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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.06.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140622013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914062201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914062201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-22
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Morgen »Ausgabe kür Leipzig und Vorort» üur» unser» Lriiaer . UN» Speitteur» Lmol »glich in» tzau» gedrocht: monatlich,.» M., »ierteiiährlich,.7» M. »ei »er «rschästosteU», unsern Ziltolen un» fluagadefleUea adg»holt: monatlich >M.,virrt»l>ahrlich Z M. Durch Sie Po Nr innerhold Deutschland» und dir deutschen Kolonien monatlich l.ss M., »»»rteiiiihrltch 4.SS M.. auoschliegttch postbesteUgel». Da» Leipziger Lagedlatt «rscheiut Werktag» »mal. Sonn» u. Zeiertogoimal. 2n Lelpzlg, den Nachbarorten und den Orten mit eigenen Malen wir» »le sidcndau»gad» noch am sidend de» Erscheinen» m» Hou» geliefert. Perl,ne-N»aactionr2nü«a2»lten>7.Z«rnsprr»»iinsOlua: M«al»>»Nr.»a7. Nr. 31 l. Amtsblatt des Rate» rurd despoU.zeiarn.tes der Stadt Leipzig Liedokttou uo» OetOSktsNeU«: 1okannl»aaN« Nr.«. » Zrrnspr»ch»ftnschlu- Nr. »b»2. ,4ddZ und 1404«. ISS. Jahrgang . für Inserat» au» Leipzig und Umgebung »>« /inAeigenpreise. ,spaltt,»p»tit,»>,»r,ps..»«»n.ttom»,»«»,m.. v»a ouewärt»r» Pf., Nrklomen l.ISM., klein» finzetgen di»p«ri«;»ll» W« -dpf.b.w>«»«rhol.Nob.,Inserat» oon vckorden im amtlicheniril di« Petit» zetl» zapf. O»sch«ift»anz»ig»n mit plaboorschrift im Preis»erhöht. Nadatt nach Laris. Seilagen: Oesaintaufl.5M.do»Lausend aueschl.Postgebühr. Mazeigen-finnahme: lohanniogolse», bei sämtlichen Filialen »»» Leipzig»« kogedlotte» und allen Mnnonren-LxpcSitionen »e. In» und hu,lande». Ocschäftsftelle für »erlin u.dlr pr.Vranürndurg: Direktion Wolter ZliegrI, Serlin w. IS, Margaretkenstrohe ». ZernspreO» finlchluiir Liibow r»7> Moaisg, den 22. Juni. 1S14 Vas wichtigste. * Der Neichsverband der deutschen resse begann am Sonntag in Leipzig seine eratungen. ('S. bes. Art.) * Der Sächsische Hansatag in Leip» ig fand am Sonntag seinen Abschluß. (L. es. Art.) * Die angeblich zum Entsatz Durazzos heranrückenden A l b an es e n füh r e r haben ihren Vormarsch eingestellt. (S. bes. Art.) * Die mexikanischen Rebellen haben unter dem Oberbefehl Villas den Angriff aus Zacatecas erneuert. * In dem Elberfelder Mord Prozeß wurden die beiden Angeklagten frei ge sprochen. (S. Recht und Gericht.) * Bertha von Suttner ist am Sonn tag in Wien im Alter von 7l Jahren gestorben. (L. Letzte Nachr.) * In Hamberg-Horn wurde der Große Hansa-Preis von S. A. v. Oppenheims H Ariel unter Archibald, und das Kaiserin- August e-V iktori a-I agdrcnne n von Pa- chalys Lurandot unter Lt. v. Raven gewon nen. — Im Deutschen Traber-Derby in Ruhleben siegte Stall Klausners Morgen wind. — Die Grand-Steeple-Ehase de Paris in Auteuil wurde von I. Hennessys Lord Loris unter A. Earter gewonnen. (T. Sp. u. Sp.) * Der Rudervcrein Sturmvogel-Leip zig siegte in verschiedenen Rennen in Bres lau. (S. Sp. u. Sp.) Vie Völkerwanderungen am Mcgäischen Meere. Die mittelbaren Folgen eines Krieges für das stttliche Heil, das