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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.06.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150629010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915062901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915062901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-06
- Tag 1915-06-29
-
Monat
1915-06
-
Jahr
1915
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I9lS 109. Jahrgang /trntsblcUt desRntes und des polrzeuuutes ««»akft»a m,- «.schaft.st.il«! „banal.,aff« vr.«. . Z«rnspr«ch-Nns»lust Nr. 14",, 14", «a» 14"4. Nr. 324 ISIS VIrnsnig, üea 2S. Juni iter vird <4-14 6l! sied l Zured Lrvsi- >s oiedt rr-7r SS« 4r-r4 tt-7I IL-« 'ror. iie- ivcklireud eduncielt, inen 6v- xleiedea 15 -/ff kür dis Kb- jenok- idrg Or- erteilte. dvvercien d immer Zeu, dis dis aber N7-171 144-1» irr-ira i»r-i>i III-N» irr-141 »in in-i» ^!S lekerunF rto Ver- ar. Oie Rak- mr Ver- in<^ des - darauk itte, das st- uud sm Vor- iie Rod- «ledea- d vor- küdl. e Ir e r n lüxends kinerien Kea Ko »Mitglied eo. >ol>i»»rkt i.d: 77» >7» Lvdo^ l»»iam«n bachstrahe 8 lbwesenyeit and aus sen heraus- veranlaßt, rwehr bald Das südliche Dnjestr-Ufer aufwärts Hatte; vom Feinde frei >on der Eil- tze bis zur nachmittag iskora", mit Handwagen yofraum in ,8.8.6022', äse. vom -iden Fällen ver Sslerreichlsche Tagesbericht vvtd. Wien, 28. Juni. Amtlich wird mitgeteilt: 28. Juni mittags. Russischer Kriegsschauplatz Die verbündeten Armeen in Oftgalizien verfolgen. Sie er. reichten gestern unter fortdauernden Nachhulkümpsen nordöstlich Lemöerg die Gegend Alodzienk—Sadrvorze, dann mit Vortruppcn den Stvirz, der im Unterlauf schon überschritten wurde. Hatte; ist in unserem Besitz. Dar südliche Dnjeftr-Ufer aufwärts Hatte; ist vom Feinde frei. Nach fünftägigen schweren Kämpfen heben die verbündeten Truppen der Armee Lmsingen den Dnjestr-Ucbergang erzwungen. An der übrigen Dnjestr-Front herrscht Buhe. Truppen der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand erstürmten gestern 4)la;orv, südwestlich Narol, und drangen heute nacht in die feindlichen Stellungen auf den Höhen nordöstlich des Ortes ein. Die Russen sind im Bück;uge über Narol. Die sonstige Lage im Nordosten hat sich nicht geändert. Italienischer Kriegsschauplatz Die Lage auf dem italienischen Kriegsschauplatz ist unverändert, der Feind fast vollkommen untätig, nur die Geschützkämpfe dauern an allen Fronten fort. Ein Marineflieger hat am 27. d. M. bei Villa Vieentina einen feind lichen Fesselballon beschossen und zum Nicdergehen gezwungen, am 28. mitten im feindlichen Artilleriepark S. Laneiano eine schwere Bombe mit verheerendem Er folge abgcworfen, einen Dampjcr in der S-obba durch Bombe schwer beschädigt, so daß das Achterlei! auf Grund sank. Der Stellvertreter des Chefs des Generalftabes v. Ho es er, Feldmarschalleutnant. iriegsrenn- 0 w. Hrn. sjersicus 2., ig. Austra- Ueberlegen « 1600 m. Reveille 2., Narren- Bernburg, t, Titichen. « 1200 m. Föstenj 1.» göttin (4.), ton, Lieb- Lapalie, i 1000 w. a g e t t e" j a d e r e" 3. Unpl.: Pertew, Haltefest, 2400 m. leuler), 2. 