Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.05.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19130517023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913051702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913051702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-05
- Tag 1913-05-17
-
Monat
1913-05
-
Jahr
1913
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
flbenö-ftiiggabe ßpIllflAnrüf fo• ,ür tel PJ'9 UBd Vorort* Aurd> unftr* CrBatr und vpi K l| K • Spediteure 2 mal täglld) Ine tjaue gebraut: 00 Pf. monattta, 1,70 tnr. »I*ctel|äl>rlid>. 6tl unfern Slllaltn und ftanadme- fteUen abgebolti 75 Pf. menatlid», 1.15 rat. oitrtdiäbrlld). •*• Pol*« innerhalb Veutfdilande und der deutfdien Kolonien eiertetläbrtlcb 3.00 mt„ monatlld) 1.20 mt., auof<MI'0lid> PoftbefteUgetd. vao Cetp jiger Sägeblatt erfdieint imal tdglldi. «onn» u.jeiertago nur Imal. Redartion und 0efd)dfteftelle: ^obannlogaff* Re. •. $trnfpred)>ftn|4iu|} tte. Itoot. 10093 und 19094. unb franbeteiJeitiuio Amtsblatt bee Kates unb bespolbdamtes ber Stabt ieip^io 107. Jahrgang finjeigenpreife: oon auoDärto so Pf.. Reftamen 1.10 mt. Jnftrat* oon SebOrden Im amtlld>en Ceti Ole Petltjetl« 50 Pf. Pcfftäfteanselgen mit piaboorfdirift im Prelfe erbdbt. Rabatt nach ffarlf. Oetlagegebliliri Sefamtauflage 5 mt. pro Saufend extl. Poftgebübr. Cellbellag* bdber. Rnjetgen.Rnnabmei lobannlogalTeO. bet fdmtll<t)en Filialen und ollen Rnnoneen><«peditlonen Oes Sn. und fluelandee. berliner Redattlon- 3n den Jetten 9. feenfprt<t)*flnfd)luB: Rmt tRoablt Rr. 097. Ur. 245. Sonnabend, den 17. Rial. 1913. Der Ausfall der preussischen UlahlMännerwablen. Q ©erlin, 17. Tlai. (fnbirefte Bßaßlcn laffen fid) nicht fo oßnc roeitereei abfdjäben wie birettc. BBenn mein barangeßt, bie (Ergebniffe ber geftrigen preufji- fdjen ilrtvaljlcn jii beurteilen, wirb man fid) immer gegenwärtig halten müffen, baß man e8 in gewiffent Umfange nur mit BSaßrfcßeinlid)- feitSredinungen ju tun ßat. Ta§ bejießt fid) natürlich nidjt auf jene 70 Streife mit ihren ungefähr 124 BBaßÜverbcrn (ba4 in £ öfter reich gebräudjlidje BBort ift gut unb verbient and) bei un§ eingebürgert werben), in benen (Scgentanbi* baten überhaupt nidjt aufgeftellt würben, wo man fampflos üerjid)tete unb von vornherein ba8 ?Velb bem Zentrum unb ben ftonjervatiben überließ. Bind) in founbfo vielen BBaßlfrcifen wirb man nunmehr getroft Jagen bürfen: 'Die BBaßl be§ einen ober anberen ^Bewerbers ift gefidjert, unb wirb hinterher and) gewißlid) burd) ben BIu8fall ber enbgültigen Bßaßl nidjt enttäufdjt werben. 