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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.08.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100824019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910082401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910082401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-24
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
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Lezugö-PreiL ftr L«ip»ia und lvoronr durch vusrr, lriaer und Evediieur« 2m»l täalich in» Hau« gebracht: VO moaail., A.7<>^U vierleljLhrl. Bei unlern Iilial,» u. Liw «uhmeklellen abnebol«: 7ii monatU, I.rs »ienrlltbrl. Lurch dt» Lok: innerhalb Leuiichlanb« und der deutsche» Kolonien »ieneliLbrl. it.<< monatl. l.24 »»sicht. Pt TdeftellaeL. ferner in Belgien, Lünrmark, den Donaustaatea, Italien, Uurrmdura, wiederl»»de, Nor wegen, Oesterreich Ungarn, Rußland, Lchweden, Schwei, u. Spanien. In alle» übrigen Staaten nur direkt durch di» GeschPttlielle des Blatte» erhtillich. Da» l!e,p,iger Dapeblatt «richeini 2 mal täglich. Sonn- ». Fei riag« nur morgens, Sdonne > enl-litnnaome. tiuguii»spl«tz 8, bei unseren Drägern. Filialen, Lvediteure» und Lnnahmeilellen. sowie Postämter» u»b Briesträgern Utugeluerkauseprets »er lotorgen- ausgad« 1V 4z, der e.b«nd >u»gabe p ch, Siedaktion und Geschältsüeller Iohannit-gasse «. gerusprochert I4SVL lsSlCi. 14694. Morgen-Ausgabe npMtr TaMM Handelszeitung. Amtsvkatt Les Aales und des Nolizciamtes Ser LtaSt Leipzig. Anzeigen-Preiü sitr Inserate au» i'e>»«>, und Umgebung di« Sgewa'tene » inm breit« Petltseil« 2S di« 74 uuo breit« Reklamezeile l »,n auswän» B 4z, Rt'lamen U2V Inserat» von Bcbdrden m am'lichrn Detl die 74 mw breite Pritt,eil» 40 Geschäi»»an^>»eii mit P aboarschristea an» t» der Lorndausaab« im Preise erhobt. Radau nach taut. BeUageaebühr L ». tausend ezkl. Postgebühr. Iefterteilt« Auiträa« kännen nicht ,urück- gezogrn werben. Iür da» erscheinen an bestimmten tagen und Plätzen wirb kein« Harauki« übernommen. «n,eigen-Annahme: Auguftusvlatz 8z bei stmllicheii Filialen u. allen «iinonce»» ltrpeditionen de« Z»» und «„»lande«. Hauvt-Slltal» LerNu: Pari Lincker. Her-oat. Vahr. Hofbuch» Handlung, Lutzowstuibe liL iteiepbon V 1, Nr. 46M). Hauvt-Stltal« Dresdem Seestratze 4,1 (Telephon 462t), Nr. 2S3. Mtnwmh, »en 24. rlugull isio. l04. Jahrgang. Das Wichtigste. * Das Kaiserpaar ist am Dienstagnachmittag in Königsberg eingetroffen. (S. d. bes. Art.) * Der deutscheKronprinz wurde am Diens tag in feierlichem Aktus zum Rector magnifi- centisfimus der Königsberger Univer sität proklamiert. (S. d. bes. Art.) * Bei den griechischen Wahlen wurden Venizelos und Rhallis sowie die kandidieren den Minister mit großer Mehrheit gewählt. (S. Ausl.) * Präsident Madriz von Nicaragua ist nach Hon duras geflüchtet. Estrada scheint eine amerika freundliche Haltung einnehmen zu wollen. (S. Ausl.) * Das Zukunftsrennen (36000 ^t), das am Dienstag in Baden-Baden zur Entscheidung kam, gewann Edm. Blancs br. H. „Lord Bourgoyne" unter G. Stern. „Mondstein" endete unplaciert. (S. Sport.) von Koolevelt zu Taft. Es gibt Leute, die in dem Präsidenten Taft nur einen Platzhalter Roosevelts sehen. Sie glauben, das Volk der Vereinigten Staaten werde bei der nächsten Präsidentschaftswahl den geliebten, temperamentvollen Teddy wieder auf den Schild erheben, weil sich kein besserer Führer im Kampfe gegen die „reichen Räuber" finden