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Ausaabe k und v Nummer 171 — 31. Jahrgang drlcheinl e.mal wbckitt. mU lN»str.Gr<iUsbestage».HeImal »nd Well' »iid der MudelbeUage.gilr lmIreflelnknLtuI«', sowie de«, ÜeklbcilaAe» »Nisteihallunn und Wilsen'. »Dleprallllche Hau«. >aii'. ^Das ynl» Buch'. Monalllcher >v,,u«SprelS »lu»nab« » mil SI.-Beuua-BIaU ckr L,70 Bus«abe II ohne St.-Benno-Blatt S,So Itnzelniimnicr tO 4 Sonnabend, n. Sonntaaminnner llO < Haiipllchrlllleller Dr. G. DeScihk. Drebden. M M Sonn lag, den 24. Juli 1932 «erlaaSori, Dresden Die laewattene anl l/lelenma wwl« ^^W»«ee . u. S,l,ade> »Ilah «elchlillllcher r«ll: G. Winkel. Dresden, ooltssettuna Geschäftsstelle, Drink nnd 'Verla«: Germania, Bnchdrnikeret und Verlag SreSden-kl. l, polierstr. 17. .zcrurui 2IVI2. Postscheckkonto Dresden IN2S. Bank- onlo Stadtbank Dresden Br.»1767. Für christliche Politik und Kullur Aedaktiou der Sächsischen BolklS^ettunst Ore'den«sklllsladl 1 stoliers!ral;e 17. Gerinn' ANtt und 2l ttl^. Der Protest -es Zentrums Gegen das Dorgehen -er Reichsregierung in Preutzen — Fiir Rechissicherheit und Slaalsauloritäk Abrechnung am 31. Juli! Mil -em Säbel — oder mil dem Verstände? Bsrttu, 23. Juli. Der geschäslssührende ReichsparleioorsUind des Zenlrums hat gestern zur politischen Lage Stellung genoinmen und fol genden Beschlug gesagt: Der t.heiqa,,slul)rende VorstanL der Deutschen Zentrums. Partei billigt die Erklärung des steilvertreten. den Vorsitzenden vom 21. do. Mto. sowie den ivohlbe- griindeten Protest der Zentrumssraktion des P re utz. Landtages vom heutigen Tage. Das Vorgehen der Reichsrcgierung gegenüber Prcutzen hat im deutschen Volke Staatsautorität untergraben, Rechtssicherheit im Lande erschüttert nnd damit unentbehrlich« Voraussetzungen einer ruhigen Entwicklung aus das Schwerste beeinträchtigt. In verantwortungsbewusst«! Wahrung verfassungsmässiger Grundlagen im Reich und in den Ländern, in tiefer Sorge um die Erhaltung von Ruhe, Sicherheit und Ordnung, pro» testiert die Deutsche Zentrumvpartei in aller Entschiedenheit gegen M a tz n a h m r n, die von par teiischen Einsliisscn nnd nicht von sachlichen Notwendigkeiten diktiert sind. Die solgenschweren Wirkungen siir das nationale und soziale Zusammenleben In unserem Volke und die deutsch« Geltung in der Vielt zeichnen sich bereits aus weite Sicht hin ab. Die Deutsche Zentrumspartei wird darum nicht aus hören, Verwahrung ein,»legen gegen eine Politik, die sie als verderblich bezeichnen mutz, weil sie Land und Volk, statt aus Unruhe und Not herauszusiihren, zu da», «rndcr Unruhe verurteilt. Der »1. Juli wird dem deutschen Volke Gelegenheit geben, zn bekunden, datz es Politik will und nicht Abenteuer, datz es ein« sachliche, Recht und bürgerliche Freiheit achtende. aus das Wohl des gesamten Voltes gerichtete Staatspolitik will und fragwürdige Experimente ablehnt. Der Ncichspartcivorstand erwartet von allen Zentrumsan- gehörigen und Freunden in Stadt und Land in den bis zum Ävahltcrmin noch zur Verfügung stehenden Tagen äu Herste K r as t a n st r e n g u n g, ruhige und entschlossen« Haltung. Niemand ans unseren Reihen wird den jetzigen Machthabern Vorwände liefern, nm die Volksentscheidung zu verhindern. Diese Entscheidung mutz so aussallen, datz sie eine gesunde, wahrhaft erneuernde innere und äntzcre Eutsckieidung unseres Volles gewährleistet. Den Wortlaut der Entschlietzung der Zentrumsfrattion des Prentzisckien Landiags bringen wir aus der folgenden seile. Auch in Bayern? NSDAP, fordert Einschreiten der Rcichsregiernng. cnb. München, 21. Juli. <E. M.s Zn einer Versammlung in schwandorf IOl>erpfalz> erklärte der nationalsozialistische Landlagsabgeordnete Esser, die Nationalsozialisten würden nach dem :!l. Juli entweder die sofortige Neubildung einer ordnungsgcmäszen bäuerischen Regierung" verlangen oder beim Reichspräsidenten die Einietznng eines Reichslommissars in Bayern erbitten. * Der Appetit kommt bekanntlich mit dem Epen. Nachdem die NtNlonnlsozialisten mit ihrem überraschenden Vorstop in Vrensjen einen solchen ..Ersolq" pebabt baben. möchten sie in Bayern dac> pleni-e noch einmal probieren. Aber in diesem Halle durste doch die ReichHreqierunq Bedenken tragen, diesem ihrem sonst so gern gehörten Ratgeber Holge zu leisten. Zusammengebrochene Anklagen Heimannsbepg, Enke und Earlbergh aus der Hast entlasten Der Miliiärbesehlshaber für Groh-Berlin nnd Provinz Brandenburg keilt mit: Aus Kreisen der Schutzpolizei war dem Militärbefehls. Haber am 21. Juli dienstlich gemeldet worden, datz der Poll- zeimajor Emke im Einvernehmen mit Polizeikommandeur Heimannsberg und Herrn Earlbergh die wiederein, setzung des Polizeikommandeur» heimannsberg in sein bisheriges Amt auf gesetzwidrigem Wege betreibe. Aus Grund dieser Anzeige wurden die drei Genannten an frühen Morgen des 22. Juli in Schutzhaft genommen. Die Untersuchung hat ergeben: Die Ermittlungen gegen den Polizeimajor Encke geben Anlah zur Einleitung einer strafrechtlichen Verfolgung. Er verbleibt ln Schuhhast. Dem Polizeikommandeur heimannsberg konnte die Teilnahme an den Vestrebungen des Pallzelmajors Encke nicht nachgewiesen werden. Polizeikommandenr heimanns berg hat betont, datz er solche Bestrebungen unter allen Um ständen ablehnen würde. Der gegen Herrn Earlbergh beste hende verdacht hat sich nicht ausreichend bestätigt. Die beiden Letztgenannten wurden au» der Schutzhast entlassen. OemonstralionSverbot gemildert Vertin, 23. tZult. Nachdem in den letzten Tagen die Störungen der össcnk- llchen Ordnung nachgelassen haben, Hal der Relchsminisler des Innern durch eine Verordnung vom 22. Juli 1SZ2 Mil- derungen des bestehenden Demonslralionsverbole» vorge- nommen. Das verbot von Versammlungen unter freiem Himmel und von Auszügen gilt nach der neuen Verordnung, die mit Sonntag, den 24. Juli lSZ2, in Kraft »ritt, nicht mehr für Gedenkfeiern, Trachtenfeste und sonstige Veranstaltungen, die der Förderung künstlerischer, kultureller oder heimatlicher .Iwecke dienen, wenn »le von Körperschasten oder von Ver- "Zungen unpotitismcr Art veranstaltet werden. Jedoch sind A Veranstaltungen 48 Stunden vorher der Orts- Polizeibehörden anzumelden und können im Einzelsalle ver boten werden, wenn nach den Umständen eine unmittelbare Gefahr für die osfenlliche Sicherheit und Ordnung zu besor- Der deulfchen Republik war cs Vorbehalten, das Wort zu erfüllen, das Herr von Oldenburg Zanuschau einst im Kaiserreiche gesprochen Hai: „Mu einem Leulnanr und zehn Mann" wollte er damals den Reichstag auslöien, zur Beseitigung der V r e u fz e n r e g i e r n n g aber haben in diesen Tagen ein Leutnant und 2 Mann genügt. Gewalt war das Leiuvort für die inuerpolitiichen Masz- nahmen der vergangenen Woche. Gewalt, die nur notdürf tig mit dem schein des Rechts umkleidet war. 'Noch Hal die Reichsregierung keinen Versuch gemacht, die Vorwürfe unter Beweis zu stellen, die sie gegen die geschäslssiihrende preuszische Regierung erhoben hat. noch ist die Behaup tung, hohe preuszische Regierungsstellen hätten in Füh lung mit den Kommunisten gestanden, eben Behauptung geblieben. Der Versuch, dem Obersten Heimanimberg und anderen preuszische» Vvlizciossizieren illegale Bestrebun gen nachznweisen. ist binnen 2l Elunden in sich zusam- inengebrochen. Aber die vollendeten Tatsachen, die die Reichsregierung mit so zweifelhafter Begründung in Prcuszen geschossen hat. bleiben bestehen. Oder glaubt inan etwa daran, das; ein Urteil des Tlaatsgerichisho'es sie ändern wird? Jedenfalls scheint das Kabinett von Papen enuchloj- sen zu sein, auf dem einmal eingeschlageuen Wege weiter voranzugehen. Auf der L ä u d e r k o u s e r e n z, die am Sonnabend in Stuttgart begonnen bat. wird der NNchs- kanzler zweifellos alle Register seiner persönlichen Lie benswürdigkeit spielen lassen, und erneut versichern, dasz der Reichsregierung nichts ferner läge, als in oie Hoheit der Länder cinzugreisen, dasz vielmehr nur in diesem ein zigen Falle ein besonderer Notstand habe beseitigt werden müssen. Ob diese Versicherung bei allen Ländern Glauben findet, wissen wir nicht. Jedenfalls spricht aus der Tat sache, dasz die Baneris cb e N e g i e r u u g ebenfalls bei dem Etaatsgcrichlshof Klage erhoben bat, lein lieber masz von Vertrauen. Hat doch die Negierung von Vapen wiederholt mit.etwas überraschender Heiligten ihre poli tischen Versicherungen ändern müssen. To noch, zuletzt in der Frage der Einietznng eines Reichskommisjars ni Preu- szen, die von seilen der Reichsregierung noch vor 10 Ta gen als völlig unbegründet bezeichnet und dann doch voll zogen worden ist. Es könnte ja hinsichtlich des Verhält nisses zwischen dem Reich und anderen Ländern auch ein mal ein so rascher Wechsel gegenüber den jetzigen Versicke rungen eintrcten.... Das deutsche Volk hat die gewaltsamen Er eignisse der vergangenen Woche mit bewunderungswürdi ger Ruhe und Disziplin ausgenommen. Obgleich selbstverständlich bei allen denen, die die Gewaltmasznah- men der Reichsregierung als rechtlich unbegründet ansehen, die Empörung und Erbitterung über dieie neuartigen Ne- gierungsnicihodeu auszerordenllich grosz in Es ist ein Be weis staatsmännischer Einsicht, dasz gerade die am stärksten betroffenen Kreise zur Ruhe und Besonnenheit gemahnt haben. Die Arbeiterschaft, die befürchten musz. dasz den harten sozialen Eingriffen der wirtschaftlichen Not verordnung und dem gewaltsamen Vorgehen gegen eine Negierung, in der an wesentlichen Eiellen Vertreter der Arbeiterschaft faszen, weitere Tcbläge in gleicher Nicbtung folgen würden, hat sich durch die Hetze der Kommunisten nicht zu illegalen Akten verleiten lassen Das ist auszer- ordentlich erfreulich. Die Auseinandersetzung, die in Deutschland zu führen ist, musz aus legalem Wege geführt werden. Den ersten Echritt in die Illegalität mö gen — wenn sie das selbst wollen — jene tun. die in V>cu- szen gezeigt haben, dasz sie über juristische Zwirnsfäden nicht stolpern. Wie das Urteil des E t a a < s g e r i ch I s h o s e s aussüllt, der am Eonnabeud zufammengetrelen ist, wissen wir nicht. Man Hal es ost als schmerzlich empfunden, dasz es gegen die Entscheidungen dieses Etaatsgerichlshoses. lder sich begreiflicherweise sehr peinlich an das formale Recht behält, das nicht in allen Dingen in klebereinstim- muttg mit dem Rechtsempfinden des Volkes stehl) keine 'Berufung gibt. Aber diesmal gibt cs eine