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Iss. Jahrgang des^Ltes unD dWjXrl^ÜLM-iLS »»»aktlon un» V»fck»aft,g,U»: 1»hannt»gaff» Nr. I. » Zirnsprech-Unschluz Nr Nd»r, ><<x»z un» Y«»«>a»n au» r»>p,i, un» Umgrdun, »>, /INAeigeNpreife. ,fp°M,»P»tttj»tt.4»p<S.«N»kIamr,-UclM.. v»a ou»wä»1» r» Pf., N»Nam»n >.45M., Klrwr Nn.i»>gcn »>eprtit;rtte nur r»pf.,d.V>»»»rh»i.Nad,ynzr>gen»»li0c!>ir»cu tm anilii<den ikri!»irpct>t» z«U» »»Pf. Sefchäft»an.,cigr:> mit planoorlchrift lln vrrUr rrhSkt. Nadatt no» ^arif. Vcllagcn: Sciamlaufl.7 Nl.»a»Lausen» au»s<i»l Postgebühr, ftnzesgcn'stnuabmc: lohannisgagcr, bei samttiüirn >>I>alcn »es Leipziger Lagcdlallco una ollen ä»iio:>ccii-Lxp»»itio«rn »»« In- un» »>u»t^n»e». L aor.e,p),grrS agedla:i er,ü>ei»i wertlago rmal,Sonn< u. ZeicNngo tmol. «. .illi.cr j :... t., »i.».», nsüi.us,: Kania rlk. «>».' Mbenö-Msgabe. r»>p?>0 un» Vorort» »ur» unser» «r»g»» vrAUAVprri^. un»Sp«»tt»nr»rmottü,U<t,In»hau»a»draL,! «»notUch 1.IS M., »I«rt»y»hrUch S.7» M. V»> »»r S»schSP»ft»U», uns«rn Rllalrn un» ftu»gad»N»Urn nbg»h»lt: monatlich >M.,vt»rt»YLh»Uch SM. dnrch unser» a«»»a»t>>«n Ziital«n in» -au» grdracht: monatlich >^s m., »irrtrlfährlich ».so m. durch »l« Post: inn»rhald drutsch, la«»» un» »«r »rutsch»» K»l»nl»n monatlich i^o M., viert»lsüt>rlich »^» M., auafchlirstlich postd»strlla»l». pr«>» »»r Onzrinummre >s Pf. In Lrlpzla, »»n Nachbarorten un» »en «Vrtrn mit «igenrn Filialen wir» »l» sib«nüau»gad< noch am slbrn» »r» <rsch«in»n» in» -au» g»li«srrt. Sonnsdenü, üen S. 3unr. l9l5. Ae MtlssiKit i>cs rnssischtii Ammsstaks. Der Tag -es Herrn Velcafse. Unser früherer Pariser Mitarbeiter schreibt ans: Man hat seinen Namen viel genannt, und er verdient es. Nach einer langen Ellipse ist für ihn der Tag gekommen: „Ter Tag des Herrn Del- cassä." Unter dieser feierlichen Ueber,chrift ver zeichnete der „Temps" die offiziellen Glück wunsch besuche, die der Meister des Quai d'Orsay zu Ehre» der italienischen Kriegserklärung an Oesterreich-Ungarn z. freudestrahlend empfangen durfte. Der Kauuner- ausschuß wallfahrte zu Thsophlle Telcasss, und der Vorsitzende Albin Rozet gratulierte ihm na mens des Parlaments „zu dem patriotischen Eifer, der erprobten Geschictlichteit und der be harrlichen Verfolgung des Zieles". Wenn das englische Blaubuch wenigstens irr diesem Putttte rnchr log, Nagte Neichstanzler von Bcthmann Holtweg im Beginn des August dem britischen Botschafter: „Dies bedeutet den Zusammenbruch unserer ganzen Politik." Das tringestündnis unserer versagenden Diplomatie hatte in diesem tragischen Augenblick nichts Be schämendes; denn ihr Ziel war die Aufrecht erhaltung des Friedens gewesen. Das Ziel Lelcufss s aber war das des Kriege s. Darum ist er der Triumphator, hält man ihn heute für den grossen Mann und den Anschluss Italiens an den Dreiverband für den Beweis seines Genies. . Das; er einer der vornehmlichsten Väter des Einlreisungsplancs war, darf ihm niemand ab streiten; das; er unablässig earan mit Fieber- ileiß arbeitete, und nie um Haaresbreite davon abwich, ebensowenig; daß, er „seinen" Krieg in der vollsten Ausdehnung erreicht hat, weih, die Welt. Eine andere Frage ist, wenn schon Tcl- cassü ein großer Mann genannt wird, ob die Zukunft ihm dasselbe Präditat verleihen wird, da man doch erst das Kriegsziel erwarten muß. Das vorläufig sichtbare Ergebnis ist ein halbverwüstetcs, noch mehr entvölkertes und wirtschaftlcch ruiniertes Frankreich. Telcasss besitzt die parlamentarische und noch mehr diplomatische Kunst, um keinen Preis ein Wort über die Lippen zu bringen, das er nicht vorher zwanzigmal erwogen hätte. So glaub ten die