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Riesaer Tageblatt Mittwoch, 25. November 1S36, abends Drahtanschrift: Lageblatt Riesa Fernruf 1237 Postfach Nr. 52 «vd Anzeiger lLlbedM mir An-eigaj. und des Haupt-vllamteS Meißen Postscheckkonto: Dresden 1580 Btrokasse: Riesa Str. 52 8S. Jayrg. dftNummerdesSius^ 10 Uhr vormittags aufzugeben: eine für das Erscheinen °n bestimmten TagenundPatzenw.rdincht^ die gesetzte 46 mm breite mm-Zetle ober deren Raum S Rpf-, die M mm breite, 8 gespaltene mm.Zeile im Textteil Lb Rpf.sGrunüschrift. detttömmhoch^Zlffer^ tabellartschtt Satz SO"/. Aufschlag. Bei fernmündlicher Anzeigen-Bestellung oder fernmündlicher Abänderung eingesandter Anzeigentexte ober drobeabziigeschließt der B"laabieJnanfpru^ nähme aus Mängeln nicht drucktechnischer Art aus. Preisliste Nr. 8. Bei Konkurs oder Zwangsvergleich wird etwa schon bewilligter Nachlaß hmf^ und Zahlung und Gerichtsstand ist Riesa. Höhere Gewalt, Betricbsstörnnnen usw. entbinden den Verlag von allen eingegangenen Verpflichtungen. Ge'-ßaft«steitiefa, ^^tbenra^e^ Unverlchämle Beleidigung Deutschlands Friedens «Nobelpreis an einen Lanbesverritter verliehen Do» Nobel-Prelskomilee de« Norwegischen Storthing Hal den Friedensnobelpreis für 1933 Karl von Ossietzky zugeteilt. Den Friedens-Nobelprei, für 1936 erhielt der argentinische Außenminister Carlos Saavedra Lama«. * Mit Karl von Ossietzky ist der Friedensnobelpreis zum erstenmal an einen von dem höchsten Gericht seiner Heimat verurteilten Landesverräter gefallen. Karl von Ossietzky wurde am 23. November 1931, also in der Zeit der Novem ber-Republik, vom 4. Slrassenal de» Reichsgericht» wegen Landesverrat«» zu einer Strafe von eln- einhalbIahrenGesängni, verurteilt; er trat diele Slrafe im Mai 1932 an. Lin Gnadengesuch an den Reichspräsidenten, Gcneralfeldmarschali von Hindenburg, wurde von diesem abgelehnt. Ossietzky ist Weihnachten 1932 aus Grund einer allgemeinen Amnestie in Freiheit gesetzt worden. Im Gegensatz zum Sowjetstaat, der seden politi schen Gegner an die wand stellen lässt, ha» sich da» national sozialistische Deutschland daraus beschränk». Ossietzky am 2S. Februar 1933 in Sicherheitsverwahrung nehmen zu lassen. Ossietzky ist vor längerer Zett au» dieser hast ent lassen worden und befindet sich in Freiheit. Die r-efteihung de» )lobei»,re»>i» an einen nolortschxa Landesverräter ist eine derart unverschämte Herausforde rung und Beleidigung de» neuen Deutschland, das, daran» »ine entsprechend deutlich« Antwort erfolgen wird. SchSrlste Lerurlettung lm Ausland Au der Verleihung des Friedensnobelpreise» an den Landesverräter Karl von Ossietzky liegen noch nicht viel aus ländische Presseslimmcn vor. Es kann jedoch schon jetzt ge sagt werden, daß weite Kreise der Auslande» die unerhörte Fehlentscheidung von Oslo ebenfalls scharf ablehnen und die Entrüstung, die ganz Deutschland über diese Provokation empfindet, durchaus teilen. Der sonderbare Entschluß des Osloer Robelkomitee» hat in weiten Kreisen des schwedischen Volke» starkes Befremden hervorgerufen. Der alte st e Nachkomme des Preis st ifter», Ingenieur Ludwig Nobel, hat im „Aston Bladet" eine E r - klärung veröffentlicht, di« an Deutlichkeit nicht» zu wünschen übrig läßt: „Ich bin vollends derselben Meinung wie der Storthing- Präsident hambro, daß es unglücklich ist, wenn der Friedens preis zu parteipolitischen oder überhaupt zu Zwecken benutzt wird, die Streitigkeiten Hervorrufen könnten. Nicht» könnt« mehr dem Wunsch Alfred Nobel» zuwiderlaufen, die» geht schon aus dem bloßen Namen des Preises hervor. Ich will mich nicht über die Personenwahl als solche äußern, aber der Preis soll nicht den Zweck haben, Streit zu entfachen. Eine solch« Sache ist selbstverständlich." Das Blatt nimmt an leitender Stelle unter der Ueber- schrift „Trotz allem — Ossietzky" eine ähnlich abweisend« Stellung zu der Osloer Entgleisung «in. Die Verleihung de, Friedenspreises an Ossietzky sei, so heißt es darin, «in lästi- ges und verfängliches Manöver, das ganz und gar