5lber im einzelnen bleibt manches bod) fo fdjtvantenb. Ridjt von allen SBaßlmännern fteljt bie Parteijugeßörigteit nn* bebingt feft. Unb bann gibt es ftWifdjenburd) aud) nod) B^aßlmännerftidjivaßlen jn crlebigen, bie ba§ ©ilb verfdjieben tonnen, ganj abgefehen bavon, baß auch bei ben BSaßlen jum Blbgeorbnetenßaufe bie SRöglidjteit 31t Verßanb- langen jwifdjen ben Parteien offenfteljt, bie fdjließlid) bod) manche Ueberrafdjungen bringen fönnen. Biber berlei Irrtümer im einzelnen Vorbe halten, gewinnt man von ber lünftigen öeftalt ber preaßifdjen Zweiten SJantmer bod) eine recht beutlidje SJorftellnng. «Sie weicht freilich nicht alljufehr von ber ab, bie man feßon vor ben Bßaßlen Von ber gufaminertfeßung be8 Blbge- orbnetenljaufeS hatte, unb bie wir vor adjt Tagen hier barjulegen Verjuchten. (E8 war feine richtige Söahlbewegung troß beS gefeßraubten ■ißatßoS unb ber unfreiwillig fomifdjen großen BBorte, bie in ben lebten Sagen von manchen blättern gefpenbet würben, unb e8 War aueß feine richtige SBaßlbeteiligung. (Einen wirflidien Eßaßlfampf gab e8 nur in ein paar Orten: Berlin, SDlagbeburg unb ba unb bort in Han nover. Biber felbft banad) würbe man fügen müffen — wenn man baS Tempo an cntfprcdßcn- ben Vorgängen bei ben flicidjetagSwaßlcii mißt — e8 ging „bei gebämpfter Trommel Sllang". SBir ßaben hier, weil e8 ein öcbot ber Klug heit war, Von 'Anbeginn ben (Stanbpunft ver treten: (E3 wäre Rarretci, fid) fo 511 ftellcn, als hätten wir auf einen Sieg ober aud) nur einen wcfentlicßen (Erfolg ber liberalen ge hofft. ßu fo billigen Triumphen wünfdjtcn wir ber Biecßten nidjt 51t verhelfen. TaS von fon» fervativer Seite beliebte Blrgumcnt, aud) in ben feeßfjiger fahren fei ißreußen mit bemfelben Bl'aßlrcdjt gefeguet gewefen unb hätte troßbem fo liberale unb oppofitionellc BJießrheiten in feine Kammer entlaubt, baß SiSmarcf es für geraten hielt, Vor ihnen in baS STlima beS glei chen unb allgemeinen BBaßlredjtS 31t flüdjten, ift allgemad) finnloS geworben. TaS Blntoacßfen ber Bkvölferung unb bereit Verteilung auf bie einzelnen BBaßlbejirfe, nidjt minber and) bie Veräußerung in ben (Einnahmen unb SBefifjVer- Ijältniffen ßaben, wenn auch nidjt ben Gßarafter beS BBaßtredjteS, fo bod) feine BBirtimgen von ßJrnnb aus uutgewanbelt. fteßt, wo bie flcinen BBaßlfrcife mit rinib adjteinßalb Trillionen (Ein wohnern breihunbert neue Blbgeorbnetc fiellen, bie großen Bßaljltrcifc mit acßtjeßnbrciviertet Tiillionen nur einljunbcrtvierjig, ging bem SHaf- fenwaßlredjt bie gäßigfeit, anbere als fonfer» vativ-tleritalc Ticljrßeiten 31t liefern, längft ver loren. BBobei wir ben bnreß bie öffentlichen äßaßlen ermöglichten TcrroriSmuS, ben jene glüefließen .Reitläuftc nidjt fannten, unb all bie neinen fünfte ber BBaljlfrciSgeomettie nodj gar nidjt in iRecßnung ftcllen. Bllfo — baS wußten wir, ehe wir ans BBerf gingen — an einen (Erfolg, ber biefe Tarnen verbient, war nidjt 311 benfen. ^mmerljin ift bodj