andern, die ihn so schweigsam sahen, er wisse viel mehr wie sie und behandle sie nur, ver dientermaßen, als Ignoranten. Ein einziger wagte cs während Telcassss Septcnnat im Mini sterium des Auswärtigen, von 1898 bis 1905, diese kaum von ein bis zwei jährlichen, schablo nenhaften Etatsreden erhellte Geheimpolitik eine Entmündigung des Parlaments zu nennen. Ter einzige war der Sozialistensührer Jean Jaurss, für den es danl einem noch immer nicht abgeurteilten Mörder Nacht wurde, als es für Tclcasfs zu tagen begann. Die Diplo matie der Republrk aus dieser Zeit ist ganz unab hängig vom französischen Volkswillen getrieben worden. Ter Plan Telcassss und seiner britischen Gönner wäre nicht vollständig gewesen, hätte er nicht auch Italien mit einbezogcn. Hier leistete die Tunkelmännerkunst ihr Meisterwerk. Tic italienisch-französischen Beziehungen waren denkbar schlecht gewesen, seit 1898 die Kammer den schon in Rom angenommenen Schiffahrts vertrag ablehnte und Italien 1888 den Han delsvertrag kündigte. Bülow verließ, die Ge filde des Quirinals, als Barrsre, der Telcassss vortrefflichster, skrupellosester Sekundant werden sollte, seine römische Botschafterlausbahn begann. Tie erste Frucht war 1898 ein neuer Handels vertrag, die zweite 1899 die Anerkennung der beiderseitigen Interessensphären Marokko und Tripolis, die dritte 1902 bei Verlängerung des Trcibundvertrags eine geheime Verständigung, die Telcasss erlaubte, der Kammer als begierig aufgeschnappten Bissen die Enthüllung hinzu werfen: „Weder mittelbar, noch unmittelbar ist die Politik Italiens wegen seiner Bündnisse gegen Frankreich gerichtet. Keinesfalls birgt sie eine Trohung gegen uns, weder in diplomati scher Form, noch in internationalen militärischen Festsetzungen und Bedingungen. Keinesfalls und ,n keinerlei Weise könnte Italien das Werkzeug oder die Hilfskraft bei einem Angriff gegen unser Land werden." Bülow, der von einer Walzertour gesprochen hatte, mochte sich nach dieser Eröffnung in Paris ebensowenig über den Zulunftswcrt unseres Bündnisses mit dem doppelzüngigen Italien täuschen, als in den letz- ten Monaten über den Ausgang seiner zeit gewinnenden Verhandlungen. Wie dann durch Vermittlung Telcassss oder - seiner getreu in den Fußtapfen verharrenden Jünger die englisch-russische und die r t a lr e n: i ch - rus s i s ch e A nnäh e rung vollzogen wurde, Iswolski in Raceonigi als Lohn !"r -Italiens bekannte Haltung in Algeciras und spate Mitgift der Monlenegriuertochter ein noch immer nicht offenbartes Geheimbündnis über- brachte, wie diese italienisch-russische Intrige ^esterreich-Ungarn nach der Annexion Bos niens und der Herzegowina nnd dem Verzicht auf den csandschak auch zur Aufgabe seiner alba nischen Gcsamtinteressen zwang, nste Italien ohne Rücksicht auf Deutschland 1911 der Türkei ^-rlpolisraub den Krieg erklären und dann 19l.i iind 1914 Oesterreich-Ungarn die Züchti- gni Serbiens auf Grund des Artikels VII im 4,rc^:lndvertrag zu verbieten sich erkühnen diese Stufen, die Italien zum schmählichsten Verrat der Weltgeschichte Hinauf oder besser hinunterführten, hals Telcassss böser Geist mühelos überwinden. .Der Geheimfonds des Quai dOrsay ist, wenn in diesem Zusammenhänge von Genie gesprochen werden darf, genial ver ausgabt worden. Wo es anging, hatte Telcasss seine Ober- und Unteragenten, seine Zeitungen und Reporter. Es gab für die gesamte Diplo matie deS französischen Ministers nur eine Lo sung: Allüberall Deutschland und Deutschlands Interessen schädigen. Als Italien teils gewonnen, teils erkauft war, setzte der Pariser Hebel beim zweiten Verbündeten an. Marquis de Re- verseaux