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Jede Woche erscheint eine Stummer. Lithograpbirte Beilagen und in den Terl gedruckte Holzschnitte nach «edürfniß. — Bestellun gen nehmen all« Buch handlungen, Postäm ter und ZeirungS-Erredi- zioncn Deutschland« und de« Auslandes an. — «bonnement»prei« im Eisenbahn-Leitung. Organ der Vereine deutscher Eisenbahn-Verwaltungen und Eisenbahn-Techniker. Buchhandel 7 Gulden rhei nisch oder 4 Thlr. preuß. Cour, für den Jahrgang — Einrnekung«gebühr für Ankündigungen L Sgr. für den Raum einer gespalte- nen Petitzeile. — Adresse: .Redakzion der Eisenbahn- Zeitung" oder: 3- V. Metzl-r'scheBuchhand- lung in Stuttgart. XVIII. Jahr. 2«. Oktober L8«v. Vro. 42. Inhalt. Einheitliches Maßsystem für Deutschland. — Die Belgischen Eisenbahnen. — Eisenbahn-BetriebSmittel. Der Som- mer'sche Apparat zur Ersparung von Brennmaterial bei Lokomotiven. — Eisen-Industrie. Hörder Bergwerks- und Hütten-Vcrein. — Schweizerisches Postwesen — Verkehr deutscher Eisenbahnen. Einheitliches Maßsystem für Deutschland. Die Stimmen für ein einheitliches Maßsystem in Deutschland werden immer allgemeiner, dringender, gewichtiger und Wohl wenige neuere Be schlüsse des deutschen Bundes sind in ganz Deutschland freudiger begrüßt, als der bekannte Beschluß am 28. Juni d. H-, nach welchem der Bund diese Frage jetzt ernsthaft in die Hand nehmen wird. Mit diesem Beschlüsse ist aller Orten freudige Hoffnung auf die endliche Beseitigung der jetzigen Maßverwirrung ein gekehrt, und wie die früheren öffentlichen Kundgebungen sich meistens darauf bezogen, daß es dringend erforderlich sey, in Deutschland ein einheit liches Maß einzuführen, so richten die Berathungen und Beschlüsse sich jetzt mehr darauf, wie das einheitliche Maßsystem zu gestalten ist. Ueber diese Frage scheinen die Ansichten schon immer mehr sich zu klären und zu ver einigen, und hat die jüngste Zeit hierin gewichtige Stimme» laut werde» lasse». Nachdem schon im Mai 1887 die Versammlung der Bau- und Ma- schincn-Techniker der sämmtlichen deutschen Eisenbahn-Verwal tungen zu Wien einstimmig beschlossen hatte: „Bei der allgemein anerkannte» Wichtigkeit der baldigen Einführung eines einheitlichen Maßes in Deutschland ist das reine französische Metermaß, oder falls dieses nicht sollte eingeführt werden können, ein Fuß — 30 Ccntimetcr mit einer zehntheiligen Eintheilung als das zweckmäßigste Maß unbedingt und einstimmig anzuerkennen", kam dieselbe Frage im September 1858 auf der 11. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure zu Stuttgart zur Verhandlung, und wenn sich auch schon dort eine große Majorität für die Vorzüglichkeit des Meter maßes aussprach, wurden doch noch manche Stimmen für das eine oder andere Fußmaß laut und wurde beschlossen, die Frage in der nächsten Versammlung weiter zu verfolge». Diese zwölfte a»s über 300 Mitglieder» bestehende Ver sammlung deutscher Architekten und Ingenieure hat nun am 19., 20. und 21. September d. I. in Frankfurt a. M. getagt und hat die Frage über ein ein heitliches Maß die Verhandlung an dem zweiten Tage der Versammlung aus schließlich in Anspruch genommen. Die Behandlung der Frage war durch eine Druckschrift: „Einheitliches Maßsystem für Deutschland" vorbereitet, welche von dem Vorstande des Architekten- und Ingenieur-Vereins für das Königreich Hannover bearbeitet, sämmtlichen Mitgliedern der Versamm lung in Frankfurt vorgängig niitgetheilt war und aus deren zweiten Thcile in Rr. 38 dieses Blattes ein kurzer Auszug gegeben wurde. Den Hauptvortrag über diese Frage hielt Direktor Or. Karmarsch aus Hannover, welcher mit arheit und Schärfe die großen Vorzüge des Metermaßes den verschiedenen in Frage ommenden Fußmaße» gegenüber darlcgtc. Es wurden nur wenige Stim men für die allgemeine Einführung eines mit dem Meter in einfachen Bezie hungen stehenden Fußes laut, und zwar des in Darmstadt bestehenden 0,25 Meterfnßes, oder des in Bade» eingeführten 0,3 Meterfußes, und bei der schließ lichen Abstimmung erhob sich die ganze aus etwa 300 Mitgliedern bestehende Versammlung mit Ausnahme von 