baS fdjlimmfte vcrßütet worben, unb ba wir and) fonft uns gewößnt ljabeit, in bem Ver hüten beS größeren Hebels jdjon etwas wie ein ftaatSmännifdjes (Gelingen ju begrüßen, möge audj biefer Teilerfolg iuS Haben gebucht wer ben. ßunädjft: bie öefaljr einer abfoluten Tieljr- Bernhard Seufferfs feftoor- trag in oet ®oeiße-®eiell[ihaft übet Wieland. Von unferem Sonbcrberiißtcrftatter. SBeimar, 17. BRai. 3n ber heutigen (Seneralverfammlung ber ©octfje» (5efellfd)aft hielt ^Srofeffor Ur. Vernßarb S e u f f e r t aus ®raj ben Jeftoortrag über SBicIanb. Ter berühmte fiiterarßiftorifer cfjaraftcrifierte in glän» jenber BBeife BBiclanbs Verfönlicßfeit unb Schaffen, ging auf bie Vejieljungen be& Titßters au (Soetße ein unb gab oiele neue Ginjelßeiten. Bim 18. fjebruar 1813, fo führte ber Biebner aus, ßielt Soetße feine Trauerrebe jum brüberlicßm Blnbenten BBielanbs in ber Freimaurerloge, ffioethe fprießt wie ein Jjiftoriter über eine abgef^loif.n e Vergangenheit, aber mit BBärme. BIlo £jaupteige<i« ftßaft ßebt er bie Weiterleit oon BBielanbs BBeien, ben Äampf gegen ben eigenen Gntßufiasmus unb befonbers bie Tiäßigung heraus. (Er betont bu Ginßeitlitßteit bes Tlenfcßen unb Ocfjriftftellers. Ten erften ftarten (Einbrud hatte ® 0 e t h e in Seipjig oon bem ffiebießt „Tiufarion“ erhalten. ®s enthalt ben Äern ßu BBielanbs Cebenspßilo* fophte: mäßiger Genuß bes ßcbens, Genügfamleit, tägliches Veljagen, Tlut bas Uebel ju oerfagen. Goethe fanb in bem BBerfcßen lebenbiges Griechen« tum. BBielanb hatte feßon vorher fieß mit ben Griechen befaßt. 3n bem lehrhaften Toman „Blgatljon", in ben „Äomifdjcn Grjäßlungen", bie. nad) fiucian, bie gricdyifcßen Götter arte leichtfertige Tienirfjen auffaffen. Gr felbft hat nad) awei ibealifeßen Vrautfcßaften Sinnenliebe genoßen, hat auf bem Schloß Bßartßaufen bei Viberad), feiner Heimat, Tototoliteratur jur ßöfifdjen Unterhaltung tennen lernen. Tas mobifijiert feine Bluffaßur.g ber Griechen. BUl bas greift er in ber „Tlufarion” jufammen. Tein griedjifcß ift bie Grjäßlung nidjt. So wenig wie bie Oper „Bllcefte“, gegen bie Goetße feine Farce „Götter, Sjelben unb BÜielanb“ fdjrieb. Bllcefte würbe in Sdjnürbruit unb Teifrod ge« Sngen, tonnte atfo par nicht priedüfeb gebaeßt fein. ennodj lernte Goethes ^Phißcuie oon ihr. iflSie« lanb bewunbert biefe fo, baß er bartadj nichts meßt bramatifiert obwohl er mit oerfeßiebenen Stüden Bühnenerfolg gehabt hatte. Bei ber „Bllcefte“ hatte fieß Goethe weniger an bem Tiangel bes grie*ii+e n SBefens, als an ber Scßwädjlidjteit ber Tuffaffung gefloßen. TJielanb war leine Rraftnatur, fein BEanbeter, wie Goetße. Gr ertannte wohl, baß bie Tatur Rhöner fei als Äunft, liebte aber ben Canbaufenthalt mir jur inneren Sammlung. So jog er fieß non BBcimar nad) bem