Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.03.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100312022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910031202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910031202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-12
-
Monat
1910-03
-
Jahr
1910
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis lür L«p,ia »»» ««r»«, durch «Ne«, Litger »»» kpchvru« 2««l täglich i»« Hau« «rdrachi: 20 ch monall., 2.78^! «chrieljt-rU vei unjer» s^iltal«, u. La» »ah»rftrllen adgeboU: 7S ch m»aaU., 2.2L vlerteliibrl. Lurch dt« chvk: innerdald Deullchlaad« und der deuKcheu Koloaieu »irrrriiädri 8.6« »ouarl. I2iO aulichi. Paftdettcllacld. genier in Belgien, DLaemart, den Donaullaalen, Italien, Luremburg, Niederlande, Nor wegen, Oellerrrlch-Ungarn, NutUanb, Schwede», Schwei» u. Spanien In allen adrigen Staaten nur direkt durch dir GeiLäilsiielle de« Blatte« erhtillich. Da« Leipziger Tageblatt ericheini 2 mal I«glich, Son», u. Feteriag« nur morgen«. Ldoune.. eat-LnnadMe : Auguilutplatz 8, bei unteren Trtgern, Filialen. Spediteuren und Lnnadmeltellen, sonn« Pofttmreru und Briefträger». Vlngelueckautepret« der Morgen« «chgad« 10 der i>bendau«qade L -t. Stedakttoa und Srlchäftäfteller Johanni«g-sje 8. Fernsprecher: 14692. 14691. >4684, Nr. 70. Abend-Ausgabe. KipMerTagtblalt Handelszeitung. Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtcs der Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis Mr Inserat« au« Lrivtig und Umgedun, di« kgeivattene L« mm breite Petit,eile 2S die 74 mm breite Rcklameieile l »on au«wärt» M Neklamen t.20 .<g! Inserate »on Bebbrden nn amtlichen Teil dt« 74 mm breite Petit,eil« 40 »«schLstian,eigen Mit P atzvorschrilten UN» in der Lbendautgade >ni Preise erhöht biabalt iiuch Tarn. Beilagegebübr ü p. lausens exkl. Postgebühr. Festeriellte AulrrLge können nicht zurück» ge»ogen werden. Für da« ilrscheinen an bestiminten Lagen uns Plätzen wird leine Garantie übernommen, Sn,e>gen-Ann-»nie: Augutlu«platz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» Expeditionen de« Zn» und AuSlande«, Pauvr-Silial« Berltn: Earl Du ncker Heriogl. B>yr Hofbuch- bandlung, Lützowftlaße IL tleieobsn V b Nr, 4uttli). Hauvt-Ziltal« Lre-den: Seeltrake ». l slelevbon 462i>. Sonmdenü, öen >2. Mn isio. 104. Jahrgang. pulltilche Nachrichten. Sine Erklärung Bethmann Hollwegs zur Wahlrechtsfrage. 0. Berlin, 12. März. (Priv.-Tel.) Zu Beginn der heutigen Sitzung des preußischen Abgeordneten hauses gab Ministerpräsident von Bethmann Hollweg folgende Erklärung ab: „Das einfache oder das potenzierte Reichs tagswahlrecht, das die Fortschrittliche Dolks- partei und die Sozialdemokratie erstreben, werden wir ihnen nicht gewähren. Ueber diese Stellungnahme konnte niemand in irgendeinem Stadium der Ver handlungen im Zweifel sein. Im übrigen haben die Vorschläge der Kommission für die Wahl reform eine neue Basis geschaffen. Diese Be schlüsse sind von der Kommission unter allem Vor behalt gefaßt worden, und auch aus den gestrigen Ver handlungen ist hervorgegangen, daß große Parteien Ihres Hauses ihre endgültige Stellungnahme davon abhängig machen wollen, wie sich das Gesetz im ganzen gestaltet. Gegenüber einer solchen Unbestimmtheit verpflichtet sich die Regierung nicht. Sie erwartet nunmehr, daß das Haus der Abgeordneten seine Stellung zu den in der Vorlage ausgedrückten Re gierungsvorschlägen durch bestimmte Be schlüsse präzisiert. Mir Haden deshalb die Re- schlüsse der Kommission, die von den Vorschlägen der Regierungsvorlage grundsätzlich abweichen und in vielen Punkten auch zu Bedenken Anlaß geben, nicht zurückgewiesen. Wir