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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.05.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100523027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910052302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910052302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-05
- Tag 1910-05-23
-
Monat
1910-05
-
Jahr
1910
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>10. >rdvt. »rtplatzc. lrd dem Sem Ee- ze durch nbvrfer indltche «vni« vvdm VLÜV r Sport- lausstel r. Dor t 5 : 3 oettspiel >iener ^ussball- bcrlegen irmittag estiegen. nal in , unter An der -ichel- ren Dr. mfmann : Wind flog in ;ber die gramm: t nach» e) glatt Mann- über die nelkluvs saft des e zweite spielten it abge- pztaer rnnschaft 1. Die c t u n a" >s „Elf" Mann te vierte lit 6:2. rport- :s Wah- ! dritte ,O l y m- mllklubs :n. Die r..Pfeil" „Sport- Fussball- rnnschaft 5:4. Werder" Austrag t einem Halbzeit iballklub ,orso" I chatlklub m Jahre rng O. iballklub I«. Ad. schlägt »:0 - lio»" ll t 4:3. l Jahre rpia" II Fuss- «egunas- lung L: er Ball- / schlä.st e Klasse, ält zwer n Jahre BezugS-PreiS vi e^vzia u>» Pororr« durch »nie« träger ur» Lvediirure 2m»I täglich m» Hau« «edrachi: dv monurl., t.7v^r »ierteliädri Bei untern Filialen u. An» »ahmestellen ada-iioli. 7S mouaU., L.TS nierNllälirl. Lurch dir »ist: lnnerdald Dcunch^nvs und der druckchrii tivlonien vietteliädri tl.Sit ^e, monall. l.eo aurtchi. Postdeftellgeld. ferner m Belgien, Länemark, den Donmislaotea, Jialten, Luremdurg, Niederlande, dior» wegen, Lesirrreich Ungarn, -lu-Iand, Schweden, Lchwei» a. Spanien In allen Kdrigen Llaarcn nur direkt durch di» . Be>chä,r4i:rll» oei Blatte» erhältlich. Ta« i.'eiv»lger tagedlaü erlcheinl 2 mal täglich, Sann- ». Fei riag« nur morgen«, tldonne . eni-Lnnaum». AuguNusvIatz 8. tei unlerrn Trägern. Filialen, Lpediieurea und Annahmestellen, lowie Postämtern und Briestrigern Itn>«I»,rtaulevrei« »er Morgen» »uägud« IU der t dend>u«q»d« S ch» «edakttvn und Stlchättäaellrr Iohanniegasie 8. »rrntvrecher.- I46SL I«iii». I46SL Abend-Ausgabe. MWgcrTagMM Handelszeitung. Amtsblatt Les Rates und des Vokizeiomtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preit Or Snserute an» iteivgt, und Umgech», di« Kgeioaltene S0 o»o> drrtt» Petit»»l« 2b ch, di» 7« mi» drett« »eva wigrü« l von -»»wärt« 8t) Stell ameu l.20 Inserate oo» Beddrden '« ««Mch«« T«I di» 7« m» drett« B«ttt»e<I, «0 «eschätt»« neigen mit P«»»»r1chriN» »M t» der Admidaudarb« >m Breit, erhdhi. bladati «ach Taril. Beitaaegedithr - ». Tautend exü. PoSgedühr. ffefterteilt« Aulträa« ktnnen mcht »uräet- gerogen werden. Für da« arscheine» «u drstlnmrrrn Tage» un» Plätzen wird k«tn« Baranti» lidernomme». «neigen-Annahme, NuH»*»«»l»tz 8^ d«i sämtlichen Filiale» u. allen Annonce»« lttzpedüionen de« Ja» und Auslände«. »nntzt-Filt«!» vrrN», T«rl Luucker. Her,»gl. Vahr. Hostrch- HMtdlung, Lützowsliad« IL (Te-ephan VI, Str. 4883). -«upt-Siltale Lreädr« S««itratze «. t deleodon 462t). Nr. 140. Mvnlsg, -en 2S. Mai >Sl0. 