5 oder k> Stimmen für den Beschluß: „die Mitglieder der Versammlung erklären als einheitliches Maß in Deutschland das Metermaß für das zweckmäßigste und verpflichten sich, jeder in seinem Kreise für Einführung desselben und insbesondere der darauf basirten Vorschläge des Hannoverschen Architekten- und Ingenieur-Vereins thunlichst zu wirken." Dicker Beschluß muß um so mehr ins Gewicht fallen, da schon in der Ver sammlung desselben Vereins zu Stuttgart im Jahre 1858 die Frage vorläufig zur Berathung gebracht und von den Mitgliedern der Versammlung seit jener Zeit zweifelsohne vielfach und ernstlich in Neberlegung gezogen worden war. Einige Wochen vor dieser Versammlung der deutschen Architekten und meistens dem Baufache angehörenden Ingenieure in Frankfurt a. M. hatte eine große Versammlung deutscher, mehr dem Maschinen- und Bergbau, so wie dem Hüttenwesen angehörenden Ingenieure in Dresden getagt, in welcher am 28. August diese Angelegenheit ebenfalls zur Verhandlung kam. Es wurde daselbst die Ernennung einer Kommission zur Erstrebung eines gleichen Maßes für Deutschland beantragt, dieser Antrag jedoch mit großer Ueberein- stimmung dahin erledigt, daß die Techniker über diese so dringende und wichtige Frage sich längst so klar geworden seyen, daß der beantragten Kommission kaum etwas zur Sammlung und Vermittlung verschiedener Ansichten zu thun übrig bleiben würde, und gab die Versammlung die Erklärung zu Protokoll, „daß cs nur der badische Fuß von 0,3 Meter oder das Meter maß selbst sey, welches den Bedürfnissen der Industrie als gemeinschaftliches Maß entsprechen würde." Nicht minder beachtcnswerth sind die Verhandlungen der aus über 700 Mit gliedern bestehenden Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe, di« in der Woche vom 16. bis 22. September d. I. zu Heidelberg abgehalten wurde, und in welcher einstimmig beschlossen wurde, „seitens der Versammlung sä.mmtlichen deutschen Regierun gen den Wunsch auszudrücken, in ganz Deutschland ein all gemein gültiges Maß und zwar das metrische einzuführen." Wenn demnach die Wichtigkeit, ja Nothweudigkcit der baldigen Einführung eines einheitlichen Maßes in Deutschland längst allgemein lebhaft erkannt und aus gesprochen worden ist und wiederholt ausgesprochen wird, so kommen auch die gewichtigsten Stimmen von den verschiedenen Seiten darin überein, daß als einheitliches Maß für Deutschland das Metermaß das zweckmäßigste ist. Steht diese Grundannahme erst fest, so wird über die weiteren Modalitäten deS Maßsystems eine Einigung nicht schwer zu erreichen seyn. Die Erfahrungen, welche Frankreich bei der Einführung und dem langjährigen Gebrauche dieses Maßsystems gemacht hat, liegen vor und müssen von Deutschland sachgemäß benutzt werden. Wir machen in dieser Beziehung auf die schon oben erwähnte gründliche Denkschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins für das König reich Hannover aufmerksam, welche hoffentlich bald auch im Buchhandel er scheinen wird und auf deren Begründung wir in einem späteren Artikel zu rückkommen werden. Im Oktober 1860. —' Die Belgischen Eisenbahnen. i. Der Rechenschaftsbericht an die gesetzgebenden Kammern über den Stand und die Ergebnisse der Belgischen Eisenbahnen im Betriebsjahe 1859 ') ver breitet sich zunächst sehr ausführlich über die Geschichte der Entstehung und Entwicklung des Belgischen Bahnnetzes, indem im Jahr 1859 die 25jährige Feier der Verkündigung des Gesetzes über die Einführung der Eisenbahnen in Belgien begangen werden konnte. Bei diesem Anlaß wurde durch K. Ent schließung angeordnet, daß die Büste des verstorbenen Ingenieurs P. Simons, eines der Urheber der Eisenbahnprojekte für Belgien, auf öffentliche Koste» aus geführt und auf dem Nordbahnhvf in Brüssel aufgestellt werde. Im Jahre 1859, am 1. Oktober, wurde die Luremburger Eisenbahn von Arlon nach Thionville eröffnet und dadurch die Verbindung des nördlichen Bel- *) Lüemi» äs kor. Lumpte reuän äss Operation« xeuäant I exsrcies 1859, Rapport xrösontv aux eüamdres leaislatiro«, I>»r lU. Io miuistio äes truvaux publica. Lruxollos 1860.