1). Matze, ist, Sand- , Eidechse, ll, Saint r, Exarch, ü- 2800 ./L e" (Bleu- pl.: Par- eiß. Pom- ischarfer 4000 ./e Kana II" . Unpl. Aurelia. Sonnabend- ichshain qc Blitz in erpachteten L in Flam- Heu wurde konnte ae- >nde Wohn. Zrankreichs Ehrenschilö H Die „Neue Zürcher Zeitung" lägt sich von ihrem Pariser Korrespondenten wieder einmal hin einlegen, der mitteilt, daß die deutschen Proteste und Drohungen wegen des Fliegerraids nach Karlsruhe in der französischen Presse wenig mitleidiges Echo gefunden hätten. „Zu lang ist die Reihe der von Zeppelinen untz Unterseebooten begonnenen Gewalt akte, als daß man der nunmehrigen Reklamation Deutschlands irgendwelche Berechtigung zusprcchen könnte." Trotzdem finden sich, meint der Brave, einige Tagesschriftsteller, die auf den sentimentalen Standpunkt' eingehen, die frische Erinnerung an die „Lusitania"-Katastrophe bringe aber diese Bedenken rasch zum Schweigen, und auch die Bombardierung sogenannter befestigter Plätze, mit der sich die deutschen Militärbehörden jeweils entschul digten, gelte als ein Spiel mit Worten. All das ist schon eine ziemliche Unverfrorenheit, denn ehe unsere Zeppeline und Unterseeboote ihre den Fein den so unbequeme Arbeit begannen, hatten fran zösische und englische Flieger längst offene deutsche Städte weit hinter unserer Front mit Bomben be legt und unschuldige Frauen und Kinder hin gemordet. Den Gipfelpunkt erreicht aber der Pariser Mitarbeiter der „Neuen Zürcher Zeitung", wenn er seine Ausführungen mit dem Ausdruck der Hoffnung schliefst, das; der Karlsruher Raid nicht ähn liche Unternehmungen im Gefolge haben werde, „denn Frankreich halte trotz allem darauf, daß sein Ansehen in der Welt unbefleckt bleibe". Es genügt, diese Unverschämtheit, die sich in einem Blatte der neutralen Schweiz ganz gut ausnimmt, niedriger zu hängen. Der Mann täte wohl besser, einmal bei Gustave Heros nachzufragen, wie Frankreich seinen Ehren schild befleckt, und darüber seinem Blatt ausführlich zu berichten, da Heros selbst nicht näher darauf eingegangen ist. Es genügt aber schon, wenn er in seiner „Guerre sociale" andcutct, das, in Frankreich ein st a r k e r D r u ck auf die russischen Juden und die politischen Flüchtlinge ausgeübt wird, denen angedroht wird, daß sie in Konzen trationslager geschickt werden, falls sie nicht nach Rutzland zurücktehrcn oder in die Fremdenlegion ein treten wollen. HervS spielt auf ein furchtbares Drama an, das sich kürzlich in der jüdischen Legion in Carency abgespielt habe, und das er aus vater ländischem Schamgefühl nicht erzählen könne. Heros erklärt, das zwangsweise Vorgehen gegen die Angehörigen verbündeter Staaten sei eine Schande für Frankreich. Nicht weniger schmählich sei die Be handlung, die denen zuteil werde, die in die Frem- denlegion eingetretcn sind. Hervd fordert die Regie rung auf, solchen Mißbrauch der Amtsgewalt schleunigst abzustellen. Will die „Neue Zürcher Ztg." ihrem Pariser Korrespondenten nicht den Auftrag erteilen, dieser Affäre einmal nachzugehcn und darüber zu berichten .' Dann hätte sie wenigstens Gelegenheit, ihre neueste Entgleisung nieder gutzumachen. /-VAklAcNpkklfc. ispaNtorP«t>ti«tt,r»pk.,ö>«Nrklami'«U«1 Nl., v.a au.wür«. 3» Pf., N«klam«a 1.45M., Kl«1n« ftnzrig«« »»«P.Mzrttin« SSpf.,d.w1«-«rh»l.kad.,fta;«1sen»»nSrhS«»«n tm amtUch«nT«U»t«pitit» z«U« "Pf. ««fchSft.anzkigin mit ptahvorfchrtft m pr«if« «rhSht. Nadatt Tarif. Vella»«»: Vrsamtaufl.7 M.