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10V. Zahvacmg AberrL-Ausgabe 1S15 Nr. 4S4 1918 Dienstag, den 28. September SchristleUung und GelchSfltflellc^ 5oh«nni1qass« Rr. 8 Frrnsprcch-Änlchlub Rr. 14S92, 14KSZ und 146S4 LchWlhe deiMe GcgWße im Westen 21978 Russen bei Wilna gesungen 34VV Engländer gefangen ird 8u, rL- 6ll ArNtzt .0». »tl 2S kl. erüoic» Sw. »ss«a gtz- go« !l>II ».a«. ie »Ne i kiiul ktzUM. llig leb« la, Beratungen in London Telegraphischer Bericht LonLon, 28. September. Staatssekretär Grey empfing gestern nachmittag den fran zösischen, den italienischen und den russischen Bot schafter sowie den griechischen, den bulgarische« und den i sch«» Ans«ndt«n, Telegramm König Ferdinands an den König von Griechenland Eigener Drahtberlcht Frankfurt a. M., 28. September. Die «Frankfurter Zeitung" meldet aus Konstantinopel: König Ferdinand von Bulgarien richtete an den König von Griechenland ein Telegramm, worin er die bün digste Versicherung gibt, dah mit der bulgarischen Mobilisierung keinerleiAbsicht eines Angriffs auf griechi sches Gebiet verbunden sei. Bulgarien lege im Gegenteil groben Wert auf den Ausbau der zwischen beiden Ländern be stehenden guten Beziehungen. terv.-, »end«, abds. lfret*. SN Einstellung des griechischen Eisenbahnverkehrs mit Bulgarien Telegraphischer Bericht br. Athen, 28. September. Amtlich wird hier bekannigegeben, dah der Eisenbahnverkehr mit Bulgarien eingestellt ist. Man hält hier «ine durch greifende Lösung des Balkanproblems <ür unmittelbar bevorstehend und faßt die Möglichkeit einer Oeffnung des Weges von Berlin nach Konstantinopel über Serbien ins Auge, lieber die Frage, wie sich Griechenland zu dieser Tatsache stellen solle, herrschen hier zwei grundverschiedene Ansichten. Es darf sedoch an genommen werden, dah diesenige, die für die Neutralität ist, die Ober hand gewinnen wird, und dah das Kabinett Benizelos, das di« entgegengesetzte Meinung vertritt, fallen wird. Diese Meinung herrscht heut« hier vor. Es verlautet sogar, dah Benizelos angesichts der ihm ungünstigen Lage entschlossen sei, sich noch vor der Zuspitzung der Äeulralilätsfrage zurüchzuziehen. Französischs Menfchrnve-gsuLung - Telegraphischer Bcrickk <u. Lausanne, 28. September. Die soeben hier eingetroffenen Pariser Morgcnbiälter beschäf tigen sich eingehend mit den jüngsten Ereignissen auf der Westfront, deren Ergebnisse sie in in a ß l o s e r W c i s e über treiben. Der Umstand aber, dah die Blälker fast einmütig es ver meiden, die Kämpfe al;, den Beginn der seit langem angesagten französischen Offensive zu bezeichnen, weist deutlich daraus hin, daß die französischen Fachleute sich im Innern vollkommen bewußt sind, daß die durch rücksichtslose Menschenvergeudung erzielten Ergebnisse nur Erfolge örtlicher Natur sind, die auf das große Ganze keinen Einfluß haben können. Der Milikärkrikikcr des «Petit Parisien' erklärt, daß erst die nächsten Tage beweisen werden, ob die großen Hoffnungen, die man jetzt überall in Frankreich an den Beginn der neuen Kämpfe knüpft, berechtigt waren. Die Tatsache, daß mehrere tausend Gefangene gemacht wurden, fällt nicht so schwer ins Gewicht, da auch die Ver luste auf französischer Seite nicht gering angeschlagen werden dürfen. Auffallend viele Mililürkriliker rechnen mit dem sofortigen Einsetzen starker deutscher Gegenangriffe, die sie allerdings nicht technisch begründen, sondern nur auf den «Hochmut' der Deutschen zurückführen, die cs nicht ertragen können, einige Stellungen aufgcgebcn zu haben. lllll! Nr. 41 in der sten und Indizien >war: 78, 189, 889, iS5, 272, Kaffe