empfing auf der Wiener Botschaft mit Vorliebe jene Elemente, die inan als die nicht staatserhaltenden bezeichnen konnte; sein Nach folger Crozier wurde abgesägt, als er darin nicht so viel leistete, wie seine Untergebenen in Budapest nnd Prag. Hier allein erlebte Tclcasfs seine schmerzliche Enttäuschung: der wunderbare Wid erstand, den die Dop pel -Mon ar chic leistet, ist ihm ein Rätsel. Ein unermeßliches Blutbad breitet sich iu den Ebenen Frankreichs aus, in noch anderen Ebenen und Gebirgen. Für die geborgten Mil liarden opfert Freund Nikolai ohne zu knausern Millionen von Russen. Aber es wird Telcassss ewiger Kummer bleiben, daß, er dies Schau spiel nicht schon zehn Jahre früher hatte. 1905 hatte er seinen Ministerkollegcn rings um Rouvier gesagt: „Tie Ablehnung der von Deutschland geforderten Marokko-Konferenz be deutet den Krieg — wir könnten diesen Krieg nicht unter besseren Bedingungen haben." Tie Erschauernden jagten ihn davon. Später kamen Freunde Telcassss, die um Poincars, und mur melten ihm zu, baß seinem lv,underbarcn Ein kreisungsplane nur noch eine Kleinigkeit zur Voll endung fehle: „Man muß sie (die Deutschen!) zwingen, selbst den Krieg zu erklären!" Dazu hat mau sie gczwungeu. Und das ist das Teuf lische an diesem von unseren Feinden seit 1898 im Hirn Telcassss ersonnenen Schreckenskriege, daß die Verantwortung von ihm genommen wurde — wenigstens für irregeleitete „Neu trale". „Der Tag des Herrn Telcasss, die wieder eroberten Provinzen, der Rhein als „natür liche Grenze", die große Revanche der großen Nation" — statt dessen wird ein mißleitetes, halbvernichtetcs Volk ihm fluchen —, auch dieser Tag des Herrn Telcasss wird kommen! Zum Zoll von Przempsl. vtb. Berlin, 5. Juni. Wie dem „B. T." aus Kopenhagen gemeldet wird, habe die Wieder eroberung von Przemysl auf die Stim mung in Dänemark entscheidend ein gewirkt. Heute sei Italien, über das Presse und Bolk gleich verächtlich dächten, völlig ver gessen. Die Siegs in Galizien und Przemysls Fall hätten Dänemark begeistert. (r.) Genf, 5. Juni. (Eigene Drahtnachricht.) Das „Journal" meldet indirekt aus Petersburg: Der Fall von Przemysl hat zu großen Kund gebungen auf dem Newskq-Prospelt geführt. LI. Zürich, 5. Juni. Der militärische Mit arbeiter der „Neuen Zürcher Zeitung" schreibt, durch den zweiten Fall Przemysls scr ein un geheuer wichtiges Kampfobjekt wie der in den. Besitz der deutschen und östcr- rcichisch-ungarischen Truppen gelangt. Damit habe die gesamte Operation in Galizien vorlüusig einen glorreichen Abschluß er langt. Tic Kämpfe der Armee Mackensen seien rastlos, mit unerhörter Energie geführt worden. Jedenfalls sei die rasche Wiederein- nähme der Festung das Ergebnis der artille ristischen Ueberlegenhcit der deutschen und öster reichisch-ungarischen Truppen. Przemysl sei zur richtige» Stu nde w i c d e r e r o b e r t wordcu. Sein Gewinn mache wahrscheinlich Truppen verfügbar. tu. Haag, 5. Juni. Präsident Poincars wurde gestern nachmittag vom Kriegsminister Mille rand von dem Fall Przemysls verständigt, worauf im Elysse ein M i n i st e r r a t stattfand. Die Nachricht vom Fall Przemysls kam keineswegs für die amtlichen französischen Kreise unerwartet, da Großfürst Nikolai Nikolajewitsch bereits Ende Mai den Fall als unvermeidlich bezeichnet hatte. Große Besorgnis herrscht in Paris wegen der Folgen, die das Ereignis auf die Haltung Ru mäniens haben könnte, namentlich wenn die Russen ganz Galizien räumen müssen. Die Presse bringt dagegen noch nichts über den Fall der Festung. zvtb. Wien, 5. Juni. Oberbürgermeister Wer muth hat an Bürgermeister Wei skirchner nachfolgendes