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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.07.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19130729023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913072902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913072902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-07
- Tag 1913-07-29
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Monat
1913-07
-
Jahr
1913
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Abend »Ausgabe CVtiinaH—if«, * ür topj'S u»o Dorort« «urd> un)«r« Crtgtr uni VKJUgsprClJK ♦ 0p«ait«urt 2 maltaaltd) Ino ftauo gebracht: «0Pf. monaclid), 2,70 Olt. »Urttljäbrlid). 6«i unfern $ttlalen und Rnnafcmt- fttUtn abgtbolt: 74 Pf. monatlidt. 2.24 ine. ol«rt«ljäbrllcb. Dur* bl* poft: tnntrbal» Dtutfcblanb* und 6«r OeutfeMn Kolonien »Urtcl)äbrlld> J.Mfflt., monatlldi 1.20 Ulf., auo|d>ll«0lid) ponbifltUgtlb. Pao («ipjiger Sägeblatt crfcbelnt »mal täglich, Sonn« a.$ciertage nur Imal ReOattton und 0efd>äftoftellei ^obanniegaff« Oe. *. SernfprcA>KnrchUiA Re. 1*692. 1*603 und 1*694. Amtsblatt bes Kates unb bes Poligäamtes berCtabtlripjio 107.^aßrgang RnjeigenprelJt: MXÄÄXBÄ oon auowärt* 30 Pf., Retlamtn 1.20 Ulf. Jnferat« oon Ocboröen im am tilgen Ceti bl« Petltjelt« 40 Pf. «efchärtoanjclgen mH piahoorfchrift im Pfeif« erpäht. Rabatt nach tartf. Oellagtoebübr> Cefamtauflage 4 ine. pro «aufenO ufl Poflgebübr. Celibeltagi hObcr. Rnbetgen. Rnnabmei Jobannitgan«*. »et lamtlicpen JtUalea und allen Rnnonrrn«*xpeöitlonen Oe* 3n. und Ruolanfteo. Detlinti Rcöaetlom Ja oen Selten «. )trnfpred>«Rnfd>luß: Rmt Moabit Hr. 407. Ur. 380. Das Wicßtigfte. * e n g l i f d) c n Oberbau fe fanb eine eingeßenbe Bejpredjung über bie Vage in ^Jerfien ftatt. (©. bef. 9lrt.) * Tie engliftße'Jiegierungßat mit ber Gn 13iebnn g ißres Beiftanbea für bie Türtei gebrobt, falte biefe nodj länger anf ihrer .'pateitarrigfeit beharrt. (S. bef. Art.) * Tie Vage im JRanbgebiet bat fiel) ver■» f eß & r f t. Qn ^oßannebbnrg geben bie s Jlaß- rungSmittel aus. ($. B°l- llcbcrf.) Wie ilt untere Stellung im Orient gu nedteifern? Son Sijnbifus Tr. Saul Moßr«Bcrlin. Jn ben Icßten Saljrcn bat ber nähere unb ber fernere Cricnt Umroälgungen erlebt, bie bent Abcnb* länber nod) beute in ihren Ursprüngen unb 3telen rätfelijaft finb, beren gewaltige wirtschaftliche unb politijcßc Kadjwirtungcn aber außer grage fteßen. Tic türtifeße Keoolution bes Subtes 1908, bie gu einer Bcrfafiung für ben Staat Abbul Sjamibs führte, batte große Gntroirflungsmöglidjteiten ge* geben, fo »iel Kräfte frei gemacht, baß fefjon »or bent Balfanlricg eine »ollfommene Umwäiutng auf wirb fcfjaftlirfjcm Gebiete eintrat. Taßer bie Kngft ber Baltanftaaten uor einem Grftarfen ber Türtci unb ihr rajdjes ßosjcßlagen. Gbenfo wirlte bie Ke»o* lution in China, bie jetzt K u ß l a n b auf ben Sian gum ^anbeln in ber Mongolei gerufen bat, bie ß it g l a n b unb 3 a P a n gu unerhörten An* ftrengungen treiben. Tie Türlet unb China haben unter bem 3®ang ber Berßältniffe Gifenibaßn» unb 'Megelauprogramme aufgeftellt, wie fic großartiger nicht gebucht werben tonnten. 