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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.08.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19130819023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913081902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913081902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-08
- Tag 1913-08-19
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Monat
1913-08
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Jahr
1913
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flbend-fluggabe ♦ für e * * , P3 i S unö Vorort* 611r * unfcrt (Träger und JUy öprslJ « Spediteure 2 mal täglich tue Raus gebracht: 40 Pf. aiouollid), S.70 Ulf. olcrtcliäbrlid). Oci unfern $ilia(cn und ßnnabnte- ftellen abgebvit: 75 Pf. monatlid), 1.15 ülf. oicrteljdbrtid). burd) die poft: Innerhalb beutf<t>lando und der dcutfd)cn Kolonien oiecteljäbrlltb 5-00 Ulf., monunicS 1.20 mt., ouefd)licftlid) poftbeftcUgeld. Pao Zeitiger Tageblatt crf^cintzmaltäglid), 0onn>u.$eicrtagonurlmaL. Rcdattion und ®cfd)äftoftcUe: ^obanniogafTe Ur. «. $ernfpred)»finfd)luß tlr. 14001, 14003 und 14004. berliner Kedottitn: 3n den Jetten 0. $ernfpisd)»flnf<1)luB: flmt Moabit tlr. 407. Amtsblatt bes Kates unb bespolijtiatntes ber Stabt Iriwio Ur. 419 Dienstag, den 19. Sugult. 107.^oßrgang für Onferate aus teipiig und Umgebung di* /"injCIyCnprClJE • i fpaltigc Pctltjcile 25 Pf., dicReriamC'ieile iMt. oon auetoärts 30 Pf., Retlamen 1.20 Ult. Onfrrate oon Behörden im amtlichen (Teil die Petitjcile 50 Pf. Ocfdiäftsanjeigcn mit Plabouefcbrift Im Preife erhobt. Rabatt nach Serif. Oeilagegcbühr: bcfamtauflage 5 Ult. pro Saufend cxtl. Poftgcbübr. Sciibeilage bdb*r. flnjeigen» flnnabme: ^obannisgaffe», bei fämtlid)en Jllialcn und allen Annoncenexpeditionen des 3n» und Auslandes. eefdiäftsAelle für berlln und die Prooinj brandenburg: berlln W.10, margaretbenftrahe 8. $ernfpred)er iütjoco «071. Direktion Walter Jliegel. 1913. Das Wid)ti0jle. * Tic [Rebe ft a i f c r 29 i l1) e I in 3 ju Giften ftaifer Jranz 3°f c PM Mtb in ber SBiener treffe mit lebhafter Genugtuung begrübt unb als Vefeftigung beö Drei» b u n b c 3 bezeichnet. (<S. bef. Art.) * 'Nacß ^arifer ^Reibungen fteßt bic 21 b b c - rufung b c S r u f f i f dj e n V o t f dj a f t e r § in ftonftantinopel unmittelbar bevor. (<2. bef. Art) * Die f r a n z ö f i f d) e B r c f f c warnt bic Türkei einbringlid), iljren 23 o r m a r f dj über b i e 'JR a r i ß a fortjufefjen. (<®. bef. Art.) * Gs Verlautet, baß jmifdjcn ber 11 n i o n unb 'JR e g i k o ber A b b r u ctj ber biploma- t i f d) c n Vezic (jungen ju ermatten ift. (»2. 2cfztc Dep.) Oie Jödjtnci) und die europäiiften Mültungen. Von Dberitleutnant Dr. 