Canbgute Dßmannitebt jurüd. BBielar.b war für bas Stubierjimmer erlogen. Von ber eritm Äinbßeit an hatte er viel lernen müffen; er blieb ein eifriger Vefer zeitlebens unb erwarb eine feßr ausgebreitete ©ilbungsfumme, bie ihm ftets ?,ur Verzierung feiner BBerte biente. Tiefe Vilbung unb Vorbilbung maeßte ißn unempfänglich für bas Voltslieb. SBielanb ift G e f e 11 f dj a f t s b i eß t e r. Vacß feiner Tarlegung bringen bie Grazien Ä u 11 u r in bie BBelt. Gr hatte etwas BBeiblidjes in feiner Tatur, unb war auch ein ßiebling ber Frauen. Tie männlidjc Äraft, bie ißm fehlte, fpürtc er an anberen als etwas Großes. Früher als anbere bewunbert er bafjer Sßatefpeare. 3n feinen Ticß« tiingcn bringt SEielanb einzelne Stellen ftart heraus, fann aber ben Ton nie feftljalten. Ter Genieperiobe paßt er fieß in BBorten unb Ttotiven an, er bewunbert Goethes „Göß“ unb bießtet bod) lieber wieber franjöfifdjwrientalifcße BRärcßen. Goethe wirb ganz von ihm eingenommen, als er ihn perjönlicß Tennen lernt. Veibc vergehen unb vertrauen einanber. BBielanb tennzeießnet ben Fauftbitfjter unübertrefflich. Seine Verserzäßlungon rom „BBintermärcßen“ bis zum „Dberon“ werben zumeift von Goetße gelobt. Tazwifdjen iteßen ein paar Stüde zur Tbweßr gegen bie nüchternen Ticolaiten. Tiit Blusnaßme bes „Dberon“ finb es lauter Heinere Ticftungcn. SEielanb fehlte b’r ardjitettonijeße Sinn für bie Drbnung von Größeren;. Blucß füllten bie Stüde für bas Vorlefen be« quem fein unb fid) in einem ober wenigen Tlerfur« Ijeften abbruden laßen. Tlan tann BBielanb ben mittelalterlichen, ßöfifdjen Ticßtern verglcicßc’i. SJßie fie, bießtet er ritterliche Versromane, ßegtnbcn, Hulbigunqsgcbichtc für ben $of. ber ißm Tluße gibt. Biber naeß feiner erften ßiebe verfaßt er feine rein lijrifdjcn Gebicßte mehr. Taän unterfeßeibet er fieß ftart von Goetße. Goetße als Tomanbicßter lernt aber von SBie« lanb. „BBilßelm Tleifters Tßeatralifcße Senbung“ ift von „Ton Stjlnio“ ftart, weniger vom „BIgatßon“ beeinflußt. Goetße ift immer c r n ft e r als SBielanb, ber feine Schwärmerei liebt, aber boeß auch als Scßwädjc belächelt. Tarum läßt er bas Voetifdje in einem Stoffe fieß nie voll aus« leben; er fpielt bamit als Äünitler, Tenter unb Tloralift. Bei ißm finb Gmpfinbung unb BBiß un= trennbar. Gr tann feßr gut beobaeßten, wie fieß Tienfdjen gefellig beneßmen, unb weiß ihre Ge« fpräcße realiftifcß wieberzugeben. Tie Blbberiten« gefebießte ift ein Veifpi.el.