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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.11.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101110027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910111002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910111002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-10
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
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lSlo. kni 406 080 162 341 233 037 67 927 «1t. 43 88 54 48 86» 387 33 S. 4 000 000 — S.—, in 1909 da» Leipzig« eigenen Werte g genommen, um Zwecke der Z6.67 zu mseu, n . wird. Jahres- 4, 300 bl Bier, innahme 6- di- dl. Ll. 91 au die 4. i«r «ktiieckl inckstiiek 700-80« konnenfeite, kaufen. An- SO 000. «», u. 4. U. 43 ieie« Blatte». luchrn ftaurant barer eigner 1. Offerten unter :d. v. Bl. or»r I7KII- »»ck derode eisen -eie» Lvrol, Lei. 1S462. ;-Stala u. Kauf, l. aes. Off. m. Pr. postlagernd. ct,2»e t Veli!! !is« zahle ich für »uerstr. 32, nstrahe. a«°os ! Kitte Ä 18 oder Es»» ime sofort und mengarderobe, Uniform.,gan;» Nachlässe nsw initraffe 24, I. Kreises n» und Damen- vetteu, Wäsche, zadtt ä,«r» rger Str. 22, I. ftsGst sshlt Garderobe si« n Werl. Hutter, Uferstr. 4. », NetchSstr. 14. «oere» ölatin, Brillanten, 88«, L Möbel re. kauit sche Str. 41, I. »»«««7 ngebifse str. 18, I. l. t«7« Weiuhandluag nm. Stetuweg 11. -sr« Bezug»-Preis Mr L«t»^» «»» *>«r»n« »»rch «M» »rLgcr IUI» Sprdurur« 2»«l tä-lich »» H»»« grdrrchi: 00 H no»aN., >.70^» mrrUUthrt B«i »iner» ». »n. »dged-li, 7» »«Mt, L.RS »«rttliährl. v»rch dir D»st: imrerhold DeuUchlaud« u>0> der deultche« Holonirn »irrieliährl. U.TV moiuM. I^r« au«Ichl. Poftdeftellaeld. gern er i» Belgien, Dänemark, den Donaullaatea. Ilalien, Unremdurg, lliirderlande, dlor» meaen, ceslerrrich Ungarn, Nutland, Schwede«, Schweig «. Spanien. In alle» udrigen «laate, nur direkt durch di» »ejchältlueae da» Blaue« ertzt.Uich. Da« Lu»»,-« LagedlaN erlchmni «»M läglich. Sann- ». geirriV* nur morgen», lüvonn« eiu->annm>me! Uug»g»<pl»tz 8^ bei unteren Lrtgern, gilraien, Spediteuren und Lnnahineilrllen. lanne Pollämtrrn und BrietirLgern. »i»»,lv«rk,,t«prei» der Mora»». »olgade lv der iUdendiulgab« Abend-Ausgabe. MpMcr Tageblaü Handelszeitung. Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtcs der Stadt Leipzig. 2lu;eigen-PreiS Mr Inter»» »u» reioug uno umgednn, di« s,«valien« so WM breite Petit«,!« 2b ch, di» 74 mw drei»« MeNa negrU« l »o, „«wärt« ^o MeNamrn t.2U Inter»« van Behörden m> »wllichen teil die 7« wm drei» vettrgeU« <o chelchä'l«an^i^en MU B atzaanchrilieu »ad m der Noendausgade im preiie erhöht. »t«dau nach aaril. Beilagegedudr b v. tauiend «gtl. Postgebühr. FefterieU« Nu'rrtg« Unnen nicht »urülk- geiogen werden. Zür da« äricheinen »a beUimmien Lagen und Blühen wir» leia» iparann« übernommen »«»eigen, «naabme: tUrguau«vl«tz bei stmtlichen Filialen u. allen «innoiire» iLrvedlildnen or« Fn» und Lutlande«. Skedakkion and Geschatk»arll«i Fodanniegasse ». Ferniprecheri I4t>«t I4«tr. I4US4. Pauot»dtli»le LreSdew Seestraie 4, t (Lei es hon 46L1-. Nr. 310. Vonnerslag, »en !0. Nauemder ISIS. 104. Zshrganq. Das Gutachten Les Serrn Müller-Mlüs. Wie schon berichtet, hat es der Vorsitzende des Konservativen Vereins im 2. sächsischen Reichstags wahlkreise, Herr von Nostitz-Wallwitz, für gut befunden, in einer in Lübau abgehaltenen Versammlung gegen den