'JR. 3elbmann»Bcrn. Sn einer 3eit, in Ser zwei fo Mächtige Naajbaritaaten wie Jrankreicß unö Deutjcßlanb ißre t>eere&mact)t gewaltig erßößcn, jinb bic ßter mitgeteilten Aeußerungen eines l)erüor= ragenben Offiziers ber jdjweijcriidjen Armee über bie Art unb 2Bei[e, wie bie Scßweij ißre Neutralität unb ißre Necßte als |ouoeräner ■Staat ju waßren gebeult, beadjtenswert. 2Rit Genugtuung wirb man aud) bie Anerkennung ber Xatjacße jur kenntnis nehmen, baß bic Sdjwcij niemals bie beutjeße Vormacßtitellung uitliebfam ju oerjpüren betam, im Gegeitfatj 5« Grjaßrungen, bie fie mit jrankreicß unb Öefterreicß in früheren lagen gemadjt l>at. D. N. Jür bie Beurteilung ber neueften Anstrengungen ber Großmächte, bie nationalen Äräfte nod) meßr als bisher in ben Dienft bes Heeres ju jtcllen, muß bie bejonbere völkerrechtliche Stellung ber Sd)roeij, wie fie fii) im 2aufe ber Bert entwidelt ßat, maßgebend fein. Die Sdjweij ift aud) als „neutraler“ Staat keines» wegs in ben Necßten unb Sßflicfjten ber Sclbftvertei» bigung etngefeßränkt. Sn ber Akte über bie Anerkennung ber ießweije» rifdjen Neutralität oom 20. Nooember 1815 garatu tierten bie SDiädjte bic Unoerlcßlidjteit bes fdjweije* rifdKit ffiebietes. Darin liegt weber ein SBerjirfit ber Nlädjtc. überhaupt nie gegen bie Sdfweia Ärieg au füljrcn, nod) für biefe ein Sßerbot, iijre Sntereffen mit bewaffneter fjanb ju roaljren. Der Sdjroeijer Dr. '-Baut weift in [einer Sefdjidjte ber Neutralität mit Ned)t barauf ljin, baß bie fdjweijerifdje Neutra» lität trid)t gefd)affen, fonbern auf Srunb iljrer Ira= bitionen nur anertannt würbe. Sm ©egefafe 3U anberen „neutralen" Staaten, wie j. S. fiujemburg, haben bic Niäd)te oon ber Sdfweij erwartet, bafj fie alle ifjre Äräfte für bie 2lufred)terf>altung ihrer Un-- abhängigfeit einjetje. Die Säljigteit ju einer träftigen Selbitoerteibb gung ift alfo bamals als eine Sßorbebingung für bie Slnertennung ber Neutralität betrachtet worben. Die Niädjte hüben aud) bas in ber Sunbesoerfaffung niebcrgelegtc Nedjt ber lagfagung, über Ärieg unb ^rieben ju entfdjeibcn unb Sünbniffc mit anberen Staaten einjugehen, nicht beanftanbet. Sei 2ujem= bürg hingegen würbe bie ©arantie ber Neutralität ausgefprodjen unb bamit biefem Staate burd) bas SBerbot, eine 2lrmce ju halten unb Befeftigungcn an- äulegen, bas Nedjt ber Selbftoerteibigung genommen. ’ilud) bie „neutrale" Sdjweia ift ein ]ouoeräner Staat, bet auf ©runb ber ihm baber jutommenben Nladjtoollfommenheit felbftänbig über Ärieg unb 3-rieben ju entfdjeiben hat; ja ber Ärieg tann fogar jur ißflidjt werben, jur Behauptung ber llnabhän» gtgleit. (Es ift begreiflich, bafj bie Schroeu im SJlaftftab ber oorljanbenen Äräfte unb Nlittel ipr SBehrwefen ftets ju oeroolltommnen Jucht. ®eftrebungen werben oom Nuslanbe je länger je mehr anertannt, ohne bafj babei bie burdjaus friebfertige ffiefinnung oon Negierung unb Sßolt im minbeften bezweifelt wirb. Dies foll ganz befonbers betont werben, fte leitet fid) h« aus ihren Irabitionen. Die Schweiz ift fid) aber ber ffiefahren, bie ein allgemeiner europä» i|djer Ärieg für fie beibeuten würbe, bewufjt unb wirb alle 2lnftrengungcn ber Nlädjde jur Aufrechterhaltung bes Stiebens mit ffienugtuung begrüben. 