wirtschastlichc Wohl der einzelnen und Las Behagen ihres Daseins pflegen die schling mere Seiten seiner Nachwirkungen zu sein. Selbst in mitten unseres westeuropäischen Kulturkrcises wollen Fragen wie die der Staatszugehörigkcit mancher Nordschleswrger nach einem halben Jahrhundert noch immer nicht zur Ruhe kommen. Die Balkan- kliege haben natürlich noch ganz anders in die privatnirtjchaftlichen Interessen eingegrijfen. Mehr oder minde' freiwillige Massenabwanderungen, die auch jetzt, zehn Monate nach dem Bukarester Fric- Kurt Geucke. Lum 50. Geburtstag am 22. Juni. Von Erich Zager, Leipzig. Kurt Geucke ist Sachse. Im Fabrik- und Han delsstädtchen Meerane, wo der Vater eine bescheidene Beamtenstellung innehatte, wurde er geboren. Der mütterliche Stammbaum weist um 1500 einen be rühmten Namen auf: Geiler von Kaisers berg. Ueber Geuckes Jugendzeit glänzte kein Heller Stern. Die Enge der elterlichen Lebcnsvcrhältnisse zwang ihn zum Verzicht auf das durch die Gym nasialvorbildung vorbereitete Uniocrsitätspudium. Ein unsicheres Tasten und jahrelanges Schwanken bei der Begründung eines Berufes, vielleicht durch schlummernde Ahnung seiner dichterischen «cndung verstärkt, verursachte jene Verdrängung aus ge- > wiefener Bahn. Zunächst wandte er pch dem Kauf mannsberufe zu. ging dann zum Königlichen Lchrer- V seminar über' schloß indes den Besuch vorzeitig ab. Auf einige Jahre, die er als Schauspieler und Dramaturg an norddeutschen Bühnen verbrachte, folgte die Tätigkeit als Journalist. Schließlich ge langte Kurt Geucke nach Berlin und studierte, nahezu vierzigjährig, noch Philosophie und Kunstgeschichl-r (1898—1902); seitdem lobt er in der Reichs hauptstadt. Noch während des Hinundhers seiner Ent- wicklunqsjahrc entstanden einige Dichtungen: die Tragödie „Eralda Loredano" (1888) und das Schau spiel „Felicitas" (1891). Ein ein-aktiges, nicht un dramatisches Libretto nach naturalistischem Zuschnitt, „Das Irrlicht", fand, oon Karl Grammann ver tont, bei der Urausführung in Dresden (1891) An erkennung. In jener Zeit begann bereits die Abkehr Geuckes von der herrschenden naturalistischen Strömung. Voll unklaren, doch inbrünstigen Ringens um eine idealistische Weltanschauung und Kunst gestaltung wandte er sich damals in einer schwäch tigen Broschüre: „Kunst und Naturalismus" gegen das „kleine Käferoolk der Naturalisten". So erfreu lich an sich dieses Hochstreben nach einer selbständigen Stellung außerhalb der zum Erfolg führenden Äkl- tagsgleise ist, so wenig geschickt ist die laute, ver ständnislose Gegnerschaft wider ein- geschichtlich not wendige Erscheinung. Anders und besser machen! sei die Losung der Jugend; nicht aber Schimpf und Schmähung der Alten. Als erste bedeutende Leistung erwi-sen sich die im Jahre 1«97 veröffentlichten, 1908 neu und verändert herausgegsbenen „Nächte. Gassen und G'ebel- geschichten" (Berlin, G. Erotesche Lerlagsbuchhano- den, rund um den Rahmen des Aegäischen Meeres noch fortgehen, schienen fast, wenn nicht die Ursache, so doch zum Vorwande eines neuen Krieges wer den zu wollen. Merkwürdig, daß man aus der Zeit, da die Türken kamen, so wenig von einer ähnlichen Massenflucht der unterworfenen Völker hört, wie jetzt, da sie gehen, da