^ Gr hat Gefühl für bie fefwachen, feßlenben Tlenfcßen, liebt fie unb lacßt über fie, verallgemeinert bie inbivibuellen Gigcn» ßeiten unb wirb babei breit. Gutmütigen Spott hat aud) fjoraj. BBielanb überfeijt feine Satiren unb Gpifteln, überfeßt aud) Bucian, ber ißm ebenfo geijresverwanbt mar. Bei ihm gewinnt er bie Blnregung zum Toman „Vere« grinus Vroteus", in bem er auf Banater unb anbere odjwärmer blidt, nod) meßr aber über feine eigenen Bebeiiswanblungen Bluffcßluß gibt. Unb auch im „ügathobämon" meint er fieß. Veibe BBertc ze’flem baß BBielanb zwar bie Verfon Scfus ßod) ßält, aber ßeit ber Sonfervativeu ift cibgcnmiibt worben. Hub im einzelnen ßaben bie liberalen — an mal bie Tationalliberaien fiel) nicht fdjlcdjt ae- fd)(agen. gtvar im Cfren ßaben fie mehrfach bie BBaffen ftreefen müffen, bafür ßaben fie in Han nover, wo fionfervative unb Böclfcn fid) verbün- bet hatten, nießt nur ba8 Felb behauptet, fon- bern verfdiieben neue Tlanbate gewonnen: hauen aud) in Ttagbeburg, troß ber überaus geßäjfigen unb itiivorncßnten ftampfc8weife ber' Techten, | biefe glänzcnb nicbergeworfen. .^n ^Berliner Tiorgenblättcrn wirb ber (Setvinn ber National« liberalen auf fünf Tianbate berechnet. Tas ift inzwifepen woßl überßolt. Sunbige Beobachter fdjäßen ißn vielmehr auf etwa zwölf Tianbate. Ta bie Bcationalliberalen im alten Haufe vier- unbfeeßzig THtgliebcr zählten, würbe bas einen ßutvacßS bebeuten, mit bem bie Sintc fid) fdjon feßen taffen tonnte, wenn biefer (Gewinn nid)t viclfacß bureß Verluftc ber Fortfdjrittlidjen Wieber wettgemaeßt würbe, ^»^effen ift bie fort- gefdjrittenc üinte bod) an manchen Stidjwaßlen beteiligt, unb e3 ift möglich, baft biefe ein bringen, iva8 fie heute verloren ju ßaben feßeint. Bin bem örunbdjaratter bes HaufcS — wir fagten e3 fdjon vorhin — wirb faunt etwas geänbert. Tlan freut fid) für einen Blugcnblicf, ftcllt mit Veßagen feft, wie fräftig troß ber ilebermadjt unb Ungitnft bie liberalen fid) mädj- tig regen, unb läßt bann boeß wieber entmutigt bie Hdnbe finten. Bluf örunb beS bisherigen 2öaßlrecßte8 ift bem Uebel, ba§ über fßreufien unb auf biefem Umwege aud) über bem Tcidie lagert, nidjt beizutommen. Tur bie Initiative ber Regierung tonnte Blbßilfc bringen. Tie aber verfdjaiizte fiel) bi8ßer eben hinter biefem BBaljl- reeßt, unb e§ fragt fieß, ob fie fünftig ben Tiut aufbringt, fieß unb uns auS biefem feßler« • ßaften Birlcl ßcrauSzubringen. V e r l i n, 17. Tlai. Vis 10 Ußr vormittags waten bie Grgcbnlhe aus 266 BBaßliteifett belonnt. Tanacß waten 370 ft a n b i b a t e n als gewählt zu betrachten, 39 ftanben in Stichwahl, Jeeps waren un« entfdjieben, ba bie BBaßlmännet nodj nidjt alle he« fannt waten. Bisher finb gewählt 133 ftonfer« valive, 45 Freitonfervative, 59 Tational- liberale, 25 Tlitglieber bet Forticßrittlichen Voltspattei, 99 bes 3entrume, 9 Voten, 2 Tauen unb 7 Sozialbemotraten. Bin 39 S t i eß w a ß l e n beteiligen fid) 15 ftonjetnative, 13 Ft'itonjervatioe, 20 91 a t i 0 n a 11 i b e t a l e, 12 Tlitglieber bet Fort« fdjrittlidjcn Voltspattei, 4 bes 3c**trums, 