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Anzeiger m,d Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. . c-s.—- d Wocheuschrist z«r Belehrung und Unterhaltung. S4. Politische Brocken. Hamburg. Wegen Kinkels Flucht sind hier Vernehmungen vor dem Criminalgerichte geschehen, vr. Nee, ein Führer der social.-demokratischen Partei, ward in Folge einer Requisits» des Ber liner Polizei-Präsidenten Hinkeldey vernommen, da derselbe hierher berichtet, daß Kinkel sich bei vr. Noe aufhielte. Die Vernehmung blieb, wie sich von selbst versteht, erfolglos, da Kinkel längst London erreicht hat. Kinkel hat wohl Bremen, aber nicht Hamburg berührt, da er nicht ganz sicher in Hamburg gewesen wäre. Von der badischen Bergstraße, 17. Nov. Fast alle Ortschaften, welche zwischen Wein heim, Mannheim und Heidelberg liegen, haben preußisches Militär als Einquartirung, und bei nahe täglich treffen mit der Eisenbahn aus den oberen Theilen des Landes noch neue Truppen ei». Die Befehle zum Abmärsche werden täglich von den Truppen erwartet. — Aus unsere Land leute haben die- kriegerischen Bewegungen in der neuesten Zeit einen (hoffentlich vorübergehenden) sehr nachtheiligen Einfluß gehabt. Der Verkauf von Taback, Hopfen ec. war in einer für den Landmann sehr vortheilhaften Weise im Gange, als mit einem Male die Käufer sich zurückzogen. Es wäre deshalb sehr Wünschenswerth, daß die Gemütber bald beruhigt würden und das frühere Vertrauen und mit ihm Handel und Verkehr wie der zurückkehrten. Von der Oder, 16. Nov. (Statistisches.) Die Mobilmachung der Armee, in Preußen ist gründlich und vollständig. Morgen — sage mor gen — stehen in Preußen 520,000 Mann, da runter 50,000 Reiter, mit 2048 Geschützen größ- tentheils marschfertig; dies sind Linien - Truppen und Landwehr, welche Alle in's Feld rücken, So wie diese Truppen ihre Standquartiere verlassen haben, was überall sofort nach vollständiger Ein kleidung geschieht, werden die Reserve-Regimen« 18S«. ter gebildet, zusammen ungefähr 100,000 Mann, wozu nur 20jahrige Mannschaften genommen wer den. Die Landwehr 2. Aufgebots zusammen 160,000 Mann, ist zur Hälfte einberufen, also 80,000 M.; sie sollen vorläufig die Festungen bestt- zen. Sind die letztcrn eingekleidet, dann werden alle zurückgcstelltcn Mannschaften bis zum 32. Jahre einberusen und cxercirt. Diese bilden nach 8 Wochen ebenfalls Reserve, und werden auf 150,000 Mann geschätzt. Sie sind dazu bestimmt, jedes im Felde stehende Regiment zu vermehren. Also 930,000 Mann werden Ende Januar auf den Beinen sein. Linie, Landwehr 1. und 2. Aufgebot, Reiterei, Artillerie haben ueue Gewehre, neue Uniformen, genug Alles neu bekommen. Kassel, 17. Nov. Die seit einigen Tagen durch die politischen Verhältnisse sichtlich nieder gedrückte Stimmung unserer preußischen Gäste er heiterte sich heute durch die dem Vernehmen nach eingctroffenen kriegerischen Befehle. Die Armee hat ihre Linie weiter ausgedehnt nach Gießen hin, hat auch, ihre Vorposten gegen Fulda weiter vor geschoben bis Neukirchen (wo sich die preußischen und baierischcn Quartiermacher trafen, von denen die letzteren sofort räumten) und scharfe Befehle für dsn Fall eines Konfliktes erhalten. Aus den getroffenen Anorduugen geht hervor, daß sich die Preußen in ihrer dermaligm Stellung jedenfalls zu behaupten gedenken. Gotha, 16. Nov. Koburg und Hildburghau sen werden in den nächsten Tagen durch Preußen besetzt; dieselben werden heute schon in 'Schleu singen erwartet, wo gestern -für zwei Regimenter Quartier angesagt worden ist. Alle Vorräthe von Schießwäffen sind aus Suhl nach Erfurt ge schafft,- sogar die noch in Arbeit gewesenen Flin tenläufe; auch syll die Fabrik aus Sömmerda nach Magdeburg oder Spandau verlegt werden. In Erfurt sollen 15,000 Mann garnisoniren. Die Truppenmärsche haben seit acht Tagen aufgehört, Freitag, den LS. November