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Anzeiger. Amtsblatt des Mttgl. BezirlSacrichtS Md des Roths der Stadt LeW». W 81. den 22. März. 18KS. Bekanntmachung. In der fünften Bürgerschule (Schletlerstraße) befindet sich von heute an eine der neu eingerichteten Lag- und Nachtfeuerwachen« Leipzig, den 18. März 1865. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Koch. Schleißner. Wasserleitung und Springbrunnen. Bei hoffentlich bald eintretender milder Witterung werden voraussichtlich auch die Arbeiten an unserer Wasserleitung wieder kräftig in Angriff genommen, und da mit Recht unsere ganze Be völkerung ein lebhaftes Interesse an diesem großen städtischen Unternehmen hat, so wird es gewiß Vielen angenehm sein zu erfahren, daß man beabsichtigt, noch in diesem Jahre einen bedeu tenden Theil desselben der Benutzung des Publicums zu übergeben. Um so mehr muß man sich wundern, daß von unserer verehrlichen Behörde noch immer mit der Veröffentlichung des betreffenden Tarifs zurückgehalten wird, denn noch weiß zur Stunde Nie mand, wie und auf welche Weise der künftige Wasserbedarf dem Privaten überlassen werden soll. Dieser Umstand möge eS ent schuldigen, wenn Einsender sich erlaubt, diese Angelegenheit hier öffentlich zu berühren, denn die Privatabnehmer können und wer den sich nicht entschließen, Wasserleitungen in ihre Häuser zu legen, bevor der Tarif hierzu endgültig von Rath und Stadtverordneten festgestellt ist. Da es aber rm Interesse der Bevölkerung und der Stadtcasse jedenfalls liegt, die Anmeldungen zu diesem Zweck recht zahlreich zu sehen, so kann nur eine baldige Bekanntmachung darüber die Zweifel lösen, die der Einzelne empfindet, bevor er sich entschließt, die nicht unbedeutenden Kosten der Einrichtung auf zuwenden. Wenn immerhin erfahrungsmäßig eine Anzahl Jahre vergehen, ehe eine solche wohlthätige Einrichtung sich einbürgert und das bedeutende aufgewendete Capital nur einigermaßen sich verzinst, so sollte man um so mehr den Reiz der Neuheit benutzen, um denselben zum Vortheil der Stadtcasse möglichst auSzubeuten und dadurch anfänglich mindestens einen Theil der Capitalverzinsung zu erlangen. Nach der Veröffentlichung des Tarifs wird sich erst zeigen wie jeder Hausbesitzer seine Rechnung sich macht, mit seinen Ab- miethern Rücksprache nimmt und sich zur Aufwendung der Kosten entschließt; aber so lange dieser Tarif nicht endgültig feststeht, wird immer ein gewisses Mißtrauen in den gebotenen Vortheil sich mischen und die Wenigsten werden sich beeilen, gleich anfangs die betreffenden Rohrleitungen in die Häuser zu legen. Steht dagegen das jährlich zu bringende Opfer fest und ist es ohne zu große Belastung möglich , sich die Wohlthat der Wasserleitung zu ver schaffen, so wird die Erfahrung lehren, daß zu den bereits erfolgten Anmeldungen zur Wasser-Entnahme noch Viele sich entschließen, die sich aus obigem Grunde bisher passiv verhielten. Noch ein nicht unbedeutender Uebelstand liegt in dieser Ver zögerung, nämlich daß die ausführenden Gewerbtreibenden die sich dann wahrscheinlich häufenden Aufträge gar nicht bis zu dem Zeit punct der Eröffnung bewältigen können, Mangel an Arbeitern kann die Arbeit vertheuern und da bei den bevorstehenden großen Bauten von Eisenbahnen rc. rc. voraussichtlich bedeutende Arbeits kräfte werden in Anspruch genommen werden, so wird der Mangel an Arbeitern empfindlich und störend auf die vielen kleinen Auf träge wirken, die Vollendung zu rechter Zeit verhindern oder gar unmöglich machen. Aus diesen Gründen spricht Einsender den Wunsch aus, daß eS unsrer verehrl. Behörde gefallen möge, die näheren Bedingungen des Tarifs mit unfern Herren Stadtverordneten recht bald zu vereinbaren, damit jeder die näheren Bedingungen kennen lerne, die nicht ohne Einfluß auf seinen Entschluß bleiben werden. Wir wissen Alle, welche Ueberhäufung von Geschäften unser verehrl. Stadtrath zu überwinden hat; möge es ihm gefallen, diesen Gegenstand als vorzugsweise nothwendig recht bald zu erledigen. — Schließlich erlaubt sich Einsender noch mit einigen Worten an- »udeuten, daß die Bewohner Leipzigs, welche bei der großartigen städt. Anlage der Wasserleitung Alle mehr oder weniger interesstrt sind, gewiß wünschen, daß bei der speciellen Ausführung neben dem Nützlichen auch dem Schönen und Angenehmen so weit möglich Rechnung getragen werde. Einsender meint damit die gewiß ins Auge gefaßten Springbrunnen auf öffentlichen Plätzen, und ohne sich anzumaßen, unsrer umsichtigen Behörde einen Rath zu ertheilen, gestattet er sich in Beziehung darauf seine Ansicht auszusprechen. Man soll vor Allem bei solchen An lagen die Zersplitterung der Wasserkraft vermeiden und die 2 Bassins mit dürftigen Wasserstrahlen, — wie solche auf den beiden Hälften des AugustuSplatzes projectirt sein sollen — lieber in eine große Fontaine verwandeln, diese in die Mitte der Fahrstraße legen und mit Ausbiegung der Straße von 8 oder 10 Ellen um das Bassin herum, einen wahrhaft groß artigen Anblick schaffen, ähnlich wie in Paris auf dem klaes 6e I» Ooueoräs. ES würde dies den Vortheil bieten, daß man sowohl vom obern Theil der Grimma'schen Straße als auch von der IohanniSkirche her diese anmuthige Unterbrechung vor Augen hätte, abgesehen von dem pecuniären Vortheil, daß die Röhren legung keinen kostspieligen Aufwand weiter erfordern würde. Dieser Vorschlag stimmt auch zu den praktischen Ansichten unsres Stadtverordneten-CollegiumS, welches schon beim Theaterbau mit Recht die Voraussetzung aussprach, unfern unschätzbaren Meßplatz in seiner Benutzung nicht zu verringern. Dies müßte in weit auffallenderer Weise geschehen, wenn man vor dem Museum und vor dem Theater je eine Fontaine errichten wollte, denn damit fiele die ganze Budenreihen - Eintheilung zusammen und in der Oster- und Michaelis-Messe (denn im Winter gehen keine Springbrunnen) würde man den Fremden und Einheimischen auf 2 Monate den herrlichen Anblick ganz entziehen, ja wegen der versteckten Lage nicht einmal frevelhaften Muthwlllen verhindern können. ES bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß bei diesem Vor schlag der lebhafte Wunsch, in unfern herrlichen Parkanlagen, z. B. hinter dem Museum und vor der Schillerstraße, auf deren schönen Rasenflächen ähnliche landschaftliche Zierden anzubringen, durchaus nicht ausgeschlossen ist, und wir dürfen von unsrer alles Angenehme und Nützliche fördernden Behörde überzeugt sein, daß sie dem stillen Verlangen vieler Tausende von Einwohnern, so weit möglich, sicherlich Rechnung tragen wird. — Ein Bürger. Aebrr die Kennzeichen des Beginns der Wnth- krankheit bei Hunden. Die in der letzten Zeit mehrfach vorgekommenen Fälle von Wuthkrankheit der Hunde haben dem Vernehmen nach die StaatS- regierung zur Verordnung von Maßregeln zum Schutze des PublicumS gegen wuthkranke Thiere veranlaßt; nichts destoweniger erscheint eS nun als Pflicht der Presse, auch ihren Theil dazu bei- zutragen, die Kennzeichen dieser entsetzlichen Krankheit der Hunde im Publicum zu verbreiten. Bei den meisten, selbst den gebildetsten Menschen, trifft man in Hinsicht der Merkmale, unter denen ein Hund der Wuthkrankheit verdächtig erscheint, auf eine vollständige Unkenntniß und gerade in dem Beginn der Wuthkrankheit ist die Umgebung, die Familie, zu der ein erkrankter Hund gehört, Ge fahren auSgesetzt, deren Tragweite sich nicht immer bemessen läßt; Thatsache ist es wenigstens, daß die meisten Menschen innerhalb der Behausung von tollen Hunden gebissen worden.