in Leipzig, »lost für Alle Vulgaren verlasse;» Frankreich Eigener Drahtbericht sr.) Genf, 28. September. „Herald" meldet aus Paris: Die bulgarischen Staats angehörigen, auch die in nicht militärischem Alter, verlassen Frankreich. Die Rüstungen Bulgariens Telegraphischer Bericht tu. Rotterdam, 28. September. «N. Rokkerd. Courant' meldet aus Sofia: Jeder, auch die diplo matischen Vertreter der Ententemächte, erkennen vorbehaltlos an, daß die MobilisierunginBulgarien in bewundernswerter Ruhe und Ordnung verläuft. Die gesamte militärische Organi sation funktioniert vortrefflich, so daß die Annahme, dah der Aufmarsch der Truppen sich nach dem festgesetzten Programm ent wickelt, berechtigt ist. In Regierungskreisen versichert man, dah nach einem vor einigen Tagen getroffenen Ilebereinkommen Griechen land Kalwa und Drama mit dem Hinterland mit Ausnahme Seres an Bulgarien zurückgeben würde, wogegen Griechenland Gevgheli und Doiran zurückerhaltcn würde. 8ept. «wüsche, Hand- u. Zephyr, Str. 49. l.ao lU»«t Die neue Offensive Von Major a. D. v. Schreibershofen Seitdem der letzte große Durchbruchsversuch der Franzosen und Engländer an der Front Lille—Arras im Frühjahr dieses Jahres gescheitert war, hatte aus dem westlichen Kriegs- s ch aupl a tz verhältnismäßige Ruhe geherrscht. Es war dies eine Folge der außerordentlich großen Verluste, die die West mächte bei ihren vergeblichen Angriffen erlitten hatten. Es hatte mehrerer Monate bedurft, ehe die Lücken, die in die Truppen verbände gerissen waren, wieder ausgeglichen werden konnten. Es hatte sich zugleich bei den damaligen Kämpfen gezeigt, daß die eingesetzten Kräfte zur Erzielung eines entscheidenden Erfolges nicht ausreichlen. Sollte der Angriff mit Aussicht auf größeren Erfolg erneut unternommen werden, so mußten dafür auch stärkere Truppcnmasscn bereitgestellt werden. Ilm diese aufzubringen, war aber viel Zeit erforderlich. Auch die Munitionsver sorgung halte große Schwierigkeiten bereitet, und es mußte erst während einer längeren Periode die einheimische Fabrikation in bedeutendem Umfange erweitert und zugleich auch das Aus land für Munitionslieserung herangczogen werden. Diese Vor bedingungen für eine ncueOfsensive waren jetzt erst erfüllt, so daß die englisch-französische Heeresleitung die Zeit für einen neuen großen Durchbruchsversuch für gekommen hielt. Dazu schien auch die allgemeine Kriegslage a.uszusordern. Die Ver bündeten halten auf dem östlichen Kriegsschauplatz während des ganzen Sommers bedeutende Erfolge erzielt und das russisch« Heer in zahlreichen Schlachten und Gefechten entscheidend ge schlagen. Seine Widerstandskraft war dadurch immer mehr zu sammengebrochen und vermindert worden, und es war nur noch eine Frage der Zeit, wie lange der russische Widerstand überhaupt noch dauern würde. In der' auswärtigen Presse war es auch vielfach erörtert und besprochen morden, daß die Deutschen schwer lich den Russen tief in das Innere von Rußland hinein folgen würden. Ein Kriegszug nach Napoleonischer Art bis zur Besitz nahme von Moskau oder sggar bis zur Eroberung von Peters burg wurde für wenig wahrscheinlich angenommen. Dagegen lag der Gedanke näher, daß die deutsche Heeresleitung, wenn ein ge wisser Abschnitt erreicht und damit die Niederlage des russischen Heeres zu einem gewissen Abschluß gekommen wäre, sich im Osten auf eine defensive Haltung beschränken und alle verfügbaren Kräfte nach dem Westen entsenden würde, um dort die Offensive wieder aufzunehmcn. Ehe dieser Zeitpunkt cintrat, und bevor die Deutschen in Nordfrankrcich und Weslslandern