104. Jahrgang. palitillhe Nachrichten. Zur Sache Langhammer. Mr erhalten folgende Erklärung zur Ver öffentlichung: „In Nr. 138 der „Leipziger Neuesten Nachrichten" hat Herr Abgeordneter Langhammer ein Schreiben veröffentlicht, in dem er am Schlüsse sagt, er werde demjenigen dankbar sein, der ihm mit voller Deut lichkeit öffentlich sage, was ihm in der „Tiag"-An- gelegenheit vorzuwerfen sei: das Versteckspielen in dieser Sache sei niemandem widerlicher als ihm, er erwarte in dieser Sache von niemandem irgendwelche Rücksichten. Da die nationalliberale Fraktion die Veröffentlichung ihres Beschlusses vom 10. Mai bis her nur aus Rücksicht auf Herrn Langhammer unter lassen hat, diese Rücksicht aber nach dessen Schreiben nicht mehr zu üben ist, so sehen wir, die wir bis zur nächsten Tagung mit den Geschäften der Fraktion be traut sind, uns zu folgender Feststellung veranlasst: Der Beschluss der Fraktion geht dahin, dass sie nach Prüfung des ihr von Herrn Abg. Langhammer vorgelegten Materials nicht imstande ist, sein Ver halten in der Tiag-Angelegenheit als einwandfrei anzusehen, und zwar hat sie vor allem Anstoss ge nommen an der Tatsache, dass Herr Langhammer zu einer Zeit, in der er bereits mit der Tapeten-Jn- dustrie-Aktien-Gesellschast über den Verkauf seiner Tapetenfabrik verhandelte, und auch noch, als er diesen Verkauf zum Abschluss brachte, den Vorsitz in dem Verein Deutscher Tapetenfabrikanten trotz dessen Gegnerschaft zur „Tiag" nicht niedergelegt hat. Diesem Beschluss haben alle Mitglieder der Frak tion mit Ausnahme des Herrn Langhammer zuge stimmt. Die Fraktion hat gemeint, Herrn Abg. Lang hammer überlassen zu sollen, die notwendigen Konse quenzen aus diesem Beschlüsse selbst zu ziehen. Dresden, den 21. Mai 1910. Hettner. Anders. Statthalter Graf Wedel beim Reichskanzler. Berlin. 23. Mai. (Tel.) Der Kaiserliche Statt halter von Elsass-Lothringen, Graf Wedel, der hier eingetroffen ist. hatte gestern eine längere Besprechung mit dem Reichskanzler und nahm abends an einem von diesem veranstalteten Diner teil. Strahenkundgebungen in Braunschweig. IN. Braunschweig, 23. Mai. (Priv.-Tel.) Gestern mittag fanden hier Protest Versammlungen unter freiem Himmel statt, die von etwa 10 000 Personen besucht waren. Die beiden Ver teidiger in den letzten Prozessen gegen den hiesigen „Dolksfreund" hielten Reden über „Klassenjustiz und Landtagswahlrecht". Es wurde eine Resolution im Sinne des Referenten angenommen. Unter dem Gesang des Sozialistenliedes zogen die Versamm lungsteilnehmer sodann vor die Wohnung des Landgerichtsdirektors Rossmann, das Geschäfts haus der „Braunschw. N. Nachr." und vor die Woh nung des Staatsministers Dr. v. Otto, wo sie Schmähungen ausstiehen. Schliesslich bereitete die Menge dem einen der verurteilten Redakteure des „Dolksfreundes" noch eine Kundgebung und zerstreute sich dann. Abgesehen von wenigen Verhaftungen schritt die Polizei nicht ein. Zur Reichstagsersahwahl im 2. wiirttembergischen Wahlkreis. Stuttgart, 23. Mai. (Tel.) Eine stark besuchte Vertrauensmännerversammlung der Fortschritt lichen Dolkspartei in Marbach erklärte die Aufstellung eines eigenen Kandidaten bei der Ersatzwahl im zweiten wiirttembergischen Reichstags wahlkreis für erforderlich. — Der Wahlkreis wurde bisher durch den nationalliberalen Abgeordneten Dr. Hieber vertreten. ZUM Thronwechsel in Gnglsnü. Königlich« Botschaft. London, 23. Mai. (Tel.) Der Minister des Innern