lasse. Was man bisher an dem neuen Herrn im Weißen Hause erlebte, war nicht ge eignet, diese Auffassung zu beeinträchtigen. Die strammen Anhänger Roosevelts sind von Taft ent täuscht. Vergebens haben sie von ihm mutige Taten im Sinne einer entschiedenen Bekämpfung der Trusts und eines Anfangs zollpolitischer Abrüstung erwartet. Auch Roosevelt scheint nicht minder soviel von Taft zu ballen. Er veröffentlichte Artikel, worin er dem amerika nischen Volke eine schlimme Zukunft an die Wand malte für den Fall, daß es den von ihm begonnenen Kampf gegen die Korporationen nicht mit allen Kräften fortsetze. Niemand zweifelt daran, daß diese Ermahnungen an die Adresse des Präsidenten gerichtet sind. Auch in den Botschaften Tafts ist nichts enthalten, was an die temperamentvolle Art erinnerte, in derRoose- velt seine Obliegenheiten als Präsident erledigte. Roosevelts Botschaften waren Kampfschriften, die sich hauptsächlich gegen dis mächtigen Dollar könige richteten. Tafts erste Botschaft war kurz, geschäftsmäßig und außerordentlich maßvoll in der Tonart. Taft sieht für seine Amerikaner, ob Arbeitnehmer oder Arbeitgeber, Landwirte oder Industrielle, nur Gelegenheiten, Wohlstand anzuhäufen, wenn sich ein jeder in seine Lage zu schicken wüßte. Darum predigt er gegenseitige Ver träglichkeit, Versöhnung, denn das Land befinde sich „auf hohem Stande des Gedeihens". Er hat nicht wie Roosevelt den Ehrgeiz, durch rücksichtslose Maßnahmen grundstürzende Aen- derungen im amerikanischen Wirtschaftsleben hervorzurufen. Wer nun aber wähnt, eine große Mehrheit im amerikanischen Volke brenne darauf, nach Ablauf der Amtszeit Tafts aller politischen Tradition zum Trotz Roosevelt wieder ins Weiße Haus zu wählen, täuscht sich. Der ver gißt zu berücksichtigen, daß auch in den Ver einigten Staaten während der letzten Jahre große Veränderungen im inner politischen Leben vor sich gegangen sind, und verkennt auch im allgemeinen den Tharatter der weltgeschichtlichen Epoche, die wir durch leben. Moderne Berühmtheiten tauchen auf und verschwinden, als handle es sich um Er scheinungen der Mode. In früheren Zeiten konnte ein bedeutender Mensch oft froh sein, wenn er am Abend seines Lebens die Aner kennung der Mitwelt fand: heute sieht mancher seinen Ruhm schon verbleichen, wenn er sich noch in der Vollkraft seiner Jahre befindet; ganz zu schweigen von den unzähligen kleineren Lichtern, die wie Meteore aus der Dunkelheit aufleuchten, um rasch wieder zu verlöschen. Für Roosevelt hat es vielleicht Augenblicke gegeben, da er bedauerte, kein König oder Kaiser zu sein, der bis ans Ende seiner Tage über eines der größten der Völker herrschen dürfte. Wenn aber die Weihrauchdüfte sein kritisches Sehver mögen nicht allzusehr getrübt hatten, so wird er im letzten Jahr seiner Präsidentschaft gewiß ein Schicksal gesegnet haben, das seine zweite Amtsperiode noch rechtzeitig enden ließ, um ihm bittere Enttäuschungen durch die Wandel barkeit der Volksgunst zu ersparen. Roose velts unstete Antitrustpolitik hatte die amerikanische Geschäftswelt nervös gemacht. Viel gesetzgeberische Kraft war vertan worden, ohne die Monopolgewalt der Korporationen merklich zu schwächen, ohne schließlich viel andres zu ergeben, als eine Lähmung des Unter nehmungsgeistes. Doppelt schwer wurden daher die Wirkungen der großen Wirtschaftskrise des Jahres 1907 empfunden. In jener kritischen Zeit war es ja auch, daß Roosevelt sich durch die Drohungen Morgans