behalten uns unsere Stellungnahme zu den einzelnen Bestimmungen vor, bis sich übersehen läßt, wie diese Bestimmungen in einandergreifen. Wir tragen damit dem Ernste der Situation, in der es uns, wie der großen Mehrheit, darauf ankommt, zu einem positiven Ergebnis zu ge langen, am besten Rechnung und besorgen deshalb auf diese Weise am zweckmäßigsten die Geschäfte des Landes. (Bravo rechts und im Zentrum s Es sprach dann für einen nationalliberalen Antrag, die Regie rungsvorlage in bezug auf die Stimmbezirke wieder herzustellen, Abg. Schiffer-Magdeburg unter großem Beifall seiner Partei. Der Abg. vonHeyde- brand (Kons.) erwiderte scharf, streckte aber zum Schluß die Hand zu einer Verständigung entgegen, be tonte jedoch, daß dies wohl das letztemal sei. Das Ende der Nordseefahrt des Kaisers. Bremerhaven, 12. März. (Tel.) Der Schnell dampfer des Norddeutschen Lloyds „Kaiser Wil helm II." mit dem Kaiser an Bord ist in Be gleitung des Kreuzers „Königsberg" und der beiden Depeschenboote „V 150" und „V 161" nachts V/-, Uhr hier eingetroffen und ankert auf der Reede. Herr von Oldenburg-Januschau und das bayrische Abgeordnetenhaus. München, 12. März. (Tel.) Das bayrische Ab geordnetenhaus hatte gestern abend einen durch die Gehaltsaufbesserungen veranlaßten Nachtrags etat zum Militäretat zu beraten. Dabei kam der freisinnige Abgeordnete Günther, früherer Reichstagsvertreter für Berlin V, auf die Rede des Abgeordneten von Olden- burg-Zanuschau im Reichstage zu sprechen. Nur der U n w i s s e nh e i t des Herrn von Oldenburg und derer um ihn sei es zuzuschreiben, daß Herr v. Oldenburg bei seinem Vergleich der preu ßischen Armee mit den anderen deutschen Kontinenten die bayrische Armee in einem Atemzuge mit der Reichsarmee nennen konnte. Vom bayrischen Bevollmächtigten im Bundesrat hätte man eine Zurechtweisung des Herrn v. Oldenburg erwartet. Kriegsminister Freiherr v. Horn er widerte, daß die Geda nkenverwirrung und die Uebergriffe des Herrn v. Oldenburg im Reichstage wohl kaum einer Be sprechung im Parlamente wert seien.— Sehr wenig schmeichelhaft für den Ianuschauer, aber er hatt's ja nicht besser verdient. Strafverfolgung von Sozialdemokraten. Der „Vorwärts" meldet: Die Berliner Staatsan waltschaft hat gegen eine Reihe Parteige nossen ein Verfahren eingeleitet wegen der De monstrationen am 13. Februar d. I. Die betreffen den Genossen werden beschuldigt, Veranstalter oder Leiter nicht genehmigter Ver sammlungen unter freiem Himmel ge wesen zu sein oder nicht genehmigte öffentliche Aus züge und Umzüge veranstaltet oder geleitet zu haben. Als solche Veranstalter sieht die Staatsanwaltschaft vornehmlich die Redner an, die am 13. Februar in den Versammlungen gegen das preußische Wahl recht gesprochen haben. Am Freitag fanden bereits mehrere Vernehmungen in dieser Angelegenheit statt. Die Staatsanwaltschaft wird Anklage erheben wegen Vergehens gegen 8 111 des Strafgesetzbuchs (Auf forderung zu strafbaren Handlungen) und wegen Uebertretung des 8 19 des Reichsvereinsgesetzes. Die Treptower Gastwirte gegen den Berliner Polizeipräsidenten. In einer Versammlung im „Paradiesgarten" hat der Verein der Gastwirte von Treptow eine Be schwerde gegen die sie schwer schädigenden Maßnahmen des Polizeipräsidenten unterm 6. März an den Minister des Innern beschlossen. Der Schluß der Ein gabe lautet nach dem „Vorw.": „Wir bitten auch Euer Exzellenz, uns doch hochgeneigtest darüber auf- zuklären, wer uns denn nun den durch die behörd lichen Maßnahmen erwachsenen ungeheuren Geschäfts schaden ersetzen wird?" Sturmszenen im österreichischen Äbgeordnetenhause. Wien, 12. März. (Tel.) Im Abgeordnetenhause kam es gestern