bedeutende Ver stärkungen erhielten, sollte die längst geplante französisch-englische Offensive ins Werk gesetzt werden. Dieser Zeitpunkt schien nun mehr gekommen zu sein. Auch die Verhältnisse auf dem Balkan forderten eine schnelle Entscheidung. Bulgarien und Griechenland halten beide die Mobilmachung angeordnet. Eine Offensive der Zentralmächke gegen Serbien schien in sicherer Aussicht zu stehen. Das Dar- danellcnunternehmen halte bisher keinen Erfolg gehabt, sondern nur zu schweren Verlusten geführt. Ein Erfolg schien nur wahr scheinlich, wenn die Balkanstaatcn sich auf die Seite des Vierver- bandes stellten. Um dies zu erreichen, war aber ein militärischer Erfolg notwendig. Rußland war geschlagen, und auf ein neues siegreiches Vorgehen konnte auf lange Zeit hinaus nicht gerechnet werden. So drängle alles die Westmächte, noch einmal einen Angriff gegen die deutschen Stellungen zu unternehmen. Führte er zu einem großen, entscheidenden Erfolge, so wurde nicht nur das von den Deutschen besetzte Gebiet von Belgien und Nord frankreich befreit, sondern auch aus dem Balkan und an den Dar danellen konnte ein entscheidender Umschwung der Lage eintreten. Dies mag der Gedankengang und die Ueberlegung gewesen sein, die die englisch-französische Heeresleitung zu dem neuen Angriff veranlaßte, der in den letzten Tagen stattgesunden hat. Von den früheren Kämpfen unterscheidet sich der jetzige An griff dadurch, daß er sich nicht auf eine einzelne Stelle be schränkte, sondern gleichzeitig auf mehreren Punkten erfolgte. Die Artillerielätigkeit.'mit der das neue Unternehmen einsehte, erstreckte sich auf die ganze Front von der Nordsee bis zu den Vogesen, und während der Dauer dieses Artillcriekampfes, der unter Einsetzung bedeutender Munitionsmengen durchgeführt wurde, war es unklar, an welchen Stellen der Insanterieangriff erfolgen würde. Und als dieser schließlich einsetzte, waren cs auch wieder verschiedene Stellen, an denen die Sturmkolonnen vor brachen. Bei Bpern, südwestlich von Lille und in der Champagne gingen die Franzosen und Engländer offensiv vor. Durch da gleichzeitige Anpacken der deutschen Front an verschiedenen, wett auseinander hegenden Stellen sollte die deutsche Heeresleitung in Verwirrung gebracht und an der rechtzeitigen Heranführung der Reserven nach dem bedrohten Punkte verhindert werden. Denn es war bei so zahlreichen Angriffen natürlich schwierig, die Stellen rechtzeitig zu erkennen, an denen der Hauptangriff erfolgte. Der von den Westmächten durchgeführte Angriff wurde an mehreren Stellen von Anfang an abgewiesen und brachte nur in der Gegend südwestlich von Lille und in der Champagne bet Perthes dem Gegner einen vorübergehenden örtlichen Erfolg. Dieser soll in seiner Bedeutung und Wirkung nicht unterschätzt werden, denn es gelang dem Feinde immerhin, die vorderste Stel lung je einer deutschen Division zu erobern und die deutschen Truppen aus mehrere Kilometer in die zweite Verteidigungsstel lung zurückzudrängen, wobei die Deutschen erhebliche Verluste an Personal und Material erlitten. Damit hatte aber die feindliche Offensive auch schon ihren Höhepunkt überschritten, und letzt lfi Zs den putschen gelungen, das, tejMche^dlMrn Der deutsche Tagesbericht Das Wolsfsche Bureau meldet amtlich: Großes Hauptquartier, 28. September. Westlicher Kriegsschauplatz Der Gegner fetzte seine Durchbruchsversuche auch gestern fort, ohne irgendwelche Erfolge zu erreiche«. Dagegen erlitt er an vielen Stellen sehr empfindliche Verluste. Bei Loos unternahmen die Engländer einen neuen Gasangriff; er verpuffte völlig wirkungslos. Unser