1 BM«. I Vunb bet Canbwitte, 1 Tcutfcßfozialer unb II Sozialbemotraten. Tic ftonjeruatinen verlieren 11, gewinnen 7, bie Freitonfervatiosn verlieren 6, gewinnen 2, bie 9lationalliberalen verlieren 3, gewinnen 10, bie FoctidKittlicße Voltspartei verliert 5, gewinnt 4, bas Zentrum verliert 4, gewinnt 2, bie Sozialbemo« traten gewinnen 1, bie ©ölen verlieren 2. Tacßbicfcr vorläufigen,noch unoollitänbigen 3äß s hing würbe ein Vergleich mit ber bisherigen 3ufammenfeßung bes preußifdjen Blbgeorbnetew ßcuifes folgenbcs Vilb ergeben: ftonfervative bisßer 155, vorläufig 133, Ftcitonfervatioc bisßer 60, vor läufig 45, Tationalliberale bisßer 64, vor läufig 59, Fortjcßrittlicßc ©ollspartei bisßer 37, vor läufig 25, Zentrum bisher 103, vorläufig 99, ©ölen bisßer 14, vorläufig 9, Tänen bisßer 2. vorläufig 2, Sozialbemotraten bisßer 6, vorläufig 7. Trankreicbs Ballung in der Balkankrisis. Varis, 16. Tlai. ©netniet begrünbetc in ber ftammer eincießenb feine Interpellation über bie Haltung Fran frei djs in ber B3altan« I r i f e unb beöauerte, baß Frantreidj an jeher Blttion teilgenominen habe, um von berlürtei bie Blbtretung Blbrianopcls unb von Tlontenegro bie Tiidgabe von Stutari zu verlangen. Tobcrt Tavib trat hierauf in warmen BBortcn zugunften ber Blnfptücße G r i c eß e n l a n b s ein. Hierauf ergriff ber Tiinifter bes Bluswärtigen © i d) 0 n bas BBort unb gab eine ausfüßrließe Tat« ftellung ber Valfantrije. Gr betonte, baß bie Tätig feit Ftuntreidjs von Blnfang an barauf geridjtet war, unter ben TJädjten bie Ginigteit aufrecht- zuerßalten. Tie Stutarifrage bürfe nidjt fo auf gefaßt werben, wie Guernier es getan. Gs habe fid) vor allem barum geljanbelt, bem Valtantrieg rafd) ein Gnbe zu machen. Turd) ben F Q H Stutaris. ber allerbings meßt burd) eine biplomatifeße als bureß eine miütärifche Blnftrengung erzielt worben fei (Vebßafier VeifaH. lautes rief: 8000 Tote in ben 3eitungen}, fei bie liege feßr verwidelt worben. Tlan mußte euergiidj unb rafcß ßanbeln. BBir iönnen uns nidjt genug beglüdwünfeßen zu bet £ 0 n b 0 'n er Votfd) öfter.reunion, bereu Vor- fißenber Grei) alles getan hat, mn ben F r *ehen zu erhalten. (Veößafter Veifall.) ©icßon erwähnte Jo hann bie '-Petersburger Votfcßafterton« ferenz, an ber Telcaffö wefentlid) niitgewirlt habe, um eine Verftänbigung zwifeßen'Bulgaren unb •Rumänien herbei;urüßreu. Tie ftrifc, bie Guropa bebroßt habe, fei bcenbet Tie verbienftvolle BBeis- ßeit D e ft e r r e i d) - U n g a r n s, bie ftteblicße Haltung Tußlanbs unb bie frieblicße Gcfiunung Guro» bie cßriftlicße fießre feßon in ihren erften Forfcßungen für cntftellt anüeßt. Gr betennt fid) zum Tetsmus, ßat aber aud) Vantßciitiicßes in fieß. Hauptjäd;lid) geßt feine Bluffaffung auf Hebers Humanitäts« Icljre