10 000 Kilometer Gtjenbaßnen unb 30 000 Kilometer Straßen wollten bie Jungtürten fdjaffen, bagu noch einige Häfen aus* bauen. Kocß gewaltiger ift bas cßincfifcßc Srogramm. Gin Teil ber türtijeßen Baßnprojette ift heute Schon ausgeführt, gaßlreicße Äonjeffioncn an Häfen, Megebauten, Minen finb »ergeben, unb es ift gar feine grage, baß bie Jubuftrialifierung ber Türfei weiter rajeße Sortjcßritte machen wirb. Betanntlid) haben b e u t f cß e Unternehmer bie Grlaubnts ®egen üen „Iflnöernismits“ in öet Sanjfcnnft. © Berlin, Gnbe Sult. Seit ein paar fahren hat '-Berlin eine gang neue Bewegung: eine Bewegung gegen bie „Kuswüdjie bes Tangens“. Mer bieie berlimjcße Keurultur nieqt tennt, bie ihre feinfte Ausprägung in ben Keouen bes Metropouljcaters unb minber leine, realifii|d)erc in ben untcrfctjicblidjcn Ball* unb jladjtlotalen jtn= bet, wirb »criudjt jein gu fragen: was bas eigentlich für ein Ting fei, biefe „Kuswücßfe bes langens“? Um jo mehr, wenn er erfährt, Daß bie Träger ber Bewegung bie Saalbejitjer oon Groß*Berlm unb ncuerbings auch bie Tanglehrer gang Teutjchlanbs finb. 3u biejen Saalbejiljern gehören jcßließlid) ja aud) bie Männer, bie gu iialcnfee unb Jßilmersborf über bie Xultftätten bes Tangbeins gebieten, unb ihnen wirb aud) bie Mißgunft bejdjeinigen muffen: oon weltflüchtiger, lebcnsperneinenoerGnghergigieit haben fie fidh immer ferngehaltcn. Sie wußten |ogar fogu* jagen mit ihrer 3eit mitgugehen. Sils man, um bort* hin gu gelangen, nod) ,,nad) außerhalb“ fuhr, an leeren Bauteilen »orüber unb grünen Miefen unb mitunter auch an wogenben Äornfelbern, luben fie nur ein paarmal wöchentlich gum Tange, unb alles hatte nod) einen tleinbürgerltd)en, familienhaften Slnftridj. Tes Sonntags tarn bie bewaffnete Macht (Dom gelbwebel abwärts), unb es tarnen bes Sjaujes mehr ober weniger güdjtige Schaffnerinnen; biefe mit ber £janb am weitgeöffneten Portemonnaie, unb bereit, bie Auslagen bes uniformierten Äaoaliers in bar gu »ergüten. Jn ber Modje aber war — ge* wohnlich am Tonnerstag — „Glitetag“. Tann pil» gerte bie ftubierenbe 3ugenb hinaus unb bie gu Turnanftalr unb ftriegsatabemie 'Ubtomnianbierten; bie holöe 2ßeiblid)teit aber warb burd) bie Heinen Scfdjäftsmäbchcn repräsentiert, unter bie fid) hier unb ba wohl auch lebenstlug unb felbftbewu&t ein Gelbftern mijdjte, unb bas geniigfame unb banfbare (5efd)lecht ber Jßirtstöd)tcr, bie wir, wenn wir in Bergüdung gerieten, „Bhiteufen“ nannten. Such ba entfpann fid) wohl ab unb gu manch’ garter Bunb, um ben man nicht erft ben föniglidjcn Startbes* beamten bemühte, unb Dielfad) war bas fogar ber 3wecf ber gangen Hebung. Sber es war bod) un* enblid) harmlos unb oor allem: es war ohne jeben mctafliühen £>intergrunb. Mafchblüsifjen unb Mogart* göpfc; unb 'Jßiener Schnitjel unb fiühnerfritaffee. SBenn’s hoch tarn, beoor man in bie Maffenherbergen bes Quartiers latin