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Brücken von Schmiedeisen. (Auszug aus einem größeren Aufsatz hierüber von Professor Treuding in Hannover im neuesten Heft der „Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur- Vereins für das Königreich Hannover/') Das Walzen des Eisens zu Stangen oder Platten ist gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts zuerst in England ausgeführt, und zwar nach der Me thode von Henry Cort und von Parnell, auf welche 1783 und 1784, so wie 1787 Patente ertheilt worden sind. Eine besondere Anwendung der Eisen platten ist bei der Konstrukzion von Dampfkesseln gemacht worden und später, wahrscheinlich zuerst 1820 und 1821, bei dem Bau der eisernen Schiffe. Hier bei sind unter anderen die Deckbalken aus vertikalen, oben und unten zu beiden Seiten durch Winkeleisen eingefaßten Tafeln hcrgestcllt, so wie auch Balken für Gebäude in gleicher Weise ausgeführt worden sind. Zn Brückenträgern ist das gewalzte und geschmiedete Eisen in England zu erst nach den Angaben von Stephenson in der Weise verwendet, daß hohle Kasten mit vertikalen oder etwas dossirten Seitenwänden hergestellt wurden, welche nach der Länge in angemessenen Entfernungen durch Querträger gegen seitig mit einander verbunden sind. Bei Anwendung von mehr als zwei Trä gern für eine Fahrbahn liegt diese über den Trägern, sonst aber zwischen den selben auf den von Holz oder Eisen gefertigten Querträgern (tubulär oonm briäxss). Der obere Thcil der kastenförmigen Träger, der Kopf, seltener aus Guß-, gewöhnlich aus Schmiedeisen gefertigt, hat im Querschnitt die Form eines Rechtecks , und ist häufig nach der Länge durch eine vertikale Platte in zwei Theilc getheüt (Zellen), um den Kopf möglichst vor dem Ausbiegen zu sichern. Der untere Theil der Träger (Fuß) ist aus angemessen starken Schmied eisenplatten gebildet, da derselbe, wenn die Träger nur eine Oeffnung Über spannen, absolut in Anspruch genommen wird. Im Jahre 1846 erhielt W. Fairbairn ein Patent auf Verbesserung in der Einrichtung von eisernen Balken für Brücken und andere Bauwerke, woraus in England verschiedene größere und kleinere Brücken mit kastenförmigen Trägern zur Ausführung gekommen sind. Eine der ersten Brücken dieser Art ist die zur Ueberführung der Blackburn- Bolton Eisenbahn über eine Chaussee von 60 engl. Fuß Spannweite mit drei Trägern. Für größere Spannweiten sind ferner ausgeführt: 1) zwei Landungs brücken bei dem St. George Dock zu Liverpool, von welchen eine jede 142 engl. F»ß überspannt. Die Fahrbahn liegt zwischen den 11 Fuß im Lichten von einander entfernten Trägern und außerhalb befinden sich neben denselben 6 Fuß breite Fußwege. Drücke über den Trent zu Gainsborough in der Linie der Man chester- hefsield und Lincolnshire Eisenbahn, welche den Fluß unter einem Winkel von 50 Grad Ichneidet,. und außer einem aus Stein konstruirten Theile über zwei Oeffnungen n 154 engl. Fuß Weite mit Blechträgern versehen ist, deren Entfernung für eine zweigeleisige Bahn 26 Fuß beträgt. Die beiden Träger, 'Hon welchen jeder 336 engl. Fuß lang, 12 Fuß hoch und 3 Fuß 1 Zoll breit ,-tst und die einen zellenförmigen aus zwei Abtheilungen bestehenden Kopf und doppelte Fußplatten haben, wiegen 300 Tons; die 4 Fuß von einander ent fernten Querträger wiegen 82 Tons und die Gußeiscntheile 10 Tons. 3) Die Torksay-Brücke über den Trent, von 130 engl. Fuß lichter Spann ¬ weite, für eine zweigleisige Eisenbahn 25 Fuß breit zwischen den beiden Trä gern, welche 10 Fuß Höhe und zwischen den Seitenwänden 2 Fuß 3 Zoll Breite haben. Die Konstrukzion der Träger ist von der obengedachten nicht abweichend: und wiegen dieselben 82 Tons, die Querträger, ebenfalls von Eisenblech, aber 27 TonS. ' 4) Die vier Landungsbrücken an dem Kai des Prinzcnplatzes zu Liverpool haben ebenfalls kastenförmige Träger von 113 engl. Fuß Länge. Die Entfer nung je zweier Träger einer Brücke beträgt im Lichten gemessen 14 