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MWWMMWMWMWWWMMMWMWWMMMDMWNWMMMWWMMWWMWWMWMMMWMWMMMWWMMMWMMWWWWWMMMWMM Morgen-Ausgabe 16' t!,lpjl- ,«» Vorok», jl»«Imal »allch la, Hau, „dracht m»a°III» M. 125 »lirt^iahrUch At. 6.75 »6k Ädholt« monalllch M. 1.—: durch onl«r« a»1»ent„» ifflllal«» la« Yao, ««drach» monalllch M >L<r ot«r»«l- ISHrUch 'IN. tLU: »arch 6t« Post Innerhalb Denllchland« monat lich M. ,I«r„lI«brII» M «.LV ,au«lchllrbl,ch «poltdoltollgeldl <?chrltll<ll,a< »at VelchäsKslev«^ Zohonnlsgalt» Nr. 6 Rr. 47S ^andels-FeUrmg -ttrrtsblcüt des Rates und des pollrewnrtes -rr Stadt Leipzig ISS. Jahrgang Anzeigenpreis: auswLrl, Sl) Pf« Bnz«lg«o fSr Baj,l,«a »a» L,l,jlg „» U«^5,»> »l, «laloalll,, P«M,«U, » Pf, ««» »»» Boddrd«, >» amlllcho» l«U »«, V«»ttj«ll< S0 pf^ l>I«ln, Anzelhea dl, p«kllz,ll, W Pf^ flamlll«». anzelgrn Npf.r SolchSslsanzrlgen mll'plotaorlchrlfloa l»pr,l>,,rd»d«» B«Ilali,nl Volamlaoflag« M. t/— da» kaafia» »»«Ichl. V»Na«däd«. S«n>I»r«ch--SnI»lub Ni. l«I»r I««M «ad >460« 1V18 Freitag» den 17. September Mllimde Wen KWk ix SMizieli Es ist grotze Zeil! D Im Monat wütet der Weltkrieg, und immer deutlicher : D bebt sich von dem düstern kfintergrund, den Tod und Vernichtung : ibm geben, die große Entscheidung ab: Deutschland im Bunde mit ! : Mcsterreich.Ungarn und dem Gsnianenreich wird siegen I Noch : ! harren unser, wir wissen es alle, große und schwere Opfer an Gut : - und Blut, bis die Friedensglockcn durch die deutschen Lande klingen l : und den Anbruch einer neuen, schöneren, besseren Zeit uns künden. : : Aber wenn während dieses langen, furchtbaren Ringens das deutsche - : Volk eines Willens war, durchznhalten bis zum glorreichen Siege, : : bis der Feinde Pläne für alle Zukunft zuschanden gemacht sind, : - dann jetzt, wo der herrliche Preis uns in sichtbarer Ferne wink». ; : Noch müssen unsere unvergleichlichen Beere das glücklich begonnene : l Werk auf Rußlands Erde vollenden, noch harrt ihrer in Frankreich : > und Flandern, am Balkan und in der Lombardei harte, blutige ; l Arbeit, aber sie werden sie leisten, deß sind wir sicher, wie sie : i bisher treu und freudig für ihr Vaterland in Not und Tod gingen. : s Wohl fliegen Millionen Briefe aus der Beimat zu den fernen s Streitern, wohl kehren Abermillionen von ihnen zurück und schildern - l schlicht und einfach oder in buntschillernden Farben, je nach des : > Schreibers Laune und Rönnen, was sie im Donner der Geschütze : und im Kugelregen gefühlt und erlebt. Aber wer wollte sich an ; diesen Linzelschilderungen genügen lassen? wer wollte nicht in : diesen kommenden Tagen, da die Würfel geworfen werden über s > Europas Schicksal, Tag für Tag, ja Stunde für Stunde verfolgen, l l was auf der Weltenbühne sich ereignet? wenn die Geschehnisse sich l drängen und überstürzen, wenn die Welt erstaunt den Atem am s > hält über all dem, was vor ihren Augen sich vollzieht, dann ist : l eine große Tageszeitung das einzige Mittel, sich über alles zu l l unterrichten, was nottut. von den kleinen und großen Taten der > einzelnen in der offenen Feldschlacht und im Schützengraben geben < l die Feldpostbriefe Runde, die Schlachten und Kämpfe im : > großen malen die Kriegsberichterstatter, die von allen - Kriegsschauplätzen im Osten und Westen, im Süden und an den Dardanellen ihre lebendigen Schilderungen senden. Und wer wollte nicht in diesen Tagen, da wir alle, ob draußen oder daheiin, für unser geliebtes Vaterland bangen und käinpfen, nicht auch wissen, um welchen Preis dieses gewaltige Ringen geht? l wer wollte nicht unterrichtet sein über das, was