Telegramm gesandt: Wieder künden uns lodernde Flammcnzeichen aus Galizien Sieg und zeigen der Welt das neue, herrliche Denkmal, das die unvergleichliche Wasscngemeinschaft von Oesterreich-Ungarns und Deutschlands Söhnen der Kraft und Treue des brüderlichen Lundes errichtet haben. Die alte starke österreichische Feste Przemysl ist zurück gewonnen. Bollen Herzens lassen wir unseren Jubel zur Schwester an der Donau hinüberklingen und entbieten ihr treu freundschaftlichen Gruß. Die Antwort des Bürgermeisters Weis- kirchner lautet: Unter dem Eindruck des glänzenden Wafsen- erfolges, den die verbündeten Truppen mit der Wiedercroberung von Przemysl errungen haben, ist die Stadt Wien mit Heller Begeisterung von dem Hochgedanken unseres treuen Lundes erfüllt, an dem alle Stürme unserer Feinde zerschellen. Allenthalben wehen in der Stadt in herrlichem Vereine des Deutschen Reiches und unseres Vater landes Fahnen. Sie grüßen an die Spree, sie künden voll Verheißung den kommenden frohen Tag, an dem die in Kriegsnot gehärtete Treue unserer Völker für alle Zeiten triumphieren wird. Innigen Dank der Stadt Berlin für die herz erfreuenden Worte im deutschen Brudersinne. Gottes Schuß und Segen weiter mit ihr und un- serer gemeinsamen gerechten Sache. zvtb. London, 5. Juni. Der militärische Mitarbei ter der „Daily News" schreibt, die Wegnahme von Przemysl sei ein schwerer Schlag für Rußland, der nicht durch optimistische Darstellungen wegerklärt werden könne, wonach der Fall des Platzes keine Ein wirkung auf die strategische Lage in Galizien hätte und Festungen bei der heutigen Kriegführung über haupt wenig bedeuteten. zvtb. Manchester, 5. Juni. „Manchester Guardian" schrieb schon vor dem Fall von Przemysl: Was be sondere Besorgnis erregt, sind die schweren Ver- luste der Russen an Menschen und Waf fen im letzten Monat. Wir wissen nicht, wie weit sie diese Verluste wettmachen konnten. Die Kiefensthlacht in Galizien. Ueber die Riesenschlacht in Galizien wird dem „L.-A." aus dem österreichischen Kriegs- pressequartier gemeldet: Die große Schlacht hat auf die ganze Front der Armee v. Pflanzer- Baltin übergegriffen. Sie reicht somit von der Weichsel bis nahe der bessarabischen Grenze. die Ratlosigkeit -es russischen Generalsiabes. (2.) Zürich, 5. Juni. (Eigene Drahtnachricht.) Der „Tagesanzeiger" schreibt über die russischen Ge neralstabsberichte der letzten Tage: „Die Verzweif lung des russischen Gcncralstabes über den „Zusam menbruch in Galizien" gestaltet die russischen Armee berichte immer verworrener uns unzurerlüssigcr. Die russischen Ortsangaben sind so dunkel geworden, daß an einem ganzen Tage von sieben angegebenen Orten fünf überhaupt nicht zu finden sind, während die beiden anderen an INN Kilometer auseinanderlirgen. Der russische Eeneralstabsbericht will den Deutschen bei Pizany, Czerki, Beki und Ung „ungeheure Ver luste" beigebracht haben. Wir stellten an Hand der genauen Karten und aller geographischen Handbücher fest, daß die erstge nannten Orte überhaupt nicht existieren, auch nicht in ähnlich klingender Form, so daß auch ein Irrtum ausgeschlossen ist. Der letzte russische Bericht wirft angebliche Gefechte bei Boleschow und Zadercwacz mit den Kämpfen bei Przemysl und Jaworow zu einer einzigen Schlachthandlung zusammen, was schon deshalb ganz unmöglich ist, weil die genannten Orte bis zu 80 Kilometern auseinanderliogcn. Es bleibt nur die Annahme übrig, daß die amtlichen russischen Meldungen zum Zwecke der Irreführung erfunden werden." Cholera un- Tpphus in Rußland. tu. Stockholm, 5. Juni. Eine sch re ckliehe E l; v l c r a c p i d c m i e wütet in dcn asiati