am Oranienburger Tor hinab* tauchte, in ber „Äaifertlappe“ noch «in Schlummer* punid). Unb ber £>immel ftanb einem offen . . . Tann rüdten bie Mietsfafernen, bie hi«r gu* »eilen auch i<hon Mietspaläfte waren, immer weiter Dienstag, öen 29. Mi. erhalten, eine eleltrijche Straßenbahn in Äonftan* tinopel unb eine Bai)n längs bes Bosporus gu bauen. <5ro"ßc Bewäfferungsanlagen in Äonia unb am Guphrat finb g.’fchaffeii. Sprien unb befonbers paläftina ift mit Bahnen übergogen, bie Bagoab* unb £>ebfdjasbahn nähern fid) ihrer Bollenbung, ba fragt es fid): S i n b wir für bie 3 u t u n f t im Orient g c r ü ft c t? Tic Antwort muß leiber lauten. Kein! Unfcrc Crientpolitit ift noch fläng* lid) ohne beftimmte 3tete- Tic 3ahl unjerer Sd)u* len ift gering, »or allem fehlt cs an einem b e u t j dj* iflamifdjen 3”ftitut. Mir tönnen gar nidji genug tun, um ftleinafien tennen gu lernen. Tie tfrcunbjchaft ber Balfar.völtcr wirb niemals für uns ins Gewicht fallen. Gang anbers wertet für uns bie Sreunbfcbaft ber Türfei. Ter Gebantc an ein beutjch*iflamifd)cs Knftitut ift nicht neu. Schon »or länger als einem 3ohrgcl)nt höbe ich auf bic 'J?ot* roenbigleit eines beutfch’iflamifchen Snftituts in Tanger unb Äonftantinopel h'in9«micfen. Gin ber* artiger 3«ntralmittelpunlt für bic beutjehen geiftigen 3ntereffen im Orient (»or allem Spradjforfcher, Gthnographen, 2lrd)äologcn, Theologen) »erbunben mit einet umfaffenben Drient=Bibliothet fehlt nod) immer. Mit bemfelben 9?ed)t, mit bem mir heute in Korn unb Slthen berartige 3nititute unterhalten, müffen wir fold)e aud) im nahen unb fernen Orient fdjaffen. Schulen allein nu^en nichts mehr. Mollen wir, bie Gcbilbeten, bie Führer gewinnen unb aud) felbft lernen, fo muf? man an bie G r ü n b u n g » o n § o d) f d) u l e n benten, um fo mehr, ba es an einer eigentlichen türtifchen Uninerfität nod» heute fehlt. Bisher gibt es in ber Türfei nur Suftitute mit mehr ober weniger »erhülltem Miffionsgwerf. Bei Äon* ftantmopel grünbeten 'Hmerifancr bas fogenannte '.Robert College 1865 unb fpäter in Beirut bas Spriaii proteftant College; gu Unrecht führt bie »on 3efuiten geleitete Unioerjite be St. 3<>ieph biefen Kamen. Taft ber 3eitpunft gum $anbeln gefommen ift, hat G n g l a n b burd) fein B c i f p i e I erwiefen. Ter engliidje Gejanbte erlieg einen 9luf= ruf gur Gcünbung einer Unioerjität in Äonftanti* nopel. unb faft glcidjgeitig unterftütjt bic cnglifdje Jnbuitric mit gewaltigen Mitteln bie tedjnifebe y>od)id)ule in Jjongfong. Tagu taucht ietjt ber Blan einer englii^düncjifdicn PniDcriität in Mutjdiang auf. Unter foldjcn Umjtän'ben muß mein bamallger Borfdjlag in begug auf Sorbcrajien erweitert wer* ben. Cs genügt nicht mehr ein iflam ttffdjes 3«ftitut, aud) nicht eine Unioerjität in Äonftantinopel, wie es feßt wieber »on bem fog. Borberafienfomitec pro* pagiert wirb. Gine bcutfd)=türfifd)e Sjochfdjule müßte glcidjgeitig gur Bf lege ber tedjnifchen Miffenfcbaften Dienen: 2Icrgte, 3ngcnieure, 2lpo* thefer, flehrer ber »erjdjiebenen