nach dein Kriege i kominen wird, und nicht mitarbeiten an all den großen Aufgaben, ! die es zu lösen gilt, wenn wir das neue, größere, freiere Deutsch. : land uns ausbauen wollen, damit es allen Deutschen eine Beimat : wird, die sie lieben müssen? Großes brachte und bringt der Krieg, > Größeres vielleicht wartet unser noch, wenn der Lärm der Waffen l verstummt und der Alltag wieder in seine Rechte getreten ist. wer : dann in Treue seine Pflicht Mn will, der bedarf erst recht eines s guten Beraters und kann die lsilfe seiner Zeitung nimmer ent- : kehren. Das : „Leipziger Tageblatt" das seinen Lesern zweimal täglich, ain Abend und in den : frühen Morgenstunden, alles Neue und Wissenswerte wohlgeordnet - und übersichtlich darbietet, hat bisher alles aufgeboten, seinen Lesern : das Beste zu bkingen, und wird in Zukunft in diesem Bestreben : nicht erlahmen. Jin Sinne einer echten Vaterlandsliebe und für ; einen gesunden Fortschritt hat es gearbeitet und wird es weiter arbeiten, : nicht verschrieben einem engen partcidogma, sondern getragen in : allein von dem Grundsatz: Das Vaterland über der Partei, alles s dem deutschen Volke! In ruhigem, sachlichem Ton wird das : „Leipziger Tageblatt" wie bisher so auch in Zukunft zu den Lreig- : nissen der großen Welt und unserer engeren Bcimat Stellung ; nehmen und hofft, damit seinen ständig wachsenden Leserkreis immer : mehr zu erweitern. - : Lin sorgsam gepflegter lskalcr Teil wird das Neueste aus - Leipzig gewissenhaft berichten und unabhängig und freimütig zur > Sprache bringen und zur Aussprache stellen, was in unserem großen : Gemeinwesen öffentliche Erörterung erheischt. Ein großer Stab s treuer Mitarbeiter in Sachsen und Thüringen, in vielen Städten des - weiten Reiches und im Ausland setzt uns in die Lage, auch über : die kleinen Tagesereignisse unsere Leser stets aufs schnellste zu unter- : richten. Der Hanbelrteil bringt täglich eine Fülle von Volkswirt- < schaftlichen Artikeln und Mitteilungen, Börsen- und Marktberichten, : die namentlich in der kommenden Zeit, die so vieles auf wirtschaft- - lichem Gebiete neu gestalten wird, von hohem werte sind. Besondere : Sorgfalt aber wird nach wie vor dem Feuilleton, dein unter- : haltenden Teil, gewidmet sein. Gute Romane und Novellen aus : der Feder unserer besten Schriftsteller, belehrende und unterhaltende j Arbeiten aus allen Gebieten des Lebens und wissens, pflege von : Kunst, Wissenschaft und Theater haben das „Leipziger Tageblatt" : zu einem beliebten Familienblatt gemacht und sollen es auch ferner tun. ! Trotz seines guten und reichen Inhalts und trotz seines zwei- : maligen täglichen Erscheinens kostet das „Leipziger Tageblatt" monatlich nur r.25 M. in Leipzig und seinen Vororten - und j.50 M. bei unseren auswärtigen Filialen sowie : beim Bezug direkt dnrch die Post und : vierteljährlich nur 2.75 M. in Leipzig und §.50 M. durch : die Post bezogen. wer jetzt schon für den kommenden Monat oder das vierte : Guartal abonniert, erhält das „Leipziger Tageblatt" bis Ende : September völlig kostenlos zugcstellt. : Treue um Treue! Dieses Wort hat in den ernsten Tagen, : die wir durchleben, seine besondere Bedeutung, wir hoffen, daß : auch die Leser des „Leipziger Tageblattes" seiner eingedenk sind - und ihrem Blatte, das alles tut, uin ihren wünschen und An- : sprüchen gerecht zu werden, die Treue halten und ihm neue : Freund« werben helfen. Verlag and Redaktion der „Leipziger Tageblatts". Der Wiener Tagesbericht Wien, 16. September. Amtlich wird mitgekeilt: Westlicher Kriegsschauplatz Alle Versuche der Russen, unsere