die Grenzen ihres Reiches sich immer weiter nach Osten zurllckziehcn, von dem Abzüge der Moham medaner aus christlichen Staaten zugefallencn Ge bieten! Ein Schwarm gelehrten Proletariates hat sich nach der Eroberung Konstantinopels über Italien ergossen: Las ist aus der Kulturgeschichte bekannt, weil seine Ledensbedingungen an den Hof von Byzanz und das höhere Schulwesen geknüpft waren. Der Masse siel es nicht ein, auszuwandern, und den Türken nicht, sic dazu zu drängen. Ja, die Völker des Balkanlandes durften sämtlich Christen bleiben und blieben es mit Ausnahme der meisten Albanier und in B o s n i c n des Adels durch ein halbes Jahrtausend bis zur gegenwärtigen Wieder herstellung der christlichen Herrschaften. Ihren reli giösen Sonderneigungen — die bulgarischen Ketzereien waren schon im christlichen Mittelalter in Europa sprichwörtlich geworden — durften sie sogar in der freien Luft des Halbmondes sich rückhaltloser hingcben, als unter dem verfolgungssüchtigen Walten der Orthodoxie von Byzanz. Daß der unga rische Protestantismus, anders als der öster reichische, der Gegenreformation in den habs burgischen Ländern nicht erlegen ist, verdankt er vor zugsweise dem Türkenregimcnt in Ofen zwischen 1526 und 1686. Hinter der Raab eröffnete sich in jenen von Religionskämpfen durchzitterten Zeitläuften die große Freistatt für olle Glaubensflüchtlingc Les Westens; insbesondere auch für Antitrinitarier und ähnliche Sekten, die katholische und evangelische Obrigkeiten mit Schafott und Scheiterhaufen ver folgten. Daß die Bastardsöhnc der Kirchen sogar mit einem gewissen Wohlwollen behandelt wurden, war so ziem, lich die einzige Einmischung, die die islamische Re» gierung sich in christliche Angelegenheiten erlaubte. Die Hierarchie des Patriarchats, trotzdem sie niemals oufgehört hat, ihre Ränke gegen das Reich des Herrschcrvolkes zu spinnen, genoß ihre großen Privi legien fast ungestört, die selbst der glaubenseifrige Eroberer Mohammed II. bestätigt hatte. Und eben diese weitherzige Duldung ist nun ein Haupt nagel zum Sarge der Türkenherrschast Uber Europa geworden und droht es auch in Asien zu werden. Denn auch in Türkisch-Asien, wo der Islam schon Jahrhunderte länger politisch herrschend geworden war, lind C h r i ft e n v ö l k e r in dichten Massen omäjsiz geblieben. Nicht allein die Griechen der Inseln und der anatoiiichcn Westküste, um die der gegenwärtige Streit geht. Die Armenier, die Maroniten des Libanons und andere Stämme vom monophysitischen Bekenntnisse kommen hinzu so wie in Aegypten die Kopten. Die Maroniten be sitzen seit einem Halbjahrhundert eine politische Selbstverwaltung, die Armenier sollen sie durch den mit Rußland 1916 abgeschlossenen Vertrag bekommen. Lauter Elemente der politischen „Dekomposition", Auflösung auch des Reichsrumpfes! Ueberall in dem einst so ruhigen Reiche leisten diese Minderheiten den Reichsfeindcn bei jedem kriegerischen Vordringen wirksamen Vorschub. Genau so, wie es in dem während des Mittelalters jahrhundertelang mo hammedanischen Pyrenäenlande geschehen ist. Es ist bekannt genug, wie dort die christlichen Könige gerade die entgegengesetzte Politik getrieben haben, nachdem sic die Herrschaften der „Mohren" vernichtet hatten. Die Philippe waren nicht ein. mol mit der gewaltsamen Christianisierung zufrieden, aus die sich Ferdinand und Isabella im zuletzt zurückeroberten rein maurischen Königreich Granada beschränkt hatten. Philipp HI. jagte schließlich der größeren Sicherheit halber den Rest der „Moriscos", denen in über hundert Jahren die Inquisition nichts angebabt hatte, nach Afrika hinüber. Und so haben es Griechenland, Serbien und Bulgarien nach ihrer Neubegründung im 19. Jahr hundert auch meist gehalten. Rasch verschwanden aus dem Neuhellas des Republikpräsidenten Capo d'Jstrias und des Königs Otto die Moslemen. In Bulgarien sind sie bloß im östlichen Teile des Donaulandes sitzengeblieben, wo sie unter der Türken herrschaft die Mehrheit ausmachten — ein bedeuten der Teil dieses Gebietes ist bekanntlich 1918 rumänisch geworden. Nach den allerletzten B a l k a n k r i e g e n haben die Enkel die Politik der Großväter wieder ausge nommen. Aus den neugriechischen und neuserbischen Bezirken soll der Islam verschwinden. Viele Zehn tausende Flüchtiger klopfen an die Tore Kleinasiens, um ein gastlicheres Obdach flehend. Der Wille, es ihnen zu gewähren, ist natürlich bei den Glaubens genossen groß. Aber wo Platz finden? Für die Urbar machung der Oedländereien im inneren Anatolien und seiner Salzwüste ist auch nicht jede Hand ge schaffen, und Türken verstehen sich auf solche Künste der höheren Oekonomie am allerschlechtesten. Aber an den fruchtbaren Rändern des Hochplateaus, in den vom Schwammschlick der zur Aegäis eilenden Flüsse gedüngten Auen liegt noch so manche grie chische Niederlassung, die über kurz oder lang überdies zur Einfallspforte eines neuen Raub krieges zu werden droht. Empfiehlt es sich da nicht, beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen? Gleiches mit Gleichem zu vergelten: die längst als wucherische Schmarotzer bittergehaßten und von jetzt an auch als künftige lleberläufer und Späher ver dächtigen Griechen von Aiwaly usw. auszutreiben und durch die zuverlässigen Leute zu ersetzen, die, soeben vom Völksrhasse der anderen aus ihrer Väter heimat verscheucht, natürlich mit gleichen Gesinnungen gegen ihre Dränger erfüllt sind? Aber werden die Türken ihren Willen jetzt noch zur Tat machen dürfen? Schon drohte Griechen lung). — Ein armer Dichter, der ohne äußeren Er folg „zwei große Trauerspiele und einen Band Lyrik geschrieben" hat, wird durch den Fron der Tagesarbeit gehemmt, seine bereits entworfene, ge waltige Tragödie der Menschheit, Les Genies, zu vollenden. In seiner einsamen Dachstube träumt er; in neunzehn Nächten, zwischen Advent und Pfingsten, gelangt er im Geleit der Not, des Grams, der «ehnsucht, der Liebe, d"s Ruhmes, des Schicksals und des Todes in das lichtlose Elend und in die quälende Erbärmlichkeit der Gassen. Grau in grau malt das „Buch der Tränen", was er hier gesehen. Weicher, auch wohl ironisch klingt tos „Buch des Kampfes", uns rührend versöhnlich, gläubig hoffend endet das „Buch der Sterne". Immer schärfer tritt aus dem Nebel und Dunst der Retter hervor, dem jeder ehrliche Strebende zuverlässig vertrauen darf. In ter Osternacht schreibt der Dichter: „Von zu künftigen Dingen", eine Zusammenfassung