nicht mit dem Zweck des Friedenspreises, entspannend und ver söhnend zu wirken, in Einklang steht. Es sei wahrhaftig nicht di« Meinung Nobels gewesen, daß der Friedenspreis dazu benutzt wird, die herrschenden Reibungen hervorzuhe ben und zu verschärfen. „Nya daglight Allehanda" erklärt: Der Friedenspreis Nobels für Ossitzky ist als eine reine Kundgebung zu betrach ten, «ine Kundgebung in dem Maß, als sie einen Protest gegen den Nationalsozialismus bezweckt." Das Blatt gibt der Auffassung Ausdruck, daß „der Träger des Friedens preises sicherlich kein welthistorisches Format besitze. Ihn darum als ein pazifistisches Opfer des kriegerischen Hitler- Regimes zu betrachten, bedeute in hohem Maß eine histo - rische Fälschung". Die Abendausgabe der „Berlingske Tidende" in Ko penhagen schreibt: Wenn das norwegische Nobel-Komitee sich doch entschlossen habe, dem umstrittenen Karl von Ossitzky den Preis zu verleihen, um damit den Haß des ganzen nationalsozialistischen Deutschland hervorzurufen, so sei die» <ein Beweis für eine starke Radikalisierung der ganzen Ein stellung des Komitees. Die Verleihung des Friedens-Nobelpreises an den Linkspazifisten Ossietzky hatinOesterreichäußerste» Befremden ausgelöst, das sich zum Teil bis zur Entrü stung steigert, da man diese Entscheidung nicht nur als peinlich für das Richterkollegium empfindet, sondern vor allem, weil man darin eine bewußte Kränkung Schon wieder Veehaiwnqen von Reichsangehörtgen in Sowietrubland ft Moskau. Nach einer Mitteilung der Agentur de- Austenkommissariats in Ebarkow sind am 21. d. M. drei weitere Reichsangebörige verdöstet worden, nämlich Mon teur Friedrich Büsherz der Zsclwcka-Werke KafterSlautern. Reinhold Schindler aus Jena, beide in Mariupol, und Herrmann Stamme,» Elektro Monteur, gebürtig und wohn haft in Charkow. -Der ehemalige Krieg-arianaene, Betriebsleiter Heinrich Schäler aus Tschunnlch l.Kasakstani wurde am St. Oktober aus seiner Arbeitsstelle bei Frunle ohne Anoabe eines Grundes verkästet. Er befindet sich in Semivelatinft und war am 11. November noch nicht verhört. Wie verlautet, wird er der .Konterrevolution zugunsten Deutschlands" be schuldigt. Die deutsche Botschaft in Moskau ist bemüht, die Fälle ausznkläre«. MW NM VMMlMN IM MHM, Auch ein Sowjetmarschall und 84 Generalstabsoffiziere im Bntyrki-GesängniS , ft Warschau. Der Berichterstatter des DRB. hafte Gelegenheit, sich von verschiedenen früheren österreichischen Schutzbündlern und ehemaligen Kommunisten, die auS der Sowjetunion ausgewicsen wurden und letzt über Warschau in ihr« Heimat zurückreisen, über den Umfang der verhaft tungeu der GPU unter der sogenannte« Opposition be richten zu lassen. Allein in das MoSkaner Butyrkft Gefäuguis, da» besonders für politische Gefangene be ¬ stimmt ist, werden seit einiger Zeit täglich einige Dutzend .Trotzkisten" einaeliesert. Nach kurzem Aufenthalt werden die Gefangenen in der Regel sür 5 Fabre in die Zwangs« arbeitslager verschickt. Die Zahl der politischen Gesangeneu, die in diesem Fabre allein durch dieses eine Moskauer Gefängnis gegangen ist, beläuft sich, wie sich auf Grund der Nummern der letzten Gefangenen leicht feststellen läßt, auf etwa 80 000. Unter den in letzter Zeit in daS Butnrki- Gefängnis einaeliefcrten .Trotzkisten" befindet sich, auch einer der höchsten Armeesührer. Marschall Gamernik, der unlängst mit »4 Generalftabsossi,irren verhaftet wurde Die meisten politischen Gefangenen kommen in da» sog. Bam-Lager, da- an der .Baikal-Amursk-Magistrale" in Ostsibirien liegt und in dem sich nach den vorliegenden Berichten mindestens t-ooooo bis 000 000 politische Gesängen« und Berbrecher befinden. Ein 2. gr»tze» ZwangSarbeitslage, befindet sich tu de» westlich de» nördlichen Ural» gelegenen Taiga mit der Zentrale Tschibiu an der Pjeftchura Zn diesem Lager, i» dem im vorigen Winter bis 54 Grad Kälte gemessen wur den, befinden sich etwa 50 NON Gefangene. Ans allen Berichten geb« hervor, daß »an sich in den europäischen Säubern völlig »n,»reichend« Vorstellungen