einschüchtern ließ, seine Trustfeindschaft verleugnete und die Vereinigung der Tennessee Coal Company mit dem Stahltrust billigte. Im übrigen zog sich damals das Kapital in seine Schlupfwinkel zurück und wartete auf die Präsidentenwahl. In Tafts Wahl erblickte es das geringste Risiko und setzte alles auf diese Karte. Sehr viele Geschäftsleute und Unternehmer machten neue Verträge von der Wahl Tafts abhängig, und alle Leute, die es anging, wußten, bei welchem Kandidaten ihr Vorteil lag. Am Tage nach der Wahl wurden Lieferungsverträge für Hunderte von Millionen bestätigt, und Tag für Tag brachten dann die Blätter Nachrichten von der Wiederaufnahme der Arbeit in Fabriken, die seit Monaten geschloffen waren, von einem Rück gang der Arbeitslosigkeit, von Lohnerhöhungen. Für Taft hat die Palme eines sozialen Neuerers nichts Verlockendes. Er rechnet mit den gegebenen Kräfteverhältnissen, soweit die Umstände nicht gesetzgeberische Eingriffe in das wirtschaftliche Leben unbedingt notwendig machen. Um so eifriger widmet er sich der Ausdehnung des amerikanischen Han dels. Deshalb mißt er der auswärtigeu Po litik so große Wichtigkeit bei. Ob dadurch der psychologische Moment für die Niederzwingung der „reichen Räuber" verpaßt wird, kümmert ihn wenig. Pierpont Morgan hat kürzlich die Mehrheit der Aktien der „Equitable Life In surance Society of the United States" erworben und sich damit so gewaltige weitere Kapitalien untertänig gemacht, daß behauptet wird, er beherrsche nunmehr die liquiden Mittel in den Vereinigten Staaten fast un umschränkt. Taft geht in dem Bestreben auf, dem amerikanischen Kaufmann zu helfen, die ganze Welt zu erobern. Die Züchtung eines maßlosen Exportindustrialismus zu einer Zeit, da das Land noch verhältnismäßig wenig dicht besiedelt ist, beweist, daß der europäische Adam im Amerikaner übermächtig geworden ist. Landflucht und Massenandrang in den Städten sind auch in Amerika schon die beiden Gegen pole des wirtschaftlichen Lebens. Die Farmer, die mit teueren Landpreisen und Leutenot zu kämpfen haben, wandern massenhaft nach Kanada aus. Schwierige Steuerprobleme tauchen auf. 2m Schatzsekretariat der Bundesregierung ist ausgerechnet worden, daß in den nächsten beiden Jahren die Ausgaben der Union die Einnahmen um 257 Millionen Dollar über- steigen werden. Der Panamakanal wird min destens dreimal soviel kosten, als veranschlagt war. Die Besoldungen erheischen eine wesent liche Erhöhung, um die Verteuerung der Lebens mittel auszugleichen. Das alles zwingt die Taftsche Regierung zu dem Versuch, die Korpo rationen für die großen Dienste, die ihnen durch eine imperialistische auswärtige Politik geleistet werden, zur Tragung der Kosten mit heranzu ziehen. Es ist vorauszusehen, daß sie hierbei nicht viel erreichen wird. Die Dollarfürsten werden es ihr nicht ersparen, das Odium einer volks feindlichen Steuerpolitik auf sich zu nehmen, so daß sich bald genug unter Taft die sozialen Gegensätze schärfer wie je zuspitzen dürften. Bei der Zerfahrenheit der politischen Verhältnisse in Europa ist es sehr wohl mög lich, daß die amerikanischen Trusts sich vermöge Tafts auswärtiger Politik auch die Alte Welt mit der Zeit botmäßig und tributpflichtig machen werden. Das kann ihre ausbeutende I Kraft in Amerika selbst nur vermehren und die sozialen Gegensätze nur weiter verschärfen. Die unausbleibliche Folge dieser Entwickelung kann natürlich nur die Ausbreitung sozialistischer Anschauungen