seitherigen Vertreter des Wahlkreises, Dr. Weber, einen Brief des Zen trumsabgeordneten Müller-Fulda auszuspielen. Nach einem stenographischen Versammlungsbericht sind wir in der Lage, dieses merkwürdige Schreiben mitzuteilen. Es lautet: An den Vorsitzenden des Konservativen Vereins, Herrn o. Nostitz-Wallwitz, Löbau. Ich lese, daß unser früherer Abgeordneter, Herr Förster, in 2. sächsischen Reichstagswahlkreis als Kandidat aufgestellt und von der liberalen Presse deshalb angegriffen wird. Ich kann aus per sönlichen Erfahrungen heraus sagen, daß diese Angriffe grundlos sind. Herr Förster war ein sehr gerecht denkendes Mitglied des Reichstages, er hat bei den Beratungen des Zoll- tarifes in der Kommission durch seine Sachkenntnis und durch seinen Fleiß immer, und ich darf sagen, die Arbeiten jedenfalls besser geleistet als sein Nachfolger (gemeint ist Dr. Weber. Die Red.), der nur zerstörend gewirkt hat. Als alter Freund der Konservativen und Berufsgenosse glaube ich, diese Auf klärung schuldig zu sein. Hochachtungsvoll gez. R. Müller, M. d. R." Eine „Aufklärung"? Wen will Herr Müller- Fulda aufklären? Wer hat ihn um eine Aufklärung ersucht? Was Herr Müller-Fulda mit seinem Urteil über die Vorzüge des Herrn Förster und die angeblich zerstörende Arbeit des Reichstagsabgeord- neten Dr. Weber zum besten gibt, ist weiter nichts, al« ein persönliches Urteil von sehr fraglichem Wert. Dr. Weber hat anerkanntermaßen im Reichstage und besonders bei der Finanzreform eine Tatkraft und Sachkenntnis gezeigt, die kaum überboten werden konnten. Wäre seine Arbeit auf eine zerstörende Wirkung gerichtet gewesen, wie wäre es zu erklären, daß er in jedem Stadium eine Menge Anträge streng sachlicher Natur stellte! Aber vielleicht denkt der Abgeordnete Müller-Fulda noch mit einigem Schmerz an die von seinem Fraktionsgenoffen Erzberger er fundene Parfümeriesteuer, die Dr. Weber allerdings zuFall gebracht hat. Jedenfalls wird man sich in Sachsen über den Brief des Zentrumsabgeordneten Müller-Fulda nicht wenig wundern und Herrn v. Nostitz-Wallwitz dankbar sein, daß er mit der Verwertung des Müllerschen Gutachtens gezeigt hat, wie sehr man auch in sächsischen konser vativen Kreisen gute Beziehungen zu Zentrumsabgeordneten zu pflegen versteht. Möglicherweise läßt sich der „alte Freund der Konser vativen", Heu Müller-Fulda, bewegen, persönlich nach Sachsen zu kommen, um gegen die Nattonalliberalen schätzbare Wahlhilfe zu leisten. Sine polittsttze Reite Asquiths. Der englische Ministerpräsident hat wieder ein mal eine bedeutsame Rede über die gegenwärtige englische Politik gehalten. Es ist naturgemäß, daß er bei dieser Gelegenheit zunächst die englisch-per sische Situation von seinem Standpunkt aus be leuchtet. Was dabei herauskommt, darf wohl kaum überraschen. Er behauptet, Annexionsbestrebungen lägen England in bezug auf Persien vollständig fern. Die Pflicht, die englischen Handelsinteressen in Persien zu schützen und zu fördern, habe die eng lische Negierung veranlaßt, auf Persien einen Druck auszuüben. Die Absicht sei gewesen, Persien zu zwingen, die Handelsstraßen zu überwachen und für ihre Sicherheit zu sorgen. Die Geldmittel dazu habe England gewähren wollen. Also war die Sache harmlos. In ähnlichem Stile verbreitete sich bann Asquith über die Rüstungssrage. Er betonte, daß die Großmächte mit den Riesenrüstungen aufhören müßten, allerdings könne das