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Ivs. lahrgaag stbeud-Susaabe und Nr. 522 ISIS Mittwoch, den 13. Oktober F<rnlpr<ch-Än!chlub Nr. 14882. 1468Z und >4694 8chrisU«»ong und VeschLslsstell«: Zohannltgaff« Nr. 8 Alzmiis WM !ü heil Krieg Diviani über die diplomatische Lage Angriff der Bulgaren gegen Serbien Telegraphische Berichte ^vtd. Ni sch, 12. Oktober. Meldung der „Agence Havas". Die Bulgaren haben uns aus der Front von Knjazewae angegrisfen. w. London, 13. Oktober. Die „Times- melden aus Athen: Bulgarien hat vorgestern den Angriff gegen Serbien bei Kadi Roghas in der Richtung Knjazewae begonnen. Ferner meldet „Reuter- aus Athen, datz der Angriff mit worden sei. Während in der griechischen Kammer der Kreter Vcnizelos über die Notwendigkeit der «Zerschmetterung Bulgariens' viele Worte machte, hat das bulgarische Heer gehandelt und ist in Serbien eingerückt. Damit ist also die von uns heute morgen wiedergeg.benr Meldung der «Neuen Zürcher Ztg.' von einer bulgarischen Kriegs erklärung an Serbien bereits durch gewichtige Tatsachen bekräftigt worden. Die bulgarische Heeresleitung, die natürlich im Einvernehmen mit Mackensen handelt, erblickt ihr unmittelbares Ziel in Nisch. Cie hak die für den Einbruch in Serbien erforderlichen Truppen bet der nahe der serbischen Grenze gelegenen Festung Bselogradclk zusammen gezogen und sie dann über die Berge gegen das Timoktal vormarschlercn lassen. Ueber den 630 Meter hohen Kadi Roghas sind bulgarische zwei bulgarischen Divisionen unternommen Streitkräfte nach Serbien herabgcsliegen und nähern sich der befestigten Statt Knjazevac, die in der Nähe des Zusammenflusses der beiden Qucllarme des Timok 17Ki!oineler westlich der bulgarischen Grenze liegt. Die Enlfernung von Knjazevac bis zu dem südwestlich gelegenen Nisch beträgt rund 40 Kilometer. Bei der Kricgstüchtigkeit der bul garischen Truppen ist anzunehmcn, das; ihre Offensive an der serbischen Ostgrcnze gleich dem deutsch österreichischen Borgehcn im Norden und im Westen von Serbien günstig sortschreitct. Der Biervcrband wird sich jedenfalls beeilen müssen, wenn er zur Rettung des Landes noch etwas Wesentliches leisten will. Biaiani hat eins große Unternehmung zur Unterstützung Serbiens angckündigt. Vorläufig sind aber die englisch französischen Strcilkräfle noch nicht über Saloniki hinausgekom.ncn. Der deutsche Tagesbericht Das Wölfische Bureau meldet amtlich: Gröhes Hauptquartier, 13.Okkober. Westlicher Kriegsschauplatz Englische Borstöhe nordöstlich von Bermelles wurden leicht abgewiesen. Oestlich von Souchez verloren die Franzosen wieder einige Grabenstücke, in denen sie sich am 11. Oktober noch halten konnten. In der Champagne scheiterte gestern abend ein französischer Angriff südlich von Tahure. Ein an derselben Stelle heute früh wiederholter, in mehreren Wellen geführter Angriff brach gänzlich zusammen. In den Bog es en bühten die Franzosen am Westrande des Schrahmännle einen Teil ihrer Stellung ein. Oestlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe des Generalfeldmarschatls vonHlndenburg. Westlich Düna bürg brach ein russischer Angriff in unserm Artilleriefeuer zusammen. Versuche des Gegners, sich der von uns besetzten Inseln des Mladziol-Sees zu bemächtigen, scheiterten. Ein russischer Angriff nordöstlich Smorgon, der bis an unsere Hindernisse gelangte, wurde abgewiesen. Eins unserer Luftschiffe belegte in vergangener Nacht die befestigte und mit Truppen angefüllte Stadt Dünaburg ausgiebig mit Bomben. Heeresgruppe des Generalfeldmarschatls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Neues. HeereSgruppedesGeneratsvonLlnftugen. Der Feind ist aus seinen Stellungen bei Rudka— Blelsko—Wolskaja vertrieben sowie über die Linie M. H. Aleksandrlja-Höhen, nördlich davon, zurückgeworfen. Deutsche Truppen der Armee des Generals Grafen Bothmer warfen den Gegner nordwestlich Hajworonka (südwestlich Burkanow) aus mehreren Stellungen. Balkankriegsschauplatz Der Widerstand der Serben konnte unsere Vorwärts bewegung nur wenig aufhalten. Südlich von Belgrad wurden Dorf Zeleznik und Höhen östlich beiderseits der Topciderska gestürmt. Der Angriff auf Pozarevac ist im günstigen Fortschreiten. Die Strahe Pozarevac- Gradiste ist in südlicher Richtung überschritten. Der dritte Balkankrieg ' Bon unserer Berliner S ch r t f t l e i t u n g O Berlin, 13. Oktober. Die Feindseligkeiten zwischen Serbien und Bul garien yaben nun begonnen. Ob wirklich, wie die «Agcnce-Havas'- Meldung behauptet, die Bulgaren dabei die Angreifer gewesen sind, läßt sich nicht sagen. Sehr wahrscheinlich klingt sie gerade nicht. Schon um deswillen nicht, weil in so zugespihien Situationen bei den sogenann ten Grenzzwischcnsällen schwer zu entscheiden ist, wer angreist und wer .der Angegriffene ist. Einstweilen liegen nähere Mitteilungen an hie sigen amtlichen Stellen noch nicht vor. In Saloniki scheint in zwischen eine große Menge französischer Truppen aus- gevootet worden zu sein. Die Engländer halten sich offensicht lich vorläusig zurück, nicht aus Tugend. Es ist immer englische Art ge wesen — und wir haben gerade in diesem Kriege für sie mehrfach Be lege sammeln können —, die eigenen Schlachten durch Fremde schlagen zu lassen. Sodann aber wünscht man in England offenbar, solange es irgend geht, die Fiktion ausrcchkzuerhalten, daß man die Rechte der kleinen Staaten nach Kräften zu respektieren sich bemüht habe. Dennoch wird man in Griechenland — zumal angesichts der drohenden Sprache der englischen Presse — wohl wissen, woran man mit Großbritannien ist. Beteiligung türkischer Truppen am mazedonischen Feldzug Eigener Drahtbericht (r.) Köln, 13. Oktober. Der Konstantinopeler Mitarbeiter der «Köln. Ztg.' telegraphiert, er erfahre, bei ter letzten Audienz habe der Sultan zu Enver Pascha wörtlich gesagt: «M eine tapfere Armee wird die Engländer, die sich von den Dardanellen flüchten, auch in Mazedonien zu treffen wissen.' Man berichtet aus Athen, dasz die Lage in Griechenland sehr günstig für die türkischen Inter- essen sei. fr.) Basel, 13. Oktober. sEiqener Drahtberich t.) Die Basler Nachr.' erfahren aus Mailand: Der gestrige «Lorriere della Sera' verzeichnet die in London anftretende Tendenz, die Expedition an den Dardanellen ganz cmfzugeden, oder dort in der Defensive zu bleiben, wobei er das eine als ebenso gefährlich wie das andere bezeichnet. Rumänien und die deutsch-österreichische Offensive in Serbien Telegraphischer Bericht tu. Bukarest, 13. Oktober. Die führende rumänische Presse bewahrt nach wie vor gegenüber den Ereignissen auf dem Balkan große Ruhe und Zu rückhaltung. Das Landungsabenteuer der Berdündeten halten die rumänischen Fachkritiker für sehr gefährlich und wenig aussichtsvoll. Die Nachricht von der Einnahme Belgrads kam auf Grund hiesiger serbischer Mitteilungen nicht überraschend. Man ist nur erstaunt über die große Schnelligkeit des Bor marsches der deutsch-österreichischen Truppen. (r.) Wien, 13. Oktober. Der «Reichspost' wird aus Lugano berichtet: Die Mailänder Blätter besprechen den unerschütterlichen Neutralitätswillen der rumänischen Regierung trotz des Treibens der Interventio nisten. Ein RegierungSdcputierter erklärte einem Korrespondenten des «E^rriere della Sera', Rumänien denke nicht daran, dem Bierverband zuliebe sich Bulgarien für Jahrhunderte zum Todfeind zu machen. Bulgariens Eingreifen ?. 17. Wir haben in diesen Spalten seil Ausbruch des Welk krieges, so oft wir die Ballranlage besprochen haben, stets der Hoffnung Ausdruck gegeben, die seit einigen Tagen zur Gewiß heit wurde und sich nun endlich erfüllt hat: daß die Bul garen, dies stärkste und tüchtigste der Balkanvölker, den rechten Zeitpunkt benutzen werden, um an unserer Seite der großen Zukunst ihres Stammes cntgegenzugchen. Wir sehen in diesem Einschluß ein gutes Zeichen: Wird doch dadurch endlich vor aller Welt einmal klar, daß der Bann des Hasses und der Unterschätzung unserer Kraft gebrochen ist, durch den der Vicrverband den Neutralen den klaren Blick für unsere Siege so lange getrübt hat. Und daß cs gerade die Bulgaren sind, die sich als erste von dem Wahn, daß schließlich doch unsere Feinde siegen müßten, losreißen und unsere Bundesgenossen wer den, erfüllt uns mit ganz besonderer Freude: Nicht nur wegen der militärischen Hilfe, die uns im Hinblick auf unsere Balkanplüne ganz besonders wertvoll erscheint, sondern weit darüber hinaus aus politischen Gründen, die diesen Krieg überdauern werden. Denn Bulgarien und die Zentralinüchte hat nicht nur eine Augenblickskonstellation — wie etwa Rußland und England — im großen