zu turbulenten Szenen. Das Haus stand gerade unter der Debatte über die Finanzvorlage der Regierung. Als General redner sprach der sozialdemokratische Abgeordnete Dr. Renner. Während dieser Rede machte der sozial demokratische Abgeordnete Pernerstorffer im Gespräch mit dem Abgeordneten Stransky die Be merkung: „Ich pfeife auf die Habs burger und die Hohenzollern." Diese Worte hörte der Alldeutsche Malik. Er forderte den Präsi denten auf, den Abgeordneten zur Ordnung zu rufen. Die Sozialdemokraten riefen bei diesen Warten: „Pfui, Spion, Denunziant, geh zur Polizei." Pernerstorffer erklärte, daß er die Aeußerung lediglich im Privatgespräch ge- macht habe, was auch der Präsident bestätigte. So dann kam es noch zu einer erregten Auseinander setzung zwischen Malik und dem tschechischen Sozial demokraten Soup, in deren Verlauf Malik einen Revolver zog. Es entstand ein Handgemenge, und beide Abgeordnete mußten von anderen aus einandergebracht werden. Die Lärmszenen dauerten bis zum Ende der Sitzung fort. Der Duez-Skandal vor der französischen Kammer. Am Freitag fand in der französischen Kammer d-e Verhandlung über die Interpellationen Iaures und Berry wegen des Duez-Skandals statt. Iaures eröffnete die Erörterungen in geschickter Weise. Ueber die Antwort des Ministerpräsidenten liegt folgendes Telegramm vor: Paris, 12. März. (Tel.) Ministerpräsident Briand erklärte, er nehme jede Verantwort lichkeit für die Kontrolle bei der Li quidation der Kongregationen auf sich. Redner wies dann die Schwierigkeiten der Aufgabe der Verbesserungen nach, die er in dem Verfahren habe vornehmen lassen. Wenn die Kammer sich schon länger mit der Angelegenheit Duez beschäftigt hätte, so würde sie das Zögern der Staatsanwaltschaft ver stehen, Maßnahmen gegen Lecouturier zu ergreifen. Die Regierung habe sich entschlossen, zu warten, bis die Gerichtshöfe ihr Urteil in den einge leiteten Prozessen gefällt hätten. Von Lecouturier habe niemand einen Nutzen und niemand eine straf bare Gefälligkeit gehabt. Wenn es doch der Fall sein sollte, würden die Personen bestraft werden. Der Ministerpräsident verlas Dokumente, au» denen hervargeht, daß stets auf die bei der Liqui dation vorgekommenen Unregelmäßig keiten hingewiesen und insbesondere Maß nahmen gegen Duez verlangt wurden. Dann wies er darauf hin, wie berechtigt es von feiten der Justizverwaltung gewesen sei, daß sie zögerte, gegen Duez mit der Strenge vorzugehen, da er lange Zeit mit dem Gericht zusammen gearbeitet hat und dessen Vertrauen verdiente. Später hätten seine, Briands. Nachforschungen gezeigt, daß Duez mehr ein übermüdeter und von seiner Aufgabe ver brauchter, als ein schuldiger Mensch sei. Als aber die Unregelmäßigkeiten Duez' an den Tag gekommen waren, habe er, der Minister, nicht gezögert, mit Strenge vorzugehen, ohne Rücksicht auf die bevor stehenden Wahlen oder andere Umstände, lediglich im Interesse der Gerechtigkeit und ohne Rücksicht dar auf, welcher Skandal daraus entstehen könnte. Im übrigen seien unter allen Regierungen Skandale vorgekommen, trotz aller Mühe der Regierungen, solche zu unterdrücken. Nunmehr werde die Justiz ihren Weg gehen bis ans Ende und nachforschen, ob sich andere Liquidatoren durch Fäl schung von Liquidationen Vorteile verschafft hätten. Briand schloß mit der Erklärung, daß er Abstim mung verlangen werde über den Eesetzent wurf betreffend die Liquidation der Güter der Kongregationen, den er 1908, als er das Justizmini sterium übernahm, einaebracht habe. Daraus wurde die Sitzung bis Montag vertagt. Paris, 12. März. (Tel.) Die Beratung der Interpellation, betreffend den Duez- skandal, wird am Montag in der Kammer fortgesetzt werden. Es hat sich noch eine ganze Reihe Redner zum Wort gemeldet. Es ist vorläufig nicht vorauszusagen, welches Resultat die Debatte haben wird. Die politische Lage ist nicht ganz klar. Eine Ministerkrifis ist nicht unmöglich. Ehiesas Duellkomödie beendet. Rom, 12. März. (Tel.) Die Komödie der Massen» duelle ist beendet. Chiesa hat sich mit dem General Prudent versöhnt. Ferner wurde das Duell mit Morando durch ein freundschaftliches Protokoll beigelegt. — Komödianten! Streikunrnhen in Frankreich. St. Etienne. 