England am wentgsten, da seine Besitzungen über die ganze Erde ausgebreitet seien. Zum Schluß seiner Rede kam Asquith auf die Arbeiterunruhen tn Wales zu sprechen, die er scharf verurteilte. — London, 10. November. (Tel.) Auf einem Bankett des Lord mayors in der Guildhall hat Ministerpräsident Asquith folgendes erklärt: „Es gab einige Erregungen und Bewegungen an einigen Stellen des internationalen Horizontes, aber kerne, die den Frieden unter den Großmächten zu stören drohte. Wir sind stets bereit, uns den anderen zur Erzielung der Beruhigung anzuschließen. Wir haben kerne Beweggründe, abenteuerliche Pläne zu fördern, und brauchen kein Abenteuer, sondern dre Beständigkeit des Friedens. Es ist eine gewisse Beunruhigung Lurch den sensationellen wie unbegründeten Beucht verursacht worden, daß wir uns in die inneren Angelegenheit«» Persien» einzumischen beginnen. Die Tatsachen sind folgende: Seit einiger Zeit sind die Handel», ft raßen in Südpersien im Zustande größter Unsicherheit. Dre britischen Firmen forderten naturgemäß von uns, zu tun, was wir vermöchten, um dem abzuhelfen. Wir stellten daher an die persische Regierung das dringende Ersuchen, daß, wenn sie nicht imstande wäre, mit ihren eigenen Truppen die Wege zu überwachen, sie die Zustim mung erteilen sollte, daß persische Truppen unter dem Beseh! von britischen Offizieren aufgestellt würden, die zu diesem Zweck von der in dischen Regierung gestellt werden sollten. Für den Fall, daß ein Mangel an Geldmitteln die persische Regierung daran hindern sollte, die Ord nung wieder herzustellen, wie ich fast vermute, teilten wir der persischen Regierung mit, daß wir gern die Beschaffung von Geldmitteln auf irgend eine vernünftige Methode erleichtern würden, wenn ein Betrag dazu verwendet werden würde, die Han delsstraßen zu überwachen und die Sicher heit aufrechtzuerhalten. Es ist unmöglich für ein Land, das in einen solchen Zustand von Schwäche und Verwirrung geraten ist, wie er in Persien nach Absetzung des Schahs bestand, sich selber ohne Un - terstützungvonaußen wieder hinaufzubringen. Persien kann nicht wieder zur Stärke und Stabilität gelangen, wenn es eine Politik des Miß trauens und der Feindseligkeit gegen seine unmittelbaren Nachbarn oder auch nur einen von ihnen verfolgt. Zn unseren dringenden Vor schlägen, deren Annahme wir der persischen Regierung empfohlen haben, liegt nichts, was die Unabhän gigkeit und Integrität Persiens bedroht. Wenn die persische Regierung sich um den guten Willen ihrer Na'chbarn bemühen will, wird sie be- reitwillige Antwort erhalten. Aber wenn sie das nicht tun will, wenn ihre Haltung gleichzeitig eine aussichtslose und feindselige sein wird, muß ein Zu st and der Verwirrung entstehen, der eine wirkliche Gefahr für Persien selber und sür jedes In teresse an jenem Teil der Welt bilden wird. Für einen solchen Fall müssen wir uns das Recht vor- behalten,alle Maßregeln zu ergreifen, wie sie für den Schutz der britischen Interessen not wendig sind. Aber unsere Absicht ist, jede Art von Feind seligkeit gegen die persische Regierung zu ver meiden, und die Schritte, die wir selbst bisher unternommen haben, sowie die Schritte, die zu unter nehmen wir die persische Regierung dringend er suchten, sind auf Aufrechterhaltung ihrer Autorität gerichtet gewesen. Indem Asquith sodann die Rüstungssrage berührte, erklärte er, er sei vollständig überzeugt, daß die