Sprad)wiffenfd)aftcn tonnten hier oorbereitet werben. Ghe wir in Teutfdj* lanb neue techniidje Jjochfdjulen grünben, mögen wir bafür Sorge tragen, bag wir nicht auf biefen 3u= hinjtsmärtten gu furg fommen. Menn wir für China eine beutfehe technifche Mufterhochichulc unb einige technifche Mittelfdjulen grünben tönnten, bann werben bod) aud) unferc 3nbuftriellen unb bie Bcrtretcr ber §od)finang ben Mert einer technischen £>od)fd)ule unb eines iilamijdjen ^nftituts in ber Türfei ridjtig gu mürbigen wiffen. 3hnen werben bic Atüd)tc einer planmäßigen Dricntpolitif guerft guteil werben; fie werben hier ihren Bcamtenftab erhalten fönnen, iväl;rcnb bic beutjehen Geiftes* winenfäjaftcn eine neue Bfiegftätte erhalten, käme gu einer ioldjcn Sjochfdjule nod) eine itänbige Vehr* mufterausftcllung tedjnifdjen Charatters. wie g. B. in China »on englifchen Millionären ins lieben ge rufen ift, fo wäre hierburch ein Bropaganbamittel erften Banges gejehaffen. Gine aiTberc ftorberung ift bic S d) a f f u n g neuer Sadjoerftänbigcnpoftcn für 'Jl o r b a f r i f a unb S i) r i c n = M c f o p o t a * m i e n. feilte haben wir einen Sad}»erftänbigen in Äonjtantinopel. Gin Jjanbelsbericht über Äon* ftantinopcl ift aber feit langem n i d) t erjd)icnen, ebenfo nicht über Maroffo bgw. Tanger unb fteg. Ter .f)anbclsiad)»eritänbige in Äonitahtinopel wirb gerabe bic neue Giitmidlung ber aufftrebenben Baltanftaaten »erfolgen fönnen, währenb ein gweiter in Beirut itationiert werben müßte, wo ihm Stjrien, Baläitina, Arabien, Slbcffinien, 'llegtjptcii unb Tri* politanien gufiele. 2Ille biefe llänber finb für ben bcutjdjen £janbel »on madjicnber Bebeutung; unferc Ginfuhr »on bort wäct/it gufehenbs. Tag wir für bas übrige IRorbafrifa. aljo Maroffo, Algerien unb Tu* neficn, noch feinen y>anbclsfach»eritänbigen haben, ift befonöers betlagensmert. Unjer Gejamthanbcl mit biefen Vänbern wäd)ft, je mehr mir an Benöltc* rung guncljmen unb fubtropifchc Grgeugniffe »er* brauchen; hier heißt es hanbeln unb nicht ab* warten. Gine nod) größere Umroälgung als in ber Türfei bahnt fid) gegenwärtig im B c i d) ber Mitte an. Tie älteftcn Ghineien haben es fid) nicht träumen laffcn, baß jo rabifal unb rajd) bic Tpnaftie in China roeggefegt würbe. Genau mic in ber Türfei wirb bort ein großes Gifcnbah nprogramm bes Tr. S u n j a t f c n gur Turchführung gelangen. 'Mir haben in China, meinte Staatsfcfrctär ». 3agoro, unfern Blaß »oll behauptet. Ob bas fo gang ber ftall ift. wirb erft bic 3ufunft lehren. 3ebenfalls haben Die Gnglänbcr unb bic Belgier in letzter 3eit f e h r große Grfolgc baoongetragen. Menn irgenbroo, fo ift es notwenbig. bie beginnenbe Umroälgung Chinas, bie wirtfchaftlid) »on ber Sroßten Bebeutung ift, genau an Drt unb Stelle gu . ubieren. Bor rurgem haben bie Berliner 2Iel* teften ber Äaufmannjchaft auf eine Gingabe wegen eines groeiten fianbelsiachoerftänOigenpöftens für Sübdjina eine aolehnenbe Slntwort erhalten. Tie Antwort war ein Berlegenheitsbofument erften Kanges. Korb* unb Sübchina mären fid) lehr ähnlich, unb barum bebürftc es feines groeiten Sad)»erftän* bigen. Tarum fällt ietjt nämlich Sübchina »om Korben ab. Man fann bic Antwort nur »erflehen, wenn man weiß, baß unfere beutjehen Äaufleute im Sluslanb es oft nicht gern fchen, wenn burd) Bc* fanntmadiung oon Sjanbelsocrbältniffen ein neuer beutfdjer Mettberoerb hcrbeigelodt würbe. 