ostgallzifche FrontinsWankenzu bringen, bleiben erfolglos. Gestern führte der Feind unter großen Aufwand von Arkilleriemunition seine Haupkangriffe gegen unsere Front an der mittleren S k r y p a. Er wurde überall geworfen, wobei unsere Truppen durch Flankierungsangriffe auf den Brückenkopf von Buczacz und aus dem Raume südlich von Zalocze mitwirklen. Bei der Erstürmung des 20 Kilometer südlich von Zalocze liegenden Dorfes Zebrow wurden dem Feinde 11 Offiziere und 1900 Mann als Gefangene abgenommen und drei Maschinengewehre erbeutet. Auch in Wolhynien haben unsere Streitkräfte zahlreiche Angriffe abgeschlagen. Bei Nowo-Aleksinic wurden die Russen in erbittertem Handgemenge aus den Schützengräben des Infanterie-Regiments Nr. 85 vertrieben. Bei Nowo-Poczajew war es dem Feinde vorgestern ge lungen, an einzelnen Punkten auf das westliche Ikwa-Ufer vorzubrechen; gestern wurde er überall auf das Ostuferzurück- geworfen, wobei er unter dem flankierenden Feuer unserer Artillerie große Verluste erlitt. Neben dem Infanterie-Regiment Nr. 32 und dem Feldjäger-Bataillon Nr. 29 gebührt dem Linzer Landsturm-Regiment Nr. 2 ein Havptverdlenst an diesem Erfolg. Italienischer Kriegsschauplatz Die Lage ist unveränderl. Versuche der Italiener, un sere Stellungen auf dem MontePianoim Osten zu umgehen, wurden vereitelt. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes vonHoefer, Feldmarschalleutnant. Russischer Geueralstabsbericht Amtliche Meldung vvtb. Petersburg, 16. September. Der Große Generalstab gibt bekannt: Nordwestlich von Düna burg entwickelte der Feind heftiges Artilleriefeuer in der Gegend der Straße Illuxt-Elowka. Südwestlich Dünaburg griff der Feind ohne Erfolg an, und zwar zwischen den Seen von Ovile und Weikuze und zwischen dec Straße nach Dünaburg und der Meierei Samauny. Bon Dawgelischki und Mewerjischki, nordöstlich Swientziany, vertrieben wir die Deutschen. An den Aebergängen des Wilija- flusses in Gegend östlich der Eisenbahn von Warschau wurde der Feind zvrückgeworsen. Lebhafte örtliche Gefechte fanden in der Gegend des Dorfes Ziuki östlich von Skidel und in der Gegend der Eisenbahn Wolkowysk—Lida statt. Am Njemenaberlany ging der Feind mehrmals zur Offensive über. Nördlich von dem Flecken M o st y trieb der Feind unsere Posten über den Fluh Selnie zurück. Oestlich deS- selben Fleckens wurden erbitterte deutsche Angriffe abgewiesen. An der Straße Kartuska— Bereza nach Siniawka erreichten die feindlichen Vorhuten den Grisola-Fluß. Zwischen Iasiolda und Pina entwickelten sich Kämpfe nordwestlist und westlich von Pinskbei den Dörfern Motol, Nowoschizy und Potwanowitschi. Oest lich Kowel und am Stochod-Flusse machten wir bei der Ein nahme der Dörfer Hulewlcze, Nudka und Neryerska nach hart näckigem Widerstand zwei Offiziere und 74 Soldaten zu Ge fangenen und erbeuteten vier Maschinengewehre. Der Feind, der an seiner Front südlich des Pripjet west wärts zurückgeworfen wurde, unternimmt an verschiedenen Orten Gegen angriffe mit starken Kräften und leistet hartnäckigen Widerstand. Bei der Einnahme der feindlichen Stellungen bei den Dörfern Korabliczczi (?) und Pohorjelce, nordöstlich von Dubno, sielen 7 Maschinengewehre, eine Kanone, 57 Offiziere und 2593 Soldaten in unsere Hände. Durch den daraus folgenden Gegenstoß wurden unsere Truppen zurück geworfen. Im Kampfe in der Gegend von Hladki und Woroli jowka (nordwestlich Tarnopol) machten wir fünf Offiziere und 547 Sol daten zu Gefangenen und erbeuteten zwei Maschinengewehre. Das Dorf Woroblowka und das Gehölz nördlich davon wechseln den Besitzer. Am