12. März. (Tel.) Die Lage im Streikgebiet von Chambon-Fougerolle hat sich gestern bedeutend verschlimmert. Die Aus sichten auf eine friedliche Beilegung der Differenzen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern sind völlig ge schwunden. Namentlich sind es die ausländi schen Arbeiter, die eine Einigung un möglich machen. Diese zogen gestern in dichten Trupps vor die Wohnhäuser einzelner Arbeitgeber und veranstalteten Radauszenen. Abends zogen die ausländischen Arbeiter vor das Wohnhaus eines besonders unbeliebten Arbeitgebers und steckten es inBrand. Gendarmen und Dragoner hatten große Mühe, die Streikenden zurückzudrängen. Mehrere Revolverschüsse wurden aus dem Zug der Streikenden gegen die Gendarmen abgefeuert: glücklicherweise wurde niemand verletzt. Der Polizeipräfekt war an Ort und Srclle. Tsgeschrmilk. Aufgehobene Spielhölle. Prag, 12. März^ (Tel.) Die Polizei hob hier gestern rm „CafSSport" eine Spielhölle auf, rn welcher zahlreiche Personen ansehnliche Summen verspielten. Unter den Verhafteten befindet sich auch der ehemalige bekannte Bankier Janisch. Wie es heißt, wurde mit falschen Karten gespielt. Bergsturz. Linz, 12. März. (Tel.) Beim Bahnbau Linz- Seifen hat ein durch das letzte Hochwasser verursachter Bergsturz bedeutenden Umfang angenommen. Die rutschende Bodenfläche ist 100 Meter groß. Bon Räubern ermordet. Warschau, 12. März. (Tel.) Aus dem Gute Domaniowice überfielen nachts 20 bewaff nete Räuber das Eutshaus. Der Besitzer, ein starker Mann, verteidigte sich lange mit einem Stock, bis er schließlich erschossen wurde. Auch seine Schwester wurde erschossen, während sein Nesse tödlich verwundet wurde. Die Täter raubten das Haus aus und entkamen. Theater, Sanft und Mllenlchaft. Line venezianllche Komöüte. Man schreibt uns aus Braunschweig: Per Hallström, der fleißige schwedische Novellist und feine Stilist, hatte offenbar das Bedürfnis, das allen Schriftstellern eigen sein soll, auch einmal auf dem hohen Kothurn einherzuschreiten. Der glänzende Er folg seiner Novellen und seiner frisch geschriebenen Rcrseskizzen hat ihn offenbar nicht ruhen lassen und ihm die Feder in die Hand gedrückt, es auch einmal mit dein Ruhme des Dramatrkcrs zu versuchen. All zureichlich ist seine Produktion auf diesem Gebiete freilich nicht gewesen. Ob ihm die Grenzen seiner Begabung rechtzeitig zum Bewußtsein gekommen sind? Zu seiner Ehre sei es angenommen. Denn was das Braunschweiger Hoftheater seinen Besuchern als Probe Hallströmscher dramatischer Kunst vorletzte, war nicht dazu angetan, dem Dichter den Titel eines Dramatikers beizulegen. Es war das von Marie Franzos ins Deutsche über tragene fünsaktioe Lustspiel Per Hallstrüms „Erne venez anische Komödie", die hier ihre deutsche Uraufführung erlebte Und die auch wohl die einzige bleiben wird. Die Idee, die dieser drama- iisierte Novelle — um eine solche scheint es sich nämlich nach dem ganzen Eindruck zu handeln — zugrunde liegt und die als Novelle verarbeitet unzweifelhaft alle Reize der Hallströmschen Schriftstellerkunst zeigen würde, ist ganz niedlich: Zwei junge Haus frauen, Haus an Haus, Garten an Garten wohnend, ertappen ihre Gatten auf verbotenen Pfadey, denn beide sind der schönen Nachbarin mehr zugetan als der eigenen Gattin. Die beiden Frauen, im gegen seitigen Einverständnis, beschließen, das Spiel weiter zu treiben, um schließlich, wenn beider Liebestollheit den Höhepunkt erreicht Kat, die Rollen zu wechseln und im Dunkel der Nacht die beiden liebegirrenden Sela- done a<i sd-nivkinrn zu führen. Der Trick gelingt — gelingt nicht ganz. Als beide in den fremden Garten, um dort die verbotene Frucht ni naswen, eingestiegen sind, wird das Tete-a-tete gestört. Die Wache findet auf der Grenze beider Grundstücke einen erstochenen Jüngling. In einem der beiden Häuser muß der Mörder wohnen. Die Wache stürmt hinein und findet die beiden, aber jeden in dem Hause des andern, die beide ihrerseits nicht wissen, daß der andere auf »er botenen Wegen wandelte. So entsteht ein Wust von Verwicklungen, die in der Erzählung vielleicht über sichtlicher bleiben, auf der Bühne aber so ineinander greifen, daß sie verwirrend wirken. Lange, ermüdende Szenen sind nötig, um den Knäuel wieder zu lösen, so daß der Schluß des Abends eine entschiedene Ab lehnung der recht unlustigen Komödie bildete. Hall ström kein Dramatiker, das bewies die Aufführung aufs deutlichste. Er schlingt die Fäden seiner Hand lung so unentwirrbar, daß er kaum selber das Ende finden kann, und statt aut dem kürzesten Wege zum Ziele zu eilen, leistet er sich noch allerlei sentimentale Einfügungen, die die Länge des Stückes nur noch langweiliger machen. Das Schicksal des Abends, der literarisch ganz interessant sein mochte, konnten auch die tüchtige Darstellung und die glänzenden Bühnen bilder nicht retten. O. 8. * * Die Berliner Große Oper. Aus Berlin, 12. März, wird uns telegraphiert: Die Gründung der Großen Oper unter der künstlerischen Lei tung von Angelo Neumann ist gestern nota riell vollzogen. * Eine neue lyrische Oper. Aus Brüssel wird uns geschrieben: Die Brüsseler Oper, das Theater de la Mvnnaie, brachte eine dreiaktige lurische Oper zur Uraufführung. Das Werk betitelt sich ,,Eros Vainqucur", und es liegt ihm ein überaus poetischer Text des Franzosen Jean Lorrain zu grunde. Die Musik schrieb der Pariser Komponrst Pierre de Bräville, ein Schüler von Cesar Franck, der erst im vorgerückten Mannesalter zur Opernkomposition überging: bis jetzt hatte er sich nur als Lieder- und Kammcrmusikkomponist einen Namen gemacht. Das Wertvollste an dem Werk ist das Libretto. Eros ist nicht als Symbol, sondern als eine Stimmung aufzufassen, der sich ungestraft nie mand wieder entziehen kann. Die Beweisführung ver legt der Dichter in die Zeit der ita lienischen Friihrenaissance, in die prangen den Gärten eines Königsschlosses, aus denen zwei Königstinder den Lockungen Eros' willig folgen. Die dritte Prinzessin aber, die von der Liebe zig die Versteigerung der berühmten Stechow- Engelmannschen Chodowiecki-Samm lung, die bedeutendste Chodowiecki-Auktion, die je stattgefunden hat und auf die wir früher schon hin- wiesen. Ende der Woche versteigert dieselbe Firma eine wertvolle Sammlung von Kupferstichen alter Meister. * Internationale Mufikgesellschast. In der letzten Sitzung der Leipziger Ortsgruppe behandelte Herr Stephan Krehl, der geschätzte Theorie- und Kompositionslehrer am könrgl. Konservatorium der Musik das Thema: „Beobachtungen über mu sikalische Improvisation." Herr Krehl stützte sich in fernem Vortrage auf eigene Erfahrungen, die er sich in seiner langjährigen Praxis als Kompo sitionslehrer erworben hat. Grundlegende Fragen über die Methodik und den Aufbau des Kompo sitionsunterrichtes wurden erörtert. Insbesondere wies Herr Krehl hin auf