politischen Wirrwarr dieses Weltkrieges zusammcngcführk: Das Volk des Zaren Ferdinand, das man nicht mit Unrecht die Deutschen des Balkans nennt, ist vielmehr durch die Bande gleichen Wollens, gleicher Anschauung und gleicher Interessen dauernd mit uns verbunden, und politisch und wirtschaftlich ergeben sich für das größere Bulgarien, das die Länderbrücke zwischen uns und der Türkei darstellt, die weitführendsken Möglichkeiten. Wir wünschen und hoffen, daß dieser Weltkrieg dem Balkan, der bisher einen wirklichen Fricdcnszustand nicht kannte, son dern nur längere oder kürzere Perioden eines Waffenstillstandes, eine endgültige Gestalt geben wird. Dabei wird in erster Linie das Unrecht gutgemacht werden müssen, das an Bulgarien be gangen worden ist. Man erinnere sich daran, daß die Bulgaren die Hauptlast des ersten Balkankricgcs getragen, die größten Opfer an Gut und Blut gebracht hatten; und daß dann, als das Land durch die ungeheuren Anstrengungen des Kampfes erschöpft war, die Serben und Griechen, vereint mit den Rumänen, über ihre Bundesgenossen herfielen und sie um die Früchte des Sieges, um Mazedonien, brachten. Mazedonien ist — noch viel mehr als Thrazien — die alte Sehnsucht des bulgarischen Volkes: die Gestade des Ochrida- secs (an der Grenze des heutigen Albaniens) sind der Schauplatz der bulgarischen Heldensagen, und die Heranwachsende Jugend Bul gariens wurde von klein auf mit dem Gedanken erfüllt und be geistert, daß Mazedonien einst ein Teil des großen bulgarischen Reiches werden müßte. Deshalb empfand inan cs im ganzen Lande als besondere Demütigung und als eine Schmach, die man nur knirschend hinnahm, daß die Sieger von 1013 trotz der geschlos senen Verträge Bulgarien von Mazedonien fast ganz ausschlossen. In Wien und Berlin erkannte man sehr wohl, daß diese Bedingung des Bukarester Friedens, der Bulgariens Not lage in unerhörter Weise ausbcutcte, nicht von Bestand sein konnte: Aber die Forderung der Revision des Bukarester Vertrages, die man sofort in Wien erhob, scheiterte damals an dem Widerspruch Rußlands und der Westmächte. Das ist in Bulgarien nicht vergessen worden; und wenn in den Monaten, als die Russen in Angarn standen und England und Rußland Verträge schlossen über die Teilung der Türkei, deren Niederringung man nur als eine Frage von Mo naten ansah, die Diplomatie des Viervcrbandes auf dem Balkan nicht zum Ziele kam, so ist das der Erinnerung an den Bukarester Frieden und die damalige österreichische Hilfe zum großen Teil mit zu danken. Gewiß waren die russophilcn Kreise des Landes — dazu gehörte neben einigen ehrgeizigen Politikern und phanta stischen Schwärmern für den panslawistischen Gedanken auch ein großer Teil der alten Bauernpartei, die die Befreiung des Landes durch die Russen noch miterlcbt halte — eine Zeitlang drauf und dran, mit ihrer Ansicht zu siegen, daß der Hauptfeind nicht die Serben, sondern die Türken wären. Aber der geschickten Politik des Ministerpräsidenten Radoslawow gelang es, über den gefährlichen Punkt glücklich hinwegzukommcn, wozu die kluge Hal tung der Türkei wesentlich mit beitrug. And wenn noch etwas fehlte, um die Russenfrcunde des Lan des mit der Politik der Regierung vollständig auszusöhnen, so war es das russische Ultimatum, das auch den fanatischsten Pansla wisten in Bulgarien die Augen darüber öffnete, daß die Regie rung in Petersburg cs noch immer nicht verlernt hatte, Bulgarien als Vasallenstaat zu betrachten. Die Erregung, die die russische Zumutung im ganzen Lande hervorrief, brachte die nationale Einigkeit mit einem Schlage zustande, und so bekam die Regie rung die Arme frei zur Abrechnung mit dem alten Feinde deS Bulgarenkums, den Serben, die einst vor 30 Jahren, als sie die Angliederung Ostrumeliens nicht dulden wollten, der Batten berger ruhmvoll aus dem Lande trieb. Und diesmal werden, so hoffen wir, keine Großmächte imstande sein, dem siegreichen Bulgarien in den Arm zu fallen: an unserer Seite wird das Land den Platz auf dem Balkan erobern, der ihm dank seiner Tüchtig keit und Stärke gebührt. Wie Griechenland und Rumänien sich damit ab finden werden, entzieht sich vorläufig jeder sicheren Berechnung; doch haben die Ereignisse der letzten Woche zum mindesten bat klar bewiesen, daß die Neigung beider Staaten, zugunsten deS