veröffentlicht folgende königliche Bot schaft: An Mein Volk! Die Stimme der Zunei gung und liebevoller Ergebenheit zum Gedächtnis Meines lieben Vaters, die aus allen Teilen des Reiches laut geworden ist, sowie die öffentlichen Kundgebungen, besonders in der Hauptstadt während der beiden Etappen auf dem Wege zur letzten Ruhestätte, und die rührende Art, in der eine ungeheure Menge liebevoller Unter tanen geduldig und ehrfürchtig die Gelegenheit er wartete, feinem Andenken den letzten TtiVut dar zubringen, haben Mich und Meine ganze Familie tief gerührt. Dieser so plötzliche und uner wartete Schmerz, so überwältigend er sein mag, hat durch die Gefühle, die er hervorgerufen, Mich erkennen lassen, dass es sich um einen Verlust handelt, der Mich und Mein Volk gemein sam betroffen hat. Ich stehe nicht allein! Mit solchem Gedanken habe Ich den Mut, hoff nungsvoll in die Zukunft zu blicken, stark im Glauben an Gott, voll Vertrauen zu Meinem Volk, in treuer Wahrung der Gesetze und der Konstitution Meines geliebten Landes. Amnestie. London, 23. Mai. (Tel.) Aus Anlass seiner Thronbesteigung liess der König allen Strafge fangenen in England je nach der Länge ihrer Strafe einen Straferlass von einer Woche bis zu drei Monaten zuteil werden. London» 23. Mai. (Tel.) Anlässlich der Thron besteigung des Königs beschloss die Admiralität, allen Militärpersonen und Aktiven der Marine, die am 23. Mai Gefängnisstrafen bis zu drei Mo» naten Dauer wegen Disziplinarvergehen einschliess lich Trunkenheit und Fahnenflucht oerbüssen, den Rest der Strafe zu erlassen. London, 23. Mai. (Tel.) Das Kriegsmini - sterium hat aus Anlass der Thronbesteigung des Königs Georg einen gleichen Straferlass wie die Admiralität bekanntgegeben. Die Wahlen in Belgien. Brüssel, 23. Mai. (Tel.) Heute fanden zur Er neuerung der Hälfte der Sitze die Wahlen zur belgischen Kammer statt. Gewählt wurde in 85 Bezirken, die bisher vertreten waren durch 50 Klerikale, 23 Liberale und 12 Sozialisten. Die Wahlen fanden in Brüssel, Antwerpen und Namur sowie hauptsächlich in den flandri schen ländlichen Kreisen statt. Um 11^ Uhr nachts waren folgende Wahlresultate bekannt: 40 Ka tholiken, 17 Liberale, 7 Sozialisten. — Minister präsident Schollaert wurde in Löwen wieder- gewählt. Die Katholiken verlieren einen Sitz. Die Senatswahlen in Spanien. Madrid, 23. Mai. (Tel.) Bis 6 Uhr abends waren folgende Senatswahlen bekannt: Libe rale 87, Konservative 37. Republikaner 3, Katholiken 5, Unabhängige 3, Karlisten 2, andere kleinere Par teien zusammen 11. Der Aufstand in Albanien. Uesküb, 23. Mai. (Tel.) Der Kriegsminister hielt hier an die Notabeln eine Ansprache, worin er zum Gehorsam und zur Niederlegung der Waffen aufforderte. Unter dem Eindruck der Rede begann bereits die Eewehreinlieferung aus den umliegenden Ortschaften. In Mitrowitza wurde das Standrecht verkündet und sogleich mit der Einziehung der Waffen begonnen. In den Grund gebohrt. New York, 23. Mai. (Tel.) Das Kanonenboot „Venu s" der nikaraguanischen Regierung gehörend, bohrte das Kanonenboot „Omotepe" in den Grund. Ivü Rebellen ertranken. Die „Venus" hatte 400 Mann an Bord, die gut ausgerüstet waren. Die „Omotepe" suchte zu entkommen, wurde aber ein geholt. Taseschranlk. Der