3d) habe es jchon öfters im 'Uuslanb erlebt, baß aus biefen Grünben beutfehe Äaufleutc es bewirten, baß feiner* lei Äonfulatsberichte über ihren Tätigfeitsort er* fdjienen. Gewöhnlich roirb aud) bet 3»ecf burd) ber* 1913. artige Geheimnisträmcrci nicht erreicht, ba burd) englijd)*amerifaniid)c, irangöfifdie unb belgijthe Öanbelsberichte man mciftens beffer informiert wirb als burd) beutfdje. Uebcrhaupt wirb mit Den b c u t f dj e n B c r i d) t c n eine o ie l g u große Heimlichtuerei getrieben. Tie beften bleiben geroöhnlid) in ben Sitten* fdjränfen bes '.Auswärtigen 2lmtes »ergraben. Kuch in biefem Bunftc wäre eine 'Uenbcrung not* wenbig. ftiir ben 3 ,l tciefienten ift fieber bas Brat* tifebfte, wenn er alle Beriet le eines taubes, gufammen ober einzeln in Heinen Heften gebrudt, fid) laufen fann. Gs ift gang unerfinblid), warum nod) beute Äonfularberidite im „Jjanbetearcbin“ '’ber in ben „Kadjrictten für Hanbel ur.b 3nbuitrie“ nad) Saite unb Tag »eröifentlicht roerl en. Bei ber Beratung bes Gtats bat ber Unterftaatsfetretär 3 i m in e r * mann in Kusfidjt gcftcllt groar nicht bic Be» roilligung eines H a n b c l s f a d) » c*t ft ä n b i g c n in Sübdjina, jcboch in T i e n t f i n. Biellcicht tönntc biefer Sad)»erfidnbige aus ben Streifen — erfchrcrfe nicht, lieber Vefer — ber Brefjc I)er»orgeben. Jö) habe fchon früher einmal ben Gebanfcn bes näheren begrünbet, baß wir bei unferen großen Miffioncn, wie Vonbon, Kero=Borf, Bete-sburg, Baris unb Korn eigentlich Brcßattaches haben müßten. Sluch bie Breffc ift ein 3nftrument, bas nur ein Äenner ridteig fpielcn fann. Mir wüiben in bem Breffc* fclbgug, ben bas 'lluslanb jo oft mit Grfolg gegen uns unternommen bat, lange nicht fo oft unterlegen fein, wenn wir berartige Veute gur Unterftütgung unferer Botfdjaftcr gehabt hätten. Bismarcf bat feincrlei Bebenfen getragen, begabte Äöpfe aud) aus ben Äreifen ber Breffc gu nehmen; Telcaffe, ber gegenwärtige frangöfifthe Botschafter in Betersburg, war früher Kebatteur, unb ber gegenwärtige Berater bes Bräfibenten Buanfdjitai, Tr. Morrifon, war ber Bertrctcr ber „Times“ in China. Gs ift noch nidjt lange her. baß in einem Schanghaier Brief auf bic merfroürbig ungefebidte Slrt ber beutjehen Tratjtungen für China ljingeroiefen würbe. Tas Brogramm bet Äronpringenrcijc batte „'.Reuter“ 24 Stunbcn »or bem beutjehen Tepejdjenbienft in China »erbreitet, ebenfo bic Gntfcnbung bes Bringen Heinrich gu ben Irauerfeicrlicbfeiten in China. Tie Cljinefen mo* fieren jicb felbft über bie heutigen Trabtungen, bte ftets bic KufmerHamteit auf Kebenfädjlicbes lenfen, währenb bie $>auptfad>en fdjon »orber burch I>en eng* lifchen Trabt »erbreitet finb. Gin anberer Bunft fdjeint bei ben biesjäbrigen Beratungen »om Reichstag nicht berührt gu fein. Tas ift, baß allgu häufig unfere Tiplo» malen mit 2luslänberinncn »erbei* ratet finb. Gs febeint, als ob in leßter 3eit biefe internationalen Heiraten fid) noch »ermehrt haben. 