Slrypa-Flusse, südwestlich Tarnopol, eroberten wir durch einen kräftigen Angriff das Dors Bieniawa. Der Feind floh auf das andere Fluhufer, wobei er große Verluste erlitt. Lin hartnäckiger Kampf entwickelt sich an der Strypa, westlich Trembowla, in der Gegend des Waldes von Burkanow und des Dorfes Zlot- niki. Gegen Abend durchbrachen unsere Truppen die feindlichen Draht- verhaue, warfen den Feind durch Bajonettangriff aus den Schützen gräben, bemächtigten sich des Dorfes und des Waldes und gingen im Nücken des Feindes auf das andere Strypa-llfer. Wir mach ten hier über 1502 Gefangene. Die Folgen der Jeppelinbesrrche in London Eigener Drahlbericht (r.) Rotterdam, 16. September. Dem «Courant' zufolge Hal auf dem Bahnhof Cannon-Street in London am Montag die Uedersührung der Londoner Staatsarchive ins Landesinnere begonnen. ft.) Basel, 16. September. Der «Baseler Anzeiger' meldet: 3nLondon wnrden in Erwartung neuer Zeppelinangriffe alle Bibliotheken und Museen ge schlossen. Außerdem wnrden in die wichtigsten Staats- und könig lichen Gebäude Note Kreuz-Lazarett« gelegt. Italiens Drang nach Wahrheit Von unserem Sonderberichterstatter Chiafso, 14. September. Den Schritt von der Offensive zur Defensive hat Italien getan. Darüber können auch die schönsten Cadornaschen Berichte über neue Fortschritte an der Front nicht täuschen, lieber diese Berichte mag man lächeln, und ihr Verfasser mag als unfrei williger Humorist in der Geschichte des Weltkrieges fortleben. Niemand aber wird der Heeresleitung und der Regierung Ita liens bestreiten können, daß sie in der Kunst, das Volk den Üeber- gang von der Offensive zur Defensive nicht merken zu lassen, geradezu Erstaunliches geleistet hat. Nach übereinstimmenden Aussagen aller von Italien nach der Schweiz kommenden Reisen den hat es, wenn nicht Bestürzung, so doch große Beunruhigung verursacht, als in der vorigen Woche die neuen Befestig g u n g s a r b e i t e n auf der Linie von Venedig, Verona, Mai land allenthalben sichtbar wurden. Die erste Frage Erstaunter: «Ist denn unser Verona, unser Brescia, gar unser Mailand tn Gefahr?" wurde in Aufklärungsoersammlungen, in denen Bür germeister neben den Abgeordneten des betreffenden Bezirks da- Mort führten, ohne daß die Presse hiervon Notiz nehmen durfte, erschöpfend wie folgt beantwortet: Italien holt zum großen Schlage zusammen mit Frankreich gegen die Feinde aus. lieber die Alpen hinweg kann der Schlag nicht geführt werden. Die Feinde müssen von einer anderen Seite angefaßt werden. In den Alpen, und gar im Winter würde die Fortsetzung des Kampfes zu viel Blut und Gut kosten. Mit Frankreich im Vorstoß vereinigt, braucht Italien die Offensive nur an eine andere Stelle zu ver legen. Es tritt lediglich eine kleine Verschiebung ein, die außer dem das Gute hat, daß Italien von England durch Hilfeleistungen aller Art, wie Zufuhr von Kohlen, Rohmaterialien, Munition und Unterstützung bei einer Anleihe in Amerika, obendrein belohnt wird. Wird aber die Hauptkampflinie nach dem Osten vonFrankreicb verlegt, so muß naturgemäß die Front gegen Oesterreich gegen allenfallsige Einbrüche von Norden her gesichert werden. Und das kann nur durch Befestigungsarbeiten auch auf italienischem Boden geschehen. Sie sind weiter nichts als Vor beugungsmaßnahmen, zu denen während des gemeinsamen An griffs an der Hauptfront im Westen gegriffen werden müsse. Es kann nach den Wahrnehmungen unverdächtiger Zeugen nicht geleugnet werden, daß eine derartige Beweisführung zur Vertuschung der Notlage, in die Italien mit seinen Mißerfolgen gegenüber Oesterreich geraten