Komet. Berlin, 23. Mai. (Tel.) Der Komet ist auch gestern auf der Berliner Sternwarte beobachtet wor den. Er erschien bedeutend Heller als am Sonn abend und konnte bald nach 9 Uhr mit blossem Auge Sie Mttpiele im Lrellicht- lhesler in Sertenstein. Von Dr. Balerian Torniu». Vierwaldstätter See — Rigi — Pilatus! Schon diese Namen wecken ein Sehnsuchtsecho in unserer Brust, lösen Gefühle heimlicher Bewunderung. Und nun erst gar ein Theater in dieser romantischen Um gebung, an derselben Stätte, die einst die Begeiste rung eines unserer Grössten zu Hellen Dichterflammen auflodern liess! Wie gross mutz da die Erwartung sein, wie gross die Enttäuschung, wenn die Hoffnungen unerfüllt bleiben. Ich muh gestehen, ich gehörte zu denen, die zu allen Freilichttheaterunternehmungen, wie sie bisher der gute Herr Wachler am Harzer Bergtheater all jährlich produzierte, zweiflerisch den Kopf schüttelte. Und als ein solcher Skeptiker reiste ich auch nach Luzern. Der glühende Sonnenbrand in Leipzig am Pfingstsonnabend, das schwüldunstige Eiienbahn- coupF die Menschen dann, die sich im Gedränge gegenseitig den Atem raubten, die nächtliche Fahrt — alles das war ganz dazu angetan, die schon vor handene Missstimmung gründlich zu verstärken. Als aber der Pilatus mit seinem schnecgekrönten Haupte mir entgegenlachte, als die glatten grünlichen Fluten des herrlichen Sees mir zu Füssen in einem riesen haften Spiegel sich dehnten, schwand aller Groll, und zugleich machte sich ein bedenkliches Schwanken meines Zweifels bemerkbar. Wie, wenn deine Er wartungen heute doch sich als irrig erweisen'^! Ja, sie haben sich als irrig erwiesen — offen soll es cingestanoen werden! Di« Nachmittagsvorstellung der „Orestie" des Aeschylos oben auf der stillen Hertensteiner Höhe hat mir über manche Frage unseres Theaters die Äugen aufgetan, hat mich vieles ver stehen gelehrt, was bisher wie leises Ahnen durch meine Seele zog. Man mag der erbittertste Gegner der Freilicht bühne sein, das eine wird man doch nicht wepleugnen können: hier ist ein Keim für die vielgesuchte mll> viclersehnte Nationalbühne der Deutschen vorhanden Nationalbühne? Was heisst dos? Ist es nicht ein leeres Wort? Kann heute überhaupt von einer Nationalbühne die Red« sein? In dem Sinne, wie Schiller sie anstrebte, als „moralische Anstalt", gewiss nicht. Aber dass unter dem geheimnisvollen Raunen der Baumkronen, unter der echten, gewaltigen Himmelsdecke und nicht vor einem blaubemaltcn. oft sogar Falten schlagenden Leinwandhtmmel das Volk en mässe di; Erhebung finden kann, die es nie und nimmer in dem engen Zuschauerraum eines Theater gebäudes hat, steht mir äusser Zweifel. Nur darf man nicht, wenn man dieses Prinzip aufrschterhalten will — wie es der Leiter der Hertensteiner Freilicht bühne, Herr Rudolf Lorenz, wagemutig anstrebt und trotz vieler Befeindung und Verspottung so erfreu liche Resultate erzielt hat —, nur darf man nicht, wiederhole ich, zu dem alten Aeschylos greifen, wenn Baron v. Eleichen-Ruhwurm ihn auch vorzüglich ver deutscht hat. Wir haben mit dem Hellenismus auf der deutschen Bühne — auch als unsere beiden grossen Dioskuren das Theater beherrschten — nur trübe Er fahrungen gemacht. Der griechisch-klassische Geist sträubt sich nun einmal gegen