Mehrheit der Völker in den zivilisierten Ländern der Welt den Frieden wünsche und dem Kriege entschieden abgeneigt sei. Was für ein Paradoxon sei es dann, daß in fast jedem Lande die Ausgabe für die Rüstungen der häufigste Gegenstand parlamentarischer Debatten sei, zuerst in England selber, dann in Deutschland, dann in den ö ste r r e i ch i s ch e n Delegationen. „Es wird uns oft gesagt", fuhr der Premierminister fort, „daß gerade der Um fang dieser Rüstungen eine Sicherung Les Friedens ist. Aber schon die Ansammlung und Anhäufung einer solchen Masse von explosivem Mate rial ist an sich eine Gefahr, denn die Bürde der für dasselbe nötigen Besteuerung erzeugt überall Beun ruhigung, die ihren Ausdruck in inneren Ruhe störungen finden, die aber auch unter irgend einem neuen Impuls in einem äußeren Angriff Er leichterung suchen kann. Kein einzig« Lautd kann seine Ausgaben herabsetzen und der Mäßigung stärkerer wachsamer Nachbarn vertrauen, am wenigsten von allen wir mit unseren Be sitzungen über die ganze Länge und Breite der Welt. Wir scheinen uns in einem «irvulu» vitiosr» zu be finden. Das Vorhandensein ausgedehnter Rüstun gen schafft Furcht und Mißtrauen zwischen den Regierungen. Die Furcht und das Mißtrauen zwischen den Regierungen stachelt zur Ausgabe für Rüstungen an. Aber wenn die Stimmung der Völker eine friedliche ist, so sollte es sicherlich nicht unmöglich sein, daß sich eine freundlichere Atmosphäre nicht nur zwischen zwei oder drei, sondern zwischen allen großen Ländern Europas verbreitet." Er bemerke, daß unter dem wachsenden Druck der besten öffentlichen Meinung in jedem Weltteil die gute politische Stimmung, ob sie die Form tatsäch licher Verständigung oder nicht annimmt, in nicht zu langer Zeit so allgemein umfassend unter den Groß mächten sein wird, daß sie dem verschwenderischen unheilvollen Wettbewerb zu kriegerischen Zwecken eine Grenze setzen wird. Nachdem Asquith noch das Anwachsen, das Prosperieren des Handels und das Steigen der Lohnsätze berührt hatte, wendete er sich den Anbei- terunruhen in Wales zu. Der Ausbruch der Gewalttätigkeiten in Wales könne nicht zu scharf ver urteilt werden. Der Staat würde nicht zögern, den lokalen Behörden jede Truppenmacht zur Verfügung zu stellen, die notwendig sei, um die Gesetzlosigkeit und Gewalttätigkeit zu unterdrücken. politische Aschrichten. Zur Bolksschulresorm. Der Nationalliberale Landesverein hat zur Vorberatung der Volksschulreform einen besonderen Ausschuß berufen. Die Mit glieder wurden von den einzelnen Vereinen gewählt. Dieser Ausschuß wird am Mittwoch, den 16. No vember (Bußtag) in Dresden im Eewerbehause (Ostra-Allee), vormittags 10 Uhr, zur ersten Sitzung zusammentreten. Den einleitenden Vortrag hat Landtagsabgeordneter Seminardirektor Dr. Sey- f e r t - Zschopau übernommen. Dementi. Gegenüber der Mitteilung, daß Reichstagsab geordneter Dr. Weber-Löbau aus „geschäftlichen Gründen" eine Wiederaufstellung als Kandidat ab gelehnt habe, werden wir gebeten, „authentisch zu er klären, daß ein Druck seitens der agrarischen Kreise des 2. sächsischen Wahlkreises auf Herrn Dr. Weber nicht ausgeübt worden ist". Erneute Vertagung des Moabiter Krawallprozesses. Berlin, 10. November. Der Moabiter Krawallprozeß ist wiederum auf 12 Uhr mittags vertagt worden, da die Beschluß kamm e r über den gestern von der Verteidigung ge stellten A n t r a g auf Ablehnung des Richter kollegiums in der dritten Strafkammer zu be raten hat. Streik in der deutschen Schuhindustrie? In Dresden befinden sich die Schuhfabrik arbeiter im Ausstand. Der Vermittlung des Ver bandes der deutschen Schuh- und Schäftefabrikanten ist es nun trotz aller Bemühungen nicht gelungen, die Differenzen zu beseitigen. Da die Fabrikanten sich mit den Dresdner Fabrikanten soli darisch erklärt haben, droht eine allgemeine Arbeitseinstellung in der gesamten deutschen Schuhindustrie. Pirmasens, 10. November. (Priv.-Tel.) Der Verein der Schuhfabrikanten beschloß die Kündigung sämtlicher im Zentraloer bande der Schuhmacher Deutschlands organi sierten Arbeiter für Sonnabend. Von dieser Kündigung werden 5—6000 Arbeiter betroffen. Di« Strafprozeßkommission führte am Mittwoch die Beratung des Abschnittes über das Verfahren gegen Jugendliche zu Ende. Der wesentlichste unter den hierzu jetzt in zweiter Lesung gefaßten Beschlüsse ist die Wieder aufhebung des in erster Lesung beschlossenen 8 375 s, der eine verschiedene Behandlung der Jugendlichen unter 16 Jahren und der von 16 bis 18 Jahre ein führte. Die Statistik hat ergeben, daß die Besse rungsfähigkeit Jugendlicher zwischen 16 und 18 Jahren erheblich größer ist als man bisher an nahm; damit rechtfertigt sich die Aufhebung des Be- Späte Gerechtigkeit. 11) Roman von Wilhelm Schwedler. (Nachdruck verboten.) Dor dem Eingänge des fraglichen Hauses trafen alle zusammen. Es war ein hohes, schmales Gebäude, schwarz und unfreundlich, wie alle andern, keine Gar dinen an den Fenstern, überhaupt kein Zeichen, an dem man erkennen konnte, daß es von Menschen be wohnt werde. Der Polizeibeamte erhob nach kurzer Revision von außen den eisernen Klöppel und ließ ihn nieder fallen. Keine Antwort erfolgte. Er klopfte noch einmal, zweimal, nichts regte sich. Die Schutzleute untersuchten die Fenster des Erd geschosses mit demselben negativen Ergebnis. Der alt- Romney schüttelte den Kopf. „Ich wußte er im voraus", sagte er trübe, „daß es eine Finte war. Geben Sie es auf und lassen Sie uns nach Hause zurückkehren." Aber der Polizei-Inspektor gab seine Sache nicht so leichten Kaufes verloren. Er befahl einem Schutz mann, eine Scheibe einzuschlagen und von innen zu offnen „Vielleicht finden wir anderes interessantes Material'. bemerkte er. Das Einschlagen der Scheibe erwies sich jedoch als überflüssig da der Detektiv aus seiner Tasche ein ganzes Bündel Nachschlüssel bervorholte und mit kunstgerechtem Griff das alte Schloß aufbrach, worauf den Männern ein dumpfer, modriger Geruch entgegen schlug. Es hatte allerdings den Anschein, als ob der alte Romney recht behalten solle, denn in den unteren Räumen fand sich auch nicht «in einziges Stück Möbel vor, überhaupt nichts, was auf die Anwesenheit von Menschen schließen ließ. Die Polizeibeamten begaben sich in die oberen Räumlichkeiten, auch hier war alles ausgeräumt, aber Herumliegende Papiere, die noch nicht gänzlich ver staubt waren, bewiesen, daß dort vor nicht langer Zeit menschliche Wesen gehaust haben mußten. Auch machte sich hier ein scharfer Arzneigeruch bemerkbar, der sich verstärkte, als sie di« Treppe zum vierten Stockwerk betraten. Der Detektiv war der erste, der die Tür zum Dachzimmerchen aufstieß und eintrat, worauf er selbst stehen blieb und dem Inspektor winkte, leise nachzukommen. Dicht unter dem kleinen Fenster, durch dessen schmutzige Scheiben kaum noch das