ist, auf weite Schichten des Volkes nicht ohne Eindruck geblieben ist. Mir wird von Personen, die am Comer See und in der Umgebung von Brescia die Volksauf klärer bei der Arbeit zu beobachten Gelegenheit hatten, glaub würdig erzählt, daß von Rednern in Augenblicken, wo aus der Milte der Versammlung Einwände gemacht wurden, ein letztes Argument hcrvorgeholt wurde: die Kosten des Krieges würden zu einem nicht geringen Teile auf die Schultern Englands und Frankreichs abgewälzt werden, wenn der Hauptkriegsschauvlah nach Frankreich verlegt würde. Zu guter Letzt wurden die Gefayren eines Winterfeldzuges in den Alpen in lebendiger Schilderung vor Augen geführt. Und die Zahl der Nichtbekehrten nahm sichtlich ab. Solche Versammlungen finden seit mehreren Tagen in allen Gemeinden statt, deren Bewohner Zeugen der Feldbefestigungen geworden sind und zum größten Teile mit zu den Arbeiten heran gezogen werden. Da auf diese Weise viele Beschäftigungslose jetzt zu einem unerwarteten Verdienst kommen, so kann sich die Regierung beglückwünschen, daß der Umschwung der Dinge die große Masse nicht unvorbereitet getroffen und auch nicht unan genehm berührt hat. Der kleine Mann schätzt sich schon glücklich, wenn er den Kriegswinter nicht gar so unmittelbar zu spüren bekommen soll. Nun gilt es noch, den Teil der Bewohnerschaft, der von den Umwälzungen dicht hinter der Front noch nicht viel zu sehen bekam, durch die Presse auf den Uebergang von der Offensive zur Defensive aufmerksam zu machen. Und auch da verrät sich wieder das meisterhafte Geschick der leitenden Kreise, das Außerordentliche des Ereignisses als eine logische Entwicklung militärischer Notwendigkeiten in den Organen der öffentlichen Meinung hinzustellen. Die Regierung sagt nicht, die Befestigun gen im eigenen Lande und die Sicherung des großen oberitalient- schen Industriezentrums vor unvermuteten feindlichen Einbrüchen ist bereits eine Notwendigkeit geworden, nein, sie erklärt, solche Maßnahmen dürften sich in naher Zukunft empfehlen. Auf solche Meise merkte nur ein verhältnismäßig geringer Prozentsatz von Italienern, daß der ganze Sommerfeld zug ein glänzender Reinfall war, und daß mit ihm Italien in die Verkeidigungsstelle gedrängt worden ist. Der weni ger intelligente Mann preist es sogar als ein schlaues UmgehungS- manöver, wenn Italien mit den Verbündeten zusammen in Deutschland einbrechen will, um dann den Erbfeind vom Norden her, anstatt wie bisher unter so unüberwindlichen Schwierigkeiten vom Süden aus zu fasten zu Kriegen. Nicht wenige wundern sich, daß Cadorna auf diesen Gedanken nicht schon vorher verfallen ist. Aber — so heißt es dann welker — dafür werden wir unS jetzt auch einen Fetzen von deutschem Boden bei Friedensschluß aneignen. Kurz, man ist in kleinbürgerlichen Schichten jetzt wieder neuer Hoffnung voll. Die Intelligenz aber und die Arbeiterschaft wollen da nicht mitgehen. Diese Kreise lasten sich nicht so leichk Herumkriegen. Sie drängen nach Wahrheit. Aber sie haben keine Organe, um ihren Wünschen Ausdruck zu geben. Die Zensur ist mit dem Uebergang von der Offensive zur Defensive womöglich noch verschärft worden. Auch der «Avanti* wird ge zähmt und kann alles andere als die Meinungen unabhängiger Leute aus dem Volk ansdrücken. Alle Versuche der Anhänger des Herrn Giolitti, die Hemmungen, die ihnen die Regierung bereitet, zu beseitigen, sind bisher gescheitert. Ein bekannter Se nator, der kurze Zeit am Luganer See weilte, erklärte ganz laut, daß Salandra seinen Gegner Giolttti sozusagen unter Bewachung hält. Diesem würde der telegraphische