in der amerikanischen Arbeiter schaft, ihr Uebergang zum Klassenkampf sein. Damit wären dann die Brüche der sozialen Fragen in den Ländern unseres Kulturkreises auf einen gemeinsamen Nenner gebracht. Kein Inüuliriebeirat lür öss Auswärtige Amt? Das Organ des Verbandes Sächsischer Industrieller brachte kürzlich die Mitteilung, daß demnächst ein Industriebeirat für das Auswärtige Amtin Tätigkeit treten werde. Die Meldung rührte von dem Syndikus des Verbandes Sächsischer In dustrieller Reichstagsabgeordneten Dr. Strese- mann her. Zn einer offiziösen Korrespondenz wurde nun die Absicht des Auswärtigen Amtes, einen solchen Beirat zu schaffen, bestritten. Es heißt in den offi ziösen Auslassungen wörtlich: „Man wird ohne weiteres annehmen dürfen, daß eine solche Absicht im Auswärtigen Amt tat sächlich nicht besteht. Für Fragen der auswärtigen Politik kann ein Beirat aus den Kreisen des Han dels und der Industrie wohl nicht in Frage kom men. Es könnte sich also überhaupt nur um die handelspolitische Abteilung des Aus wärtigen Amtes handeln, in der unsere Handels beziehungen zu fremden Staaten gemeinsam mit dem Reichsamt des Innern und dem Reichsschatz amt bearbeitet werden. Für diese Reichsbehörden besteht aber bekanntlich der Wirtschaftliche Aus schuß. der in allen Fragen unserer Handelspolitik zur Begutachtung einberufen wird und soeben erst eine Erweiterung seiner Mitgliederzahl erfahren hat. Daneben noch einen Wirtschaftlichen Beirat zubilden, liegt wohl kaum eine Veranlassung vor." Gegenüber dieser offiziösen Verlautbarung weist jetzt Reichstagsabgeordneter Dr. Stress- mann darauf hin, daß einem Mitglied des engeren Vorstandes des Verbandes Sächsischer Industrieller unter dem 8. Juni d. I die Anfrage zugegongen war, ob er geneigt sei, in einen zu schaffenden Ausschuß oder Industriebeirat des Auswärtigen Amtes einzutreten. Nach Mitteilung dieses Schrei bens ist auf Wunsch des Reichskanzlers am 28. Fe bruar d. I. ein gemischter Ausschuß im Auswärtigen Amt eingesetzt worden, dem vom Auswärtigen Amt die Herren Unterstaatssekretär Stemrich. Dr. von Schwarzkoppen, Dr. Matthieu, Exzellenz von Körner und Dr. Lehmann angehörten. Zu diesen Mit gliedern des Auswärtigen Amtes waren vier Herren aus den Kreisen der Industrie zugewählt und erhielten den Auftrag, noch sechs weitere Herren in Vorschlag zu bringen, die zu einer entsprechenden Er weiterung des Ausschusses herangezogen werden soll ten. Ueber die Aufgaben dieses Ausschusses war in dem Schreiben gesagt: „Der Ausschuß oder Industrie beirat des Auswärtigen Amtes, wie er eventuell ge nannt werden sollte, würde vielleicht drei- oder vier mal im Jahre in Berlin tagen und sich dann haupt sächlich mit der besseren Organisation der kommerziellen R e i ch s v e r t r e t u n g im Auslande befassen, aber auch andere auswärtige Dinge handeln." Reichstagsabgeordneter Dr. Stresemann fin det es angesichts dieser ihm vorliegenden Mitteilung unbegreiflich, wie offiziöse Blätter jetzt davon sprechen können, man habe an die „Errichtung eines derartigen Ausschusses nicht gedach t." Man kann unter diesen Umständen nur annehmen, daß der neue Herr im Auswärtigen Amt, der den Gedanken der Errichtung eines derartigen Ausschusses bei seinem Amtsantritt vorgefunden hat, nicht geneigt war. ihn zur Ausführung zu brinaen, und man infolgedessen die ganze Sache wieder fallen lassen will. Sailertage in Königsberg. Die alte Krönungsstadt am Pregel hat für die