hinaus. Reben bem ä11eftcn Gßriftentum bejdjdf■ tigt ißn ununterbrochen bas G r i e dj e n t u m. 3** Birtftopßanes fießt er eine Blrt Sßatefpeare. BBeil bei ißm F*0**ien ißn an bie Sansculotten erinnern, beginnt er ißn zu überfeßen. Gr fießt immer im Spiegel ber Gegenwart bie Blntife lebenbig. ©olitifcßcs hat ißn ja ftets intereffiert. lieber bie jranzöfifdje Tevolution feßveibt er voll Veritäubnis. Gr ift Tlonarcßift, gegen bie Tefpotie ber Tcma- gogen, aber für Verfaffung unb bas 3wcitammer- fhftem; freiließ will er gegen Ucberwudjerung bes Parlamentarismus unb überflüffigc SBerebjamteit Vorforge getroffen ßaben. Gr ift liberal, für Preß freiheit unb Ficißanbel unb ßat meßr Vertrauen Zu ben Stäbtern als zum Sibel. Gr felbft ßat nie mals bcanfprudjt, prattifeßer polititcr zu fein. Gr leßnt es ab, ben Staat oon Vßilofopßen regieren zu laßen wie ©lato. Gegen beffen Staatslehre äußert er fid) audj in bem großen ßiftorifeßen 'Briefroman „Blrijtipp“. Tiefer ift ein Blusbrud bes SUafßzis- mus, bem um 1890 aud) Goetße unb Schiller ganz verfallen. Tazu gehören nod) ein paar Heine grie- cßifcße Rovcllen in Vriefform, bereu eine für Tienanber 3 ü g e H c t n r i dj v. ft l c i ft s benütjt, beten anbere in $>ipparcfjicx ein neues 3b e °l ber gebilbcten F r «u im Sinne ber To- mantitcr aufftellt. Tiit ber Tomantit ßat aud) fein Rovellentranz „H^ameron von Tojenßatn“ 3u« fammenßang, befonbers mit Tied; er fteßt zwifdien Goetßes „Unterhaltungen beutfeber Slusgewanberter“ unb beffen „Ülanbcrjaßren“. Bill bas fteigt, baß BBielanb beweglich bis in fein ßoßes 3111 e r blieb, neue Ticßtungcn nießt ableßnte, fogar fie vorbereitete. Unb boeß bentt er zu gleicher Beit an ben naßen- ben Tob. Seine geliebte F*au unb F^cunbc ftarben. Gr überlegi bie Blrt bes Fortlebens ber Seele nadj bem Tobe unb bereitet fid) auf ein f u r d) 11 0 f e 5 Gnbe, bie Gutßanafie, vor in einem eigenen BBcrte unb in einer feiner Cogenrcben. Ter Haupttummer feiner letzten Jahre wat b i e Rot Teutfcßlanbs. Gr war Patriot unb wünfditc bie Grricßtung eines neuen beutfdjen ftönigtumes an Stelle Des zcrfpTitterten römifeßen Reiches. Gr faß bie f ittlicßc Grnetterung ßeranreifen unb rief bas Volt auf, fid) wie ein Tlann zu erheben unb Ver mögen, £eib unb ßeben zu opfern. Sils ein Ruf in ben neunziger Jaßren nichts nüßte, eßwteg er verzweifelt. Rach ber Sdjlacßt bei Jena egt er bie Hanb an eine Ucberictjung ber ©riefe Giccros. Jßin erinnerte beffen 3<ütlage an bie Gegenwart, in ber aud) bie größten Talente nichts gegen Hcrrfcßfudjt ausridjten tonnten, ©eim alten Gäfar badjtc er an ben neuen Gäfat ©onaparte, beffen Tittatur er ftüßer als anbere angefünbigt hatte. BBäßtenb ber erften Vorbereitung zum ©e« freiungstriege, am Tage als JFriebrid) BBilßelm ber potsbamer Garnifon ben ©cfeßl zum Blbmarfd) nad) Scf/Icficn gab, ft a r b BBielanb um Tlitternadjt. Gr fab ben Sag nidjt meßr auf» geßen für fein ©cutfcßlanb. Sunlt und WiKenfdjaft. Tie Generalvcriammlnng ber Goctßegeiellirfjaft. Unfer st.