Licht zu dringen ver- mochte, stand eine eiserne Bettstelle und auf dieser lag auf einer dünnen Matratze, von einer Wolldecke be deckt, eine schmächtige Frauengestalt, schlafend oder ohnmächtig. Auf einem Schemel neben dem Bett lagen einige Verbandslappen zwischen Medizinflaschen und Salbenbüchsen. Weder der Polizei-Inspektor noch der Detektiv vermochten die durch Krankheit und Entbehrung furchtbar Entstellte zu erkennen, aber keiner der beiden Männer hegte Zweifel über die Persönlichkeit. Einige Minuten später kniete Carlton Romney vor dem Bette seine Kindes. Vierzehntes Kapitel. Nächst den Eltern war es vielleicht James Bartlett selbst, dem die Wiederauffindung und Rückkehr seiner Frau wie ein wahres Evangelium klang, denn nun — dessen war er fest überzeugt — mugte die schreckliche Theorie in sich selbst zusammenfallen, daß er seine Frau auf die Seite gebracht und seinen Schwager ermordet habe, um sich möglichst rasch in den alleinigen Besitz des Romneyschen Vermögens zu setzen. Er sollte aber in dieser Hoffnung bitter ent- täuscht werden, denn als seine Frau vernehmungs fähig war, lautete ihre Aussage ganz anders, als er erwartet hatte. Sie war, wie pe sagte, an jenem Abend im ersten Schrecken über das Hinstürzen des Mädchens und das Eindringen zweier Männer ohn mächtig geworden und konnte sich auf weiter nichts besinnen, als daß die beiden Eindringlinge sofort auf sic zugestürzt waren und sie in ihren Armen auf gefangen hatten. Dann war sie erst in der Kutsche aufgcwacht, die in rasender Eile durch ganz London gefahren sein mußte, bis sie schließlich an das Haus kam, in dem sie nachmals aufgefunden wurde. Sie wurde dort festgehalten und konnte trotz aller Anstrengungen nicht Mittel und Wege finden, aus ihrem Kerker zu entfliehen oder der Außenwelt über ihren Verbleib irgendwelche Nachricht zukommsn zu lassen. Was ihren Aufenthaltsort anbetraf, so hatte man ihr nur gesagt, daß das Haus eine „Heil anstalt" sei. in die sie ihr eigener Mann als geistes gestört eingeliefert habe. Sie hatte sich lange gegen diesen Glauben gesträubt, aber keine Mittel gehabt, sich zu vergewissern. Später war sie von der Auf regung und der ungewohnten Lebensweise krank ge worden und halte so lange zu Bett gelegen, bis man ihr selbst die Mittel zu ihrer Befreiung in die Hand gab. Ihr Gatte, hieß es, sei im Gefängnis, und könne nicht mehr für rhre Verpflegung bezahlen, sie möge sich deshalb an ihre Eltern um Schutz und Bei stand wenden. Diese Aussage wurde in der Hauptverhandlung vor dem Schwurgericht des Central Criminal Court ver lesen und machte auf den Angeklagten wie auf den Gerichtshof einen niederschmetternden Eindruck. Alle Zeugen aus den Vorverhandlungen erschienen auch vor dem Schwurgericht und bestätigten ihre früheren Aussagen. Harry Marks hatte seinerseits nichts unversucht gelassen, um Licht in die mystische Angelegenheit zu bringen. Es war ihm auch ohne große Mühe gelungen, die ehemalige Eigen tümerin des Hauses ausfindig zu machen, tn dem man Romneys Tochter gefunden hatte. Es war die alte Witwe eines holländischen Schiffers, die in der Spelunke ein sogenannte? See mannsheim betrieben hatte. Sie erklärte vor Gericht, zwei Männer hätten ihr an jenem Abend die junge Frau überbracht mit der strengen Weisung, sie nre aus dem Hause zu lassen, da sie an Wahnvorstellungen litte und gefährlich geisteskrank sei. Einer dieser Männer habe ihr