eine Germanisicrung, selbst wenn man ihm noch so viel Verständnis ent- gcgcnbringt. Vollends aber die „Orestie" des Aeschylos! Wir werden gewiss nicht die gewaltigen Momente und herrlichen Gedanken dieser Dichtung verkennen, in einem werden wir jedoch unbedingt recht behalten: die Bühne ist ein launisches Geschöpf, das in jedem Jahrhundert, ja sogar in jedem Jahrzehnt ein anderes Kleid wünscht, geradeso wie die Damen, die sich bei Anbruch jeder Saison einen neuen Hut kaufen. Und wenn man einen altmodischen Hut auch gern in einem Buch über Kostümkunde sieht — auf der Strasse trägt man ihn nicht gern. Der Vergleich ist banal, allein — es ist so. Die Freilichtbühne hat andere Aufgaben, als philosophische Ausgrabungen auszustellen. (Möge man sich über diese in der Studierstube freuen.) Die Freilichtbühne soll vor allen Dingen aus der natio nalen Kunst schöpfen. Hier aber bietet sich genug Ge legenheit und Material. Hier wird sie — das liess sick, nicht nur aus einzelnen Momenten der Aeschylos- Ausführuna, sondern au» dem ganzen Geist, der die Gesamtdarstellung kennzeichnete, deutlich heraus hören - wirklich Bedeutendes leisten. Will man oder einmal zu solchen Experimenten wie Aeschylos n. dal. greifen, so schränke man das Antiquarische möglichst ein und nehme dort, wo unser heutiges realistisches Empfinden die Unwahrscheinlichkeit allzu deutlich wahrnimmt, die Musik zu Hilfe: denn es ist das Eigentümliche der Musikbegleitung, dass die Unwahr- sheinlicksteit unter ihrer Einwirkung zur Wahrschein lichkeit wird: das Uegt darin, dass die Musik das Biihnengeschebniv sofort ins Snmbolische überträgt. Ganz entschieden liegt auch auf dem Gebiet de» Melo dramatischen für die Freilichtbühne eine gross« Zu kunft. Ja. ick' möchte sogar sagen, dass der Charakter der Freilichrbübne dieser Gattung ganz besonders ent- gegenkomme. Das Dekorative soll doch möglichst in den Hintergrund treten vor der Darstellung. Ob aber die Darstellung mit ihren notwendigen akustischen und optischen Forderungen dem Kunstwerk gerecht wird, das rst eine Frage, über die man noch geteilter Meinung sein kann. Vorläufig neigt sich das Urteil noch auf die Seite des Nein. Vielleicht führt gerade die schlichte musikalische Begleitung des gesprochenen Wortes die Freilichtbühne auf den rechten Weg, antike Dichtungen neu aufleben zu lassen. Der Kultus der Deklamation — das ist eigentlich das Erstens, was einem bet der Freilichttheater darstellung aussührt. Das Eoethische Prinzip »cheint hier eine Auferstehung feiern zu wollen. Die dürfte nur willkommen geheissen werden. Allein ich fürchte — und die Befürchtung liegt durchaus nahe —, dass diese Art bei den grossen akustischen Anforderungen, die auf der Freilichtbühne an die Schauspieler gestellt werden, bald, wie seinerzeit unter den Goethe- epigoncn, in einen allzu pathetischen Ton ausklingt. Gerade beim dritten Teil der „Orestie" sind nnr diese Bedenken oufgestiegen. Es schien da manchmal, als ob Chor und Darsteller an Stimmenstärke einander überbieten wollten. Dann ertönte zuweilen vom Vierwaldstätter See wie ein Mahnruf der Pjiff eines Dampfers, als ob er warnend zurufen wollte: „Ihr dort oben auf den Bergen, vergesst über den Hellenen nicht die Wirklichkeit!" Manchem wird vielleicht in diesem Augenblick ein Lächeln über die Lippen ge glitten sein. „Naturalismus und Idealismus" wird er in seinem Sinn gedacht haben. Allein, passiert es nicht häufig, dass man selbst im geschlossenen Raum eines Theaters die Klingel der elektrischen Strassen, bahn oder den fernen Pfiff einer Lokomotive während eines weihevollen Augenblicks vernimmt. Dort nimmt man ein solches Geräusch ruhig, ohne zu lächeln, bin, warum nicht auch hier? Weil der Mensch, oder besser weil das Publikum in seiner dos- haften Art, in allem Neuen etwas Unzulängliches zu betrachten, mit grosser Schadenfreude bereits auf em solches Zusammentreffen von zwei kontrahierenden Momenten lauert Gerade diese Beteiligung der Natur an der Darstellung — das Rauschen des Sees, das Säuseln der Bäume, das ferne Läuten der Herdenglocken — trägt soviel zu der Stimmung der Aufführung bei. Für mich war es der stimmungs vollste Augenblick des ganzen Spiels, als während Oreste»' heftiger Selbstanklage ein Star über meinem Haupte ein eintöniges Lied pfiff. Es schien mir, ckl» ob zwischen dem geachteten Muttermörder und jenem Vogel eine Zwiesprache geführt wurde. Ich werde nie den Eindruck vergessen. Wenn ich nun noch zum Schluss einige Worte über gesehen werden. Er zeigte sich als rundliche Nebel masse mit Verdichtungen in der Mitte. Schwerer Automobilunsall. Berlin, 23. Mai. (Tel.) Im Grünewald ereignete sich gestern ein schwerer Automobilunfall. Ein Wagen oer Berliner Automobilomnibus-Gesellschaft rannte invollerFahrtgegeneinenBaum. Durch den gewaltigen Stoss erlitten zwei Damen erhebliche Verletzungen: 10 andere Passagiere kamen mit Quetschungen und Hautverletzungen davon. Entsprungen. Berlin, 23. Mai. (TelZ In der Nacht zum Sonn tag ist es einem Untersuchungsgefangenen gelungen, aus der Charits auszubrrchen. Es handelt sich um den 22 Jahrs altsa Kaufmann Wilhelm Läute- ritz, der im April auf Veranlassung der Staats anwaltschaft in Bitterfeld wegen Betruges und Urkundenfälschung in Leipzig sestgenommen worden war und bald nach seiner Verhaftung den wilden Mann spielte. Er wurde zur Beobachtung seines Geisteszustandes nach der Berliner EharitL geschafft und in der Nervenklinik untergebracht. Die Kriminalpolizei hat alle Massnahmen zur Wieder erlangung des Verbrechers ergriffen. Eine Familie mit Leuchtgas vergiftet. Berlin, 23. Mai. (Tel.) In der Nacht zum Sonntag hat sich in der Friedrichstrasse zu Friedrichs- Hagen ein erschütterndes Familiendrama abgespielt. Der 44 Jahre alte Kauimann Viktor ver giftete im Einverständnis mit seiner Frau seine ganze aus vier Köpfen bestehende Familie mit Leuchtgas. In der Charitö ist eine zehnjäbrige Tochter alsbald gestorben, Viktor und sein Sohn schweben in Lrtcnsgefahr, dagegm scheint Frau Viktor ar her Gefahr. Ein idealer Satte. Trier, 23. Mai. (Tel.) Der Bahnarbeiter Britz schoss im Streit auf seine Frau und verletzte sie töd lich. Dann versteckte er sich im Schornstein, wo er nach längerem Suchen von der Polizei gefasst wurde. Grosse Unterschlagungen. Selters, 23. Mai. (Tel.) In der Kasse des hiesi gen Darlehnsvereins wurden Unterschlagungen auf gedeckt, die auf 25 00V beziffert werden, aber ver mutlich noch viel höher sind. Di« Universität al» Erbin. Frankfurt a. Al., 23. Mai. (TelZ Die „Frkf. Zta." meldet aus New York: Isaac Wyman, der jahr- zebntelang in Salem von aller Welt abgeschlossen lebte, hat sein ganzes Vermögen in Höhe von 10 M l l lionen Dollar der Princetowner Universität vermacht. Das Denkmal für D. Fr. Strauss. Stuttgart, 22. Mai. (Tel.) Heute vormittag fand in Ludwigsburg die feierliche Enthüllung des von Professor Habich geschaffenen Denkmals für David Friedrich Strauss auf dem vom König von Württemberg überlassenen Platze im Königlichen Schlossgarten statt Die Festrede hielt Professor Ziegler aus Strassburg. Ansprachen wurden noch gehalten von Dr. Baumann-Heidelberg und Ober bürgermeister Dr. Hartenstein-Ludwigsburg. Fernbeben. Laibach, 23. Mai. (TelZ Gestern erfolgten bei allen Instrumenten der Erdbebenwarte Aufzeich nungen eines katastrophalen Fernbebens. Die Grad- die schauspielerische Leistung hinzufüaen soll, lo kann ich mich nur aufrichtig anerkennend darüber äußern. Die Solokräfte, darunter Minna Hecker-Bereus als hasssprühende, megärenhafte Klytemnästra, wie sie Aeschylos malt, zeichnete sich durch ihre leidenschaft liche Darstellung aus, während Hilma Schlüter vom Deutschen Theater in Berlin in ergreifender Weise für Kassandras Seherkcele überzeugenvcn Ausdruck fand. Ihnen reihte sich ebenbürtrg an künstlerischem Empfinden und reif abgeklärt in der Auffassung seiner Rolle Roderich Arndts Orestes an. Eine ganz be sondere Erwähnung verdient der Chor. Es ist be wundernswert, was Direktor Lorenz aus diesen grob körnigen Schweizer Eidgenossen von Weggis, Schwyz, Brunnen und anderen Kantonen der Umhegend zu wege gebracht hat. Und wenn manecwiqt, unter welchen schwierigen Umständen fast nur in Sonntags proben biese derben Landbnrschen und Landmädchen in den Geist der griechischen Tragödie eingeführt worden find, so kann man die Umsicht und Gründlich keit seiner Regie nicht genugsam heroorbeben. Ich will heute noch kein abschliessendes Urt-rl Lider das Frerlichttheater in Hertenstein fällen: ichon deshalb nicht, weil dft schwierige Aufgabe, die sich der Leiter zur Lröftnung gewählt hatte, undankbar war, und die Vorzüge und Nachreile seiner Bühne nicht erkennen liess. Vielleicht wird die „Nordische Heerfahrt" die als nächstes Ereignis der Freilicht bühne angekündigt wird, manche Klärung in meine Anschauung bringen. Vor dem Skaldengesang unseres grossen Norwegers werden vielleicht die trübt n Schatten der Hellenen weichen müssen. * * Herzog Friedrich von Anhalt hat den Drama turgen des Dessauer Hoftheaters, Prof. Dr. Arthur Seidl, Dozenten am Leipziger Konservatorium, auf Lebenszeit bestätigt und im Charakter als Be amten des herzoglichen Dienstes fest angestellt. „Es ist dies ein wichtrger, überaus dankenswerter Schritt zur Verbesserung des Dramaturgen-Amtes im all gemeinen," schreibt das „Musikal.Wochenbl.",,Dürften doch derartig organisierte Posten an den Bühnen Deutschlands und Oesterreichs bislang zu zählen sein. Um so höher ist also das Verdienst des theater kundigen deutschen Fürsten anzuschlagen, der damit nur wieder seinen so oft schon bewiesenen Scharfblick für das praktische Bühnenwesen und seine tiefere Einsicht in dessen neuzeitliche Erforbernisse be kundet hat."
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