2Bas fpeziell ben Slusbau ber Sßebrmadjt bes Deutfchen Neidjes betrifft, fo hat bie Sdjweiz feinen ©runb 23eforgniffe ju hegen, wenn biefe ©rofjmadjt ihr Nüitjeug ju träftigen perfucht. Diefe Ucberjeugung grünbet fi<h nicht auf eine bejonbere Sympathie für ben großen Nadjbar ober Antipathie gegen anbere Nationen, fonbern.. ift lebiglid) bas Nefultat ber (Erfahrungen, bie bie ®ib» genoffenfdjaft im Verlaufe ihrer (Berichte gemacht hat. !Bei einem tleinen, oon ffirofpnädjten umgebe* nen Staate ift bie Nlöglidjteit ber Beeinfluffung oon äugen mehr ober weniger ftets oorhanben. Sie rieh» tet fidj nicht nur nad> bem Verhalten eines folgen Staates, fonbern es ift oon entfdjeibenber Sßidjtig* leit, welche oon ben ©rofrmädjten eine oorherridjenbe Stellung einnimmt, unb in welker 2Beifc biefe gegen» über bem „kleinen“ gebraucht wirb. Das hat bie Schweiz jur ffienüge erfahren. Nadjbcm bie 23e» brofjung burd) Defterreich in ben Sreiheitsfriegcn burd) träftiqe Abwehr befeitigt worben war. trat Sfrantrcidj in nähere ^Beziehung ju bem Heinen Klar Klahon und Bajame inöen£aoenunmi8.fcis22.Hiuiiiftl87O Gntilc ©linier, ber 'Neftor ber franjöfijd)en ^iftorifer, febt int „Gaulois" feine intereffanten iÖeroffentlid)ungen über ben ftrieg oon 1870/71 fort. Seine jüngftc 2lrbeit enthält wertvolle 2luffd)lüffc über bie 33ejiehungcn 3ivi[d)cn 2Rac SRahon unb 'Bajaine in ben tritifdjen Zagen von SNefc. 23om 17. 2luguft an ivat IRac ilRahon oberfter Leiter ber franjöfifdjen ftricgöopera» Honen. Gr tourbe von Balitao unb vom ftRinifter» rat auf bas bringenbfte gebeten, fofort bem arg bebrol)ten Sajaine 311 ipilfe ju eilen. ilRac 3Ra- hon ift in einer überaus! tritifdjen liage. Gr ioeif; nidjt, tvcldjen 2Bcg er einfdjlagen foil. Der birette 2i3eg ift verfperrt; Ba^ainc tann nur nod) nad) Norbcn ober nad) Silben aitsbrcdjcn. Sßenn alfo iViac ÜRaljon iljm ju .'pilfe eilen will, fo mufj er fid) entweber norbwärts ober füb» roärts bewegen, aber er bleibt ohne jebe 'Nad)» rid)t von 'JNeß. Vorläufig fitd)t er 'Jialitao burd) ein Zelegramnt ju beruhigen: „Sagen Sie bitte bem SRinifterrat, baß er auf mid) jäljlen tann, unb baß id) alles tun werbe, um mid) mit 23ajaine 311 vereinigen." Gr muß warten. Gnb» lid) am 2lbenb bes 18. 2luguft erhält er von ißajaine ein Zelegramm: „4 llfjr 15 nadjmit- tagS. 3n biefem 2lugenblicf wirb ein Angriff, ber oom ftönig non Breußcn perfönlidi geleitet toirb, mit beträd)tlid)cn fträften ausgeführt: bie Iruppcn halten fid) bis jeßt gut, aber bie '-Bat» terien mufjten baS Jenem cinftelleu." Genaues über ben cinjufdjlagcnbeu Sßeg ift aus biefer Dcpefd)c nid)t ju erfcl)cn. Darauf Stunbcn ban gen Sd)Weigens. Die 'Nadit vergeht in grau« famer Ungewißheit. Gnblid) am 19. Auguft ‘/»l Uhr erhält er eine Depefdje Söajaincs vom Abenb Vorher: „8 Uhr 20 abenbS. 