be vorstehenden Kaisertage festlichen Schmuck angelegt. Hunderte von fleißigen Händen sind rn den letzten Tagen tätig gewesen, um die Ausschmückungsarbeuen zu vollenden, woran die Behörden, die Bürgerschaft und die Kunstakademie sich in gleich umfassender Weise beteiligt hatten. Am Bahnhofsplatze vor dem 'Eingang zur Kaiserstrabe ist eine mit Blumen und lanncngrün geschmückte Ehrenpforte errichtet wor den, deren ragende Flankentürme nach der Bahnhofs seite zu die großen Medaillonbilder des Kaisers und der Kaiserin, nach der Kaiserstraße zu die Friedrich Wilhelms III. und der Königin Lurse zeigen. Von allen Häusern der Einzugs,rratzen wehen Fahnen und Banner und viele Schaufenster sind mit Bildern und Büsten des Kaiserpaares und der Mitglieder der kaiserlichen Familie dekoriert. Durch besonderen Schmuck zeichnen sich ferner das Rathaus und das Landshaus aus, denen das Kaiserpaar einen Besuch abzustatten gedenkt. Sehr groß ist der Andrang der Besucher aus der Provinz, zu dessen Bewältigung die Staats- und Privatbahnen Extrazüge eingelegt Haden. In den Straßen der Stadt herrschte am Dienstag reges Leben und Treiben, das durch die Uniformen >^r aus der ganzen Provinz zu> mmen- gezoaenen Truppenteile ein buntfarbiges Gepräge erhält. Die Einleitung zu den Festtagen bildete die Proklamation de« Kronprinzen als Rektor magni- fizentiffimu» der Albertina. Wir haben bereits im gestrigen Abendblatt darüber eine kurze Meldung gebracht und geben hier einen ausführlichen Bericht über diese Feier wieder. Das Kronprinzenpaar, das Prinzenpaar Eitel Friedrich und Prinz August Wil- Helm trafen am Dienstagvormittaa 8 Uhr 52 Min. von Posen kommend in Königsberg ein. Das Kron- i prinzenpaar begab sich in bereitstehenden Auto- I mobilen nach dem S>bloß, das Prinzenpaor Eitel Friedrich zum Landeshauptmann v. Berg und Prinz August zum kommandierenden General, wo sie Woh nung nahmen. Der Kronprinz fuhr bald danach zur Universität. Dort waren im Auditorium maximum der gesamte Lehrkörper, die Beamten der Universität, Abordnungen der studentischen Korpo rationen und eine stattliche Anzahl von Ehrengästen erschienen. Um 10^ Uhr erfolgte der feierliche Einzug des Kronprinzen in die Aula. Prorektor Professor Dr. Manrgk hielt die Be grüßungsansprache an den Kronprinzen. Er dankte zunächst dem Kaiser für die Genehmigung zur Uebernahme des hohen Amtes durch den Kronprinzen und sodann dem Kronprinzen für die Uebernahme des Amtes, womit die alte Tradition wieder lebendig werde, die die Universität eng und unmittelbar mit dem Hcrrscherhause verknüpfe. Die Universität gehe hoffentlich unter dem Rektorat des Kronprinzen einer neuen Blüte entgegen. Hierauf folgte der I n v e st i t u r a k t. Während die Anwesenden sich erhoben, wurde der Kron prinz mit Purpurmantel und Kette be- kleidet und ihm die Stiftungsnrkunde, der goldene Schlüssel und das Siegel überreicht. Prorektqr Manigk brachte ein dreifaches Hoch auf den Kronprinzen aus. Der Kronprinz erwiderte mit einer längeren Rede, in der er ausführte: Es erfülle ihn mit Stolz und Freude, seine Zu gehörigkeit zu dieser altehrwürdigen Pflegestätte deutscher Wissenschaft und Kultur in ihren Räumen bekunden zu dürfen. Er gedenke bei dieser Ge legenheit seiner Vorfahren, die vor ihm diese Würde bekleidet hätten, sowie der beiden schönen Jahre, die er als Student in Bonn verleben durfte. In diesen Jahren glaube er durchgesühlt zu haben, was die Jugend aus dem gelehrten