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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.09.1913
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19130905018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913090501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913090501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-09
- Tag 1913-09-05
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Monat
1913-09
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Jahr
1913
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fflorgcn »Ausgabe • für «tipjifl unft Borort» 6ur<t> unftrt träger und •OCJUUpprKI J K • eprdltrurc 2 mal tä alt <f> in« flaue gcbrad>t: *0 Pf. menatlld), 1.70 Die. »icrteliät>rlid>. Sei unfern Jilialtn und Annahme* flellen abgeboltt 73 Pf. monatlich, 2.23 Ulf. olerteljabrlid). Purd) öle Poft: Innerhalb Deutfcflland* und der öeutfd»en Kolonien vlertelfährllch 3.60 Bit., monatllÄ 1.20 UW., ausftfllieftlid) poftbeftellgetd. Paa t clpjiger Sägeblatt erfchelnt 2mal täglich, Sonn» u.$ciertage nur ImaL Redattlon und Pefchfifteftelle: Johannis gaffe tlr. 8. Jernfprech'flnfchluU tlr. 1*601, 1*603 und 1*604. Perliner Redattlon: 3n den Jetten 0. Jcrnfprech'Bnfchtuß: Amt tnoabit tlr. *07. Amtsblatt bea Rates unb bespolijdamtes berCtabtleipjio 107. Jahrgang • für Onferate aus teipjig und Umgebung die /»njKly*nprKl|U . j fpaltigcPetlhetle 13Pf., dieRettame^eilcinie. oon auomärt* 30 Pf., Retlamcn 1.20 Ulf. 3nferate oon Oefldrden Im amtlldien teil die Pctitjelle 50 Pf. Pefdidftoaujeigen mit piaboorfdcrtft im Prelfe erbebt. Rabatt nach tarif. Ptilagegebübri Scfamtaufiage 3 Ult. pro taufend extU Poflgebübr. tellbeilage dbfeer. flnjeigen« Rnnabmt: 7obanniegaffea, bei fdmtllchen Filialen und allen Annoncenexpeditionen de* 3n» und fluolande*. Sefchdftoflelle für Oerltn und die prootnj Brandenburg: Berlin W. 10, IRargarctbenftrafie 8. $ernforc<t)cr tüpo» 8071. Plrection Waltet {lieget fit. 450 freitag, den 5. September. 1913. 111111111 I UH IIII11111111111111II111111111111111111II11111111 Illi 5. Mllllllllllll Uli IIIIIIII Illi lllllllllllll Illi Hill II llllllllllfl (Erinnerungen an 1813: September. Die 21rmee bet 23erbünbefen riieft von Böhmen über ‘Peterotoalbe unb Altenburg in SacEjfen ein. 3n ber < PauUnertirc£)e in Ceip- jig fällt ber ©offesbienft aus, ba fie Xur Unterhinft ber ©efangenen unb HertBunbcten benugt rourbe. Das Wicbtigfte. * ©egenüber irrefüljrenben Dielbun» gen über bie religiöfe (Erjieljung ber fatholifdjen K i n b e r in S a dj f c n weift bie fädjfifdje 31 e g i e r u n g auf bie betreffenben flanbesgefeße i)in. (S. Dtfdjs. 31.) * 3 n Sigmaringen fanb geftern bie 33 c r = mäljiung bcs ehemaligen Königs 3)1 a n ue l non Portugal mit ber ^rinjeffin 21 u g u ft c Biftoria non fjoffenjollern ftatt. (6. 23er.) * Sie bulgariftfje Regierung ncrlangt erneut eine Keoifion bcs Butarcfter 23er’ tr a ge s. (S. b. bef. 2lrt.) * Die Berhanblungen in bem Berufungs» projcß nor bem Obertriegsgcridjt in (Erfurt würben geftern beenbet. 23on ben fünf 2lngeflagten, bie Berufung eingelegt batten, erljiel» ten brei je 2 Safjre 1 3Jionat, einer 1 9 SW» 5 nate unb einer 4 'DTonatc ©efängnis. (S. unter 31. u. ©er.) * 3ladj einer SRelbung aus Bhilabelphia foll bie oielbcfprodjenc 3?ebe bcs englifdjen florb» großfanalers § a l b a n e übet ben wadjfenben Sbealismus ber Bölter als eine Kunbgebung ber englifcbcn ^ßolitit aufgefaßt werben. (S. Boi. Ueberf.) * 31 a n f i n g ljat nach ber Eroberung burdj bie dj i n e f i f dj c n 3iegierungstruppen unter einem wiiften Sdjredensregiment ju lei» ben. (S. 3lusl.) * 2luf bem © o l f p l a ß ffiaftfjwitj begann geftern bas £ e i p 3 i g e r © 01 f t u r n i e r. (S. Sport u. Spiel.) iHerikn uni die Deteinigten Staaten. 23om KaiferL flegationsrat 3rl)tn. n. Kiißtljofen, 93?. b. 31. Die tritifdjen 23orgänge auf bem 23altan haben bas Sntereffe Europas berart auf fid) fonaentriert, baß Ereigniffe, bie fid> in anberen, für unferc wirt» fdjaftlidjen jmferoiien nicht unwiditigen flänbern in legtet 3eit abgcfpielt haben, mehr als fonft in ben fiintergrunb getreten finb. Das gilt insbefonbere and) für SJiejito, ein Canb, in bem neben bem amerifanifchen Kapital oiele fninberte oon 9J?il= linnen, ja SJlilliarben franaöfifchen, englifcfjen unb beutfeben ©clbes angelegt finb, unb bas Taufcnben oon 2lngehörigen biefer Staaten sur 3weiten fieimat geworben ift. So leben, um nur auf eines hinjU’ weifen, in bet Stabt 3)iejifo allein mehr als 2000 Deutfche, unb flwar nicht etwa fefjr befebeibene •Ejiftensen, fonbern in erfter £inie größere unb mittlere Kaufleute. E>. Seil ber größten Äaufc häufet, fo bie gefamte Eifenwarcnbrandje, befinbet fidj in beutjehen fjänben. Die Deutfch-Sübamcrila’ nifche Sani unterhält in SJlejito unb in ben an’ beten Orten bebeutenbe gilialen unb bie fUlejita’ nifefj-e Äommersbanf hat aum großen Deil beutfdjes Kapital. Diefe ftarte ^Beteiligung beutfeben ©clbes unb beutfdfer 2Irbeit in SKejifo bat ihre natürliche Urfadjc barin, baf? 3Jlcjito, was bie 3latutfcbäßc an’ langt, ju ben rcichftcn £änbern ber 2Bclt gehört. Der Sßräfibcnt 33orfirio Dias batte cs in einer faft breißigjäbr igen Slcgierungsjeit Dcrftanben, feinem Canbe ben äußeren unb inneren Stieben au eihalten, unb ihm bomit bie SJlöglidjfcit für einen ganj aufjcrorbentlicben wirtfcbaftlidjen 2luffchwung gegeben. 2l3enn and) bie Slegierungsprattiten bes ißräfibcnten ^Sorfirio Diaj nach europäifdjcn 23c» griffen oftmals oiclleidjt etwas brutaler 31atur waren, fo war boch fein Spftem, wie fid) fegt et’ wiefen bat, für ein £anb wie 3Jlejito, mit 3?üdfid)t auf bas niebrige Äulturnioeau ber großen 3J?affe ber 23coölterung, bas richtige. 3m 3Kai 1911 würbe ^orfirio Dias bcfanntlicb oon Srancisco 3- 3J?abcro jur 2lbbanfung geswungen, unb feit biefer 3eit be* finbet f«h SJlejritn Jo gut wie ohne Unterbrechungen in einem mehr ober weniger anarebiftifdjen 3uftanb. Der 23räfibent SJlabeTo, ein swar pcrfönlidj burdjaus ehrenhafter 3Jiann, aber ein oon fosialiftifcbcn 3been erfüllter 23bantait, glaubte feine pcrfönlidjen politb fd>en Snfchauungcn in bie Sßirf licht eit umjegen au tonnen. Der Erfolg eines berartigen, ftaatsmännifih unmöglichen 23erfu^s tonnte nicht ausbleiben. Eine ©egenreoolution brach aus unb SRabero felbft mit feinem 23ruber, bem Sinanaminifter unb bem 23iae’ präfibenten ber 3lepublit, würbe ermorbet. 2ln 3Jiaberos Stelle trat nun feit Sebruar biefes 3abtes als neuer 3)lann ber gegenwärtig noch prooiforifche 2?räfibent ©eneral Sjuerta, ber ebebem unter SJiabcro Oberbefehlshaber ber mejitanifdjen 2lrmee gewefen war. Seine bisherigen ^Bemühungen, im ßanbe Drbnung au fchaffen, finb aber Icibcr oergeb= lieb gewefen, obwohl fjuerta ein 3Jlann ähnlichen Schlages wie ^Bxirfirio Dias ift; ebenfo wie biefer frühere 33räfibent, ift er rein inbianifdjen 23lutes unb oerfügt über eine ftarte ^ntelligena, gepaart mit ber crforberlidjen ftürffidjislofigteit. 3d) habe bereits oor turacr -Beit in ber Deffent’ licbtcit barauf bingewiefen, bafj bie Entfd>eibung über bie 3uftänbc in 3)lejito bei ber 3?cgierung ber 23creinigtcn Staaten oon 2lmerita ruht unb bag bie 25olitit, bie ber ^Sräfibent 2ß i l f 0 n 3Jlcjit0 gegen» über bisher eingcfcblagen bat, febr untlar ift, unb nicht geeignet, ben bauernben Unruhen im ßanbe au fteuern. 3lad> ben neueften SDlitteilungen foll 2Sräfibent 2ßiljon beabfichtigen, bie ©renac SJiejitos ooll= ftänbig für jebe Gruppen» ober SBaffengufuljr au fperren. 3Jlertwürbigerweife fdjeint man in IBaibington au glauben, hierburd) bem ^Stäfibenten ijuerta febaben au tönnen. güt bie gegenwärtige meritanifdje 31cgicrung tann es aber jweifcllos gar nichts 2lngenebmeres geben, als eine oollftänbigc Sperrung ber ©renac; benn Huerta oerfügt über eine 2lrmec oon annäljcrnb 80 000 SJiann, benen bie 3leoolutioiiärc oerbältnismägig nur red)t wenig gcgcnüberauftcllen oermögen. Die 3teoolutionen in 3Jlejito finb überhaupt, bas ift bie allgemeine 2lnfd)auung in ber Slepublit, nur burd) eine Unterftütjung aus ben ^Bereinigten Staaten möglich gewefen. So febrerbt bie in fran.aö'fifdjer Sprache crfcbcinenbc „3)lejifanifcbe <Ji= nanaiellc 31couc“ in ihrer Stummer 00m 9. Sluguft wörtlich: „Die mejritanifchc Slcgierung ftcljt auf bem Stanbpuntte, baß bie 3teoolutionen feit 1910 immer birett ober inbirett oon ben 23crcinigtcn Staaten geförbert worben finb.“ Sei biefer Sachlage erjebeint es oerftänblidj, baf; man in 3)le?ito ben amerifanifeben 3ufidje= rungen nur wenig ©lauben beimifjt, unb baß man recht bat, au fürchten, baß biefe eigenartige amert» tanijehe ')3olittt erft bann ein Enbc nehmen wirb, wenn es gelungen ifi, bem amerifanifeben Einfluß oöllig anfängliche Kreaturen an bie Spiße bet mejitaniffhen Slegierung au bringen. 3lun tann es feinem 3weifei unterliegen, baß bie 3ccbe für biefe 2lrt ameritanifchcr 23olitif oor allem befahlt wirb oon ben übrigen in SJccjito be» fonbers interefjicrten Stationen, baruntcr oon uns Deutfdjcn. Der ^Sräfibent 2I3iljon Ijat Telegrammen aufolge an bie in 3Jle?ifo lebenben Slmeritaner bie Slufforberung geriditet, bas ßano 311 oerlaffen. So peinlich bas für bie Slmerifancr fein mag, fo be= fteljt für biefe immerhin bie SJiöglidjteit, fid) fpäter für bie ihnen fegt entftebenben finanaicllen 23erluftc wieber an Sllefifo fdjaiblos halten. 2I3as wirb aber aus ben Slngebörigen ber übrigen Sia» tionen? Die bcutfd;e Svegierung beifpielsweife wirb taum in ber ßage fein, hier bem 23orbilbe ber Slmcrifcmer 3U folgen. Denn man würbe es bei uns als einer großen Station unwiirbig aniebeii, wenn fie fid) außerffanbe erflärtc, ihre Untertanen im fremben ßanbe idjüßen au fönnen. Es will mir baljer fdjeinen, baß ber gegenwärtig in SJCejifo anbauernbe Buftanb allmählich für uns anfängt unerträglid? 3U werben Die europäifeben Stationen haben fid) bisher gehütet, fid) irgenbwte in bie inneren 2lngelegenbcitcn ber aentralamcrifa» nijeben Staaten cinaumiirtien. Unb bics mit Slc^t; benn bas 23orgewid)t ber 23ereinigten Staaten in SJtittelamerifa bis aum SJanamatanal ift tatfäd)lich fo ftarf, baß eine faftifchc Slncrfennung biefes 3u» jtanbes burd) bie europäifdjcn Staaten uns irgenb» welchen Schaben faum nod? bringen wirb. Erfolgt aber eine foldje, fo wirb bie amcrifanifdjc Sie» gierung gewiß genug 23crantwortlid)tcitsgcfübl gegenüber Europa befißen, um ben gegenwärtig in SRejifo bcrrfdienben 3uftänben irgenbwic ein Enbc 3U machen. £>icrbci fann nicht einbringlich genug barauf bingewiefen werben, boß biefes unfehwer ba» burd) au erreichen ift, baß man feitens ber 23er= einigten Staaten nnb ihrer Slngcbörigen jebe Unter» ftüßung einer Sleoolution in 3)terilo unterläßt. Dann wirb feber einigermaßen fähige mejifaniiebe 23räfibent. mag es nun £>uerta ober ein anbercr fein, infolge ber ihm 3U ©ebotc ftebenben 3Jtad)t» mittel binnen furaem bie Siulje im ßanbe wicber= berauftellen oermögen. Unb hierauf fonaentriert fid) bas Snterefjc ber europäifeben Stationen an ben inneren 3uftänbcn SRerifos. 2lucf) fernerhin wirb feines ber euro» päifdjcn Kabinette oeritänbiaerweife baau Steigung haben, fid) in irgenbein mejcifanifches Slbcnteuer ein» aulaffen, beffen Konfegucnaen gar nid)t ab;ufebcn wären; um fo mehr follten fie aber ihre Bemühungen barauf oereinigen, ber Stcaierung in SBafbington bringenb naheaulegen, ber Slepublif Btcxifo gegen» über eine fßolitif einaufcblagen. bie nicht nur ben fpcaiellen amerifanifeben politifct'en Slfoirationen gerecht wirb fonbern auch hie ftarfen wirtfchaftlicben 3ntcreffcn Europas in biefem aufunftsreicbcn ßanbe wahrt. eine ©rünöung auf dem Papier. 0 Berlin, 4. September. Seit ein paar lagen haßen bie Blätter wiber oon einer „3eitung ber Leitungen", bie ein im Er» finnen füijner unb pbantaiiereidjer fßrofpeftc finbiger Kopf ben Deutfdjen au befdjeren gebentt. Die Sache ift burd) eine 3nbisfretion bcs „Vorwärts“ — bics» mal ausnahmsweife eine febr nützliche 3”bisfretion — ans flicht gefommen. Das bat ihr in biefen ftil« len lagen, wo bie übermübete 2BeIt fid) enblid) an» fdiicft, bie burd) bie Driintwirren immer wieber binausgefdjobene Sommerfiefta nadjauljolen, bas fenfationclle ©cwanb geliehen, unb es bat babei mitgewirft, bem Brojeft bei allerlei woblmeinenben unb braoen fleuten Sympathien au werben, bie — gewiß nicht ohne ©runb — gewohnt finb, hinter allem, was bie foaialbcmofratifcbe Brcffe angreift, ernfthafte nationale 3nterefjcn au oermuten. 3” biefem Salle — wir jagten es oben fdjon — finb fie aber bod) auf bem 3rrwege. Bei allen Unter» nebmungen — am weiften aber oielleidjt bei foldjcn publiaiittfdjcr Statur — foll man fid) allem auoor ben Träger anfebauen. Der Träger aber heißt hier Slrtur K i r d) h 0 f f. 2Bir finb fonft feine Sreunbe perfönlid;er Kampfesweije, unb wir leben ber lieber» ,jeugung, baß bie im übrigen SEefteuropa nicht übliche SJtethobc, bie Berfon ftatt ber Sache au befämpfen, mitfcfjulbig ift an bem Tiefftanb unferer politifdjen Disfuffion, oaß fie oor allem unferc bef tagens werte gcfellfd)aftlid)e ftrieblofigfeit hat fchaffen helfen. Jjier aber liegen bie Dinge bod) erheblich anbers. 3unäd)ft feljen wir noch gar feine Sache, über beren SBert ober Unwert wir uns au cntfd)eiben hätten, nur eine fßerfon, bie gcwcltigc SBortc im SJtunbc führt, unb bie wir fdjon besljalb auf ihre Eignung 3u fo ftolaer Siebe au prüfen haben. Unb bann fleht biefe Berfon, wenn fie auch — übrigens Unaählige oor unb mit ihr — aur 8örbc= rung bcs ©efdjäfts ber Bofabcl „national“ fid) bc= bient, abfeits aller Bolitif. S>at aud) immer abjeits oon ihr geftanben. Den fleuten oom Bau (felbft benen im weiteren Sinne), ift ijerr 2lrtur Kirchhoff ja fein grembling mehr. Seit etwa fünfaehn 3al)icii, oielleicht aud) jdjon etwas länger, pflegt biefer $err oon 3eit au Beit bie Bapierwelt burd) bie 2lmün» bigung irgenbeines weitausjehauenben Unternehmens 3u erschüttern, bas ben ©elbgebern ungeahnte ©c» winne, bem beutfehen Slawen aber uncnblidje 3)lchtung au bringen oerheißt. 2ln ©läubigcn hat cs Sjerrn Kirchhoff aud) nie gefehlt- Unb jo hat er hintercinanbcr Brad)twcrfe über bie Barifcr 2L<elt» ausjtellung, 3citungstorrciponbcn,acn, auf beaahllc Sletlawe bafierenbe Slusitellungsbricfe „gegrünbet“, bis er auleßt mit jener eigenartigen 3eitjchrift auf ibem Blan erjehien, bie unter bem beruhigenden unb trostreichen Titel „Sleiies fleben“ unb unter 3uh<lfe ; nähme wiffenjcbaftlicber 2lutoritäten bie Slntialfohol« bewegung au befämpfen unternahm. Stiandje au» fammengebrodjeiic ober aum minbeften fdjwet ram» ponierte Exiftena bcacidinet ben 2Beg, ben Jjerr 2lrtur Kirchhoff genommen. Der hat eben immer au jenen — in Englanb nod? häufig«’: als bei uns in Deutid)» lanb oortominenben — ©enies bes Btofpeftus gc» hört, bie mit (jilfc einiger Sd)rcibinafrf)incii unb ber fie bebienenben männlichen ober weiblichen £>änbe in regelmäßigen Slbftänbcn auf bem gebu» "*» Bapitf itol’c Unternehmungen 311 errichten pflegen unb fid) bann regelmäßig, faum baß biefe Unternehmungen bie SEirtlichfeit iahen, ober mitunter aud) jdjon oor» her mit bem ©rünbergeroinn aurüdaichen. 2lus biefer Kenntnis oon $jerrn Slrtur Kirchhoffs flehens» unb SBcrbegang haben wir ben oom „Bor» wärts“ enthüllten Blan feinen Slugenblicf ernjt ge» nommen. 2Bir wußten: für £errn Kirchhoff ift ber Brofpeft bas SBefentli^e, bas eigentlich SBirtliche, bas, worauf es anfommt, bie ©rünbungsattion. Darum haben wir auch bisher barauf Derjictjtet, bas Brojett, bas jebem mit biejen Dingen nur einiger» maßen SScrtrauten fofort unter ben Ipänbcn jcrfällt, fritifdj au aerglicbern unb uns nur leifc barüber ge» wunbert, baß, wie oerjichert würbe, auch SJlänncr oon Erfahrung unb politijdjem ©ewidjt bem Btojpcft= uuserfinner bicsmal ins ©am gegangen waren unb baß felbft bas Sluswärtige 2lmt, objdjon man bort, wie wir feftitellen tonnten, fidj feinerlei Täufdjung über bie Bcrfon bcs Sjerrn Kirchhoff hingab, wenig» ftens burdj eine „Slnertenniingsgebühr“ oon lOOO^.K ■Die ©rünbung 311 unterftütjen fid) bereit jeigte. 3 n ’ bcs, bie Erörterung bauert noch immer an, unb ba Scheint cs uns bod) geboten, in ein paar Klcinaeilen wenigstens, bas Schemenhafte, bas überhaupt gar nicht ernsthaft ©cbadjte bes Unternehmens barautun. §err Kirchhoff will uns unabhängig machen oon bem cnglifchen 3lad)rid)tenmonopol; er will in ber außcrbeutfdjen unb überfecifdjen 2Belt bic wahre Kenntnis beutjehen 2Befens oerbreiten unb anglctdj bafür j'orgen, baß bic beutfdje Bolitif braußen nidjt immer burd) gefärbte Brillengläfcr gejehen werbe; baß ihr oielmehr in ber Brcffe ber cinaclncn flänber wirffame Reifer erwachsen. Das 3’®l, bas übrigens nicht erft oon Sjerrn Kirchhoff aufgeaeigt würbe — auch «nbere fleute mühen fid) feit 3ohr«n barum, unferer bis an ben £>als jugefnüpften Bureautratie es au werfen —■ ift jebes flobes würbig. Den 2Eeg, auf bem Ejerr Kird;hoff cs au erreichen oerheißt — burd) eine 3eitung für Bii'llionäre (300 foll biefe „3eitung ber 3citungen“ jährlich foften) unb in» fpirierte „europäijehe“, foll heißen berlinische „Briefe“, bie ben einaclnen Blättern im 2luslanbe in ber ent» fpredjenben flanbesjprachc augehen fbllen—, ift einfach tinblid). Denn biefer Blillionäraeitung würbe — eben fdjon wegen bcs teueren Beaugsprcifcs — bie Bubliaität mangeln; gana abgesehen baoon, baß ber Kilometer weit Spürbare ©erncf) ber Dffigofität ihren Krebit beeinträchtigte. Die europäifeben Briefe aber würben, als größtenteils ocraltet, wohl weift in ben Bcpicrlorb wanbern; würben fie aber wirtlid) ba ober bort abgebrudt, fo unterließe man es fdjwerlid), ihren Urfprung genügenb au tenn» aeidjncn. Db bas cnglifd>c 3lad)richten=3)lonopol, fo» lange bas britifebe 3 m b«rium feine heutigen ©ren» ain behält, oöllig au bredjen fein wirb, fdjeint uns überhaupt einigermaßen ameifelhaft. 2lbcr eine befferc 3uformicrung bes 2luslanbcs über bic beutfeben Dinge unb eine Bccinfluifung feiner Brcffe augunften Deutfdjlanbs wäre an fjcb fd)on möglich. 3lur baß hier Schwerlich ber gerabc JBcg ber hefte ift unb baß fie faum fid) wirb erreichen laffen burd) periobifdje Beröffentlidjungen, benen man ben meßt ober weniger halbamtlichen Urfprung oon ferne an» mertt. Das fegt bei ben Böllern ber Erbe einen guten 2ßillcn unb eine Bereitschaft au gläubiger Slufnahme ooraus, bie in Sßahrljeit bod) wohl faum oorbanben finb. Sßi: möchten überhaupt glauben: bie 2lufgabc wirb fdjwerlid) mit anberen 3Ritteln au bewältigen fein, als fie oon ber Diplomatie anberer flänber aud) bisher fdjon angewanbt würben. Die mögen nicht immer fonberlicb ethifd) fein, aber fie haben — bas Beifpiel <3rantreid>s in 3talicn unb aud) bas 3tußlanbs in Sranfreid) erweift cs — ans 3iel geführt. Unb bas bleibt am Enbc bie S>auptfad)e. Die ßndj)eit in Sigmaringen. Sigmaringen, 4. September. 3ladjbcm heute früh um 7 Uhr in ber gürftlidjen Kapelle eine JUieffe für bas Brautpaar unb bic gamilicnangchörigen aclebriert war, fanb um 11 Uhr im Schloß bie ßioiltrauung bcs Königs oon Bortugal mit ber Br i na e ff in 2luguftc Biftoria oon fjotjenaollern ftatt. Karbinal 31 etto oollaog bie firdjlidje Trauung. Darauf hielt ber Sürftabt oon 3Raria=Einfiebcln. D. B 0 f j a r b , bic Iraurcbe, in ber er barauf h’nwics, baß |icf) aum bnttenmal feit etwas mehr als einem halben 3a^ r » hunbert bas Königliche x>aus Bortugal unb bas Fürstenhaus Sioljcnaollern burdj bie 23anbe bet Ehe oerbinben. Bei ber 3iüdfehr oon ber Kirche aum Schloß würbe ber Braut oon einem ber fünfaig in malerijdjcr 3lationaltradjt erfdjicnenen JRäbchen aus ber ©egenb oon fpeigcrlodj ein Blumenjtrauß über» rcidjt. 3«» Sdjloffe fanb barauf ©ratulations» c 0 u r ftatt, an bic fid) ein Gfalflbiner Schloß, bei bem ber ifürft oon $ohenaoHcrn fotgenben Toajt auf bas ncuocrmäljlte Baar aus» brachte: „SJlcinc geliebte Tochter! Soeben haft bu ben fieracnsbunb fürs ganac flehen gefdjloffen, um beinern 3Jiannc au folgen unb bein Elternhaus ju ocrlaffen. Uiit bir aieljt aber bet Sonnenfdjem unb bic Hausfrau aus biefem Sdjloffe, unb wenn id) bir h«ute heiße, innige Segenawünfdje mit auf beinen 2Beg gebe, fo tue ich «s nicht ohne auf» richtigen Danf für alles, was bu mir gewefen bift bis aum heutigem Tage, für alles, was bu mir in tinblidjem Bertrauen, in treuer fliehe gcfd)cntt haft. Bon h«utc an gchörft bu für alle 3ufunft beinern Dlannc an, fei ihm bie treue Stuße unb Helferin, bic opferfreubige ©efährtin in Sreub unb fleib, fei bu ihm fein ©lüd unb Sonnen» jchein in fchweren, forgcnoollen wie aud) in h«i s tcren Tagen. Unb bu, mein lieber 'Dia» nuel, bu fü'hrft nun heim beinc junge 3rau, bic bir freubig folgt, wohin bu fie führen wirft, um alles mit bir au teilen, Sreubc unb Schmcra. Der foeten ßcfchloficnc f>eraensbunb, ber in euren f>er» acn nur jubelnbc-Sjoffnung erwectr, er legt bir aber auch etnitc, jd>wcrc Bfl’djten auf. $>altc bis an bein flebensenbe beinc Jrau Ijod) unb h«ili0. ict ihr iRidjtfcfjnur unb 3’«l in ifjrcm fleben, fei ihr aber aud) ber 'Diann, au bem fie freubig unb ftola emporblidcn tann. 3um brüten 'Dlale in einem 3«itraumc oon wenig mehr benn 50 3ahr« oerbinben fid) bie uralten, erlauchten Käufer Bortugal unb £>ch«n3ollern, unb oon biefen Berbinbungcn ift reicher Sogen ausgegangen, unb fo bürfen wir alle aus treuem $eracn euch ©ottes reichften Schuß unb Segen wünfefjen. Diit unferen 'JBünidjcn oercinigen fid) heute bie ©ebetc jweier Bcrtlärtcr am Throne ©ottes, bic» jenigen beiner teueren 'Dluttcr, liebe Tocßter, unb bic beines geliebten Baters, lieber 'Dlanuel, fie beibc bliden fegnenb auf eud) urtb euren Bunb herunter. 3um Schluffe nod) einen 2Bunfdj: 3 n eurer Eße fei euer 2Bahriprud) ber meines Kaufes: „Nihil sine Efeo“, benn „wer auf ©ott oertraut, ber hat auf feiten ©runb gebaut.“ Sille unferc Sßünjdje, bie wir eud) treuen f>er» 3cns barbringen, Jollen in bem fRufe ausflingen: Das junge Baar. Seine SJlajeftät ber König Dom Dianucl unb 3hrc 'Dlajeftät bic Königin Slugufte Biftoria, es lebe hoch, bad) unb abermals bod)!“ ©egen 2’/ 2 Ußr reifte barauf bas Brautpaar nadj Ulm ab. Die flbmiddung der Balhamnirren. 'Bulgarien verlangt aber male eine 9ievtfion bet’ ^riebemSvertrageö. Sofia, 4. September. Die bulgarifdjen Unterhänbler jinb inKonftantinopel oon ben Dürfen Sehr h e r a l i dj aufgenommen worben. 'Dian erblicft bulgarifdjerfeits barin ein qünftiges Boraeidjen für bic beoorftetjenben Ber« ijanblungen. Die 9iegierung gebenft nach erfolgter Berftänbi« pung mit bet Türfei an bie ©roßmädjte eine Dentfdjrift au richten, in ber im öinblid auf bie neuen ©ebietsabtretungen inThtaaien auf bie 'Jlotwenbipfeit einer Deoifion bes Bufarefter Sriebensoertrages hinge« wiefen wirb, ber aur Borausjeßung hatte, baß Bul garien im Befitj Tfjraaiens bliebe. Det neue fetbilth-montenegtinihhe Konflikt. Beigrab, 4. September, ©eitern finb, wie fdton gemelbet, bei ben ierbifd) » montenegri« nt|d)en Berhanblungen unoermutet neue Sdjwierigfcitcn im legten 2lugenblicf, wie es h«ißt infolge neuer 2Eeifungen aus Eetinje, ein» getreten, bte fogar bic 21 b r e i j e bes © e n e r a le 2B u 10 t i t f dj unb feines 3tats Dlatanowitfd aur Folg« hatten. Es oerlautet, baß man fid wegen ber ©egenb um 3p«1 herum nicht habt einigen tönnen, wäßrenb früher bie fruchtbare Ebern
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