3d) tommc foeben vom Sd)lad)tfelbe jurüd; ber Angriff War feljr lebhaft. Qn biefem 2lugcnblicf (7 Ul)t) hört bas Jener auf. Unfcre Truppen bleiben in ihren Stellungen." 'JNac 'JNaljon begreift, baß irgenbetwaS gefctjeljen muß. Stillicgen hätte fo viel bebeutet, wie: wir tonnen nidjt üorrücten. Gr fdjirft '3ajainc folgenbe Depefdje: „19. 2tuguft Sßenn Sic, wie id) glaube, ge zwungen werben, in bett näd)ften Stunben fid) jurücfjujiehcn, fo weiß id) bei ber großen Gnt» (ernung jwifdicn mir unb Jljnen nid)t, wie id) 3hncn ju £>ilfe tommen tann, ohne Baris ju entblößen. ÄJenn Sic etwas anbercS bcfd)licßcn, laffen Sie es mid) fofort wifjen." Der 20. Auguft vergeht oljne JRarfjridjt vom Sdjladjt» felb. 'JNac 'JNaßon befinbet fid) in Verzweiflung, lieber bic ftarten gebeugt, fud)t er ihnen bas Geheimnis bet [Rettung unb ben AuSgang ber blutigen ftämpfe 311 entreißen. Gr würbe nidjt Zögern, wenn er vor fid) eine tlare, militärifdjc 'Aufgabe hätte; er würbe fie, tofte eS, was eS wolle, ausfüljren, aber in baS Ungewiffe ßin- austappen tann unb barf er nicht. Der Ge baute, einen treuen 2öaffcngcfäf)rten im Stidje laffen 311 müffen, brürft il)n nieber. Gr gefteßt eS fpäter fclbft ein: ,,$d) war, baS muß id) 3U» gcftchcn, feljr unentfdjicben. GS zerriß mir bas $erj, baß id) Vajaine, ben id) jeben Augenblicf an ber 'JNaaS auftaueßen glaubte, int Stidje laffen mußte. 2lber auf ber anberen Seite fd)icn cs mir burd)aiis notwenbig, Baris 311 beeten unb Jrantrcid) bic einzige, ißr nod) jur Ver fügung fteßenbe Armee 3U erhalten." Gr ent« fdjließt fid) beShalb zu warten, bis er von Va- jainc genauen Vcridjt ßat. Gr tcegrapl)icrt an ben JNiniftcrrat: „8 Ul)r 45 morgens. Die Gr- tunbigungen ergeben, baß bic brei feinblid)cn Armeen fo aufgcftclit finb, um Vajainc ben 21'eg nad) Vriep, Verbun, Saint-JNißicl abju» feßneiben. Da id) bic Nücfzugslinic VazaincS nid)t tenne, obWoßl id) bis ßeute morgen marfd)- bercit war, bentc id), baß id) ßier bleiben muß, bis mir ber 23crid)t getommen ift, ob Vazainc nad) 'Norbcn ober nad) Sübcn ausgetvidjen ift." Gegen JNittag reißt ißn eine SRitteilung Stof fels aus feiner rußigen Ucberlegung. Diefer madjtc ißn auf bic 'Näße ber feinbüdjen Kaval lerie unb auf bic Gefaßt- eines UeberfalleS auf- mertfam. 'JNac JNaßon feßrie ißn an: „Sie ßaben mir feßon einmal gefügt, baß biefe Kerls verteufelt tapfer finb; eine Abteilung .Kavallerie tonnte nad) einem ÜRacßtmarfd) bereits über morgen ba fein. Üöir müffen besßalb morgen nad) Neinis aufbreefjen." Dies bebeutete in 2ßirf- lidjtcit nidjts anberes a(S: Nücfzug auf Baris. Von [Reims aus tonnte fid) s JNac 'JNaßon nidjt mcljr mit Vajainc vereinigen. Aber fein ganjer militärifdier Jnftintt galt Baris. Gr tele graphierte an Balifao: „20. Auguft. 4 Uhr 40 nadjmittagS. Jd) werbe morgen nad) Neims jießen. 'liJenn Vajainc nad) [Rorben auSbricßt, werbe id) nid)t mcljr imßanbe fein, ißm zu fcilfc ju tommen: wenn er nad) Sübcn bureßftößt, fo fönntc id) ißm bei ber großen Gntfernung auf feinen Jall nüßlid) fein." Balifao ant wortet in einem Telegramm um 5 Uhr: ,,Jd) betrachte cs als burdjaus unumgänglid), baß Sic Vajaine ju .'pilfe eilen. Vebenfen Sie ben Nacßbar unb wußte ißn wäßrenb Sjaßrßunberten in ein Abßängigteitsocrßältnis ju bringen, bas oft brüdenb unb befefjäntenb war. 2Bic rüdjidjtslos 'Na* poleon I. bic Sdjwciz beßanbeltc, ift befannt; fie war ein ganj oon feiner JBillfür abhängiger Sajallen* ftaat, helfen tapfere Offiziere unb 3Rannf^aften auf ben <5cf)Iad)tfclbern Guropas für ihn bluten mußten. Aucß bic iRebiationsoerfafiung, bic ber franwfijctic Äaifer ber Schweiz „fdjenfte“, zeigt bei aller Anetten» nung bes ©utcr, bas fie ber Schweiz gebracht ßat, bic oölligc Abßänqigfeit oon Jrantrciaj. Das finb gefcßicßtlicßc Tatjacßen, aus benen bic Scßweiz ihre Mehren gezogen hat. Daran änbert aucß bie Auffaffung bes „Temps“ nichts, ber in ocr Vefprecßung eines fürzlid) erfeßienenen Vucßes über bas jeßweizeriieße 'JBcßrwefen bebauert, baß in ber Schweiz bei ber Darstellung bes nopoleonijcßen 3cit» alters |o feßr ber Scßaben ßeroorgehoben werbe, ben bie franjö|iicße Vormacßtitellung Jrantrcicßs bem Staate jugcfügt ßat, wäßrenb boeß bie Speere ber Verbünbctcn meßt als einmal aucß bic Scßwcij als ftricgstßeater gebraucht hätten. Der „Icmps“ oct» gißt, baß gerabc ber iranzöfijcßc Ginfall bic ©egner in bas 2anb rief. Nacß 1815 trat Defterreid) in ben Vorbergrunb. Audi biefer Staat wollte feine Vormacßtitellung aus» nüfeen, um Ginfluß auf bie Sdjweij ju gewinnen. Die ©ejajießte ber Gibgenoffenfcßaft in ben folgcnben Saßrjcßnten bis 1848 tann mit Nedjt überfcßricben werben: „Der Äampf gegen bas europäiieße Brotct» torat.“ SBic oft ßaben bie 3Jiäd)te auf ©runb un= richtiger Auslegung ber Neutralitätsafte ber Scßwcij Zugefeßt unb geglaubt, fid) in bic Vcrßältniffe ber Schweiz einmifeßen ju müffen. 2Rit bem Staatsitreid) Napoleons III. am 2. De» jember 1851 begann von neuem Jrantrcicßs Vor» berrjeßaft. Diefe machte fid) ber Schweiz gegenüber oalb füßlbar, inbem fic wegen ber republitanijcßeii Jlücßtlingc ju Äonfliften führte. Der franjöjiicße Äaifer erinnerte ließ babei wenig ber ©aftfreumblajan, bie er früher in ber Scßweij erfaßten hatte. 3Rit ber ©rünbung bes Dcutjcßcn Neicßes trat eine Aenbcrung ein. Die Vormacßtitellung biefer neuen ©roßmaeßt oerfpürte bie Scßwcij in politifcßer £>in» ficht niemals, ftlcine Differenzen finb nicht maß» gebenb, unb wirtjcßaftliche Äämpfc tommen hier nidjt in Vetracßt. Unbeeinflußt vom Auslanbc tann weber ein Heiner noch ein großer Staat fein; wirt» fdjaftlid) unabhängig ift lein Jnbioibuum unb tein Staat auf Grben; politijcß unabhängig aber tann aud) ein Älcinftaat fein, wenn er feinen vertraglichen Bflicßten nachtommt, ben Jorberungcn ber 3iöili= fation genügt unb fid) gewillt zeigt, bafür feine Äraft einzufeßen unb ben Äampf aufjuneßmen. Das ift bei ber Schweiz ber Jall, fic ßat als fouveräncr Staat ben ffirunbfaß, baß fie ißre eigene Sßeßrmacßt organifieren muß, fonft ift fie vollkommen bem Jßillen ber anberen Staaten ausgeliefert unb muß tun, was biefe ißt oorjeßreiben. Das einzige SRacßtmittel ift bas öeer; benn z- V- mit ihren jinanjen wirb fie niemals imftanbe fein, ißre Unabhängigkeit in gleicher SBeife ju behaupten. Jn biefem Veitreben moralifdjen Gffeft, ben bie Grfdjeiuung iJtjrcr Armee auf bic verlaffenen Truppen madjen muß, bie fid) fo heldenmütig gefdjlagcn ßaben." 2lm 3Rorgen be3 21. 2luguft feßt fid) 'JNac JNaßon naeß [Reimö in Vewegung. Gr ßattc mittlerweile burdj [Roußer erfaßten, baß fid) ber Kronprinz gegen B ar i^ bewege. Gr muß ißm alfo zuvor» kommen. Balitao madjt nod) ben Verjuo), ißn Zur §ilfeleijtung für Vajainc zu gewinnen. GS nüßt aber nidjts. JNac 'JNaßon wiberfpridjt ent» fcßloffen. Gr muß B ar * ä beefen unb feßt fid) am 23. 2luguft bortßin in Vewegung. „Den Tob im §erzcn," Jagte er, „ßabe icß biefen Gnt» frfjluß gefaßt. Jdj weiß woßl, baß icß ber Jcig» ßeit, einen Üßaffentameraben im Stieße gelaffen Zu ßaben, befdjulbigt werbe. Aber über meinen eigenen jRußm feine id) bas ßößcrc Jntcreffe Jrantrcicßs. Jd) burfte bie leßte Armee, bie viclleid)t balb vor Baris mit ben gefamten beut» fdjen Streitkräften tämpfen mußte unb vielleidjt ben Sieg gewinnen fönntc, nidjt aufs Spiel feßen." Diefcn Gebauten ßat er and) in bem Aufruf an bic 2lrmee, in bem er feine §anb» lang verteidigt unb an bic Tapferkeit ber Sol» baten appelliert, ausgebrüdt. Kunlt und WiHenldiaft. X Dein berliner „fieifing»Xßeatet" wirb fid) unter ber neuen Ceitung Viktor Varnowitijs, bes Nachfolgers Otto '-Brahms, ein Jnftitut angliebcrn, beffen Aufgabe es fein foll, biefer Bühne einen fünft« lerifchen Nadjwudjs ßeranjuzießen. Die praftifeßen unb tßeoretifcßen Unterricßtsturfe, bie eine völlige Ausbilbung für bie Bühnenlaufbahn umfafjen, wer» ben am 1. Oktober b. 3- beginnen. Als fiebrträfte bes 3uitituts wirten Viktor Barnowfli), Tilla D u r i e u 1, Dr. Arthur Gloeffcr. fjelene J e ß b » m c r , 3lta © r ü n i n g , ilubwig ßa r t a u , 9Ror it» Jeimann, Hubert f> e i n r i eß . Jriebrid) Ä c p ß» ler unb ßina 2 offen. Die 2eitung bes Jnftituts übernimmt Dramaturg Bcrftl. * D'Annunjios nenejtes Drama. Das Barifer Borte ■■ St. ■ 3Rartin »Theater wirb im tommenben Oktober feine Saifon, wie aus Baris berichtet wirb, mit einem neuen 'IBerte D’Annunjios eröffnen. Der Didjter ßat bieie Arbeit über bie Ginjelbeiten noch geßeim gehalten werben, vor einer 2130eße vollenbet unb foeben ben Vertrag mit ber Ißeaterbirettion unterfeßrieben. Allem Anfcßein nad) aber ßanbelt es fid) bet biefem neuen 2I3crte um ein Drama in ber Art ber „BiiatwUe" unb bes „'JRartnriums bes heiligen Sebaftian“, benn nach einer früheren Grtlä» runa