Fuß; die Höhe der Träger in der Mitte 10 Fuß und an den Enden 5 Fuß. Diese Brücken, welche in ähnlicher Art wie die Landungsbrücken bei dem Georgs-Dock zu Liverpool und wie diese von dem Ingenieur Cubitt konstruirt sind, haben den Zweck, den Verkehr zwischen den Dampfschiffen und Dampffähren und den Kais bei wechselndem Wafferstande möglich zu machen, weshalb die Brücken träger mit dem einen Ende auf den Kaimauern und mit dem andern auf ge hörig befestigten Pontons liegen, deren Bordhöhe mit der Höhe des Decks der Schiffe übereinstimmt. Auch in Belgien ist von der Konstrukzion der Brückenträger in Kastenform Gebrauch gemacht, z. B. bei der im Jahre 1851 vollendeten Brücke über die Sambre, in der Linie der Belgischen Staats-Eisenbahn zwischen Charleroi und Namur. Die Brücke, für eine zweigleisige Bahn eingerichtet, hat drei Träger, von welchen die beiden äußeren 2.44 Meter, der mittlere aber 3,048 Meter Höhe bei 34 Meter Spannweite haben. Bei den aus Eisen gefertigten Trägern ist die Tragfähigkeit derselben durch die Massen des Kopfes und Fußes, der obern und untern Rahmen, so wie durch den Abstand ihrer Schwerpunkte von der sogenannten neutralen Achse des Trä gers bedingt und der Theil desselben, welcher die Rahmen mit einander ver bindet, hat nur den Zweck, das Verschieben derselben zu verhindern. Es ist daher zweckmäßig, den vertikalen Theil des Trägers, die Mittclrippe, nur so stark zu machen als es nothwendig ist und in Berücksichtigung dieses Umstandes sind, statt der kastenförmigen Träger, Blechträger in U Form fast gleichzeitig in England und Hannover in Anwendung gekommen und haben in dem letztem Lande bei den Brückenbauten zu Eiscnbahnanlagen eine besondere Ausbildung erhalten. Die Verbindung der unteren und oberen Rahmen mit der Mittelrippe wird durch Winkeleisen bewirkt und die einzelnen Blechtafeln der Mittclrippe durch Blätter mittelst Nieten. Für Spannweiten bis zu 30 Fuß sind bei den Han noverschen Eisenbahnbrücken für ein Geleis drei Träger angewendet und die selben nach ihrer ganzen Höhe, in angemessenen Entfernungen, durch Querträger (Binder) mit einander verbunden, welche ebenfalls aus Eisenblech hergestellt sind. Die Schienen des Eisenbahngeleises liegen auf Querbalken (Querschwellen) und diese sind mit den oberen Nahmen der Längenträgcr durch Schraubenbolzcn verbunden. Bei Brücken für größere Spannweiten werden für eine Fahrbahn ge wöhnlich nur zwei Träger angewendet, deren Hohe durchschnittlich der zu überspannenden Oeffnung beträgt. Die Rahmen der Träger bestehen aus meh reren horizontalen Blechplatten von etwa */, Zoll Dicke, welche unter sich und mit der Mittelrippe, mittelst der Winkeleisen, gehörig durch Niete verbunden sind. Kann die Höhe der vertikalen Rippe durch die Breite einer Blechplatte nicht hergestellt werden, so liegen entweder mehrere übereinander, und zwar mit ihrer Längendimension nach der Länge der Träger oder es werden die Platten mit ihrer langen Seite nach der Höhe der Träger verwendet. Die horizontalen Fugen werden durch Bläter, die vertikalen aber auf gleiche Weise, oder besser durch Winkel- oder D-Eisen gedeckt, wodurch die Wände zugleich die nöthige Versteifung erhalten. Zweckmäßig ist es, die Vertikalstöße an den Stellen an zuordnen, wo die zur Verbindung der beiden Träger erforderlichen Binder liegen. Die Höhenlage der ebenfalls aus Eisenblech gefertigten Binder ist in ein zelnen Fällen von der Höhenlage der Fahrbahn abhängig; zweckmäßig 'st die selbe etwa in die Mitte der Höhe der Träger zu legen, wenn die Verhältnisse es gestatten. Die Verbindung der Träger mit den Bindern wird gewöhnlich nicht allein in der Höhe derselben bewirkt, sondern die Binder werden, bei einer knieförmigen Gestalt, auch mit dem obern oder mit dem untern Theile der Träger, oder mit beiden Theilen zugleich verbunden, >'» welchem Falle sie Haupt binder genannt werden und mit den übrige» Bindern (Zwischenbindern) ab- : wechseln.