seiner metaphysischen Weltanschauung, als deren wesent liche Kennzeichen ein tatkräftiges soziales Mitglied und eine seltsame Wiedergeburtslehre zu nennen sind. Einer wahren Traumpsnckwlogie entbehren diese mnstisch-olleaoriichen Nachtgepchte. E« uns mehr oder weniger novcll'stijch" Gestaltungen trauriger Menjchenjchiäjo!?, stofflich nicht eben neu und mit mehr warmer Empfindung als erzählerischer Kunst wiedergeqedcn. Von Nacht zu Nacht über leitend, finden sich Ivrische Einlagen, die bald ge dankenvoll, balt lehrhaft, in Sonett- und freier Hymnensorm auitreten. Da Geuckes Buch sicher eine Tat der Eigenerlösung und erhobung über die Widerwärtigkeiten seines Lebens darstellt, so wird es weiterhin gleichgesinnten Seelen Erquickung und Er bauung spenden. Nur allmählich haben sich diese „Gassen- und Giebelgeschichten" in der Gunst der Leser festges-tzt. Rauschend lebhaft, überwältigend stürmisch war der Erfolg der Tragödie: „Sebastian", die in Dresden (1901s uraufgeführt wurde. Leo Berg hat diesem Werk einen ungeheuren Lorbccrkranz gewunden. Johannes Schlaf hat ihn überaus garstig zerzaust. Aber beide, der unkritische Verhimmlet und der über kritische Verreißer, haben den wirtlichen Wert der Tragödie verkannt. Heute, dreizehn Jahre noch ihrem Erscheinen, schwe-gt der Streit um „Sebastian , den seines Dichters stolzes Selbstdewußtsein „den Königen der Erde" gewidmet Hot. Er hat keinen neuen Ab schnitt des mpdernen Theaters emgyleitst, wie Berg prophezeite, und ist, trotzdem er vergessen ist mehr „als das Pensum oiv"s dichtenden Oberlehrers, di» letzte Agonie des epigonalen Idealismus" (Sch'pf) gewesen. Schon bei der Breslauer Uraufführung konnte das folgende dramatische Werk: „Der Meisterdieb", Ko mödie in vier Aufzügen, keinen vollen Erfolg er ringen. In der Tat weist dieses abenteuerliche Märchenspiel, das die Streiche eines Räubers mit Edelmannsmanieren, unsagbar breit und platt und plump vorführt, nur in wenigen Teilen die bei Geucke zu erwartenden dichterischen Fähigkeiten auf. Geuckes Vorliebe für die Gestaltung abenteuer licher Charaktere durchschimmert auch sein letzterschie nenes Wert: „Rust" (2. Ausl. 191.8, bei Jos. Scholz, Mainz), dessen Untertitel „Geschichte eines Lebens" die biographisch-epische Technik andeutet. In zwölf von abwechslungsreichen, teilweise wildphantastischen Geschehnissen erfüllten Kapiteln läuft der Entwick lungsgang eines Menschenlebens vorüber ldas ohne hinreichende Begründung als Sühne für eine Ge wissensschuld aufgcfaßt wird.) Dank den erzählerischen Fähigkeiten Geuckes erlangt die Daseinsschilderung dieses Kämpfers und Siegers, über dessen Streben das richtunggebende Leitwort klingt: „Aus der Tiefe mußt du es holen", eine höhere, snmbolische Be dcutung: seines Schicksals Dichtung wird das Triumph lied der sittlichen Kraft im Mensch"». Mit ge staltungsfroher Breite im 'rsten und ost unheim licher Wucht, aber auch mit lyrischer Zartheit im zweiten Teile des Romans, yat Geucke erzählt; aus lebendiger Anschauung herausgewochsen sind die Bil der des Berg-, Hütten und Handeiswesens; blasser, unuriprünglicher scheinen die überseeischen Szenen, oowohl hier z. B. die Wiedergabe der Schiffe im Taifun verblüfft. Kurt