-Äorrefponbent braßtet uns aus SBei» mar über ben bisherigen Verlauf ber Tagung: Ter Vccabcnb ber Generalvcriammlung brad)te eine Foitvoritcllung im Hoftßeatcr. Ta bie bies- jäßrige Feier unter bem Jeidjen SB i cl a n b s ftanb, jo würbe aud) in ber VorjtcHung biejes Tidjters ge bucht. Tr. Gmil TI i 1 a n , ber aud) in Ceipzig wot)l- belanntc Vortragsmeifter, rezitierte eine Tidjtung BBielanbs: „Geron, ber Blblige“. Tas BBert ift heute beinahe unbetannt. Gs enthält viele Schönheiten unb ift cßarafteriitifd) für ben Ticßter. Titians Vor trag war ßervoiragenb, forooßl an Stimmung, bie er beni Ganzen zu verleihen wußte, wie auch als Ge- bäcßtnislei'tung. Gr fprad) etwa brei Viertelftun- ben frei. 3u ©eginn aebaditc ber Rebner Grieß Scßmibts, ber für ben „weron“ eine beionbere Hiebe gehabt unb gewünjeßt ßatte, baß gerabc biefe Tid)= tung bei ber /Feier vorgetragen würbe. Gs folgte bann eine Sluffüßrung von Goetßes „Glavigo“ burd) Tlitglieber bes Hofthcaters. Gs war eine woßl- abgejtimmte, freilidj etwas lonocntionelle unb tcm = peramentlofe Bluffüßrung. BHs Tlarie bot Fd- ‘Bufäl- liat eine feine unb sarte Ccijtung. Tie heutige Generalverfammlung würbe ein geleitet burd) eine würbige Iraucrfeier für bie vcr= Itorbenen Tlitglieber bes Vorftanbes ber Gcjellidjaft ©rofeffor Jafob TI i n 0 r unb ©rofeffor Tr. Grieß S d) m i b t. Gin Fmucndjor fang „Süßer F*i*be, tomm in meine ©ruit“ von Schubert. Tann erßob fidj ber Vijepräfibent Freiherr n. Dettingen zu einer Gcbenlrebc auf beibe Tlänner, bie fid) nicht nur um bie literarijcße Foridjunq unb £chrt, fonbern and) um bie Goithe-Geielljcßcft verbient gemacht haben. Tie Irauetfeier würbe abgeitßloffen burd) ben Geianp bes Scßubertfdjen Siebes „lieber allen BBipfcln ift Ruß“. Hierauf Ijiclt ©rofeffor Seuffcrt (Graz) ben non uns oben roiebergwbenen Vortrag über BBie- lanö, bet außerorbentlidjeit ©eifall fanb. — Ter Groß, ßerzog unc leine Gemahlin waren nießt erfeßienen, ba fie fieß zu ben fjocßzeitsfeierlicßleitcn nad) ©erlin begeben halte. Tod) begrüßte ber F»*ft bie Verlamm, luiig telegraphiicß. Tann teilte ^frei^err v. Dettingen mit, baß ber Vorftanb für jeine vcrftorbcHen Tiit- gliebet ben Frßrn. v. R ß 11 nhaben, ben ©räjibenten ber Rßeinprovinz, unb ©rof. Roetße ßinaugeroählt ßabc. Hebet bie Verteilung ber Blemter will man heute noeß fdjlüffig werben. SBie bereits heute mor gen mitqeteilt würbe, ift ©rofeffor ft oft er (Ceipzig) zum 2. Vi’epräfibenten auserfeßen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite