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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.05.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100502015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910050201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910050201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-05
- Tag 1910-05-02
-
Monat
1910-05
-
Jahr
1910
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Bezog»-Preit Mr «*» «»rrn, »und «U«, rrtgrr und kprdnrur« 2»«I »Irlich tu« Hau« ,«drachr: SU L.70^« »>rrr«l>LVH v«' uulrr» Filiale» «. »«. »admrftelleu «ba,Ii,I»: 7> ch «»aU^ d.dL »irnrlildrl. Lurch »t« »u«: lunrrduld Lkuiwt-n»« un» drr drurichni tiolonirn „errrlitdN US« mvnurl. loco -ullchl. PondtlikHaci». Denier m Vkl»i«n, Ltnrm«rk, »rn ronausluaten, Jt-li«, Lurrmdur«. *>«drrland«, «or» wearn, LrNrrreutz Ungarn Rußland, Echwrden. Lidwe,» n. Lvanrrn In allen übrigen Lraaren nur direkr durch di« <S«1ch»it«l!e0, »«« «laue« erd»,«ich. Lae llewvae, ta««d>«ki ericheini 2 «al idgltch. Sonn- ». gri ria»« nur morgen«, üioonni . eni-Ännau««. Vugvllusdlatz 8, bei unirren rrt«rru. Filiale». Lvrbiieur«» und Lnnadmeftellen, iowir Postämter« und Bn«ürä«er» Iin,«l»«rta»l,,r«t« »rr vlorgen- rusgad« H, d«r r-drndrulgab« d dledatttoa und Gelchäftlftrüer iZodanni«gaIIe S. Krrnwrecher! I48SL l«Si«. t«»t. Morgen-Ausgabe. MpMrr Tageblatt Handelszettung. Amtsvlatt Los Rates und des Nolizeiomtes Ser LtaSt Leipzig. Anzeigen-Preis tSr Anlerare au« i/ewrig uns Umgedun« dl, Sgeioa-tene io WM breit« PetU^il« 2d ch, dt« 7« mm dreu« iliekla mezeU« l van auiwärl; UV ch, «et!amen l.!iv ^o, Inserat» non Bebbrden m «mllichrn Lev die 7« mm breit« Petit,nie «v »eichLirtanlemen mu P «»»orichrtlten an» in der AoendauSaab« im Preiie erbebe, iiladail .»ach tarn. SeitagegedLbr L ass v. Lauten» exkl. Postgebühr. gelterteilte «ulträae ktnnen mcht zurück- yerogen werben, ffbr da« Erscheinen an bestimmten Lagen und Mühen wir» keil», Garantie übernommen. >n,eigen-ünnahme, Nugaftusplatz 8, be, itmtlichen jZilial«« u. allen illnnoncen- itipebltionen be« Zn- und «uslande«. V««v».Slttale verNa: Larl Lu,icker. Herioqt. Paar. Hosbuch- Handlung, Ltthoiostiatze lü. sTc.eoban VI, «r. 4üvH. Hauvk-Slltale Lrelden: Leeilrade «, t sLclevhon 4«2l). Nr. 120. Montag, üen 2. Mal ISIS. 104. Jahrgang. Vas Dichttglte. * Die sozialdemokratischen Maifeiern sind in Deutschland im allgemeinen ruhig verlaufen. So weit Nachrichten vorliegen, ist es nur in Magde burg zu einem erheblicheren Zusammenstoß mit der Polizei gekommen. In Paris wurde infolge der up,r-n-mden von der Regierung getroffenen Maß regeln die Kundgebung im Bois de Doulogne auf gegeben. (S. d. des. Art.) * Die Allgemeine Städtebau-Ausstel lung wurde am gestrigen Sonntag in der Kgl. Aka demismen für bildende Künste inBerlin eröffnet. (S. Letzte Dep.) * Der türkische Finanzminister und der Minister des Innern haben ihre Demission eingereicht. (S. Letzte Dep.) * Der am gestrigen Sonntag aufgestiegene Ballon „Leipzi g" ist bei Dobra bei Radeburg (Amtsh. Großenhain) gelandet. (S. Sport.) Sschlilche psrlsmentswllche. In einer bekannten Münchner Wochenschrift befand sich vor längerer Zeit einmal ein Bild mit der Unterschrift: „Na ja, 'ne Beschäftigung muß jeder Mensch schließlich haben, sie darf nur nicht in Arbeit ausarten." Wir hätten gewünscht, der Gemüts mensch, der diese tiefsinnige Bemerkung reproduziert hat, wäre in der abgelaufenen Woche einmal im sächsischen Landtage gewesen und hätte kennen gelernt, was dort in den letzten Tagen für eine Summe von Arbeitskraft im Plenum, in Deputationssitzungen und von den als Referenten bestellten Abgeordneten aufgewendet worden und was damit geschaffen worden is>. Wir sind überzeugt, er würde dann gesagt baben: Das geht noch über die Arbeit hinaus! Denn tatsächlich ist in vergangener Woche vom sächsischen Landtage ein Arbeitsquantum bewältigt worden, das an die Kräfte aller Beteiligten die denkbar höchsten Aniorderungen gestellt hat, und gegen dessen Steige rung man allerdings entschieden Verwahrung ein legen muß. Wohl ist der Wunsch dec Landbotcn be greiflich, das Pfingstfest in der verdienten Ruhe nach getaner harter Arbeit zu Hause feiern zu können, aber ein zwingender Grund dafür, daß unbedingt zu Pfingsten Schluß gemacht werden muß, liegt doch nicht vvr. Man darf doch nicht vergessen, daß der Landtag diesmal reichlich drei Wochen später zu- sammenqetreten ist als 1907. und daß Pfingsten in diesem Jahre drei Wochen früher fällt als 1908. Das sind zusammen sechs Wochen, die diesem mit Gesetz entwürfen und Initiativanträgen reich bedachten Landtage gegenüber seinem Borgänger fehlen, und wenn gleichwohl der Stand der Arbeiten bereits so weit gefördert ist, wie es tatsächlich der Fall ist, so liefert das den besten Beweis dafür, daß der Land tag sich nicht etwa auf die faule Haut gelegt oder die Zeit mit Reden zum Fenster hinaus vertrödelt hat, wie von konservativer Seite aus in diesen Tagen dreist und gottesfürchtig behauptet worden ist. Gerade auf konservativer Seite sollte man mit solchen Neue rungen sehr vorsichtig sein, denn zur unnötigen Ver längerung der Debatten haben speziell Abgeordnete der Rechten ein gut Teil beigetragen. Nun macht man zwar in allen Parlamenten die Erfahrung, daß sich gegen Schluß der Beratungen der Stoff häuft und infolgedessen das Tempo verschärft werden muß, eine Durchpeitschung des Arbeitsresffs ist aber bei uns doppelt bedenklich, weil eben nur ave zwei Jahre Gelegenheit zur Aussprache zwischen Regierung und Volksvertretern gegeben ist. Ueber- dies kann durch lange Tagesordnungen, auf denen noch dazu die wichtigsten Gegenstände erst am Schlüsse erscheinen, nur zu leicht der Anschein erweckt werden, als wolle man die Redefreiheit der Abgeordneten zu beschneiden suchen. Wir unserseits sind überzeugt, daß das keineswegs die Absicht de« Direktoriums ist. Er fordert die Geschäftslage gleichwohl eine gewiße Enthaltsamkeit der Redner, so wäre der richtige Weg der, d-r Ceniorenkonvent möchte auf die Fraktionen in dem Ctnne elnwirken, daß sie bei den einzelnen Kop'teln nur die hierfür speziell sachverständigsten Leute vorschickten und diese die dabei zu äußernden Wünsche verbringen ließen. Das würde eine Kon zentration und eine Vertiefung der Debatten be deuten, die gewiß allerseits Zustimmung finden würde. Wenn, wie nebenbei bemerkt sei, in parla mentarischen Kreisen das Gerücht geht, der Schluß des Landlegs solle beschleunigt werden, weil der König eine Reise unternehmen wolle, so halten wir das für eine Fabel. Denn nach tz 117 der sächsischen Verfassung ist der König keineswegs verpflichtet, den Landtag in eigener Person zu schließen, sondern er kann dazu «inen Kommissar bevollmächtigen. Es würde sich also lediglich um Fertigstellung des Etats han deln. und die läßt sich bis zu Pfingsten ermöglich:». Und nun die gewohnte Ueberftcht über die parla mentarischen Ereignisse der Woche, und zwar aus nahmsweise beginnend mit der Ersten Kammer, die in letzter Woche zwei sich länger als sonst hinzichende Sitzungen abhielt In der ersteren gab es beim Kapitel Ministerium des Innern eine Oberbürger meister-Debatte über die Gemeindeanleihen und ihre Genehmigung durch das Ministerium, in der zweiten Sitzung handelte cs sich hauptsächlich um die Neu ordnung der Schuldvtationen. Soweit Leipziger Ver hältnisse dabei in Betracht kommen, sind unsere Leser durch den Abdruck der bei dieser Gelegenheit von Oberbürgermeister Dr. Dittrich gehaltenen Reden ausreichend orientiert. Daß die Erste Kammer den Antrag Dr. Rotb auf Neuordnung des gesamten Beamtenrechts in modernem Sinne ablehnen wurde, stand schon in dem Augenblick fest, als Herr v Metzsch zum Referenten über den Antrag bestimmt worden war, ebenso auch, daß aus dem Anträge Opitz-Hettner betr. Vorbereitung der Reform der inneren Ver waltung die Worte „und Parteien" gestrichen würden. Bei Beibehaltung dieser Worte hätte ja in die nieder zusetzende Kommission auch mindestens ein Sozial demokrat berufen werden müssen. Die Zweite Kammer überwies am Montag in einer mehr als vierstündigen Abendsitzung den Er gänzungsetat an die Finanzdeputation nicht ohne daß der Abg. Merkel- Mylau (Natl.) dem Finanz minister entgegenhielt, er brauche jetzt, nachdem er die sächsischen Finanzen in forscher und straffer Weise saniert habe, nicht immer grau in grau zu malen. Dasselbe Schauspiel wiederholte sich am Dienstag, wo über die neue 100-Millionen-Anleihe gesprochen wurde, die an Stelle der unbegebenen Anleihe von 1902 treten soll. Auffällig war, daß der Finanz minister über den Zinsfuß, zu dem die neue Anleihe ausgegeben werden soll, auch in dieser Sitzung noch keine bestimmten Angaben machte, obwohl in den Erläuterungen zum ordentlichen Etat (Heft XIII, S. 37) deutlich zu lesen steht, daß die Anleihe mit 4 Prozent verzinst werden soll. Den politisch wich tigsten Punkt der Sitzung bildete die Debatte über die sozialdemokratischen Anträge auf Fürsorge für Arbeitslose, wobei Minister Graf Vitzthum erklärte, er sei bereit, an dem Problem der Arbeitslosenver sicherung mitzuwirken, könne aber eine Lösung schon jetzt ebensowenig bringen, wie die Deputation sie ge funden habe. Zuerst müßten, und darin kann man dem Minister nur recht geben, die Vorfragen der Ar beitsvermittelung und des Arbeitsnachweises gelöst werden. Erfreulich war es, zu hören, daß die Regie rung den lebhaften Wunsch hat, paritätische Arbeits nachweise entstehen zu sehen, die sich über das ganze Land erstrecken. Zu erwarten ist nun aber auch, daß die Regierung energisch sich bestrebt, diesen Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen und den vielfach noch bestehenden Widerstand gegen paritätische Arbeits nachweise zu brechen weiß. Aus der Donnerstag-Sitzung ist als Hauptgegcn- stand die Debatte über die indirekten Abgaben zu erwähnen, deren Beseitigung von den Sozialdemo kraten ebenso energisch gefordert wurde, wie Finanz minister Dr. v. Rüger ihre Beibehaltung verteidigte. Zuzugeben ist dem Minister, daß ein Ausfall von 11 Millionen Mark im Etat jetzt nicht zu ertragen ist und daß man daher die indirekten Abgaben nicht mit einem Schlage beseitigen kann. Wir haben aber bereits früher an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß z. B. die Uebergangsabgabe von inländischem Fleischwerk durchaus entbehrlich ist, weil ihr ganzer Ertrag durch die Erhebungskosten aufgezehrt wird, und daß es deshalb das einfachste ist, auf diese ledig lich eine Belästigung des Publikums darstellende Abgabe zu verzichten und die frei werdenden Beam- tenkräfte in anderer, wirklich nutzbringender Weise zu verwenden. Am Freitag ging es zunächst im Automobiltempo, denn die Finanzdeputation hielt sogar noch wäh rend der Plenarsitzung Deputationssttzung ab. Der Gesetzentwurf, durch den die Gemeindeabgaben hin sichtlich der Verjährung der Staatseinkommensteuer gleichgestellt werden, wurde debattelos angenommen, ebenso einige Etatkapitel, und auch die Bewilligung der fünften Rate von 1,1 Million Mark zum Umbau der Leipziger Bahnhöfe erfolgte nach wenigen, ganz kurzen Bemerkungen der Leipziger Abgeordneten Dr. Löbner und Nitzschke. Das dicke Ende kam auch hier nach. Die Anträge Günther auf Heranziehung prak tisch geschulter Arbeiter zur Gewerbe-Inspektion und auf Revision des Feld- und Forststrafgesetzes fanden erst nach mehrstündiger Debatte Annahme. Die Tagesordnung für heute (Montag) berechtigt wieder zu den schönsten Hoffnungen auf eine Dauer sitzung, und der einzige Trost ist der, daß diese wenig stens um ^11 Uhr beginnt. Ach, wenn es doch immer so bliebe! Deutsches Reich. Leipzig, 2. Mai.g * Herr Landtagsabgeordneter Langhammer sendet uns eine Zuschrift, in der er uns miteilt, daß er gegen Herrn Rechtsanwalt Dr. Zoephel und gegen Zei tungen, die dessen Schreiben veröffentlichten (also auch qegen das Leipziger Tageblatt) Klage auf Grund der 88 186, 187 und 200 des Strafgesetzbuches einge- leitet habe. — Herr Rechtsanwalt Dr. Zoephel teilt uns mit, daß er gegen Herrn Langhammer wegen der in dem vorangcgangenen Artikel des Herrn Lang hammer enthaltenen Beleidigungen Widerklage er heben werde. * Die Ortsgruppe Dresden des Hansabundes hat soeben ihr 4000. Mitglied ausgenommen. Die Ortsgruppe dürfte somit nicht nur die stärkste Or ganisation in Dresden, sondern auch einer der größ ten Zweigvereine des Hansabundes sein. Der Aus schuß der Ortsgruppe Dresden wird demnächst zu einer Sitzung zusammentreten. * * Vom Kaisermanöver. Am 27. August, dem Tage der Kaiserparade des XVll. (westpreußischen) Armeekorps bei Danzig, wird ein Festessen in der Marienburg stattfinden. Als Wohnort des Kaisers während der Manövertage ist verschiedentlich Prökel- witz und Schlobitten, beide dem Fürsten Dohna ge hörig, genannt worden. Da diese beiden Orte aber ziemlich entfernt von dem Manöoerschauplatz liegen, wird der Kaiser wahrscheinlich inmitten der Truppen auf dem Manöverfelde in seinem Asbesthause kam pieren. * Ein Ehren-Eedenktag der preußischen Garde. Am Tage von Großgörschen, Montag, den 2. Mai, findet, wie alljährlich, die Besichtigung der drei Bataillone des 1. E a r d e r e g i m e n t s z. F., dessen 1. Bataillon der Kronprinz führt, und des Leyrinfanterie-Bataillons auf dem Truppenübungs platz Döberitz statt. Alter Tradition zufolge hat der Kaiser, mit wenigen Ausnahmen, diese Besichtigung immer selbst abgehalten, und dabei in den letzten Jahren für die auf die eigentliche Besichtigung folgende Gefechtsübung meist noch andere Truppen teile, besonders der Potsdamer Garnison, herange- zoaen. Da jedoch die kaiserlichen Reisedispositionen erst eine Rückkehr nach Berlin am 10. Mai vorsehen, so hat der Monarch seinen Generaladjutanten, den General der Infanterie v. Kessel, Oberbefehls haber in den Marken, mit der Vertretung für diese militärische Veranstaltung beauftragt. * 48 Maschinengewchrkomoanien. Nach den so eben erschienenen Löbellschen Jahresberichten verfügt das deutsche Heer über 48 Maschinengewehrkompa nien, die bekanntlich Jnfanterieregimenrern an- aealiedert, in der Rangliste z. B. aber nicht aufgeführt sind. Die Verteilung dieser Maschinengewehrkompa nien auf die einzelnen Armeekorps ist aber keine gleichmäßige. So erschien z. B. die Straßburger Gar nison vor einigen Tagen beim Vorbeimarsch vor dem Kaiser mit vier Maschinengewehrkompanien. * Militärluftschiffhafen Königsberg. In Königs berg i. Pr. ist nach der „Neuen polit. Korr." ein Militärbauamt für Luftschifshallen eingerichtet wor den, das jetzt den Bau einer 150 Meter langen Ballonhalle in Angriff nimmt, die vor dem dies jährigen Kaisermanöver fcrtiggestellt sein wird, und nordwestlich der Stadt, in ihrer Nähe, ihren Platz erhält. * Keine Sozialdemokraten in Schulvorständen. In der Gemeinde Michendorf, Kreis Teltow, wurde seinerzeit der Steinsetzer Dieckow in den Schulvorstand gewählt und vom Landratsamt zu Potsdam bestätigt. Nach einiger Zeit wurde jedoch die Bestätigung zurückgezogen, weil die Regierung in zwischen erfahren hatte, daß D. Mitglied der sozialdemokratischen Partei sei. Herr D. beschritt nun den Instanzenweg, der bis zum Oberverwaltungsgericht führte, und dieses bestätigte die vorangegangene Entscheidung des Bezirksaus schusses, daß ein Sozialdemokrat un geeignet sei, einem Schulvorstand anzu gehören. Der Senat des Oberverwaltungsgerichts erklärte nach dem „B. L.-A." in dem von ihm ge fällten llrterl, er habe weder in dem Urteil des Kreisausschusses, noch in dem des Bezirksausschusses einen Rechtsirrtum finden können. Nach einer Ver fügung vom Jahre 1701 haben die Mitglieder des Schulvorstandes die Verpflichtung, dafür zu sorgen, daß die ihnen zur Aufsicht anvertrauten Kinder zu königstreuen und sittlich religiösen Menschen er zogen werden. Der Bezirksausschuß habe für tat sächlich festgestellt erachtet, daß der Kläger nicht die Gewähr biete, dieser Verpflichtung zu entsprechen, daß er das ihm übertragene Vertrauen nicht rechtfertige. Ob und inwieweit dieses Mißtrauen begründet fei, könne der Senat nicht entscheiden, da eine tatsächliche Feststellung sich der Nachprüfung des Revisions richters entziehe. In rechtlicher Beziehung sei gegen das Urteil nichts einzuwenden. Der Senat habe daher dahin erkannt, daß die Klage abzuweissn, der Wert des Streitgegenstandes auf 500 .1t zu bemessen und dem Kläger die Kosten des gesamten Verfahrens aufzuerlegen seien. * Reserveoffiziere und Schutztruppe. Während bis jetzt diejenigen Reserveoffizieraspiranten, die bei einer der deutschen Schutztruppen in Ostafrika ihrer ein jährigen Dienstzeit genügt bzw. dort ihre Pflicht übungen im Reserveverhältnis abgeleistet haben, nur bei einem heimatlichen Truppenteil zum Reserve offizier gewählt werden konnten, besteht nach der „Neuen polit. Korr." die Absicht, in nicht zu ferner Zeit ein Rcserveoffizierkorps der deutschen Schutz- truppen zu schaffen. * Das Schutztruppendenkmal in Windhuk. Das Kommando der Schutztruppen im Reichskolonialamt teilt mit, daß bei ihm in letzter Zeit in dankens werter Weise eine große Zahl von Beiträgen zur Errichtung eines Denkmals in Windhuk eingcgangen ist, die von Angehörigen des Heeres gesammelt wor den sind. Der Einfachheit und Uebersichtlichkeit halber wird darüber erst später öffentlich unter Nam- i haftmochung der einzelnen Stifter und der eingesand ten Beträge im „Deutschen Kolonialblatt" und in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" quittiert werden. * Das Heimathauo in Keetmanshoop. Der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschast, der die Begründung und Unterhaltung eines Heimat hauses in Südwestafrika, in dem Frauen und Mäd chen aller Stände Unterkunft finden können, als seine erste Hauptaufgabe ansieht, ist durch Zuwendungen und Spenden in die erfreuliche Lage versetzt worden, ein für den genannten Zweck sehr geeignetes Grund stück mit Wohnhaus und gutem Brunnen in Keet manshoop vorteilhaft zu erwerben; das Heimats haus wird in kurzer Zeit eröffnet werden können, und es wird damit ein seit langer Zeit von allen Deutschen des Schutzgebietes gehegter Wunsch in Erfüllung gehen. Bei dieser Gelegenheit sei gleich zeitig ausdrücklich bemerkt, daß der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft und das von ihm ge gründete Heimatghaus in Keetmanshoop in keinem Zusammenhang mit dem Unternehmen der Frau von Falkenhausen in Brakwater steht. * Deutsches Zuchtvieh für Kiautschau. Wie die „Inf." erfährt, ist ein Transport mit deutschem Ver suchs- und Zuchtvieh, das seitens des Neichs- marineamts für das Schutzgebiet Kiautschau zu Ver suchen angekaust wurde, mit dem Dampfer „Patricia" unter Leitung des Oberveterinärs Morowka in Tsingtau glücklich angekommen. Es handelt sich vor zugsweise darum, Versuche anzustellen^ ob die Iever- länder Zuchtbullen und die Kühe sich für Kreuzungs zwecke eignen. — Bezüglich der Verkürzung d»r wichtigen Verbindung zwischen Tsingtau und Dairen (Dalny) ist nach den letzten Berichten aus dem Schutz gebiet mitzuteilen, daß durch die direkte Verbindung zwischen den beiden Orten durch Dampfer es möglich geworden ist, daß in diesem Winter die kürzeste Be förderungsfrist 14 Tage beträgt. Die Maifeier. Oie Maifeier in Leipzig. Die sozialdemokratische Maidemonstration steht diesmal unter dem Zeichen der Bauarbeuer- aussperrung. Die Beteiligung war deshalb in Leipzig eine weit stärkere als in früheren Jahren, wozu allerdings nicht wenig dazu beitrug, daß der 1. Mai diesmal auf einen Sonntag fiel. Die Veranstaltungen trugen im allgemeinen auch einen ernsteren Charakter als früher. Das Wetter war der Feier recht günstig. Neben der Tatsache, daß es Sonntag war, mag es besonders diesem letzten Um stand zuzuschreiben gewesen sein, daß das weibliche Element zahlreich vertreten war. Bereits am Vor