üa.Tous«»- au.schl. Postgebühr. ftaz»>S«"-ft»nahm«: „hannl.gaff«*, d«t sämtlichen Mairn »«, L«tpz>s«« Tag«dlatt«. und all«n ftnn»oce»«Txp»-Ul»»«n -«» Ja« an» stuelanü«^ da»L«tprIorrTogrb<att «rschrlnt Werktag» »mal. Sonn« u. Zrtrrtag.lmai. VerllnerNeäaNton: I»ä«n Zelten 17. Zierniprech-naschluA: Hansa Nr. 4»7. Nkorgen-stusgabe. »ezugsprelse: »»aatUch l.rs M., »i«rt«y-hrUch 3.75 M. v«> ö«r »«sthLst.steU«, ansrra ZUlalrn un. ftuogadrstellen adgeholt: moaatllch 1M., vlertetzühellch 3 M. Durch uaf«r« au.wärtigen Zillalen tu» Hau, gtbracht: »oaatltch 1.5» M., »trrtillShrltch 4^» M. Durch 4t« p.str taarrhald vrutsch- lau». uaü Ser örutfch«» st»l»at«a moaatttch 1^» M., »t«rt«tjahrltch 4^5» M., au.fchli«stltch p»stdrst«Ua«l». prrt» -«« TIaz«taumm«r 1. Pf. In Leipzig, Sen Nachbarorten uns Ira Drten mit «larnen Zilialru wir st« ftdrasau.gadr aoch am ftdra- -r. Trfch«ta«a» ta. Hau» geliefert. Zu -en Tagesberichten Halicz besetzt! Eine hochcrfreuliche Kunde von ganz besonderer Bedeutung. Nächst Lem berg, das vor acht Tagen verloren ward, galt den Russen in dem von ihnen noch behaupteten Teile Galiziens die alte Residenzstadt Halicz, di: einst dem Lande den Namen gab, als äußerst wertvoller Besitz. Mit Umsicht und Sorgfalt hatten dir Feinde dieje wichtige Uebergangsstelle über Len Dnjestr zu einem starken, wohlbefestigten Brückenkopf ausgebaut. Wer in Halicz befiehlt^ hat auch die Herrschaft über das nördliche Dnjestruser. Aus dieser Erkenntnis heraus setzten die Russen den Sturmangriffen der Truppen Lmsingens den wütendsten Widerstand entgegen: aus den gleichen Beweggründen spannten aber auch die Angreifer ihre Kräfte aufs schärfste an, um den Russen diese Stadt zu entreitzen. Nach fünftägigen, mühevollen, blutigen Kümpfen war Linsingens aus dauernden Soldaten dieser grotze Erfolg beichieden. Am Sonntag sind sie als stolze «ieger in Halicz ein gezogen. Auf ihrer ganzen Front hat die Armee Linstngen den Dnjestr nunmehr überschritten und strebt den weichenden Russen weiter nach Nordosten nach. Die weiter flussabwärts stehenden russischen' Streitkräfte müssen nun, soweit sie von der Armee Pflanzer nickst schon auf das nördliche Ufer des Dnjestr zurückgeorängt sind — so bei Nizniow. Potok-Zloty und Zaletzczyki — schleunigst das Südu^er räumen, um nicht abg:schnitten zu werden, jedenfalls ist durch die Einnahme von Halicz für die Runen ein weiteres Festhalten der Dnjestrfront ausgeschlossen Die Einnahme von Halicz wird sich bald auch bei der nach Norden hin sich ausdehncndcn rufsisclxin Front unangenehm fühlbar machen. Von den Ver bündeten ist das Flützchen Zwirz, das bei Bükaciowze in den Dnjestr mündet, an seinem Unter lauf oereits überschritten worden. Der Feind be findet sich hier im Rückzug auf den Enita- Lipa - Avfchnitt. Die Gnita - Lipa -entspringt nörd lich von Przemyslany, fliegt in nordsüdlicher Rich tung und mündet bei Halicz in den Dnjestr. Wenn die Russen hier Haltmachen wollen, müssen sie be fürchten, von den über Halicz nordwärts vor dringenden deutsch-österreichischen Truppen im Rücken umfasst zu werden. Deshalb werden sie wohl ihren grosien Rückzug noch 25 Kilo meter weiter nach Osten, bis zur. Zlara- Lipa fortsetzen müssen, ehe sie an eine neue Abwehr denken können. Durch diese günstige Stellung der- Armeen» der Verbündeten eröffnet sich auch die Mög lichkeit einer Aufrollung der russischen Front