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Anzeiger »>» Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung. 103 Dienstag, den 24. December 1850. Politische Brocken. Dresden 21. Dec. In der heutigen Sitz ung der l. Kammer erhob sich Herr Staatsmini ster vr. Zschinsky, um in Bezug auf die Demo- biliflrung der Armee eine erfreuliche Mittheilung zu machen. „Ich habe heute vor acht Tagen", begann der Herr Staatsminister, „der zweiten Kammer eröffnet, daß, nachdem die königl. preu ßische Regierung beschlossen habe, eine allmälige Entwaffnung eintreten zu lassen, auch die sächsische Staatsregierung eine gleiche Maßregel ausführen werde. Diese Mittheuung hat damals der hohen ersten Kammer nicht gemacht werden können, weil selbige an jenen und den darauf folgenden Tagen keine Sitzung hielt, der Beschluß der Staatsre gierung aber sofort allgemein und daher auch den Mitgliedern dieser Kammer bekannt ward. Als bald nach gefaßtem Beschlüsse hat nun das Kriegs ministerium, nicht bloS wie aus öffentlichen Blät tern zu ersehen gewesen, de» für die nächsten Tage bevorstehenden Verkauf einer nicht unbedeutenden Anzahl von Kommissariats- und Artilleriepferden angeordnet, sondern auch die zur Ausführung der beschlossenen Maßregeln sonst nöthigen Vorbe reitungen getroffen. Jnmittelst ist jedoch auf eine gleichzeitig mit jenem Beschlüsse in Berlin von hier aus erfolgte Anfrage wegen der an der säch sischen Grenze angehäusten preußischen Truppen massen und der Zurückziehung derselben von der Grenze, eine völlig befriedigende Antwort erfolgt. Die Staatsregierung hat hierauf ungesäumt nun mehr die sofortige Beurlaubung, und zwar aller entbehrlichen Mannschaften, beschlossen, und das Kricgsministerium die zu diesem Behuse erforder lichen Verfügungen vom 17. d'. M. bereits erlas sen. In Folge einer gestern in der zweiten Kam mer gestelltn Interpellation habe ich diese Mit« theilung der hohen ersten Kammer machen wollen." Am 12. Dec. verunglückten im Pfannenstie le r Blaufarbenwerk zwei Arbeiter, welche an der Glasmühle beschäftigt waren, am Räderwerke dergestalt, daß sie zermalmt aufgefunden wurden. Wahrscheinlich sind sie beim Anlassen des Wasser unvorsichtig umgegaugen und von dem Werke er griffen, hinabgestürzt. Pirna, 13. Dec. Gestern Abend kam der gewöhnlich um 6 Uhr von Dresden ankommende Personenzug erst E7 Uhr hier an. Die Ursache der Verspätigrmg war durch einen Unfall aus dem Bahnhose in Dresden herbeigeführt worden. ES wär nämlich Nachmittags ein Extrazug herausge fahren und als derselbe zurück kommt und eben im Begriff ist, ins Mafchinenhans zu fahren, kommt die Locomotive zur Bedienung des um ^6 Uhr abgehen sollenden Zuges aus dem Maschinenhause herausgefahren und es erfolgt ein Zusammenstoß, wodurch sogleich ein Tenderwagen zertrümmert und der auf einem Personenwagen befindliche Schaffner sofort auf die andere Locomotive ge schleudert wurde. Glücklicherweise sind außer ei nigen Quetschungen bedeutendere Verletzungen der dabei befindlichen Personen nicht vorgekommen. Pirna, 17.Dec. Heute feierte der auch in weite ren namentlich Kreisen als Augenarzt rühmlichst be kannte vr. H. G. Schmalz sein SOjähriges Doctor« jubiläum. Der Jubilar empfing bei dieser festli chen Veranlassung aus der Hand des Staatsmi nisters v. Friesen nebst einem königl. Handschrei ben das Eomth urkreuz des K. S. Civilver- dienstordens, durch den österreichischen Gesandten, den Franz-Joseph-Orden, und vom Großherzog« von Weimar den Falkenorden. Wenn je Ordens zeichen gerechten Verdiensten zu Theil geworden, so ist dieß hier der Fall, und wir freuen un aufrichtig, daß man an höherer Stelle des aus gezeichneten Mannes gedacht hat. — vr. Schmalz hat feit fünfzig Jahren mehr als 2000 Personen das Augenlicht wiedergegeben, und seine ärztliche Wirksamkeit ist eine überaus erfolgreiche gewesen.