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Anzeiger m» Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung. 28. Dienstag, den 8. April 1851. Vermischtes. Folgende recht anschauliche Schilderung des Londoner Industrie- Ausstellungsgebäu des wird sicher unsern Lesern nicht unwillkommen sein. Der Krystallpalast ist von einer Ausdehn ung, wie vielleicht kein Gebäude in Europa. Be denkt man, daß dieses riesige Haus bloS aus GlaS und Eisen gebaut ist, und man bei der ge ringen Dimension der Eisenstäbe eigentlich blos das Glas sieht, so begreift man, welch einen wunderbaren Eindruck cs machen muß,. Langt man von der Favade an, so steht man das Haus vor Glas vor sich, von welchem im Alterthume Drusus geschwärmt hat. Bor dem Palaste stehen Fiaker, Verkäufer von allerlei Dingen, worunter namentlich kleine Brief-Enveloppes, in denen sich Abbildungen des Industrie-Ausstellungsgebäudes befinden. Durch einen glücklichen Zufall hatte ich Jemanden gefunden, welcher einen der In spectoren, einen Kapitän, genau kannte; und da der Eintritt dem Publikum untersagt ist, so war es mir nur dadurch möglich, meine Neugierde zu befriedigen. Man gab uns Eintrittskarten, die wir den zahlreichen Konstablers, welche sich im Innern des Gebäudes befanden, vorzcigen muß ten. Es macht einen eigenen Eindruck, mitten unter diesen Borarbciten zu einer Ausstellung her- umzugehcn, welche die Industrie aller Völker ver treten wird. Wohin das Auge blickt, auf allen Galerien, im Qucrschiffe, das die Mitte des Ge bäudes bildet, und in allen einzelnen Abteilun gen des riesigen Saales wird gezimmert, getäfelt, augestrichen, abgcladen, gepumpt, aufgestellt, ge klettert, gesäubert, und dabei herrscht eine Tod, tenstille, indem cs den Arbeitern verboten ist, zu reden. Der Fußboden des Gebäudes ist noch nicht fertig, er wird einige Fuß über der Erde sein, um durch Löcher, die an ihm angebracht find, Staub und Schmutz wegzusäubern. Gleich beim Eintritt in den Vorsaal der Ausstellung, zü dessen beiden Seiten sich Bureaus befinden, wird man durch die Großartigkeit des Eindrucks über rascht. Zur rechten Seite erblickt man beim Ein gang eines Zimmers die Aufschrift: „Elektrischer Telegraph"; ich fragte über die Richtung dieses Telegraphen, und erfuhr, daß er blos für das Ausstellungsgebäude bestimmt sei, und nach allen Theilen desselben führe. Wir traten unsere Wan derung an. Schon im Vorsaal fanden wir einen großen starken Baum, der aber von einer großen Leinwanddecke umhüllt ist, und zu meinem Erstau nen sah ich beim Eintritt in den Saal selbst an vielen Stellen desseMn'Ääume, die mitten unter dieser feenhaften Pracht einen störenden Einfluß machten. Mein Führer klärte mich darüber auf. Die Engländer halten so viel auf ihre Parks, die ihnen ihr trübes London verschönern, daß sie der Commission der Industrieausstellung nicht die Erlaubniß gaben, die Bäume, die sich auf dem zur Exposition genommenen Wiesenplatz befanden, zu fällen. Alles erhob sich dagegen und nur nach langem Bitten und Drängen und nachdem sich die Königin selbst dafür verwendet hatte, wird man nun mindestens die Gruppe von Bäumen, die sich noch jetzt dem Eingänge gegenüber befin de», fällen. Alle übrigen Baume bleiben und neben ihnen werden Ersrischungssäle angebracht, in denen man daher mitten unter Bäumen sitzen wird. An vielen Stellen des ungeheuren Saales find außerdem Springbrunnen angebracht, und da we gen der durchsichtigen GlaSdecke und Glaswände des Gebäudes gar kein Schatten vorhanden ist, so übersteht man Alles mit einem Blicke und glaubt sich im Freien. Das Eisenwerk, welches die Glä ser mit einander verbindet, ist hohl und dient zn Ableitungsröhrcn für den Regen, der aus da»' Gebäude fällt, zu Gasleitern und dergleichen mehr. Die Lüftung des Gebäudes geschieht auf eine sehr scharfsinnige Weise, indem unaufhörlich frische