am. unteren Dnjestr. Die Lage der Russen ist also hier, in jedem Belang äußerst mißlich. Auch östlich und nordöstlich von Lemberg hat die hartnäckige Verfolgung der Verbündeten die Aussichten der Russen, sich noch länger in Galizien zu halten, wesentlich verschlechtert. Unermüdlich werden die Feinde auf den Bug zurllckgedrängt. Die Verfolger haben bereits die Linie Zadworze — Klodzienk erreicht. Zadworze liegt 30 Kilo meter östlich Lemberg an der Bahnstrecke nach Drody. Klodzienk ist nördlich von dem bereits vor einigen Tagen besetzten Zoltance zu juchen. Die deutsch österreichischen Truppen haben sich damit hier dem Bug auf durchschnittlich 11—18 Kilometer Entfer nung genähert. Es wird sich nun bald erweisen, ob die Russen in ihren hier vorbereiteten Stellungen sich halten können, oder ob sie überrannt und zu weiterem Rückzug gezwungen werden. Weiter nach Westen zu haben Truppen der Ar mee des Erzherzogs Joseph Ferdinand in der Gegend um Narol, 27 Kilometer nordwestlich von Rawaruska, gute Fortschritte gemacht, so daß auch hier von den Russen der Rückzug angetreten wurde, der sie sehr bald über die Grenze ihres Landes süh- ren wird. Von Tag zu Tag schrumpft also das galizische Faustpfand des Zaren immer mehr zusammen. Die Fol gen des Sieges bei Lemberg und der sofort eingeleiteten scharfen Verfolgung der Russen offenbaren sich immer herrlicher. Vielleicht ist der Tag nicht mehr allzu fern, da di: Russen nicht einen einzigen Quadratmeter galizischen Gebietes mehr besetzt halten, da der Krieg auch hier wieder auf russisches Gebiet übertragen wird. Was dann? Heber diese schwerwiegende Frage wird man sich vermutlich in dem Ministerrat unterhalten haben, der am Sonntag im Beisein des Zaren im russischen Haupt quartier stattgesunden hat. Mit einer ähnlichen Verzweiflung, wie die Russen ihre Stellungen am Dnjestr verteidigten, werfen sich die Franzosen in verschiedenen Gegenden der West front gegen die deutsche Mauer. Aber sowohl ihre Nachtangriffe nördlich von Arras, wie ihre Vorstöße am Westrand der Argonnen und auf den Maashöhen verliefen ergebnislos und haben lediglich zu einer Mehrung der nutzlosen Opfer beigetragen, die für die im Grunde längst ge scheiterte Gencraloffensive Joffres bislang gebracht worden sind Sehr erfreulich ist auch die Meldung, daß deutsche Flieger im Luftkampf den Gegnern sich durchaus gewachsen zeigen, daß auch in dieser Beziehung also die vielqcrklhmte französische llebcrlegenheit mehr in der Theorie als in der allein ausschlaggebenden Praxis vorhanden ist. Auf dem italieni-chen Kriegsschauplätze ist die Lage unverändert. Herr Cadorna entichulüigt die Erfolglosigkeit seiner Truppen — zum ach wievielten Male! — mit schlechtem Wetter. ver grosse Ving In der „Nuova Antologia" veröffent lichte dieser Tage unter dem Pseudonym Victor ein ganz Gerissener einen Plan, wie der Vier verband der raschen, siegreichen Beendigung des Krieges, an der er ein grotzes Interesse habe, nahe kommen könne. Er forderte aus mili tärischem Gebiet u. a. eine gleichzeitige Aktion der verbündeten Streitkräfte, das Ein greifen Japans, das 4—5 Millionen Mann mobil machen könne, und die schleunige Oefsnung der Dardanellen aus moralischen, militä rischen und wirtschaftlichen Gründen. Wir glauben gerne, daß für England namentlich die moralischen Gründe sehr