auch eine kleine Geldsumme zur Be- streitung der ersten Ausgaben ausgehändigt und war dann wöchentlich zweimal erschienen, um sich von der Anwesenheit der Patientin zu überzeugen und die Kosten für ihren Unterhalt zu bezahlen. Als sie in folge Mangels an Zuspruch ihre Herberge ausgcbcn mußte, habe sie dies dem Manne erklärt, und dieser habe infolgedessen — und gleichzeitig deshalb, weil Mr Bartlett verhaftet worden sei — angeordnet, daß an die Eltern der jungen Frau geschrieben werden solle, zumal diese inzwischen auch körperlich schwer erkrankt war. Der Rest sei dem Gerichtshöfe bekannt. Mehr war aus der Zeugin nicht herauszubringen, obwohl nicht nur der Verteidiger Bartletts, sondern auch der öffentliche Ankläger sich redlich bemühten, die Wahrheit ans Licht zu bringen, da man sich nur schwer zu der Annahme oekehren konnte, daß der An- geklagte seine junge Frau am Hochzeitstage, ohne daß ein Testament existiert hätte, auf die Seite bringen wollte. Dieses Glied paßte selbst dem An kläger nicht ganz genau in die sonst so feste Kette des Indizienbeweises. Die Zeugin war aber unerschütter lich in ihren Angaben, und der Mann, der von ihr das Haus mit dem Grundstück gekauft hatte, konnte gar nichts aussagen, da er sein Besitztum noch gar nicht gesehen, sondern durch seinen Agenten auf Speku lation gekauft hatte. James Bartlett kämpfte wie ein Verzweifelter um sein Leben, aber er mußte mit Schrecken sehen, daß sich dre Maschen des verderbenbringenden Netzes immer dichter und fester um sein Haupt zusammen, zogen. Als er von dem Richter gefragt wurde, ob er für sich selbst als Zeuge auftreten wolle, was das englische Gesetz dem Angeklagten freistellt, ging er in die Zeugenbank, aber sein Zeugnis hatte wenig Wert für ihn selbst, soweit der tatsächliche Inhalt in Frag« kam. Noch einmal nagelte der öffentliche An kläger alle die längst bekannten Tatsachen fest, die vor Wochen so gegen ihn gesprochen hatten, daß seine nächsten Verwandten an ihm verzweifelten, daß die Familie Romney sich gänzlich von ihm lossagte. Er mußte zugeben, daß Jane Dixon seine ehemalige, von ihm ohne Grund verlassene Geliebte war, daß er ihr dos Eheversprechen gebrochen, daß er in steter Sorge vor ihr gelebt habe, und daß er, als er geglaubt hatte, ihr Gesicht am Fenster zu sehen, die Waffe gegen sie erhoben. Jede einzelne Frage des öffent lichen Anklägers traf James Bartlett wie ein Peitschenhieb. „Ich sehe", rief er aus, „daß sich alles gegen mich wendet, daß ich ein verlorener Mann bin. Aber wenn dieses Verhängnis, das unausweichlich auf mich zu kommt, mich zerschmettert haben wird, wenn die Pforten des Todes sich hinter mir geschlossen haben, dann, dann erst wird die Rachsucht dieses Weibes ge- sättiqk sein, das heute triumphierend mir gegenüber steht. wie in jener schrecklichen Nacht, da mein unglück licher Schwager sein Leben lassen mußte. Und dann wird einst auch die Welt erfahren, daß weiblich« Schlauheit und Falschheit die Folgen unseliger Taten auf ein unschuldiges Haupt abzulenken wußten. — Ich bin fertig mit meiner Aussage." Einen Augenblick schien cs, als ob die Stimmung im Publikum und bei den Geschworenen zugunsten des Angeklagten umschlagen wolle, denn während tiefes Schweigen im Saale herrschte, sah alles nach der Zeuqin Jane Diron hinüber, die die Blicke aus hielt, ohne mit der Wimper zu zucken.
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