über den Terror und das Ansmatz der täglichen verhaft taugen in »er Sowjetunion macht ES gibt heate, so wird i«»er rote der versichert, in der ganz«» Sowsetnuio« wahrscheinlich niemand, der nicht wenigsten« eine« Ange hörige» in einem Zwangsarbeitslager oder in eine« Ge» fänguis hat. Deutschland» sieht. Das „Neuigkeitsweltblatt" vver» schreibt seine Meldung bezeichnenderweise: „Friedens-Nobel preis für einen deutschen Hochverräter". Auch in dem naturgemäß sachlich gehaltenen Bericht der amtlichen Nach richtenstelle wird die Tatsache unterstrichen, daß Ossietzky wegen Landesverrats vor ein Gericht gestellt und noch in der Weimarer Zeit verurteilt worden ist. Deutschlands Botschafter in Moskau Graf von der Schulcnburg, der deutsche Botschafter in Moskau, der im Auftrage der deutschen Regierung als erster scharfen Protest gegen das willkürliche Urteil von Nowosibirsk erhoben hat und auch weiterhin alle in dieser Krag« notwendigen Verhandlungen führt. (Wagenborg-Archiv — M.i Asm »kl MMNikWM Arbeitsfront und Wehrwirtschaft ft Berlin. Im Berliner Rathaus sand die fünfte Tag««« der Reichsarbeitskammer unter der Leitung von Reichsleiter Dr. Ley statt. Die Bedeutung dieser Tagung wurde dadurch unterstrichen, daß maßgebliche Männer der Bewegung, der Wehrmacht und des Staates als Gäste teil nahmen. So sah man u. a. Staatssekretär General der Snegm^ Milch, Generalleutnant Karma» und Len Reichs- sportkübrer von Tschammer nnd Osten, der al- Anft-lrftrr der Deutschen Arbeitsfront gleichzeitig Mitglied der ReichS- arbeftSkammer ist. Da» Mitglied der ReichSarbeitSkammer, der Direktor der Deutschen Bank und DiSkonto-Geselftchaft, Dr. Kurl Weigelt, gab zunächst bei der Erörterung unserer gegen wärtigen Rohstosflage einen Ueberdlick über die geschicht lich, Entwickln«« nnserer Kolonialpoliftk. Er betonte, daß die Devisen-, Rohstoff- und Kolonialprobleme eng zusam menhängen. Auch da» Ausland erkennt langsam, baß eine vernünftige Lösung dieser Fragen für die Weltwirtschaft von entscheidender Bedeutung ist. Fm Anschluß daran sprach der Oberst deS General- stab«» Thomas, Cbef de» WirtschaftSstabe» im Webrmachtö- amt de» ReichSkriegSministeriumS über die Zusammenhänge die der Soldat zwischen Wehrmacht und Wirtschaft steht. Dann ergriff Reichsleiter Dr. Ley da» Wort. Unter Bezugnahme auf die vorher gemachten Ausführungen stellt« er die eine besondere Ausgabe der Deutschen Arbeitsfront heraus, das schassende deutsche Volk in die Form z» brin gen, die es haben mnß, am die großen Ausgaben der näch sten Zeit, vor allen Dinge« den vierjahresplan zn be wältigen Wenn wir auch von dem deutschen Volk ungeheuer viel Opfer fordern muffen, so werden wir doch auf der anderen Seite den Kräften der LebenSfrende nnd der LebenS- besahung in unterer NS. Gemeinschaft .Kraft durch Freude" genügend Rechnung tragen. Wir dürfen da» natürlich nicht falsch verstehen, .Kraft durch Freude" ist kein organi sierter BergnügungSverein, sondern die Mobilisierung von seelischen Kräften. Es kommt überhaupt darauf an, alle Kräfte der Gemeinschaft freizumachen, die dann fa auch jedem einzelnen Menschen zugute kommt. .Hast D» in Deutschland gearbeitet, Werte geschaffen, dann kannst Tu verlangen, baß die Gemeinschaft Dir hilft!" Amtsniederlegung der AeichrhmrdwerlrmekVerr Reichshandwerksmeister Schmidt hat mit Rücksicht auf seine berufliche Belastung und seinen Gesundheitszustand den Reichs, und preußischen Wirtschaftsminister gebeten, ihn von seinen Aemtern in der Organisation der gewerb- Wirtschaft zu entbinden: der Reichs- und preußische Wirtschaftsmmister gab diesem Auftrag statt. Aus dem gleichen Grund bat auch der Reichsorganisationsleiter und Letter der Deutschen Arbeitsfront, Dr. Ley, dem Wunsch des Pg. Schmidt um Entlastung aus seinem Amt als Leiter der Reichsbetriebsgemeinschaft „Handwerk" in der Deutschen Arbeitsfront entsprochen. Gelegentlich des Ausscheidens des Reichshandwerksmeisters Schmidt aus seinen Aemtern ist ihm der Dank für seine verdienstvolle Tätigkeit ausaeloro- «den worden.