D’Annunjios waren bieie betben 213erle als .Teile einer, btamotifeßen I r i l 0 g i e gebaeßt. Die männlicße Hauptrolle bes neuen D Annunzio»Stüdes ßat bic Schweiz fdjon bebeuteitbe Anftrcngungen ge» madjt. Seit Jaßtßunberteii war bas 'JBcßrweicn auf ber allgemeinen 2Beßrpjlid)t begründet, fic ift ftets weiter ausgeftaltct worben, unb noch in ber leßten 3cit ift ein bcbcutcnber Schritt zu ihrer vollftänbigen Verwirklichung gemacht worben burd) ben am 1. 'JJlai biefes Jahres in ftraft getretenen Grlaß über Dienft» befreiung, ber mehrere taufenb militärifd) aus» gebilbcte 2eute, bic infolge ihrer Aufteilung bei ber Boituerwaltung ben Gifenbaßncn ufw. vom JNilitär» bienft befreit waren, bem Heere wicbcr zuführt. Das 3Rilijß)ftcm, bas bie Schweiz niemals ocr» laffen tann nod) will, bewahrt vor feber Vcrjucßung, im „SBcttrüften“ mitmadjen zu wollen. Gs begrenzt allcrbiugs bie Dienftjeit unb zwingt, bei ber Aus» bilbung fid) nur auf bas kriegsmäßige zu befeßränken, geftattet aber boeß burd) bic Anfpannung aller intellektuellen unb moralifcßcn kräfte, befonbers aud) burd) eine auf ben 2Bcßrbicnft vorbcrcitcnbc 3ugenb» erjießung eine Sßcßrmacßt ju feßaffen, bic bem 3wede bes Heeres genügt. Das Scßwcijernolf will auch wehrhaft fein unb bleiben. Jn bem Artikel 2 ber beiteßenben Bunbcs» verfafjuna gibt es bcutlid) biefem Gntjcßluffe Aus» brud: „Das Heer ift beftimmt jur Behauptung ber Unabhängigkeit oon außen unb jur Hanbßabung von Nüße im 3uncrn." Als im 2aufe ber 3aßrc eine belfere Heeres» Organisation nötig würbe, hat bas Volt im 3aßre 1907 einem neuen JBeßrqcfeß bic Genehmigung er» teilt unb willig eine verlängerte unb vermehrte Dienftjeit auf fid) genommen. Dazu kommt eine Großartige freiwillige Tätigkeit in zahlreichen Schüßen» unb Turnvereinigungen, bic bejroedt, bie 2Beßrhnftigtcit ju förbern. Nicht ju vergeßen finb bic Anftrcngungen cinfidjtiger Nfänncr, bie 3ung» mannfdjaft für ben 213ehrbicnit vorjubcrciten burd) Hebungen im Ntarfchicren, Sdjießen unb Turnen. So iteßt bic Schweiz auch ben Niiftungen bet Großmächte „neutral" gegenüber, fie kann nicht mit» madjen, feftt aber alle kräftc ein, bic von ben großen Staaten feinerjeit ausgcfprodjcnc Grwartung ju er» füllen, baß fic ißre Grenzen unb ihre 'Neutralität feßüßen wird. Deutltßer Katholikentag. S. & H. SReß, 18, Auguft. 3n einer gefcßlofjenen A u s f eß u ß f i ß u n g, bie über Ntittag tagte, würbe bcfdjloffen, ben n ä d) ft c n katßolitcntag im 3“ßrc 3Nünftcr abjußalten. Um 5 Ußr nachmittags trat in ber Jeftßalle bie erfte öffentliche Vcrfammlung jufammen, bic von über 6000 Berfoncn befudjt war. Die Akuftit ber Jeftßalle ift leiber ungünstig, baju kommt ber 2ärm ber vorüberfaßrenben clcttrijcßen Baßnen, io baß ganje Teile ber Neben unverftanben verloren geßen. 3 m übrigen ift für bic Brcffc in großartigster ißeije geforgt. Der Bräfibent bes katßolikentages Jürft ju wirb ’2c Bargt) fpiclen, bic weibliche Hauptrolle nidjt 3ba Nubinftein, fonbern Berthe Babrj. * 3ubiläum der 3 enocr Jerienhirit. 