ausschlaggebend sind, da mit jedem Tag, der ohne Erfolg vor den Dardanellen verstreicht, sein Ansehen auf dem Balkan und in der mohammedanischen Welt schwer leidet. Deshalb haben die schlauen Briten nun wohl auch den neuen Bundesgenossen Italien mit Schmeicheleien und großen Versprechungen dazu überredet, daß es seine Schiffe vor den Dardanellen opfert und die Halbinsel Gallipoli mit dem Blute seiner Söhne düngt, während England seine Schiffe in Sicherheit bringt und sie — angeblich zur Unterstützung der italieni schen Flotte ins Mriameer sendet. Man darf ruhig sagen, daß ein gerissenerer Coup den Rech nern in London während des ganzen Krieges kaum gelungen wäre, als dieser, wenn sich die Teilnahme Italiens am Dardanellenkampf be wahrheiten sollte. Doch das mögen die „Staatsmänner" in Rom ihrem Volke gegen über verantworten. All das aber genügt noch nicht, um den ersehnten Sieg über die Zentralmächte zu er ringen, dazu ist nach der „Nuova Antologia" vor allem die Teilnahme aller kleinen neu tralen Staaten an dem Wirtschafts krieg gegen Deutschland notwendig, die, ohne die Schweiz, 60 Millionen Einwohner zählen und darum die Entscheidung bringen können. Man muß sie, von Gebietserweite rungen abgesehen, durch Gewährung wirtschaft licher Vorteile gewinnen. England und seine Verbündeten müssen also einen ganz neuen finanziellen Feldzugsplan entwerfen, nämlich eine internationale wirtschaftliche Mobilmachung, einen Block, der Unpar teiische zur Entscheidung für oder wider zwingt, das, was Napoleon vergeb lich gegen England versuchte, in vollendeter weltumfassender Form. „Der anormale Zu stand muß auf hören, daß ein Teil Europas in der Neutralität eine willkommene Gelegenheit erblickt, indes die übrigen Staaten sich im Kampf gegeneinander ver muten. Ist es moralisch, daß der Balkan, ohne twas zu leisten, durch die Verbündeten von Oester- eichs Druck errettet wird, daß Holland nur durch as heroische Opfer Belgiens vor der Annexion urch Deutschland bewahrt bleibt? Das Problem ist also, daß die Neutralität keine erfolgverheißende Spekulation mehr bleiben darf. Dazu muß ein internationaler Wirtschaftsbund geschlossen werden, nicht gegen die Neutralen, aber für die Verbün deten und jedem zum Eintritt offen. Die Reich tumsunterschiede zwischen den Staaten würden so ausgeglichen, die Tragung der Kriegsschulden er leichtert werden; ein System von Handelsverträgen würde den gesamten Wirtschaftsverkehr aller Teil nehmer beleben. Italiens Eingreifen und die Um bildung des englischen Kabinetts eröffnen eine neue Phase des Weltkrieges. Zur raschen glücklichen Be endigung wird die geschilderte Nötigung der Neutralen zum Beitritt — durch wirtschaft, liche Maßnahmen, denen gegenüber Neutralität kein Vorteil mehr ist — viel beitragen." Man mutz sagen, das heißt aufs Ganze gehen! Und wenn man die Versuche Englands nach dieser Richtung in der letzten Zeit ver folgt — man braucht nur an den Schweizer Einfuhrtrust und den gestern besprochenen Ver such zu denken, die Neutralen zur Sperrung der Baumwollzufuhr nach Deutschland zu bewegen — so kommt man zu der Erkenntnis, daß der Vierverband auch vor dieser letzten bruta len Vergewaltigung der neutralen Staaten nicht zurückschreckt, wenn er sich Erfolg davon verspricht. Ter große eiserne Ring soll um die Zentralmächte so