2ludj bie häufigen Berfetjungen nach furgem Ginarbeiten laffcn unferc Tiplomaten unb Äonfuln nirgenbs reefjt warm werben. Mer im Orient groß geworben ift, für ben muß aud) im Orient ein Blaß offen bleiben. Gin Mann, ber fich in China bewährt hat, bürfte im 3ntcrene ber Beförberung nidjt nad) Mcjifo ober Brafilien fommen. Hier ließen fid) aud) hinaus; bie grünen Miefen unb bie Selber »er* jebwanben, unb eines Tages lag bäs Milinersborfer „Secfchlößdjen“ mitten im Häujermeer. Kun würbe „bei Sdjramms“ täglich gelangt unb in Halenjee nidjt minber. 2lber bic bort Kbenb für Slbcnb im Tange iieß bref)ten, waren anbere geworben. Kicßt fo bie Männerwelt, bie immer nod) aus Stubenten unb Offizieren unb jungen Äaufleuten beftanb. 2lber bas Heine Bürgcrmäbdjen tarn bod) nur noch fpora* bijd> »or. Ober fdjon in jenem oorgerüeften Stabium, wo bie wifjenb Geworbene ermftlid) mit fid) gurate geßt, ob bas Müßen unb Bladen im Gejdjäft nodj einen Sinn bat, unb ob fie nicht beffer tut, es ben anberen nad)gumad)en. 3 cn£n anberen, für bie bie etwas fentimentaliid) angehauchte Saijon* ober Se* mcitcrliebelei längjt ein überwunbener Stanbpunft würbe, unb bie nun ijier über bie unbeitrittene Mehrheit »erfügten. Tie hatten auch ihre befonbere — jagen wir: begagierte — 2lrt bes Tangens mit* gebracht. Tas Gng*aneinanber*fid)=Sd)miegen unb bas Schleifen unb bic bergigen, nidjt immer allgu »iclbeutigcn Gefänge, mit benen fie bie rbptbmifdjen Bewegungen begleiteten: ,,'!Id) Grnft, ah Gruft, aeß Gruft, was bu mir alles lernft!“ . . . Kein, alles was redjt ift: Tugenbßeime waren bieje Tangböben roirtlid) nidjt. Unb bic Saalbefißer feine puritaniidjen Spielnerberber. Selbjt als bie Gate=MaU=Gpibemie Groß*Bcrlin burchrafte unb in milberer Tönung jogar bic Salons »on WW. fich unterwarf, jtanben fie mit »ergnügten Sinnen babet. Grft als bet „Kpadjentang“ »on ber Bühne bes Metropoltbcatcrs feinen Siegeslauf burch alle Tang* totale unb Kacfjtftätten nahm, begannen bie »on Katur Tulbjamen fich rühren. Unb finb nun faft brauf unb bran, gu Boitämpfern ber Boltsgejunbung gu werten. 3 n allem Grnft: Mas man in Berlin als danse des apaches, als One- unb Twostep »or* gejeßt bekommen fann, broljt fid) gu einer öffent* ließen Sittengefäbrbung ausguwadjfen. Mir haben ihn, lange beoor er »on ben finbigen Madjcrn bes Metropoltbeaters entbedt wurte, an mandjem oet» gnüglidjen Montmartreplaß unb in ber einen' unb anberen Brüffcler Bar fangen feßen. Scßön war er aud) ba nicht; aber es war bod) Gragie in ber Milb« ßeit unb cs war Humor, ber fid) über fieß felbft unb bie Gliebcroerrentungen buftig machte. Ties oer* föhnenbe Glcment fehlt bem Berliner, ber bisweilen Miß, nie