die eminente Bedeutung der Pflege der Improvisation, eine Kunst, die be sonders rm 18. Jahrhundert in hoher Blüte stand und auch im 19. Jahrhundert noch bedeutende Ver treter hatte, wie z. B. Rubinstein^ Lrszt, die aber in un sein Tagen so gut wie ganz ausgestorben zu sein scheint. Solche und noch viele andere Fragen beleuchtete und klärte der Redner in seinem gewandten und inhalts reichen Vortrag. Herr Professor Dr. Prüfer hatte schon bei Beginn der Sitzung die Verdienste Krehls als Lehrer, Komponist und Schriftsteller gewürdigt. Zu erwähnen sind noch die äußerst dankenswerten, den Abend einleitenden Klaviervorträge des Herrn Berthold, der Werke von Seb. Bach. PH. E Bach, K. H. Graun, Paradisi und Krebs zu Gehör brachte. * Peary. Aus Christiania wird gemeldet: Der Professor der Astronomie an der hiesigen Universi tät. Geelmuyden, erklärte einem Mitarbeiter des „Astenposten", daß er mit dem Unterausschuß des amerikanischen Marinekomitees darin vollständig übereinstimme, daß keine Anerkennung Pearys stattfinden dürfe, ehe seine Observationen und sein anderes Material oorgeleqt und untersucht seien. Bei seiner Rückkehr aus der Polargegend habe Nansen seine Observationen sofort einem Observato rium vorgelegt. Solange dies von Peary nicht ge schehen sei, sei ein wohlbcgründetes Urteil über seine Leistungen unmöglich. nur ganz unvollkommene Vorstellung hat, wird von Eros verschmäht und büßt dies mit dem Tode. Die Mufich zu einem solchen Gedicht mußte natürlich voll ständige Stimmungslyrik sein, und diese hat ja in der neufranzösischen Schule der Debussy und Vincent d'Zndy ihre stärkste^ und befähigtsten Vertreter. Pierre de Breville, der Komponist von „Eros Vain- queur", ist sicher einer der besten Vertreter des musi kalischen Impressionismus: sein Werk ist melodien reich und bringt die verschiedenen Stimmungen voll zum Ausdruck. Allerdinys allzuviel Ideen enthält die Partitur nicht, auch überwuchern sehr oft Lyris men und nicht selten offenbart sich eine Redseligkeit, deren Absicht verstimmen muß. Auf einen Akt zu sammengedrängt hätte das Werk bleibenden Wert haben müssen. Ohne Anleihe geht es so nicht ab: sogar Richard Wagner wird herausbeschworen, und im letzten Akt drängen sich die Reminiszenzen aus „Tristan und Isolde" in geradezu aufdringlicher Weise hervor. Aber trotz dieser Mängel wird „Eros Vain- queur" sich durchsetzen. Hier hat der Komponrst dank einer ganz vorzüglichen Aufführung einen schönen Erfolg erstritten. ck. Vk. ' Di« Königliche Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften zu Erfurt erklärte nach einem eingehen den Vorträge von Professor Schubring Uber die Frage: „Festlegung des Ostertermins oder allgemeine Kalenderreform?" ihre Zustimmung zu folgenden drei Thesen: 1) Die Königliche Akademie der gemein nützigen Wissenschaften zu Erfurt erklärt ihre Zustim mung zu den Bestrebungen, das Schwanken des Oster festes einzuschränken. 2) Die Akademie empfiehlt in Uebereinstimmung mit dem Vorschläge des Herrn Ge heimen Regierungsrats Professor Dr. Förster zu Ber lin die Festlegung des Osterfestes auf den Sonntag nach dem 4. April, weil diese mittlere Lage des Oster festes am besten geeignet ist, die Interessen von Han del und Gewerbe, Schule und Kirche gleichmäßig zu befriedigen. 3) Eine weitergehende Reform des Kalenders hält die Akademie wenigstens zurzeit nicht für empfehlenswert. Die Akademie hat diese drei Thesen mit einer kurzen, namentlich auf die zweite These bezüglichen Begründung dem Kultusminister übersandt. * Ehodowiecki-Auktiou. Am kommenden Dienstag beginnt bei der Firma E. E. Boerner in Leip
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite