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Oe/- Kac/ L/rc/ Verlag: Sächsischer Radfahrer-Bund, E. V., Kun Adler Leipzig'C.1,Thomaskirchhof 11,1./Veranlwortl. für den bundeLaml- ilchen und gnseraken-Teil: k. Landgrai, Leivzig-C.1, Reichelslr.6 Inseralen-Annahme: k. Landgraf, Leipzig-C. I, Reichelstrahe ä Fernsprecher 28552. — Der »Rad» und Kraftfahrer" erscheint seden Monat — Druck: „Planltzer Fettung". Planitz - Sa. Amtliches Organ für das Rad- u. Kraftfahrwesen des Sächsischen Radfahrer-Bundes e. B.. Sitz Leivzio Nachrichtenblait der Bereinigung Deutscher Radsport-Berbände (B.D.R.B.) 41. Jahrgang Leipzig, den 1. Juli 1932 Nummer 6 Großer Gs>weeo-Preis von Ghemmtz. Der Dresdner Saxone Gerhard Lippelt siegt überlegen — Hubatsch-Chemnitz siegt bei den Alterssahrcrn und Münzner-Berlin bei der Jugend. Es sollte ein reichsoffenes Rennen werden, dieser Grotte Esweco-Preis. Er war schon seil Monaten angemeldet und geneh migt. Und die geiamte Vorarbeit mar darauf aufgebaul. Der ver anstaltende Verein RV. Esweco Chemnitz hatte nichts gescheut, um seiner traditionellen Straßenfernfahrt das gewohnte würdige Ge präge zu geben. Und — was ganz besonders hervorgehoben zu werden verdient — die Stifter, die bekannten Esweco-Werke in Chemnitz, hatten für die Wahrer Ehrenpreise in einer Güte und Anzahl zur Verfügung gestellt, die das Rennen zu dem Höchst dotiertesten der Saison stempelten. Durch diese mühevolle Vor arbeit zog die Deutsche Radfahrer-Union den bekannten roten Jaden Sie erlich in letzter Minute ein unverständliches Startverbot für ihre A- und B-Fahrer. wahrscheinlich darum be sorgt, dah diese einen Start zum Esweco-Rennen vor den gleich zeitig in Berlin laufenden Unionsmeisterschaften vorzögen. So kam es, bah verschiedene Unionsfahrer dem Rennen traurig als Zuschauer beiwohnten. Doch auch ohne Union gestaltete sich der Große Esweco-Preis von Chemnitz zu einem großen Erfolge. Selten begegnet man auf der Strecke eines Rennens so be geisterten Zuschauern, wie beim Esweco-Rennen. Besonders wur den die gefürchteten Steigungen, vor allem die „Hartmannsdorfer", von den Zuschauern umlagert, da man dorr die Entscheidungen erwartete. Auch die Stveckenbesetzung war wieder erstklassig, und hier muß man vor allem dem Chemnitzer Kraftfahrer-Club dan ken. der seine Leute in alle Ecken geschickt hatte. Der Vorsitzende Heinrich Horn und seine Mitarbeiter vom RV. Esiveco hatten also alles auss beste aufgezogen, wofür ihnen hierdurch nochmals gedankt sci. Lediglich am Fiel klappte es nicht, als die 23 Mann starke Spitzengruppe eingezogen war und man sich zu sehr auf das Filmen eines Operateurs verlassen hatte, der vom Rennen nicht viel verstand. Doch konnte diese Differenz bei der Preisver teilung wieder ausgeglichen werden und schmälerte keineswegs den Gesamterfolg. Die Siegerverkündung und Vreisverteilung bekam einen feierlichen Höhepunkt, als unser Bundespräsident Landgraf dem Inhaber der Esweco-Werke, Herrn Kaufmann Weigel, für seine wiederholte verdienstvolle Förderung des SRB.