Gegenstoß brachte neben gutem Geländegcwinn 20 Offiziere 7 50 Mann an Gefangenen, deren Zahl an dieser Stelle dgmit auf 3397 (einschließlich Offiziere) steigt. Neun westere Maschinengewehre wurden erbeutet. Bei Souchez—Angres—Roclincourt und sonst auf der ganzen Front der Champagne bis an den Fuß der Argonnen wurden französische Angriffe restlos abgewiesen. In Gegend von Souain brachte der Feind unter merk würdiger Verkennung der Lage sogar Kavalleriemqfsen vor, die natürlich schleunigst zusammengeschossen wurden und flüchteten. Besonders ausgezeichnet haben sich bei -er Ab wehr der Angriffe sächsische Reserve-Regimenter und Truppen der Division Frankfurt a. Main. In den Argonnen wurde unsererseits ein kleiner Vor stoß zur Verbesserung der Stellung bei Fille Morte aus- geführt. Er zeitigte das gewünschte Ergebnis und lieferte außerdem 4 Offiziere, 250 Mann an Gefangenen. Auf der Höhe bei Lombres wurde vorgestern und gestern durch umfangreiche Sprengungen die feindliche Stellung auf breiter Front zerstört und verschüttet. » Oestlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg Der gestern auf der Südwestfront von Dünaburg zurückgedrängte Gegner suchte sich in einer rückwärts ge legenen Stellung zu halten. Er wurde angegriffen und geworfen. Südlich des Dryswjaty-Sees finden Kavalleriegefechte statt. Das Ergebnis der Armee des Generalobersten v. Eich horn in der Schlacht von Wilna, die zum Zurückwerfen des Feindes bis über die Linie Narocz—Sees—Smorgon— Wifchnew geführt hak, beträgt an Gefangenen und Material: 70 Offiziere, 21908 Mann, drei Geschütze, 72 Maschinengewehre und zahlreiche Bagage, die der Feind auf seinem eiligen Rückzüge zurücklassen mußte. Die Zu sammenstellung dieser Beute konnte infolge unseres schnellen Vormarsches erst jetzt erfolgen. Die bislang gemeldeten Zahlen sind in ihr nicht enthalten. Südlich von Smorgon blieb unser Angriff im Fort- ichreilen. Nordöstlich von Wischnew ist die feindliche Stellung durchbrochen. 24Offiziere, 3300 Mann wurden dabei zu Gefangenen gemacht und neun Maschinengewehre erbeutet. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern Die Brückenköpfe östlich von Baranowitschi sind nach Kampf in unserem Besitz. 350 Gefangene sind eingebracht. Heeresgruppe des Generalfeldmarfchalls vonMackensen Die Lage ist unverändert. Heeresgruppe des Generals von Llnslngen. Der Ilebergang über -en Styr unterhalb von Luck ist erzwungen. Unter diesem Drucke sind die Rossen nördlich von Dubno auf der ganzen Front in vollem Rückzüge. Pariser Rachruse sör Zosfrer Offensive Eigener Drahtberlcht (r.) Genf, 28. September. Das Fachblatt «Guerre mondiale' stellt fest, daß Ioffres Offensive nun tatsächlich seit Sonnabend zum Stillstand gekommen sei. Manche Kritiker würden daraus schließen, daß die vierte Offensive gleich ihren Vorgängerinnen mißglückt sei. Dies Urteil sei aber verfrüht. Die zweite Frontreihe würde attackiert, wenn die Truppen neu organisiert und die Kanonen auf ein neues Ziel gerichtet seien. Die erste Ueberraschung sei allerdings vorüber. Die Deutschen kennten nun die gefährdeten Punkte ihrer Front und hätten Zeit gefunden, ausreichende Verstärkungen heranzubringen. Auch die heutigen Pariser Tageszeitungen sind bei. der Beurteilung der Lage sehr zurückhaltend. Sie warnen vor einem vorzeiti gen Optimismus. Hierher gelangte Pariser Depeschen be sagen, daß Paris bisher völlig ruhig sei. Es fänden keinerlei Kundgebungen statt. Die allgemeine Meinung ginge dahin, daß der erste Erfolg der Artillerie zu danken sei, daß die wahre Anstrengung aber erst jetzt komme.