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Anzeiger und Eibebintt für , i Riesa, Strehla und deren Umgegend. Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung. 105. Dienstag, -en 31. December 1850 Riesa, den 28. December. Zum Schluffe des Jahres ist cs wohl nicht unangemessen, wenigstens einen flüchtigen Rück blick auf die Wirksamkeit einiger wohlthätiger Ver eine in hiesiger Stadt zu thuu. Halten wir doch solche Mittheilungen für die schönsten Ehrendenk mäler einer Gemeinde. Denn verdient cs schon ein hohes Lob, wo die vorgeschricbenen Gesetze treu befolgt und die anbefohlenen Leistungen wil lig entrichtet werden, so ist es doch noch weit hoher anzurechnen, wenn neben solcher Pflichter füllung auch aus freier Uebereinkunft Opfer für gemeinnützige Zwecke nicht gescheuet werden. Und wahrlich, in dieser Beziehung ist auch im ver gangenen Jahre unter uns nicht Weniges ge schehen. Damit soll nicht gesagt sein, daß für den Wohlthätigkeitssinn nichts mehr zu thuu übrig wäre. Mochten vielmehr diese Zeilen nicht nur dazu beitragen, diejenigen, welche am vollbrach ten Guten sich erfreuen können, zur Beharrlich keit in dem begonnenen Werke zu ermuntern, son dern auch Manchen zur Theilnahme anzureae», der bisher solchen Unternehmungen fern blieb! Wir erwähnen zuerst, was der hiesige Frauen« verein gcthan hat. Das Wichtigste ist jeden falls, daß er durch die Arbeitsschule auch im vergangenen Jahre Kinder nützlich beschäftigte, die sonst wohl größtentheils durch müßiges Umherlau fen und Betteln sittlich verwildern und Andre be lästigen würden. 36 Mädchen wurden mit Nähen und Stricken, 20 Knaben mit Strohflcchten und Fertigen von Briefcouverts unter sorgsamer Auf sicht beschäftigt. Erfreulich ist es, daß im ver gangenen Jahre mehr Bestellungen im Weißnähen und Stricken von Strünlpfeu eingegungen sind wie früher. Wir finden darin ein Zeugniß, daß man mit den Arbeiten zufrieden war, die wohl auch kaum anderwärts billiger gefertigt werden können. Uebrigens sind im Locale der Arbeits schule fortwährend Hemden, Vorhemdchen und Strümpfe in verschiedenen Größen zum Verkaufe vorräthig. Die Stroharbeitcn der Knaben haben immer schnellen Abgang gesunden. Könnte ein größeres Local erlangt werden, so würden auch noch mehr Knaben auf mannichfaltigere Weise be schäftigt werden können. — Sämmtlichen Kindern der Arbeitsschule wurde auch dieses Jahr in dem von der leider so früh verstorbenen Madame Schu bert unentgcldlich überlassenen Saale eine schöne Bescheerung zugerichtet. Eine besondere Samm lung von Geld so wie von Kleidungsstücken hatte es möglich gemacht, den vom Vereine bestimmten Geschenken noch reichliche Gaben beizufügen. Pas sende Lieder und eine ernste Ansprache gaben der Feier eine höhere Weihe. Zu bedauern war, daß so viele Mitglieder des Vereins sich selbst den Genuß versagten, die Freude der beschenkten Kin der zu beobachten. Von Anfänge des Jahres bis Ostern wurde durch den Frauenverein auch wöchentlich zweimal Suppe an Arme vertheilt, was bei der strengen und anhaltenden Kälte gewiß eine große Wohl- that war. Damit hat in diesem Winter gar kein Anfang gemacht werden können, weil es der Stand der Vereinscasse nicht zuläßt. Möge daher die Theilnahme, welche der Frauenverein bisher gesunden hat, immer mehr zunehmen, damit er künftig seine volle Wirksamkeit wieder bethätigen könne! (Wird fortgesetzt.) Politische Brocken. Dresden, 26. Dec. Der wegen seiner Be theiligung an den Maierrignissen v. I. in Unter- suchung befangene, aber seit fast anderthalb Jah ren aus der Haft entlassene Buchhändler Bromm» ist seit einigen Wochen wieder eingezogen; da» Urtheil erster Instanz hat ihm 5 Jahre Zuchthaus