Humor ßat, unb fo werten feine Kpa<ßen* tängc gur Koßeit, bic alle böjen 3’tftintte ausläft. Tas roirb fdjon abftoßenb, roo im H«rgen ber Stabt bie mehr ober minber golbenc 3ugenb (bie nidjt immer bie erfte gu fein braucht) bei 3i0aretten« qualm unb drinks ben Keft ber angebrochenen Käcßte oerböft. Mic gang anbets muß fid) bas nodj an ber Bcripßcrie anfeßauen, roo fid) unter bie Arbeiter unb ^abrifmäbeßen aud) bic Kjogialen unb bie oon Beruf Bcruflofen mifeßen. | Tarum follte man ben Berliner Saalbefißern, bie ben Malger unb bie Bolfa roieber gu Gßren gu brin» gen roünid)en, unb ben beutjdjen Tanglehrern, bie bie* fer Tage gu Bremen oerfammelt roaren, feine Spm» pathien niefjt nerfagen. Sie fämpfen einen guten Äampf. Mobet cs nidjts ausmraeßt, baß es oielleicßt ißr erfter ift. äuttlt und Willenldmlt. * Tas fianbesmufeum für fätßfiitße Bolfsfunft in Tresben. 3n Tresben finbet am 6. unb 7. September bie HauptDerfammlung bes Bereins für j ä d) f i feß e B o l f s t u n ft ftatt. Bei biefer Ge* legcnßeit roirb bas £ a n b e s m u j e u m für fädjfifdje Boi tstunft feierlich eröffnet werben. * „Tic $crmannsfdjlad)t“ im Malbtßeater. 21 m leßten Sonntag gelangte im OpbinerMalb* t ß e a t e r gum erften Male „Tie $ e t in a n n s> fd) lad)t“ »on Heinrich doh Äleift gut Tarftellung. Tiefe BorftcUung war ein großes Greignis für bie Katurbütjne. 3m Dunflen Bergroalbe roirtte bas Mert mit feinen Maffenfjenen geroaltig. 9Kit Gefchid hatte ber Dberregifjeur 2llfons Mcldjingcr basStüd einftubiert. Tie Köllen waren trefflich beießt; ben Hermann fpielte Tr. Trarf) unb bie Tßusnelba jfräulein gelben. Ueber 5000 3ufd)aner wohnten ber Aufführung bei. Km Mittwoch finben im Dpbiner Malbtljeater Hons=Sad)9=Spielc ftatt. wobei roieber ber fiautenfänger Otto Hummel mitroirfen wirb.- Gegeben roerben bie Sachsjdjen Sdjwänte: „Tas heiße Gifen“, „Ter geftoblene Scßinfen“ unb „Ter tote Mann“. * Sine Uraufführung im Bcrgtßcater. 2lus I ß a l e a. Harg roirb uns gefchrieben 2lm Hargcr Bergtßeater gab es eine Uraufführung, bic Tircttion hatte bagu ein Stüd gewählt, bas im alten Sad)jen* lanbe fpielte , bas Scßaufpiel „K u b l i e b ber G tj r i ft “ »on fieing ßoreng, einem in Mannheim lebenben Sdjriftjtcller, Don bem unlängft ein hÜto* rijeßer Koman „gritßart ber fräbnbrid)“ erjeßienen ift. ßoreng beßanbelt in feinem Scßaufpiel, bas offenbar nur für $reilufttl)eatet*21uffüt)rungen ge* jeßrieben ift und wohl taum ben 2lnfprud) barauf maeßt, als literarifcßcs Äunftrocrt gewertet gu wer* ben, bie Scßidjale bes alten fächfifcßen Gßautetc* ftammes, ber als leßter ber H«ufd)aft Karls bes Großen unterworfen würbe. Tas Mert rourbe oon ben 3ufd)auern jreunblicß aufgenommen. Gs wirtte rooßltuenb, baß biet einmal ber Scßauplaß bes Stüdes aueß roirtlid) gum Gßaratter bet Hatget Betglanbfcßaft paßte. J. b. H. '* Kus bem Gßemnißtr Tbeaterleben. Kus Gßem* niß wirb uns gefeßrieben: Tie tommenbe Spielgeit ber Bereinigten Stabttßeater in Gßemniß wirb mehrere Ur- bgw. Grftauffüßrungcn