mittag herrschte besonders in den Vororten ein leb Hafter Verkehr. Waren es doch nicht weniger als 13 große Versa mm lungslokale , in denen sich die Maidemonstranten zwecks Kontrolle ihrer Teil nahme auf bestimmte vom Maikomitee erlassene An Weisungen hin trafen. An den in den fraglichen Lo kalen veranstalteten kurzen Versammlungen, in denen auf die Bedeutung der Feier hingemiZ-n und die nötigen Verhaltungsmaßregeln bekanntgegeben wurden, mochten im ganzen etwa 15 000 Personen be teiligt gewesen sein. Sie begaben sich nach 12 Uhr mittags nach dem gemeinsamen Sammelpunkte, dem König-Albert-Park, von wo aus sich der genehmigte Maiumzug um 1 Uhr in Bewegung setzte. Unter Vermeidung der inneren Stadt ging er die südliche Promenade entlang, durch die König- und Hosoital- straße nach dem üblichen Festplatze, dem Brauerei- etahlissement in dem nunmehr zu Leivzig gehörigen Stötteritz. Der Zug, der sich rn völliger Ordnung und ohne daß Störungen zu bemerken gewesen wären, diesmal ohne Musik sortbewegte, mochte, als er auf dem Jestplatze ankam, etwa 20 000 Teilnehmer zählen. Schwerlich dürfte Stötteritz an einem Tage so viel Menlchcn beherbergt haben. Außer den Teilnehmern am Zuge beförderte die elektrische Straßenbahn viele Tausende nach Stötteritz. Es war ihr aber trotz Ein legung einer großen Änzabl von Extrawaoen nicht möglich, dis zuströmenden Festteilnehmer alle aufzu nehmen. Zwischen 3 und 4 Ubr war der Haupt andrang zu verzeichnen; um diese Zeit glich die Straße vor dem Versammlungslokal — man muß schon zu diesem drastischen Bilde greifen — einem Ameisenhaufen Hatte man sich durch die Menschen mauern glücklich nach dem Platze selbst durch gearbeitet, so erhielt man den Menschenmassen nach, die hier versammelt waren, fast den Eindruck, sich an einem der belebtesten Meßsonntage draußen vor de n Frankfurter Tor auf dem Meßplatz zu befinden. Die weite Rasenfläche, auf der rings im Kreise die sünf Nednerbühnen aufgestellt waren, wies gegen 4 Uhr nur vereinzelte Lücken aus, die zu allerlei Spielen benutzt wurden. Aus mindestens 25—30 000 Per sonen ist die Besucherzahl des Brauereigartens zu rechnen. Außer den Spielen und sonstigen Belusti. gungen wurde Instrumental- und Gesangskonzert ge boten. Um 5 Uhr begannen die Redner von den Tri bünen (vier im Freien, eine im Saale) zu sprechen. Redner waren diesmal Lampe, Koch und Lüt- t ich-Leipzig. D i t t m a n n - Solingen und Diss- mann-Hanau. Sie traten in der üblichen Weise für Erringung des Achtstundentages und besonders für Eroberung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts in den Einzelstaaten ein und demonstrierten gegen die Aussperrung der Bau arbeiter. Nach Schlug der Reden erfolgte die An nahme folgender Resolution: „Die herrschenden Klassen versuchen gegenwärtig mehr wie je, die Forderungen der Arbeiterschaft nuch politischen Rechten, nach einem vermedrren und ver besserten Schutz der Arbeiter, der Frauen u«.d der Kinder durch reaktionäre Gesetze zu vereiteln. Von Jahr zu Jahr schwillt in allen Ländern da» Heer der für den Kulturaufstieg der unteren Volks schichten tätigen Streiter an. Die alten Herrschasts und Ausbeutungsgesellschaften fühlen sich in ihrer Existenz bedroht und können sich nur noch durch di«
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