G eucke schafft bedächtig. Nur wenig Bücher sind bisher von ihm erschienen. Sie sollten weitere Verbreitung finden als ihnen bisher zuteil geworden ist. Die hohe Reinheit und schlichte Sicherheit des Strebens dieses Schriftstellers verdient Anerkennung und Förderung. Freilich — unsere Sehnsucht aus den Heilbringer in der Dichtung der Gegenwart hat er, wie man einst hoffte, nicht erfüllt. Wir schmachten nicht mehr nach dem neu-n Wein den er aus den fruchtbaren Erlebnissen seiner Reifcjahrc keltert. Aber wir sind gewiß: er wird uns munden .... Kunst und wistenschast. * Di« Baltische Literarische Grlell'»chast in Riga veranstaltet auch in di?.sem Jahre vom N. bis zum 22. August Fortbildungskurse in Dübeln am Rigaischen Strand. Eine Anzahl deutscher Ge- .lehrt-i wird dabei 4>ortrage halten, so Professor Dr. Hans Driesch (Heidelberg) über „Das Organische als Problem der Wissenschaft und oer Logik", Pro land mit neuem Kriege; Len Vorwand be gierig ausgreifend, um in diesen Sommermonaten noch schnell vollendete Tatsache zu schaffen, ehe die G r o ß k a ui p s s ch i f f c aus Brasilien viclleichr da; Ilebcrgcwicht ihrer Flotte sm Aegäischen Meere in Frage stellen. Schon hat es, die Türkei noch weiter zu reizen, seine Annexion von Chios und Lesbos verkündet, für die die türkische Einwill! gung noch ausstand. Nun wird, indem man die Osmanen zwingt, ihre anatolischcn Festlandsgricchcn zu behalten, die nächste Etappe der politischen Aus breitunq Griechenlands vorbereitet. Zwar habe Deutschland wie England wiederholt den Grundsatz der kl n a n t a st b a r k c i t von Türkisch Asien verkündet. Aber wer fragt in den Balkan ländern heute noch noch Europas Verwahrungen'' Zu spät! In der Zeit der Starke hat man een Gefahren künftiger Machtveinundcrung vorzubeugen verabsäumt. Wer weiß, wie es heute um Spanien ohne seine Austreibung der Mauren stände! Mittel eurovas Kultur ist jetzt endlich so gefestet, daß ein Nebencinanderleben der Bekenntnisse erträglich er scheint. Im Oriente sind die Glaubcnsgegensützc ein Teil der nationalen Zerrissenheit und verstärken deren Schwierigkeiten, die selbst für einen Staat wie Oesterreich eine schwere Krankheit darstellen. Tagung -es Reichsverban-es -er -rutschen preste. Leipzig, 22. Juni. II. Unter zahlreicher Beteiligung von Delegierten aus dem ganzen Reiche und vieler Ehrengäste fand am gestrigen Vormittag im festlich geschmückten Großen Kongrcßsaale der Bugra die 1. Hauptver sammlung des Rcichsverbandes der deutschen Presse statt. Chefredakteur Dr. G r a u t o s f, Vor sitzender der Leipziger Ortsgruppe, eröffnete die Ver sammlung mit begrüßenden Worten an die Teilneh mer und führte alsdann etwa folgendes aus: Schwarz- weiß-rot flattert das Banner über uns, unter dem sich vor vier Jahren die einzelnen Landesverbände der Presse in Deutschland zusammengefunden haben. Vier Jahre und eine kurze Zeit, wenn wir aber auf sie zurüüblicken, so dürfen wir sogen, der Ausbau des Reichsverbandes der deutschen Presse hat sehr viel Nutzen gebracht. Er hat unter leinen Mitgliedern das Gefühl der Standcsehrc gestärkt uno gechärft. er hat aber auch das Pflichtgefühl gestärkt D'r Rcichsverband erwartet oon jedem Mitglied. daß es auch