bringen, bie aud) außerhalb Kuffeßen erregen roerben. Tas neue Mett bes betannten Berliner Äomponiftcn Baut ßinte „Gafanooa“ wirb im Klten Stabttheater gu Gßemniß feine Uraufführung etleben, obwohl fid) Berliner Bühnenleiter ebenfalls um bas Mert be* müßt haben. Kls Sonntags*Matincc wirb bas jüngfte Borngräberidjc Mert „Kltßäa unb ißt Äinb“ gut Kuffüßruna gelangen. Bon betbezt Gulenberg tommen bie „Grnftcn Sdjwänte“ unb »on Sdjmibt» bonn „Ter oetlorene Soßn“ gut Kuffüßrung. 3u«rft follte bas Mert Scßmibtbonns glcidjgeitig in Tresben unb Gßemniß bie Uraufführung erleben; bas Königl. Stbaufpielßaus in Tresben, bas fid) bas Mert guerft gefiebert ßat, gab hietgu aber nidjt feine Genehmigung. Siegfrieb Magners Dper „Bruber ßuftig“ erlebt unter ber ßeitung bes ftom» poniften feine Gßemnißer Grftauffüßruna. 3m Kcuen Theater finbet bie beutfehe Grftanffüßrung bes englifdjen Sctjriftftellcrs Molter „Ter bequemfte Meg“ ftatt. Ap. * Tas finangieüe Grgebnis be-3 beutfdjcn Ton« tünftlerfejtes roirb aus Jenn mitgeteilt: Kad) ber jeßt Dorliegenben Abrechnung für bas Tontünftlerfeft betrugen bie Ginnahmen 18518 Mart, bie Ausgaben 22604 Mart. 3ur Tedung bes Tefigits oon 4086 Mart muß ber gegeidjnete Garanticfonbs mit 15 l / 2 Bt°g £ nt ßcrangegogen werben. * Tas Befinben Baut $ei)fes hat fid), wie bie „M. K. K.“ melben, fo gebefjert, baß er am Sonnabenb bas Hotel Äaiferin Gliiabetß in Jelbafing, roo er feit Mitte 3uni wohnte, »erlafjen unb im Automobil nad) München in fein eigenes H«im gurüdteßren tonnte. Gr ift fieberfrei unb füßlt fid) gang rooßl, bebarf aber als Kctonoalcfgcnt nod) ber Schonung. * Beue Kacßricßten oon Spitzbergen. Ter Sorfcßer Mar Kachel aus Gifenacß, ber fid) augenblidlicß mit 'einer norroegi|cßen Gspebition auf ber ftaßrt non Trontßeim nach Spitzbergen befinbet, fenbet folgenbe birette Kacßricßt: 3wei norroegifeße Teilnehmer an ber Spißbergen * Gxpebition Stoll finb wieber nad) Iromsö gurüdgeteßrt. Sie folltcn in groei Booten oon Gisfjorb nad) bet Ireurenberg»Bud)t rubern, eine Strede non 400 Kilo« metern. 3«bes ber beiben Boote follte 500 Kilo* gtamm Ballaft beförbern. Tie Unmöglid)teit, biefen Blau bureßgufüßren, worauf Kaebel hinge* roiefen hatte, hat fid) alfo er mieten. Ter Gjpe* bitionsleiter Stoll roirb fieß nun über ßanb nad) ber Treurenberg*Bucßt begeben unb alfo ben Blan ausfüßren, ben Kaebel feinergeit bem Grpebitions* leitet Dorgcfcßlagen hatte, ber aber bamals »er- wotfen würbe. * Gin neuer <$ortfcfiritt ber mebiginifdjen Miffen« feßaft roirb aus Baris berichtet: 3n ber Botifet Ktabemie für Mebigin teilt ber Tircttor bes Bafteur« 3nftituts. Broteffor K u u jt, mit. baß es ben Tottoren Kicol6 unb G onf ei l gelungen fei. Mumps (Dßrenfpeicfjelbrüfenentgünbung) auf Affen gu über tragen Man tönne hoffen, baß man nunmehr halb imftanbe fein roerbe, Keinfulturen non ben biefe epibemtfeße Krantßeit ergeugenben Mifroben berguitellen, um biefe Kranfßeitserreger genau gu ftubieren.
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