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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.05.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100502022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910050202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910050202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-05
- Tag 1910-05-02
-
Monat
1910-05
-
Jahr
1910
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Ämtsvlatt Les Rates und des Rotizeiaintes der Ztadt Leipzig. Auzeigeu-PreiS tür Inserate au« llrip»ig und Umgebung d,« ügeipattene so MW drrtt» Petit,eil« LS 4, di« 7« mm drert« äiettam«,eil« l oon auiwirt« 80 8s, lXeklamen ULV ^ssz Inserate von Bebärden 'M amtlichen Dert die 74 mw breite Petitzeil« 40 »eschäst«anll«igen mit P -hoorlchristru und in der LdendauSgade im Preise erhöht. Kabalt nach Laris. Beilagegeb^hr L p. Lausend egN. Postgebühr. ssesserteilte Uairräa« können mcht ,uräck- grmgen werben. Für da« iärscheinrn an dellimmten Lagen und Plätzen wird lein« Garantie übernommen. »neigen-»aaahorei Lugullusplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- itlpebitlonen de« In» und PutlandeL Panpl»-Male Lerlin: lark D»«cker, Her,ogl. Bahr. Hosbach- handlung, Lützowsilab« Ut. (Ltiephaii VI, iltr. 4V0S). Hauvt-Stlial» Lre-dem Seeirratze «, I (Telephon El). Nr. 120 Moilwg, ücn 2. Msi ISIS. 104. Ishrgsng. politilche Nstzrlchteil. Roosevelt in Kiel. 0. Kiel, 2. Mai. (Priv.-Tel.) Der ehemalige Präsi dent der Vereinigten Staaten Theodore Roosevelt, der gestern abend Amsterdam verlassen hat, traf nm 9.05 Uhr mit Frau, Tochter und Sohn auf dem Kieler Bahnhof ein, um nach kurzem Aufentstalt mit dem deutschen Postdampfer „Prinz Adalbert" über Korsör die Reise nach Kopenhagen fort zusetzen. Die Familie des Präsidenten wurde am Bahnhof mit Hochrufen begrüßt und dem Präsidenten selbst ein Blumenstrauß mit einer Schleife in den amerikanischen Farben überreicht Gegen die Reichsverficherungsordnung. 0. Berlin, 2. Mai. (Priv.-Tel.) Eine bedeutsame Kundgebung gegen die Reichsversicherunosordnung ist noch in letzter Stunde erfolgt: Auf Anregung der medizinischen Fakultät der Universität Jena haben fast alle medizinischen Fakultäten Deutschlands eine Eingabe an die Reichsregie rung gerichtet. Cis enthält über 150 Unterschriften ordentlicher Professoren. Die Eingabe macht auf die Gefahren der neuen Gesetzgebung aufmerksain und erklärt die Solidarität der akademischen Lehrer mit den Wünschen der Aerzte» schäft, wie sie der Berliner Aerztetag und Sanitäts rat Dr. Mugdan im Reichstage ausgesprochen hat. Die Maifeier. Die Meldungen über Maifeiern im Deutschen Reiche, die wir im heutigen Morgcnblatt ver öffentlichten, werden noch ergänzt durch Berichte aus Chemnitz, Meerane, Zwickau, Altenburg, Koburg, Eilenburg ufw. UeberaN sind die Kundgebungen und Umzüge ruhig verlaufen. In München hat ein Zusammenstoß zwischen der Polizei und einem Trupp von Anarcho-Sozialisten stattgefunden, der mehrere Verhaftungen zur Folge hatte: München, 2. Mai. (Tel.) Der Polizeibericht meldet: Am 1. Mai nachmittags war bekannt ge worden, daß die anarcho-sozialistische Ber einigung unter Dorantragen einer Fahne mit antimilitärischen Wahrzeichen vom Candidplatze zu einein Gasthaus in der Schönstraßo einen öffent lichen Aufzug unternommen hatte, dessen Ver anstaltung zuvor polizeilich verboten worden war. Gegen 6 Uhr abends wurde bemerkt, daß ein Trupp von 100 Personen