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Anzeiger »n» Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. Wochenschrift zur Belehrung und Nuterhaltung. M 24. DImfta,, dm SS. Mi,z 1851 Lob der Dose. Nicht Mammon's Schätzen will ich heute singen. Auch nicht dem Ruhme, der Nnsterl'lichkeit, Nicht holden Frauen meine Huld'gung bringen. Und nicht der ersten Liebe gold'ncn Zeit; Doch einer Freundin soll mein Lob ertönen. Die treu bewährt in Freuden sich und Leid, Zwar keiner jungen, hoffnungsvollen Schönen, Der Dose nur — ihr sei mein Lied geweiht! Wohl überall sieht man sie gern begrüßen. Sie nahet oft in zierlicher Gestalt; Groß ist die Zahl der Freunde, die erschließen Die Pforten ihrem inneren Gebalt. Wann mürrisch wir ob unserm schicksalsloose. Wann Gram und Mißmuth tückisch uns beschleicht. Dann schnell zu unserm trauten Schatz, der Dose, Nur eine Prise — und die Grille weicht. Wann uns oft lästern der Verläumdung Zungen, Und wir von treuen Freunden sind verkannt. Wann Hymen's Bande drückend uns umschlungen. Da wir an Weiberlaune stets gebannt; Wann wir das Gute seh n ost unterliegen — Nur schnell die Trostesspenderin zur Hand, Und eine Prise dann in vollen Zügen — Die Welt vergessend, ihren eitlen Tand, Wann an des Forschens allgewalt'gen Schranken Gescheitert oft der Mann der Wissenschaft, Und wann an großen, herrlichen Gedanken Der rege Geist des Denkers schier erschlafft: Dann muß die Dose neuen Aufschwung spenden, Nur eine Prise — und es schwingt der Geist Sich kühn empor, er sieht das Werk vollenden. Das Ruhm und Lorbeer» sicher ihm verheißt. Wie oft, wann Freunde wir nicht aufgefunden. Wann wir uns fremd in der Gesellschaft sah'n, Wo Langeweile wir gar bald empfunden. Brach sie allein der Unterhaltung Bahn! So find die Stunden heiter hingeflpffen; Geselligkeit gab überall sich kund; Za, durch die Dose ward schon ost geschloffen Kür'S Leben mancher traute Freundschaftsbund. O lächelt nur, ihr jungen, schönen Damen Ob dem der Dose so geweihten Spruch; Shr kennt sie Alle wohl nur nach dem Namm, Obgleich es Schnupferinnen gibt genug! Doch seid vielleicht auch ihr einst einverstanden Mit meines Lobes lvrischem Erguß: Dann pflegt mit euern Herzens-Anverwandten Nicht allzusehr dem lieblichen Genuß! Darum ihr Schnupfer alle naht mit Freuden Und stimmet ein in der Begeisterung Drang: Der trauten Freundin stets in Freud' und Leiden, Der Dose, töne unser Lobgesang! Und naht von euch, ihr wcrthen Freunde, Einer, Willkommen mir, in Blouse oder Frack; Nur aber offerir' mir jemals Keiner Den Schnupftabak aus seinem Westensack! Frankfurt. Vermischtes. Dresden, 21. März. Das Ministerium des Innern hat folgende Verordnung an sämmtliche Polizeibehörden erlassen: In der ersten Sitzung der gegenwärtig hier versammelten Ministerconfe- renz haben sich nach Inhalt des veröffentlichten Protocolls über jene Sitzung alle Theilnehmer an der Conserenz zur strengsten Geheimhaltung dessen, was dort besprochen und verhandelt werden wird, verbunden. Hieraus entsteht auch für die königl. sächsische Staatsregierung die Pflicht, nicht nur selbst jenem Beschlüsse nachzugehen, sondern auch allen von unberufenen Seiten kommenden, jenem Beschlüsse zuwiderlaufenden Veröffentlichungen mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln entgegenzu treten. Als eine solche völlig unberechtigte Ver öffentlichung. ist aber eine, neuerdings bei Veil und Comp. in Berlin unter dem Tittel: „Die Dresdener Konferenzen. Mit Urkunden" erschie nene Broschüre, in welcher ein Theil der Confe- renzacten abgedruckt ist, unzweifelhaft anzusehen. Das Ministerium des Innern findet sich daher veranlaßt, den Vertrieb jener Schrift innerhalb LeS Königreichs Sachsen zu verbieten, und. ver ordnet deshalb an sämmtnche Polizeibehörden des Landes, dieselbe überall, wo sie sie vorfiyden,