen loyal alle Ausfuhroer bote Englands deachtet bade. Gegen derartige Be schuldigungen mühte bestimmter Einspruch erhoben werden. Ms belgischen Archiven Berlin, 29. Juli. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" beginnt heut« in einer Sonderbeilage mit der Ver öffentlichung von in Brüssel vorgefundenen Berichten der belgischen Vertreter in Berlin, London und Paris an den Minister des Aeußern in Brüssrl aus den Jahren 1905 bis 191 l. Wir haben auf das Bevor stehen dieser Veröffentlichung vor einigen Tagen be reits hingowiesen. Unter der Ueberschrift „Aus belgischen Archiven" bemerkt die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" hierzu: Die Archive der belgischen Regierung haben be reits verschiedene Dokumente von geschichtlicher Be deutung zutage gefördert. Erneute Nachforschungen führten zum Auffinden weiteren wertvollen Mate rials, nämckch der Berichte der belgischen Gesandten im Auslande an die belgische Negierung. Instruk tionen an die Gesandten wurden nicht aufgrfunden. Die belgische Regierung scheint sie mit sich fortgrsührt zu haben, ebenso wie die auf die belgische Neutralität bezüglichen Faszikel. Die aufgefundenen gesandtschaft- lichen Berichte bieten ein ungewöhnliches Interesse als Ouellenmaterinl für die Vorgeschichte des Kriege s. Ihre Bedeutung liegt darin, daß sie ge schrieben sind von Vertretern eines Staates, der an der großen Weltpolitik nur mittelbar, sozusagen nur als Zuschauer beteiligt war. Die Berichts können daher Anspruch erheben, als objektive diplomatisch« Darstellung der internationalen Politik vor Ausbruch des Krieges zu gelten. Zieht man die Sympathien des ganz dem französischen Einfluß verfallenen belgi schen Volkes für die Westmächte in Betracht, Sympa thien, di« ihren Ausdruck fanden in der feindseligen Haltung, di« die gesamte belgische Press« Deutschland gegenüber stets einnahm, so ist es um so bemerkens werter, daß die Berichterstattung der belgischen Ge sandten Anklagematerial gegen die Politik der Ententemächte enthält, wie es vernichtender kaum ge dacht werden kann. Wir werden fortlaufend zunächst eine Anzahl von Berichten der belgischen Gesandten in Berlin, London und Paris aus den Jahren 1905 Lis 1911 veröffentlichen, in denen in der denkbar prägnantesten Form hervortritt, daß es die im Jahr« 1904 von England eingeleitete, gegen Deutsch land gerichtete Ententepolitik war, die tiefe Spaltun gen in Europa hervorgerufen hat, die schließlich zum gegenwärtigen Kriege führten. Die englische Regierung als Triebfeder, König Eduard VI l. als Bannerträger der auf die Isolie rung Deutschlands gerichteten Bestrebungen der Entente, bilden ein immer wiedcrkehrendes Thema der Berichte. Mit großem Scharfblick hatten die Gesandten schon sehr früh erkannt, wie der durch den Dreibund während Jahrzehnten gesichert« Welt friede durch die politischen Bestrebungen der Entente gefährdet wurde. Daß der englischen Feindseligkeit gegen Deutschland lediglich die Eifersucht Eng lands auf die Entwicklung Deutschlands in indu strieller und kommerzieller Hinsicht sowie auf das Er blühen der deutschen Handelsflotte zugrund« lag, fin det in den Urteilen der belgischen Gesandten volle Bestätigung. Die englische Ueberhebung und die An sprüche Englands auf die Monopolisierung des Welt handels und di« Beherrschung der Meere sowie das Treiben der englifci)<n Hetzpresse werden gebührend gekennzeichnet. Die Unaufrichtigkeit derfranzüsi - schen Marokkopolitik und die fortgesetz ten Vertragsbrüche Deutschland gegen, über, die sich Frankreich mit Unterstützung Eng lands m Marokko zuschulden kommen ließ, werden festgesteklt. Auf das bedrohliche Anwachsen des fran- zösiick)«n Chauvinismus und das Wiederaufleben der deutsch-französischen Gegensätze als Ergebnis der Entente mit England wird hingewiescn. Umgekehrt finden die Friedensliebe des Deutschen Kaisers, die friedlichen Tendenzen der deutschen Politik und die große Langmut Deutschlands den Provokationen Englands und Frankreichs gegenüber volle Anerkennung. Herr Po: ncar 6 betonte unlängst in seiner Rede den friedlichen Geist Frankreichs und der sranzösischen Politik vor dem Krieg« und bemühte sich, Deutschland als Friedensstörer Europas hinzustcllen. Wir beschäf tigten uns bereits mit diesen Behauptungen Herrn Poincarös, können aber unsere früheren Ausführun gen nunmehr durch das Urteil des Vertreters des mit Frankreich verbündeten Belgiens in Paris er gänzen, der wohl den Anspruch erheben darf, als un parteiischer Beobachter zu gelten. Am 16. Ja nuar 1914 erstattete der Gesandte, Baron Guil laume, seiner Negierung einen Bericht, worin sich folgende Stelle befindet: .,3 ui ch'jä eu l honueur <lv vou-> äire gus eo »out Loincare, llklcasse, UiUerunä et leurs amis, aui ont invente et poursuivi la politiquo Nationa list«, coiwvrckierv et chauvine, äont nous avons cnnstatl'! la renaissance. L est un «langer pour I'Isiirope et la Ipiljue." (Ich hatte schon die Ehre, Ihnen zu berichten, daß es die Herren Poincar«, Dclcassö, Millerand und ihre Freunde gewesen find, die die nationalistische, militärische und chauvi nistische Politik erfunden und befolgt haben, deren
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