3um 25. SUJale ßaben feßt bic 3cnaer Jericnturfe ftatt« gefunben, unb bamit feiert bie Ginricßtung joldjer Jericnturfe überhaupt bas Vierteljaßrhunbcrt bes Befteßens, benn bie Jenaer Ginricßtung, bie im 3aßre 1889 non ben Brofefioren Dctmer unb Nein aejetjaffen würbe, ift bic elfte iljrer Art gcweien. 2ßarcn es m ben erjtcn beiben 3 a ß rc n nur 20 unb 39 Teilnehmer, bic biefe Jortbilbungsgelcgcnßeit benutjten, io fino es jeßt in ber Jubiläumsoefanftal» tung 744 Teilnehmer (117 Hencn unb 327 Damen) gewejen, eine 3aßl, bic bisher nod) nidjt erreicht war. Davon itammen 291 Herren unb 166 Damen, glcid) 457 aus Deutfcßlanb, bic übrigen 287 aus bem Aus« lanb, unb zwar aus Nußlanb runb 80, Ungarn 35, Defterrcid) 30, (Sroßbritannicn beinahe cbenfovicl, Norwegen unb Schweben etwa je 25, Dänemark gegen 20, bie Vereinigten Staaten 16, Jinnlanb 10, bie Schweiz 8, Jrantrcid) 5, 3 ta ^ e ’ 1 unb ©Heeßen» lanb je 3, hie Niederlande 2, Belgien, Vujccmburg unb bic Türkei je ). 71 Damen unb 41 Hctren hatten fd)on frühere kurfe befueßt. 2lud) burd» befonbere Jcftoorträgc, u. a. oon Brofeffor Voltclt aus 2 e i p 5 i g, waren bie biesjäßrigen kurfe als 3_ubi» läumsveranftaltunq gekennzeichnet, unb eine Jcft» ipenbe im Betrage von 2500 würbe ben 2eitcrn ber kurfe, Detmcr unb Nein, überreicht, bie burd) ißre 3infen Unbemittelten bic Teilnahme an ben kurfen erleichtern ober ermöglichen foll. * kunftdjronit. 3 n Jlorenj foll bem (5eid)led)te ber Niebici, beffen Name mit ber Stabt fo eng ver knüpft war, ein 'JRufeum errichtet werben, unb zwar ift hierw ber Balajjo Niccarbi auserfeßen. * Sieglin=Grpebition. Dem ßocßßerjigen Jörberer ber wiffenfdjaftlicßen Joricßunq, Stuttgarter Groß- inbuftriellen ©eß. Hofrat Dr. Grnit von Siegltn ift es erneut ju banken, baß noch in biefem 3aßre eine große arcßäologifcße Grpebition nad) Acgnpten ausgerüftet werben kann Der Aufbruch her (rrpe» bition wirb gegen 'JRitte September unter ber willen» fchaftlidjen Oberleitung bes 2eipzigctAegi)p- tologen Brofeffor Dr. Georg Stetn- b 0 r f T erfolgen. Aufgabe ber Gjcpebition ift es, Ausgrabungen in einer Nekropole auf bem Oft» ufer bes 'Nils, etwas |üblid) von ber Btovinjial- Stabt Affiut ober Stut, auf bem Boben bes alten Antäopolis, in bie 2Bege ju leiten. Suitematifdjc Ausgrabungen haben bort noch nie ftattgefunben. 2Uenn bie Ausgrabungen (üblich von Alfiut beenbigt fein werben, wirb bic Grpebition nad) Nubien uberfiebeln, um bie Ausgrabungen ber im 3aßt« 1912 bearbeiteten Nefropolis non Anibe vollftänbig ju erlebigen. 'Kläglicherweife foll aud) nod) eine Ausgrabung im S u b a n in Angriff ge» nommen werben. Brofeffor Steinborff werben jur Unterftüßung für bie Grpebition ein Archäologe, ein Architekt unb ein 'Bßotograpß beigegeben.
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