von jenem Easthause aus gegen das Stadtinnere hcranzog, und zwar wiederum unter Dorantritt einer Musikkapelle sowie unter Entfaltung der Fahne. Zum Auseinandergehen und zur Ueber- gabe der Fahne aufgefordert, leisteten die Führer des Zuges und der Fahnenträger sowie ein Teil der Zugteilnehmer den Polizeiorganen heftigen Widerstand. Es erfolgten darauf acht Verhaftungen und auch die Fahne wurde weggenommen. lieber die Maifeiern im Auslande liegen noch folgende Drahtnachrichten vor: Paris, 2. Mai. (Tel.) Trotz der Absage des Sekretariats der Arbeitsbörse kam es hier bei der gestrigen Maifeier dennoch zu einem Zusammen- stoß mit den Truppen. Auf dem Tau ben scht eß platz de; Doulogner Gehölzes mußte Kavallerie eine Gruppe Demonstranten ver treiben. In der Provinz ist es zu keinen bemerkens werten Zwischenfällen gekommen. Zn Paris hatte sich am Vorabend des 1. Maitages ein schlimmer Zwischenfall ereignet. Es handelt sich um ein Bombe natten tat, das sich in der Nacht gegen 12 llhr in den Kcllerräumen eines Hauses in der Rue de Mathurrins gegenüeberderGroßenOper ereignete. Die Zwischenwände des Kellers, mehrere Weinfäßer, Hunderte von Weinflaschen sowie mehrere Fensterscheiben und Türen wurden zertrümmert. Der Hausbewohner bemächtigte sich eine große Panik. Personen wurden nichtverletzt. Eine Unter suchung ist eingeleitet. Paris, 2. Mai. (Tel.) Von den während des gestrigen Tages in ganz Paris vorgenommenen Ver haftungen wurden sieben ausrecht erhalten. Die Verhafteten werden sich wegen Beamtenbeleidigung zu verantworten haben. London, 2. Mai. (Tel.) Gestern nachmittag durch zogen etwa 20 000 P e r s o n e n die Straßen der Stadt und begaben sich nach dem Hydepark. Die Kund gebung vollzog sich in größter Ordnung. Im Hydepark hielten verschiedene bekannte Redner An sprachen. John Burns hielt non einer hohen Tribüne herab vor einer tansendköpfigen Menschen menge eine Ansprache mit dem Thema: „Die Liebe ist wichtiger uls die Dreadnoughts." Eine Tagesordnung wurde angenommen, die sich durch einen sehr gemäßigten Ton auszeichnct. Sie enthält einen Aufruf der englischen Sozialdemokraten, in dem die übrigen europäischen Kameraden aufoewrdert werden, nicht nachzulassen im Kampfe gegen den Kapitalismus und besten Organe. Sie schließt mit der Anspielung auf die Eroberung der sozialistischen Freiheit, aber ausschließlich durch Anwendung friedlicher Mittel. Eewaltmaßregeln werden energisch abgelehut. Das Stimmrecht wird als ein ziges Mittel zum Zweck anerkannt. Zn der Tages ordnung wird ferner der Haß zwischen den Völkern als zwecklos und verdammenswert bezeichnet. Um Friedberg—Büdingen. Friedberg, 2 Mai. (Tel.) Die nationalliberale Vertrcterversammlung wählte gestern eine Kom mission, die einen nationalliberalen Kandidaten vorschlagen soll, der nach der Wahl sich der nationalliberalen Rerchstagssraktion anzu schließen hat. Um die Zustimmung all-r bürgerlichen Parteien zu der nationalliberalen Kandidatur Herbei zufuhren, soll die Kommission Verhandlungen mit den übrigen politischen Organisa tionen pflegen. Sollen dis Verhandlungen auch mit dein Bund der Landwirte, dessen Kandidat Dr. Becker ja zurück getreten ist, geführt werden? Zimmererausstand in Koburg, I. Koburg, 2. Mai. (Priv.-Tel.) Sämtliche Zimmerer, etwa 200, traten heute in den Aus- stand. Sie verlangen 38 Pf. Stundcnlohn. Die Fortschrittliche Volkspartei in Bayern hat sich am Sonntag in München konstituiert. Zum Vorsitzenden des Landesausschusses wurde der Reichs tagsabgeordnete Dr. Müller-Meiningen ge wählt. Protestversammlung gegen die Reichswertzuwachssteuer. * Frankfurt a. M., 2. Mai. (Priv.-Tel.) Zn einer sehr gut besuchten Versammlung, an der die Ver treter der Handelskammer, des Hansabun- des, der Hausbesitzer- und der Grundbe- sitzeroereine teilnahmen, wurde nach zwei Referaten und einer Debatte, in der die Vorlage all gemeine Verurteilung sand, folgende Resolution an genommen: Eine große Zahl Frankfurter Bürger aus allen Kreisen der Geschäftswelt erhebt auf Grund ihrer mehrjährigen Kenntnis und Erfahrungen mit der Wertzuwachssteuer auf das allerentschiedenste Protest gegen die überstürzte Behandlung der Reichswertzu wachssteuervorlage im Reichstage. Sie erinnern an das Versprechen des Reichsschatzamtes vom 23. Juni 1909, die schwierige Materie erst mit Sachverständi gen und den Gemeinden eingehend durchzubera ten, dann den Entwurf der öffentlichen Kritik zu übergeben und erst dann an den Reichstag zu brin gen. Die Kommissionsberatungen haben gezeigt, daß das vom einseitigen Bodenreformstandpunkt ent worfene Gesetz für einReichsgesetznochnicht ifi st. Der Reichstag kann dieschwerenFol- ^gen und Schädigungen dieses Gesetzes für das Baugewerbe und alle damit zusammenhängenden Erwerbszweige, wie auch für das ganze geschäftliche Leben noch gar nicht übersehen. Auf keinen Fall darf in irgend einer Weise derererbteBesitzbeoor- zugt werden. Die Wahlen zu den spanischen Cortes. Madrid, 2. Mai. (Tel.) Bis jetzt sind folgende Wahlresultare bekanntgegeben worderu 56 Liberale, 26 Konservative, 3 Republikaner, 2 Karlisten und 4 Wilde. Zur Lage in Albanien. Nach den offiziösen türkischen Meldungen scheint sich die Lage in Albanien ruhiger zu gestalten. Fol gende Depesche läßt wenigstens darauf schließen, daß ein ernster Kampf nicht mehr zu erwarten ist. * Konstantinopel, 2. Mai. (Tel.) Nach hier ein gegangenen amtlichen Depeschen haben die Auf ¬ ständischen zwischen Ehilan und Kat scha tt i k begonnen, sich zu zerstreuen. Zn Prisch - tina, Prizrend und Kalkandelen herrscht Ruhe. Die Befestigung des Panamakanals. New York, 2. Mai. (Tel.) Die „Tribüne" meldet, daß die Befestigung, die an der ganzen Linie des Panamakanals ausgeführt wer den soll, ebenso bedeutend wie notwendig sei. Präsi dent Taft hat vom Kongreß einen Kredit von 20 Mil lionen verlangt, um endlich mit den Arbeiten zu diesem Verteidigungswerk beginnen zu können. Die Eesamtkosten für diese Befestigungen sollen sich auf ZOOMillionenMark belaufen. Tsgrschnmik. Lisbestragödie. Hamburg, 2. Mai. (Tel.) Zn einem hiesigen Zigarrengeschäst feuerte der Schlächtergeselle Kramer zweimal auf die Verkäuferin Schlemmer mit dein Revolver und verwundete sie lebens gefährlich. Dann tötete er sich selbst durch einen Schuß in die Schläfe. Das Mädchen wurde ins Krankenhaus geschafft, wo es hoffnungslos daniederliegt. Kramer vollführte die Tat, weil das Mädchen seinen Liebesantrag zurück gewiesen hat. Berschwundener Generaldirektor. Pest, 2. Mai. (Tel.) Seit acht Tagen wird der Generaldirektor der ungarischen Vertreter der Scott Emulsion Gesellschaft vermißt. Er soll in den letzten Jahren 600 000 im Spiel ver loren haben. Eiftmordversuch. Paris, 2. Mai. (Tel.) Die Frau des Direktors der hiesigen Komischen Oper, dieSängerinFrau Carre, erhielt in den letzten Wochen wiederholt Sendungen, die sich als gifthaltig erwiesen. Gestern schenkte sich Frau Carre aus einer am Tage zuvor entkorkten und über Nacht in der Theater garderobe verbliebenen Flasche ein Glas Portwein ein und lud drei Personen zum Mittrinken ein. Zum Glück verspürte sie, als sie trinken wollte, ein ver dächtiges Brennen an den Lippen. Der Verdacht, der Urheber dieser Eiftattentate zu sein, richtet sich gegeneinläng st entlassenes Mitglied der Komischen Oper. Björnsons letzte Fahrt. Christian!«, 1. Mai. (Tel.) Der Panzer „Norge" mit Björnsons Leiche an Bord ist heute nachmittag aus Kopenhagen hier cingetroffen. Am Hafen hatte sich der König sowie eine große Volksmenge einge funden. Nachdem der Sarg an Land geschafft worden war, wurde er in feierlichem Zuge nach der Drei faltigkeitskirche gebracht, wo er bis zur Beerdigung bleiben wird. Drei Jahre im innersten Asten. Um eine kostbare Sammlung altindischer Kunst werke, die in diesen Tagen dem Publikum zugänglich gemacht wurde, ist der Louvre bereichert worden. Der große Saal, in dem die Bronzen, Holzschnitzereien, Keramiken und Gemälde ihre Aufstellung gefunden haben, ist nach dem erfolgreichen Gelehrten, der sie ürsammengebracht, Salle Pelliot genannt worden. Pelliot ist es auch zu verdanken, daß die Pariser Nationalbibliothek heute eine Kollektion chinesischer Manuskripte besitzt, wie sie sich sonst nirgends, selbst nickt in Japan und China, findet, und daß die Bioliothek auch über den größten Besitz chinesischer Drucke in Europa verfügt. Diese großartigen Resul tate hat die wissenschaftliche Mission gezeitigt, die unter der Leitung Paul Pelliots im Juni 1906 Paris verließ. Der junge Gelehrte, der sich damit einen ersten Platz unter den Sinologen der Welt erworben hat, berichtet über den Verlauf seiner Forschungs reise, die ihn 6000 Kilometer mitten durch Turkestan und China führte, in einem ausführlichen Aufsatz der „Illustration". Seine Begleiter waren der Arzt Louis Daillant, dem die naturwissenschaftlichen und astronomischen Aufgaben der Expedition zufielen, uno Charles Nouetto, der die photographischen Auf nahmen machen sollte. Die Reise ging meist zu Pferde vonstatten und verlief ohne große Gefahren, wenngleich die Reisenden unter Hunger und Durst, unter großer Hitze und dann wieder unter Kälte bis —35 Grad zu leiden hatten. Zunächst wurde die Umgegend von Kaschgar ohne besondere Resultate untersucht, dann wurde die Route nach Kutschar aus genommen. Etwa in der Mitte zwischen diesen beiden Städten, nahe bei dem kleinen Dorf Tumschuk, stieß Pelliot auf «ine Gruppe von Ruinen, die bereits Sven Hedin ausgesucht und als mohammedanischen Ursprungs bezeichnet hatte. Der französische Gelehrte stellte aber fest, daß es sich um die Ruinen einer alt buddhistischen Niederlassung handelte, und machte sich an die Freilegung des Tempels. Sechs Wochen lang wurde mit etwa 30 Arbeitern ausgegraben, und schöne Kunstwerke der Eandharakunst, jener merk würdigen Mischung hellenistischer und buddhistischer Stilelemente, traten zutage. Nachdem hier eine große Anzahl von schönen Statuetten und Köpfen, von Holzschnitzereien, Münzen und Keramiken ge» borgen war, setzte die Mission ihre Reise nach Kutschar fort, wo sie im Januar 1907 eintraf. In der Umgegend dieser Stadt liegen mehrere sehr wich tige Gruppen künstlicher Grotten, die vor dem Ein dringen des Islam ums Jahr 1000 als buddhistische Heiligtümer gedient hatten. Es sind das die Ts'ien- fo-tong oder „Grotten der tausend Buddhas". An diesen wichtigen Fundstätten, die Denkmäler alt indischer Kultur aus dem 7. bis 9. Jahrhundert ent halten, harten bereits deutsche Ausgrabungen start gefunden: die Franzosen setzten hier die begonnene Arbeit fort. Die hochinteressanten Malereien an den Mauern der Grotten wurden photographisch ausge nommen und Ausgrabungen veranstaltet, deren wertvollste Resultate eine Anzahl alter, in der Brahmi genannten indischen Schrift geschriebener Manuskripte waren. Nach Beendigung dieser Aus grabungen unternahm Pelliot auch einige Hochtouren nach dem T'ien Chan oder Himmlischen Gebirge, wo bei er in einer Höhe von fast 4000 Metern zwei neue Pässe entdeckte. Gegen Ende des Jahres 1907 langten die Reisenden in Urumtschi, der Hauptstadt des chinesischen Turkestan, an. Ihre Unternehmungen wurden hier besonders von einem hochgestellten Ver bannten, dem Herzog Lan, gefördert, einem Vetter des verstorbenen Kaisers Kwang-Sü und Bruder des großen Boxerführers Prinzen Tuan. Nach dem Voxeraufstand von 1900 war Lan ins Exil geschickt worden, besten Bitternis er sich mit Photographieren und wissenschaftlichen Bestrebungen versüßte. Seinen großartigsten Hund machte Pelliot auf dem Weiter marsche im Südosten der kleinen Unterstatthalterei Tuenhuang, wo er 500 alte, mit Malereien bedeckte Grotten fand, die noch niemand vorher besucht hatte. Nun begann in den düsteren und verborgenen Winkeln dieses so lange unbetretenen Kunstreiches ein eifriges Arbeiten, indem die Malereien photo graphiert, die verschiedenen Kunststile festgestellt und die Epochen bestimmt wurden. Die ältesten Monu mente stammten aus der Zeit um 500 n. Chr.; keine Arbeit ist jünger als das erste Viertel des 11. Jahr hunderts. Unter den frühesten Werken ragte ein herrlicher, vielfarbiger Altar hervor; auch die Male reien der ersten Zeit zeigten eine große Reinheit der Formen und Schönheit der Farben. Die Kunst steht mit der aus den „Trotten der tausend Buddhas" be kannten in engstem Zusammenhang: es läßt sich an ihr die allmähliche Entfaltung, Blütezeit und ser Verfall eines großen Kunststil» ,n klarer Entwicklung erkennen. In diesen Grotten gelang auch der Haupt fund an Manuskripten, den die Mission zu ver zeichnen hatte. Herzog Lan hatte Pelliot darauf auf merksam gemacht, daß in einer Grotte ein taotistischer Münch durch Zufall eine Mauernische gefunden hatte, die voll von Manuskripten und Malereien war. „Ich war natürlich in banger Erwartung", erzählt der Gelehrte, „ob ich diesen Schatz noch an Ort und Stelle finden würde. Kaum in Tuenhuang angr- kommen, begab ich mich zu dem Mönch und drang nach einigen Verhandlungen zu Fastnacht 1908 in die Nische ein. In zwei oder drei Reihen lagen hier vis zu mehr als Manneshöhc ungezählte Manuskript rollen aufgehäuft. Ich prüfte einige von ihnen: iie Schrift, die Jahreszahlen zeigten, daß es sich um eine Sammlung aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts handelte. Auf den ersten Blick fand ich chinesische, tibetanische Texte, Schriften in Maur, Sanskrit und selbst in den unbekannten Dialekten Jnnerasiens." Pelliot erhielt von dem Mönch die Erlaubnis, sich aus den 15 000 Manuskriptrollen der Grotte die für ihn wichtigsten auszuwählen, sah die Texte 25 Tage lang durch und nahm etwa ein Drittel der Bibliothek, 5—6000 Manuskripte, mit. Er erlangte so eine Sammlung von Manuskripten, wie sie nicht ihres gleichen hat, geschichtliche, geographische, literarische und philosophische Werke, ein nestorianisches Manuskript, ein manichäisches Fragment, Kalender, Rechnungen und Aufzeichnungen aller Art, die Licht auf die Kultur Chinas im Jahre 1000 werfen. Pelliot sammelte auf seiner Reise auch 30 000 ge druckte chinesische Bücher, die den Grundbestand für die chinesische A»teilung der „BibliothLque nationale" bilden sollen. Am 24. Oktober 1909 kehrte er von seiner überaus erfolgreichen Reise nach Paris zurück. * Münchner Theater. Man schreibt uns: Alfred Lapus' Lustspiel „Schwache Stunden", das bereits auch in andern Städten lebhaften Beifall ge funden hat, unterhielt das Publikum des Schau spielhauses ein paar Stunden lang vortrefflich. Wenn das stück auch mit den bewäbrten alten Sckwanktricks arbeitet, so ist es doch mit so viel Liebenswürdigkeit und Charme gemacht und der Dialog ist so lustig und witzig, daß nicht eine Minute lang irgendwelche kritische Bedenken aufkommen können. Dabei ist alle» technisch geschickt und mit überraschender Keckbeit ge macht. Freilich muß ein solches Stück auch so aus gezeichnet und in einem so flotten Tempo gespielt werden, wie das im Schauspielhaus der Fall war. — Im Dolkstheater hat man die alte Poste von Berg und Kalisch „Einer von unsre Leut'" in der Berliner Bearbeitung auf den Spielplan gesetzt. Das etwas altmodisch anmutende, aber recht luftige Stück wird hauprsächlich durch die aktuellen und paro distischen Einlagen über Wasser gestalten. — Zm. Gartnerplatztheäter übt die neue Operette „Der Tugendprinz" von Wilhelm Mauke (Tert von Max Neal), die jeden Tag gegeben wird, große An ziehungskraft aus. 7ss. X. * Die zwölfte Feier der Kölner Blumenspiele nahm unter lebhafter Beteiligung einen stimmungs reichen Verlauf. Den Stiftungspreis für das beste Vaterlandsgedicht „Ruhm und Ende der Glocke von Horbach" erhielt Georg Busse- Palma (Berlin), den Strftunaspreis für die beste Nooellette Werner Richter (Berlin), den außerordentlicken Preis für die beste Ballade RoseZlse (Groß-Lichterfelde). Als Blumenkönigin fungierte Margarete Bruch (Berlin), die Tochter des Komponisten Max Bruch, die auch den Stiftungspreis für das beste Liebesgedicht er hielt. Der außerordentliche Preis desKönigsvon Spanien wurde Dettmar Heinrich Sar ne tz k i (Köln) für seine Liebeslieder zuerkannt. Des verstorbenen Stifters der Blumenspiele Johannes Fastenrath wurde oft in dankbar-herzlicher Weise ge dacht. Der Beigeordnete Laue machte die Mitteilung, daß in diesem Jahre zum erstenmal die Verteilung der Ehrengaben aus der Fastcnrath-Stiftung an Schrift steller im Gesamtbeträge von 18 000 stattfinden würde. * Pariser Premieren. Die „B. Z. a. M." meldet aus Paris: Im Rcnnissancetheater ist so eben ein sehr hübsches dreiaktiges Stück, das halb Lustspiel und halb Schauspiel ist und Andr« Rivoire l^en Autor des „Guten König Dagobert") und Lucien Besnard zu Verfassern hat, mit großem Erfolge aufgeführt worden. Das Stück, das sich „Mein Freund Teddy" betitelt, hat zum Helden einen jungen reichen Amerikaner, der sentimental und ver liebt, aber auch zugleich sehr praktisch ist. Er will alle Welt glücklich macken und namentlich eine junge Frau, die an einen langweiligen Deputierten ver heiratet ist, von diesem befreien und zur Gattin nehmen. Zm Laufe der Begebenheiten führt er seine Absichten glücklich aus Der Darsteller der Haupt-, rolle, Direktor Tarride, erzielte mit der Rolle de» Teddy, einen großen persönlichen Erfolg.
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