-Rennens durch Ueberreichung eines Ehren-Diploms mit warmen Worten dankte. Das große Rennen wurde von Gerhard Lippelt (RV. Scpcnia), Dresden, gewonnen. Nach mchrsachem, vergeblichem Be mühen war es Lippelt erst kurz vorm Ziel gelungen, sich vom Jcldc frei zu machen. Auf der Hartmannsdorfer Steigung entwich er. Obwohl Lippelt sich dann in Chemnitz kurz verfahren hatte, konnte er einen außerordentlichen Vorsprung bis zum Ziel heraus- fahrcn. Dieser prächtige Fahrer war schon lange zum Sieg reif. Paul Reichel, RV. Falke-Schwalbe Leipzig, meisterte dann die vier Minuten später folgende 23 Mann starke Gruppe und setzte sich damit als erster A-Fahrer an die Spitze der Meistcrschaftstabelle vom 1. Lauf. Der Verlaus des Rennens: Bei herrlichstem Wetter versammeln sich frühmorgens die Be teiligten des Eswcco-Preises. 10 A-Fahrer, 15 B-Fahrer und 55 C-Fahrer wollen sich um die Siegespalme streiten. Kurz nach 6 Uhr entläßt der Starter, Rcnnfahrwart Kratzer, die einzelnen Gruppen. Die A-Klasse muß 8 Minuten Vorgabe gewähren. Es wird gleich mächtig gegen den Wind gefahren. In dem Vorder felde sind es besonders die Nürnberger, die stark führen. Bei den Talfahrten werden ungeheure Geschwindigkeiten festgestellt, und man muß sich wundern, daß nichts passiert. Die B-Klasse schließt bald auf. Und nun vermindert sich das Tempo gewaltig, abfal lende Fahrer können immer wieder aufschließen. Endlos zieht sich das Feld der Fahrer, wenn es einen Berg zu nehmen gilt. Es „gondelt" ab und zu einmal ein Fahrer hinter dem Felde her. So bald aber die Schwäche überwunden ist, ist er wieder vorn. Es wird ein gutes Durchschnittstempo herausgekurbelt, aber keiner versucht zu kämpfen. Was toll das werden, wenn die A-Klasse da ist? Diese arbeitet prächtig. Gleichmäßig geht es bergauf, bergab. Besonders hervorragend betätigt sich der Dresdner Hcrtwig und der später durch Sturz ausgeschicdenc Günther-Chemnitz. An der bekannten Münsa-Ecke kann man auf Sicht die A-Klasse'schon be merken. Der C-Fahrer Hanneke-Berlin kommt hier zum Sturz und reißt Ferstl mit. Beide schließen wieder auf. In Glauchau liegen zwischen beiden Gruppen nur noch 4 Minuten Unterschied. Jetzt wird vorn das Heranrücken der A-Klasse begriffen und los gelegt. Aber nur ganz vereinzelte, schwächere Fahrer sind daS Op fer dieser fast rasenden Fahrt. Sonst Passiert nichts. Die Fahrer scheinen unter der inzwischen unerträglich gewordenen Hitze und der damit verbundenen Staubplage zu leiden. Kurz vor Zwickau stellt die A-Klasse den Anschluß her. Sie kommt ohne Ficker, der Rad schaden hatte. Am Wendepunkt in Zwickau, der höchstpersönlich vom Kreisrennfahrwart Flämig geleitet wird, stellen wir 59 Fahrer in der Spitzengruppe fest. Gleich ausgangs Zwickau gibt es einen Massensturz, durch den u. a. Stecher ausscheiden muß. Durch das große Feld gibt es bald einen zweiten Sturz, der aber auch wie der glimpflich verlief. Leider sind die beiden Chemnitzer Favoriten Günther und Strobel dadurch ausgeschieden. Der Chemnitzer Gün ther versucht zwar später durch aufopfernde und bewundernswerte Fahrweise wieder an das Hauptfeld heranzukommen, eS gelingt ihm aber durch die Alleinfahrt nicht. 40 Fahrer nehmen gemein sam den Mühlauer Berg. Ballert, Körner und der Nürnberger Bauer versuchen ztvar nacheinander, fortzukommen, doch ist das Vun-esmeisterfchaften im Saalfport -.-10. Juli in Leipzig.