Munde vor allem hören möchte. „Weisen Sie uns die Wege, auf denen unser deutsches Volk wandeln soll, um die Stellung unter den Völkern einzunehmen, die ihm, seinen geistigen und physischen Kräften entsprechend, zu Recht zukommt, wobei besonders unser deutsch nationales Volkstum im Gegensatz zu den internationalisierenden Bestrebungen, welche unsere gesunde völkische Eigenart zu verwischen drohen, zu betonen ist." Der Kronprinz schloß mit der Versicherung, daß er jederzeit die Entwicklung der Universität mit größtem Interesse verfolgen werde, und brachte ein dreifaches Hoch auf die Universität aus. Nach einem Eesangsvortrag schloß die Feier. Der Kronprinz ver ließ wiederum in feierlichem Zuge mit den Mit gliedern der Universität die Aula. Die Ankunft des Kaiserpaares. * Königsberg, 23. August. (Tel.) Der Kaiser, die Kaiserin, Prinzessin Viktoria Luise und PrinzOskar sind mit Londerzug nachmittags 5 Uhr 30 Min. aus dem Ostbahnhoje eingetroffen. Auf dem Bahnhofe fand großer mili tärischer Empjang statt. Anwesens waren u. a. der Kronprinz, die Kronprinzessin, Prinz und Prinzessin Eitel Friedrich, Prinz Adalbert uns Prinz August Wilhelm. Nachdem der Kaiser die Front der Ehrenkompanie abgeschritlen und den Vorbeimarsch entgegengenommen harte, begaben sich die Majestäten auf den Bahnhofsplatz, die Kaiserin und die Prinzessin bestiegen die L la Daumont ge fahrenen Wagen mit Spitzenreitern. Der Kaiser und die Prinzen in den Uniformen ihrer Königsberger Regimenter stiegen zu Pferde. Unter der Eskorte einer Schwadron des Kiirassierregimentes Graf Wränge! folgte bei prächtigem Wetter der Einzug in die Sradt. Am Zugang zur Kaiserstraße hatten unter der Ehrenpforte die städtischen Körperschaf ten Ausstellung genommen. Oberbürgermeister Dr. K ü rt e begrüßte den Monarchen mit einer Ansprache, in der er dem König die Meldung machte, daß der Vertrag über die Entfestigung Königsbergs am 20. August formell vollzogen worden sei und des leb haften Interesses gedachte, das der Kaiser dieser schwierigsten Lebensfrage Königsbergs entgegenge bracht habe. Zur Erinnerung an den heutigen Ein zug und die Vollziehung des Vertrages sowie an das vom König in dieser Angelegenheit bewiesene Inter esse solle auf einem noch später zu bestimmenden Platze des Entfestigungsqeländes ein Wilhelmstein er richtet werden. Er gebe dem Wunsche Ausdruck, daß der Köniig diesem Beschlüsse der Stadt zustimmen werde. Mit einem freudigen Willkommengruß schloß der Oberbürgermeister seine Ansprache. Der Kaiser erwiderte auf die Ansprache des Oberbürgermeisters Dr. Körte mit folgenden Worten: Ich spreche Ihnen in meinem Namen und rm Namen Ihrer Majestät der Kaiserin meinen herzlichsten Dank aus für die Worte, mit denen Sie soeben den Gesinnungen der Bürgerschaft von Königsberg Ausdruck verliehen haben. Ich be glückwünsche meine Haupt- und Residenzstadt zu dem Vertrage, den sie nunmehr abgeschlossen hat. Es ist mir eine große Freude, dazu hilfreiche Hand haben leisten zu können gegenüber den Schwierig keiten, die in einigen Stadien der Verhandlungen aufgetaucht sind, denn es ist nicht leicht, alles unter einen Hut zu vereinigen. Ich glaube aber, daß der Vertrag, wie er nunmehr abgeschlossen ist, für die Stadt von großem Nutzen sein wird. Eingeengt durch den Ring der Befestigungen strebt sie nach Freiheit und Entwicklung. Gebe Gott, daß der Stadt Königsberg das Werk zuckr reichsten
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