fest ge schlossen werden, daß sie darin erdrosselt wer den. Der Plan ist verteufelt schlau angelegt, weil er die wundeste Stelle der Neutralen, ihr Wirtschaftsleben, trifft, und tatsächlich hofft man auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege, auf dem Italien ja zugestandenermaßen bereits gezwungen wurde, sich dem Dreiverband anzuschlreßen, zum Ziele »u kommen. Es bleibt nur die große Frage offen, ob die Neutralen sich zwingen lassen, England- Wirtschaftsinter- essen zuliebe auch noch die Blüte ihrer Jugend und Mannheit auf den Schlachtfeldern zu opfern. Besondere Beachtung verdient es, daß man den stärksten Druck wieder auf die Balkan staaten auszuüben gedenkt, was durch die letzten. Meldungen aus Sofia und Bukarest, wo die Diplomaten des Vicrverbands neuerdings mit Hochdruck und mit Zugeständnissen wildester Art arbeiten, bestätigt wird. Man möchte gar zu gerne das gefährliche Dardanellenunte r- nehmen, das Englands Ansehen schon so viel geschadet hat, mit Hilfe der Baitanstaalen zu Ende führen, die Türkei niederwerfen, Konstan tinopel nehmen, Rußland entlasten und dann den Siegeslauf der deutschen und österreichischen Truppen in Galizien hemmen. Der Plan ist, wie gesagt, groß angelegt und verdient, crstsk- haft im Auge behalten zu werden. Daß das von feiten der deutschen Regierung geschieht, reiben wohl am besten die Anwesenheit des Reichskanzlers von Bethmann Hollweg in Wien und die Verhandlungen, die er mit dem Kaiser Franz Joseph, dem österreichisch-un garischen Minister des Aeußern von Burian und wohl auch mit hervorragenden Politikern und Parteiführern der Donaumonarchie ge pflogen hat, und die wohl zu einem befriedi genden Ergebnis geführt haben dürften, so daß wir nach dieser Richtung uns keine Sorgen zu machen brauchen. Daß die von allen Seiten umworbenen Balkanstaatcn sich ihrer Bedeutung von Tag zu Tag mehr bewußt werden, liegt auf der Hand, ebenso, daß sie ihre Forderungen nach allen Seiten möglichst hinaufschrauben. Noch aber liegt kein Grund vor, der zu der Annahme berechtigte, daß namentlich Rumänien und Bulgarien dem neuerlichen Truck des Vier verbandes nachgeben und auf seine großen Ver sprechungen hineinfallen könnten. In Rumänien hat sich sogar durch den Tod Lahovarys, eines der Führer der konservativen Opposition, die Stellung des Ministeriums Bratianu weiter be festigt, und die neuen Siege bei Halicz und östlich Lemberg dürften dazu weiter beitragen. Man darf also der weiteren Entwicklung der Tinge mit Spannung, aber auch mit Ruhe ent gegensehen. Tie Bestrebungen des Vierverbands, der allein nicht mit den Zentralmächten und der Türkei fertig zu werden vermag, nun auch noch die Neutralen zu einem Ring gegen uns zu sammenzuschließen und ihre Truppen für sich zur Schlachtbank zu führen, ist der beste Be weis für die starke Stellung, die der neue Drei bund sich errungen hat. Und man darf wohl hoffen, daß diese Erkenntnis auf die Entschlüsse der Neutralen, namentlich aber der Balkanstaaten, nicht ohne Einfluß bleiben wird, zumal wenn es der deutschen und österreichischen Diplomatie gelingt, den Angeboten des Bierverbandes ihrer seits Konzessionen gcgenüberzustellcn, die auf festeren und solideren Grundlagen ruhen, als die Versprechungen Rußlands und Englands.
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