seine volle Pflicht erfüllt im Dienste der All gemeinheit. Manche von Ihnen meine Herren Ehrengäste, haben sich vielleicht gefragt: „Sind denn nicht mehr Redakteure und Journalisten zur Tagung hier anwesend?" Dazu muß ich die Aufllärung geben. In der Hauptsache sind hier nur die Dele gierten der einzelnen Verbände uno Ortsgruppen versammelt. Und dann, wenn nicht alle dcu^ch-m Redakteure zusammenkommen konnten, so ist schuld daran, daß man verlangt, daß die deutsche Presse Tag für Tag erscheint, und die Arbeit für morgen ver pflichtet uns schon heute. Wir können nicht die Uhr der Weltgeschichte für einen Tag abstellen. Es ist nnr sessor Erich Marcks (München) über „England und die englische Weltmacht vom Beginn der Neuzeit bis zur Gegenwart", Professor Rudolf Meißner lBonn) über die „Entwicklung der nordischen Lite ratur bis zu Ibsen und Björnson": ferner werden die Professoren Tvantc Arrhcnius und Oskar Montclius (Stockholm) Vorlesungen hallen. Anfragen sind an das Bureau der Gesellschaft (Pack- hausstraßc 1) zu richten. * Theaterchronik. Im Dresdner Hosth'ater fand Sonnabend die Erstaufführung der Schüde mantelschcn, vom Bühnenoerein preisgekrönten Uekersetzung des „Don Juan" statt, die in ausge zcichneter Wiedergabe einen vollen Ersatz brachte Stägemann als Don Juan sei besonders hervor gehoben. * Internationaler Eivbergsicherheitsdienst. Der Zollkutter „Seneca" der Vereinigten Staaten übt leit dem 19. Februar den aus der Londoner Konferenz vorgesehenen Beobachtungsdienst der Eisverhältnisse rm westlichen Atlantischen Ozean aus. Gegenwärtig ist er östlich von 'Neufundland mit der Feststellung von Eisfeldern und Eisbergen be schäftigt. Seine Beobachtungen betreffen die Mengen, Art, Ausdehnung und Triit des Eises. Das Haupt ziel des Eisdienstes ist eine genauere Angabe der Grenzlinien des Eisvorkommens in den verschiedenen Jahreszeiten und die aktuelle Verbreitung der In formationen auf drahtlosem Wege durch Vermittlung einer Klljlenjtation an reisende Schiffe. Der Eis dienst beschäftigt sich auch mit solchen ozeanographi schen und meteorologischen Studien, die die Ursachen des Eisvorkommens aufklären sollen. * Deutschland und Frankreich. Bei der aka demischen Prcisverteilung in Jena hielt der Prorektor, Geheimer Hosrat Professor Dr. Alexander Cartellicri eine bemerkenswerte Rede über Deutschland und Frankreich im Wandel der Jahrhunderte. Der Redner ging davon aus. daß die beiden Länder keine natür lichen Grcn.zen haben, einander eng benachbart und nahe verwandt sind, daß sie man deshalb am besten als Geschwister bezeichnen darf, die durch Erbstreitig keiten verfeindet sind. Seine Auffassung des gegen seitigen Verhältnisses der beiden Staaten gipfelte in dem Satze, daß nicht irgendein Stück des Zwischen reiches. etwa Elsaß Lothringen, maßgebend istj sondern die W e l tst e l l u n g. So sei es immer ge wesen, und im Wettbewerb liege Schicksal und Ruhm der beiden großen Nationen. Die Stärke Deutsch lands sei die sicherste Gewähr des europäischen Frie dens: es wolle keinen Krieg, es wolle aber auch nicht vom Weltmarkt ausgeschlossen werden Deshalb sei eine koloniale Verständigung zu erstreben.
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