schen und i n n e r r u s s i s ch e n Gouverne ments, besonders in Astrachan, und dringt trotz aller Maßnahmen weiter nach Norden vor. In europäischen Gebieten Rußlands grassiert da gegen Flecktyphus. Auch bereits in Peters burg sind zahlreiche Fälle von Flecktyphus vor gekommen. Außerdem sind in Petersburg zur zeit über 5000 Menschen von einer pockenähn- lichcn Krantheit ergriffen. Oer Zeppelinangriff auf Lon-on. (?.) Genf, 5. Juni. (Eig. Drahtnachricht.) Ein in Rotterdam eingetrosscncr Korrespondent des „Pressedienstes" meldet von dort, daß er als Zeuge des letzten Luftbombardcments aus London scststcllcn konnte, daß der deutsche Luft angriff in allen Bcvölkcrungsschichte» die un geheuerste Erregung hervorgerufen hat, um so mehr, weil die Regierung zu Hunderte» Malen erklärt hatte, für einen deutschen Luftangriff auf London seien alle Sicherheitsmaßnahmen getroffen, und irgendeine Gefahr bestehe nicht. Der Korrespondent ermittelte, daß am Tage nach dem Lustangriff über 150 Personen als Verletzte in die Londoner Hospi täler übcrgesührt wurden; doch wurde jede genaue Ermittlung durch die Negierung unmöglich gemacht, die drei Tage lang den Fernsprechdienft in ganz London unterbunden hielt. (r.) 's Gravenhagc, 5. Juni. (Eigene Draht nachricht.) Naci) Londoner Privatincldnngen ver lautet hier von ganz erheblichem Scha den, die die Zeppeline am Montag nacht im Londoner Hafen anrichtetcn. Durch Brand bomben gerieten 1200 Ballen ägyptischer Baum wolle und iu den TilburydockS ein großes Jute magazin in Brand. Letzteres verbrannte nahezu völlig, der Rest der Jute wurde durch das Wasser der hcrbcigerufenen 12 Spritzen der Feuerwehr stark beschädigt. In den Jndiadocks gerieten ein großer Dampfer und zwei Leichter in Brand. Sic konnten jedoch teilweise erhalten werden. An der Themse geriet ein Warenhaus, in Woolwich Geschäftshäuser deS dortigen Arsc- nalarbeitersyndikats in Brand. Ter Oeffentlicb- kcit wird böswillige Brandstiftung vorgemalt, jedoch wird diese Behauptung n i ch t g e g l a u b t. tu. Amsterdam, 8. Juni. Das „Pariser Journal" weiß noch folgende Einzelheiten über den nächtlichen Zeppelina.rgriff auf die Londoner Docks mitzutcilen: Kurz vor 11 Uhr erschien ein Luftschiff, das im Hellen Mondschein deutlich sichtbar war. Von Rams gate aus, das der Zeppelin passiert hatte, ohne ! Bomben abzuwcrfen, war sein Kommen bereits ge meldet worden. 1',2 Stunden später begann der Bombenregen aus die Weltstadt. Die Bomben wur den auf verhältnismäßig kleine Bezirke geworfen, die aus militärischen Gründen nicht näher bezeichnet werden können. Mehrere Bomben fielen auf ein Gebäude, in dem sich fast 2000 Personen befanden. Zum Glück war das Dach aus Eisenbeton und die Anwesenden, die nur die Explosionen hörten und einige Flammen aufschlagcn sahen, kamen mit dem Schrecken davon. Von den 9 oder 10 Bomben, die explodierten, verursachten nur zwei Brände. Nach dem Zeppelinangriff wurden mehrere Personen verhaftet, weil angeblich von ihnen Lichtsignale gegeben worden sind. Staatssekretär v. Jagow über -ie „Lusitania". Zu der „Lusttania"-Angelegenheit hat ein Ber liner Berichterstatter der amerikanischen Zeitungs- Verbindung United Preß mit dem Staatssekretär v. Jagow im Auswärtigen Amt eine Unterredung gehabt, über die folgendes berichtet wird: „Amerika kann kaum von uns erwarten", sagte Herr o. Jagow, „daß wir irgendwelche uns zur Ver fügung stehende Mittel aufaeben, um unsere Feinde zu bekämpfen. Es ist unser Prinzip, uns auf jede mögliche Art zu verteidigen, und ich bin sicher, daß die Amerikaner besonnen genug sind, um einzusehen, daß unsere beiden Länder über